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Schlagwort: Ausflug

René Freund: Ans Meer

René Freund: Ans Meer

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Anton fährt einen alten Linienbus in einem ländlichen Gebiet. Er bringt die Kinder zur Schule und nimmt die wenigen Leute mit, die auch in die Stadt wollen. Das tut er Tag für Tag …

In letzter Zeit muss Anton immer öfter an seine Nachbarin Doris denken. Er ist in sie verliebt. Ob sie an der Liebe festhält, weiß er nicht so genau. Letze Nacht war dieser Mann auf ihrem Balkon. Anton hat ihn husten hören.

Als er am nächsten Morgen die Tour beginnt, will auch Carla mitfahren. Die krebskranke Frau will nicht in die Stadt. Sie möchte nach Italien und ein letztes Mal das Meer sehen. Den Ort, an dem sie aufgewachsen ist. Aber kann Anton seinen Mut zusammennehmen, einfach seine Route verlassen und mit Carla und den Kindern, die eigentlich zur Schule müssen, ans Meer fahren? Eigentlich nicht, aber Doris mag mutige Männer.

Carlas Tochter Annika, deren Freundin Helene und Eva sind dafür. Nur Ferdinand, Helenes älterer Bruder, hat Bedenken. Allein kann er seine kleine Schwester aber auch nicht lassen. Ein blinder Passagier ist auch noch mit an Bord.

Nie hat Anton etwa gewagt und nun bricht er aus dem gewohnten Alltag aus. Tatsächlich muss der immer etwas unbeholfen wirkende Mann allen Mut zusammennehmen. Auch darf er die Folgen seiner mutigen Tat nicht bedenken. Denn das die Fahrt ans Meer Konsequenzen haben wird, ist ihm klar.

Der Autor analysiert die Vorkommnisse nicht haarscharf, sondern vermittelt den Eindruck, als habe er die Handlung einfach so laufen und sich entwickeln lassen. Aber genau das ist es, was dem Buch Tiefgang verleiht. Denn der Blick fällt auf Details im Antons Denken und auf das Zwischenmenschliche in der Gruppe.

Gedanken, Träume, Empfindungen, Sorgen, Ängste und Hoffnungen der handelnden Figuren sind in ihrer Alltäglichkeit gut nachempfunden, und viel ausdrucksstärker ohne eine Wertung von außen. Vieles steht zwischen den Zeilen. So bleibt Raum für eigene Gedanken und Interpretationen.

Mir gefällt dieses Buch ausgesprochen gut. Es geht zu Herzen, ohne kitschig zu sein, auch wenn die Geschichte schon ein bisschen märchenhaft ist.

Rezension von Heike Rau

René Freund
Ans Meer
144 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552063633
ISBN-13: 978-3552063631
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Anna Walker: Hilde

Anna Walker: Hilde

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Das Huhn Hilde lebt in einem kleinen ruhig gelegenen Haus, vielleicht am Rande einer Kleinstadt. Auf der Wiese wachsen Sonnenblumen. Hilde hat einen angenehmen Alltag. Oft spielt sie im Garten oder beobachtet die Tauben. Es geschieht nichts wirklich Aufregendes. Dann eines Tages, an einem stürmischen Morgen, wird sie von einem Sturmwind erfasst. Zusammen mit Blätter und Zweigen wird sie fortgetragen. Bis in eine sehr große Stadt hinein.

Sie landet zwischen Schirme tragenden Menschen, die irgendwo hin wollen und spaziert ebenfalls los. Der Regen macht ihr nichts aus. Es gibt so unglaublich viel zu entdecken. Selbst in ein Kaufhaus verschlägt es Hilde, wo sie auf dem Handlauf der Rolltreppe von einer Etage in die nächste kommt und Außergewöhnliches entdeckt. Später findet Hilde sogar ein gemütliches Plätzchen, das an zu Hause erinnert und wo sie sich ein wenig von ihren Abenteuern ausruhen kann.

Hilde bekommt Heimweh. Da sieht sie eine Frau, die einen Strauß Sonnenblumen trägt und folgt ihr. Sie fährt ein Stück mit dem Zug, verliert beim Aussteigen die Sonnenblumen aber aus den Augen. Stadtdessen sieht sie die Tauben. Hilde weiß, dass die Vögel den Weg nach Hause kennen.

