Phil & Susan Ershler

Phil & Susan Ershler

Es ist ihre letzte Chance. Die Saison ist zu Ende. Doch Phil hat Problem. Er ist nicht in Topform. Es geht ihm so schlecht, dass er Fehler macht. Sue hat ebenfalls Mühe sich zu motivieren. Doch sie will weiter, um jeden Preis. Es sind nur noch 430 Meter bis zum Gipfel, als feststeht, die beiden schaffen es nicht. Das Paar hat unterschiedliche Empfindungen. Sie redet von Fehlschlag, er ist erfüllt von Stolz, überhaupt soweit gekommen zu sein und auch davon, dass andere des Teams den Gipfel des Mount Everest erreicht haben.

Ein Traum scheint zerbrochen. Es wird Zeit für einen Rückblick. Phil erzählt, wie alles angefangen hat, wie sein Interesse am Bergsteigen erwacht ist. Es ist für ihn eine Möglichkeit mit seiner chronischen Krankheit umzugehen, die eigentliche die Ausübung einer Extremsportart nicht zulässt. Aber Phil liebt die Herausforderung. Er will nicht, dass die Krankheit die Hauptrolle in seinem Leben spielt. Bald verdient er mit Führungen seinen Lebensunterhalt.
Als er die beruflich sehr erfolgreiche und sportliche Sue trifft, glaubt er nicht, dass sie ebenfalls fürs Bergsteigen zu begeistern ist. Doch auch sie liebt die Herausforderung und so schließt sie sich Phil an. Ihr Ziel ist es, zusammen mit ihm die sieben höchsten Gipfel zu erklimmen. Aber zunächst scheint es unmöglich, das zu erreichen.

Abwechselnd beschreiben Phil und Sue ihren Lebensweg, der zunächst unabhängig voneinander verläuft, bis die beiden sich kennen lernen. Dann erzählen beide über ihr gemeinsames Leben und ihr großes Ziel.
Schon das Lesen des Buches kommt einem Abenteuer gleich. Nicht selten klopft das Herz schneller, wenn man erfährt, wie das Leben der beiden sich gestaltet hat und welche enormen Leistungen erreicht wurden.
Es ist ein sehr persönliches Buch geworden. Beide lassen den Leser an ihren Gefühlen teilhaben. Dadurch gewinnt es unglaublich an Tiefgang.
Es ist die Geschichte einer Liebe mit Höhen und Tiefen, wie das Leben sie schreibt.
Das Buch berührt, treibt Tränen in die Augen. Es tröstet aber auch, denn die Autoren zeigen, was man schaffen kann, wenn man nur will, wenn man uneingeschränkt am Leben festhält.
In den Vordergrund gerückt werden die Bergbesteigungen. Der Leser bekommt ein Gefühl dafür, was die beiden treibt und warum sie die Strapazen auf sich genommen haben, die sieben höchsten Berge der Welt zu erklimmen. Die Beschreibungen ihrer Touren sind absolut lesenswert, weil sie aus erster Hand kommen. Man muss sich immer wieder vor Augen halten: Das ist kein fiktiver Roman, sondern die Wirklichkeit.

Rezension von Heike Rau

Phil & Susan Ershler
Dem Himmel ganz nah
Das erste Paar auf allen Gipfeln der Seven Summits
320 Seiten, gebunden
Kosmos Verlag
ISBN: 978-3440114612
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Mein Nachbalkon

Mein Nachbalkon

Auch wer keinen Garten hat, kann Obst und Gemüse ernten. Terrasse oder Balkon machen es möglich. Der Ertrag wird immer klein bleiben, dafür ist der Spaßfaktor aber ausgesprochen groß. Alles, worauf man Lust hat, wird in Töpfen und Kübeln angebaut. Es gibt viele Sorten, die dafür geeignet sind.

Die Autorin beginnt mit dem Gemüse. Sie stellt Salate vor, die gut im Blumenkasten wachsen, zeigt, welche Tomatensorten gerne im Kübel gedeihen. Einen schönen Sichtschutz kann man mit Bohnen und Erbsen ziehen. Sogar Möhren und Kartoffeln wachsen im Topf.

