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Schlagwort: Mord

Holger Karsten Schmidt: Isenhart

Holger Karsten Schmidt: Isenhart

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Von einem Fremden wird das tote Neugeborene zum Leben erweckt. Man sieht es mit Bestürzung. Dennoch kann der Fremde mit Drohungen erreichen, dass sich jemand um das Kind kümmert, bevor er geht. Wer der Unheimliche ist, bleibt im Dunkeln.

Walther von Ascisberg ist dem Fremden auf der Spur und kommt zu spät. Was geschehen ist, kann er nicht hinnehmen. So tötet er das Kind. Doch sogleich bereut er es. Ihm gelingt es, den Kleinen wieder ins Leben zurückzuholen, in dem auch er ihm etwas von seiner Seele einhaucht, genau wie der Fremde.
Walter von Ascisberg nimmt den Jungen mit sich. Er übergibt ihn dem Burgherren Sigimund von Laurin, der ihn in der Familie seines Schmieds in Obhut gibt. Hier wächst Isenhart auf, ohne Kenntnis seiner Vergangenheit, während Walther von Ascisberg weiter lenkend in sein Leben eingreift. Er sorgt dafür, dass der heranwachsende Junge, der die Kunst des Schmiedhandwerks erlernt, zusätzlich Unterricht bei Pater Hieronymus erhält. Isenhart lernt mit Konrad zusammen, dem Sohn des Burgherrn. In die Tochter von Sigimund von Laurin verliebt er sich. Heimlich trifft er sich mit Anna. Doch sie wird ihm wieder genommen. Durch Mord. Isenhart findet sie mit herausgerissenem Herzen im Wald. Man kommt dem Täter schnell auf die Spur. Doch Alexander von Westheim weist alle Schuld von sich. Er bezichtigt den Abt des Klosters von Mullenbrunnen seine Hände im Spiel zu haben.

Schon dieser Anfang verspricht Spannung. Tatsächlich werden alle Erwartungen überboten. Der Mittelalterkrimi hat es in sich. 1171 beginnt die Geschichte mit Geburt, vermutetem Tod und Wiedergeburt Isenharts. Wer sein Vater ist, bleibt zunächst im Dunkeln und auch warum der Gelehrte Walther von Ascisberg sich seiner annimmt. Das untote Kind steht unter seinem Schutz. Das Privileg der Bildung kommt dem jungen Isenhart zu, der sich als ausgesprochen intelligent und wissensdurstig erweist. Doch das Glück scheint nicht auf seiner Seite. Seine junge Geliebte wird ermordet. Isenhart setzt alles daran, den Mörder zu finden. Diese Suche dauert das ganze Buch an. Denn der Mörder ist überaus raffiniert. Er versteht seine Identität perfekt zu verschleiern und er mordet unter diesem Deckmantel weiter.

Die Geschichte wird mit Perfektion im Schreibstil erzählt. Die Sätze fließen ineinander. Die Ausdrucksweise des Autors fasziniert. Detailreich, aber ohne sich in den Details zu verlieren, wird erzählt. Man könnte keinen einzigen Satz streichen. Man liest nicht nur, man erlebt die Geschichte mit. Man wird hineingezogen, interessiert und begeistert. Jeder einzelne Charakter überzeugt, auch die weniger bedeutenden sind gut ausgearbeitet.

Die Handlung ist gut ausgedacht und überzeugend konstruiert. Immer wieder wird man mit spektakulären Wendungen überrascht. Isenhart wird vom Mörder mehr als einmal getäuscht und der Leser mit ihm. Am Ende fügt sich eins ins andere. Der Mittelalterkrimi wird überaus spannend aufgelöst. Von Anfang bis Ende ein sensationell gutes Buch!

Rezensionen von Heike Rau

Holger Karsten Schmidt
Isenhart
816 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10: 3462043323
ISBN-13: 978-3462043327
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Richard Stark: Verbrechen ist Vertrauenssache

Richard Stark: Verbrechen ist Vertrauenssache

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George Liss hat für Parker einen neuen Job. Parker ist misstrauisch, aber weil Ed Mackey mit dabei ist, mit dem er schon zusammengearbeitet hat, sagt er zu. Zwar ist Mackey nicht der Schlauste, aber das gleicht seine Freundin Brenda, die ebenfalls mitmacht, locker aus.

