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Schlagwort: Liebe

Ulrike Schweikert: Léon & Claire – Er trat aus den Schatten

Ulrike Schweikert: Léon & Claire – Er trat aus den Schatten

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Claire ist mit ihren Eltern von New York nach Paris gezogen. In der Schule lebt sich die 15-jährige schnell ein und findet Anschluss. Sie freut sich, dass Adrien sich für sie interessiert. Sie glaubt, sich in ihn verlieben zu können, bis sie Léon kennenlernt. Er ist ganz anders vom Wesen und scheint ein Schutzengel zu sein, denn er ist immer dann zur Stelle, wenn sie ihn braucht und rettet sogar ihr Leben. Dass er in den Katakomben unter Paris zu leben scheint, stört Claire zunächst nicht. Er ist nun mal anders als andere und hat viele Geheimnisse und so wie es aussieht auch besondere Fähigkeiten. Claire ist sich jedoch bald nicht mehr sicher, ob sie ihm vertrauen kann. Er könnte etwas mit einigen seltsamen Vorfällen und den spektakulären Diebstählen wertvoller Gemälde zu tun haben. Zumindest hat er die Möglichkeiten. Ob Claire seinen Unschuldsbeteuerungen glaubt oder nicht, spielt jedoch bald keine Rolle. Sie ist offensichtlich in großer Gefahr, ohne jedoch zu wissen, wer es auf sie abgesehen hat.

Die Geschichte ist sehr faszinierend. Auch die Kulisse ist gut gemacht, insbesondere wenn sich die Handlung unterirdisch abspielt. Hier gebietet ein Schatten über die Unterwelt, dem Léon sich unterzuordnen hat. Was es damit auf sich hat, wird auf spannende Art und Weise ein Stück weit preisgegeben. Claire, Léon und Adrien sind die Hauptfiguren in diesem Buch und Léon und Adrien auch Gegenspieler. Es dauert, bis Claire seine wahren Absichten erkennt. Sie muss Hintergründe erforschen, erlebt romantische Momente, aber auch sehr befremdliche.
Über weite Teile des Buches ist die Stimmung düster und geheimnisvoll. Immer wieder ist Magie im Spiel. Worauf es hinausläuft, lässt sich erst nach und nach erraten. Die Spannung wird immer mehr angefacht. Aber nicht alle Fragen werden beantwortet, denn es wird einen zweiten Band geben.

Rezension von Heike Rau

Ulrike Schweikert
Léon & Claire – Er trat aus den Schatten
480 Seiten, gebunden
cbt, München
ISBN-10: 3570164276
ISBN-13: 978-3570164273
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Louise De Vilmorin: Der Brief im Taxi

Louise De Vilmorin: Der Brief im Taxi

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Liebeswirren im edlen Bürgertum.

In diesem kurzen Roman, der fast einer Novelle gleicht, beginnt eine unbekannte Icherzählerin unvermittelt mit der geselligen Geschichte einer gehobenen Bürgerschicht.

Sie berichtet von einem Mann, den sie liebte, der ihr aber eine andere vorzog. Gustave ist ein heiterer Mann, der von einem leichten Leben auf den Meeren der Welt träumt. Dazu muss er zuerst einmal reich werden. Er liebt Cécilie, eine gute Freundin der Erzählerin. Diese ist unkonventionell, verspielt, locker und schöner als ihre erzählende Freundin und heiratet den Galan.

Zunächst sieht alles nach einem glücklichen Leben aus; doch Gustave wandelt sich mit dem beruflichen Erfolg zu einem geldgierigen, langweiligen Banker. Sein Umgang ist entsprechend, und Cécilie vermag sich nicht so recht in den konventionellen Umgang mit den anderen angesehenen Bürgern einzureihen.

Eines Tages begleitet Cécilie die langweilige Freundin ihres Bruders Alexandre zum Zug. Auf dem Weg im Taxi verliert sie einen frankierten Brief, den sie zur Post geben wollte. Nun beginnt das eigentliche Abenteuer! Was stand in dem Brief, und an wen war er adressiert?

