Henry Marsh: Um Leben und Tod

Henry Marsh: Um Leben und Tod

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Medizinische und menschliche Aspekte eines anspruchsvollen Lebens als Neurochirurg.

Henry Marsh ist Neurochirurg, ein bekannter dazu, und hat in seinem vorliegenden Buch in ungewöhnlicher Weise über seinen Berufsweg und die langjährigen Erfahrungen, die er als Chefarzt gemacht hat, ausführlich berichtet.

Dabei geht es um die Medizin, um die Bürokratie des englischen Gesundheitswesens und um die Hoffnungen und Zweifel von Arzt und Patient.

Nach frühen Umwegen bei der Berufsfindung hat er sich zum Facharzt für Neurochirurgie ausbilden lassen. Er genießt in England hohes Ansehen auf seinem Fachgebiet.

In verschiedenen Kapiteln werden Hirnerkrankungen unterschiedlichster Genese und Formen mit ebenso vielfältigen Folgen abgehandelt.

Seine Arbeit ist schwer und auch für die praktizierenden Ärzte, wie er versichert, zuweilen unerträglich. Geht es doch immer um schwerstkranke Menschen, deren Weiterleben oder Sterben von dem Grad der Erkrankung und vom Können des Chirurgen abhängt.

Seine Leidenschaft für das Handwerk, das für die Feinarbeit als Hirnchirurg unabdingbar ist, macht ihn zum Könner auf seinem Gebiet.

Dass man als Neurochirurg einerseits Distanz zum Kranken bewahren muss, um nicht im Mitleid unterzugehen, und sich andererseits doch mitmenschlich und empathisch dem Kranken und seinen Angehörigen zuwenden muss, macht er in seinen Aufzeichnungen sehr deutlich.

Er hat die Gabe, sich klug und einfühlsam zu verhalten. Das bemerkt man, wenn er über Gespräche mit Kranken und Angehörigen berichtet.

Eigenreflexionen und die Einschätzung gegenüber eigenen und den Fehlern anderer bieten ein hohes Maß an Selbstkritik. Henry Marsh ist im wahrsten Sinne des Wortes ein mitfühlender und nachdenklicher Mensch.

Man liest den Bericht über den Klinikalltag mit seinen bürokratischen Anforderungen und den medizinischen Herausforderungen teilweise mit hohem Interesse, teilweise mit Grauen, immer aber mit großer Aufmerksamkeit.

Bei den Möglichkeiten der Heilung verweist H. Marsh auf die dem Arzt gesetzten Grenzen. Der Grat zwischen Leben und Tod wird gerade in diesem Bericht überdeutlich. Zuweilen ist Nichthandeln menschlicher als Handeln, wenn sicheres Siechtum oder nur qualvolle Lebensverlängerung zu erwarten ist.

Die menschlichen, medizinischen und wissenschaftlichen Komponenten in seinem Handeln und seinem inneren Kampf um den richtigen Weg bilden den Grundtenor in seinem beruflichen Lebensrückblick. Das macht das Buch anrührend und nimmt den Leser auf ganz eigene Weise mit.

Henry Marsh
Um Leben und Tod
352 Seiten, gebunden
Deutsche Verlags-Anstalt, April 2015
ISBN-10: 3421046786
ISBN-13: 978-3421046789
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Harro Albrecht: Schmerz – Eine Befreiungsgeschichte

Harro Albrecht: Schmerz – Eine Befreiungsgeschichte

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Schmerzen kennt fast jeder. Viele haben gelegentlich mit Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder mit Muskelkater zu tun. Manchmal wird der Schmerz auch chronisch oder wird als so stark empfunden, dass er eigentlich nicht auszuhalten ist. Schmerzmittel helfen dann nicht mehr oder verursachen Nebenwirkungen, die auch nicht hinnehmbar sind.

Der Medizinjournalist Dr. med. Harro Albrecht hat sich einmal ausführlich mit dem Schmerz beschäftigt. Über 600 Seiten hat das vorliegende Buch. Es geht vor allem darum, wie wir Schmerz empfinden und wie wir damit umgehen. Angestrebt wird scheinbar eine komplette Schmerzfreiheit. Möglich ist das allerdings nicht und auch nicht erstrebenswert, wie der Autor aufzeigt. Er berichtet von Menschen mit einem Gendefekt, die nie Schmerzen empfinden und denen damit die Warnfunktion des Schmerzes nicht zur Verfügung steht.

