Kakteen

Kakteen

Zunächst wird dem Leser die Möglichkeit gegeben, Kakteen kennen zu lernen, ihren Aufbau, ihre natürlichen Standorte und auch ihre Verwendung. Dann wird erklärt, wie man Kakteen kultiviert und welche Ansprüche sie haben. Aufgezeigt wird, welche Kakteen sich für die Freilandkultur eignen, welche gut im Gewächshaus aufgehoben sind und welche im Haus stehen dürfen. Informiert wird aber auch welches Substrat für Kakteen geeignet ist, wie man umtopft, gießt und düngt und natürlich auch, was im Winter zu beachten ist. Auch wie man Kakteen vermehrt, wird erläutert.

Es folgen die Pflanzenporträts. Opuntien, Säulenkakteen, epiphytische Kakteen, Kugelkakteen aus Südamerika, Nord- und Mittelamerika werden vorgestellt. Die Steckbriefe umfassen Beschreibung, Kultur und natürliches Verbreitungsgebiet und mehr. Dazu gibt es viele Fotos.

In diesem Buch sind die Informationen über Kakteen zusammengefasst dargestellt. Neben den etwas längeren erläuternden Texten beispielsweise zur Pflege, gibt es immer noch einmal Kästchen mit den wichtigsten Stichpunkten auf einen Blick. Das ist natürlich sehr praktisch, besonders für Anfänger in der Kakteenhaltung. Man kann sich einen sehr guten Überblick verschaffen und erfährt mit diesen Buch, welche Anforderungen Kakteen stellen. Dank der Pflanzenporträts kann man sich dann gezielt Pflanzen aussuchen, die für das eigene Heim, das Gewächshaus oder den Garten geeignet sind. Da gibt es eine große Auswahl. Die Pflanzenporträts sind zwar kurz, aber sehr aussagekräftig, so dass der Leser das Wichtigste über eine Kakteenart auf einen Blick erfassen kann. Auch die Fotos gefallen. Das Buch überzeugt zudem mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Über den Autor:
Yves Delange ist Honorar-Dozent im „Muséum national d’histoire naturelle“ in Paris. Er ist zudem beauftragt mit der Erhaltung der tropischen Sammlungen. Yves Delange ist Gründungsmitglied der französischen Vereinigung „Association internationale des amateurs de plantes succulents“ und Herausgeber von deren Zeitschrift „Succulentes“.

Rezension von Heike Rau

Yves Delange
Kakteen
auswählen und pflegen
94 Seiten, Klappenbroschur, 115 Farbfotos, 3 Tabellen
Verlag Eugen Ulmer Stuttgart
ISBN: 3-8001-4765-3
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Die Bibliothek des Alchemisten

Die Bibliothek des Alchemisten

Seit anderthalb Jahren arbeitet Paul Tomm nun schon beim „Lincoln Carrier“. Das ist eine kleine Gemeindezeitungen. Man kann lesen, wer geheiratet hat, wer ein Geschäft eröffnet hat, wann ein Volksfest stattfindet und weiteres. Also nichts Spektakuläres.

Dann bekommt die Zeitung Nachricht von einem Todesfall. Ein alter Professor ist tot in seinem Haus aufgefunden worden. Paul Tomm will einen Nachruf schreiben und zu diesem Zweck ein paar Daten recherchieren. Aber er scheitert schon daran, den Geburtstag des estnischen Professors herauszufinden. Niemand scheint ihn näher zu kennen. Nur von einem Kollegen hört er, dass Prof. Pühapaev ein komischer Kauz mit aufbrausendem Temperament gewesen sein soll. Aber im Grunde verstrickt sich auch Prof. Jadid nur in Vermutungen. Nur eins ist sicher. Prof. Pühapaev besaß eine Waffe und hat damit sogar einmal auf eine Katze geschossen. Allerdings wurde diese Sache unter den Tisch gekehrt. Schließen könnte man aber daraus, dass der Professor sich verfolgt fühlte und vor irgendetwas Angst hatte.

Paul forscht weiter. Er sieht sich die ehemalige Stammkneipe des verstorbenen Professors an. Hier wird Paul sogar bedroht. Aber er erfährt, dass der Professor scheinbar ein Trinker war. Aber was soll er schon mit dieser Information anfangen. Dann stellt sich heraus, dass es doch jemanden gab, der ihn näher kannte. Es ist eine Nachbarin. Hannah Rowe. Schon das erste Telefongespräch mit ihr weckt Schmetterlinge in Pauls Bauch.

Unterdessen kommt der Pathologe, der mit der Untersuchung des Professors betraut ist, ums Leben. Er wurde überfahren, der Täter ist flüchtig. Paul glaubt nicht an einen Zufall, eher, dass der Pathologe etwas herausgefunden hat. Die Arbeiten waren noch nicht abgeschlossen, aber der Pathologe war erstaunt, in welch gutem Zustand die Organe des alten Mannes waren. Vielleicht war er ja nah dran, noch andere Merkwürdigkeiten festzustellen.

Auch Hannah Rowe gibt sich bedeckt, was ihren Nachbarn betrifft. Paul verliebt sich dennoch Hals über Kopf in sie. Mittlerweile wird die Sache ohnehin unangenehm. Paul findet einen Umschlag mit einem blutigen Zahn vor seiner Tür und nimmt dies als Drohung. Er vertraut sich Hannah an. Doch dann findet er an ihrer Tür das gleiche Zeichen, das er auch an seiner Tür zusammen mit dem Zahn gefunden hat. Was verheimlich Hannah, die möchte, dass Paul die Sache ruhen lässt? Aber das stachelt den jungen Reporter erst recht an, weiterzumachen.