Es geht um Spendengelder, die ein Wanderprediger mit Veranstaltungen in Stadien einnimmt. Ein Insider, Tom Carmody, hat die nötigen Informationen.
Der Coup wird geschickt eingefädelt. Alles läuft glatt. Doch dann stellt sich heraus, dass George Liss das Geld für sich allein haben will, was Parker aber verhindert. Parker hat mit Problemen gerechnet und die drei Gewehre heimlich entladen. Liss entkommt ohne die Beute. Wie geplant kann das Geld aber nun nicht beiseite geschafft werden.

Ein weiteres Problem ist dieser Carmody. Er hat offenbar nicht dicht gehalten und seiner Schwester zu viel erzählt. Die wiederum hat ihren Bruder eingeweiht und der zwei seiner Freunde. Auch die drei haben es nun auf die Beute abgesehen und warten auf eine Gelegenheit.
Der Sicherheitschef des Predigers ist den Gaunern auch auf der Spur. Und Detektive Calavecci macht seine Arbeit auch nicht schlecht.

Es sind also ein Menge Dinge, um die Parker sich kümmern muss. Sehr detailliert beschreibt der Autor die Vorgehensweise des Gauners. Seine Gedanken und Überlegungen und die daraus resultierenden Handlungen werden minutiös dargestellt. Nicht immer liegt Parker richtig. Vielmehr ist es das Unvorhergesehene, das seine Pläne immer wieder durcheinanderbringt. Immer aber behält Parker die Nerven. Er ist eben ein knallharter und auch skrupelloser Typ. Wer ihm in die Quere kommt, hat nichts zu lachen.

Es ist sehr spannend zu verfolgen, wie die Handlung fortschreitet. Parker handelt überlegt und intuitiv zugleich. Das ist eine gute Mischung. Vorhersehbar ist bei diesem Krimi nichts. Immer wieder wendet sich das Blatt und das macht das Buch ausgesprochen spannend. Das steigert sich von Seite zu Seite. Die Lage wird immer kritischer. Der eine oder andere muss dran glauben, natürlich nie ohne triftigen Grund. Parker mordet nicht aus Spaß. Und er versteht keinen Spaß. Trotzdem, man kann es nicht erklären, wirkt er sympathisch.

Rezensionen von Heike Rau

Richard Stark
Verbrechen ist Vertrauenssache
Ein Parker Roman
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren
256 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552055509
ISBN-13: 978-3552055506
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Martina Wildner: Das schaurige Haus

Martina Wildner: Das schaurige Haus

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Der Vater wechselt den Job und die Familie zieht deswegen von der Stadt aufs Land. Das gemietete Einfamilienhaus liegt abseits eines Dorfes und sieht heruntergekommen aus. Aber es ist preiswert. Bald geht Eddi in den Kindergarten, während Hendrik die Schule besucht. Hendrik hat es von Anfang an nicht leicht. Besonders ein Junge will ihn einfach nicht in Ruhe lassen und denkt sich immer neue Schikanen aus. Hendrik dagegen ist begeistert von der Schneckenplage. Bald beherrschen die Schnecken sogar seine Träume.

An einem Nachmittag, als es zum ersten Mal schneit, erkunden Eddi und Hendrik das Haus. Auch den Keller. Durch Zufall entdecken die beiden hinter einem Schrank eine versteckte Tür. Öffnen lässt sie sich aber nicht. Dennoch wirkt das Haus nun noch unheimlicher. Eddi leidet so schon unter Albträumen. Vielleicht liegt es an der alten Tapete, die in seinem Zimmer an den Wänden ist. Eigentlich darf im Haus nichts verändert werden. Aber diese Tapete muss ab. Darunter findet man etwas Geschriebenes. Es will sich gar nicht entfernen lassen. Womöglich ist es ein Fluch. Überhaupt scheint mit dem Haus etwas ganz und gar nicht zu stimmen. Es soll ein Spukhaus sein, sagt Ida aus der Nachbarschaft. Zwei Kinder sind ermordet worden.

