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Schlagwort: Liebe

Nina George: Das Lavendelzimmer

Nina George: Das Lavendelzimmer

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Nina George hat mit diesem Roman einen stillen, poetischen, äußerst besinnlichen Roman geschaffen. Einen Roman der leisen Töne.

Worum geht es? Jean Perdu, seines Zeichens Buchhändler in Paris, nennt seinen Buchladen, der auf einem Flussschiff eingerichtet ist, „Literarische Apotheke“. Perdu hat nämlich eine besondere Gabe: Er vermag auf den ersten Blick zu erkennen, welches Buch zu einem Kunden mit dessen persönlicher Gemütslage am besten passt. Deshalb verkauft er für sein Verständnis keine Bücher, sondern er empfiehlt die Bücher als Medizin gegen den jeweiligen Gemütsschmerz des Kunden. Oft handelt es sich immer um eine besondere Form des Herzschmerzes. Anders ausgedrückt: Er empfiehlt ein Buch als Medizin für das Leben. Doch Perdu ist einsam. Vor 21 Jahren hat ihn seine große Liebe verlassen. Ohne ein Wort. Die Erinnerung an seine Geliebte Manon hat es ihm in all den Jahren verboten, je wieder an eine andere Frau zu denken. Da taucht plötzlich ein Brief seiner Liebe auf. Er hatte von diesem Brief gewusst. Der Brief war bereits vor 21 Jahren abgeschickt worden. Damals hatte er ihn auch erhalten, aber er wollte ihn zu der Zeit nicht lesen, weil er ganz tiefen Schmerz verspürte. Also verbannte er ihn in die hinterste Ecke seiner literarischen Apotheke. Doch als ihm der Brief jetzt wieder in die Hände fällt, schickt sich die schöne Nachbarin Chaterine an, Perdu dazu zu bewegen, diesen Brief zu lesen. Zaghaft und missmutig beginnt Perdu, doch er liest ihn. Perdu erfährt Erschütterndes und beschließt, noch einige Kapitel in seinem Leben zu Ende zu bringen. Das macht er, indem er mit seinem Buchladen vom Ufer ablegt und sich auf eine Reise in den Süden Frankreichs begibt. Jedoch in letzter Minute springt dabei Max Jordan, ein junger Schriftsteller, der gerade einen Bestseller gelandet hat, auf den Kahn und begleitet Perdu auf seinem Weg. Wie ein väterlicher Freund nimmt der ihn auf. Die Dialoge zwischen dem jungen Schriftsteller und dem alten Buchhändler sind einfach nur köstlich.

Wenn der Roman auch in vielerlei Hinsicht ein traurig schöner Liebesroman ist, lässt er trotzdem nicht den Humor vermissen. Über weite Strecken sind es die Aufeinandertreffen zwischen dem Buchhändler Jean Perdu und dem Schriftsteller Max Jordan, die dem Leser ein ständiges Lächeln auf sein Gesicht zaubern. Ein Lächeln, das er nur vergeblich unterdrücken kann. Aber auch weitere Reisende, die sich auf dem Weg in den Süden anschließen, tragen zu der amüsanten Stimmung bei.

Die Wort- und Bildgewandtheit der Autorin spricht alle Sinne des Lesers an. Er kann sich kaum dem Drang entziehen, selbst auf die Tanzfläche zu gehen und einen argentinischen Tango zu tanzen, als über mehrere Seiten die Begegnung des Protagonisten mit einer Tangotänzerin in einem heimlichen Club für Tangotänzer geschildert wird. All die Wollust, all die Leidenschaft, die aus den Tänzen spricht, setzt sich beim Leser im Kopf fort. Ein Beispiel gefällig? »Er ist klein, dick und, objektiv gesehen, nicht in der ersten Reihe der Männer, die auf ein Wandposter gehören. Aber er ist klug, stark und kann wahrscheinlich alles, was wichtig ist für ein liebevolles Leben. Er ist für mich der allerschönste Mann, den ich je küssen werde.«
Die Autorin schafft es hervorragend, dass französische Flair wiederzugeben. Viele Örtlichkeiten in Paris, all die vielen Straßen und Gassen, die Nachbarn im Haus Rue Montagnard Nummer 27, die Concierge, alles scheint so vertraut. Dafür kann es nur die höchste Wertung geben.

