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Schlagwort: Mord

Liz Jensen: Die da kommen

Liz Jensen: Die da kommen

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Hesketh Lock ist Anthropologe. Er hat das Asperger-Syndrom und dadurch die besondere Fähigkeit, Zusammenhänge und Muster zu erkennen, die sonst kaum ersichtlich sind.
Im Moment sind es die Nachrichten, die ihm Sorgen machen. Kinder greifen ohne Grund ihre Eltern oder Verwandten an und werden sogar zu Mördern. Erklären können die Kinder ihre Tat später nicht. Sie können sich nicht einmal daran erinnern. In ihrem Verhalten bleiben die Kinder allerdings verändert.

Gleichzeitig spielen sich noch andere Dramen ab. Männer sabotieren die Firmen, in denen sie arbeiten grundlos und ohne Nutzen für sich selbst. Auch sie verhalten sich nach ihren Taten merkwürdig und begehen schließlich Selbstmord.

Hesketh Lock stellt als Erster einen Zusammenhang her. Die Verhaltensmuster sind ähnlich. Eine Erklärung für die Vorkommnisse gibt es allerdings nicht, dabei werden immer mehr erschreckende Vorfälle bekannt. Das Ganze wächst sich zu einer Epidemie unerwarteter Größe aus. Ein normales Leben ist bald nicht mehr möglich. Selbst Freddy, der Sohn seiner Ex-Freundin Kaitlin Kalifakidis, greift seine Mutter an.
Ausgerechnet Stephanie Mulligan soll ihn in seiner Arbeit unterstützen. Die Frau, in die sich Kaitlin verliebte, was letztendlich zur Trennung geführt hat.

Man braucht schon starke Nerven, um das Buch zu lesen. Ein wirklich unglaubliches Szenario wird hier zum Leben erweckt. Es entsteht aus dem Nichts heraus, auch wenn später dann doch einige Ursachen, die in unserer Umwelt und der Art wie wir leben, zutage gefördert werden.

Hesketh Lock ist ein starker Charakter. Er sieht aufgrund seines Asperger-Syndroms die Welt ein wenig anders. Auch ist seine Art, mit Menschen umzugehen, von Problemen geprägt. Sein Arbeitgeber nimmt ihn allerdings, wie er ist, auch weil er seine besonderen Fähigkeiten schätzt.
In seinen Augen bleibt auch Freddy einfach nur ein Kind. Hesketh Lock geht davon aus, dass er den Angriff auf seine Mutter nicht zu verantworten hat. Diese differenzierte Sichtweise ist wichtig für den Verlauf der Geschichte.

Alles in allem ist es ein erschreckendes Buch, eines das verstört und ratlos macht. Das sehr zum Nachdenken anregt. Eine Gänsehaut ist beim Lesen immer mit dabei. Aber es ist ja auch ein Thriller! Und damit ein wirklich gutes Buch.

Rezension von Heike Rau

Liz Jensen
Die da kommen
Deutsch von Susanne Goga-Klinkenberg
320 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249609
ISBN-13: 978-3423249607
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Øystein Wiik: Leiche in Acryl

Øystein Wiik: Leiche in Acryl

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Die Vernissage verspricht, ein Erfolg zu werden. Johan Darre ist ein Ausnahmekünstler. Die Galeriegäste sind zwar von seiner neuen Idee überfordert, doch die Kunstsammlerin Irene Willum versteht es, eine Brücke zu bauen und für Begeisterung zu sorgen.

Die Lieferung, die dann eintrifft, hält man zunächst für ein Geschenk zur Ausstellungseröffnung. Galerist Philippe Lugol ist allerdings wenig begeistert von Störung und entsetzt, als er feststellen muss, dass er die zum Kunstwerk präparierte Leiche Gerhard Elmings vor sich hat, einem gefürchteten Kunstkritiker.

Hauptkommissarin Catherine Price wird in die Galerie PL gerufen. Ihr zur Seite steht immer wieder Peter Werring, der sein Jurastudium mit kleineren Arbeiten für die Polizei finanziert.