Auch wer Lust auf Kräuter hat, findet die passenden Sorten im Buch. Von Petersilie bis Schnittlauch ist alles dabei. Wer das Besondere mag, kann es mit Sauerampfer und Brunnenkresse versuchen. Sehr dekorativ sieht eine rankende Kapuzinerkresse aus, die sich auch gut als Ampelpflanze macht. Selbst eine Grüne Apotheke mit Zitronenmelisse, Lavendel oder Salbei hat Platz auf dem Balkon.

Wer nur einen Balkon oder eine Terrasse hat, braucht auch nicht auf frisches Obst zu verzichten. Es gibt kleinwüchsige Apfelbäume, die gut in Kübeln wachsen. Schön sehen auch Orangen- und Mandarinenbäumchen aus. Eine gute Ernte versprechen auch Johannisbeeren als Stämmchen gezogen. Sogar der Traum vom eigenen Weinstock lässt sich erfüllen. Wer es exotisch mag, versucht es mit Feigen, Maracujas.

Die Autorin berät umfassend. Sie macht eine Kaufberatung, sodass der Leser sofort weiß, welche Sorten sich für Balkon oder Terrasse eignen. Ausführlich wird beschrieben, wie die Pflanzen zu pflegen sind. Dabei geht die Autorin auch auf Probleme ein, die etwa ein Schädlingsbefall mit sich bringen könnte.
Man erhält als Leser das nötige Wissen, das man braucht, um die Gemüse-, Obstsorten und Kräuter optimal beim Wachsen unterstützen zu können. Auch wenn die Ernte kleine sein wird, so macht es doch ungeheuer viel Spaß, die Pflanzen zu pflegen und zu beobachten. Die Ernte wird entweder sofort vernascht oder aber auch weiterverarbeitet. Im Buch findet man auch gleich die passenden Rezepte von Kräuterquark über Blütentee bis hin zu Estragonessig.
Damit ist das Buch für alle Balkongärtner ausgesprochen empfehlenswert.

Rezension von Heike Rau

Natalie Faßmann
Mein Nachbalkon
Gemüse, Kräuter & Obst
124 Seiten, 100 Farbfotos, 10 Tabellen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN 978-3-8001-5351-0
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Lisa Gardner: Kühles Grab

Lisa Gardner: Kühles Grab

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Bobby Dodge, Detektive der Staatspolizei von Massachusetts wird in der Nacht von seiner Vorgesetzen D. D. Warren aus dem Bett geholt. Für Bobby, eben am Tatort angekommen, werden Erinnerungen an einen alten Fall wach. Auf dem Gelände des ehemaligen Boston State Mental Hospital, wurde eine unterirdische Kammer mit sechs Kinderleichen entdeckt. Eine von ihnen wird anhand eines Anhängers identifiziert.
Annabelle liest in der Zeitung, dass die Polizei glaubt, dass sie tot ist und meldet sich. Sie erzählt von ihrer Familie, ihren Eltern, mit denen sie immer auf der Flucht war. Das Medaillon hat sie ihrer besten Freundin Dori Petracelli gegeben, weil sie es nicht behalten durfte und sie dann wegen eines fluchtartigen Umzuges nie wieder gesehen.
In Verdacht, die Morde begangen zu haben, fallt Richard Umbrio. Auch er hatte ein Mädchen entführt und in eine Erdgrube gesperrt. Sie wurde jedoch gefunden und hat überlebt. Umbrio saß zum Zeitpunkt der späteren Morde im Gefängnis.
Nach und nach finden die Ermittler heraus, warum die Eltern von Annabelle so oft umgezogen sind. Offenbar fürchteten sie um das Leben ihrer Tochter. Möglicherweise musste Annabelles Freundin sterben, weil der Täter ihrer nicht mehr habhaft werden konnte. Der Mörder ist auf freiem Fuß und möglicherweise immer noch hinter Annabelle her.

