The Prestige – Die Meister der Magie

The Prestige – Die Meister der Magie

Gedruckt worden zu sein ist kein Qualitätsnachweis für Texte. „The Prestige – Die Meister der Magie“ ist ein Beispiel dafür. Der Roman von Christopher Priest erhielt zwar allenthalben gute Leserkritiken, aber da haben sich die Rezensenten wohl vom Clou der Geschichte beeindrucken lassen. Ich will nicht verraten, worin der besteht. Wer den Film „The Prestige“ kennt, hat die wesentlichsten Schlüssel schon in der Hand, obwohl der Film nicht nur keine 1:1-Umsetzung des Buches darstellt, sondern vieles drastisch vereinfacht und sogar gravierend umstrickt.

Was ist gut an dem Buch? Sicher nicht die deutsche Übersetzung, die wirkt, als habe sie schnell erfolgen müssen, weil Heyne das Buch halbwegs pünktlich zum Film auf den Markt bringen wollte. Vielleicht sind auch einfach nur Lektorat und Korrektorat angesichts des Termindrucks auf der Strecke geblieben. Gelegentlich als gute Idee bezeichnet, aber in Wirklichkeit auch nicht hervorhebenswert die Struktur des Buches: Es besteht aus einer Art Rahmenhandlung und zwei umfangreichen „Tagebüchern“ der Meistermagier Alfred Borden und Rupert Angier, die mehr oder weniger schlicht aneinandergereiht sind. In den Tagebüchern wird die Fehde begründet, die Bordens und Angiers Schicksal aneinanderbindet. Die Fehde wird beschrieben, es werden die Biografien skizziert und vor allen Dingen werden die ungeheuerlichen Geheimnisse der beiden Magier enthüllt. Der Film macht hier konsequenterweise Schluss, das Buch dagegen spinnt – nein: zerrt noch ein paar Fäden in die Gegenwart, also in die Rahmenhandlung hinüber, und ringt sich verkrampft zwei, drei weitere Rätsel ab, die mehr oder weniger gelöst werden, was mich als Leser allerdings herzlich wenig berührte, weil mich die Figuren, um die es dabei ging, nicht berührten.

Die Tagebücher machen den Hauptteil des Romanes aus. Zum Glück, denn sie sind flüssig lesbar, so dass man durch diese langen Passagen recht gut „durchkommt“. Diese Geschichten spielen um 1900 und sind in einem betulichen, ausufernden, fast palavernden Stil verfasst, der nach dieser Zeit klingen soll. Ein Kniff, der durchaus Witz hat, besteht darin, dass Borden und Angier die Fehde jeweils aus ihrer Sicht beschreiben, so dass das der Schwarze Peter irgendwie dazwischen in der Luft hängt, weil beide – es ist schließlich in Tagebuchform geschrieben – den Eindruck erwecken, an ihnen hätte es nicht gelegen, dass der Konflikt so eskalierte. Aber da ist auch schon ein Haken: Diese zwei Seiten-Idee verpufft etwas durch den großen „räumlichen“ Abstand. Als ich im zweiten, im Angier-Buch von einer Begebenheit las, musst ich nicht selten vorblättern, um zu finden, zu welcher Borden-Episode sie gehört. Da aber oft genug Borden von Dingen erzählt, die Angier nicht erwähnt, und umgekehrt, entpuppte sich das rasch als nicht nur ärgerlich, sondern sehr ärgerlich. Also ließ ich es, mit dem Ergebnis, dass diese Dinge den Charakter beliebigen Füllmaterials annahmen. Wie übrigens vieles andere auch – angefangen von Ortsbeschreibungen und Reiserouten über Trick-Erklärungen und den größten Teil des Tesla-Passage bis hin zu den zahlreichen Randfiguren, die blutleer auftauchen und ebenso blutleer wieder in den Kulissen versinken. Trotzdem sind die Tagebücher noch der mit Abstand beste Teil des Romanes, da hier zumindest ansatzweise so etwas wie Charakterzeichnung geschieht und sich eine (abgesehen von den bewussten Irreführungen) nachvollziehbare Handlung ergibt.