Bei Philippe Lugol sitzt der Schock tief. Er glaubt, der Nächste zu sein, der ermordet werden soll. Besondere Sorge macht ihm ein makaberes Angebot. Tatsächlich interessiert sich ein anonymer Käufer für das angebliche Kunstwerk Gerhard Elming.

Der Ehemann von Catherine Price, die beiden leben getrennt, wird auf merkwürdige Weise in den Fall hineingezogen. Opernjournalist Tom Hartmann wittert in einem Kunstgeschäft einen beruflichen Neustart, wird aber in kriminelle Machenschaften hineingerissen.

Der Fall ist ausgesprochen kompliziert und nicht zu durchschauen. Die Polizei beißt sich die Zähne aus. Hauptkommissarin Catherine Price ist schwanger und hat sich außerdem um ihre Tochter aus der Ehe mit Tom Hartmann zu kümmern. Aus der Überbelastung zieht sie allerdings keine Konsequenzen und arbeitet konzentriert weiter, was sich negativ auf ihre Schwangerschaft auswirkt.

Unglaublich viele Personen haben in diesem Buch ihren Auftritt. Da hat man schon etwas Mühe, den Faden in diesem Katz-und-Mausspiel nicht zu verlieren. Der Fall ist spannend, keine Frage, aber hin und wieder eben doch auch ziemlich verwirrend und es gibt auch einige Längen. Ein unglaubliches Tempo baut sich dann plötzlich am Schluss des Krimis auf. Die Auflösung des Falls ist überraschend, wird aber leider sehr schnell abgehandelt.

Rezension von Heike Rau

Øystein Wiik
Leiche in Acryl
Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlos und Maike Dörries
320 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423214384
ISBN-13: 978-3423214384
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Krischan Koch: Rote Grütze mit Schuss

Krischan Koch: Rote Grütze mit Schuss

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Der Entführungsfall kommt wie gerufen. Für Dorfpolizist Thies Detlefsen ist es nämlich viel zu ruhig im Dorf. Da steht dann doch zu befürchten, dass seine Stelle im beschaulichen Fredenbüll weg rationalisiert wird. Was tatsächlich passiert ist, weiß keiner, aber Thies rechnet grundsätzlich mit Schlimmsten, denn nur das macht Eindruck. Fest steht jedenfalls, dass Swaantje, die Frau des Versicherungsmaklers Leif Ketels, unauffindbar ist, auch wenn sie heute Morgen noch beim Friseur war, wie Thies von seiner Frau Heike weiß. Wenn eine Frau dann aber nicht wie gewohnt, mit dem Abendessen auf ihren Mann wartet, kann nach Thies Meinung nur eine Entführung vorliegen.

Dass Swaantje sich heimlich mit Biobauer Jörn Brodersen in der alten Remise getroffen hat, kann Thies nicht wissen. Dass Leif Ketels den beiden auf die Spur gekommen ist, ahnt er nicht. Ebenfalls noch lange geheim bleiben wird, dass es hier zu einigen unglücklich verlaufenden Ereignissen gekommen ist.
Jedenfalls bleibt Swaantje verschwunden und Jörn Brodersen erleidet einen seltsamen Unfall mit dem Mähdrescher, bei dem er zu Tode kommt. Für Thies ist das ganz klar Mord. Also fordert er eilig Verstärkung an. Und die kommt auch in Gestalt der überaus hübschen Kriminalhauptkommissarin Nicole Stappenbek.

Weit ab vom Schuss liegt das nordfriesische Fredenbüll. Die Schafe sind hier in der Überzahl. Bei 176 Einwohnern kennt man sich untereinander. Die Dorfidylle ist ganz wunderbar in Szene gesetzt. In der Dorfkneipe und beim Frisör spielt sich das Leben ab. Der Krimi unterhält sehr gut, denn der Fall wird mit Humor betrachtet. Die Charaktere sind allesamt sehr eigenwillig. Eine komische Szene jagt die nächste. Der Fall selbst ist einigermaßen skurril. Was da zusammenkommt, ist schon beachtlich.