Es ist sicher kein Vergnügen, einen Krimi zu lesen, in dem kleine Mädchen Opfer eines pädophilien Serienkillers geworden sind. Doch die Autorin spielt nicht um jeden Preis mit den Gefühlen ihrer Leser. Sie setzt das Hauptaugenmerk nicht auf die Opfer, sondern auf die Ermittlungsarbeiten. Und die sind wirklich spannend. Dennoch kommt das kalte Grausen hoch, denn die Aufklärung des Falls gestaltet sich alles andere als einfach. Puzzlestein für Puzzlestein wird mühsam zusammengesetzt. Immer mehr Details kommen ans Tageslicht, aber ohne dass das Buch für den Leser vorhersehbar wird. So wird die Spannung bis zum Ende des Buches gehalten.
Sehr interessant gestaltet sind die Figuren des Buches. Das Ermittlerteam, hier insbesondere Bobby und D. D. sind sehr eigenwillige Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten, die auch mal aneinandergeraten.
Interessant ist auch Annabelle, deren Vergangenheit und wahre Identität lange ein Geheimnis bleibt. Hier tappt nicht nur die Polizei im Dunklen. Annabelle selbst kann keine Auskunft geben. Sie weiß nicht, warum ihre Eltern immer wieder geflüchtet sind und die Identität gewechselt hat. Ihre Eltern können keine Auskunft geben, da sie nicht mehr am Leben sind.
Es gibt Bücher, deren Lektüre ist ermüdend. „Kühles Grab“ dagegen macht munter. Es ist eine Herausforderung für den Leser, selbst zu überlegen und Schlüsse aus den Ermittlungsarbeiten zu ziehen. Die Autorin legt die Fährten geschickt, auch wenn es dem Leser bald so vorkommt, als hätte er keine Chance, denn Fall noch vor Abschluss der Ermittlungen zu lösen. Kurzum, man wird gut und anspruchsvoll unterhalten.

Rezension von Heike Rau

Lisa Gardner
Kühles Grab
Aus dem Amerikanischen von Ursula Walther
360 Seiten, gebunden
Rütten & Loening
ISBN: 978-3352007552
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In 180 Tagen um die Welt

In 180 Tagen um die Welt

Johann Gottlieb Fichtl ist nur ein kleiner Finanzbeamter. Dass er nun auf Weltreise gehen kann, verdankt er einem Gewinn seiner Lotto- und Toto-Tippgemeinschaft. Da das Geld aber nicht für alle reicht, wird ausgelost. Fichtel ist der Glückliche, der auf Kreuzfahrt geschickt wird, mit der Auflage alles Erlebte täglich frisch zu berichten.

Die MS Europa, dieses riesige Luxushotel, beeindruckt Fichtl über alle Maßen. Er fügt sich sofort ein, obwohl er nicht zu den Reichen und Schönen gehört. Auch die Seekrankheit schlägt nur bei den anderen zu, bei im liegt das Unwohlsein an der Doppelportion Jacobsmuscheln und Riesengarnelen. Seine Tischgesellschaft rätselt um seine Identität. Den Aldi-Smoking hält man für eine Verkleidung. Bald redet man Fichtel mit dem Doktortitel an. Er spielt mit, wird zum genauen Beobachter seiner Umwelt. Was er erlebt zwischen Fressgelagen und Diätkost, zwischen dem Nachtleben an Bord und den Landgängen, zwischen Beach-Barbecue und Bayerischen Frühschoppen, zwischen Gottesdienst und PC-Kurs für Anfänger schildert er seinen Freunden zu Hause. Er schickt sogar Fotos, ganz nach Fichtl-Art.

Das Buch ist schon interessant zu lesen. Schließlich muss Fichtl sich in einer für ihn gänzlich unbekannten Welt bewegen. Luxus war ihm bisher fremd. Und auch der Umgang mit privilegierten Menschen, denen er nun näher kommt, als ihm lieb ist, in deren Privatleben er hineingezogen und -gezwungen wird. Und alles spielt sich in dieser kleinen Welt ab, der man nicht entfliehen kann. Dieses aufgesetzte Zusammengehörigkeitsgefühl wirkt komisch. Und Fichtel berichtet darüber in einer sehr trockenen humorlosen Art, die zum Schmunzeln reizt.
Der Schreibstil des Autors ist gewöhnungsbedürftig. Die Tagebuchform ist in Ordnung. Es wird aber nicht in vollständigen Sätzen geschrieben, vielmehr wird sich auf das Wesentliche beschränkt. Der Text wirkt so zusammengeklatscht und strukturlos. Das ist sicherlich beabsichtigt, weil es zu Fichtl passt, liest sich aber schlecht.

