Herr Faustini und der Mann im Hund

Herr Faustini und der Mann im Hund

Es gibt Herrn Faustini zu denken, als seine Nachbarin Frau Gigele ihm eine Botschaft aus dem Jenseits übermittelt. Er soll seine Eingeweide reinigen lassen, so die verstorbene Tante Fine.
Herr Faustini geht bummeln. Im Laden von Susi Kroth findet ein Hund Gefallen an seiner Hose. Der Hund lässt einen Blick in sein Innerstes zu. Herr Faustini entdeckt darin einen Mann. Das regt ihn an, über den Tod nachzudenken. Ob man den alten Mann wohl aus dem Hund befreien kann?
Susi Groth beteuert, dass ihr Hund sich noch nie derartig benommen hat. Er ist sonst ganz lieb. Von dem Mann im Hund erzählt Herr Faustini nichts. Es könnte eine Halluzination gewesen sein. Aber loslassen kann er nicht, so bittet er Frau Kroth um einen Spaziergang mit dem Hund.
Im Bus wird er auf einen Zeitungsartikel aufmerksam. Es geht um Darmreinigung. Da das kein Zufall sein kann, macht Herr Faustini einen Termin bei Dr. Gurgel-Etzel. Die Schwester, die sich seiner annimmt, findet er ganz nett. Die Darmreinigung bekommt ihm allerdings nicht so gut. Er wird immer schwächer. Zwar schafft er alle Behandlungstermine, landet aber dann völlig entkräftet im Krankenhaus und muss wieder aufgepäppelt werden.
Zuhause hat ihn niemand vermisst, weder sein Kater, noch die Nachbarin. Der Hund freut sich, Herrn Faustini wiederzusehen und endlich gelingt die Kontaktaufnahme mit dem Mann im Hund.

Herr Faustini ist anders als andere Menschen. Dass weiß, wer „Herr Faustini verreist“ gelesen hat. Herrlich kleinkariert ist er immer noch, aber vielleicht nicht mehr ganz so kontaktscheu. Die Langeweile hat ihn dennoch voll im Griff, bis er den Mann im Hund entdeckt. Es ist eine absonderliche Begebenheit, die ihn eigentlich vollkommen als Spinner entlarven müsste. Aber nein, seine Bekannten ziehen mit. Der Autor beweist, dass jede Geschichte wahr werden kann, wenn nur alle daran glauben oder vorgeben, daran zu glauben. Manch anderer ist auch nicht der, der er vorgibt zu sein.
Ein herrlich leiser Humor schwingt zwischen den Zeilen mit. Man liest dieses sehr feinfühlig geschriebene Buch sehr gerne, lässt sich berühren von dieser märchenhaften Geschichte, die Herrn Faustini ins Übersinnliche führt.

Rezension von Heike Rau

Wolfgang Hermann
Herr Faustini und der Mann im Hund
192 Seiten, gebunden
Deuticke im Zsolnay Verlag
ISBN: 978-3552060753
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Tagebuch einer Katze

Tagebuch einer Katze

Remco Campert
Tagebuch einer Katze
Arche Verlag
ISBN 3716023779

Der bekannte und feinfühlige holländische Autor Remco Campert hat ein entzückendes kleines Büchlein für Katzenliebhaber geschrieben.

Da berichtet die Katze mit dem prosaischen Namen Pöff über ihr Leben im Hause von Rock und Brille!
Na, wer kann das anderes sein, als Frauchen und Herrchen?
Brille arbeitet zu Hause und Rock geht morgens aus dem Haus.
Sonst haben die Katzen erhabene Namen wie Madonna, Napoleon, T.S. Eliot, Venus und Sokrates…
Aber so weit her ist es damit dann auch nicht!
Lautet doch der Spitzname von Madame de Pompadour: Po.

Pöff also berichtet aus ihrer Sicht der Dinge, wie sie die Welt wahrnimmt. Sie ist nämlich weiblichen Geschlechts, was dem Namen nicht zu entnehmen ist.

In dem leichten, unbeschwerten Ton eines Vierbeiners sieht man, wo die Freuden sind und wo die Unbilden des Lebens zwicken.
Ihr Wohlbehagen hängt von der Fütterung im rechten Umfang ab. Auch die Zeit sollte eingehalten werden, sonst kann Pöff sehr ungehalten reagieren.

Zum Tierarzt, der erschreckend wirkt, geht sie nicht so gerne.
Dem Hund der Nachbarn oder gar unfreundlichen Katern entzieht sie sich zur rechten Zeit.