Interessant ist, dass der Schmerz sich verselbstständigen kann. Es ist praktisch keine Ursache zu finden. Dass es trotzdem schmerzt, ist unbestritten, eine Behandlung aber umso schwieriger. Der Autor hat sich ausführlich mit der Entstehung des Schmerzes beschäftigt und er ist dazu quer durch die Geschichte gegangen und hat Forscher und ihre Arbeiten noch einmal aus heutiger Sicht betrachtet.

Unser Umgang mit Schmerz muss überdacht werden. Die Behandlung muss auf den ganzen Menschen bezogen werden, also ganzheitlich sein, denn Umfeld, Lebensbedingungen und Psyche spielen eine Rolle. Der Griff zur Tablette ist nicht immer sinnvoll, man kann vieles tun, das Linderung verschafft.

Das Thema ist sehr detailliert aufgearbeitet. Der Autor schlägt einen erzählenden Ton an, sodass man als interessierter Leser gut durch die Kapitel geführt wird. Ich habe eine Menge gelernt. Mein Verständnis für den Schmerz ist gewachsen. Als Ratgeber ist das Buch sicherlich nicht gedacht. Aber die Auseinandersetzung mit dem Thema lässt doch ein wenig umdenken. Die eigene Betrachtungsweise verändert sich, einfach weil man nach der Lektüre Zusammenhänge, die den Schmerz betreffen, besser versteht.

Rezension von Heike Rau

Harro Albrecht
Schmerz – Eine Befreiungsgeschichte
608 Seiten, gebunden
Pattloch Verlag
ISBN-10: 3629130380
ISBN-13: 978-3629130389
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Rosemary Gladstar: Heilkräuter in meinem Garten – 33 wichtige Heilkräuter selbst anpflanzen, ernten und verwenden

Rosemary Gladstar: Heilkräuter in meinem Garten – 33 wichtige Heilkräuter selbst anpflanzen, ernten und verwenden

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Die Welt der Heilkräuter zu betreten, ist immer wieder spannend. Traditionelle Heilmethoden sind auf dem Vormarsch. Es geht der Autorin um die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Sie tritt dabei aber ausdrücklich nicht in Konkurrenz mit der Schulmedizin, denn ihr ist natürlich bewusst, dass die Naturheilkunde ihre Grenzen hat. Es gilt also immer gut abzuwägen und überlegt zu handeln. Bei ersthaften Gesundheitsproblemen muss man zum Arzt.

Die Autorin führt auf spannende Art und Weise in die Kräutermedizin ein. Sie spricht von ihren Erfahrungen und von Anwendungen, die sie empfehlen kann. Im Buch werden Heilkräuter vorgestellt, die man im eigenen Garten oder auch im Topf anpflanzen kann. Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, wird beschrieben. Dabei wird auch ein Blick auf Pflanzen geworfen, die in der Umgebung wachsen. Es geht um Ernte und Verarbeitung im Allgemeinen. So wird aus der Küche eine kleine Apotheke und Tees, Kräuteröle, Salben und Tinkturen werden hergestellt. Grundsätzliches zur Kräuterbehandlung wird besprochen.

Zunächst werden neun bekannte Kräuter und Gewürze in Anbau und Verwendung beschrieben. Meist werden diese ohnehin schon in der Küche verwendet. Dazu zählen zum Beispiel Basilikum, Ingwer, Knoblauch, Salbei und Zimt. Jetzt wird natürlich insbesondere auf die heilende Wirkung geschaut. Zimt bei uns anzubauen, dürfte allerdings ein Abenteuer werden. Da müsste man schon Auswandern, um das probieren zu können. Dennoch können die Rezepte genutzt werden, denn Zimt ist ja leicht erhältlich.

Es folgen „24 unbedenkliche, wirksame Heilkräuter“. Das würde ich so allerdings nicht unterschreiben. Denn hier findet man auch Baldrian, Holunder, Weißdorn, Johanniskraut und Süßholz. Tatsächlich sieht man in den Gegenanzeigen dann doch einige Hinweise darauf, wann die Verwendung unterlassen werden muss. Es ist also wichtig, die Ausführungen zu den Pflanzen vor der Nutzung komplett durchzulesen.