Interessant ist, dass der Leser in die Vorkommnisse eingeweiht wird. Beim Lesen ist man also der Polizei immer eine Ecke voraus und weiß, wann Thies und seine Kollegin richtig liegen oder sich täuschen. Man weiß, wer etwas zu verbergen hat und wann einer lügt. Nur den Mörder kennt man nicht.
Das Buch unterhält wirklich ausgesprochen gut!

Rezension von Heike Rau

Krischan Koch
Rote Grütze mit Schuss
272 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423214333
ISBN-13: 978-3423214339
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Kevin Brooks: Bis es dunkel wird

Kevin Brooks: Bis es dunkel wird

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„Schlafende Geister“ hieß der Krimi, in dem Privatdetektiv John Craine seinen ersten Fall hatte. Danach ist er auf Hale Island untergetaucht. Er verbindet Kindheitserinnerungen mit dieser Insel. Außerdem lebt Serina Mayo hier. Ihre Tochter Robin könnte seine Halbschwester sein. Craine will sehen, ob sich ein Kontakt herstellen lässt.

John Craine ist in einem Hotel untergekommen, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Aber es ist ein guter Ort, um alten Erinnerungen nachzuhängen. Dabei geht es nicht nur um den Selbstmord seines Vaters, sondern auch um seine Frau Stacy, die immer noch irgendwie jeden Tag bei ihm ist, obwohl sie seit 17 Jahren tot ist.

Craine trinkt viel zu viel. Aber dass am Strand in dem alten Bunker die Leiche eines Mädchens durch die Schießscharte hindurch sieht, ist er schon noch fähig, zu handeln. Als die Polizei kommt, ist die Tote allerdings verschwunden, ohne dass es dafür eine Erklärung gäbe. Aber Craine weiß, dass er sich das alles nicht nur eingebildet hat. Er kennt das Mädchen. Sie wohnt oder vielmehr wohnte mit ihren Eltern im gleichen Hotel wie er. Plötzlich heißt es, die Chelseys seien vorzeitig abgereist.

Craine will das Ganze nicht auf sich beruhen lassen. Er dringt in das ehemalige Zimmer der Familie ein. Doch auch ein anderer interessiert sich dafür. Es ist also offensichtlich, dass etwas vorgeht. So beginnt Crain, privat zu ermitteln. Er fischt sozusagen im Trüben. Aber er weiß, dass es irgendwann eine Reaktion geben wird und darauf wartet er geduldig.

Nach wie vor macht John Craine die Vergangenheit zu schaffen. Längst hätte er ein neues Leben beginnen müssen, aber er schafft es nicht. Er hat in manchen Dingen einfach kein Zutrauen in sich. Er hat alle Chancen auf eine neue Beziehung, wagt aber den nächsten Schritt nicht.
Auch wenn er trinkt, als privater Ermittler ist er unschlagbar. Vor allem, weil er nie aufgibt. Auch in diesem Roman ist es wieder sein Neffe Cal, der sich Zugriff zu Datenbanken verschafft, um John mit Hintergrundinformationen zu versorgen.

Craine bewegt sich mit seinen Ermittlungen auf dünnem Eis. Er hat es nicht nur mit Drogenschmugglern zu tun, sondern mit einem skrupellosen Mörder, der bereit ist, jeden aus dem Weg zu räumen, der seine Geschäfte entdeckt oder behindert. Demensprechend gibt es sehr gewalttätige Szenen. Es wird ausgesprochen spannend. John Craine ist so einem Mann eigentlich nicht gewachsen. Und so spitzt sich die Lage dramatisch zu bis hin zu einem wirklich extremen Ende. Das bringt Craine zur Besinnung. Vielleicht wird er in einem nächsten Krimi ein anderer sein.

Rezension von Heike Rau

Kevin Brooks
Bis es dunkel wird
Deutsch von Uwe-Michael Gutzschhahn
400 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuchverlag
ISBN-10: 3423214317
ISBN-13: 978-3423214315
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Viveca Sten: Mörderische Schärennächte

Viveca Sten: Mörderische Schärennächte

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Zu jedem echten Krimi gehört ein Mord. Bei der Suche nach dem Mörder ergeben sich üblicherweise Fallen und Störungen, die alle Nachforschungen zu einem Abenteuer werden lassen.