Die Launen ihres Herrchens und Frauchens weiß sie wohl zu orten! Und sie versteht etwas von Schabernack! Verstecke unter der Couch oder im Kleiderschrank legen Zeugnis ab, wie man Frauchen und Herrchen verschrecken oder ärgern kann!

Kein Zweibeiner versteht, dass tote Spielzeuge mit lebenden keinesfalls mithalten können. Insekten, Mäuse und Vögel sind hurtig und beweglich. Die Jagd nach ihnen ist kurzweilig und macht einfach Spaß. Was weiß eine Katze schon vom Leiden der anderen Kreatur? Alles dreht sich um das eigene Vergnügen und um das, was im Leben Abwechslung verspricht.
Die Katzenperspektive bleibt ständig gewahrt.

Für den Katzenfreund oder für Kinder, denn auch für sie eignet sich das Buch, ist es einmal eine ganz neue Sicht der Dinge, wie die Welt aus den Augen eine Hauskatze aussieht.
Sie kann sich ja nicht verständlich machen und muß die Zeichen deuten …

Der Ton in diesem unspektakulären kleinen Buch reicht von naiver Lebensfreude bis zu Ingrimm über die Unpässlichkeiten, denen man als Haustier ausgesetzt ist.

Dass eine Katze denkt und sich äußert, macht uns Pöff sympathisch und vertraut. Kleine Ärgernisse und Wut über Vernachlässigung oder Missachtung sind gut nachvollziehbar. Sieht man doch herkömmlich ein Haustier als Unterhaltung und zu Erbauung der Zweibeiner ohne Schwanz, wie sie hier bezeichnet werden, an. Nun kann man einmal erleben, dass auch Katzen eigene Bedürfnisse, gar ein Seelenleben haben. Beobachtungen am Tierbesitzer geben Aufschluß über die Nachlässigkeit, mit der das Tier zur eigenen Befriedigung von Liebe, Unwillen oder gar Überdruss mißbraucht wird.

Immerhin gehen am Ende sowohl Katze als auch Besitzer eine Alliance zu beider Wohlbefinden ein!

Mit Gedankenwitz und Einfallsreichtum wird der Einmaligkeit der Würde einer jeden Kreatur gedacht.

Dieses schnell erzählte und gelesene Büchlein eignet sich bestens für Katzenliebhaber und solche, die es werden wollen.

Für Kinder und Erwachsene ist es gleichermaßen lesenswert und berückend!

Claudine BorriesBestellen

Charlie Bone und das magische Schwert

Charlie Bone und das magische Schwert

Charlies Familie ist nun endlich wieder vollständig. Charlie und seine Eltern wollen wieder in das alte Haus ziehen. Mit Onkel Paton geht Charlie zur Besichtigung. Doch jemand ist im Haus. Charlie sieht gerade noch die zwei Eindringlinge flüchten. Das ganze Haus ist verwüstet, offensichtlich hat jemand etwas Bestimmtes gesucht. Zuhause ist es auch nicht gerade lustig. Charlies Eltern sind in den zweiten Flitterwochen und Grandma Bone, die das Haus wegen Charlies Vater verlassen hat, ist zurückgekehrt und stiftet Unfrieden. Charlie flüchtet zu seinem Freund Benjamin. Die beiden gehen mit dem Hund raus. Charlie ist nervös, er fühlt sich verfolgt.
Aber es geschehen noch viele andere merkwürdige Dinge. Charlie wird Patenschüler für einen neues Kind. Dagbert Endlo hat eine seltsame Fähigkeit. Er ertränkt Leute, auch wenn keiner weiß, wie genau er das anstellt. Er macht Charlie das Leben schwer und bringt seine Freunde gegen ihn auf.
Dann ist da noch dieses nächtliche Wolfsgeheul, das Billy, der mit den Tieren sprechen kann, für einen Hilferuf hält.
Onkel Paton versucht die seltsamen Gestalten, die im Haus eingebrochen waren, zu schnappen und wird gebissen. Dennoch glaubt er, die Wesen sind menschlich.
Die Kinder bekommen schließlich heraus, was es mit dem nächtlichen Geheul auf sich hat. Ein Freund ist in Gefahr. Und bei all dem haben die Bloors ihre Hände im Spiel. Sie haben einen Plan und wollen nicht nur einem Freund Charlies an den Kragen, sondern auch wieder seinen Eltern.