In wunderschönen Worten beschreibt Louise De Vilmorin die Personen ihrer Handlung.

Sie alle sind unterschiedliche Charaktere mit eigenem Gewicht. Vermutungen tauchen auf wie diese: könnte der Brief zu einer Erpressung führen? Beinhaltet er den Hinweis auf eine versteckte Liebesgeschichte von Cécilie?

Man wird neugierig, und die Spannung steigt!

Es geht in der Erzählung um das französische Bürgertum, um Adel, Gesellschaft, Gewohnheiten und das Lebensgefühl zu Beginn des 20.Jahrhunderts. Die Geschichte kreist voller Charme und gepflegter Unterhaltung um Menschen, die lieben und sich im geselligen Treiben verlustieren. Der vergessene Brief im Taxi ist das Medium, um das sich eine Geschichte rankt, die jenes edle Bürgertum mit allen seinen guten und maroden Seiten aufzeigt, wie wir sie aus der Historie kennen. Es gibt die Angepassten, die Angeber, Intrigen aller Art und die unkonventionellen Individuen, die das Salz in der Suppe bilden. Die Geschichte im Brief bietet überraschende Eindrücke und Auflösungen, mit denen man nicht gerechnet hat.

Der Leser fühlt sich gut unterhalten. Er goutiert die gepflegten Umgangsformen und das malerische und bestrickende Ambiente.

Das Büchlein ist eine kleine Rarität, das sich in Aufmachung und Geschmack hervorragend als Geschenk eignet. Beim literarisch gebildeten Leser kann man damit nichts falsch machen.

Dem Dörlemann Verlag verdanken wir immer neue Wiederentdeckungen aus dem Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Louise De Vilmorin lebte von 1902 -1969. Sie war mit de Saint-Exupérie verlobt und langjährige Lebensgefährtin von André Malraux. Ihr verdanken wir so manches literarische Kleinod wie dieses hier.

Louise De Vilmorin
Der Brief im Taxi
208 Seiten, gebunden
Dörlemann, August 2016
ISBN-10: 3038200336
ISBN-13: 978-3038200338
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Jay Asher: Dein Leuchten

Jay Asher: Dein Leuchten

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Wie immer zu Weihnachten kommt Sierra mit ihren Eltern für einige Wochen nach Kalifornien. Die Familie hat eine Plantage mit Weihnachtsbäumen, die nun natürlich verkauft werden sollen. In diesem Jahr verliebt sich Sierra unsterblich. Caleb, der öfter bei ihr am Stand von seinem Trinkgeld Bäume kauft, um sie zu verschenken, gefällt ihr sofort.

Doch es gibt Gerüchte über seine Vergangenheit. Er soll einmal gewalttätig gewesen und seine Schwester mit einem Messer angegriffen haben. Sierra bringt diese Tat nicht mit dem sanftmütigen Caleb zusammen. Sie verliebt sich in ihn, obwohl die Familie bald wieder abreisen wird. Sie nimmt sich vor, ihn nicht vorzuverurteilen, bevor sie nicht die ganze Geschichte kennt. Erst dann will sie entscheiden, ob sie dieser Liebe, trotz der begrenzten Zeit, die sie hat, eine Chance geben kann.

Die eigentliche Geschichte wäre sicherlich schnell erzählt. Doch Jay Asher schmückt sie aus. Er lässt die Handlung im Zeitlupentempo laufen. Jede Bewegung und jeden Gedanken zeichnet er auf. Diese Langsamkeit hat eine interessante Wirkung. Sierra gewinnt an Raum. Ich fühle mich ihr als Leser sehr nahe.

Diese Weihnachtsgeschichte geht dennoch nicht besonders tief. Es geht um Liebe, um Vorurteile, um Vertrauen, ums Erwachsenwerden und um die damit verbundene Veränderung. Die Geschichte bezaubert, weil sie sentimental und kitschig im positiven Sinne ist. Und natürlich sehr romantisch und warmherzig. Alles glitzert und funkelt weihnachtlich. Aber auch so etwas braucht man einmal, besonders in der kalten Jahreszeit!