Für Paul Tomm ist es nicht leicht, Licht ins Dunkel zu bringen, zumal er auch noch einer Frau vertraut, die mit in die Sache verstrickt ist und ihn eher hindert, statt weiterbringt. Doch Paul Tomm hat Feuer gefangen und ist nicht bereit aufzugeben. Genauso geht es dem Leser, der schnell von diesem Roman gefangen genommen wird und nicht mehr aufhören kann, zu lesen.
Die Geschichte des Professors ist sehr mysteriös. Und doch steht sie in Zusammenhang mit 15 alchemistischen Gegenständen, die einst aus der Bibliothek eines Alchemisten geraubt worden sind und die offenbar auch einen Mord wert sind. Diese Gegenstände werden in einer zweiten Handlungsebene erklärt. Vielleicht etwas zu detailliert. Denn eigentliche empfindet man die Unterbrechung der Haupthandlung eher als störend und die Spannung anhaltend, zumal man Anfangs keinen Zusammenhang erkennen kann.
Geschrieben ist das Buch sehr spritzig und auch mit viel Humor. Man wird wirklich gut unterhalten. Nur das Ende ist dann doch überraschend unspektakulär. Hier hätte man etwas mehr erwartet.

Über den Autor:
Jon Fasman, geboren 1975 in Chicago, wuchs in Washington auf. Er arbeitete nach dem Studium als Journalist in New York, Oxford und Moskau. Heute ist er Redakteur beim „Economist“ in London. „Die Bibliothek des Alchemisten“ ist sein erster Roman.

Rezension von Heike Rau

Jon Fasman
Die Bibliothek des Alchemisten
Aus dem Amerikanischen von Birgit Moosmüller
544 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN: 3-453-01840-0
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Marie hat jetzt Stachelzöpfe

Marie hat jetzt Stachelzöpfe

Marie fliegt zum ersten Mal nach Afrika. Ihre Mama kommt aus einem Land, das Burkina Faso heißt. Dort wohnen viele Verwandte. Endlich landet das Flugzeug. Weiter geht es mit dem Auto. Marie staunt über das, was sie sieht. So entdeckt sie zum Beispiel ein Esel mit einem Karren voller Melonen. Bunt gekleidete Frauen tragen ihrer Kinder auf dem Rücken. Und alle haben die gleiche Hautfarbe wie Maries Mutter. Von den Verwandten werden die Reisenden herzlich aufgenommen. Es gibt viel zu erzählen. Marie gefällt, dass hier viele Tiere leben. Mit den Nachbarskindern schließt das Mädchen schnell Freundschaft.

Zusammen mit seiner Mama und der kleinen Schwester Assia reist Issa von Afrika nach Deutschland. Von Marie und ihren Eltern werden sie vom Flughafen abgeholt. Issa staunt über die Treppen, die scheinbar ganz von alleine fahren. Am liebsten möchte er immer wieder nach oben und dann wieder hinunter fahren. Möglichst bald möchte er ins Einkaufszentrum, denn dort soll es auch Rolltreppen geben. In Deutschland gibt es für den Jungen aber noch mehr Interessantes zu entdecken. Er erlebt eine Geburtstagsfeier in einem Zoo. Bei dieser Gelegenheit lernt er auch Maries Freunde kennen.

Das Buch lässt sich von hinten und von vorn aufschlagen, je nachdem, welche der beiden Geschichten Kinder zuerst lesen möchten. So lässt sich sehr schön vergleichen, was die Kinder auf unterschiedlichen Kontinenten erleben. Mit im Buch sind auch Karten von Europa und Afrika. Weiterhin gibt es jeweils eine Seite mit grundsätzlichen Informationen. Auf der Deutschlandseite kann man beispielsweise nachlesen, welche Nachbarländer Deutschland hat oder wie viele Menschen hier leben. Auch über Burkina Faso, das Land in Afrika, gibt es eine solche Seite. So erfährt man unter anderem, wie groß dieses Land ist, welche Sprache hauptsächlich gesprochen wird und natürlich auch, wie die Menschen dort leben. Die Geschichten eignen sich wunderbar zum Vorlesen. Die Illustrationen gefallen gut. Kindern wird so spielerisch viel Wissenswertes vermittelt.

Über die Autorin:

Sylvia Schopf ist Schriftstellerin und Schauspielerin. Sie schreibt Romane, Erzählungen, Sachgeschichten für Kinder und Jugendliche und Krimis und Lyrik für Erwachsene, Theaterstücke, Hörgeschichten und Beiträge für das Fernsehen. Ihr Wissen gibt sie weiter in Praxisseminaren, Fortbildungen für Pädagogen und in Theater- und Fabulierwerkstätten für Kinder. www.sylvia-schopf.de

Rezension von Heike Rau

Sylvia Schopf / Susanne Smajić
Marie hat jetzt Stachelzöpfe
Von Europa nach Afrika und zurück
48 Seiten, lam. Pappband
ab 5 Jahren
Annette Betz Verlag, Wien
ISBN: 3-219-11245-5
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Minze

Minze

Die Pfeffer-Minze kennt sicher jeder. Doch es gibt noch eine Reihe wilde und gezüchtete Minze-Sorten, die man unbedingt kennen lernen sollte. Die Pflanze ist als Teeaufguss bei vielen Beschwerden hilfreich, doch auch als Zutat für die kreative Küche ist sie beliebt.