Rezension von Heike Rau

Matthias Politycki
In 180 Tagen um die Welt
Das Logbuch des Herrn Johann Gottlieb Fichtl
384 Seiten, gebunden
Marebuchverlag
ISBN: 978-3866480803
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Herr Faustini und der Mann im Hund

Herr Faustini und der Mann im Hund

Es gibt Herrn Faustini zu denken, als seine Nachbarin Frau Gigele ihm eine Botschaft aus dem Jenseits übermittelt. Er soll seine Eingeweide reinigen lassen, so die verstorbene Tante Fine.
Herr Faustini geht bummeln. Im Laden von Susi Kroth findet ein Hund Gefallen an seiner Hose. Der Hund lässt einen Blick in sein Innerstes zu. Herr Faustini entdeckt darin einen Mann. Das regt ihn an, über den Tod nachzudenken. Ob man den alten Mann wohl aus dem Hund befreien kann?
Susi Groth beteuert, dass ihr Hund sich noch nie derartig benommen hat. Er ist sonst ganz lieb. Von dem Mann im Hund erzählt Herr Faustini nichts. Es könnte eine Halluzination gewesen sein. Aber loslassen kann er nicht, so bittet er Frau Kroth um einen Spaziergang mit dem Hund.
Im Bus wird er auf einen Zeitungsartikel aufmerksam. Es geht um Darmreinigung. Da das kein Zufall sein kann, macht Herr Faustini einen Termin bei Dr. Gurgel-Etzel. Die Schwester, die sich seiner annimmt, findet er ganz nett. Die Darmreinigung bekommt ihm allerdings nicht so gut. Er wird immer schwächer. Zwar schafft er alle Behandlungstermine, landet aber dann völlig entkräftet im Krankenhaus und muss wieder aufgepäppelt werden.
Zuhause hat ihn niemand vermisst, weder sein Kater, noch die Nachbarin. Der Hund freut sich, Herrn Faustini wiederzusehen und endlich gelingt die Kontaktaufnahme mit dem Mann im Hund.

Herr Faustini ist anders als andere Menschen. Dass weiß, wer „Herr Faustini verreist“ gelesen hat. Herrlich kleinkariert ist er immer noch, aber vielleicht nicht mehr ganz so kontaktscheu. Die Langeweile hat ihn dennoch voll im Griff, bis er den Mann im Hund entdeckt. Es ist eine absonderliche Begebenheit, die ihn eigentlich vollkommen als Spinner entlarven müsste. Aber nein, seine Bekannten ziehen mit. Der Autor beweist, dass jede Geschichte wahr werden kann, wenn nur alle daran glauben oder vorgeben, daran zu glauben. Manch anderer ist auch nicht der, der er vorgibt zu sein.
Ein herrlich leiser Humor schwingt zwischen den Zeilen mit. Man liest dieses sehr feinfühlig geschriebene Buch sehr gerne, lässt sich berühren von dieser märchenhaften Geschichte, die Herrn Faustini ins Übersinnliche führt.

Rezension von Heike Rau

Wolfgang Hermann
Herr Faustini und der Mann im Hund
192 Seiten, gebunden
Deuticke im Zsolnay Verlag
ISBN: 978-3552060753
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Tagebuch einer Katze

Tagebuch einer Katze

Remco Campert
Tagebuch einer Katze
Arche Verlag
ISBN 3716023779

Der bekannte und feinfühlige holländische Autor Remco Campert hat ein entzückendes kleines Büchlein für Katzenliebhaber geschrieben.

Da berichtet die Katze mit dem prosaischen Namen Pöff über ihr Leben im Hause von Rock und Brille!
Na, wer kann das anderes sein, als Frauchen und Herrchen?
Brille arbeitet zu Hause und Rock geht morgens aus dem Haus.
Sonst haben die Katzen erhabene Namen wie Madonna, Napoleon, T.S. Eliot, Venus und Sokrates…
Aber so weit her ist es damit dann auch nicht!
Lautet doch der Spitzname von Madame de Pompadour: Po.

Pöff also berichtet aus ihrer Sicht der Dinge, wie sie die Welt wahrnimmt. Sie ist nämlich weiblichen Geschlechts, was dem Namen nicht zu entnehmen ist.