Die mit einer Ausnahme im Heute spielende, dreigeteilte Rahmenhandlung dagegen ist indiskutabel schlecht. Sie beginnt damit, dass Journalist Andrew Westley zum Caldow-Haus in England fährt, weil in den dortigen Räumen einer Sekte ein Typ auftauchte, der zeitgleich erwiesenermaßen in Amerika im Gefängnis saß. Der Tipp kam von der in einem Seitenflügel des Hauses lebenden Katherine Angier, auf die Westley auch rasch trifft. In Ermangelung eines echten Plots lässt Priest die beiden sich unterhalten, bzw. behauptet, sie täten es, und lässt das Ganze dann in einer kruden „Rettungsaktion“ gipfeln, deren Ziel mir nicht ganz klar wird und über deren Ausgang ich mich auch nach nochmaligem Lesen im Unklaren gelassen sehe. Schon der Anfang dieser Rahmenhandlung strotzt vor Ungereimtheiten und zu vielen Stilblüten, als dass ich es mit „Kann passieren“ übergehen könnte. Die Erzählperspektiven wechseln ziemlich willkürlich, gerade so, als hätte der Autor die für ihn gerade am leichtesten zu handhabende Variante benutzt. Es gibt logische Unstimmigkeiten von der Stilblüte bis zum Plot-Fehler. So beschreibt Westley zum Beispiel das Gefühl einer innigen mentalen Verbindung zu seinem offiziell nicht existenten Zwillingsbruder und erklärt, er könne es nicht in Worte fassen, um kurz darauf eben das zu tun: Er fasst die Empfindung in Worte. Oder: Zu seiner Abneigung gegen den Namen Borden – er ist ein geborener Borden – gibt es zwar eine Erklärung, aber die macht die Gefühle in dieser Vehemenz nicht mal ansatzweise glaubwürdig, zumal diese innerhalb weniger Zeilen sich von purem Desinteresse zu ziemlicher Gereiztheit steigern.

Und Katherine Angier? Da wird es noch schlimmer: Es wird zwar behauptet, dass sie leidet, aber dies erscheint eher eine allgemeine Weinerlichkeit als durch die beschriebene traumatische Erfahrung hervorgerufen zu sein. Kate bleibt selbst dort, wo Westley sie als „Sexobjekt“ ins Visier nimmt (ohne dass das irgendwann zu irgendwas führen würde, wie so viele, ach was: die meisten Ansätze der Rahmenhandlung) und auch Westleys Aussehen und Charakter bleiben weitgehend im Dunkeln. Sie spielen auch keine Rolle, denn in Wirklichkeit geht es weder um ihn noch um Kate oder gar um ihre Beziehung zueinander, sondern nur um eine Menge zusätzlicher Fäden, die von der Tagebuch-Zeit ins Heute führen und so tun, als würde der Roman die Auswirkung der alten Fehde auf die Nachfahren der Duellanten beleuchten.

Statt dessen wird dieses Netz nur durch eine Vielzahl von Hinweisen angedeutet, sozusagen entworfen. Statt, wie ein gutes Buch es bieten würde, dieses Netz zum Hintergrund einer spannenden Handlung mit interessanten Figuren zu machen, konzentriert sich der Autor darauf, sein sorgsam ertüfteltes Gewebe zu verschlüsseln. Wie es genau aussieht, das muss sich der Leser dann selbst zusammenpuzzeln, und dies wiederum steht (auch durch die Lücken, die man nur mit Vermutungen füllen kann) im krassen Gegensatz zu den ausufernden Tagebüchern. Ich gebe zu, es ist ein so komplexes, so verwirrendes Gebilde, dass es eine riesige Herausforderung an jeden Autor darstellt. Ich kenne die Schwierigkeiten solcher Strukturen, die man kaum anders als durch solche Hinweise beschreiben kann, wenn man sie nicht in Exposee-Form – also nicht-erzählend – aufdröseln will. Dass Priest allerdings schon an der simplen Charakterisierung der Figuren und an ihrer Glaubwürdigkeit gescheitert ist, ist damit nicht zu erklären.

Was also ist gut an dem Buch? Die Idee. Die flüssige Erzählweise der Tagebücher. Und? Nichts und. Wem das reicht, dem sei das Buch empfohlen. Wem das nicht reicht, der kann nach der Lektüre wenigstens mitreden.