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie bedienen die gängigen Klischees. Damit kann sich besonders Jugendliche gut identifizieren. Auf diese Altersgruppe ist das Buch abgestimmt. Die Botschaft wird klar definiert. Und damit unterhält das Buch sehr gut.

Rezension von Heike Rau

Jay Asher
Dein Leuchten
320 Seiten, Klappenbroschur
Aus dem Amerikanischen von Karen Gerwig
cbt, München
ISBN-10: 3570164799
ISBN-13: 978-3570164792
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Alex Capus: Das Leben ist gut

Alex Capus: Das Leben ist gut

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Eine Liebesgeschichte mit Zwischentönen…

Alex Capus hat einmal wieder eine sehr schöne Liebegeschichte zu erzählen.

Max und Tina sind glücklich verheiratet und haben drei wohl geratene Söhne.

Tina bekommt den Ruf für eine Gastprofessur in Paris, und Max ist eigentlich Schriftsteller.

Die beiden verabschieden sich herzlich. Sie sind sich offensichtlich auch nach 25 Jahren Ehe noch sehr zu getan.

Zum Vergnügen und Zeitvertreib aber führt Max eine Bar, in die auch alle seine früheren Kumpels und Freunde zuweilen einkehren.

Die Geschichte ergeht sich in Schilderungen seines Alltagslebens, seiner Muße und den Beschreibungen seiner diversen Freunde mit ihren Eigenheiten, die sich auch schon seit Jahren kennen.

Der Ton der Geschichte ist freundlich, ausgeglichen und genügsam.

Seine Ehe mit Tina bleibt im unsichtbaren Bereich. Man spürt nur, wie sie an einander hängen, sich nach einander sehnen und sich doch gegenseitig ihre Freiheit in ihrem beruflichen Tun lassen.

Man lernt mit Max einen zufriedenen und liebevollen Menschen kennen. Er ist seinen Freunden gewogen. Gelegentliche Kuriositäten seiner Mitbürger werden mit Humor beschrieben. sEs gibt keine außergewöhnlichen Aufregungen oder Ereignisse.

Fast könnte man meinen, dass es hier ein wenig langweilig zugeht. Dem ist aber nicht so, denn die Feinheiten liegen im Detail. Wenn etwa Miguel in Geldnöten von einer frühen Begegnung mit einem Torero berichtet, dessen Stierkopftrophäe er für eine immense Summe gekauft haben will, um sie jetzt an den Mann, sprich den Freund Max, zu bringen.

Ein anderer Schulfreund, Jules Weber, machte Bankrott und lebte ein einsames Leben, das wohl zuletzt im Trunk endete.

So spült die Erzählung nach und nach den einen oder anderen Freund in den Fokus.

Keine Konflikte oder schwierige Lebensgeschichten führen hier Regie, sondern das einfache und zufriedene Leben.

Ein wenig Aufregung hätten wohl mehr Spannung erzeugt, denn auch davon versteht der Schriftsteller durchaus etwas, wie er in seinem Roman „Leon und Luise“ bewiesen hat.

Die Ruhe aber tut dem Leser gut, und er begnüge sich dieses Mal damit.

Alex Capus
Das Leben ist gut
240 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, August 2016
ISBN-10: 3446252673
ISBN-13: 978-3446252677
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Dorit Rabinyan: Wir sehen uns am Meer

Dorit Rabinyan: Wir sehen uns am Meer

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Eine ausweglose Liebe…

New York zu Beginn des 21.Jahrhunderts.

Durch Zufall begegnen sich in dieser Stadt Liat aus Israel und der Maler Chilmi aus Palästina.

Ungewöhnlich der Zufall und ungewöhnlich die heiße Liebe, die spontan zwischen den beiden entbrennt.

Wie konnte das passieren?