Nach fünf Bänden ist noch lange nicht die Luft aus der Geschichte raus, das beweist die Autorin nun mit diesem sechsten Band. Charlies Familie, gerade wieder vereint, gerät erneut in Gefahr. Die Bloors geben eben nicht auf. Für Charlie bedeutet das: Abenteuer ohne Ende. „Charlie und das magische Schwert“ ist der wohl unheimlichste Band. Ein leichtes Gänsehautgefühl verspürt man fast die ganze Geschichte hindurch.
Gekonnt führt die Autorin durch das Buch, lässt den Leser mit Charlie hoffen und bangen. Sie begeistert mit neuen Ideen, so dass das Lesen Spaß macht.
Wenn viele Figuren in einem Buch zusammenkommen, wird es oft unübersichtlich. Nicht so bei Jenny Nimmo. Ihre Figuren sind unverwechselbar, die guten, wie auch die bösen. Man trifft alte Bekannte wieder, aber auch neue Personen, wie Dagbert Endlos, den Ertränker.
Auch diese Geschichte ist wieder in sich abgeschlossen. Selbstverständlich zieht sich ein roter Faden durch alle Bände, so begegnet Charlie dem Roten Ritter, dessen Nachfahre er ist. Aber, es bleibt auch Luft für neue Abenteuer.

Rezension von Heike Rau

Jenny Nimmo
Charlie Bone und das magische Schwert
Aus dem Englischen von Caroline Fichte
304 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473347230
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Im Haus des Zauberers

Im Haus des Zauberers

Unterhaltsam und leicht beginnt die Geschichte von Lucy, die gegen Ende des 17.Jahrhunderts in England lebt. Sie ist die Tochter armer Leute, die mühsam ihr Brot verdienen. Der Vater, ein eher böser Mensch, lässt Frau und Kinder arbeiten und gönnt ihnen nichts. Kein Wunder, dass Lucy eines Tages das Weite sucht! Sie hat Glück und gelangt als Kindermädchen in das Haus eines Zauberers, der mit allerhand Kunststücken, Weissagungen und Sternedeuten seinen Lebensunterhalt verdient. Leise und unaufdringlich wird Lucy mit ihren zuvorkommenden und höflichen Manieren in den Haushalt der Familie Dee aufgenommen. Beth und Merryl sind die Töchter des Hauses, um die sie sich kümmert, und die sie sehr gerne haben.

Lucy ist voller Bewunderung für die geheimnisvollen Vorkommnisse in dem großen, düsteren Haus, vor allem, als sie merkt, dass der Adel um Hilfe bei Dr. Dee nachsucht. Sogar die von ihr verehrte Königin Elisabeth holt seinen Rat ein!
Nun lernt sie aber auch, dass im Hause sonderbare Dinge geschehen. Da kommt fast täglich ein Mr Kelly zu Besuch, um dem Zauberer zu helfen, und sogar die Königin lässt sich persönlich blicken!
Lucy wird in eine dunkle Intrige verwickelt. Ihre besondere Liebe und Hochachtung für die Königin zeigt sich, als sie diese mit ihrer wachen Bebachtungsgabe vor Unheil bewahren kann. Mit Tom, dem Hofnarren, ist eine kleine Liebesgeschichte verbunden, die ja in keiner Jugenderzählung fehlen darf.

Zwischen Märchen, Zauberwelt und Krimi lässt uns die Autorin Einblicke nehmen in ihre Fabulierkunst.
Mit der Beschreibung der Kleidung, der Gerüche auf den Märkten und in den Häusern, dazu mit der Darstellung von Armut und Reichtum entsteht ein überzeugendes Zeitgemälde.
Königin Elisabeth von England und ihre katholischen Rivalin, bekannt als Maria Stuart von Schottland, sind Schlüsselfiguren des historischen Romans. Magie, Zauberei und Hellseherei spielten eine gewichtige Rolle im 17. Jahrhundert, und Intrigen bei Hofe waren überhaupt keine Seltenheit.
Teils märchenhaft und teils historisch ist die Geschichte in einer guten Mischung konzipiert.
Wie könnte wohl eine Königin sonst auch einfach bei einem Zauberer an der Tür vorsprechen und zu Besuch erscheinen?