Die Geschichte beginnt recht hoffnungsvoll für die Familie. Doch schon bald merkt man, dass etwas nicht stimmt und es wird zunehmend unheimlicher. Besonders der kleine Eddi scheint das zu spüren. Die Mutter ebenfalls. Sie fühlt Unbehagen. Der Vater versucht dem Ganzen mit Vernunft beizukommen, allerdings ohne Erfolg. Die Lage wird immer unheilvoller. Dass ein kleiner Friedhof direkt nebenan liegt und die Schneckenplage immer weiter zunimmt, untermalt diese Stimmung.
Das abgewohnte Haus, mit der scheußlichen Einrichtung der vormaligen Besitzer, hat offenbar Geheimnisse. Sich in das Dorfleben zu integrieren, fällt der Familie auch nicht leicht. Hendrik will unbedingt herausfinden, was Sache ist.

Von Anfang an wird man gefangengenommen von dieser unheimlichen Geschichte. Es ist ein echtes Kinderbuch, vom Inhalt her, aber auch vom Schreibstil. Die Sätze sind kurz und gut zu erfassen. Das Buch eignet sich zum Selberlesen und zum Vorlesen gleichermaßen.

Die Kinder im Buch sind ganz normale Kinder. Hendrik spielt die Hauptrolle. Aus seiner Sicht wird die Handlung beschrieben, aus der bald ein handfester Kinderkrimi wird. Dass nach und nach Licht ins Dunkel kommt, ist vor allem Eddi zu verdanken. Seine Schnecken-Albträume weisen den Weg. Allerdings, und das ist der einzige Kritikpunkt, gehen seine Fähigkeiten zum Ende hin doch zu weit. Das sonst so realistische geschriebene Buch wird dann doch ein wenig unglaubwürdig.

Rezension von Heike Rau

Martina Wildner
Das schaurige Haus
Vignetten von Anke Kuhl
205 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407799950
ISBN-13: 978-3407799951
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Leonie Swann: Glennkill – Ein Schafskrimi

Leonie Swann: Glennkill – Ein Schafskrimi

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Es ist vorbei mit der Ruhe auf der Weide. Der Hirte George Glenn ist tot. In ihm steckt eine Schaufel. Es muss also Mord gewesen sein, glauben die Schafe. Miss Maple, das klügste Schaf der Herde, weiß, dass nun Menschen kommen werden. Tom O’Malley findet den Toten schließlich. Kaum hat er im Pub die Leute informiert, kommt ein kleines Grüppchen herauf. Darunter der Metzger, den die Schafe gar nicht leiden können. Die Tiere versuchen sich so natürlich wie möglich zu verhalten und dabei so viel wie möglich mitzubekommen. Dann kommen Polizisten und ein Journalisten. Die Schafe finden kaum Beachtung. Immerhin wird die Leiche mitgenommen. Und bald sieht es auf der Weide aus, als wäre nichts geschehen.

Am nächsten Morgen fallen die Schafe über Georges Gemüsegarten her. Das war bisher verboten gewesen, aber nun gibt es ja niemanden mehr, der es ihnen verbieten könnte. Selbst die Schäferhündin scheint verschwunden.
Wieder kommen Menschen. Eine Frau und ein Schwarzgekleideter mit langer Nase, der die Schafe am liebsten beim Metzger sehen würde, wäre da nicht ein Testament, in dem stehen müsste, wem die Schafe nun gehören.
Die Schafe nehmen alles auf, was sie hören. Versuchen hinter die Bedeutung des Gesagten zu kommen und sich zusammenzureimen, wer der Mörder ist.
Doch die Geschichte ist kompliziert, vor allem auch, weil man sich fragen muss, ob am Ende vielleicht sogar ein Schaf etwas mit dem Mord zu tun hat. Miss Maple hat den Hufabdruck auf Georges Leiche genau gesehen.

Die Herde besteht aus Schafen von ganz unterschiedlichem Charakter. Angeführt werden sie von Leitwidder Sir Ritchfield, der allerdings nicht mehr der Jüngste ist. Miss Maple hat das Sagen. Als klügstes Schaf der Herde, kommt ihr das Denken zu. Alles merken kann sie sich aber nicht. Dafür gibt es Mopple the Whale, das Gedächtnisschaf. Aber auch die Meinung der anderen Schafe zählt.

