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Schlagwort: Liebe

Corina Bomann: Der Lilienpakt

Corina Bomann: Der Lilienpakt

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Mit vierzehn Jahren offenbart Christine d’Autreville ihrem Vater, das Fechten erlernen zu wollen. Er gestattet es, wenn auch unter der Bedingung, dass sie fortan ihrer Gouvernante besser zu folgen hat.

Maître Nancy erteilt ihr Unterricht. Christine beweist von Anfang an Talent. Selbst Monsieur Blanchet, ein Freund des Vaters, glaubt, als er sie in Aktion sieht, einen ihrer Brüder vor sich zu haben. Eigentlich war er wegen Roland und Antoine gekommen, die bei den Musketieren aufgenommen werden sollen, während Bernhard, als der älteste Sohn und Erbe, das Schloss nicht verlassen muss.

Doch Blanchet interessiert sich auch für Christine. Er glaubt, dass ihre Heiratspläne schon weit fortgeschritten sind. Dass Christine nicht der Sinn nach einer Heirat steht, weiß er nicht. Doch selbst Christine glaubt, dass ihre Eltern bereits dabei sind, Vorkehrungen zu treffen. Umso überraschter ist sie, als ihre Mutter verkündet, mit ihr nach Italien reisen zu wollen, bevor sie sich bindet.

Als Christine in einer Gewitternacht in die wahren Pläne ihrer Eltern eingeweiht werden soll, treffen Reiter ein. Die Ereignisse überschlagen sich geradezu. Die Familie wird ausgelöscht, nur Christine überlebt, versteckt in einem Geheimgang hinter einem Schrank.

Der Waffenschmied Monsieur Garos und sein Sohn Jules finden Christine später. Sie nehmen das Mädchen mit sich, nachdem Sorge getragen wurde, dass man ein Dienstmädchen für die tote Christine halten würde. Als Lehrjunge getarnt schlüpft sie bei der freundlichen Familie in der Schmiede in Paris unter. Sie wartet auf eine Gelegenheit Rache zu nehmen. Einen Hinweis besitzt sie. Da ist das Stück Stoff, das ihre ermordete Mutter in den Händen hielt mit einem Erkennungszeichen der Schwarzen Lilie. Auch der Degen ihres Vaters ist ein Versteck für eine Botschaft. Christine soll Hilfe bei den Musketieren suchen. Und so versucht sie, in den Dienst von Monsieur d‘Athos zu treten, der Kunde der Waffenschmiede ist.

„Der Lilienpakt“ ist ein sehr spannender Abenteuerroman. Die Hauptfigur Christine ist eine junge Frau, die zu Beginn des Romans nichts von ihrer wahren Herkunft weiß. Sehr behütet aufgewachsen, muss sie sich dem stellen und kommt einem unglaublichen Geheimnis auf die Spur.
Kein Wunder, dass ihr Gegner, der Bund der Schwarzen Lilie, versucht sie aus dem Weg zu schaffen. Doch Christine hat auch Beschützer. Nur als Junge getarnt, ist sie auch für diese nicht zu erkennen. Zunächst auch nicht, als sie sich einem Musketier anschließt.

Christine ist eine außergewöhnliche junge Frau, auch weil sie so abenteuerlustig ist und dem Kampf mit dem Degen nicht scheut. Selbst die Liebe hat Platz im Buch. Jules ist der Auserwählte.

Die Geschichte ist sehr überzeugend geschrieben. Man kann in einem Nachwort noch einmal nachlesen inwieweit sich die Autorin von Alexandre Dumas‘ „Die drei Musketiere“ inspirieren lassen bzw. sich an das Ergebnis ihrer eigenen Recherchearbeiten orientiert hat. Was historisch belegt und was ihrer Fantasie entsprungen ist, kann man dem Text entnehmen.

Vom Schreibstil her liest sich das Buch ausgesprochen gut. Man wird ganz wunderbar unterhalten und hat keine Mühe, der Autorin beim Erzählen zu folgen.

Rezension von Heike Rau

Corina Bomann
Der Lilienpakt
365 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter
ISBN-10: 3800056011
ISBN-13: 978-3800056019
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Kate Logan: Nicht alle Geister lieben mich

Kate Logan: Nicht alle Geister lieben mich

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Nach einem Krankenhausaufenthalt kommt Sam wieder zum Crowley-Anwesen. Sie will die Spuren verwischen, die von dem Mord an Adrian Crowley geblieben sein müssen. Zwar hat die junge Frau aus Notwehr gehandelt, die wahren Umstände ihrer Tat sollten aber besser im Dunkeln bleiben. Es deutet allerdings nichts mehr auf das dramatische Geschehen hin.
Auch Nicholas, der ganz plötzlich auftaucht, kann sich die Sache nicht erklären. Ein wenig Atem von Sam macht es dem Geist möglich sich für eine Weile zu materialisieren. Weiter unterhalten können sich die beiden allerdings nicht. Fremde tauchen auf. Dass die drei Personen zum „Zirkel des Blauen Mondes“ gehören, genau wie einst Adrian, können beide nicht wissen. Die Einbrecher sind auf der Suche nach Büchern und Kultgegenständen.