Die naive und selbstverständliche Erzählweise entspricht unserem heutigen Zeitgeist, so dass sich der Eindruck ferner Vergangenheit auf den Inhalt beschränkt. Die Erzählung ist konsequent, einfallsreich und leicht verständlich. Mädchen ab ca 11-12 Jahren mögen sich gerne einmal in die unaufgeklärte Welt des 17. Jahrhunderts mit allen ihren Geheimnissen entführen lassen.
Gebannt und hingerissen könnten sogar Erwachsene an diesem Jugendbuch gefallen finden!
Claudine Borries

Mary Hooper
Im Haus des Zauberers
Historischer Jugendroman aus dem 17. Jahrhundert in England.
ISBN:3827053188
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Alles über Katzen

Alles über Katzen

Katzen sind die beliebtesten Haustiere Europas. Kein Wunder also, dass der Informationsbedarf der Katzenhalter groß ist. Besonders interessant sind da neue Informationen. Der Autor hat deswegen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, hier insbesondere auf den Gebieten Verhaltensforschung und Ernährung, mit in das Buch einfließen lassen. Also auch Profis in der Katzenhaltung finden in diesem Buch Neues.

Dass der Autor Katzen liebt, merkt man sofort. Seine Art über die Stubentiger zu informieren, gefällt ausgesprochen gut. Er schreibt verständlich, ohne dass es zu Lasten des Anspruchs geht. Das Buch ist praxisorientiert. Es soll dem Leser helfen, seine Katze besser kennen zu lernen und zu verstehen oder Anfängern bei der Neuanschaffung einer Katze ein guter Ratgeber sein.

Im ersten Teil des Buches zeigt der Autor, worauf es bei der Auswahl einer Katze ankommt. Verschieden Rassen werden vorgestellt, auch seltene und neue. Im zweiten Teil wird das Leben mit der Katze beschrieben und das vom ersten Tag an. Aber auch wer eine ältere Katze besitzt oder aufnehmen möchte, findet sehr viel Wissenswertes rund ums Katzenleben. Der Autor vermittelt zwischen Mensch und Katze. So zeigt er zum Beispiel wie die Katze sich verhält und kommuniziert und welche Bedürfnisse hinsichtlich Haltung, Ernährung und Pflege sie hat.
Ein wichtiger Punkt für Katzenhalter ist die Gesundheit der Katze. Der Katzenhalter lernt, Alarmsignale zu erkennen und wird befähigt, erste Hilfe leisten zu können. Das Lexikon der Katzenkrankheiten ist in diesem Zusammenhang sehr hilfreich.

Der Leser wird umfassend informiert, von der Zucht, über den Kauf und die Haltung der Katze. Man kann bei Interesse das Buch von vorn bis hinten lesen. Es ist eine überaus interessante Lektüre für Katzenliebhaber. Das Buch lässt sich aber auch wunderbar als Nachschlagewerk benutzen.
Es macht sehr viel Spaß, die vielen Fotos zu betrachten. Sie wirken kein bisschen gestellt, sondern sehr natürlich und zeigen die Stubentiger so, wie sie typischerweise sind. Man staunt, welche tollen Aufnahmen hier gelungen sind und ahnt, welche Arbeit und wie viel Geduld dahinterstecken muss.

Rezension von Heike Rau

Pierre Rousselet-Blanc (Hrsg.)
Alles über Katzen
Aus dem Französischen von Claudia Händel
288 Seiten, 248 Farbfotos, 30 Farbzeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 978-3-8001-5581-1
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Die Einsamkeit des Thomas Cave

Die Einsamkeit des Thomas Cave

Der Debütroman von Georgina Harding in ein literarisches Kleinod!
Es geht um Abenteuer, um Walfang, das ewige Eis, den Gottesglauben, um menschliche Tragödien und psychologische Einsichten von höchster Klarheit.

Die Heartsease, ein Dreimaster, befindet sich weit im Norden zum Walfang. Der kurze arktische Sommer des Jahres 1616 neigt sich dem Ende zu, und die Heimreise ist beschlossene Sache.

Unter den Männern des Schiffes herrscht ein raues Klima. Zwei Seeleute schließen eine Wette ab, denen sich noch andere anschließen: es geht darum, ob man alleine in der eisigen Kälte mit ihren Stürmen, in der Dunkelheit und mit der aufwendigen Nahrungssuche den arktischen Winter überleben könne.
Thomas Cave, ein ruhiger und gesetzter Mann, hat seine Überzeugung geäußert, dass er dieses Experiment wagen werde. Die Wette gilt!