Die Pflanzenporträts sind sehr ausführlich gehalten und lesen sich auch sehr gut. Die Autorin verfügt über sehr viel Erfahrung. Ich habe einige Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten gefunden, die ich so noch nicht kannte. Das macht das Buch natürlich ausgesprochen spannend. Auch wenn man sich schon ein wenig mit der Pflanzenmedizin auskennt, kann man noch viel dazulernen.

Rezension von Heike Rau

Rosemary Gladstar
Heilkräuter in meinem Garten – 33 wichtige Heilkräuter selbst anpflanzen, ernten und verwenden
232 Seiten, gebunden
Narayana Verlag
ISBN-10: 3944125398
ISBN-13: 978-3944125398
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Anne Tyler: Der leuchtend blaue Faden

Anne Tyler: Der leuchtend blaue Faden

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Familiengeschichten: wen interessieren die nicht?

Gleicht nicht jedes Leben, jede Familiengeschichte einem Roman?

Anne Tyler versteht sich darauf, das Panorama menschlichen Glücks und Leids in einer einfachen Mittelschichtfamilie in Amerika zu erfassen und den Leser in ihre Geschichten mitzunehmen, so dass man sich fast wie ein Besuch bei ihren Protagonisten fühlt.

Abby und Red Whitshank haben ihr gemeinsames Leben um 1959 in Baltimore begonnen. Sie bilden ein Paar in mittleren Lebensjahren.

Eines Abends bekommen sie einen Anruf von ihrem Sohn Denny, der sie mit einer schwer verdaulichen Nachricht konfrontiert.

Mitten in dieses Geschehen des Alltags wird man als Leser hineingezogen.

Alsbald tun sich die einzelnen Kinder mit ihren Gewohnheiten und ihren Eigenarten hervor. Vier Kinder haben die beiden Whitshanks. Der jüngste Spross, Stem genannt, ist kein unmittelbarer Abkömmling.

Red betreibt einen Holzwarenhandel größeren Ausmaßes, und Abby ist Sozialarbeiterin. Sie kümmert sich um alle möglichen Leute, die ihrer Hilfe bedürfen.

Ihre Kinder sind mittlerweile flügge geworden und haben schon eigene Kinder. Ein buntes Treiben tut sich auf. Die Geschwister mit ihren Ehepartnern und Kindern sind so unterschiedlich wie das Leben eben ist. Man hört zu, nimmt teil, leidet mit, wenn etwas nicht so gut geht, und fühlt sich in dieser Familie bald schon zu Hause.

Fast möchte man sich mit Rat und Tat beteiligen.

Und natürlich: niemals ist in Familien alles gut, niemals verlaufen Lebensschicksale ohne Einbrüche. Man muss sich mit jedem Tag und zu jeder Stunde auf gewöhnliche und ungewöhnliche Ereignisse einstellen. Auch Eltern haben ein eigenes Leben, das vor dem ihres Familienlebens mit eigenen Kindern stattgefunden hat. Davon berichtet Anne Tyler in zwei anschließenden Teilen ihres Romans, so dass man erst spät auf die Ursprünge der Beziehungen von Eltern- und Großeltern aufmerksam wird. Auch hier gab es Glück und Leid, schwierige Aufbrüche ins Leben und nicht immer einfache Lebensbedingungen. Immerhin erlebten die Großeltern die große Wirtschaftskrise mit, die mit dem New Yorker Börsenkrach im Jahr 1929 ihren Ausgang nahm.

Gewöhnliche Leben sind nicht immer illuster. Zuweilen finden sich Paare eher zufällig zusammen. Ob die Beziehung dann gut oder schlecht wird, das wird nicht immer durch die Liebe sondern häufig durch Einsicht, Gewöhnung und Beharrungsvermögen entschieden.

Über dieses Auf und Ab in Freude und Leid schreibt Anne Tyler so lebendig und mitteilsam, dass man gar nicht möchte, dass die Geschichten in dem Buch irgendwann aufhören.

Felicitas von Lovenberg beschrieb in der FAZ ihren Eindruck des Buches in dieser Weise. Ihrer Vorstellung kann ich mich nur anschließen!

Anne Tyler

Der leuchtend blaue Faden
452 Seiten, gebunden
Kein & Aber, März 2015
ISBN-10: 303695712X
ISBN-13: 978-3036957128
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Mia Winter: Janusmond

Mia Winter: Janusmond

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Leon Bernberg ist nach Louisson gekommen, um seine seit 10 Jahren vermisste Schwester Lune für tot erklären zu lassen. Kommissar Christian Mirambeau spielt allerdings nicht mit. Er beginnt sich sofort für Lune zu interessieren. Er will wissen, was geschehen ist, als Lune in der französischen Kleinstadt lebte. Es muss Gründe für ihr Verschwinden geben haben. Möglicherweise liegt sogar ein Verbrechen vor.