Die Umstände des Mordes kennen außer Sam und Nicholas niemand. Sam tut alles, damit das auch so bleibt. Sie bewahrt Stillschweigen, hält an einer ausgedachten Geschichte fest, die keinen Verdacht wecken sollte.
Doch Sheriff Ed Travis weiß einiges mehr, als Sam glaubt. Er ist es, der die Bücher in seinen Besitz gebracht hat. Ed glaubt nicht an Geister. Nur so ist es zu erklären, dass er ein Ritual ausprobiert. Mit dramatischen Folgen, die für ihn nur nicht gleich ersichtlich sind.
Als Jim Henderson auf dem Friedhof zu Tode kommt, wird klar, dass außer Nicholas noch mindestens ein anderer Geist unterwegs ist. Henderson ist keinen natürlichen Tod gestorben, wie man zunächst glaubt. Vielmehr ist ihm der Atem gestohlen worden.

„Nicht alle Geister lieben mich“ ist die Fortsetzung von „Der Geist, der mich liebte“. Man steigt nun direkt in die laufende Handlung ein. Geschickt eingefügte Rückblicke und Hinweise sorgen dafür, dass man sich an den ersten Band schnell wieder erinnert.

Auch diesmal geht es wieder sehr turbulent zu. Eine spannende Szene reiht sich an die nächste, richtig gruselig wird es aber erst im letzten Drittel des Buches. Leider ist die schwärmerische Liebe zwischen Sam und Nicholas nicht mehr so deutlich spürbar. Das fehlt sehr. Die Beziehung wird aber auch von dem Paar selbst infrage gestellt. Das macht schon einiges an romantischen Träumen kaputt, da beide eben realistischer denken. Nicholas tritt nun viel mehr wie ein Geist auf und bleibt über lange Strecken unsichtbar.

Eine wirklich interessante Persönlichkeit ist Sheriff Ed Travis. Wenn er die Handlung bestimmt, wird es wirklich spannend. Manchmal stiehlt er Sam direkt die Rolle. Er glaubt nicht an Übersinnliches und so ist es interessant zu sehen, wie er eines Besseren belehrt wird.

Alles in allem ist die Fortsetzung zufriedenstellend. Die Geschichte ist flüssig zu lesen und unterhält auch gut. Die Handlung wird zum Ende hin gut aufgelöst, so dass man auch mit dem Abschluss des Buches einverstanden sein kann.

Rezension von Heike Rau

Kate Logan
Nicht alle Geister lieben mich
365 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter
ISBN-10: 978-3800056064
ISBN-13: 3800056062
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Julia Onken: Rabentöchter

Julia Onken: Rabentöchter

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Julia Onken hat sich in ihrer Abhandlung mit der schwierigen Beziehung zwischen Töchtern und Müttern befasst. Geboren ist sie 1942 und hat durchaus noch die Auswirkungen althergebrachter Rollenmuster an sich selbst erleben können.

Hin und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und Abneigung erinnert sich Julia Onken nach dem Tod ihrer Mutter an die mühsame Beziehung zu ihr. Diese pendelte zwischen Fremdheitsgefühlen, Versuchen der Annäherung und immer wieder einer tiefen Diskrepanz zwischen Hass und Liebe. Am besten ging es ihr mit der Mutter, wenn eine fremde Person als Puffer die Gegenwart zwischen ihr und der Mutter entlastete. Auf der Suche nach der Frau, die ihre Mutter war, und die sie eigentlich gar nicht richtig kannte, entwickelt Julia Onken Psychogramme von Mutter- Tochterbeziehungen, die ihren eigenen Erfahrungen ähneln.

Kernpunkt ihrer These ist die Feststellung, dass es vielen Frauen im vergangenen Jahrhundert an angemessenem Selbstwertgefühl mangelte. Verbunden mit Erziehungsmustern, die sich häufig gleichen, waren Frauen vor allem Hilfsobjekte männlicher Eigensucht und Herrschaft. Das Rollenbild zieht sich fast bis in die heutige Zeit, in der zuletzt immer Frauen für die Fürsorge aller Familienmitglieder zuständig sind, ohne besonderes Ansehen dafür zu ernten.

Insbesondere die Rolle der Sexualität machte Frauen in früheren Zeiten zu Abhängigen im Geschlechtergefälle. Mit Scham und Abwertung reagierten Familie und Gesellschaft noch bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts auf voreheliche Sexualkontakte und Schwangerschaften. Das „gefallene Mädchen“ war ein gängiger Begriff, nachzulesen auch in Fontanes Romanen zu Ende des 19.Jahrhunderts als Ausdruck einer falschen bürgerlichen Moral, in der einem Mann alles, einer Frau aber gar nichts erlaubt war.