Nun, Künstler und Studierende aus aller Welt wohnen in New York, in dem man internationale Kontakte pflegt. NY ist eine Weltstadt mit einnehmendem Flair. Locker, leicht und kontaktfreudig begegnen sich hier Fremde, die schnell zu Freunden werden. So ergeht es auch Liat und Chilmi. In ihren Gesprächen klingt früh an, wie unterschiedlich es sich in Israel und Palästina lebt. Liat schwärmt vom Meer, das Chilmi nur aus sehr wenigen Besuchen im Gazastreifen kennt. Palästina grenzt sonst nirgends ans Meer. Der Satz von Chilmi „Eines Tages wird das Meer uns allen gehören“ lässt Hoffnung aufklingen. Doch noch wissen beide, dass ihre Beziehung niemals von den jeweiligen Familien des anderen akzeptiert würde.

Dorit Rabinyan erzählt eine Geschichte, die voller Liebe und Wärme steckt. Sie fängt die Atmosphäre zu Beginn einer tiefen Liebe in Herz erwärmender und anrührender Weise ein. Gekonnt flicht sie den Palästina-Israelkonflikt in die Geschichte ein. Fern des Landes Israel/ Palästina, in dem die Spannungen nie ein Ende zu nehmen scheinen, zeigt sie zwei Menschen, die, befreit von der Konfliktträchtigkeit ihrer unterschiedlichen Herkunft als Araber und Israelin, gelöst und unbefangen sein können, wie sie es zu Hause nie wären. Enthält die Geschichte einen tieferen Sinn? Sind es die Grenzen politischer und religiöser Gegensätze, die Menschen zu Feinden machen, die sie in einer freien Umgebung niemals empfinden würden?

Man kennt das aus dem West-Eastern Divan Orchestra von Daniel Barenboim, der junge Menschen aus verfeindeten Staaten vorübergehend zum Muszieren zusammenbringt, und man weiß aus den Balkankriegen, wie durch Gebietsansprüche oder gegensätzliche Religionen aus Freunden und Nachbarn Feinde wurden.

Diesen Kontrast eingefangen zu haben, ist Dorit Rabinyan hervorragend gelungen.

Die sehr individuelle Liebesgeschichte eignet sich gut, einem das Konfliktpotenzial nahezubringen, in denen Länder und Menschen verfangen sind. Eine menschliche Tragödie nimmt hier Gestalt und Form an. Da sich die Erzählung anregend liest und überschaubar bleibt, ist es ein lehrreiches Stück Geschichte, das uns vor Augen führt, wie unendlich verfeindet und in kriegerischen Verstrickungen Menschen aus zahlreichen Ländern in dieser Welt leben müssen.

Der Roman ist anspruchsvoll und ernsthaft in seiner Ausführung. Beste Empfehlung!

Die Autorin ist die Tochter iranisch-jüdischer Eltern und lebt in Israel.

Dorit Rabinyan
Wir sehen uns am Meer
384 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, August 2016
ISBN-10: 3462048619
ISBN-13: 978-3462048612
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Grégoire Delacourt: Die vier Jahreszeiten des Sommers

Grégoire Delacourt: Die vier Jahreszeiten des Sommers

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Bei diesem neuen Roman des französischen Schriftstellers, der dafür bekannt ist, dass er sehr poetisch und sanft schreibt, handelt es sich um einen Episodenroman, dessen einzelne Episoden auf sehr angenehme Weise miteinander verzahnt sind. Der Titel deutet bereits an, worum es in dem Roman geht, wenn man dabei berücksichtigt, dass es sich bei den Jahreszeiten nicht um die des Kalenderjahres, sondern die des Lebens geht.