Viveca Sten ist es wie in allen vorherigen Krimis gelungen, eine Spannung aufzubauen, die den Leser bei der Suche nach dem oder den Mörder/n nicht mehr los lässt.

Dieses Mal geht es um eine hart gedrillte militärische Eliteeinheit, in der die Geschundenen immer kurz am Tod vorbeischrammen. Schließlich musste einer wirklich dran glauben! Mit feinem Gespür für menschliche Abartigkeiten beschreibt die Autorin einen Ausbilder als so sadistisch, dass er mehrfach die jungen Soldaten an den Rand der physischen und psychischen Erschöpfung treibt.

Der Student Marcus Nielsen schreibt eine Arbeit über diese Küstenjägerausbildung um 1976, wozu er Aufzeichnungen eines damals Beteiligten zu Hilfe nimmt.

Bei seinen Recherchen stößt er auf Geheimnisse, die offensichtlich verborgen bleiben sollen. Dafür sorgen schon die Mitglieder dieser forschen Truppe, damit niemand ihre Ehre in Zweifel zieht.

Doch findet man eines Tages Marcus Nielsen erhängt vor! War es Selbstmord? Manches deutet darauf hin. Doch gibt es Indizien, die auch einen Mord möglich erscheinen lassen.

Viveca Sten baut ihren Roman so auf, dass man immer auch die     Kriminalbeamten mit ihren persönlichen Lebensumständen im Auge behält. Man erfährt etwas über verkrachte Ehen, über persönliches Unglück und viele andere Details aus dem Leben der Kriminalbeamten. Sie lösen Sympathien oder Mitleid aus, je nach Lage der Dinge. Kinder, Ehemänner und Liebschaften bereichern den Blick auf die Geschichte, die in ihren kriminellen Dimensionen sehr aufregend ist.

Die schwedische Landschaft, das kalte Wetter, Schnee und Regen erzeugen eine Stimmung, die nach Erlösung sucht. Einzig in den Behausungen der Protagonisten fühlt man sich wohl, während draußen Kälte und Ungemütlichkeit herrscht.

Kommissar Thomas Andreasson lässt nicht locker, bis er den schwierigen Fall, der mit dem Tod Marcus Nielsens begann, zur Auflösung bringen kann.

Der neue Roman von Viveca Sten verspricht Aufregung und Spannung bis zuletzt. Da sehnt man sich umso mehr nach der Wärme und dem Frühling dort wie hier!

Viveca Sten
Mörderische Schärennächte
416 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch, April 2013
ISBN-10: 3462045288
ISBN-13: 978-3462045284
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Volker Klüpfel und Michael Kobr: Herzblut

Volker Klüpfel und Michael Kobr: Herzblut

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Da ist mir neulich doch glattweg der neue Krimi von Klüpfel und Kobr auf den Schreibtisch geflattert. Ich muss zugeben, bisher hatte ich mich geziert, einen Roman von diesen Krimi-Duo zu lesen. Irgendwie hatte ich nie Bock auf bayerische Krimis. Doch man lernt nie aus. Gerne lasse ich mich zu einem guten Krimi überreden. Gerne lasse ich mich überhaupt auf einen neuen Roman ein. Das Genre ist mir dabei völlig egal, Hauptsache, es verbirgt sich eine interessante und unterhaltsame Geschichte dahinter. So ist es bei Kluftingers neuem Fall.