In dem leichten, unbeschwerten Ton eines Vierbeiners sieht man, wo die Freuden sind und wo die Unbilden des Lebens zwicken.
Ihr Wohlbehagen hängt von der Fütterung im rechten Umfang ab. Auch die Zeit sollte eingehalten werden, sonst kann Pöff sehr ungehalten reagieren.

Zum Tierarzt, der erschreckend wirkt, geht sie nicht so gerne.
Dem Hund der Nachbarn oder gar unfreundlichen Katern entzieht sie sich zur rechten Zeit.

Die Launen ihres Herrchens und Frauchens weiß sie wohl zu orten! Und sie versteht etwas von Schabernack! Verstecke unter der Couch oder im Kleiderschrank legen Zeugnis ab, wie man Frauchen und Herrchen verschrecken oder ärgern kann!

Kein Zweibeiner versteht, dass tote Spielzeuge mit lebenden keinesfalls mithalten können. Insekten, Mäuse und Vögel sind hurtig und beweglich. Die Jagd nach ihnen ist kurzweilig und macht einfach Spaß. Was weiß eine Katze schon vom Leiden der anderen Kreatur? Alles dreht sich um das eigene Vergnügen und um das, was im Leben Abwechslung verspricht.
Die Katzenperspektive bleibt ständig gewahrt.

Für den Katzenfreund oder für Kinder, denn auch für sie eignet sich das Buch, ist es einmal eine ganz neue Sicht der Dinge, wie die Welt aus den Augen eine Hauskatze aussieht.
Sie kann sich ja nicht verständlich machen und muß die Zeichen deuten …

Der Ton in diesem unspektakulären kleinen Buch reicht von naiver Lebensfreude bis zu Ingrimm über die Unpässlichkeiten, denen man als Haustier ausgesetzt ist.

Dass eine Katze denkt und sich äußert, macht uns Pöff sympathisch und vertraut. Kleine Ärgernisse und Wut über Vernachlässigung oder Missachtung sind gut nachvollziehbar. Sieht man doch herkömmlich ein Haustier als Unterhaltung und zu Erbauung der Zweibeiner ohne Schwanz, wie sie hier bezeichnet werden, an. Nun kann man einmal erleben, dass auch Katzen eigene Bedürfnisse, gar ein Seelenleben haben. Beobachtungen am Tierbesitzer geben Aufschluß über die Nachlässigkeit, mit der das Tier zur eigenen Befriedigung von Liebe, Unwillen oder gar Überdruss mißbraucht wird.

Immerhin gehen am Ende sowohl Katze als auch Besitzer eine Alliance zu beider Wohlbefinden ein!

Mit Gedankenwitz und Einfallsreichtum wird der Einmaligkeit der Würde einer jeden Kreatur gedacht.

Dieses schnell erzählte und gelesene Büchlein eignet sich bestens für Katzenliebhaber und solche, die es werden wollen.

Für Kinder und Erwachsene ist es gleichermaßen lesenswert und berückend!

Claudine BorriesBestellen

Charlie Bone und das magische Schwert

Charlie Bone und das magische Schwert

Charlies Familie ist nun endlich wieder vollständig. Charlie und seine Eltern wollen wieder in das alte Haus ziehen. Mit Onkel Paton geht Charlie zur Besichtigung. Doch jemand ist im Haus. Charlie sieht gerade noch die zwei Eindringlinge flüchten. Das ganze Haus ist verwüstet, offensichtlich hat jemand etwas Bestimmtes gesucht. Zuhause ist es auch nicht gerade lustig. Charlies Eltern sind in den zweiten Flitterwochen und Grandma Bone, die das Haus wegen Charlies Vater verlassen hat, ist zurückgekehrt und stiftet Unfrieden. Charlie flüchtet zu seinem Freund Benjamin. Die beiden gehen mit dem Hund raus. Charlie ist nervös, er fühlt sich verfolgt.
Aber es geschehen noch viele andere merkwürdige Dinge. Charlie wird Patenschüler für einen neues Kind. Dagbert Endlo hat eine seltsame Fähigkeit. Er ertränkt Leute, auch wenn keiner weiß, wie genau er das anstellt. Er macht Charlie das Leben schwer und bringt seine Freunde gegen ihn auf.
Dann ist da noch dieses nächtliche Wolfsgeheul, das Billy, der mit den Tieren sprechen kann, für einen Hilferuf hält.
Onkel Paton versucht die seltsamen Gestalten, die im Haus eingebrochen waren, zu schnappen und wird gebissen. Dennoch glaubt er, die Wesen sind menschlich.
Die Kinder bekommen schließlich heraus, was es mit dem nächtlichen Geheul auf sich hat. Ein Freund ist in Gefahr. Und bei all dem haben die Bloors ihre Hände im Spiel. Sie haben einen Plan und wollen nicht nur einem Freund Charlies an den Kragen, sondern auch wieder seinen Eltern.