Er berichtet in einem Logbuch er über seine Erlebnissen auf einer nicht verzeichneten Insel von Spitzbergen im Winter 1616-1617.

In einem ruhigen und der Stille der Landschaft Rechnung tragenden Erzählstil nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die von feiner poetischer Schönheit und Ausdruckskraft ist. Das Licht und die glänzende Eiswelt, die Berge und der langsam schwindende Mond, Sonne und Sterne sind in ungewohnter Klarheit zu sehen. Sie oszillieren das Licht, bevor die lange Winternacht anbricht.
Cave richtet sich ein, sorgt für Vorräte, sammelt Holz aus gestrandeten Planken und schießt das Wild, so lange es noch zu erkennen ist. Bald schon gesellt sich zu dem ewigen Winter eine Totenstille, bei der man nur noch das eigene Ohrenrauschen hört.
Über die Qualen der Einsamkeit und den Kampf ums Überleben in der Eiswüste mit ihren Naturgewalten, dem Eis und Schnee wird abenteuerlich berichtet.
Zeit und Raum scheinen eins zu werden unter dem gläsernen Himmel mit dem Brausen von Stürmen, die ungeahnte Kräfte entfachen.

Thomas Cave ist ein Held. Sein Wille, seine Erfahrung und seine Weisheit bestimmen den Gehalt der Geschichte.
Mit rationalem Verstand sucht er sich selber in seiner Ausnahmesituation zu beobachten und hält seine Betrachtungen in seinem Logbuch fest.
In seinen Alpträumen und den einsamen Nächten umgaukeln ihn Figuren aus seiner Vergangenheit.
Er hatte eine Frau und ein Kind, und er hatte in Dänemark ein Zuhause gefunden.
Unaufdringlich und sparsam wird über seine Gedanken berichtet, die ihn heimsuchen. Alten Gemälden gleich kann man sich eine Frau vorstellen, die im Kindbett stirbt, während die Frauen und Mägde ihr zu helfen versuchen.

Die historische Recherche ist gründlich. Selbstverständlich und wie nebenbei gehören Gebete und Zwiegespräche mit Gott zum Leben dazu. Der Mythos des ewigen Eises und ein Männlichkeitswahn, der bis in unsere Tage reicht, findet in der Figur von Thomas Cave Gestalt. In harscher Kulturkritik wird gezeigt, wie sich die Jäger der Wale und die Robbenfänger einen Spaß daraus machen, eine Robbe bei lebendigem Leibe zu häuten und in diesem Zustand dem Meer zu überlassen. Eine Blutspur markiert das Ergebnis!

Ebenso klar wird inhaltlich Zivilisationskritik geübt, mit der die Urbanisierung der Natur als Ursache epochaler Veränderungen des Klimas und der Meeresressourcen aufs Korn genommen wird.

Die weise Abgeklärtheit des Thomas Cave bestärkt uns in dieser Anschauung. „Wir hätten niemals dorthin fahren dürfen“ ist sein Fazit.

Neben den angemessen kritischen Eindrücken ist die Geschichte über das ungewöhnliche Leben des Thomas Cave mit einem stoischen Gleichmaß ausgestattet. Als wäre man selber an diesem Ort der Stille und Entsagung, folgt man mit anhaltender Spannung dem Bericht. Die vielfach gepriesene Schönheit der Natur und die flüchtig angedeuteten Erinnerungen erzeugen einen Klang, dem man gerne folgt!

Claudine Borries

Georgina Harding
Die Einsamkeit des Thomas Cave
Literarisches Kleinod
ISBN:3827007259
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Das rostrote Buch

Das rostrote Buch

Ein Literarisches Abenteuerbuch!
Anne, 11 Jahre alt, Emily, 9 Jahre alt, und Will, 6 Jahre alt, leben mit ihren Eltern in einem alten Haus in Queens / New York.
Der Sommer liegt vor ihnen, und die Mädchen genießen es, in der Hängematte zu liegen und zu lesen.
Unmengen von Büchern haben sie ausgeliehen, als ihnen unter den vielen Büchern in einem Korb ein rostrotes Buch auffällt. Es ist abgenutzt und sie haben es noch nie gesehen.
Als sie es aufschlagen und zu lesen anfangen, befinden sie sich unversehens in einer der Geschichten, die sie aus ihren Büchern kennen.
Sie sind im Wald von Sherwood Forrest unter den Anhängern Robin Hoods, des Königs der Diebe, und werden in vielfältige Abenteuer verwickelt.