George, Nina
Das Lavendelzimmer
384 Seiten, gebunden
Knaur, München
ISBN-10: 3426652684
ISBN-13: 978-3426652688

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Silvia Avalone: Ein Sommer aus Stahl

Silvia Avalone: Ein Sommer aus Stahl

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Die 13jährigen Mädchen Anna und Francesca leben in der italienischen Hafenstadt Piombino. Das Leben der heranwachsenden Mädchen spielt sich zwischen dem Strand und der Via Stalingrado ab, hier sind sie umgeben von Stahlarbeitern, Staub und der Sommerhitze. Gerne kokettieren sie mit den älteren Jungs. Und obwohl sich die nur wenige Jahre älteren Mädchen abfällig über die provozierenden Freundinnen unterhalten, müssen Sie sich doch eingestehen, dass sie selbst wenige Jahre zuvor nicht anders waren. Die Väter der beiden Freundinnen sind bzw. waren in dem nahe gelegenen Stahlwerk beschäftigt. Sie sind alles andere als treuliebende Familienväter. Im Gegenteil, Alkohol und Prügel für die Ehefrau als auch für die Kinder stehen auf dem Fahrplan. Da wundert es nicht, dass sich der ältere Bruder von Anna um sie kümmert und auf sie aufpasst. Er hält ein waches Auge auf seine kleine Schwester, damit sie nicht von den Jungs angemacht oder gar geschmälert wird. Anna lässt sich davon trotzdem nicht abhalten, den Jungs schöne Augen zu machen.

Was mich an diesem Roman besonders fasziniert hat, ist die Atmosphäre, die durch die Schriftstellerin und deren Übersetzer Michael von Killisch-Horn, erzeugt wird. Da ist zunächst einmal die Stimmung von Sommer, Sonne, Strand und Ferien. Infolge des nahe befindlichen Stahlwerks kommt aber auch ein Hauch von Dortmund aus den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Vorschein. Die Atmosphäre in dem Mietshaus brachte bei mir ein Gefühl von Duisburg, Essen oder Köln-Kalk hervor. Die Brutalität in der Familie erinnert an das dümmliche Klischee von Hartz-IV-Familien. Diese dort herrschende drückende Enge belastet die heranwachsenden Freundinnen. Sie wollen ausbrechen aus diesem System. In noch während Francesca keine großen Chancen sieht, jemals den Duft der großen weiten Welt einatmen zu können, ist Anna ganz anderer Meinung und möchte ihr Leben richtig anpacken. Während sie mit den Jungs auf dem Motorroller die Via Stalingrado auf- und abfahren, träumen sie von der Insel Elba, die sie in der Ferne am Horizont sehen können und die für sie schon ein Stück der großen weiten Welt bedeutet.

Diese Atmosphäre wird durch unterschiedliche Erzählperspektiven geschaffen, mit denen die Autorin Sylvia Avalone experimentiert. Obwohl es im Wesentlichen um eine Liebesgeschichte geht, ist es weitaus mehr als eine solche. Ein ganz großes Thema sind schließlich die sozialen Spannungen die in dieser Region herrschen, welche von der Stahlindustrie geprägt ist. Dennoch scheint alles mit Leichtigkeit erzählt zu sein. Auch wenn das Leben trotz der blauen Flecke auf den Armen so sorglos scheint und der Leser das Gefühl hat, die Mädel würden einfach nur so in den Tag hinein leben.