Julia Onken macht die Ohnmacht einer Verständigung zwischen Müttern und Töchtern an dem tief verinnerlichten und abwertenden Selbstwertgefühl von Frauen fest, die, wie immer sie sich auch verhielten, an Grenzüberschreitungen scheitern mussten, die ihnen die Gesellschaft abverlangte. Das abgewertete Rollenbild lässt Töchter unbewusst erschauern und bedroht sie, in die gleiche Falle selbstzerstörender Ichwerdung zu tappen. Töchter wehren diese mit Hass und Ablehnung der Mutter gegenüber ab. So gibt es eine Generationenfolge immer gleicher Rollenmuster: hier Frauen mit ihren Schamgefühlen der Minderwertigkeit, die sich in den Töchtern fortzusetzen drohen. Als gewichtig erachtet die Autorin Frauenfreundschaften. Hier können vertrauensvolle Offenheit und wohlwollende Zuwendung zu einem Ausgleich führen. Freundinnen können unbeschwert gegenseitig Identifikationsobjekt sein und Hilfsfunktionen bei der emotionalen Entwicklung bieten. Wünschenswert wäre eine neue Offenheit auch zwischen Müttern und Töchtern.

So weit Julia Onkens Thesen.

An zahlreichen Beispielen macht sie ihre Beobachtungen fest, denn sie leitet als Psychologin Frauenseminare und Selbstfindungsgruppen am Bodensee. Nicht immer werden sich Frauen in ihren Abhandlungen wiederfinden. Es gibt durchaus jene, denen das Glück des Kinderkriegens über alles geht, und die nach gelungenen Kinderjahren in glücklichen Elternhäusern mit harmonischen Identifikationsfiguren in keine der genannten Abwertungstheorien hineinpassen. Insgesamt aber ist die Abhandlung ein gelungener Abriss kultureller Entwicklung von Frauenschicksalen, der durchaus Anlass zum Nachdenken bietet. Zwar gibt es bereits eine Reihe von Frauenliteratur zum gleichen Thema. Doch setzt Julia Onken noch einmal eigene Akzente.

Julia Onken
Rabentöchter
180 Seiten, broschiert
Beck, März 2011
ISBN-10: 3406613381
ISBN-13: 978-3406613388
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Siri Hustvedt: Der Sommer ohne Männer

Siri Hustvedt: Der Sommer ohne Männer

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Von Frauen und Männern…

Fast traumatisiert stellt Mia mit ihren 55 Jahren eines Tages fest, dass ihr Mann eine „Pause“ von der Ehe sucht.
Die Pause: das ist eine 20 Jahre jüngere Kollegin, mit der er sich verlustiert.

Es entspräche nicht der klugen, tiefsinnigen Siri Hustvedt, wenn sich hinter dieser Geschichte nicht mehr verbirgt!

Und so ist es denn auch: ihre sensible und feinsinnige Heldin landet zuerst in der Psychiatrie, bis sie sich zu einer Auszeit von ihrem Leben in Brooklyn NY entschließt. Sie verbringt einige Monate in der Nähe ihrer Mutter, die in einem Altenheim in Minnesota lebt.
Hier gibt Mia Kurse in kreativem Schreiben und lernt die alten Freundinnen ihrer Mutter mit ihren Geheimnissen kennen und eine Anzahl junger Mädchen, die von erotischen Nöten und Träumen bedrängt werden.

Zu dieser Zeit beginnt Mia ihr eigenes Leben zu reflektieren und taucht tiefgründig in Erinnerungen an die Kindheit, Schulzeit, an Gefühle von Verlust, Liebe und Ausgestoßensein ein. Ihre Einsichten erfahren Bereicherung in der Begegnung mit den fünf alten Damen, von Mia liebevoll die „Schwäne“ genannt. Sie sind von ungewöhnlicher Frische und nachdenklichen Lebensweisheiten und bieten Mia indirekt Trost und Hilfe. Abigail zeigt ihr einen versteckt in einen Gobelin gewebten Spruch „Gedenke, dass mein Leben ein Wind ist…“, den man im Buch Hiob im Alten Testament findet.

In der Adaption der Erkenntnisse und Erfahrungen aus ihren Begegnungen mit den alten Damen und eigenen Beobachtungen gewinnt Mia innere Festigkeit und neue Einsichten. Zu diesen gehört die Feststellung, dass es eine Zeit gibt, von der an man mit Schicksalsschlägen rechnet.