Kluftinger wird von einem Stechen am Herzen bzw. in der Brust geplagt. Nebenbei wird ein Taxifahrer ermordet. Der Mord an dem Taxifahrer scheint sehr schnell geklärt. Es gibt ein Geständnis. Noch während der Pressekonferenz zu der schnellen Aufklärung bekommt Kluftinger einen Anruf auf sein Handy. Zum Entsetzen aller Leute nimmt Kluftinger diesen Anruf entgegen. Peinlich genug für ihn, dass er sein Handy nicht auf Lautlos oder Vibrieren gestellt hatte. Doch nach der Pressekonferenz wird er den Gedanken nicht los, dass er während dieses Anrufes Hörerzeuge eines Mordes geworden ist. Seine Kollegen haben nichts als hämische Witze dafür übrig. Deshalb ermittelt Kluftinger zunächst auf eigene Faust und findet am vermeintlichen Tatort jede Menge Blut. Leider aber keine Leiche. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und gleich auf mehrere Mordfälle werden Kluftinger und seine Kollegen aufmerksam. Doch zunächst können Sie keine Zusammenhänge zwischen all diesen Morden herstellen. Neben dem Stress bei den Ermittlungen hat Kluftinger nach wie vor den privaten Stress aufgrund der Schmerzen in seiner Brust. Der Klufti sieht sich dem eigenen Sarg schon nahe. Selbst ein Testament schreibt er.

Der Stil der Autoren ist unterhaltsam und flüssig zu lesen. Auf tiefen bayerischen Dialekt wird weitgehend verzichtet. Dennoch sind leichte Anklänge des bayerischen immer wieder zu lesen und sollten auch für den Norddeutschen keine Probleme bereiten. Insgesamt lässt sich die Geschichte in drei große Teile untergliedern. Während des ersten Teils, der vielleicht bis zur Hälfte des Buches geht, spielen die Kriminalfälle gar keine so wesentliche Rolle. Doch dann nimmt deren Volumen ab der Hälfte des Romans wesentlich mehr Raum ein. In der ersten Hälfte ist der Kluftinger sehr viel mit seinem Herzen, seiner Familie und den Kollegen beschäftigt. Der erste Fall wird sehr schnell gelöst. Die anderen Fälle, da ziehen sich die Ermittlungen einfach hin. In diesem Teil lernt man als Leser den Kluftinger und sein privates wie auch dienstliches Umfeld umfassend kennen. Das bringt einen wesentlichen Vorteil, da es sich bei diesem Roman nicht um den ersten Kluftinger-Roman handelt. Als Leser muss man aber nicht bis an die Anfänge des Autorenduos zurück, sondern kann tatsächlich mit diesem Roman einsteigen, und findet sich dennoch sofort in der Szenerie zurecht und ist mit allen Figuren in der Handlung vertraut. Im zweiten Teil, der sich dann hauptsächlich um die Ermittlungen dreht, geht es spannend von einer Überraschung zur nächsten. Die Autoren scheinen jetzt die Familie von Kluftinger vergessen zu haben. Es dreht sich alles um die Ermittlungsarbeit. Einen dritten Teil gibt es dann etwa 40-50 Seiten vor dem Schluss. Dieser dritte Teil ist ein ägyptischer reicher Show-down. So viel Action hätte man dem gemütlichen Kluftinger gar nicht zugetraut. Eines haben alle von mir vorgenommenen Unterteilungen bzw. Teile gemeinsam: Sie stecken voller humorvoll. Der Spott und die Witzeleien kommen auch während der hektischen und harten Ermittlungen nicht zu kurz.
Ich vergebe fünf Punkte, weil mir dieser Roman sehr viel Spaß und Unterhaltung geboten hat.

Klüpfel/ Kobr
Herzblut
400 Seiten, gebunden
Droemer, München
ISBN-10: 3426199378
ISBN-13: 978-3426199374

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Claudia Rusch: Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall

Claudia Rusch: Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall

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Henning Zapotek, eigentlich Kriminalhauptkommissar in Hamburg, hat sich eine Auszeit genommen, um Richtung Nordpol zu segeln. Doch zunächst hat er sich um andere Dinge zu kümmern. Der Mieter seines Elternhauses, Ingo Scheel, hat sich erhängt. Möglicherweise hat er den tödlichen Arbeitsunfall seines Vaters in der Bootsbrauerei nicht verkraftet. Das Haus in Klokenzin bei Stralsund muss nun jedenfalls verkauft werden.

Dass er wieder im Ort ist, gibt ihm die Möglichkeit einige Dinge zu regeln. Vor 27 Jahren ist er in den Westen, ohne sich von seiner Freundin zu verabschieden. Nun sieht er Ulrike Torstensen wieder. Die alte Liebe ist noch da, aber beide sehen die Dinge nun realistischer.