Obwohl ich anfangs skeptisch war und das Buch in die Ecke der Jugendliteratur stellen wollte, wurde ich eines Besseren belehrt. Mich hat die Geschichte der Mädchen gepackt. Ich habe sie gerne auf dem Weg ins Erwachsensein begleitet und dabei Spaß gehabt. Ein weiteres Mal habe ich festgestellt, dass mich neben der Spannung der Geschichte auch die Atmosphäre einfangen kann. Wenn dann beides stimmt, um besser. Gerne volle Punktzahl.

Avalone, Silvia
Ein Sommer aus Stahl
Aus dem Italineischen von Michael von Killisch-Horn
414 Seiten, gebunden
Klett-Cotta, Stuttgart
ISBN-10: 3608938982
ISBN-13: 9783608938982

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Huntley Fitzpatrick: Mein Sommer nebenan

Huntley Fitzpatrick: Mein Sommer nebenan

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Samantha Reed ist sieben Jahre als, als die neuen Nachbar einziehen. Fünf Kinder haben die Garretts zu diesem Zeitpunkt und die Familie bekommt weiterer Familienzuwachs. Samathas Mutter verbietet den Umgang mit den Nachbarn, die ihr viel zu laut und chaotisch sind und ihre Familienplanung offensichtlich nicht im Griff haben.

Samantha ist allerdings fasziniert. Heimlich beobachtet sie die Garretts vom Dachvorsprung aus. Wann immer sie Zeit hat, klettert sie aus ihrem Fenster hinaus und wird zum stillen Beobachter.

Samantha ist siebzehn, als sie Jase Garrett kennenlernt und sich in ihn verliebt. Samatha wird ein Teil der Nachbarsfamilie, ohne dass ihre Mutter etwas davon ahn. Viel zu sehr ist sie in ihre Arbeit vertieft. Sie strebt die Wiederwahl als Senatorin an. Clay Tucker steht ihr zur Seite und unterstützt ihre Ambitionen. Und auch im privaten Bereich nähern sich die beiden an. Samantha scheint es, dass Clay ihre Mutter viel zu sehr beeinflusst, aber ihre Meinung ist nicht gefragt.

Dass sie recht damit hat, wird zur Gewissheit, als etwas geschieht. Ihre Mutter lässt sich in einer entscheidenden Situation negativ beeinflussen, fällt eine falsche Entscheidung und entzieht sich so der Verantwortung. Ausgerechnet die Garretts haben darunter zu leiden. Samantha gerät zwischen die Fronten und in einen harten Gewissenskonflikt. Und ihre Liebe zu Jase, die gerade erst begonnen hat, scheint dem nicht standzuhalten.

In erster Linie geht es in diesem Buch um eine beginnende Liebe. Alles dreht sich um Samantha und Jase. Was sehr romantisch beginnt, wird irgendwann allerdings langatmig. Über einen Großteil des Buches passiert nicht wirklich etwas, das die Handlung voranbringt.
Erst sehr viel später kommt wieder Tempo in die Geschichte. Dann ist Schluss mit Oberflächlichkeit und das wahre Leben mit seinen unvermeidbaren Schicksalsschlägen beginnt. Oder auch nicht, denn irgendwie wird alles wieder gut. Das wackelt die Glaubwürdigkeit der Geschichte schon ein wenig.

Das Buch ist unterhaltsam. Die Autorin hat einen gut lesbaren Schreibstil. Der Spannungsbogen verläuft allerding nicht perfekt. Das liegt an der Konstruktion der Geschichte, die im Verlauf nicht optimal angepasst scheint.

Rezension von Heike Rau

Huntley Fitzpatrick
Mein Sommer nebenan
Aus dem Amerikanischen von Anja Galić
512 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570155722
ISBN-13: 978-3570155721
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Rainer M. Schröder: Liberty 9 – Todeszone

Rainer M. Schröder: Liberty 9 – Todeszone

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Die Lügen sind aufgedeckt. Für Kendira, Carson, Dante und die anderen jungen Leute aus Liberty 9 ist es Zeit zu handeln, wenn sie nicht in den sicheren Tod gehen wollen. Carson, Dante und einige andere haben einen Weg nach draußen gefunden.