Später ist es der Bruder Will, der sich in das Insektenland Jardinia verirrt.

In einer abenteuerlichen Collage verbindet Nina Bernstein Fantasie und Wirklichkeit.
Das Leben der Familie wird kurz eingeblendet: die Mutter schreibt Kolumnen über Gärten, und der Vater ist Auslandsredakteur. Das Familienleben klingt gemütlich. Die Mutter ist eine geliebte, schöne Frau, deren Parfümdüfte durchs Schlafzimmer wehen, wenn sie sich auf ein Fest vorbereitet. Den Vater sieht man lesend auf der Terrasse sitzen, die Füße auf das Geländer gelegt.

Die Kinder erleben das, was sie in den Büchern lesen, nun selber: sie steigen in ihre Geschichten ein und spielen mit. Ihre spannenden Abenteuer erzeugen einen magischen Sog.
Dass dafür eine gewisse Kenntnis der einschlägigen Kinderbuch- und Weltliteratur erforderlich ist, merkt man nach den ersten Seiten. Robin Hood ist so bekannt wie Richard Löwenherz, der von seinem Bruder John verdrängt werden soll. Natürlich sorgt Robin Hood für Abhilfe. Krieg und Frieden von Tolstoi mit den herrlichen Maskenbällen und der entzückenden Natascha und weitere Gestalten beleben eine Geschichte, die zwischen Traum und Wirklichkeit schwankt.

Da die Kinder in ihrer Zauberwelt ihren täglichen Sprachjargon verwenden, wird die Spannung und empfundene Grausamkeiten, wie z.B. die einer drohenden Hinrichtung der beiden Mädchen durch die Schergen Sir Johns, gebrochen. Das Stilmittel relativiert die Situation, die durch die erlebten Abenteuer beängstigend sein könnte.

In einem Nachwort gibt Nina Bernstein Quellen an, die sie für ihre Geschichte benutzt hat. Dazu zählen eine Reihe von Balladen aus dem 19. Jahrhundert, u.a. auch Joseph Jacobs English Fairy Tales von 1890, und natürlich Krieg und Frieden von Tolstoi.

Es ist ein kluges und gescheites Buch, zu dem jedoch eher gebildete Leseratten Zugang finden werden. Die kleinen Leserinnen sollten Sinn für Zauberei besitzen, Interesse für magische Abenteuer haben, fantasiebegabt und für diese Lektüre etwa 10 -13 Jahre alt sein.

Die Autorin lebt in New York. Das rostrote Buch ist ihr erstes Kinderbuch.

Claudine Borries

Nina Bernstein
Das rostrote Buch
Abenteuer im Leseland
ISBN:3827051215
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Die Piratenprinzessin – Die große Seeräuberjagd

Die Piratenprinzessin – Die große Seeräuberjagd

Mit Schrecken erinnert sich König Rudolpho an damals, als er von Piraten verschleppt und auf einer einsamen Insel ausgesetzt wurde. Kein Wunder, dass er Piraten nicht mag. Deswegen hält er viel auf die neueste Erfindung von Meister Severin. Leider scheint der Piraten-Enttarnungsautomat eine Macke zu haben. Wie sonst ist zu erklären, dass er Prinzessin Lara für einen halben Piraten hält.

Lara muss vorsichtiger sein. Der Enttarnungsautomat hat nämlich genauso funktioniert, wie er sollte. Zusammen mit der Tochter ihrer Amme schleicht sie sich immer wieder aus dem Palast, um Freunde im Hafenviertel zu treffen. In einem unsichtbaren Baumhaus ziehen die beiden sich um, so sind sie nicht zu erkennen. Ihre Freunde wissen nämlich nicht, dass Lara eine Prinzessin ist. Im Palast weiß auch niemand Bescheid, was Lara und Mia so treiben. Nur Laras nerviger Bruder Marek ahnt etwas und macht den beiden das Leben schwer.

Die Kinder treffen sich bei Bodos Großvater. Der war früher mal ein wilder Pirat gewesen. Seine Geschichten werden gerne gehört. Auch die Kinder träumen davon, als Piraten über die Meere zu segeln und Abenteuer zu erleben. Jonny, der gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, er hatte Essbares gestohlen, hat gehört, das ganz in der Nähe ein Piratenschiff in einer Bucht vor Anker liegt.