Im Grunde ist das Buch nicht besonders spannend. Der Fall ist alles andere als spektakulär. Aber die Geschichte ist unglaublich originell. Die Autorin versetzt sich in die Lage der Schafe und bedient jedes Klischee, das man Schafen zumutet. Das ist ungeheuer lustig. Die Schafe sind langsam, begriffsstutzig, denkfaul und mehr mit Grasrupfen beschäftigt, als mit allem anderen. So entwickelt sich auch der Krimi nur langsam. Die Schafe gehen mit Bedacht vor. Im Grunde verstehen sie die Menschen nicht. Aber weil ihr Hirte George Glenn ihnen immer vorgelesen hat, wissen sie eine ganze Menge mehr, als andere Schafe. So wissen sie eben auch, dass der Mörder immer an den Tatort zurückkehrt. Dennoch ist es schwer für sie Gedanken aneinander zu reihen und Schlüsse daraus zu ziehen. Manchmal liegen sie dann eben auch grundverkehrt.

Aber unter den Menschen ist auch keiner, der den Mord aufklären will. Die scheinen eher etwas vertuschen zu wollen. Die Schafe haben Zeit. Das Rätsel wird schon gelöst werden. Und auch als Leser sollte man sich Zeit für dieses Buch nehmen. Es unterhält auf charmante Art wirklich gut.

Rezension von Heike Rau

Leonie Swann
Glennkill – Ein Schafskrimi
384 Seiten, broschiert
cbj, München
ISBN-10: 3570400840
ISBN-13: 978-3570400845
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Franziska Franke: Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers

Franziska Franke: Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers

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Liebhaber des Detektivromans kommen mit der Reinkarnation einer aus Literatur und Film bestens bekannten Romanfigur in den spannenden Genuss, die Welt um sich herum zu vergessen und in das mediterrane Flair von Florenz einzutauchen. Franziska Franke hat sich der lange totgeglaubten Romanfigur des britischen Meisterdetektivs Sherlock Holmes angenommen. Nach ihrem Debütroman „Sherlock Holmes und die Büste der Primavera“ handelt es sich bei dem vorliegenden Buch um den zweiten Krimi dieses Stils, eines Stils, der dem des Altmeisters Arthur Conan Doyles nicht unähnlich ist.

In nüchterner, berichtender Weise beschreibt Mister Tristram, der enge Vertraute des großen Detektivs in der englischen Gemeinde von Florenz, Holmes Vorgehensweise bei den Ermittlungen. Während Holmes in England kaum auf seinen Dr. Watson verzichtete, weil der ihm unendlich viele Chancen bot, mit seinem Spürsinn zu glänzen, so verhält sich Mr. Tristram kaum anders. Bemüht, den Freund Holmes bei den Ermittlungen zu unterstützen, hat dieser nichts anderes zu tun, ihn bloßzustellen und mit seinem eigenen Wissen zu glänzen und zu belehren. Aus seiner Verblüffung über so manchen verwinkelten Gedankengang seines Freundes, der inkognito ermittelt, macht Tristram kein Geheimnis.

Die Ermittlungen drehen sich zunächst um das Auffinden eines Gemäldes, welches bei einem Mitglied des Höllenfeuer-Clubs, einem elitären Kreis der englischen Gemeinde, verschwunden ist. Sherlock Holmes wird beauftragt, das Gemälde zu finden. Erstaunlicherweise hat der Täter nicht die überaus wertvollen Gemälde aus der Renaissancezeit entwendet, sondern eines, auf welchem die fünf Mitglieder dieses esoterischen Clubs von einem Restaurator der Stadt porträtiert worden waren. Der Routinefall wandelt sich schnell zu etwas Ungewöhnlichem, als der Florentiner Maler und Restaurator tödlich verunglückt. Ein Umstand, den Sherlock Holmes stark bezweifelt. Nicht nur Holmes sondern auch sein Gehilfe Tristram geht von Mord aus und kommt so manchem Geheimnis der fünf Porträtierten auf die Spur.

Mit faszinierender Detailtreue beschreibt die Autorin die akribische Ermittlungsarbeit. Da der Eindruck eines nüchternen Berichts erweckt werden soll, dessen Manuskript auf dem Dachboden eines Buchhändlers gefunden wurde, bedient sich die Autorin auch gerne Fußnoten, die das eine oder andere Detail näher erläutern. Eine Methode, die dem Roman Authentizität verleiht.

Mit Humor beseelt werden immer wieder die zwar für Tristram und den Leser überraschenden Wendungen, die für den Meister jedoch offenbar immer wieder vorhersehbar waren. Als Leser kann man sich das etwas langsamer funktionierende Gehirn Mr. Tristrams allerdings gut nachvollziehen, sieht man sich doch selbst oft genug von Holmes an der Nase herumgeführt.