Es gelingt ihnen, die Wolf-Leute und die Bones für ihre Sache zu gewinnen. Mit Verstärkung und guter Bewaffnung kehren sie zurück zu, um die noch Ahnungslosen aufzuklären und Liberty 9 zu befreien. Unerwartet erhalten die jungen Leute Hilfe von Primas Templeton, den sein Gewissen plagt, sodass die innere Sicherheit von Liberty 9 empfindlich gestört werden kann.

Dennoch ist es ungewiss, ob die Machtübernahme gelingt, denn noch jemand wechselt die Seiten, von dem sie es nicht erwartet hätten. Diesmal nicht zu ihrem Vorteil. Die Lage verschärft sich dramatisch. Dabei müssen auch noch die bereits Verschleppten auf Tomamato Island gerettet werden. Aber auch dafür entwickeln die Freunde einen waghalsigen Plan.

Das Buch ist sehr mitreißend geschrieben. Die Spannung des ersten Bandes „Liberty 9 – Sicherheitszone“ wird übertroffen. Nicht gleich am Anfang. Erst wird langsam in das Buch eingeführt, bis man sich wieder gut zurecht findet. Aber dann wechselt die Stimmung. Die beklemmende Situation, die sich für die Charaktere auftut, überträgt sich direkt auf den Leser. Der Autor schreibt mit Schonungslosigkeit. Der Tod ist allgegenwärtig und schlägt unbarmherzig zu.
Was im ersten Band noch sehr rätselhaft dargestellt wird, wird nun offenbart. Der Leser erfährt, was Liberty 9 wirklich ist und was mit der Welt draußen nach dem Dritten Weltkrieg geschehen ist.

Es ist eine erschreckende Dystopie. Die Rettungsaktion steht unter keinem guten Stern. Die Gefahren draußen, haben die Freunde um Cendira, Carson und Dante unterschätzt. Es gibt extrem dramatische und unerträglich brutale Szenen. Unerwartete Wendungen erhöhen die Spannung noch.

Rezension von Heike Rau

Rainer M. Schröder
Liberty 9 – Todeszone
544 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570154653
ISBN-13: 978-3570154656
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Hiromo Kawakami: Bis nächstes Jahr im Frühling

Hiromo Kawakami: Bis nächstes Jahr im Frühling

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Langsame Trennung.

Das gleichmütig dahin plätschernde Leben von Noyuri bietet dem Leser den Einstieg in eine Liebesgeschichte, wie sie Hiromi Kawakami in zahlreichen Abwandlungen immer wieder zum Thema ihrer Romane nimmt. Noyuri ist eine etwas langweilige Person. Sie ist seit sieben Jahren mit Takuya verheiratet. Dieser hat seit längerer Zeit eine Geliebte.

Mit ihrem Onkel Makoto verbindet sie eine geschwisterliche Freundschaft. Er vermittelt ihr einen Job in einer Arztpraxis. Sie ist fleißig und genau und wird doch zum Ende des Jahres wieder entlassen.

Nouyri nimmt alle Gegebenheiten gelassen hin. Insgeheim ahnt man, dass sie unter ihren Misserfolgen in der Ehe und im Beruf leidet. Doch irgendwie bleibt sie ein Blatt im Winde, das leicht dahin schwebt, ohne Aufstand und Widerspruch.