Was Leon Bernberg erzählt und aus Lunes ausdrucksstarken Briefen zitiert, klingt für den Polizisten glaubwürdig. Leons damit verbundenen Leidensdruck hält er für glaubwürdig und lädt ihn nach einem Vorfall sogar ein, bei ihm zu wohnen. Damit nimmt er ihn in die Familie mit seiner geliebten Ehefrau und den drei Kindern auf. Und wie man bereits dem Klappentext entnehmen kann, ist das ein nicht wiedergutzumachender Fehler.

Und genau das ist der Knackpunkt an der Geschichte. Dass der Polizist so naiv ist, ist nicht zu glauben und völlig unrealistisch. Ansonsten ist der Krimi aber doch recht gut gemacht. Lune ist eine sehr geheimnisvolle Persönlichkeit, die nach dem Sinn des Lebens und ihrer wahren Identität sucht. Leicht manipulierbare Männer und Sex in seinen Facetten spielen da eine Rolle. Aber für Lune tut sich hier ein Abgrund auf, denn psychisch ist sie labil. Und doch zieht sie die Menschen in ihren Bann. Sogar Christian Mirambeau bekommt das zu spüren, obwohl er Lune nie begegnet ist. Es sind die Erzählungen ihres Bruders, die ihn über alle Maßen faszinieren.

Als Leser wird man von einer unheilvollen Stimmung gefangen genommen. Lune hat natürlich Spuren hinterlassen. Der Focus fällt auf Männer, die sie in ihren Bann zog und zum Wahnsinn trieb. Wir haben es also mit einem wirklich spannenden und abgründigen Buch zu tun, das zwar etwas unglaubwürdig daherkommt, sich aber gut liest.

Rezension von Heike Rau

Mia Winter
Janusmond
416 Seiten, Klappenbroschur
Egmont LYX
ISBN-10: 3802597907
ISBN-13: 978-3802597909
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Annette Eiden: Der Darm wächst mit – Was Eltern über die kindliche Verdauung, Immunsystem und Ernährung wissen müssen

Annette Eiden: Der Darm wächst mit – Was Eltern über die kindliche Verdauung, Immunsystem und Ernährung wissen müssen

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Dass ein gesunder Darm sehr viel zum Wohlbefinden beiträgt, ist bekannt. Das gilt auch für Kinder. Direkt nach der Geburt wird mit dem Aufbau einer gesunden Darmflora begonnen. Wichtig ist in diesem Sinne eine gesunde Ernährung. Und die beginnt nach Möglichkeit mit dem Stillen. Aber schon hier stellt sich die Frage, wie lange man stillen sollte und welche Vorteile es bringt.

Dr. med. Annette Eiden ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Homöopathie. Sie hat eine eigene Praxis und ist selbst Mutter von vier Kindern. Sie hat also genug Erfahrung, um kompetent Rat zu geben. Das Buch ist nicht schwierig zu lesen. Die Autorin nähert sich dem Thema auf eine sehr verständliche Art und Weise. Ihre Ratschläge sind immer begründet und lassen sich gut annehmen.

Die Entwicklung des Darms vom Baby bis zum Schulkind wird erklärt. So werden vermeintlich Probleme oft zum natürlichen Vorgang, wenn man als Eltern weiß, was dahintersteckt. Die Autorin nimmt Eltern viele Sorgen und gibt wirklich gute Ratschläge.

Es geht im Buch an das Heranführen der Kinder an eine gesunde Ernährung ganz ohne erhobenen Zeigefinger, stattdessen mit einem guten Konfliktmanagement. Manchen Dingen kann man mit Humor begegnen, statt sich Stress zu machen. Esskompetenz entsteht vor allem auch durch ein gutes Vorbild der Eltern. Kinder zum Essen zwingen zu wollen, ist nicht ratsam. Jedes Kind kann gut selbst entscheiden, was es essen möchte. Das Bauchgefühl weiß, was es braucht. Und eine gute Esskultur tut ein Übriges. Das Hintergrundwissen, das die Autorin hierzu vermittelt, ist sehr spannend zu lesen.