Im nordfranzösischen Bedaeort Le Touquet trifft der Leser auf vier verschiedene Gerationen von Pärchen. Es ist der französische Nationalfeiertag, der 14. Juli 1999. Laut den Medien steht mit dem bevorstehenden Jahrtausendwechsel auch der Untergang der Welt bevor. Im Radio wird Hors Saison von Francis Cabrel hoch und runter gespielt. Dies sind nur einige der Gemeinsamkeiten aller Episoden. In jeder der vier Lebens- und Liebesgeschichten spielt eine Blume eine ganz besondere Rolle, die der jeweiligen Geschichte ihren Namen leiht. Da sich alle Protagonisten zur gleichen Zeit an demselben Ort befinden, bleibt es nicht aus, dass sie sich über den Weg laufen. Das wird jedoch nicht lauthalsd hinausgeschrien, sondern der Leser muss nach den dezenten Andeutungen suchen. Delacourt versteht es, sie gleichzeitig zu verstecken und doch preiszugeben. Nicht gleich im ersten Moment wird dem Leser bewusst, dass er dieselbe Situation gerade ein zweites Mal aus anderer Sicht gelesen hat. Dieser Aha-Effekt schafft ein wohliges Gefühl. Das Universum der Geschichten wird breiter.

In seiner Wortwahl sanft und poetisch, sicherlich auch dank der passenden Übersetzung, fesselt jede einzelne Geschichte und man möchte wissen, wie die Liebesgeschichte der jeweiligen Figuren bzw. des Erzählers, denn jede Geschichte wird von einem Teil des Paares erzählt, ausgeht. Wird der fünfzehnjährige Junge seine erste Liebe auf Dauer gewinnen? Wird die ledige Mutter endlich einen Mann finden, der sie nicht enttäuscht? Wird die Mittfünfzigerin ihren Seitensprung bereuen? Wird das Paar, welches vor Kurzem die goldene Hochzeit feierte, noch viele weitere Jahre miteinander verbringen?

Jede dieser vier Episoden ist zunächst nach dreißig bis vierzig Jahren beendet. Sie haben ein Ende, welches auch so stehen bleiben könnte, ohne dass die Geschichten an Faszination verlieren. Doch Delacourt hat am Ende der vierten Episode jeder Geschichte noch einen drei- bis vierseitigen Epilog hintenangestellt. Dort bekommzt jede Geschichte noch ein weiteres Ende, zehn Jahre nach dem 14. Juli 1999. Einfach nur schön und lesenswert!

Grégoire Delacourt
Die vier Jahreszeiten des Sommers
aus dem Französischen von Claudia Steinitz
192 Seiten, gebunden
Atlantik, Juli 2016
ISBN-10: 3455600417
ISBN-13: 978-3455600414

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Milena Busquets: Auch das wird vergehen

Milena Busquets: Auch das wird vergehen

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Blanca ist eine Frau um die vierzig Jahre. Sie hat kürzlich ihre Mutter verloren.

Ihre Gedanken schweifen zurück und wechseln in der Perspektive zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Beziehungen zu ihrer Mutter waren ambivalent. Teilweise störte sie im bunten Leben ihrer Tochter. Doch ihr Tod lastet dennoch schwer. Die Icherzählerin spricht die Mutter in ihren Gedanken an. Doch zahlreich sind ihre Erinnerungen nicht.

Wesentlicher sind in diesem Buch die Geschichten über das Leben am Meer mit Müßiggang und Schlendrian.

Blanca lebt mit vielen Freunden und Freundinnen ein ausschweifendes Leben auf dem Familiensitz der Familie Cadaqués am Meer.

Hier treffen sich Ehemänner und Exehemänner, Freunde, Liebhaber, Freudinnen und die Kinder aus den verschiedenen Verbindungen.

Der Erzählton ist betrachtend bis reflektierend. Über der ganzen Erzählung liegt ein Schleier aus Vergangenem und Gegenwärtigem. Man weiß nur nicht, wie und wen die Erzählerin erreichen will: sind es nur Gedanken der Selbstbesinnung? Gibt es einen Wendepunkt im Leben der Erzählerin? Hat der Tod der Mutter sie verändert?

Da quasi essayistisch über das Leben hier und heute nachgedacht wird, sexuelle Begegnungen Erlösung aus der momentanen Tristesse vorgaukeln, ohne sie wirklich zu erfüllen, bleibt der Roman in seiner Intention rätselhaft. Es sind die verschiedensten Charaktere, die hier vorübergehend erscheinen. Die Bezüge der einzelnen Protagonisten untereinander sind nicht immer überschaubar. So bleibt die Erzählung flach. Sex spielt eine wesentliche Rolle für alle Beteiligten, als gäbe es nichts Wichtigeres von Interesse.