Hiromi Kawakami ist eine Autorin, die ihren Figuren diese schwebende Gleichmütigkeit eingibt. Vieles bleibt unausgesprochen. Doch nicht alles ist verborgen. Ihre Figuren, die sich voneinander entfernen, schweben wie zarte Schneeflocken und Kirschblütenblätter durch den Raum. Fragen nach dem wohin werden sehr direkt gestellt. Noyuri wirkt naiv und ist doch voller Sehnsucht nach Hingabe und der großen Liebe. Ihr Mann bleibt ihr fremd, denn sie lässt ihn seinen Wünschen nachgehen, ohne aufzubegehren oder zu rebellieren. Unter der äußeren Schicht ihres Auftretens spürt man eine Melancholie und eine Abschiedsstimmung, die sich durch das ganze Buch zieht. Noyuri wird nach und nach mutiger und blickt lakonisch der sich anbahnenden Trennung von ihrem Mann ins Auge. Die Würde ihrer Einfachheit macht die Lektüre so eindrucksvoll und anziehend. Da gibt es keine großen Gefühlseruptionen oder anstrengende Kämpfe um das eigene Wohl und Wehe. Das Leben gleitet wie ein leise rauschender Fluß vorbei, und man möchte Noyuri ermuntern, auf das eigene Wohlergehen mehr zu achten.

Hiromi Kawakami ist hier zu Lande schon lange bekannt für ihre einfühlsamen und leicht gesponnenen Liebes- und Ehegeschichten.

Hiromo Kawakami
Bis nächstes Jahr im Frühling
224 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, Januar 2013
ISBN-10: 3446241280
ISBN-13: 978-3446241282
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Jordi Punti: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz

Jordi Punti: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz

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Abenteuer, Leben, Irrtum

In einer kuriosen Geschichte lernen sich vier Halbbrüder kennen, die alle in wechselnder Schreibweise den Namen „Christoph“ tragen.

Wie konnte es dazu kommen?

Ihr gemeinsamer Vater Gabriel hat in Paris, London, Frankfurt und Barcelona mit dort ansässigen Frauen Familien gegründet, aus denen je ein Sohn hervorging.

Natürlich sind die vier Söhne neugierig auf den Mann, der vier Söhne mit Namen Christof, Christoph, Cristofol und Christophe als seine Nachfahren hinterließ. Wer war dieser Gabriel?

Die Zusammenkunft der vier Christofs gestaltet sich einmalig. Hat doch jeder von ihnen ähnliche Erinnerungen aus den Erzählungen des selten anwesenden Vaters.

Man folgt neugierig den Ortswechseln, in denen sich Gabriels Leben abgespielt hat.

Als Waisenkind 1941 in Barcelona geboren ist er in einem Kloster aufgewachsen. Mit 17 Jahren trat er in ein Umzugsunternehmen ein, für das er Lastwagen fuhr. Das erklärt seine Abwesenheit bei seinen diversen Frauen! Immer mit ihm ist sein treuer Freund Bundó. Sie haben sich im Waisenhaus kennen gelernt und fühlen sich wie Brüder. Als dritten Kumpan haben sie noch Petroli mit an Bord ihres Lastwagens, so dass sich jeder turnusmäßig zwischendrin ausruhen kann.

In den Nachforschungen über sein Leben, das die vier Söhne nach seinem endgültigen Verschwinden anstellen, hört man von dem abenteuerlichen Leben eines Mannes, der nach den langen Kindheitsjahren im Kloster nie mehr an anderen Orten ansässig werden konnte. Er lebte in Hotels oder besonders in einer Pension in Barcelona und fuhr mit seinem Freund durch die Lande.

Die Geschichte wird in skurrilem Ton erzählt und umfasst die ganze Palette eines Heimatlosen. Zahlreiche Ereignisse und Interventionen auf den Lebensstationen schildern ein Dasein, in dem es keine Ruhe, gelegentlich liebevolle Zuneigung und nicht zu letzt eine unendliche Folge von Abenteuern in von ihm besuchten Quartieren in Spanien, Frankreich, England und Deutschland gibt. Nie kommt die Liebe zu kurz, die sich jedoch zwischen Eigenbrötlern zuträgt. Die Flucht aus zu engen Bindungen bestimmt das Leben der Protagonisten.