Christopher Priest: „The Prestige – Meister der Magie“
Deutsch von Michael Morgental
Heyne-Verlag (Januar 2007)

Christopher Priest
The Prestige – Die Meister der Magie
Grandioses Duell zweier Magier – ein literarischer Fehlschlag
ISBN:3453522117
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Stierhunger

Stierhunger

Von einer Fremden wird sie vor der Konditorei angesprochen und gefragt, ob sie sich nicht einen Gugelhupf mit ihr teilen will. Die junge Frau tut es, obwohl sie nichts mit dem Kuchen anzufangen weiß. Auch als sie dann von der Älteren zum Kaffeetrinken genötigt wird, sagt sie nicht nein und geht mit.
Trotz Einladung fühlt sie sich fremd und wie ein Eindringling, was an dem unheimlichen Ambiente lieben mag, das die Wohnung ausstrahlt. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Gasgeberin, Frau Hohenembs, bewohnt die Räumlichkeiten mit ihrer Dienerin Ida und scheint voll und ganz in der Rolle der Kaiserin Elisabeth aufzugehen.

Obwohl die junge Frau eigentlich keine Kuchen wollte, langst sie doch kräftig zu. Zuhause geht das Fressgelage weiter. Dann wird alles wieder herausgewürgt. Es ist ein Rückfall nach fünfzehn Jahren. Trotzdem sieht sie die Hohenembs wieder. Und wird diesmal zum Diebstahl einer Entenpresse, die einst der Kaiserin gehörte, aus der Hofburg angestiftet. Dass sie sich so hat überrumpeln lassen, ist für die junge Frau unfassbar. Sie verbringt die nächsten Tage allein in ihrer Wohnung mit Fressgelagen und Erbrechen. Der Rückfall festigt sich.

Jeden weiteren Kontakt lehnt die junge Frau ab, bis Ida ein Klappbett vor ihrer Wohnungstür aufbaut und so zeigt, was erwartet wird. Ohnehin ist der Diebstahl ein guter Erpressungsgrund für die Hohenembs, sie zu weiteren Treffen zu nötigen. Bald kommt noch ein weiterer hinzu, als die Statue der Kaiserin Elisabeth, gelegen am Rande des Volksgartens, von einer Explosion in Schutt und Asche gelegt wird und die junge Frau Komplizin der Zerstörungswut der Hohenembs wird.

Was für ein Buch! Äußerst makaber, aber gut!
Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau die von zwei skrupellosen alten Damen in die Abhängigkeit getrieben wird. Es ist interessant zu lesen, wie die Umstände sich entwickeln oder besser gesagt, wie sie entwickelt werden, bis die junge Frau zu einer Marionnette der Hohenembs wird, auch wenn sie nicht ganz willenlos an den Fäden hängt.
Für die junge Frau wird es dennoch der blanke Horror, aus dem es kein Entrinnen zu scheinen gibt. Die Hohenembs wird als äußerst geheimnisvoll dargestellt. Sie spielt ein teuflisches Spiel, mit dem man als Leser sehr gut unterhalten wird.

Auch wenn man öfter mal über schauerlichen Ereignisse schmunzeln muss, weil sie so abwegig scheinen, die Gänsehaut gewinnt schnell die Oberhand. Die Autorin sorgt wortreich dafür, dass man sich in die junge Frau gut hineinversetzten kann, auch wenn die literarisch angehauchte Beschreibung der Bulimie, ein Würgen in der Halsgegend verursacht. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Denn ein Buch im Stile von „Stierhunger“ hat Seltenheitswert.

Rezension von Heike Rau

Linda Stift
Stierhunger
172 Seiten, gebunden
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien
ISBN: 978-3552060685
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Ratatouille

Ratatouille

Remy verhält sich anders als andere Ratten. Statt auf seinen vier Pfoten zu laufen, geht er aufrecht. Er steht nicht auf Abfälle und er hält seine Vorderpfoten sauber, weil er vom Kochen besessen ist. Gerade versucht er einen Pilz mit Käse überbacken zuzubereiten. Er grillt den Pilz über dem Schornstein. Weil er noch etwas Safran braucht, geht er mit seinem Bruder ins Haus hinein. Remys großes Vorbild Auguste Gusteau schwört darauf. Als er aus dem Fernseher der alten Dame, die im Haus wohnt und gerade schläft, erfährt, das der Meisterkoch an gebrochenem Herzen gestorben ist, kann er es nicht fassen. Ein Restaurantkritiker soll ihm das Leben schwer gemacht haben.