Nach fünf Bänden ist noch lange nicht die Luft aus der Geschichte raus, das beweist die Autorin nun mit diesem sechsten Band. Charlies Familie, gerade wieder vereint, gerät erneut in Gefahr. Die Bloors geben eben nicht auf. Für Charlie bedeutet das: Abenteuer ohne Ende. „Charlie und das magische Schwert“ ist der wohl unheimlichste Band. Ein leichtes Gänsehautgefühl verspürt man fast die ganze Geschichte hindurch.
Gekonnt führt die Autorin durch das Buch, lässt den Leser mit Charlie hoffen und bangen. Sie begeistert mit neuen Ideen, so dass das Lesen Spaß macht.
Wenn viele Figuren in einem Buch zusammenkommen, wird es oft unübersichtlich. Nicht so bei Jenny Nimmo. Ihre Figuren sind unverwechselbar, die guten, wie auch die bösen. Man trifft alte Bekannte wieder, aber auch neue Personen, wie Dagbert Endlos, den Ertränker.
Auch diese Geschichte ist wieder in sich abgeschlossen. Selbstverständlich zieht sich ein roter Faden durch alle Bände, so begegnet Charlie dem Roten Ritter, dessen Nachfahre er ist. Aber, es bleibt auch Luft für neue Abenteuer.

Rezension von Heike Rau

Jenny Nimmo
Charlie Bone und das magische Schwert
Aus dem Englischen von Caroline Fichte
304 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473347230
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Im Haus des Zauberers

Im Haus des Zauberers

Unterhaltsam und leicht beginnt die Geschichte von Lucy, die gegen Ende des 17.Jahrhunderts in England lebt. Sie ist die Tochter armer Leute, die mühsam ihr Brot verdienen. Der Vater, ein eher böser Mensch, lässt Frau und Kinder arbeiten und gönnt ihnen nichts. Kein Wunder, dass Lucy eines Tages das Weite sucht! Sie hat Glück und gelangt als Kindermädchen in das Haus eines Zauberers, der mit allerhand Kunststücken, Weissagungen und Sternedeuten seinen Lebensunterhalt verdient. Leise und unaufdringlich wird Lucy mit ihren zuvorkommenden und höflichen Manieren in den Haushalt der Familie Dee aufgenommen. Beth und Merryl sind die Töchter des Hauses, um die sie sich kümmert, und die sie sehr gerne haben.

Lucy ist voller Bewunderung für die geheimnisvollen Vorkommnisse in dem großen, düsteren Haus, vor allem, als sie merkt, dass der Adel um Hilfe bei Dr. Dee nachsucht. Sogar die von ihr verehrte Königin Elisabeth holt seinen Rat ein!
Nun lernt sie aber auch, dass im Hause sonderbare Dinge geschehen. Da kommt fast täglich ein Mr Kelly zu Besuch, um dem Zauberer zu helfen, und sogar die Königin lässt sich persönlich blicken!
Lucy wird in eine dunkle Intrige verwickelt. Ihre besondere Liebe und Hochachtung für die Königin zeigt sich, als sie diese mit ihrer wachen Bebachtungsgabe vor Unheil bewahren kann. Mit Tom, dem Hofnarren, ist eine kleine Liebesgeschichte verbunden, die ja in keiner Jugenderzählung fehlen darf.

Zwischen Märchen, Zauberwelt und Krimi lässt uns die Autorin Einblicke nehmen in ihre Fabulierkunst.
Mit der Beschreibung der Kleidung, der Gerüche auf den Märkten und in den Häusern, dazu mit der Darstellung von Armut und Reichtum entsteht ein überzeugendes Zeitgemälde.
Königin Elisabeth von England und ihre katholischen Rivalin, bekannt als Maria Stuart von Schottland, sind Schlüsselfiguren des historischen Romans. Magie, Zauberei und Hellseherei spielten eine gewichtige Rolle im 17. Jahrhundert, und Intrigen bei Hofe waren überhaupt keine Seltenheit.
Teils märchenhaft und teils historisch ist die Geschichte in einer guten Mischung konzipiert.
Wie könnte wohl eine Königin sonst auch einfach bei einem Zauberer an der Tür vorsprechen und zu Besuch erscheinen?