Der Roman besteht aus einer Mischung von Schelmenroman, Gangsterkunststück und Lebenskunst. Mit diesen Eigenschaften ist die Geschichte des Autors Jordi Punti in Spanien und aller Welt schon lange zu Ruhm gekommen.

Ein wenig Zeit und Ausdauer sollte man mitbringen, wenn man sich an diesen Roman heranwagt. Doch dann wird man durch die ausgezeichnete Fabulierkunst des Autors und die wilden Abenteuer der drei Lastwagenfahrer voll auf seinen Lesegenuss kommen.

Jordi Punti
Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz
608 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, April 2013
ISBN-10: 3462045237
ISBN-13: 978-3462045239
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Jennifer Benkau: Dark Destiny

Jennifer Benkau: Dark Destiny

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Joy ist verzweifelt. Neél ist dem Tod näher als dem Leben und das hat Matthial zu verantworten. Sterben lässt er ihn jedoch nicht. Zusammen mit Jamie bietet er Neél den Percents zum Tausch an. Doch wenig später erfährt Joy von Matthial, dass Neél es nicht geschafft hat. Eine Welle der Trauer erfasst sie. Joy mag nicht länger bei ihrem Clan bleiben, der nun, da die Lage draußen immer schwieriger wird, in den Kanaltunneln lebt. Außerdem will sie wissen, wie Neél gestorben ist. Durchs Bomberland macht sie sich auf den Weg zu Jamies Clan und geht ihm in die Falle. Sie wird seine Gefangene. Aber sie erfährt von ihm auch, dass Matthial gelogen hat und Neél es doch geschafft hat. Er lebt wieder unter den Percents. Das gibt Joy Kraft. Sie findet zu ihrer alten Stärke zurück. Das ermöglicht ihr die Flucht. Sie will nur eins, Neél wiedersehen. Dafür geht sie in die Stadt, die sich als sehr gefährlicher Ort für sie erweist, auch wenn sie alle Rechte hat, sich hier aufzuhalten.

Nach „Dark Canopy“ folgt nur der zweite Band „Dark Destiny“. Man sollte das erste Buch unbedingt gelesen haben, sonst wird es schwierig zu verstehen, worum es geht. Davon abgesehen ist „Dark Canopy“ ein wirklich gutes Buch, dass man sich auch einfach nicht entgehen lassen sollte. Der zweite Band steht dem in nichts nach. Die Geschichte wird sehr spannend weiterentwickelt. Und wieder ist es die Stimmung, die begeistert. Sehr gefühlvoll und mit ungeheurer Traurigkeit wird die schwierige Beziehung von Joy und Neél beschrieben, auch wenn es einige glückliche Momente gibt. Auch die politische Situation, der Kampf zwischen Menschen und Percents, wird fortgeschrieben. Es ist die Kriegssituation, die es nicht zulässt, das Neél und Joy zusammen glücklich werden. Am Ende fragt man sich, ob die Geschichte nun abgeschlossen ist. Es bleiben zu viele Fragen offen.

Rezension von Heike Rau

Jennifer Benkau
Dark Destiny
464 Seiten, gebunden
Script 5
ISBN-10: 3839001455
ISBN-13: 978-3839001455
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Claudia Rusch: Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall

Claudia Rusch: Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall

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Henning Zapotek, eigentlich Kriminalhauptkommissar in Hamburg, hat sich eine Auszeit genommen, um Richtung Nordpol zu segeln. Doch zunächst hat er sich um andere Dinge zu kümmern. Der Mieter seines Elternhauses, Ingo Scheel, hat sich erhängt. Möglicherweise hat er den tödlichen Arbeitsunfall seines Vaters in der Bootsbrauerei nicht verkraftet. Das Haus in Klokenzin bei Stralsund muss nun jedenfalls verkauft werden.

Dass er wieder im Ort ist, gibt ihm die Möglichkeit einige Dinge zu regeln. Vor 27 Jahren ist er in den Westen, ohne sich von seiner Freundin zu verabschieden. Nun sieht er Ulrike Torstensen wieder. Die alte Liebe ist noch da, aber beide sehen die Dinge nun realistischer.