Für Leser, die Sherlock Holmes, Hercule Poirot oder Miss Marple lieben, ist dieses Buch ein unabdingbares Muss. Er wird verzaubert mit einer spannenden Mischung aus Arthus C. Doyle und Donna Leon.

Franziska Franke
Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers
365 Seiten, broschiert
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3940077933
ISBN-13: 978-3940077-93-6

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Ulrike Blatter: Der Mann, der niemals töten wollte

Ulrike Blatter: Der Mann, der niemals töten wollte

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Ein sechsjähriges Kind wird vermisst gemeldet. Doch dies ist zunächst kein Fall für die Polizei. Der Entführer ist ein Bosnier, der sich von dem kleinen Mädchen mit „Vater“ anreden lässt.

An dieser Stelle kommt ein gesellschaftliches Thema ins Spiel, welches von der Autorin geschickt in eine spannende Handlung gekleidet wird. Krieg und Flucht aus Ex-Jugoslawien, Aufnahme in unserer westlichen Gesellschaft, Umgang mit ausländischen Mitbürgern. Haarklein werden die Verhältnisse eine Flüchtlingsfamilie in der deutsch-schweizer Gegend um Konstanz und den Bodensee herum geschildert.

Dass sich die Konstanter Kripo nicht um den Entführungsfall kümmert, hat seinen Grund: Sie hat wegen eines Toten, der erstochen in einer Badewanne gefunden wurde, genug zu tun. Das ohnehin schon große Team wird immer wieder durch weitere Experten vergrößert. Noch während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, gibt es einen zweiten Toten, der Ähnlichkeiten zu dem Tötungsdelikt des ersten Toten aufweist. Dieses Mal wurde der Leiter des Jugendamtes bestialisch erstochen und in einem Park abgelegt.

Geschickt sind die Ermittlungen um die Ermordeten mit der Entführung des Mädchens in einer parallelen Handlung verflochten. Die bluttriefenden Details bei der Leichenschau hätten auch ohne diese Konkretheit ihre Wirkung gezeigt, wie auch viele weitere kriminaltechnische Details passend in den Text eingeflossen sind und den Eindruck von Expertenwissen erwecken.

Als angenehm habe ich das Sprechen der handelnden Figuren empfunden, die teilweise im Dialekt oder mit osteuropäischem Akzent ihre Sätze hervorbrachten. Schade, dass dieser Stil nicht konsequent an jeder Stelle umgesetzt wurde.

Während die Ermittlungen der Kripo durchweg interessant und spannend sind, ist die Handlung um die Entführung ein wenig zähfließend. Es steht zwar immer die Frage nach dem „Warum“ im Raum, aber leider ändert sich dies über alle betroffenen Kapitel nicht. Im Ablauf der Entführung gibt es kaum eine überraschende Wendung, kein kleinerer Spannungsbogen, der den Leser bis zum nächsten (Entführungs-) Kapitel gefangen hält. Außerdem wirkt die Sichtweise des Kindes konstruiert, aus dessen Perspektive die Entführung geschildert wird. Es ist offensichtlich die eines Erwachsenen, der glaubt, dass ein Kind so denkt. Das hat nichts mit der realen Denkweise eines Kindes zu tun.

Auf das Thema des Buches ist bereits hingewiesen worden, aber die besondere Herangehensweise an die Problematik des Balkankrieges, an die Schicksale der Flüchtlinge, an die Schilderung der Kriegsleiden bosnischer Soldaten ist ein ausdrückliches Lob wert. Dadurch wird der Krimi einer, der auch zum Nachdenken anregt.

Blatter, Ulrike
Der Mann, der niemals töten wollte
332 Seiten, broschiert
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3940077968
ISBN-13: 978-3940077967