Als die alte Dame erwacht, bricht das Chaos aus. Der ganze Klan gerät in Gefahr und die Ratten stürmen aus dem Haus. Remy muss noch mal zurück, sein Kochbuch holen, das trennt ihn von seinem Klan. Remy rettet sich über die Kanalisation, sein Kochbuch als Floß verwendend.
Kurz darauf geschieht etwas Seltsames. Der Meisterkoch Gusteau spricht zu ihm. Remy macht, was dieser ihm rät und klettert aus der Kanalisation. Er entdeckt Gusteaus Restaurant. Die Köche kennt er aus seinem Kochbuch. Auch den Küchenjungen. Da eine Ratte in einer Küche nicht kochen kann, weil Menschen Ratten nun mal nicht mögen, versucht Remy das Vertrauen des Jungen zu gewinnen, dem es hier nicht gerade gut geht. Er ist der Sohn Gusteaus, nur weiß er das nicht. Remy will nicht nur im Restaurant kochen und der Chefkoch werden, er will auch dem Jungen zu seinem Recht verhelfen.

Pünktlich zum Filmstart von „Ratatouille“ ist das Buch erschienen. Es erzählt die Geschichte der Ratte Remy in etwas kürzerer Form. Die Geschichte gefällt gut, erzählt sie doch von einer liebenswerten Ratte, die all ihrem Mut zusammennimmt, um ihre Träume zu erfüllen.
Das Buch ist sehr aufwändig und äußerst ansprechend illustriert. Meist gehen die Bilder sogar über die ganze Seite. Sie sind großformatig, wunderbar bunt und damit sehr schön anzusehen.
Das Buch macht Lust auf den Film. Und Familien, die den Film schon kennen, werden sehr viel Spaß daran haben, mit Hilfe des Buches die viele spannenden, urkomischen oder auch berührende Szenen noch einmal zu erleben. Das Buch zu lesen, vorzulesen oder auch einfach nur anzuschauen, macht sehr viel Spaß.

Rezension von Heike Rau

Walt Disney (Hrsg.)
Ratatouille
Das große Buch zum Film
96 Seiten, gebunden
SchneiderBuch
EGMONT vgs

Walt Disney (Hrsg.)
Ratatouille
Kinderbuch: Das große Buch zum Film
ISBN:3505124044
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Superhero

Superhero

Anthony McCarten Superhero Diognes
ISBN 3257065752

Superhero MiracleMan: das ist die Comicfigur, die Donald Delpe erfunden hat!
Er malt sich Kämpfe aus zwischen MiracleMan und Gummifinger, einem wahnsinnigen Arzt. Und MiracleMan gewinnt immer!

Der eigentliche Plot der Geschichte ist die Krankheit von Don: er ist 14 Jahre alt und hat Krebs.

Voller Verzweiflung hofft er, wenigstens nicht als Jungfrau sterben zu müssen. Frauen und seine Sehnsucht nach Sex spielen eine beispiellose Rolle in seinen Wünschen und Phantasien.

Seine Eltern fühlen sich hilflos und traurig. Sie möchten ihm so gerne helfen. Ein Psychologe wird eingeschaltet, Adrian. Auf ungewöhnliche Weise versucht Adrian, ihm bei seinen Sexproblemen zu helfen.

Don hasst alle und führt sie aufs Glatteis, schlägt über die Strenge und kennt keine Rücksicht mehr. Er hat ja nichts mehr zu verlieren!

MacCartney hat sich fabelhaft eingefühlt in einen Jungen, der den Torturen der Behandlung von Chemotherapie und Bestrahlung ausgesetzt ist. Seinen Kampf aber, den hat Don an MiracleMan delegiert, denn er selber hat keine Hoffnung mehr.

MacCarten ist der Sprache des Jungen mächtig: cool, aggressiv und herablassend bewegt sich McCarten auf den Wegen von Don und seiner Familie.
Zugleich fühlt man, wie verzagt, abwehrend und verschlossen Don sein Leiden erträgt und alleine in seiner Phantasiewelt einen Ausgleich sucht und findet. Er ist ein hervorragender Comiczeichner, der seinem Helden Stimme und Form gibt, so dass selbst Außenstehende ihn bewundern müssen. McCarten versteht etwas von der Einsamkeit, der Isolation und dem Ausgeschlossensein der Krebskranken von den Gesunden.