Man feiert, trinkt, nimmt Kokain und geht dem Müßiggang nach. Flirts und kurze Affären, gegenwärtige und vergangene, beherrschen das Geschehen.

Was soll der Titel bedeuten? Er beruht auf einer Geschichte längst vergangener Zeiten. Ein chinesischer Kaiser rief seine Weisen zusammen, um einen Satz zu finden, der für alles und immer Gültigkeit besitzt. Und das ist eben dieser Satz “Auch das wird vergehen“. Nun ja, so ist das wohl mit dem Erleben und dem Leben!

Wer die Atmosphäre von Bequemlichkeit und Nichtstun liebt, wer sich gerne dem Wohlleben hingeben möchte und selbstverständliche Sexgeschichten liebt, der liegt mit dieser Lektüre richtig.

Das Buch der Autorin hat den Ruf eines internationalen Bestsellers.

Milena Busquets
Auch das wird vergehen
170 Seiten, gebunden
Suhrkamp Verlag, Februar 2016
ISBN-10: 3518425277
ISBN-13: 978-3518425275
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Birgit Vanderbeke: Ich freue mich, dass ich geboren bin

Birgit Vanderbeke: Ich freue mich, dass ich geboren bin

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Sie hat heute ihren siebten Geburtstag und freut sich auf die Geschenke. Doch es gehen ihr an diesem Tag so viele Gedanken durch den Kopf. Deshalb erzählt sie uns davon. Sie erzählt von ihren Großeltern, von Mutter und Vater, vom Abhauen aus dem Osten in den Westen, von Tante Eka im Flüchtlingslager mit ihren zwei Männern Onkel Grewatsch und Onkel Winkelmann mit seinen vielen Büchern und Geschichten. „Das war das Schöne im Flüchtlingslager gewesen. Weil Onkel Winkelmann mir das alles erzählte und aus seinen Büchern vorlas, konnte ich mich an all die fremden Gewürze in der Gemeinschaftsküche sofort erinnern, obwohl ich sie gar nicht kannte und niemals gerochen hatte, aber Onkel Winkelmann und die aufgefädelten Buchstabengeschichten in seinen Büchern erzählten sie so genau, dass ich sie in der Nase hatte und jedes Mal Lust bekam, einen Löffel davon zu probieren.“ Sie erzählt vom Leben im Flüchtlingslager und von der Arbeitersiedlung, die danach folgte.

Ihr siebter Geburtstag ist irgendwann in den 1960er Jahren. Einen Namen hat sie in dieser Geschichte nicht. Denn schließlich sagt Mutter immer. Kind, was soll ich mit dir bloß machen? Oder: Kind, was soll aus dir bloß werden?
Birgit Vanderbeke hat als Erzählstil den eines siebenjährigen Mädchens, bzw. das, was sich ein Erwachsener darunter vorstellt, gewählt. Das ist im ersten Moment ungewohnt. Doch nach wenigen Seiten gibt sich das. Der Stil wird einem vertraut, man lässt sich darauf ein, dass ein Kind erzählt. Er wirkt sehr authentisch, und der Leser kann feine Ironie und leichten Sarkasmus spüren. Humor wäre jetzt zu weit hergeholt, denn das, was sie in ihrer kurzen Kindheit alles schon erlebt hat, ist alles andere als lustig. In ganz wenigen Momenten erzählt sie alles andere als von einer heilen Welt in den sechziger Jahren. Doch das Mädchen sucht sich ihre Fluchtpunkte. Ob es „solch eine Person wie“ Tante Eka mit ihren zwei Männern, ihre Freundin Gisela, oder ihr italienischer Freund Tassilo sind. Und irgendwann findet sie für sich einen Weg in die ganz große Freiheit. Sie lernt, ihrer Familie zu entfliehen.