Praktische Ratschläge, die einfach umzusetzen sind, helfen bei leichten Beschwerden im Magen- und Darmbereich. Aber es werden natürlich auch ernsthafte gesundheitliche Probleme besprochen. Dazu gehören Magen- und Darmerkrankungen, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Damit ist das Buch sehr empfehlenswert für Eltern von Babys und kleinen Kindern!

Rezension von Heike Rau

Dr. med. Annette Eiden
Der Darm wächst mit – Was Eltern über die kindliche Verdauung, Immunsystem und Ernährung wissen müssen
208 Seiten, gebunden
Südwest Verlag
ISBN-10: 3517089850
ISBN-13: 978-3517089850
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Lydia Tschukowskaja: Untertauchen

Lydia Tschukowskaja: Untertauchen

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Verfolgung, Terror, Tod…

Es ist bekannt, dass unter Stalin in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zahlreiche bekannte und auch weniger bekannte Dichter, Denker, Wissenschaftler und Künstler in Lager verbannt und dort zu Tode gekommen sind.

In ihrem hier vorliegenden sehr poetischen Roman, der 1988 erstmals erschienen ist, verarbeitet Lydia Tschukowskaja (1907 – 1996) ihre Zeit unter der Stalinära, in der sie selber der Verfolgung ausgesetzt war, und in der ihr Mann schon 1937 umgebracht wurde.

Ihre Protagonistin Nina Sergejewna befindet sich zur Erholung in einem Sanatorium auf dem Lande. Wir schreiben das Jahr 1949. Sie lernt zwei andere Schriftsteller kennen, unter ihnen Bilibin, einen Kollegen ihres Mannes. Von ihnen erhofft sie sich nähere Auskünfte über den Verbleib ihres Mannes, von dem sie seit seiner Verhaftung nichts mehr gehört hat.

Zuerst genießt Nina Sergejewna nur die verschneite Landschaft, die Birken- und Tannenwälder und die reine Luft. Sie kann sich nicht genug tun, in dieser abgeschiedenen Landschaft herumzulaufen und sich der Ruhe zu erfreuen. Langsam nähert sich ihr Bilibin. Sie aber will nur wissen, wie es ihrem Mann im Lager erging, und was er dort erleiden musste. Die Bilder um das Leiden und den Tod ihres Mannes verfolgen sie bis in ihre Träume. Am Ende ist sie bitter enttäuscht von Bilibins geschönter und harmonisierter Ausgabe seines in Arbeit befindlichen Erinnerungsbuches über die Lagerhaft.

Die ganze Erzählung ist durchdrungen von Melancholie und Abschiedsgedanken. Im Vordergrund steht immer wieder die eisige Landschaft mit ihren Birken- und Kiefernwälder und die Angst vor dem Terror, mit denen unter Stalin angesehene Männer und Frauen verfolgt, gedemütigt und ermordet wurden.

Lydia Tschukowskaja beschreibt in einer berückenden Sprache die Tiefe der Emotionen, die sie beherrschen, und mit denen man sich dem Treiben der Verfolgungen ausgesetzt sah. Sie besticht durch die Makellosigkeit ihrer Sprache. Man meint beim Lesen die Eiskristalle zu spüren und die reine Luft zu atmen.

Lydia-Tschukowskajas Erzählung erschien erstmals 1972 in New York. Daraufhin wurde die Autorin 1974 aus dem russischen Schriftstellerverband ausgeschlossen.

Svetlana Geier ist die berühmte und kongeniale Übersetzerin dieses Werks wie schon so vieler anderer russischer Schriftsteller.

Dem Dörlemann Verlag ist es wieder einmal zu verdanken, dass die kleine und feine Erzählung dem Vergessen entrissen wurde.

Die poetische, wunderbare Erzählung ist unbedingt sehr lesenswert.

Lydia Tschukowskaja
Untertauchen
256 Seiten, gebunden
Dörlemann, Januar 2015
ISBN-10: 3038200131
ISBN-13: 978-3038200130
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Robert B. Parker: Mord im Showbiz

Robert B. Parker: Mord im Showbiz

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Der vorliegende Kriminalroman ist wieder ein Fall für Jesse Stone, der bei Pendragon erschienen ist. Erneut habe ich mich wohlgefühlt auf dem Revier von Paradise, der kleinen Stadt in Massachusetts, in der Jesse Stone Polizeichef ist, nachdem er wegen Alkoholmissbrauchs im Morddezernat von Los Angeles gefeuert wurde.