Zunächst werden die wilden Minzen vorgestellt, wie beispielsweise die Wasser-Minze, die Ross-Minze und die Acker-Minze. Natürlich wird auch die Polei-Minze vorgestellt, die jedoch in größeren Dosen giftig wirkt. Leider findet man kein Foto von der Polei-Minze, dabei kann man sie leicht mit der Acker-Minze verwechseln, wie die Autorin schreibt.
Auch Nicht-Minzen, die dennoch nach Menthol duften und schmecken, wie etwa die Katzen-Minze werden im Buch erwähnt. Im botanischen Sinne sind sie jedoch keine Minzen.
Die am häufigsten verwendeten Minzen sind die Pfeffer-Minzen. Vorgestellt werden auch diese in kleinen Porträts von der Thüringer Minze bis zur Schokoladen-Minze.
Auch die Frucht-Minzen sind interessant. Ein Beispiel wäre hier die Erdbeer-Minze. Die klein gehackten Blättchen passen tatsächlich gut zu Erdbeereis oder Erdbeerbowle.
Es folgen die Teeminzen. Besonders fruchtig schmeckt beispielsweise ein Eistee aus Apfel-Minze.
Interessant sind auch die Schmuckminzen, die unter anderem durch ihr buntes Laub auffallen, wie die Rotblättrige Minze.
Es lohnt sich also in jedem Fall, im Garten ein Beet mit Minze anzulegen oder die duftenden Pflanzen in kleinen Topfen zu ziehen.
Nicht nur für die Gesundheit ist Minze empfehlenswert. Im Buch gibt es Rezepte zu pikanten Gerichten, Salaten und Vorspeisen, Desserts und Getränken.

Das kleine, vielseitige Buch begeistert. In leicht verständlichen Texten, ergänzt mit vielen Fotos und einigen Zeichnungen, kann man alles Wissenswerte rund um die Minze nachlesen. Das macht Lust, sich näher mit diesen Pflanzen zu beschäftigen und sie selbst zu ziehen. Wie man die Minzen in Kräuterbeeten anbaut und welche Bedürfnisse die duftenden Pflanzen haben, all das wird im Buch genau erklärt. Die Rezeptvorschläge sind interessant und leicht nachzuvollziehen. Es gibt sogar Vorschläge für gemischte Kräutertees. Für Kinder gibt es eine Extra-Seite mit tollen Ideen, wie zum Beispiel der Herstellung von Minze-Eiswürfeln für leckeren Eistee.

Über die Autoren:
Brigitte Kleinod ist Biologin und als Ratgeberautorin sehr erfolgreich.
Friedhelm Strickler ist Gärtnermeister. Er besitzt eine Bioland-Gärtnerei.

Rezension von Heike Rau

Brigitte Kleinod / Friedhelm Strickler
Minze
frisch – aromatisch – gesund
66 Seiten, broschiert
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4909-5
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Der Ausflug

Der Ausflug

Zur Abschlussfeier der Sonntagsschule am 15. Juni 1904, zu Beginn der Sommersaison, wird von der Gemeinde St. Mark’s ein Dampfschiff gemietet. Diese Jahresfeier hat Tradition. Mary Abendschein, die Vorsitzende des Ausflugskomitees hat sich mächtig in Zeug gelegt und die benötigten Gelder durch Spenden eingetrieben.

Für Kapitän Van Schaick der „General Slocum“, die in ihrer vierzehnten Saison im Einsatz ist, ist diese Fahrt reine Routine. Es gibt nur eine kniffelige Stelle und das ist die fünf Minuten dauernde Passage durch Hell Gate, das Tor zur Hölle. Er wägt sich in Sicherheit, schließlich wurde das Schiff erst durch die Behörden in Augenschein genommen, auch wenn bei dieser Überprüfung das eine oder andere Auge mit überzeugenden Argumenten zugedrückt wurde.

Hunderte Menschen aus Little Germany in New York, fast alle deutsche Einwanderer, gehen gut gelaunt an Bord. Familien, Frauen mit ihren Kindern. Für manche ist es der erste Ausflug dieser Art. Es ist wunderschönes Wetter. Einem heiteren unbeschwerten Tag, steht eigentlich nichts im Weg, bis das Feuer in einem Lagerraum mit Gerümpel zum Leben erwacht und die Panik ausbricht, weil die Besatzung völlig falsch reagiert.

Die Lektüre macht betroffen und fassungslos, angesichts der Tatsache, dass die Katastrophe zu verhindern gewesen wäre, hätte die Besatzung angemessen reagiert oder auch nur die Sicherheitsauflagen eingehalten. Aber diese wurden völlig außer Acht gelassen, neue Schwimmwesten kosten schließlich Geld. Die Mannschaft ist sorglos, unvorbereitet und bald völlig überfordert.
Es ist sicher nicht leicht, eine solche Tragödie in Worte zu fassen. Doch dem Autor gelingt es, zu beschreiben, was eigentlich unbeschreiblich ist. Er beginnt mit der Geschichte der Gemeinde Little Germany, erzählt, wie die Auswanderer sich ihr Leben eingerichtet haben. Dann rekonstruiert er genau, was an diesem schicksalhaften 15. Juni 1904 an Bord des Raddampfers „General Slocum“ passierte. Auch was danach geschah, stellt er dar. Dabei fällt auf, wie genau die Geschichte recherchiert wurde. Es sind besonders die Einzelschicksale von Familien, die so betroffen machen. Die aufgedeckten Hintergründe, die zu dieser Tragödie führten, machen vor allem wütend.