Siri Hustvedt beschreibt in ihrer lebhaften, intelligenten und einfühlsamen Diktion Dinge, die unmittelbar an eigenes Erleben rühren. Dabei umfasst sie mit ihren Analysen einen ganzen Kosmos von immer gleichen Erfahrungen aus der Menschheitsgeschichte.
Von Witwen und Verstoßenen, von Müttern und Töchtern, von der Liebe sehr junger Mädchen und sehr alten Damen und von traurigen und heiteren Begebenheiten weiß sie zu berichten. Immer sieht sie mit unsichtbarer Brille hinter Fassaden und entdeckt versteckte Signale, aus denen man herausdestilliert, wie es um uns Menschen, um Männer und Frauen und um deren Zusammenleben bestellt ist. Doch auch das eigene Erleben und Leiden kommt nicht zu kurz.

Das neue faszinierende Buch der gebildeten und sensiblen Autorin, die eine herausragende Rolle in der New Yorker Intellektuellenszene spielt, begeistert den Leser mit einem dichten Netz von eindrucksvollen Bildern. Siri Hustvedt ist eine mit Empathie und Mitgefühl ausgestattete Philosophin. Der Roman gehört für mich zu den Highlights diesjähriger Neuerscheinungen.

Siri Hustvedt
Der Sommer ohne Männer
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Rowohlt, 2. Auflage, März 2011
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3498030108
ISBN-13: 978-3498030100
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QueDu Luu: Vielleicht will ich alles

QueDu Luu: Vielleicht will ich alles

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Addi ist der Held einer neuen Zeit!

Addis Eltern, durchaus in bürgerlichen Berufen tätig, streiten und prügeln sich, und ihr Sohn kann es fast nicht mehr ertragen, diesem Familienklima ausgesetzt zu sein. Die Familie wohnt in einer Stadtrandsiedlung Bielefelds, in der sich alle möglichen Typen tagtäglich tummeln.

Addi ist ein Held, der still und unauffällig, doch durchaus wehrbereit, aus der Enge der elterlichen Wohnung zu entkommen trachtet. Begegnet er aggressiven Junkies, so gelingt ihm häufig der KO Schlag gegen gewisse Angreifer. Die fremdartige Alicia aus der neunten Klasse hat es ihm angetan. Sie sieht sich häufig ebenfalls ungerechtfertigten Aggressionen ausgesetzt, weil sie so anders als ihre Mitschülerinnen ausschaut. Addis Freund Jonas, der so gut in der Schule ist, und den er ein wenig bewundert, muss sich um seine betrunkenen Eltern kümmern, die von Hartz IV leben. Balduin, der verrückte Obdachlose, trottelt ständig hinter Addi her, und dieser versucht vergeblich, ihn los zu werden. Alles in allem lebt Addi in einer dubiosen Zwischenwelt, und er hat es nicht leicht, sich aus dem ganzen Durcheinander ein Weltbild zu zimmern, das ihm eine bessere Zukunft ermöglichen würde.

Mit Schmunzeln, ein wenig Mitleid und viel Empathie folgt man Addi bei der Suche, die richtigen Freunde und Freundinnen zu finden. Seine Eltern lässt er mit seinen sechzehn Jahren bald hinter sich. Nach zahlreichen Begegnungen, Gesprächen und Ausbruchsversuchen geht er das Wagnis ein, sich in eine WG einzumieten. Er ist nun zwar endlich den Nörgeleien und Streitereien seiner Eltern entkommen, das große Glück aber bleibt ein Traum für die ferne Zukunft. Zärtlich, liebevoll, zur rechten Zeit auch wagemutig bahnt sich Addi einen Weg durch das unübersehbare Dickicht der Welt.

Man begleitet den Helden durch ein Jahr der Wirrnisse und der Liebessuche. Sehr genau beobachtet die Autorin QueDu Luu die pubertäre Entwicklung eines Jungen, der sich nach Geborgenheit sehnt, stattdessen aber ständig als Zuhörer für seine unreifen Eltern herhalten muss. Auch Balduin, der Obdachlose, zählt zu den Bürden, derer sich der Held nur mühsam entledigen kann. Addi ist jedoch ein verständiger, egoistischer und zugleich mitfühlender Bürger, der mehr Reife zeigt, als alle Erwachsenen in seiner Umgebung zusammen. Die Autorin versteht etwas von der Seele des Jungen, und das ist anrührend und realitätsgerecht in Szene gesetzt.