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Rita Falk: Dampfnudelblues

Rita Falk: Dampfnudelblues

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So eine Schmiererei an der Hauswand ist natürlich ärgerlich. Wenn man dann auch noch lesen muss „Stirb, du Sau!“ ist das ein Grund, die Polizei zu rufen. Und wenn so etwas auf der Hauswand des Rektors der Realschule steht, muss die Polizei, also Franz Eberhofer, sich das natürlich persönlich ansehen, auch wenn er nichts machen kann.
Als Rektor Höpfl dann eine Woche später von der Schule vermisst wird, wird Eberhofer aber doch munter.
Mit Hilfe des Schlüsseldienstes verschafft er sich Zutritt zum Haus, findet aber nichts Verdächtiges. Also befragt er Höpfls Schwester. Die will allerdings keine Vermisstenanzeige aufgeben, weil sie ihren Bruder nun mal nicht vermisst.
Dann ist der Höpfl plötzlich wieder da. Ein erwachsener Mensch kann ja schließlich mal ein paar Tage wegbleiben.
Als der Eberhofer dann eine Bahnleiche begutachten muss, trifft er überraschend wieder auf den Höpfl. Viel ist nicht mehr von ihm übrig. Es sieht alles nach einem Selbstmord aus. Doch Eberhofers Gefühl sagt etwas anderes.
Bald hat der Eberhofer 37 Verdächtige allein in der Realschule. Denn wie sich herausstellt war der Rektor nicht gerade beliebt.
Dass der Höpfl auch ein kleines Geheimnis hat, erfährt der Eberhofer vom Flotzinger, dem Heizungspfuscher. Der hat beim Höpfl nämlich einen Wellnessbereich im Keller eingebaut.
Als dann eine zweite Leiche auftaucht, ein junger Mann mit DNA-Spuren vom Höpfl auf dem Körper, wird der Fall brisant.

Nach „Winterkartoffelknödel“ folgt nun der nächste Provinzkrimi aus dem bayerischen Niederkaltenkirchen mit Dorfpolizist Franz Eberhofer in der Hauptrolle. Diesmal geht es um den tragischen Tod des Realschulrektors Höpfl. Eberhofer vertraut hier wieder auf sein Bauchgefühl. Er wittert als einziger einen Mord, wo man doch den Fall als Selbstmord zu den Akten legen könnte.
So richtig vorwärts geht es dann auch nicht. Wie das so ist, hat ein Dorfpolizist auch noch andere Dinge zu regeln. Davon mal abgesehen hat er auch noch ein Privatleben. Allerdings versaut ihm seine Familie immer mal wieder die Laune. Auch weil ihm die Freundin, weggelaufen ist, wo man sie doch so gerne als weiteres Familienmitglied gesehen hätte. Besonders sauer ist die Oma, die dann schon mal dem Franz das Frühstück verweigert.

Es sind also die kleinen Alltäglichkeiten und die komischen Situationen, die das Buch so unterhaltsam machen. Alle Klischees, die typisch Mann sein sollen, sind in die Rolle des Franz Eberhofer eingeflossen. Das ist ungemein witzig, für jeden, der diese Art Humor mag. Dazu kommt der Schreibstil der Autorin, die hier in Umgangssprache schreibt und teilweise bayerischem Dialekt. Der Eberhofer nimmt dann auch kein Blatt vor den Mund. Er ist eben ein ehrlicher Typ, wenn auch ein wenig derb. Notfalls geht es mit dem Kopf durch die Wand.
Beim Lesen des Krimis muss man also immer Schmunzeln, nicht selten sogar herzhaft lachen. „Dampfnudelblues“ ist genauso gut wie „Winterkartoffelknödel“.

Rezension von Heike Rau

Rita Falk
Dampfnudelblues
Ein Provinzkrimi
256 Seiten, Klappenbroschur
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423248505
ISBN-13: 978-3423248501
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Andreas Laudan: Das weiße Mädchen

Andreas Laudan: Das weiße Mädchen

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Immer auf der Suche nach einer Story fällt Lea Petersen, der Redakteurin eines Lokalblattes, eine ganz bestimmte E-Mail auf. Die anonymen Hinweise machen sie neugierig. Es geht um einen lange zurückliegenden Mord, der immer noch Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wobei man von Mord eigentlich nicht sprechen kann, geht es doch um ein 16-jähriges Mädchen, das vor über 20 Jahren aus Verchow verschwunden ist.

Autofahrer berichten aber immer wieder von beängstigenden Geisterscheinungen in eben dieser Gegend abends am Straßenrand. Weil ihr Chefredakteur sich nicht für diesen Fall interessiert, nutzt Lea ihren Urlaub, um nachzuforschen. Ihr Sohn ist ohnehin auf einer Klassenfahrt. Einem längeren Aufenthalt in Verchow steht also nichts im Wege.