Über den Autor:
Edward T. O´Donnell wurde 1963 geboren. Er lehrt amerikanische Geschichte am College of the Holy Cross in Worchester. Er leitet regelmäßig, als Experte für Stadtgeschichte und Immigration, Führungen durch New York City. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen vier Töchtern in Holden, Massachusetts.

Rezension von Heike Rau

Edward T. O´Donnell
Der Ausflug
Das Ende von Little Germany, New York
Deutsch von Eike Schönfeld
420 Seiten, gebunden
marebuchverlag, Hamburg
ISBN: 3-936384-93-2
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Zucker ist nicht immer süß

Zucker ist nicht immer süß

Peter hat Geburtstag. Zu seiner Party lädt er Kinder seiner Klasse ein. Nur Thomas will er nicht dabei haben. Der verhält sich immer so seltsam, hört beim Sport mittendrin auf, trinkt keine Cola und mag keine Schokolade. So ein Spielverderber würde auf der Party nur stören.
Aber Thomas ist durchaus kein Langweiler. Cornelia klärt Peter und seine Freunde auf. Thomas darf nämlich keine Cola trinken oder Schokolade essen. Er ist zuckerkrank, hat Diabetes. Dabei sieht er gar nicht aus, als würde ihm was fehlen.
Was das genau für eine Krankheit ist, erklärt Cornelias Mutter. Sie ist Ärztin. Die Kinder erfahren auch, dass Thomas sich Insulin spritzen muss. Dass passt nicht zu einem Langweiler. Die Kinder sind sich einig. Sich selbst eine Spritze zu geben, erfordert viel Mut.
So lädt Peter Thomas doch zur Geburtstagsparty ein. Die wird ein wenig anders gestaltet als sonst und wird dennoch ein voller Erfolg.

Erich Rauschenbach erklärt in seinem Buch mit einfachen Worten die Krankheit Diabetes. Dabei kommt auf sehr verständliche Weise alles zur Sprache, was Kinder im Alter zwischen vier und acht Jahren diesbezüglich interessiert, also wie die Krankheit sich äußert und wie der Patient behandelt wird. Die Länge der Texte bzw. Dialoge ist knapp bemessen, so dass auch kleiner Kinder nicht überfordert werden.
Das Beste aber ist, dass das Buch ansprechend und detailreich im Comic-Stil gestaltet wurde. Da können Kinder viel entdecken. So gibt beispielsweise ein Nilpferd, dass man immer unten in der Ecke findet, lustige Kommentare von sich.
Ernst Rauschenbach hat somit ein ernstes Thema in einen Comic verpackt.
So lernen Kinder auf spielerische Art und Weise verstehen, wie es Mitschülern geht, die unter der Zuckerkrankheit leiden und warum sie bestimmte Lebensmittel nicht zu sich nehmen dürfen. Das sorgt für mehr Verständnis und verhindert die Ausgrenzung der kranken Kinder.

Über den Autor:
Erich Rauschenbach wurde 1944 geboren. Er lebt seit 1953 in Berlin. Nach dem Abitur folgte eine Banklehre und ein Studium an der PH bis 1969 und bis 1973 an der Hochschule der Künste in Berlin. Erich Rauschenbach ist freiberuflicher Zeichner und Autor. www.erich-rauschenbach.de

Rezension von Heike Rau

Erich Rauschenbach
Zucker ist nicht immer süß
32 Seiten, durchgehend illustriert
Lappan Verlag, Oldenburg
ISBN: 3-8303-1105-2
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Steinbachs großer Tier- und Pflanzenführer

Steinbachs großer Tier- und Pflanzenführer

Naturfreunde werden sich über dieses Buch freuen. Mit über 850 vorgestellten Tierarten und 880 Pflanzen- und Pilzporträts ist es sehr umfangreich. Es zeigt einen repräsentativen Querschnitt der im mitteleuropäischen Raum vorkommenden Tier- und Pflanzenarten.

Das Kapitel „Tiere“ ist unterteilt in die Abschnitte Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Süßwasserfische, Meeresfische, Stachelhäuter, Insekten, Tausendfüßer, Spinnentiere, Krebstiere, Weichtiere, Würmer und Schwämme, Nesseltiere, Moostierchen, Rippenquallen. Die einzelnen Kapitel haben farbig unterschiedliche Randleisten. Den einzelnen Kurzporträts steht jeweils eine Seite mit Fotos gegenüber. Oft kommen noch ergänzende Zeichnungen hinzu. Die Texte sind kurz gehalten, aber sehr aussagekräftig. Dargestellt werden Merkmale und Verbreitung der Tiere. Besonders interessant ist die Rubrik „Wissenswertes“ mit zusätzlichen zusammenfassenden Informationen.