QueDu Luu
Vielleicht will ich alles
336 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2011
ISBN-10: 3462042955
ISBN-13: 978-3462042955
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Richard Russo: Diese alte Sehnsucht

Richard Russo: Diese alte Sehnsucht

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Der amerikanische Autor Richard Russo erzählt in diesem Roman eine auf den ersten Blick unspektakuläre, stille Familiengeschichte. Es ist die einer Familie aus dem amerikanischen Mittelstand, deren Leben in geregelten Bahnen verläuft. Das Besondere und Fesselnde an diesem Buch ist die Erzählweise, mit der Russo seine Leser in den Bann zieht. Dirk van Gunsteren, der den Roman aus dem Amerikanischen ins Deutsche sehr treffend übertragen hat, wird seinen besonderen Spaß daran gehabt haben. Die leichte Geschichte wird so amüsant und humorvoll dargestellt, dass ich glaube, während der gesamten Lektüre mit einem Lächeln auf dem Gesicht im Sessel gesessen zu haben. Lediglich wenn meine Frau sich hin und wieder mir zuwandte, wusste ich, dass ich mit einem lauten Lacher auf mich aufmerksam machte.

Der geschiedene Jack Griffin, seines Zeichens genau wie der Romanautor Drehbuchschreiber in Hollywood, ist auf dem Weg zur Hochzeit der besten Freundin seiner Tochter. Er weiß, dass es auf Cape Cod ein Wiedersehen mit seiner Ex-Frau geben wird. Und er hat in seinem Kofferraum die Urne seines kürzlich verstorbenen Vaters, dessen Asche er ins Meer streuen möchte, um dem letzten Willen seines Vaters gerecht zu werden. Mit sich allein im Zwiegespräch, ab und zu von einem Telefonanruf seiner Mutter unterbrochen, wird das Leben seiner Eltern, seiner Familie und sein eigenes erzählt. Spießig und kleinbürgerlich kam es ihm immer vor, ein Leben, welches er so nie führen wollte. Sein Streben war der Ausbruch aus der kleinbürgerlichen Welt, weg von der Mutter, die in seiner Erinnerung nie ein freundliches Wort gesagt hatte. Dazu wird es erst viel später ein einziges Mal kurz vor ihrem eigenen Tode kommen. Doch jetzt kann sich Griffin, hin- und hergerissen von seinen Gedanken, nicht für einen Ort am Ufer entscheiden, welcher der Asche seines Vaters angemessen erscheint.
So trifft der Leser Griffin ein Jahr später erneut auf einem Weg zu einer Hochzeit wieder. Dieses Mal ist es die seiner Tochter. Dieses Mal hat er zwei Urnen in seinem Kofferraum. Seine Mutter, die im vergangenen Jahr verstarb, hatte gewollt, ebenso im Meer verstreut zu werden. Aber keinesfalls auf der gleichen Seite der Meeresbucht, nie und nimmer in der Nähe ihres Mannes.

Die Leichtigkeit und der Humor sind dem Pulitzer-Preisträger wahrscheinlich seinen Erfahrungen beim Schreiben von Komödien-Drehbüchern zu verdanken. Einen gehörigen Anteil daran hat meines Erachtens auch der o. g. Übersetzer, der die typisch amerikanischen Sequenzen geschickt und gleichermaßen humorvoll ins Deutsche übertragen hat.

Als es um die Beziehung von Griffins Frau zu dessen Mutter geht, heißt es: „In den ersten zehn Jahren hatte sich die arme Joy (Griffins Frau – Anm. der Red.) bemüht, ihre Schwiegermutter dazu zu bringen, ihr Urteil (über Joy – Anm. der Red.) zu revidieren, in den darauffolgenden zehn Jahren hatte sie versucht zu ergründen, warum dies nicht geschah, und im dritten Jahrzehnt schließlich tat sie, als wäre es ihr gleichgültig. In letzter Zeit schien sie geneigt, sich eine neue, geheime Telefonnummer zuteilen zu lassen. In den Flitterwochen machte sie Griffin unabsichtlich ein Kompliment, indem sie ihn fragte, ob er adoptiert worden sei.“
Ein anderes Mal wird der Vater Griffins folgendermaßen charakterisiert: „Sein Vater spezialisierte sich auf Heckzusammenstöße auf dem Parkplatz von Lebensmittelläden und Einkaufszentren. Alle diese Unfälle geschahen ohne jede Vorwarnung. Das erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte, war der Aufprall selbst, gefolgt vom Kreischen sich verformenden Metalls, dem Klirren von Glas und einem Augenblick tiefer Stille, bevor sein Vater in den Rückspiegel sah und sagte: „Wo kam der denn jetzt her?“ Als Kind war Griffin bei den meisten Unfällen dabei gewesen, seines Wissens nie angeschnallt, und er erinnerte sich, dass er oft einen steifen Hals gehabt hatte.“

Doch nun genug mit den Zitaten, schließlich soll an dieser Stelle nicht das gesamte Buch abgeschrieben werden, was dank der zahlreichen köstlichen Szenen schnell geschehen könnte. Bleiben abschließend nur die Fragen, ob Griffin es tatsächlich geschafft hat, sein Leben anders zu gestalten als seine Eltern und was es eigentlich bedeutet, Familie zu haben?