So ganz nebenbei erfährt man auch noch, wie hilflos sich Therapeuten gelegentlich fühlen!

McCarten hat mit diesem Buch jenen Kindern eine Stimme gegeben, die sich mit dem Krankheit Krebs konfrontiert sehen.

Sein Buch ist ernst und bei aller Trauer von einer selten humorvollen Vision getragen: dass die Comics und die Sprechblasen, die Don seinen Mitmenschen in Gedanken unterlegt, ihm helfen könnten, seinen Zustand besser zu ertragen.
Eine schönere, traurigere und zugleich mit Humor versetzte Hommage an krebskranke Kinder ist kaum vorstellbar!
Viele Sterne für diesen Autor!!

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Die verweigerte Zukunft

Die verweigerte Zukunft

Unsere Gesellschaft steckt in einer Krise. Diese Krise ist zum Normalzustand geworden und stellt Psychotherapeuten vor eine neue Situation, dringt diese doch bis in ihre Praxen vor, denn Verhaltensstörungen resultieren aus diesem Zustand und werden als behandlungsbedürftige Krankheit angesehen.
Kinder spüren das zuerst, wird doch ihre Zukunft pessimistisch, ja fast schon bedrohlich, dargestellt. Sie haben keinen Halt mehr im Leben, keine Sicherheiten, fühlen sich mit ihren Ängsten allein gelassen und entwickeln behandlungsbedürftige Symptome. Eltern und Erziehern fällt es immer schwerer ihre eigentlich angedachte Rolle wahrzunehmen. Das Familienleben wird nicht selten zum Psychodrama. In der Schule herrscht der Ausnahmezustand.

Die Autoren setzen sich sehr intensiv mit dem Leben in unserer Gesellschaft auseinander. Sie zeigen welche Wandlung ihre therapeutische Arbeit durchmacht und wie sie nach angepassten Therapiemöglichkeiten suchen. Die bisherige Arbeit wird auf den Prüfstand gestellt, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Dabei findet besonders das Umfeld der Kinder Beachtung. Nicht jedes Symptom ist ein Zeichen von Krankheit, sondern ist vielmehr eine Antwort auf die Lebensumstände des betroffenen Kindes. Und so etwas kann nicht mit Psychopharmaka behandelt werden. Die Autoren zeigen, dass es nicht darum gehen kann, Kinder mit Medikamenten zu behandeln, damit sie so funktionieren, wie die Gesellschaft es erwartet.

Als Eltern oder Erzieher erhofft man sich Hilfe von diesem Buch. Doch der Text ist sehr schwer verständlich. Ist man nicht vom Fach und kennt die Bedeutung der Fachausdrücke nicht, ist die Lektüre des Buches doch recht anstrengend. Tipps für die eigenen Erziehungsarbeit kann man kaum entnehmen, auch wenn man zu vielen Einsichten gelangt und Denkanstöße bekommt.
Es wird recht deutlich klar gemacht, wie unsere Jugend sich entwickelt und warum viele Kinder aus der „Norm“ geraten. Vieles hiervon ist aber ganz und gar nicht neu.

Interessant dagegen ist es, etwas über die angedachten neuen Therapiemöglichkeiten aus dem Praxisalltag der Psychotherapeuten zu erfahren. Hier sollen zukünftig andere Wege gegangen werden. Und trotzdem wird es nicht reichen unsere Kinder zu therapieren, solange unsere Gesellschaft krank ist. Diese Erkenntnis bleibt.

Rezension von Heike Rau

Miguel Benasayag
Gérard Schmit
Die verweigerte Zukunft
Nicht die Kinder sind krank, sondern die Gesellschaft, die sie in Therapie schickt
160 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3888974922
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Das Haus

Das Haus

Mark Z. Danielewski Das Haus House of Leaves
Von Zampano mit einer Einleitung und Anmerkungen von Johnny Truant
Klett-Cotta ISBN 3608937773

Was bezweckte Will Navidson, als er eines Tages ein Haus auf dem Land in Virginia kaufte?
Hatte er genug vom Stadtleben?

Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Karen Green und den beiden Kindern bezieht er fröhlich ein Haus in der Ash Tree Lane.
Sie haben das Haus gekauft, um einem geruhsameren Leben mit ihren beiden kleinen Kindern Chad und Daisy zu frönen.