Die naive und selbstverständliche Erzählweise entspricht unserem heutigen Zeitgeist, so dass sich der Eindruck ferner Vergangenheit auf den Inhalt beschränkt. Die Erzählung ist konsequent, einfallsreich und leicht verständlich. Mädchen ab ca 11-12 Jahren mögen sich gerne einmal in die unaufgeklärte Welt des 17. Jahrhunderts mit allen ihren Geheimnissen entführen lassen.
Gebannt und hingerissen könnten sogar Erwachsene an diesem Jugendbuch gefallen finden!
Claudine Borries

Mary Hooper
Im Haus des Zauberers
Historischer Jugendroman aus dem 17. Jahrhundert in England.
ISBN:3827053188
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Alles über Katzen

Alles über Katzen

Katzen sind die beliebtesten Haustiere Europas. Kein Wunder also, dass der Informationsbedarf der Katzenhalter groß ist. Besonders interessant sind da neue Informationen. Der Autor hat deswegen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, hier insbesondere auf den Gebieten Verhaltensforschung und Ernährung, mit in das Buch einfließen lassen. Also auch Profis in der Katzenhaltung finden in diesem Buch Neues.

Dass der Autor Katzen liebt, merkt man sofort. Seine Art über die Stubentiger zu informieren, gefällt ausgesprochen gut. Er schreibt verständlich, ohne dass es zu Lasten des Anspruchs geht. Das Buch ist praxisorientiert. Es soll dem Leser helfen, seine Katze besser kennen zu lernen und zu verstehen oder Anfängern bei der Neuanschaffung einer Katze ein guter Ratgeber sein.

Im ersten Teil des Buches zeigt der Autor, worauf es bei der Auswahl einer Katze ankommt. Verschieden Rassen werden vorgestellt, auch seltene und neue. Im zweiten Teil wird das Leben mit der Katze beschrieben und das vom ersten Tag an. Aber auch wer eine ältere Katze besitzt oder aufnehmen möchte, findet sehr viel Wissenswertes rund ums Katzenleben. Der Autor vermittelt zwischen Mensch und Katze. So zeigt er zum Beispiel wie die Katze sich verhält und kommuniziert und welche Bedürfnisse hinsichtlich Haltung, Ernährung und Pflege sie hat.
Ein wichtiger Punkt für Katzenhalter ist die Gesundheit der Katze. Der Katzenhalter lernt, Alarmsignale zu erkennen und wird befähigt, erste Hilfe leisten zu können. Das Lexikon der Katzenkrankheiten ist in diesem Zusammenhang sehr hilfreich.

Der Leser wird umfassend informiert, von der Zucht, über den Kauf und die Haltung der Katze. Man kann bei Interesse das Buch von vorn bis hinten lesen. Es ist eine überaus interessante Lektüre für Katzenliebhaber. Das Buch lässt sich aber auch wunderbar als Nachschlagewerk benutzen.
Es macht sehr viel Spaß, die vielen Fotos zu betrachten. Sie wirken kein bisschen gestellt, sondern sehr natürlich und zeigen die Stubentiger so, wie sie typischerweise sind. Man staunt, welche tollen Aufnahmen hier gelungen sind und ahnt, welche Arbeit und wie viel Geduld dahinterstecken muss.

Rezension von Heike Rau

Pierre Rousselet-Blanc (Hrsg.)
Alles über Katzen
Aus dem Französischen von Claudia Händel
288 Seiten, 248 Farbfotos, 30 Farbzeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 978-3-8001-5581-1
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Die Einsamkeit des Thomas Cave

Die Einsamkeit des Thomas Cave

Der Debütroman von Georgina Harding in ein literarisches Kleinod!
Es geht um Abenteuer, um Walfang, das ewige Eis, den Gottesglauben, um menschliche Tragödien und psychologische Einsichten von höchster Klarheit.