Topempfehlenswert für alle, die humorvolle Geschichten lieben und über die es sich dennoch lohnt nachzudenken.

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Russo, Richard
Diese alte Sehnsucht
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren
352 Seiten, gebunden
Dumont Verlag, Köln
ISBN-10: 3832195394
ISBN-13: 978-3832195397
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Irmgard Hochreither: Schöner Mist

Irmgard Hochreither: Schöner Mist

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Begeisterung für ein anderes Leben!

Äußerst flott und schmissig geschrieben ist dieser Bericht der Sternredakteurin Irmgard Hochreither über ihre Erfahrungen mit dem Landleben.

Sie ist ein eingefleischter Stadtmensch, als der Mann an ihrer Seite sie mit dem Vorhaben überrascht, für die Wochenenden ein Haus auf dem Lande zu mieten. Empört weist sie das Ansinnen zurück, kann sich aber seinen Verführungskünsten nicht entziehen, als sie das Dörfchen Polkefitz im Wendland besuchen. Ein uriges Haus, freundliche Dorfbewohner und das beschaulich in der Landschaft ruhende Dorf haben es ihr alsbald angetan. Plötzlich empfindet sie eine Ruhe abseits der Hektik und dem Glamour der Großstadt, die sie nicht fassen kann! Freudig willigt sie in das  Abenteuer vorübergehenden „Aussteigens“ aus dem Hamburger Alltag ein.

Rundum unterhaltsam beschrieben, malerisch und treffend skizziert erscheint vor uns eine Landidylle, die man in den Bereich der Märchen verweisen möchte. Doch alles ist wahr: freundliche Nachbarn, der Duft von Brot, Wein und Käse und die wild und bunt beschriebene Natur lassen keinen Zweifel aufkommen, dass sich alles genauso zugetragen hat, wie hier beschrieben. Es gibt sie also noch: die Idylle der Natur, die liebenswerten Kauze, die so ganz im Kontrast zu den gestylten Stadtmenschen leben. Diese schauen natürlich neugierig einmal im Dorf vorbei, und man spürt die Unvereinbarkeit zwischen jenen und den Hiesigen!

I. Hochreither richtet unsere Blicke auf die zwei Welten „Stadt“ und „Dorf in ländlicher Abgeschiedenheit“, die nicht mit einander kompatibel zu sein scheinen. Wer jedoch diese Idylle für sich entdeckt und Sinn für sie hat, der kann von ihr offensichtlich nicht mehr lassen. Die Autorin macht nicht etwa Reklame nach dem Motto „Zurück zur Natur“. Sie lässt uns einfach teilhaben an der Freude, dem Reiz, den Überraschungen und den fröhlich zufriedenen Stunden, die sie hier verlebt. Auch die Menschen in diesen abgelegenen ehemaligen Zonenrandgebieten sind von einer so freundlichen Zugewandtheit und Selbstverständlichkeit im Umgang, dass man sich dort einfach wohlfühlen muss!

Hochreither beschreibt eine Welt, die fast am Rande steht, gäbe es da nicht Gorleben mit seinen Atommüllproblemen in der Nähe.

Leicht und locker geschrieben und amüsant zu lesen bietet der muntere Bericht angenehme und fröhliche Unterhaltung!

Irmgard Hochreither
Schöner Mist
208 Seiten, broschiert
Ullstein Tb, Februar 2011
ISBN-10: 3548373739
ISBN-13: 978-3548373737
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Susanne Rauchhaus: Die Messertänzerin

Susanne Rauchhaus: Die Messertänzerin

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Mit vier Jahren wurde Divja verkauft. In einer Schule, wo Mädchen aus gutem Elternhaus zur Tana ausgebildet werden, arbeitet sie als Dienerin. Divja glaubt, mit zwölf Jahren ebenfalls ihre Ausbildung beginnen zu können. Das ist ein kindlicher Irrtum. Denn wie sie erfährt, wird sie, zur untersten Kaste gehörend, für immer eine Dienerin bleiben müssen. Ohnehin ist sie anders als die anderen Mädchen mit ihren schwarzen Haaren und der Fähigkeit Lichter zu sehen. Möglicherweise, so glaubt sie, stammt sie von den Tassari ab, auch wenn in ihren Papieren etwas anderes stehen muss. Denn die Tassari werden ausgegrenzt. Mit der Rolle der Dienerin will sich Divja dennoch nicht zufrieden geben. Heimlich beobachtet sie die jungen Frauen beim Lernen.