Das Kapitel „Pflanzen und Pilze“ ist unterteilt in die Abschnitte Bäume, Sträucher, Wildblumen (sortiert nach Blütenfarben und daher sehr übersichtlich und leicht zu finden), Gräser, Farne, Moose, Flechten und Pilze. Die farbigen Abgrenzungen sind ebenfalls vorhanden. Auch hier gibt es neben den Porträts, aussagekräftige Fotos und teilweise ergänzende Detailzeichnungen. In den Porträts werden Merkmale, Standorte und Verbreitungsgebiete erklärt. Zusätzlich gibt es auch hier eine Rubrik mit Wissenswertem.

Im vorderen Teil des Buches findet man zusammenfassende Informationen über die heimische Tierwelt und Zeichnungen mit Beschriftungen zu den Körperteilen der verschiedenen Tierarten. Auch über die Pflanzen und Pilze gibt es Erläuterungen mit beschrifteten Zeichnungen zum Bau und Beschreibungen von Musterpflanzen. Fachbegriffe werden noch einmal gesondert erklärt.

Das Buch eignet sich gut zum Bestimmen von Tieren und Pflanzen, vor allem, da es inhaltlich wirklich überzeugend ist. Mit nur einem Buch kann man sich einen guten Überblick über die heimische Tier- und Pflanzenwelt verschaffen. Aber nicht nur für Naturfreunde, ob nun Wanderer, Spaziergänger oder Hobbygärtner, ist das Buch empfehlenswert. Auch Schüler können es sicher gut für den Unterricht nutzen. Es macht aber auch Spaß, einfach nur darin zu blättern, die erstklassigen Fotos zu betrachten und die Informationen dazu zu lesen. Trotz des beachtlichen Umfangs mit 895 Seiten ist der Tier- und Pflanzenführer überraschend handlich und ausgesprochen stabil. Das Buch dürfte eigentlich in keinem Bücherregal fehlen.

Rezension von Heike Rau

Steinbachs großer Tier- und Pflanzenführer
895 Seiten, über 2000 Farbfotos und 600 Detailzeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4465-4
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Wir Wettermacher

Wir Wettermacher

Es sind längst keine Launen der Natur mehr. Verheerende Hurrikans, abschmelzende Gletscher und aussterbende Tier- und Pflanzenarten zeigen den Klimawandel an. Für den Menschen ist es schwer auszumachen, was sich auf natürlichen Wege entwickelt hat und was er davon durch sein Verhalten oder seiner Ignoranz gegenüber der Natur selbst zu verantworten hat.

Der Naturforscher und Klimahistoriker Tim Flannery erläutert in seinem Buch wie der Mensch das Wetter beeinflusst. Dazu hat er wissenschaftliche Daten und Fakten zusammengetragen und erklärt diese im Zusammenhang. Er zeigt auf, was jeder einzelne von uns beitragen kann, um die drohende Klimakatastrophe aufzuhalten.

Im Buch kann man nachlesen, was genau das Klima verändert. Der Autor präsentiert die neuesten Forschungsergebnisse auf eine sehr anschauliche Art und Weise und vor allem sehr gut verständlich. Man kommt fast ganz ohne Wörterbuch aus. Er macht aufmerksam auf von uns selbst geschaffene Umweltprobleme, analysiert unsere Situation hinsichtlich der Klimaveränderung und warnt vor bevorstehenden Ereignissen wie Wetterextreme, die eintreten könnten, sollte sich nichts ändern. Denn eins wird sehr deutlich gemacht: Das Erdklima wird sich nicht von selbst stabilisieren.

Der Autor regt mit seinem Buch zum gründlichen Nachdenken an. Er spricht den Leser sehr oft direkt an, überschüttet ihn mit Fakten und macht damit seine Botschaft sehr deutlich: Wir alle müssen dafür sorgen, dass der Kohlendioxid-Ausstoß deutlich verringert wird. So manchem Leser könnte es bei der Lektüre des Buches unbehaglich werden. Unschuldige gibt es keine und der Autor wird nicht müde, den Ernst der Lage offensichtlich zu machen. Er rüttelt den Leser sehr nachhaltig wach. Vielleicht entsteht deshalb auch der Eindruck, dass das Kapitel, wo jedem Leser erklärt wird, was er selbst tun kann, um gegenzusteuern, unglaublich kurz ist. Aber wie auch immer, dieses Buch sollte jeder lesen, denn es gibt niemanden, der sich hier aus der Verantwortung stehlen kann. Noch ist es nicht zu spät.

Über den Autor:
Tim Flannery wurde 1956 in Melbourne geboren, ist Professor für Zoologie, Direktor des South Australian Museums in Adelaide und Autor zahlreicher Bücher, lebt als Wissenschaftler, Forscher und Umweltschützer in Australien.

Rezension von Heike Rau

Tim Flannery
Wir Wettermacher
Wie die Menschen das Klima verändern und was das für unser Leben auf der Erde bedeutet
Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Drenckhahn, Präsident WWF
Aus dem Englischen von Hartmut Schickert
338 Seiten, gebunden
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
ISBN: 3-10-021109-X
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Man gönnt sich ja sonst nichts …

Man gönnt sich ja sonst nichts …

Die Idee von Ulrike Jonack, dem Leser vor dem Vorwort erst einmal eine Praline zu reichen (Titelgeschichte), fand ich überaus gelungen. Achim Hildebrandts Appetithappen wird dem Leser in bleibender Erinnerung bleiben. (Das doppelte „bleiben“ soll diesen Eindruck noch verstärken)

Und nach den Begleitworten ging‘s dann auch munter weiter.
Wer bei dem Slogan drei …zwei … eins … Meins! daran denkt, dass er unbedingt noch eine Bewertung abzugeben hat, wird sich an Bernd Hutschenreuthers „Erde ersteigert“ ganz gewiss erfreuen. In der Kürze liegt die Würze.