Die Heartsease, ein Dreimaster, befindet sich weit im Norden zum Walfang. Der kurze arktische Sommer des Jahres 1616 neigt sich dem Ende zu, und die Heimreise ist beschlossene Sache.

Unter den Männern des Schiffes herrscht ein raues Klima. Zwei Seeleute schließen eine Wette ab, denen sich noch andere anschließen: es geht darum, ob man alleine in der eisigen Kälte mit ihren Stürmen, in der Dunkelheit und mit der aufwendigen Nahrungssuche den arktischen Winter überleben könne.
Thomas Cave, ein ruhiger und gesetzter Mann, hat seine Überzeugung geäußert, dass er dieses Experiment wagen werde. Die Wette gilt!

Er berichtet in einem Logbuch er über seine Erlebnissen auf einer nicht verzeichneten Insel von Spitzbergen im Winter 1616-1617.

In einem ruhigen und der Stille der Landschaft Rechnung tragenden Erzählstil nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die von feiner poetischer Schönheit und Ausdruckskraft ist. Das Licht und die glänzende Eiswelt, die Berge und der langsam schwindende Mond, Sonne und Sterne sind in ungewohnter Klarheit zu sehen. Sie oszillieren das Licht, bevor die lange Winternacht anbricht.
Cave richtet sich ein, sorgt für Vorräte, sammelt Holz aus gestrandeten Planken und schießt das Wild, so lange es noch zu erkennen ist. Bald schon gesellt sich zu dem ewigen Winter eine Totenstille, bei der man nur noch das eigene Ohrenrauschen hört.
Über die Qualen der Einsamkeit und den Kampf ums Überleben in der Eiswüste mit ihren Naturgewalten, dem Eis und Schnee wird abenteuerlich berichtet.
Zeit und Raum scheinen eins zu werden unter dem gläsernen Himmel mit dem Brausen von Stürmen, die ungeahnte Kräfte entfachen.

Thomas Cave ist ein Held. Sein Wille, seine Erfahrung und seine Weisheit bestimmen den Gehalt der Geschichte.
Mit rationalem Verstand sucht er sich selber in seiner Ausnahmesituation zu beobachten und hält seine Betrachtungen in seinem Logbuch fest.
In seinen Alpträumen und den einsamen Nächten umgaukeln ihn Figuren aus seiner Vergangenheit.
Er hatte eine Frau und ein Kind, und er hatte in Dänemark ein Zuhause gefunden.
Unaufdringlich und sparsam wird über seine Gedanken berichtet, die ihn heimsuchen. Alten Gemälden gleich kann man sich eine Frau vorstellen, die im Kindbett stirbt, während die Frauen und Mägde ihr zu helfen versuchen.

Die historische Recherche ist gründlich. Selbstverständlich und wie nebenbei gehören Gebete und Zwiegespräche mit Gott zum Leben dazu. Der Mythos des ewigen Eises und ein Männlichkeitswahn, der bis in unsere Tage reicht, findet in der Figur von Thomas Cave Gestalt. In harscher Kulturkritik wird gezeigt, wie sich die Jäger der Wale und die Robbenfänger einen Spaß daraus machen, eine Robbe bei lebendigem Leibe zu häuten und in diesem Zustand dem Meer zu überlassen. Eine Blutspur markiert das Ergebnis!

Ebenso klar wird inhaltlich Zivilisationskritik geübt, mit der die Urbanisierung der Natur als Ursache epochaler Veränderungen des Klimas und der Meeresressourcen aufs Korn genommen wird.

Die weise Abgeklärtheit des Thomas Cave bestärkt uns in dieser Anschauung. „Wir hätten niemals dorthin fahren dürfen“ ist sein Fazit.

Neben den angemessen kritischen Eindrücken ist die Geschichte über das ungewöhnliche Leben des Thomas Cave mit einem stoischen Gleichmaß ausgestattet. Als wäre man selber an diesem Ort der Stille und Entsagung, folgt man mit anhaltender Spannung dem Bericht. Die vielfach gepriesene Schönheit der Natur und die flüchtig angedeuteten Erinnerungen erzeugen einen Klang, dem man gerne folgt!

Claudine Borries

Georgina Harding
Die Einsamkeit des Thomas Cave
Literarisches Kleinod
ISBN:3827007259
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