Die Geschichte ist sehr fantasievoll geschrieben. Die Illustrationen sind mit viel Aufwand erstellt worden. Auf den Seiten findet man kleine Bilder mit Alltagsszenen, aber auch Zeichnungen, die über die ganze Seite gehen und bestimmte Eindrücke vermitteln. Die Farben sind sehr dezent und dunkel gehalten. Es herrscht Regenwetter und das spiegelt sich auch in der Farbwahl wider.

Die Geschichte wird von leisem Humor getragen. Die Erlebnisse, die das Huhn in der Stadt hat, können so von Kindern gut nachvollzogen werden. Es ist ein Buch für Kinder mit Abenteuer- und Reiselust, die trotzdem auch gerne zu Hause sind.

Rezension von Heike Rau

Anna Walker
Hilde
32 Seiten, gebunden
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830312199
ISBN-13: 978-3830312192
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Der Ausflug

Der Ausflug

Zur Abschlussfeier der Sonntagsschule am 15. Juni 1904, zu Beginn der Sommersaison, wird von der Gemeinde St. Mark’s ein Dampfschiff gemietet. Diese Jahresfeier hat Tradition. Mary Abendschein, die Vorsitzende des Ausflugskomitees hat sich mächtig in Zeug gelegt und die benötigten Gelder durch Spenden eingetrieben.

Für Kapitän Van Schaick der „General Slocum“, die in ihrer vierzehnten Saison im Einsatz ist, ist diese Fahrt reine Routine. Es gibt nur eine kniffelige Stelle und das ist die fünf Minuten dauernde Passage durch Hell Gate, das Tor zur Hölle. Er wägt sich in Sicherheit, schließlich wurde das Schiff erst durch die Behörden in Augenschein genommen, auch wenn bei dieser Überprüfung das eine oder andere Auge mit überzeugenden Argumenten zugedrückt wurde.

Hunderte Menschen aus Little Germany in New York, fast alle deutsche Einwanderer, gehen gut gelaunt an Bord. Familien, Frauen mit ihren Kindern. Für manche ist es der erste Ausflug dieser Art. Es ist wunderschönes Wetter. Einem heiteren unbeschwerten Tag, steht eigentlich nichts im Weg, bis das Feuer in einem Lagerraum mit Gerümpel zum Leben erwacht und die Panik ausbricht, weil die Besatzung völlig falsch reagiert.

Die Lektüre macht betroffen und fassungslos, angesichts der Tatsache, dass die Katastrophe zu verhindern gewesen wäre, hätte die Besatzung angemessen reagiert oder auch nur die Sicherheitsauflagen eingehalten. Aber diese wurden völlig außer Acht gelassen, neue Schwimmwesten kosten schließlich Geld. Die Mannschaft ist sorglos, unvorbereitet und bald völlig überfordert.
Es ist sicher nicht leicht, eine solche Tragödie in Worte zu fassen. Doch dem Autor gelingt es, zu beschreiben, was eigentlich unbeschreiblich ist. Er beginnt mit der Geschichte der Gemeinde Little Germany, erzählt, wie die Auswanderer sich ihr Leben eingerichtet haben. Dann rekonstruiert er genau, was an diesem schicksalhaften 15. Juni 1904 an Bord des Raddampfers „General Slocum“ passierte. Auch was danach geschah, stellt er dar. Dabei fällt auf, wie genau die Geschichte recherchiert wurde. Es sind besonders die Einzelschicksale von Familien, die so betroffen machen. Die aufgedeckten Hintergründe, die zu dieser Tragödie führten, machen vor allem wütend.

Über den Autor:
Edward T. O´Donnell wurde 1963 geboren. Er lehrt amerikanische Geschichte am College of the Holy Cross in Worchester. Er leitet regelmäßig, als Experte für Stadtgeschichte und Immigration, Führungen durch New York City. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen vier Töchtern in Holden, Massachusetts.

Rezension von Heike Rau

Edward T. O´Donnell
Der Ausflug
Das Ende von Little Germany, New York
Deutsch von Eike Schönfeld
420 Seiten, gebunden
marebuchverlag, Hamburg
ISBN: 3-936384-93-2
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