Will ist Fotograf und macht aus dem Einzug in das Haus ein filmisches Happening. Er will alles dokumentieren. Überall sind Kameras installiert, die jede Regung und Bewegung im Bild festhalten.
Was mit der Familiengeschichte leichtfüßig beginnt, entpuppt sich zusehends als Horrorszenario.

Zwischen den Zeilen ist die heile Familie gar nicht so heil. Vielleicht wollte Will Navidson mit dem Umzug nur seine Beziehung zu seiner Lebensgefährtin Karen Green kitten?
Will war beruflich so viel unterwegs, dass es Karen zu viel wurde, und sie seine Gegenwart angemahnt hat.

Was Will nicht wusste: in dem Haus geht es nicht mit rechten Dingen zu.
Er entdeckt ein Paradox: das Haus ist außen kleiner als innen. Unvermutet und unheimlich tut sich ein langer Flur auf.

Herbeigerufene Besucher, die Navidson bei der Aufklärung der unheimlich sich auftuenden Räume helfen sollen, finden schließlich immer neue riesige Höhlen und beängstigende Geräusche und Labyrinthe. Die Entwicklung wird stetig gruseliger, weil die Räume mit gelegentlich auftauchenden schauerlichen Gestalten ins unendliche Nichts zu führen scheinen.

In einem weiteren Erzählstrang stellt sich heraus, dass Zampano, ein blinder, alter Mann nach seinem Tod ein Manuskript mit dem Titel Der Navidson Record hinterlassen hat. Truant, der in einem Tattooladen arbeitet, hat das Manuskript erhalten, zusammengesetzt und kommentiert. Sein eigenes Leben spielt in langen Passagen und Kommentaren in die oben beschriebene Geschichte mit hinein.
Es entstehen Parallelwelten, die in Verbindung zu einander stehen.

Der Leser wird von verschiedenen Inhalten überschwemmt, die zuweilen die Orientierung erschweren. Wahn und Wirklichkeit verwischen das Bild, so dass man gezwungen wird, zwischen irrealen und realen Wahrnehmungen zu einer eigenen Anschauung zu finden.
Poetische und sehr realistische Schilderungen wechseln mit solchen, bei denen sich der Inhalt nur schwer erschließt.

Die Seiten dieses Romans sind durch ein seltsames Layout gar nicht ganz leicht zu lesen.
Aufmachung, Design und Umfang des Buches ist ungewöhnlich.

Faszinierend ist die Horrorgeschichte um dieses Haus allemal.
Wer Gruselthriller liebt, der wird an diesem Buch seine Freude haben!

In Amerika ist das Buch schon bald nach Erscheinen zu einem Kultbuch avanciert. Verbindet es doch das Zeitalter der Medien mit den Phantasien einer verwirrenden Welt des Grauens, wie sie alle Tage einen jeden von uns überfallen könnten.

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Christine Keil und Bernhardt Link: Kochen ist (k)eine Zauberei

Christine Keil und Bernhardt Link: Kochen ist (k)eine Zauberei

Kinder haben oft, was das Essen betrifft, ihre Eigenarten. Die einen mögen kein Obst oder Gemüse, die anderen lehnen Milchprodukte ab. Dass eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung wichtig ist, ist aber kein Geheimnis. Eine gute Möglichkeit Kinder an bestimmte Nahrungsmittel heranzuführen, ist es, sie selbst kochen zu lassen.

Die Kochrezepte im Buch sind für Kinder konzipiert. Die leckeren Milchshakes, die Gemüsesticks, die selbstgemachten Frühstücksbrötchen, die echten italienischen Spagetti, der Reissalat mit buntem Gemüse, das fruchtige Erdbeereis und die Muffins mit Schokoglasur machen Appetit.

Gekocht wird mit frischen Zutaten, verarbeitete Lebensmittel bekommen hier soweit es geht eine Abfuhr. Die Arbeitsanleitungen sind leicht nachzuvollziehen, so dass Eltern zwar anwesend sein müssen, aber im Hintergrund bleiben können.

Die Rezepte sind für vier Personen gedacht. Das scheint etwas viel, da zum Beispiel das Kartoffelnschälen oder Gemüseputzen für vier Personen schon eine Herausforderung für Kinder ist. Aber man kann die Zutatenlisten natürlich auch halbieren.