In der Nacht muss jemand ins Haus eingestiegen sein. Ingos Zimmer wurde durchsucht und die Katze hat Zapotek im Vorratsraum eingeschlossen vorgefunden. Anzeige erstatten will er allerdings nicht, er beschließt, das Problem selbst zu lösen. Seine Ermittlungsarbeiten werden allerdings nicht gern gesehen, schon gar nicht von Hermann Klöver, dem die Bootsbauerei gehört. Er stellt sich Hennig Zapotek mit aller Macht entgegen. Und mit seiner Mutmaßung, dass da mehr dahintersteckt, liegt Zapotek nicht falsch, auch wenn er auf die falsche Fährte gerät.

Der Krimi liest sich leicht und unterhält gut. Henning Zapotek ist eine interessante Persönlichkeit, auch weil er nicht als Held dargestellt wird, sondern als Mensch mit Ecken und Kanten. Er verbucht nicht nur Sympathiepunkte für sich und er handelt auch schon mal entgegen der Vorschriften, an die er eigentlich als Kriminalhauptkommissar gebunden sein sollte. Für das Sabbatjahr nimmt er sich Freiheiten heraus.

Alles dreht sich um den Unfall in der Bootsbauerei, der möglicherweise keiner gewesen ist und um das seltsame Verhalten Hermann Klövers, der sich immer mehr verdächtig macht. Interessant ist das Umfeld, in dem die Handlung spielt, ein abgelegenes Dorf. Erwähnenswert ist auch der alte Nachbar von Zapotek, Kurt Jansen, der alles beobachtet und alles weiß und mit seinen spitzfindigen Bemerkungen immer goldrichtig liegt. Das alles zusammengenommen macht das Buch spannend.

Rezension von Heike Rau

Claudia Rusch
Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall
288 Seiten, Klappenbroschur
Mareverlag
ISBN-10: 3866481721
ISBN-13: 978-3866481725
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Claudia Piñeiro: Betibú

Claudia Piñeiro: Betibú

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Die Hausangestellte des Unternehmers Pedro Chazarreta macht eine grausige Entdeckung, als sie den Mann tot im Haus vorfindet. Mit aufgeschlitzter Kehle sitzt er im Sessel. Schon vor drei Jahren gab es einen Todesfall im Haus. Da verunglückte seine Frau Gloria Echagüe und zog sich beim Sturz durch die Terrassentür eine Schnittverletzung am Hals zu, an der sie starb. Chazaretta geriet allerdings unter Mordverdacht, nur konnte ihm dieses Verbrechen nicht mit allerletzter Sicherheit nachgewiesen werden.

Jaime Brena ist Reborter beim „Tribuno“. Früher wäre der Mord an Chazarreta in sein Ressort gefallen. Doch er ist für weniger Wichtiges abgestellt und ein junger Kollege schreibt nun darüber. Lorenzo Rinaldi hält beim „Tribuno“ die Fäden in der Hand. Er beauftragt zudem die Schriftstellerin Nurit Iscar ebenfalls Artikel zu verfassen. Dafür bezieht sie ein Haus im Country Club „La Maravillosa“. Die Wohnsiedlung ist abgeschottet. Wer hinein will, muss durch eine Kontrolle. Auch der Mörder muss also auf diesem Weg in das Haus hereingekommen sein oder eben schon dagewesen sein.

Nurit Iscar und der junge Polizeireporter arbeiten Hand in Hand. Jaime Brena, auch wenn es nicht mehr sein Aufgabengebiet ist, lässt es sich nicht nehmen, die beiden zu unterstützten. Er ist es auch, der einen Freund bei der Polizei hat, und so an Insiderinformationen kommt. Was die drei schließlich herausfinden, ist allerdings kaum zu glauben und schon gar nicht zu beweisen.