Im Paradise wird ein prominenter Talkshowmoderator tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um Mord handelt. Die Prominenz dieses Fernsehmoderators erzeugt mächtigen Druck auf den Polizeichef Stone. Da sich der Moderator mit seiner spitzen Zunge nicht nur Freunde gemacht hat, ist das Medieninteresse riesengroß. Außerdem gehört er zum Freundeskreis des Gouverneurs, was zusätzlich Regierungsbeamte auf den Plan ruft. Als der Presserummel seinen Höhepunkt erreicht, wird eine weitere Leiche gefunden. Diesmal ist es ein junges Mädchen. Es stellt sich heraus, dass dies die neue Lebensgefährtin des Fernsehmoderators ist. Doch so sehr die Medien auch toben, Chief Stone ermittelt unbeirrt weiter und versucht nebenbei seine eigenen Probleme in den Griff zu bekommen.

Diesen Jesse-Stone-Krimi halte ich persönlich für den bislang Humorigsten dieser bei Pendragon erscheinenden Reihe. Dem Übersetzer Bernd Gockel ist es hervorragend gelungen, die Dialoge dermaßen ins Deutsche zu übertragen, dass sie der deutschen Umgangssprache bestens entsprechen, was dem Wortgeplänkel des Polizeichefs mit seinen engsten Mitarbeitern sehr entgegenkommt. Im Team bei den Ermittlungen sind dieses Mal wieder die beiden Polizeibeamten Suit und Molly. Beide Figuren spielen prinzipiell in allen Romanen mit, doch hin und wieder treten Sie komplett in den Hintergrund und sind nur Randfiguren. So nicht im vorliegenden Fall. Hier werden diese beiden Figuren wieder zu wichtigen Figuren neben Jesse Stone und zu Stichwortgebern für die Techtelmechtel auf dem Revier. Molly ist die einzige Frau auf dem Revier und so etwas wie eine Sekretärin oder ein Mädchen für alles. Sie hält ihrem Chef gerne den Rücken frei und springt auch an seine Stelle an die vorderste Front vor die Pressemeute. Suitcase Simpson ist ein junger aufstrebender Cop, der seinen Chef bewundert und ihm mit viel Engagement nacheifert. Die witzigen Dialoge zwischen diesen drei Figuren sind einfach köstlich. Suit, der in diesem Roman extrem darum bemüht ist, Kriminalkommissar im Revier zu werden (falls das Revier überhaupt einen Kommissar genehmigt bekommt) auf der einen Seite, und Molly, die sich zum x-ten Male mit ihrem Chef darin einig ist, dass sie sich beide lieben, aber eben auf ganz besondere Art.

Es ist schade das die Krimireihe aufgrund des Todes des amerikanischen Schriftstellers Parker auch in der deutschen Übersetzung demnächst ein Ende finden wird. Kein Ermittler macht mir so viel Spaß wie Jesse Stone, der in den Verfilmungen von Tom Selleck gespielt wird. Der vorliegende Roman ist ein weiteres Highlight aus dieser Reihe. Robert B. Parker, der auch der Schöpfer des Privatdetektivs Spenser ist, hat mit Jesse Stone einen Cop geschaffen, der widersprüchlicher nicht sein kann.

Uneingeschränkte Leseempfehlung.

Parker, Robert B.
Mord im Showbiz
Aus dem Englischen von Bernd Gockel
Pendragon Verlag, Bielefeld
ISBN 9783865324474

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Emma Farrarons: Das Achtsamkeits-Malbuch – Ein Anti-Stress-Vergnügen

Emma Farrarons: Das Achtsamkeits-Malbuch – Ein Anti-Stress-Vergnügen

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Ausmalen beruhigt. Man konzentriert sich auf das vorgegebene Bild und füllt das Motiv nach und nach mit Farben. Die Achtsamkeit stellt sich von ganz alleine an. Man kann sich bewusst eine Auszeit nehmen, kleine Pausen damit füllen oder sich auch für längere Zeit mit einem Bild beschäftigen. Verschiedene geometrische Formen und auch Blumenmuster hält das Buch vor.