In der Nacht muss jemand ins Haus eingestiegen sein. Ingos Zimmer wurde durchsucht und die Katze hat Zapotek im Vorratsraum eingeschlossen vorgefunden. Anzeige erstatten will er allerdings nicht, er beschließt, das Problem selbst zu lösen. Seine Ermittlungsarbeiten werden allerdings nicht gern gesehen, schon gar nicht von Hermann Klöver, dem die Bootsbauerei gehört. Er stellt sich Hennig Zapotek mit aller Macht entgegen. Und mit seiner Mutmaßung, dass da mehr dahintersteckt, liegt Zapotek nicht falsch, auch wenn er auf die falsche Fährte gerät.

Der Krimi liest sich leicht und unterhält gut. Henning Zapotek ist eine interessante Persönlichkeit, auch weil er nicht als Held dargestellt wird, sondern als Mensch mit Ecken und Kanten. Er verbucht nicht nur Sympathiepunkte für sich und er handelt auch schon mal entgegen der Vorschriften, an die er eigentlich als Kriminalhauptkommissar gebunden sein sollte. Für das Sabbatjahr nimmt er sich Freiheiten heraus.

Alles dreht sich um den Unfall in der Bootsbauerei, der möglicherweise keiner gewesen ist und um das seltsame Verhalten Hermann Klövers, der sich immer mehr verdächtig macht. Interessant ist das Umfeld, in dem die Handlung spielt, ein abgelegenes Dorf. Erwähnenswert ist auch der alte Nachbar von Zapotek, Kurt Jansen, der alles beobachtet und alles weiß und mit seinen spitzfindigen Bemerkungen immer goldrichtig liegt. Das alles zusammengenommen macht das Buch spannend.

Rezension von Heike Rau

Claudia Rusch
Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall
288 Seiten, Klappenbroschur
Mareverlag
ISBN-10: 3866481721
ISBN-13: 978-3866481725
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Nicole C. Vosseler: In dieser ganz besonderen Nacht

Nicole C. Vosseler: In dieser ganz besonderen Nacht

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Amber Seemann zählt die Tage bis sie achtzehn ist und sie nach Deutschland zurückkehren kann. Nach dem Tod ihrer Mutter musste sie zu ihrem Vater nach San Francisco ziehen. Der Verlust der Mutter setzt ihr schwer zu, wie sollte es anders sein. Die fremde Umgebung ist auch nicht leicht zu akzeptieren, auch wenn ihr Vater Ted sein Möglichstes gibt, ihr das neue Zuhause so angenehm wie es geht, zu gestalten. In der der Schule gewöhnt sich Amber dann relativ schnell ein. Doch sich in einer so großen Stadt zurechtzufinden, verlangt ihr einiges ab.

Nach einem Überfall flüchtet sie sich in ein verlassenes Haus und kann so ihre Verfolger abschütteln. Das Haus übt eine Faszination aus, die sich kaum beschreiben lässt. Amber fühlt sich sofort hier wohl. Jeden Tag nach der Schule kommt sie nun in das alte, stille Haus, wo sie endlich so etwas wie Ruhe findet. Sie ahnt nicht, dass sie nicht allein ist, bis Nathaniel sich ihr zeigt. Sie hält ihn für einen Obdachlosen, doch in Wahrheit ist er eine verlorene Seele. Dennoch verliebt sie sich in ihn.

Die Geschichte ist überaus anrührend. Amber ist ein sehr verletzlicher und liebevoller Mensch. Sie versucht mit der Trauer um ihre Mutter weiterzuleben, so gut es geht. Vielleicht ist es ihre Fantasie, die sie Geister sehen lässt. Vielleicht ist es Sehnsucht oder ihre Einsamkeit. Aber es gibt noch andere, die wie sie sehen können oder zumindest an Geister glauben und die ihre Freunde werden und sie auffangen. Dieser Prozess wird sehr schön beschrieben im Buch. Die Autorin findet auf eine sensible Art und Weise die richtigen Worte, schreibt voller Gefühl und mit Melancholie. Das beeindruckt sehr.