Der Krimi ist ungewöhnlich, die Ermittler sind es ebenfalls. Spannendende und dennoch alltägliche Figuren haben hier ihren Auftritt. Es geht um Gerechtigkeit und nichts anderes haben Nurit Iscar, der junge Polizeireporter und Jaime Brena im Sinn. Doch sie kommen einer Sache auf die Spur, der sie nicht gewachsen sind. Die Autorin beschreibt die Verstrickungen sehr genau. Hinter dem Mord steckt eine Geschichte, die weite Kreise zieht. Es geht um eine nicht wieder gut zu machende Schuld. Außer durch Mord, wie der Täter meint.

Es ist ein eigenwilliger Krimi, der durch Figuren lebt, die die Wahrheit wissen wollen. So wird die Handlung immer dramatischer. Bis hin zu einem Ende, das den Leser zufrieden machen müsste, es aber wahrscheinlich nicht tut. Es geht um Moral und die Frage, wie weit Regeln aus Rache gebrochen werden dürfen, um noch akzeptiert zu werden.

Rezension von Heike Rau

Claudia Piñeiro
Betibú
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
352 Seiten, gebunden
Unionsverlag, Zürich
ISBN-10: 3293004539
ISBN-13: 978-3293004535
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Nadja Quint: Verachte nicht den Tod

Nadja Quint: Verachte nicht den Tod

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In diesem Düsseldorfer Kriminalroman geht es um den Tod und das Sterben an sich. In der Romanhandlung findet parallel zur Leichenschau ein dubioses Treffen einer Arzthelferin und eines Notars in einem großen renommierten Düsseldorfer Hotel statt. Die Kommissarin Evelyn Eick wird mit der Aufklärung des dubiosen Todes einer jungen Frau beauftragt. Schnell gelangt sie an die Arzthelferin. Sie muss feststellen, dass es hier Verbindungen zu einem Sterbehilfeverein gibt, der von den Niederlanden aus in Deutschland aktiv ist. Während ihrer Ermittlungen wird aus einer Klinik ein an Leukämie erkranktes kleines Kind entführt. Da die Krankheit der kleine Leonie für unheilbar diagnostiziert wurde, sieht die Kommissarin einen Zusammenhang zu dem Tod der jungen Frau und zu dem Sterbehilfeverein.

Parallel dazu hat die Düsseldorfer Kommissarin mit einem möglichen Sterbefall in der eigenen Familie zu kämpfen. Ihr Vater ist vor kurzer Zeit in ein Hospiz umgezogen. Auf eigenen Wunsch. Gelassen und mit etwas ironischem Humor erwartet er seinen eigenen Tod. Diese eigene Betroffenheit der Kommissarin stellt eine emotionale Verbindung zu den Fällen in ihrem Kommissariat her. Ihr Vater ist Ansprechpartner in Sterbensangelegenheiten. Möchte jemand freiwillig aus dem Leben scheiden, wenn er erfährt, dass er so krank ist? Oder möchte er es vielleicht gar nicht?

Die Autorin hat sich enge Verflechtungen zwischen dem Privatleben der Kommissarin und ihren dienstlichen Ermittlungen ausgedacht. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite liest man diesen Roman durch. Dabei geht es weniger um die Frage, wer der Täter ist, als vielmehr darum, wie die Kriminalkommissarin Evelyn Eick den Tätern auf die Spur kommt. Es sind zunehmend engere Verwicklungen und Wendepunkte eingebaut, die den Leser auf eine falsche Spur führen. Was aber einerseits den Leser bei der Stange hält, damit er das Buch nicht aus der Hand legt, ist andererseits auch zu viel der Verwirrung. Deshalb bekommt das Buch einen Punktabzug. Von welchen Verwirrungen spreche ich? Zunächst einmal völlig deplatziert und überflüssig sind alle paar Seiten Episoden eingestreut, nicht länger als eine Seite, die das Geschehen im Hintergrund beleuchten. Dazu gehören beispielsweise die Massenschlachtung von Schweinen, bei der ich heute noch nicht weiß, was die mit dem Fall zu tun hat, als auch andere Geschehnisse um die Opfer und Täter herum. Das sind Passagen die der Leser durchaus überblättern kann bzw. die das Buch auch kürzer gemacht hätten ohne es an Spannung fehlen zu lassen. Schließlich sind es die überaus vielen Figuren, die von der Autorin in diesem Roman eingeführt werden und für Verwirrung sorgen. Dabei handelt es sich oft um Figuren im privaten Umfeld der Kommissarin. Neben ihrem Vater im Hospiz gibt es den Bruder, es gibt den Gerichtsmediziner, in denen sie sich verliebt hat, es gibt die Freundin, eine Nonne. Das sind alles Figuren die mit der Handlung nichts zu tun haben, nur für Verwirrung sorgen und nicht auf die falsche Fährte führen. Zwischen den verschiedenen Auftritten dieser einzelnen Figuren sind manchmal so große Abschnitte, dass sich der Leser kaum daran erinnern kann, um wen es sich eigentlich handelt. Das gesamte familiäre Umfeld der Ermittlerin wäre besser in einem weiteren Roman aufgehoben, als alle Figuren in einem Debütroman auftreten zu lassen.