Im Anschluss Anna Rinn-Schads „Eine Woche ohne Stimme“ folgen zu lassen, war eine gute Entscheidung. Die Abwechslung macht’s. „Eine Woche ohne Stimme“ muss gerade für eine Frau eine furchtbare Vorstellung sein. So kann man sich die sympathische Protagonistin gut vorstellen und leidet gerne ein wenig mit ihr. Anna Rinn-Schad entführt den Leser in eine sorgsam „geplante“ Welt. Der Leser wird hier zum stillen Beobachter. Durch die Bilderflut nimmt man die Umwelt spürbar war. Nach dieser schönen Geschichte gleich weiterzulesen, wäre verkehrt. Man sollte sich eine Verschnaufpause gönnen und die Landschaften, die einem die Autorin mit dem Overhead ins Brain projiziert, erst einmal auf sich wirken lassen.

Danach aber auf, zu Volker Hagelsteins „Der Defekt“. Es lohnt sich.
Wenn Sie schon immer einmal wissen wollten, wie’s in der Zukunft in ihrer Küche zugeht, aber sich bisher nicht zu fragen getrauten. Hier steht’s! Nur soviel. In dieser Küche sind nicht nur die Gerichte köstlich. Die Küche selbst ist’s.

Vom Titel her könnte Wolfgang Sendners „Jimmy verdaut Welt“ zum Thema Küche passen. Doch sollte man sich nicht täuschen lassen. Den Charakter der Story würde ich eher als „punkig“ bezeichnen. Weshalb? Das lässt sich ab Seite 37 nachschlagen.

Ach, und da wir gerade beim Thema Musik sind. Dass Science-Fiction auch rockig klingen kann, beweist Edgar Güttges „Die E-Saite des Rickenbacker“.
Obwohl Fugalee Page nicht mit dem Gitarrenhexer von Led Zeppelin verwandt ist, weiß er sich doch an ordentlicher Beschallung zu erfreuen. So lasset uns zum himmlischen Plektrum greifen, und die schwarzen Löcher als Lautsprecher missbrauchen. Yeah!

„Vater werden ist nicht schwer“. Dass dieser Spruch in den Weiten des Weltraums nur bedingt zutrifft, lässt uns Ralf Steinberg hautnah miterleben. Selten hat man so Vergnügliches über diverse Möglichkeiten der Vereinigung gelesen. Am Ende gelangt man zu der Überzeugung: Die Phantasie des Autors muss schwerelos sein.

Nun folgte Susanne Jaja mit „Vielen Dank für die Blumen“.
Köstlich! Nachdem ich diese Story gelesen hatte, kam mir das Bild eines Showmasters in den Sinn. Da werde ich doch auch einmal wagemutig. Wetten dass …? Ich wette mit Ihnen, wenn die ewig gutgelaunte „Blondlocke“ in der nächsten Samstagabendshow, seinen weiblichen Gästen einen Blumenstrauß zuwirft, werden Sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können. Vorausgesetzt, Sie haben Susanne Jajas Geschichte gelesen.

Dann legt die Herausgeberin selber Hand an, und lädt uns zur „Kartoffelernte“ ein. Bei der Kartoffel bin ich ja immer recht froh, dass hier die Äpfel aus der Erde, und nicht vom Pferd stammen. So wissen auch die Weganener, eine ordentliche Knolle durchaus zu schätzen. Kein Wunder, bei den Rezepten, die „jon“ uns auftischt. Da läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Leider liegt auch hier die Tücke im Detail. Also Vorsicht! Andere Welten, andere Sitten.

Achim Hildebrand, die Zweite: „Tausend Banner im Sand“. Es soll ja Menschen geben, die im Urlaub in aller Herrgottsfrühe zum Pool watscheln, um mit einem Badetuch die Liege in Beschlag zu nehmen. Ob der innere Zwang, seinen bescheidenen Claim abzustecken, auch anderen Völkern bekannt sein mag?

Zur nächsten Geschichte soll dieser Hinweis folgen: Lassen Sie erst einmal das Wasser einlaufen, und gönnen Sie sich diese Art von Wellness. Doch kann es Ihnen passieren, dass das Badewasser um einige Grade kälter geworden ist, nachdem Sie Lutz Schafstädts „Expedition“ gelesen haben.

Wer hat nicht schon an einem Lagerfeuer gesessen, und sich von dem seltsamen Spiel der Flammen verzaubern lassen. Wie hypnotisiert sitzt man davor, und alles, was man in diesem Zustand verbal so von sich gibt, klingt irgendwie philosophisch. In diese wunderbare Stimmung wird Sie Ralf Steinbergs „Die Flammen von Flammarion“ versetzen.

Noch ganz in pyromanischer Melancholie versunken, stoßen Sie auf Frank Lehmanns „Blinddate auf Titan“. Bereits im Zeitalter von internationalen Ehevermittlungen angekommen, ist es interessant zu beobachten, was dies für zukünftige Stilblüten auf dem Saturnmond treiben könnte. Sozialer Aufstieg entscheidet über die ehrlich gemeinte Zuneigung. Hmm … manchmal gar nicht so weit entfernt, oder?