Die romantische und sehr fantasievolle Geschichte geht zu Herzen. Sie ist auch ein bisschen kitschig, ja. So aber wird sie zu einem sehr intensiven Leseerlebnis. Erzählt wird dabei in zwei Strängen parallel, so dass beide Sichtweisen, die Ambers und die Nathaniels, begreifbar werden und man sich perfekt in beide hinein fühlen kann. Auch am Ende geht der Autorin die Luft nicht aus und so hat die Geschichte einen Schluss, der fast schon zu schön ist, um wahr zu sein.

Rezension von Heike Rau

Nicole C. Vosseler
In dieser ganz besonderen Nacht
576 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 357015534X
ISBN-13: 978-3570155349
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Rachel Cohn: BETA

Rachel Cohn: BETA

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Elysia ist kein normaler Teenager. Sie ist geklont. Wie sie sich machen wird, weiß man noch nicht genau, denn Sie ist eine Beta, eine Testversion. Mrs Bratton, die Ehefrau des Governors, stellt sie als Gesellschafterin ein. Sie trainiert mit Ivan, sie spielt mit der kleinen Liesel und sie vertreibt Mrs Brutton, die sie fortan Mutter nennen soll, die Zeit. Viele von ihnen kümmern sich auf der Insel Demesne um die privilegierten Anwohner. Einen Teenager-Klon zu besitzen, ist allerdings etwas Besonderes, da bisher nur Erwachsene geklont wurden. Klone haben keine Gefühle und keine eigenen Bedürfnisse, deswegen sind sie ideale Diener. Sollten sie sie nicht demensprechen verhalten, spricht man von defekten Klonen. Diese werden abgeschaltet.

Ein Chip gibt Elysia vor, wie sie zu handeln hat, um als perfekt zu gelten. Doch bald merkt sie, dass sie durchaus über eine eigene Meinung verfügt. Außerdem haben sich Erinnerungen von ihrer First, von der sie geklont wurde, auf sie übertragen. Auch das sollte eigentlich nicht sein. Elysia behält dies für sich. Sie möchte nicht abgeschaltet werden. Ihr Freiheitsdrang vergrößert sich jedoch immer mehr, vor allem, als sie sich in Tahir verliebt. Auch er hat ein Geheimnis, das überraschender nicht sein könnte.

Der Roman ist sehr spannend. Am Schicksal von Elysia nimmt man sofort Anteil. Sie ist, das kann man nicht anders sagen, eine Sklavin. Menschenrechte werden ihr abgesprochen. Sie hat sich unterzuordnen und anderen zu gehorchen, ohne das infrage zu stellen. Dieses Schicksal teilt sie mit anderen Klonen.
Der Anfang der Geschichte verspricht einen spannenden Verlauf. Tatsächlich wird man von der Entwicklung immer wieder überrascht. Die Ereignisse spitzen sich immer mehr zu. Und so wird immer deutlicher, dass Demesne nur eine scheinbare Idylle ist.
Es ist klar, dass sich hinter den Kulissen Widerstand aufbaut. Es dauert, bis dies zu Elysia durchdringt, doch dann ist sie Feuer und Flamme für die Möglichkeiten, die sie hat.
Es gibt einige Figuren, die neben Elysia, eine rasante Entwicklung durchmachen. Man erwartet das nicht so. Im letzten Drittel gewinnt die Geschichte dann auch immer mehr an Dramatik und es kommt nach einer extremen Wende zu einem sehr überraschenden Ende.

Rezension von Heike Rau

Rachel Cohn
BETA
Aus dem Amerikanischen von Bernadette Ott
416 Seiten, gebunden
Cbt, München
ISBN-10: 3570161641
ISBN-13: 978-3570161647
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