Die Rezeptanleitungen kommen in ausführlicher Textform daher. Die Kinder werden direkt angesprochen. Die Anleitungen sind aussagekräftig und leicht zu lesen. Das Buch wird für Kinder ab sieben Jahren empfohlen. Hier müssen dann die Eltern natürlich Hilfestellung leisten und die Texte vorlesen. Gute Orientierung bieten auch die Fotos. Hier kochen Kinder selbst und zeigen Schritt für Schritt, was getan werden muss.

Das Kochen keine Zauberei ist, lässt sich leicht nachvollziehen, durch die erklärenden Versuche, die es zu vielen Rezepten gibt. Wer sich fragt, warum heißes Fett spritzt, wieso Zitronensaft verhindert, dass angeschnittene Äpfel braun werden oder warum sich auf dem Pudding eine Haut bildet, bekommt hier Antwort.

„Kochen ist (k)eine Zauberei“ ist eine tolles Kochbuch für Kinder ab sieben Jahren, die gerne rühren, mixen, schnippeln und kneten. Damit es auch gleich losgehen kann, wird mit dem Buch ein kleiner Kochlöffel mitgeliefert.

Rezension von Heike Rau

Christine Keil / Bernhardt Link
Kochen ist (k)eine Zauberei
Mit Experimenten von Eva Bölter
44 Seiten, gebunden
Loewe Verlag 2007
ISBN: 978-3785559918
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Der neue Ravensburger Bastelspaß

Der neue Ravensburger Bastelspaß

Wer gerne mit Kindern bastelt, ist immer auf der Suche nach neuen Ideen. Fantasievolle Anregungen findet man im diesem Buch reichlich. Gebastelt wird mit verschiedenen Materialien wie Papier, Wolle, Holz, Knete und Ton unter Ausführung verschiedener Techniken.

Viele Sachen sind dabei, die das Kinderherz höher schlagen lassen. So kann man zum Beispiel mit dem Hasen aus einer Eierschachtel prima den Frühstückstisch schmücken. Kinder, die einen Einkaufsladen zu Hause haben, werden sich über das Obst, Gemüse und die Blumen freuen, die aus Seidenpapier gefertigt werden. Und für den Kindergeburtstag ist das kleine Glücksrad sicher eine Bereicherung.

Lernen kann man auch das Filzen. Dazu braucht man ein bisschen Übung, aber wenn man mit den kleinen bunten Bällen anfängt, ist es gar nicht so schwer. Nach und nach entstehen dann kleine Schneemänner, die man an den Weihnachtsbaum hängen kann, Eierwärmer, die wie Hühner aussehen, eine Decke für die Puppe oder eine Zaubertasche.

Die Holzarbeiten sind ebenfalls sehr vielseitig. Die Arche Noah mit den vielen Tieren ist sicher eine Herausforderung. Den Kantenhocker Pipo Holzkopf muss man unbedingt haben und mit den flotten Flitzern kann man ein Autorennen veranstalten. Es ist schön, wenn die Dinge, die man bastelt nicht nur Dekoration sind, sonder direkt zum Spielen genommen werden können.

Auch mit Knete und Ton lassen sich die tollsten Sachen basteln. Fingerpuppen für das eigene kleine Theater zum Beispiel oder der Zwerg für den Garten. Wer gerne mit Puppen spielt, kann ihnen ein Menü „kochen“. Die Kartoffelpuffer sehen wirklich lecker aus! Gut gefällt auch die Schneekönigin im Glas, die, wenn man das Glas schüttelt von Schnee eingehüllt wird. Das ist eine prima Geschenkidee.

Die große Vielfalt an Bastelvorschlägen ist beeindruckend. Es gibt einfache, auch schon von kleineren Kinder mit etwas Hilfe gut nachzumachende Ideen, aber auch Bastelvorschläge die eine Herausforderung sind. Die Anleitungen sind sehr gut für Kinder verständlich. Erwachsene, die beim Basteln helfen und die Texte den Kleineren vorlesen müssen, brauchen nicht umzuformulieren.
Schritt für Schritt kommt man schließlich bis zum fertigen Ergebnis. Alle Schritte sind gut erklärt und mit Zeichnungen versehen, so dass man gut folgen kann. Das Endergebnis sieht man auf einem großen Foto. Der Text darunter regt die Fantasie an.
Geeignet ist das Buch vor allem für Kindergarten- und Grundschulkinder. Man kann Zuhause basteln, es sind aber auch viele Ideen für Gruppenarbeiten geeignet.