Als in die Schule eingebrochen und eine Dienerin ermordet wird, ändert sich das Leben. Fortan wird diese bewacht. Der junge Tarjan, der ein Sujim ist, ist nun allgegenwärtig. Er entdeckt Divjas Platz auf dem Dach, wo sie heimlich das Tanzen übt. Auch er ist hier zum Trainieren. Sie kann ihn überreden, ihr das Kämpfen und Messerwerfen beizubringen, natürlich ohne dass jemand davon erfährt. Nur Jolissa ist eingeweiht. Obwohl sie einer höheren Kaste angehört, hat sie mit Divja sofort Freundschaft geschlossen. Sobald Jolissas Heirat vermittelt ist, möchte sie Divja als Dienerin mit sich nehmen.
Doch ihren Auserwählten darf Jolissa nicht heiraten. Die Schulleiterin hat etwas anderes im Sinn. Sie erteilt Divja, mit dem Versprechen auf ein besseres Leben, einen Mordauftrag. Dass es der Mann ist, den Jolissa heiraten muss, ahnt sie nicht und auch nicht, dass dieser Mann Fürst Warkan ist.

Das Buch ist eine echte Überraschung. Divjas Geschichte begeistert von den ersten Seiten an. Man ist beeindruckt von dem Mädchen, das sich Bildung nicht verwehren lässt und heimlich von den jungen Frauen, die auf die Ehe vorbereitet werden sollen, lernt. Die Jahre vergehen. Als sie auf den geheimnisvollen Wächter Tajan trifft, ist sie längst eine ausgezeichnete Tänzerin. Ihre sehr ausdrucksstarken Tänze, geben Gefühle und Stimmungen wieder. Unglaublich perfekt vermittelt die Autorin das dem Leser.

Mit ihrer Zielstrebigkeit vermag Divja den jungen Wächter zu beeindrucken. Nicht nur, dass er ihr Lehrer wird. Er ist auch eine Quelle an Informationen für Divja. Die Grundlage für ihre Meinungsbildung lag bisher ausschließlich im begrenzten Raum der Schule. Erstmals erfährt sie, was draußen vorgeht.
Dass sich die beiden ineinander verlieben, erwartet man, auch wenn man weiß, dass es hoffnungslos ist, weil sie im Grunde nichts gemeinsam haben und so vieles zwischen ihnen steht. Doch Divja nimmt nichts mehr als gegeben hin. Vor allem will sie das Geheimnis um ihre Herkunft entschlüsseln. Das gelingt ihr, doch es führt sie auch in einen direkten Kampf hinein, bei der es um das Bestehen ihres Volkes geht.

Es ist selten, dass man sich als Leser so gut in eine Geschichte hineinversetzten kann. Das liegt nicht nur am interessanten Thema, sondern auch am ausdrucksstarken Schreibstil der Autorin. Und auch an der Idee, so außergewöhnliche fantastische Elemente in die Geschichte mit einfließen zu lassen.

Rezension von Heike Rau

Susanne Rauchhaus
Die Messertänzerin
366 Seiten, gebunden
Ueberreuter Verlag
ISBN-10: 3800056038
ISBN-13: 978-3800056033
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Claire Knightley: Dark Moon

Claire Knightley: Dark Moon

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Wegen finanzieller Schwierigkeiten steht das Haus von Marks Eltern zum Verkauf. Emilia Frazetta, eine alte Frau, die überraschend jung aussieht, übernimmt die Villa. Emilia nimmt sofort viel Raum in Lydias Leben ein, die Marks Freundin ist. Als Emilia bei Nebel in Lydias altes Auto hineinfährt, gibt sie sich sehr hilfsbereit, kauft sogar einen neuen Wagen als Wiedergutmachung.
Lydias Großmutter, Roseann Kinequon, scheint Emilia zu kennen, gibt sich aber sehr bedeckt. Doch bevor Lydia mehr über Emilia herausfinden kann, stirbt diese an einer Hirnblutung. Als sie und ihre Mutter im Haus nach Unterlagen suchen, um eventuelle Verwandte ausfindig zu machen, stößt Lydia auf ein Buch mit alten Legenden, das sie mitnimmt. Unterlagen werden nicht gefunden, auch keine Hinweise auf den fremden jungen Mann, in dessen Begleitung man Emilia einmal gesehen hat. Mutter und Tochter vermuten die Unterlagen im Weinkeller, der allerdings abgeschlossen ist.

Aber nicht nur die bevorstehende Beerdigung drückt auf die Stimmung. Auch die seltsamen Tiermorde machen den Bewohnern der Gegend immer mehr Angst. Völlig blutleer werden die Tiere aufgefunden. Niemand kann sich erklären, was hier passiert sein könnte.

Als sich Mark, Lydia und ihre Mutter Zutritt zum Weinkeller verschafft haben, stellt sich heraus, dass Emilia unter einigen verschiedenen Identitäten gelebt hat.
Bei der Beisetzung taucht Emilias Nachlassverwalter auf. Er kannte die Verstorbene, ist aber auch nicht bereit, etwas mehr über Emilias Vergangenheit preiszugeben. Er ist ein unsympathischer Mensch, der andere manipuliert und mit Hypnose beeinflusst. Nur bei Lydia gelingt ihm dies zu seiner Verwunderung nicht. Auch den Anwalt schein Lydias Großmutter zu kennen. Sie ist von seinem Auftauchen alarmiert.