Als Lara und Mia auf dem Heimweg sind, werden sie von Marek erwischt. Die Gefahr ist groß, dass er die Mädchen verpetzen wird. Der König bekommt noch etwas ganz anderes zu Ohren. Er erfährt vom Gefängnisausbruch und von den Piraten, die die Gegend unsicher machen. Die Stadtwache soll das Hafenviertel durchsuchen. Lara und Mia müssen ihre Freunde warnen. Doch dazu kommen sie nicht. Es gibt Neuigkeiten. Das Piratenschiff ist mittlerweile in ihrem Besitz. Gerade als das Schiff inspiziert wird, rücken die Soldaten auch schon an.

Die Geschichte gefällt gut. Sie erzählt vom Freiheitsdrang zweier Mädchen von unterschiedlicher Herkunft, die aber dennoch gut zusammen passen. Die Geschichte wirkt frei und ungezwungen erzählt. Die Mädchen tun was sie wollen, handeln wie es ihnen gefällt. Das bringt sie zwar in Gefahr, aber genau das ist der Stoff für ein spannendes Abenteuer.

Dass Lara ihre Freunde belügt, was ihre Herkunft angeht, ist kein Problem. Es führt immer wieder zu komischen Situationen, weil Lara nicht ganz ihre vornehme Abstammung verleugnen kann. Der König ist allerdings nur ihr Stiefvater. Wer Lara wirklich ist, weiß man nicht so recht. Die Autorin spannt ihre Leser damit ein wenig auf die Folter. Aber dass Piratenblut in Laras Adern fließt, ist unverkennbar.

Die Charaktere im Buch sind spannend angelegt. Es sind allerdings sehr viele Figuren, die man daher mit dem ersten Band nicht alle richtig kennen lernt.
Überhaupt, der erste Teil, scheint viel mehr eine Einleitung in die Reihe zu sein. Die ganz großen Abenteuer werden wohl erst mit dem zweiten Buch beginnen. Auf alle Fälle ist es der Autorin gelungen, Interesse zu wecken.

Rezension von Heike Rau

Marlies Arold
Die Piratenprinzessin – Die große Seeräuberjagd
160 Seiten, gebunden
ab 9 Jahren
Loewe Verlag
ISBN: 978-3785559246
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Herr Röslein kommt zurück

Herr Röslein kommt zurück

Moritz fühlt sich in Not: durch ein Zauberfernrohr, das er von seinem freundlichen Nachbarn Herrn Röslein geliehen hat, konnte er mit ansehen, dass die Eisverkäuferin Pippa in der grauen Vorstadt entführt worden ist! Herr Röslein, der für alles Rat und Hilfe weiß, ist zu einer Hilfsaktion in Kappadokien. Er hat einen langen grauen Zopf und besitzt magische Kräfte.
Was soll Moritz nur tun?

Zuerst versucht er es mit Hilfe seiner Freunde Ole und Lili. Sie suchen alle Häuser ab nach der Adresse von Alfons Meyerbeer, einem Freund von Herrn Röslein–und finden ihn sogar!
Er lebt mit seinem Schwein Hinrich zusammen. Die beiden bilden ein gutes Gespann. Und dann gibt es noch den gruseligen Theophil, der vorübergehend in Herrn Rösleins Wohnung nach dem Rechten sieht.
Herr Röslein taucht unverhofft wieder bei Alfons Meyerbeer auf, und jetzt überlegen sie gemeinsam, wie sie Pippa befreien könnten.

Diese Geschichte ist mit außergewöhnlich feinem pädagogischem Gespür erdacht.
Moritz ist ein fantasievolles Kind, das aus einer netten Familie stammt. Die Mutter ist Architektin, und Herr Röslein hat ihren doofen Chef mit seinem magischen Salzstreuer schon zu einem netten Menschen verwandelt. Die Welt der Kinder ist in Ordnung, wenn auch die gelegentlichen Sorgen der Eltern nicht ausgespart bleiben. So weiß die Mutter nicht, ob sie ihren Job behalten wird. Der Vater geht liebevoll und mit Verständnis auf seinen Sohn Moritz zu. Er betreut zugleich den kleineren Bruder Tim. In der Familie herrscht ein netter Ton: jeder begrüßt jeden ausdrücklich bei den passenden Gelegenheiten. Moritz weiß, dass er immer um sechs Uhr zu Hause sein muß. Besorgt hält er sich daran, wenn er einmal mit Herrn Röslein ein Vorhaben plant.
In der Schule gibt es Kabbeleien zwischen den Jungs. Moritz ist ein aufrechter kleiner Kerl, der seinen Freund Ole verteidigt. Die Strafarbeit über das Lösen von Konflikten in der Schule schreibt er glänzend.