„Ach, wie klein ist doch der Mensch, und kann so Großes vollbringen.“ Mir fällt im Moment nicht ein, wer das gesagt hat. Vielleicht kommen Sie ja darauf, nachdem Sie Achim Hildebrands „… und alles wimmelnde Getier“ gelesen und sich an diese Rezension erinnert haben.

Nachdem unsere Sinne durch philosophische Betrachtungen nun hinreichend geschärft sind, bereiten wir uns darauf vor, kriminalistisch tätig zu werden. Allerdings lassen wir die üblichen Romanfiguren außen vor, und schlüpfen statt dessen in die Haut eines gewöhnlichen Siedlers. Ob es ihm gelingt, den Fall zu lösen, steht schwarz auf weiß bei „jon“ in deren „Sabotage“ geschrieben. Ich kenne den Täter inzwischen, doch hilft Ihnen das nichts, schließlich können Sie meine Gedanken nicht lesen.

Wie man eine Pointe behutsam herausarbeitet, und dem Leser dauerhaft in Erinnerung hält; so wie der Bildhauer in Stein, diese dem Leser förmlich in den Kopf meißelt, lässt sich bei Ralf Steinbergs „Schmerzen“ erlernen. Leider muss der Leser erkennen, dass, trotz sorgsamer Prophylaxe, sich manche Schmerzen einfach nicht vermeiden lassen.

Nachdem uns Edgar Güttge in seinem ersten Beitrag mit dem Sound des Weltalls vertraut gemacht hat, lässt er uns nun mit „Das Fax des FlugEngels“ die Bürokratie der Zukunft miterleben. Wer an keinem Haftnotizblock vorbeigehen kann, ohne zwanghaft einen Vermerk darauf zu kritzeln, dürfte an dieser Geschichte seine wahre Freude haben.

Und weiter geht’s. Dass Susanne Jaja nicht nur gut zeichnen kann (Titelbild) sondern ihre Phantasie auch beim Schreiben einsetzt, sieht man erneut an „Versiebt“ oder „Survival of the fittest“. Als Mann (und somit Profiheimwerker) griff ich bei dieser Geschichte instinktiv nach meinem Schweizer Messer, und blickte dennoch neidisch auf das Ultratool von Rogell. Für so ein Teil würde ein Testosteroni schon die ein oder andere Werkbank eintauschen. Aber was man mit dem Ding so alles anstellen kann, und ob es im entscheidenden Moment wirklich eine Hilfe darstellt, sollten Sie selber lesen.

Im Anschluss, gleich der nächste Bohrhammer. Die „Nachrichten aus dem Wissenschaftsrat“ schlagen ein, wie eine Bombe. Ein wahres Eldorado für Verschwörungstheoretiker. Ein Angriff auf die „Lupe“? Mehr darf ich nicht verraten, Inge Lütt schon.

Es folgt flammarions „das kann man gar keinem erzählen … aber es ist wahr!“
Einbildung ist die skurrilste Bildungsvariante. Die verschiedenen Fächer werden auf der Phantasieschule gelehrt. Die Autorin dürfte diese Einrichtung besucht haben. Was sich so alles in den eigenen vier Wänden abspielt, wenn man zu den Augen auch noch die verborgenen Sinne öffnet. Das kann man gar keinem erzählen … das sollte man lesen.

Gerhard Kemme „Gleis 10 oder Ankunft kann doch nicht so schwer sein.“
Als Gepäckträger hat man’s in der Gegenwart schon nicht leicht. Werfen Sie einmal bei Ihrer nächsten Urlaubsreise einen Blick auf die dienstbaren Geister. Seien Sie bitte höflich zu ihnen. Geben Sie etwas Trinkgeld, und schenken Sie ihnen ein Lächeln. Wir sind ja schließlich nicht in der Zukunft.

Zu anemones „Kriegsschauplatz“ fällt mir eine pervertierte Form der „Lust“ ein. Oft kann man diese bei Verkehrsunfällen beobachten. Nach der Formel: „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ soll es somit den unbeteiligten Schaulustigen gleich doppelt hart erwischen.

In ihrem zweiten Beitrag zeigt uns Inge Lütt mit „Oculi mei“ die ganze Vielfalt ihres Könnens. So ganz nebenbei bringt sie es auch noch fertig, dem Leser, eine amüsante Lektion in Sachen Religion zu erteilen. Für jemanden wie mich, der die Schokoladenstücke des Adventskalenders schon immer im Voraus herausgestohlen hatte, war diese Geschichte natürlich ein besonderer Leckerbissen.

Es folgt Christian Savoys „Die Angst, stets gleich in unseren Seelen“. Diese Geschichte stimmt einen wieder sehr nachdenklich. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Man kann nur hoffen, sollte es tatsächlich einmal zu der beschriebenen Situation kommen, dass alle Beteiligten einen kühlen Kopf bewahren.

Zu Michael Schmidts „Geliebte Maid“ will ich nur soviel verraten. Wenn Sie auf dem Roten Planeten Ihr Blaues Wunder erleben wollen, sollten Sie schleunigst das Grüne Büchlein kaufen.

Oh ja – kein anderer Planet hat die Phantasie des Menschen so sehr beflügelt, wie der Mars. Er musste sowohl für kleine grüne Männchen, als auch für Schokoladenriegel mit zähflüssiger Karieszahnspachtelfüllung herhalten. Achim Hildebrand bringt den Stein erneut ins Rollen, mit „Sand in den Augen“ gibt er den Gerüchten neue Nahrung.