Rezension von Heike Rau

Ute und Tilman Michalski
Der neue Ravensburger Bastelspaß
Tolle Ideen für Kinder
140 Seiten, gebunden
ab 4 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473556335
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Hotel Mama

Hotel Mama

Das Buch enthält Dialoge zwischen Müttern und ihren halbwüchsigen Töchtern, Eltern und ihren erwachsenen Söhnen, Großmüttern und ihren Töchtern. Briefe zwischen Freundinnen, in denen es um die Familie geht. Briefwechsel und SMS-Kontakte zwecks neuer Partnerschaftsfindung, die von den Kindern sabotiert werden. Eine Beschreibung der häufigsten Neurosen, den Dialog einer Therapiesitzung und Telefongespräche.

Es geht um Eltern erwachsener Töchter und Söhne, die noch Zuhause wohnen, längst ausgezogen sind und sich trotzdem einmischen und um rücksichtslose Rückkehrer. In den Dialogen, Briefen und Telefongesprächen kommt so einiges zur Sprache. Thematisiert wird das schwierige Familienleben, es geht um Sorgen, Nöte, Regelverstöße, Liebe, Ordnung, Unterordnung und die vielen kleinen Ärgernisse, die es in Familien so gibt.

Die Autorin wirft mit den gängigen Klischees nur so um sich, spart nicht mit Ironie. Jede Mutter, jeder Vater, die Töchter und die Söhne finden sich irgendwo in den Texten wieder. Es gibt viel zu Schmunzeln. Das Buch ist ganz unterhaltsam, aber der große Wurf ist es nicht. Dazu wirkt es zu verallgemeinernd. Besonders weit wagt sich die Autorin auch nicht vor. Aber der Blick ins besagtes Hotel Mama ist amüsant. Ohne Frage wird man gut unterhalten.

Rezension von Heike Rau

Elfriede Hammerl
Hotel Mama
Nesthocker, Nervensägen und Neurosen
160 Seiten, gebunden
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien
ISBN: 978-3552060661

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Tiere des Gartenteichs

Tiere des Gartenteichs

Es ist sehr faszinierend zu beobachten wie ein Gartenteich sich entwickelt. Neben den von eigener Hand eingesetzten Tieren nehmen oft auch andere Arten das Biotop gerne an und man kann Amphibien, Insekten und Schnecken beobachten. Dass man dann gerne wissen möchte, um welche Tierarten es sich hier handelt, ist klar. Mit dem Taschenatlas „Tiere des Gartenteiches“ lassen sie sich bestimmen.

Die Porträts sind nach Tierarten, also Fische, Lurche, Kriechtiere, Schnecken, Muscheln, Insekten, Spinnen und Krebse geordnet und hier meist innerhalb der Klassen von A – Z nach ihrem Populärnamen. Erwähnung finden Tiere die man im Handel erwerben kann und die, die ohne eigenes Zutun zugewanderten sind. Anhand kleiner Piktogramme kann man sofort die Größe, den Bereich in und am Gartenteich, wo sich die Tier vorzugsweise aufhalten, ihre Hauptvermehrungszeit und den Naturschutzstatus ablesen.

Im Porträt findet man dann Text-Informationen zur Familie, zur Verbreitung und dem Lebensraum, zur Nahrung, Vermehrung und zur Lebensweise. Natürlich gehört auch zu jedem Porträt ein Foto.

Das kleine Büchlein ist sehr übersichtlich gestaltet. Man findet schnell, was man sucht. Auch wer gerade erst einen Gartenteich geschaffen hat, kann sich informieren, welche Tiere er erwerben und einsetzten kann. Man sieht auch mich welchen Tieren man in und am Gartenteich rechnen kann, lässt man der Natur ihren Lauf oder schafft bestimmte Vorraussetzungen für Tiere, die sich ansiedeln sollen. So ist es natürlich sehr interessant, viel über die Lebensweise der Tiere nachlesen zu können. Die Texte sind kurz, auf das Wesentliche beschränkt, aber dennoch überaus informativ.

Rezension von Heike Rau

Axel Gutjahr:
Taschenatlas
Tiere des Gartenteichs
127 Seiten, 117 Farbfotos
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 978-3-8001-5176-9
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