Vanderbeke gibt eine genaue Milieustudie der 1960er Jahre wider. Mit der kindlichen Sprache wird die verlogene und bigotte Welt der westlichen Kleinbürger besonders gut akzentuiert. Das Thema Flucht aus dem Osten in den Westen schlägt genauso einen Bogen in die heutige Zeit wie die Flüchtlingszüge am Ende des Zweiten Weltkriegs in die westlichen Gebiete Deutschlands. Auch wenn sich die Erzählung auf die damalige Zeit bezieht, spiegeln sich im Verhalten der Figuren die aktuellen gesellschaftlichen Probleme wider und es zeigt sich, dass kaum etwas von damals getilgt worden ist.

Der Umstand, dass es über den gesamten Roman hinweg kein klar definiertes Ziel in der Geschichte gibt, macht den Roman nicht weniger lesenswert. Denn er fesselt zweifelsohne aufgrund der spielerischen Erzählweise. Interessierte Leser werden an den Figuren und dem Umfeld kleben bleiben.

Vanderbeke, Birgit
Ich freue mich, dass ich geboren bin
Piper Verlag, München
ISBN 9783492057547

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Lot Vekemans: Ein Brautkleid aus Warschau

Lot Vekemans: Ein Brautkleid aus Warschau

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Lot Vekemans hat ein ergreifendes Romandebüt verfasst.

Jeder weiß, wie schwerwiegend die Folgen der Judenverfolgung auch und gerade in Polen während der Nazizeit waren.

Hier geht es um eine junge Frau, die aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen stammt. Ihre Mutter ist eine harte Frau, die der Tochter nichts durchgehen lassen will.

Auf einer Rückreise aus Warschau in ihr Dorf kommt Marlena mit einen jungen Mann in Kontakt, der ihr zum Abschied seine Telefonnummer zusteckt. Sie ruft ihn an, und schon bald sind sie ein Liebespaar. Natan ist Amerikaner. Er ist Jude und ist nach Polen gereist, um nach den Spuren seiner Vorfahren zu fahnden, die ursprünglich hier beheimatet waren. Seine jüdische Familie ist teilweise im Holocaust umgekommen oder nach Holland und Amerika geflohen.

Die beiden sind sehr verliebt und müssen ihre Liebe verstecken, denn Marlenas Mutter würde diese Beziehung nie dulden.

Auf Vermittlung von Natan beginnt Marlena bei seinem Onkel Szymon in dessen Hotel als Küchenhilfe zu arbeiten. Der Onkel soll später noch eine besondere Rolle im Leben der beiden Liebenden einnehmen.

Kurzfristig wird Natan nach Amerika zurückgerufen. Marlena und Natan geben sich das Versprechen, sobald wie möglich voneinander hören zu lassen. Marlena ahnt nicht, dass sie schwanger ist.

Kurz darauf schlägt sie sich tapfer mit ihrem Sohn Stan durch. Sie hat keine Adresse von Natan und hört nichts mehr von ihm.

In der Folge beginnt eine verzweifelte Lebensgeschichte. Aus vielerlei Versäumnissen heraus muss Marlena einen einsamen Weg gehen, der sie nicht glücklich macht. Enttäuschte Hoffnungen und verzweifelte Überlebensstrategien pflastern ihren Weg, der sie nach Holland führt.

Lot Vekemans erfindet subtile Geschichten, mit denen sie ihre Protagonisten in einzelnen Kapiteln in der Ichform erzählen lässt. Trauer, Täuschung und Enttäuschung paaren sich mit dem Kampf um Liebe und Verstehen. Doch das Schweigen beherrscht das Leben aller Figuren und lässt sogar den kleinen Stan für viele Monate ganz verstummen. In diesem Klima kann Vertrauen kaum wachsen, und jeder bleibt mit seinem Schicksal allein.

Eine gewisse Melancholie liegt über dem Geschehen. Doch ist das Buch nicht bedrückend. Eher erfasst den Leser eine unterschwellige Spannung, wie sich die Beziehungen  entwickeln werden, und wie man aus Dilemma der verworrenen  Zusammenhänge herausfinden könnte.