Als Lydia sich auf dem Weg von ihrer Großmutter nach Hause verfährt, weil sie in Gedanken ist, macht sie eine Entdeckung. Emilias Auto steht hier auf einem abgelegenen Parkplatz. Lydia folgt den Weg in den Wald hinein und entdeckt ein weiteres Tieropfer. Außerdem versteckt sich hier ein Fremder. Er bittet Lydia um Hilfe. Obwohl sie wegrennen und die Polizei verständigen sollte, hilft sie ihm, da er sonst sterben würde. Er ist der geheimnisvolle Liebhaber, mit dem Emilia gesehen wurde.

Die Geschichte wird von einer alten, sehr unheimlichen Legende getragen. Lydias Mutter wollte ihre Tochter immer davor bewahren und nun stolpert diese unvorbereitet in das Abenteuer. Doch Lydia ist interessiert und ihre Neugier überträgt sich bald auch auf den Leser.
Die Geschichte ist anfangs sehr geheimnisvoll und undurchsichtig, wird dann aber immer unheimlicher. Erst nach und nach wird deutlich, was man beizeiten ahnt, dass es um Vampire geht.

Das Besondere an diesem Vampir-Roman ist, dass die Autorin sich nicht nur an die üblichen Klischees hält, sonder auch neue Aspekte einfließen lässt, was den Vampir-Mythos angeht. Auch ist ihre Hauptfigur nicht blind vor Liebe. Sie hat bereits einen festen Freund und sieht die sich später für den Fremden entwickelnden Gefühle realistisch. Es entwickelt sich eine andere Art von Romantik.
Der ruhige Anfang und der spannende Mittelteil, mit überraschenden Wendungen, werden von einem aufregenden Ende beschlossen. Außerdem liest sich das Buch ausgesprochen flüssig.
„Dark Moon“ ist der erste Teil einer Reihe, der Lust macht auf das nächste Buch.

Rezension von Heike Rau

Claire Knightley
Dark Moon
Erster Band
345 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN-10: 347335337X
ISBN-13: 978-3473353378
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Rose Tremain: Die Farbe der Träume

Rose Tremain: Die Farbe der Träume

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Abenteuer pur…

Neuseeland ist das Land der Träume, in das zahlreiche Zuwanderer aus England Mitte des 19. Jahrhunderts aufbrechen. Unter ihnen befinden sich auch Harriet und Joseph mit dessen Mutter. Die beiden jungen Leute kannten sich erst kurz und eigentlich gar nicht richtig, als sie ein halbes Jahr zuvor geheiratet haben. Nun stehen sie in einem Land, das karg und wüst und wenig besiedelt hohe Anforderungen an die neuen Einwohner stellt. Trockene Winde, eiskalte und schneereiche Winter machen die Besiedelung zu einem entbehrungsreichen Abenteuer, dem nicht jeder gewachsen ist.

In ihrem abenteuerreichen Roman entwickelt Rose Tremain ein Bild vom Leben der Einwanderer, das von Freundschaft, Feindschaft und von Liebe und Vergehen und von wüsten Klimabedingungen handelt.

Harriet und Joseph finden nicht ihr großes Glück und gehen schlussendlich eigener Wege. Harriet findet gute und wohlhabende, tüchtige Freunde auf der Orchard Farm, während ihr eigenes ungünstig gelegenes Lehmhaus den klimatischen Bedingungen zum Opfer fällt. Harriet bleibt tapfer, mutig und stark, Joseph hingegen entpuppt sich als charakterlicher Widerling.

Rose Tremain setzt ihrer Fantasie keine Grenzen. Auf diese Weise ist ein opulenter Abenteuerroman entstanden, im dem sich Gut und Böse findet, und in dem mit gravierenden Fehleinschätzungen und immer neuen Anstrengungen schließlich eine Goldgräbergesellschaft zusammen findet, in der es rau und übel zugeht. Das entbehrungsreiche Leben führt allenthalben zu menschlichen und charakterlichen Herausforderungen, denen nicht jeder standhält.

Wer ausufernde Schmöker liebt, der wird mit diesem Roman auf seine Kosten kommen. Unermüdlich wird die Handlung fortgesponnen und lässt Freund und Feind in krassem Licht des Dschungels und der reißenden Flüsse und gewaltigen Naturereignisse erschauern. Gekonnt und schmissig legt sich der Zauber des Abenteuers auf den Leser und entführt ihn in eine ferne Welt.

Rose Tremain
Die Farbe der Träume
459 Seiten, broschiert
Insel Verlag, Dezember 2010
ISBN-10: 3458357025
ISBN-13: 978-3458357025
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