Dass Criss Jordan mit „Sonnenuntergang“ das Ende dieser Anthologie einleitet, lässt hoffen.
Nach der geschätzten Meinung der Autorin rückt das Ende des zukünftigen Menschen in weite Ferne. Gerade in Zeiten, in denen sich die Mundwinkel eines „Smilies“ immer öfter nach unten verziehen, ein wichtiges, ein optimistisches Emoticon.

Tja, das war’s leider schon, und schließlich folgt da noch:

„Wir über uns …“
Da erfährt man etwas über die Autoren

In „Noch mehr von uns …“
Da erfährt man noch etwas mehr über die Autoren.

Fazit:
Die Herausgeberin bereitet dem Leser mit dieser Anthologie ein kurzweiliges, amüsantes Vergnügen. Hier führt der literarische Geschlechterkampf zu einem eindeutlichen Remis. Was zweifelsfrei beweist, dass auch in der Zukunft männliche und weibliche Humanoiden überhaupt nicht voneinander lassen können, und unbedingt voneinander lesen sollten.
Gut – in einer Anthologie wird es immer einzelne Geschichten geben, die einem besser gefallen, doch eine schlechte konnte ich hier wirklich nicht finden.

Fugalee Page sagt: „Yeah!“. Dieses Büchlein kann getrost empfohlen werden. Der Leser darf sich mal schmunzelnd, mal nachdenklich zurücklehnen und unterhalten lassen. Und sollte jemand bereits zu der Generation gehören, wo Mensch und Gebiß sich des Nachts an verschiedenen Orten aufhalten, so wird‘s diesen zusätzlich erfreuen. Der Schriftsatz ist angenehm zu lesen, und macht die Leselupe (das Gerät, nicht die Bücherei) damit überflüssig.

Ulrike Jonack (Herausgeber)
Man gönnt sich ja sonst nichts …
27 amüsante Geschichten, die zum Nachdenken anregen
ISBN:3935982283
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Du musst hier nicht leben

Du musst hier nicht leben

Die Autorin wurde in Belgrad geboren und kam mit zwanzig Jahren nach New York.

Sie schildert eine Jugend zwischen jugoslawischer Großfamilie, Aufbruch in ein kommunistisches Kuba, ein Leben in den Bergen Jugoslawiens, in der Großstadt, im Kommunismus, zwischen verschiedenen Religionen und bewegt von vielen Ortswechseln.
Sascha ist die Hauptprotagonistin. Ihre Heimat ist Jugoslawien, wo sie ein unstetes Leben als aufmüpfige Tochter einer kranken, zarten Mutter und eines Vaters, der sich schon längst davon gemacht hat, lebt.
Ihre Schwester Lumen lebt in einer Heilanstalt für geistig Behinderte; sie äußerte der Schwester Sascha gegenüber “ Du musst hier nicht leben“.
Mit fünfzehn Jahren läuft Sascha von zu Hause weg, wird aufgegriffen und zur Großmutter in die Berge geschickt. Auch dort bleibt sie nicht lange, man schickt sie zu einem Onkel nach Kuba.
Hier beginnt sie ein Leben mit Alkohol, Drogen und früher sexueller Liebe. Sie sprengt alle Grenzen der Religion, der Tugend und familiärer Angepasstheit.
Niemand vermag sie zu bändigen. Als die Mutter, zu der sie zwischenzeitlich zurückgekehrt ist, schwer an Krebs erkrankt, kommt sie zu ihrem Vater nach Athen. Dort lebt sie ein vollkommen ungezügeltes Leben, für eine Muslimin unsagbar!
Sie lernt amerikanische GIs kennen, lebt mit diesem oder jenem zusammen. Hier und da findet sie sogar eine Liebe, die ihr heimatliche Geborgenheit vermittelt. Drogenkonsum und Alkoholverzehr sind ständige Begleiter. Es kommt zu Exzessen, sie klaut und schlussendlich setzt ihr Vater sie vor die Tür.
Das Leben geht weiter. Zur Beerdigung der Mutter kehrt sie noch einmal nach Hause zurück.
Am Ende erschleicht sie sich mit falschen Zeugnissen die Einwanderung nach USA. Dort lebt sie ihr einmal begonnenes Leben im sozialen Abseits weiter.
Sie ist hellwach und beobachtet ihre Umwelt, was das Buch zu einem bewegenden Zeugnis einer Aussteigerin macht.
Zwischendrin gibt es zarte Szenen, in denen sie sich nach Liebe sehnt und sie vermeintlich auch ab und zu findet.

Dieses ungebärdige Mädchen ist begabt und intelligent. Nur gelegentlich findet sich ein Gönner, der ihr wirklich wohl will und sie nicht nur auszubeuten gedenkt.

Insgesamt ist die Geschichte traurig und anrührend: wie ein Mensch in eine Welt zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, zwischen Kriege und zerrissene Familienbande gerät und ganz alleine einen schwierigen, einsamen und abseitigen Weg sucht.
Es ist ein Sozialdrama, lebendig und anrührend geschrieben, fein beobachtet und unserer Zeit mit ihren Religions- und Rassenkonflikten durchaus angemessen.

Cl.B.

Natasha Radojcic
Du musst hier nicht leben
Familiengeschichte im zerrissenen Zeitalter der Kriege
ISBN:3827006317
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