Zum Ende hin bleiben viele Fragen offen, doch ist man in die Familiengeschichte tief eingetaucht.

Lot Vekemans lebt mit ihrer Familie in New York.

Lot Vekemans
Ein Brautkleid aus Warschau
253 Seiten, gebunden
Wallstein, Februar 2016
ISBN-10: 383531601X
ISBN-13: 978-3835316010
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Lisa Elsässer: Fremdgehen

Lisa Elsässer: Fremdgehen

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Mit einem kurzen Einblick in die Geschichte einer Freundschaft beginnt Lisa Elsässer ihre Erzählung über eine ungewöhnliche Liebe. Einleitend zu ihrem Briefroman zitiert sie Hannah Arendt, die sagt „wenn es nicht so gefährlich wäre, sollte man der Welt doch einmal erzählen, was eine Ehe wirklich ist“. Die weise Philosophin sollte es wissen!

Zuerst zaghaft, dann immer schneller offen, ehrlich und schließlich zärtlich erzählt Elsässer über den Beginn einer großen Liebe, die sich in Briefen und Mails manifestiert.

Lino ist Gastdozent in einer europäischen Metropole, Julia lebt in der Pampa und von Bergen umgeben. Sie lektoriert und schreibt ein wenig. Nur einmal sind sie sich kurz begegnet. Danach fingen sie einen Mail- und Briefwechsel an. Die Mitteilungen zeugen von einer zunächst sehr scheuen Annäherung. Schnell ist man beim Du und bei immer intensiverem Austausch über das, was man erlebt, und wie man sich in der Beziehung zu einander fühlt.

Wie aber soll man diese Beziehung, die sicher auch von der Distanz beflügelt wird, mit den eigenen Bindungen an Ehepartner und Kinder in Einklang bringen?

Zwei Menschen geraten unerwartet in eine Beziehung, die tief und innig wird.

Lisa Elsässer erfasst die Verführung und Sehnsucht zweier Menschen in einer wunderbar klaren Sprache. Die Geschichte wird durch poetische Einschübe über Naturerlebnisse und das Großstadtleben bereichert. Sie beschreibt zwei kluge, diskrete und feinsinnige Menschen, die sich zunehmend in einen Strudel der Gefühle füreinander verlieren. Psychologisch klug und einfühlsam werden die Erwartungen, Träume und Sehnsüchte der beiden Liebenden dem Leser vermittelt.

Lisa Elsässer hat ein feines Gespür dafür, wann eine Beziehung nicht mehr im Gleichgewicht bleibt.

Hier finden sich wie überall auf der Welt unterschiedliche Charaktere zusammen. Konfliktscheu der eine, offen und direkt die andere. Über das alltägliche Leben mit den eigenen langjährigen Partnerbeziehungen gibt es nur Andeutungen.

Phantasien mögen den Adressaten ideell erhöhen, da man den Alltag mit ihm nicht kennt.

Viele Fragen rühren den Leser an: wie ist das mit der ehelichen Treue? Kann man Parallelbeziehungen haben? Sind die auf Distanz und Briefwechsel beschränkten Liebesschwüre aus einer Fiktion geboren? Gelegentliche Treffen der beiden Liebenden werden leidenschaftlich erlebt. Irritationen über den jeweils anderen bleiben jedoch nicht aus. Ist in einer nahen Beziehung die Liebe auf Dauer haltbar?

In diesem kleinen Büchlein, setzt sich Lisa Elsässer mit Fragen von Treue, Sehnsucht, Phantasie und Wirklichkeit auseinander. Da sie eine ästhetische Sprache benutzt, ist die Geschichte nie flach oder gewöhnlich. Man bekommt einen Eindruck davon, wie verwirrend das Zusammenleben unter den Menschen sein kann. Zwei sensible und feinfühlige Menschen suchen einen Ausweg. Wie wird das Ende sein?

Sehr lesenswert!

Lisa Elsässer
Fremdgehen
192 Seiten, gebunden
Rotpunktverlag, Juli 2016
ISBN-10: 3858697141
ISBN-13: 978-3858697141
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