Der Titel des Romans ist zwar unterschrieben mit Kriminalroman aus Düsseldorf, jedoch hätte ich von der Autorin mehr Bekenntnis zu den einzelnen Lokationen erwartet. Schade, dass viele Namen verfälscht wurden.
Dennoch fällt mein Fazit mit vier von fünf Sternen recht positiv aus. Ich bin mit der durchaus gut gemachten Unterhaltungslektüre zufrieden und halte das Buch bis auf die kleinen Anmerkungen für empfehlenswert.

Quint, Nadja
Verachte nicht den Tod
301 Seiten, broschiert
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446642
ISBN-13: 978-3942446648

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Sabine Thiesler: Bewusstlos

Sabine Thiesler: Bewusstlos

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Was letzte Nacht passiert ist, kann Raffael Herbrecht nicht sagen, als er am nächsten Morgen im Bett in seinem Zimmer bei seiner Vermieterin Lilo Berthold aufwacht. Erst glaubt er, das Blut an seiner Hose und seinem Shirt stammt von ihm selbst. Aber wie sich herausstellt, ist er unverletzt. An irgendwelche Vorfälle hat er keine Erinnerung. So versteckt er seine Klamotten erst einmal im Ofen.

Hauptkommissar Richard Maurer und sein Assistent Lars Noethe stehen vor einem Rätsel. In der Nacht wurde Gerlinde Maurer, während sie Zeitungen austrug, ermordet. Sie ist nicht vergewaltigt oder ausgeraubt worden. Ein Motiv für die Tat ist nicht ersichtlich.

Das nächste Opfer ist Natascha Baumann. Sie lässt der Täter gehen, nachdem er sie vergewaltigt hat. In dem Moment, indem Raffael tötet, ist er sich seiner Taten bewusst. Einige Zeit später, weiß er nichts mehr davon.
Ander sieht es bei seiner Vermieterin Lilo Berthold aus. Zunächst ist das Zusammenleben noch relativ entspannt. Aber eines Tages beginnt Raffael Herbrecht die alte Frau zu terrorisieren mit dem Ziel, an ihr Geld zu kommen.

Die Ursachen für die psychischen Störungen des jungen Mannes sind in seiner Kindheit zu suchen. Damals verlor er seine Zwillingsschwester bei einem schrecklichen Unfall. Als Entschuldigung für seine Taten will man dies als Leser allerdings nicht gelten lassen. Eine ungemütliche derbe Spannung baut sich auf und strapaziert die Nerven.

Die Handlung geht flott voran in diesem Krimi. Die psychischen Probleme und Ausfallerscheinungen des Raffael Herbrecht nehmen immer mehr zu. Man wird auf eine nervenaufreibende Art und Weise gefesselt. Nach der ungemütlichen Spannung im ersten Drittel des Teils, und einem nicht ganz so anstrengenden Mittelteil, spitzt sich die Lage dann im letzten Drittel wieder dramatisch zu, als seine Familie zur Zielscheibe wird. Wobei das Ende dann unerwartet schnell kommt, aber dennoch passend ist.

Rezension von Heike Rau

Sabine Thiesler
Bewusstlos
512 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag
ISBN-10: 3453268067
ISBN-13: 978-3453268067
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