Dieses Buch schwankt zwischen Magie, Zauberei, krimineller Spannung und den ganz realen Alltag in einer Familie.
Es ist so spannend geschrieben, dass auch der erwachsene Vorleser sein Vergnügen dabei haben wird.
Karsten Teich hat die Erzählung mit dezenten und sehr lustigen Illustrationen versehen. Besonders Herr Röslein soll hier erwähnt werden. Er ist lang und dünn und erinnert ein wenig an eine Wilhelm-Busch-Figur.
Nett, rund und harmonisch wie die ganze Geschichte, die von Höhepunkt zu Höhepunkt schreitet, sind die Illustrationen die richtige Ergänzung. Das Buch ist für Mädchen wie Jungen ab 8 Jahren zu empfehlen.

Claudine Borries

Silke Lambeck
Herr Röslein kommt zurück
Zauber, Krimi und Magie
ISBN:3827052831
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Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer: Richtig gut kochen!

Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer: Richtig gut kochen!

Richtig gut kochen zu können, wer wünscht sich das nicht! Ein gutes Kochbuch kann ein Anfang sein. Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer besitzen jede Menge Erfahrung. Dass sie kochen können und Spaß daran haben, sieht man ihnen an. Es macht Spaß, ihnen beim Kochen zuzusehen und sich inspirieren zu lassen. Sich von den beiden beim Kochen unterstützen zu lassen, sollte also von Erfolg gekrönt sein.

Im Buch werden ganz verschiedene Rezepte vorgestellt. Zum einen sind das die klassischen Rezepte. In welchen Buch wird schon noch ausführlich erklärt, wie man ein perfektes Wiener Schnitzel macht oder eine Lammkeule brät. Längst vergessene Rezepte werden hervorgeholt, und neu belebt, wie die in Butter gedünsteten Rübchen, bis der Bogen hin zur „modernen“ Küche mit neuen Rezepten wie dem Schokoladenkuchen mit Chili gespannt wird.

Unterteilt ist das Buch in verschiedene Kapitel. In den Vordergrund gerückt werden Nudelrezepte, Rezepte mit Spinat, mit Wild, mit Fisch und vielem mehr. Dabei wird auf saisonale Zutaten geachtet. Die Rezepte führen damit auch durchs Jahr. Das garantiert Abwechslung.
Man kann unglaublich viel ausprobieren. Wie wäre es, Brot mal selbst zu backen oder Gäste mit einem klassischen Fondue zu überraschen.
Auch Feiertage spielen eine Rolle im Buch. Man kann ein perfektes Oster- oder Weihnachtsmenü selbst zubereiten.

Vor den eigentlichen Rezepten steht Warenkunde. Hier erfährt man Wissenswertes zu verschiedenen Zutaten, erhält Tipps zum Einkauf und zur Verarbeitung. So geht man gut informiert ans Kochen. Damit man sich ein Bild von einem Rezept machen kann, gibt es immer eine kleine Einführung. Schon das macht Lust, ein Rezept auszuprobieren. Neben der Zutatenliste findet man die gut nachvollziehbare Zubereitungsanleitung, die auch sehr übersichtlich ist. Sogar der passende Wein wird empfohlen.

Das Buch ist mit vielen Fotos illustriert. Sie zeigen die Gerichte oder auch Schritte der Kochanleitung. Immer wieder sind die Autoren zu sehen, so dass der Bezug zu ihnen erhalten bleibt.
Die Gerichte sind meist für vier bis sechs Personen gedacht. Es gibt Gerichte, die alltagstauglich für Familien sind, aber auch solche die zum Verwöhnen von Gästen gut geeignet sind. Die Gerichte sind für jedermann gedacht, für Menschen, die Wert auf gesunde Ernährung legen, aber auch für Genießer, die einmal nicht auf die Kalorien achten möchten.
Dieses Kochbuch wird sicher viel benutzt werden, einfach, weil es eine Vielzahl gut zu gebrauchender Rezepte enthält.

Rezension von Heike Rau

Martina Meuth / Bernd Neuner-Duttenhofer
Richtig gut kochen!
Das Begleitbuch zur Servicezeit „Essen & Trinken“
208 Seiten, gebunden
Egmont vgs Verlagsgesellschaften
ISBN: 978-3802517532
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