Allerdings sehe ich beim Betrachten der Seiten viele sehr unruhig wirkende Motive. Wellenlinien, Bögen, sich windende Formen und sich wiederholende filigrane Blütenmuster verwirren das Auge. Manche Motive sind mir auch zu einfach. Eine karierte Seite, fast wie im Schulheft, ist nicht kreativ genug.
Es gibt aber auch einige Motive, die mir sehr gefallen, wie die verschiedenen Blätter auf einer Doppelseite, die Schmetterlinge und die kleinen Vögel, die ich am liebsten sofort ausmalen möchte. Auch an einem Bild, das eine ganze Naturszene zeigt, und das man nach und nach aufbauen kann, möchte ich mich gerne versuchen. Leider lässt sich das kleine Taschenbuch geöffnet nicht flach auf den Tisch legen. Ich versuche es mit Gewalt! Aber es ist nichts zu machen. Ich muss die Buchseiten mit einer Hand herunterdrücken, um mit der anderen Hand malen zu können. Eine Chance, das gesamte Bild auszumalen, habe ich auch nicht, weil das Seite dann in die Bindung läuft. Einen ausgesparten inneren Rand gibt es nicht. Entspannend ist das Malen dadurch eher nicht. Format und Bindung sind also falsch gewählt. Das Buch passt zwar durch das kleine Format in jede Tasche, aber manches Motiv ist dann eben sehr filigran.

Das nicht jedes Bild meinen Geschmack trifft, ist nur natürlich. Aber dass man nicht wirklich gut mit dem Buch arbeiten kann, ist wirklich schade. Für eine Achtsamkeitsmeditation ist das Buch, durch die störenden Faktoren, also eher weniger gut geeignet.

Rezension von Heike Rau

Emma Farrarons
Das Achtsamkeits-Malbuch – Ein Anti-Stress-Vergnügen
112 Seiten, broschiert
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426877228
ISBN-13: 978-3426877227
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Aprilynne Pike: Dangerous Visions – Es liegt in deiner Hand

Aprilynne Pike: Dangerous Visions – Es liegt in deiner Hand

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Charlotte sieht immer wieder in Visionen die Zukunft. Sie versucht, dagegen anzukämpfen, weil ihre Tante, die ebenfalls über die Gabe verfügt, ihr dazu geraten hat. Die Zukunft darf ohnehin nicht verändert werden. Charlotte weiß das, als Kind hat sie es einmal getan, mit schlimmen Folgen. Ihr Vater starb und ihre Mutter sitzt im Rollstuhl, seit sie den Tod ihrer Tante verhindern wollte.
Allerdings verstärken sich die Visionen und Charlotte schafft es einmal nicht, eine Vision abzuwehren. Sie sieht einen Mord und der geschieht wenig später tatsächlich. Eine Mitschülerin wird auf brutale Weise umgebracht. Es bleibt nicht bei dieser einer Vision, ein weiterer Mord geschieht. Man hat es möglicherweise mit einem Serienmörder zu tun, sodass Charlotte sich fragt, ob sie nicht doch etwas dagegen tun muss.
Dann plötzlich tritt jemand in Charlottes Leben, der eigentlich nichts von ihren Fähigkeiten wissen kann. Er ist überzeugend, er weiß von ihren Visionen und wie der Mörder aufzuhalten ist. Aber kann sie ihm wirklich vertrauen?

Was für ein Buch! Die Autorin hat einen Schreibstil, der von der ersten Seite an fesselt. Die Geschichte fließt und man schwimmt einfach mit. Dabei ist die Handlung unglaublich faszinierend. Die brutalen Morde sorgen für Gänsehaut. Die Spannung steigt und steigt. Mehr geht nicht. Was sich die Autorin ausgedacht hat, wirkt sehr realistisch. Gefühlsintensiv wird jede Szene beschrieben. Man ahnt ein bisschen, wer der Mörder sein könnte. Aber das Ende vermag man sich kaum vorzustellen. Tatsächlich hat es die Autorin geschafft, ein glaubwürdiges und damit perfektes Ende zu schaffen.
Das besondere am Buch ist, dass es durchweg stimmig und gut zu lesen ist. Es hat eine geniale Handlung, beflügelt die Fantasie und sorgt für superspannende Lesestunden. Und wem jetzt ein bisschen Romantik fehlt, auch dafür hat die Autorin gesorgt.

Rezension von Heike Rau

Aprilynne Pike
Dangerous Visions – Es liegt in deiner Hand
Aus dem Englischen von Karen Gerwig
384 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570159949
ISBN-13: 978-3570159941
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