Lea sucht sich ein Zimmer und lernt neben ihrem Vermieter, Rudolf Zirner, der die alte Geschichte kennt, auch dessen Neffen Kai Zirner kennen, in den sie sich verliebt. Lea geht den Hinweisen nach und befragt die Dorfbewohner, die sich abweisend geben. Lea glaubt selbst bald nicht mehr an eine Story, bis sie den Geist des Mädchens sieht. Sie fühlt sich in den Wald gelockt. Aber alles, was sie hier findet, ist ein altes verfallenes Haus. Und dennoch, auch wenn es nicht offensichtlich ist, geschah hier ein schreckliches Verbrechen.

Für Lea ist der Fall um das vermisste Mädchen von großem Interesse, hatte sie doch selbst eine Freundin, die vor langer Zeit spurlos verschwand.
So ist zu erklären, dass Lea auch dann nicht aufgibt, als die Sache gefährlich für sie wird. Sie legt sich praktisch mit einem ganzen Dorf an. Misstrauen schlägt ihr entgegen, weil sie aufdecken könnte, was ein Geheimnis bleiben soll.

Als Leser kann man beobachten, wie Lea Puzzleteil für Puzzleteil sammelt. Nur zieht sie nicht selten in ihrem Enthusiasmus beim Zusammensetzen die falschen Schlüsse. Und auch als Leser wird man immer wieder auf die falsche Fährte geführt. Man wird gefesselt vom Verlauf der Geschichte, rätselt mit und fiebert mit. Teilweise wird es richtig gruselig und unheimlich. Da spielt auch die Kulisse, ein abgelegenes und von Wald umgebenes Dorf, eine nicht unwesentliche Rolle.

Lea ist die meiste Zeit auf sich alleine gestellt, teilt aber ihr erlangtes Wissen mit ihrem Kollegen Jörg Hausmann, der eher als Lea sieht, wie gefährlich ihre Ermittlungsarbeiten werden und mit ihrem Sohn David, der auf ungewöhnliche Weise den Fall vorantreibt.

Der Krimi ist gut gemacht. Am Schreibstil des Autors und wie es ihm gelingt, in die Handlung hineinzuführen, merkt man sofort, dass man ein gut geschriebenes Buch in den Händen hält. Bis zum perfekt aufgelösten Ende hin bleibt dieser erste Eindruck dann auch bestehen.

Rezension von Heike Rau

Andreas Laudan
Das weiße Mädchen
Kriminalroman
336 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423212802
ISBN-13: 978-3423212809
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Ursula Meyer: … brenne auf mein Licht

Ursula Meyer: … brenne auf mein Licht

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Der sechste Fall für Kommissarin Züricher in Münster ist ein spannender und unterhaltender Roman von Ursula Meyer. Die Kriminalschriftstellerin überzeugt mit detailreicher Milieukenntnis, sowohl was Münster und dessen Umgebung als auch die kirchlichen, regionalen Zusammenhänge angeht. An manch einer Stelle hätte eine Beschreibung nicht so umfangreich sein müssen, weil die Nerven des Lesers ohnehin wegen der kriminellen Spannung strapaziert wurden.

In einem Kindergarten wurde die anonyme Ankündigung eines Entführung entgegengenommen. Dieser Brief erweckt Besorgnis, denn bereits vor sechs Jahren waren Kinder aus demselben Kindergarten entführt und später tot aufgefunden worden. Es hat den Anschein, als würde es sich erneut um einen solchen Vorfall handeln und die Polizei hätte es jetzt definitiv mit einer Serientat zu tun. Das Verbrechen soll wie zuvor am Martinstag geschehen. Zwei Wochen bleiben der Ermittlerin und ihrem Team vom KK12 (vermisste Personen), dem Täter auf die Spur zu kommen, bevor das Verbrechen geschehen kann. Fieberhaft wird ermittelt, werden Fragen zu den vorangegangenen Entführungen gestellt, Akten gewälzt. Den Spuren, die ins Bistum führen, muss ebenso nachgegangen werden wie denen, die nach Italien führen. Züricher möchte verzweifeln. Diesen Luxus kann sie sich jedoch nicht leisten, denn im Hafen wird eine Leiche gefunden.

Die Autorin bringt eine große Anzahl Personen in die Handlung. Personen, die zwar nicht unwichtig für den Fortgang der Handlung sind, die aber andererseits nicht so detailliert ausgearbeitet sind, dass sich der Leser mit ihnen identifizieren kann. Eher nüchtern werden die Kommissare, das Personal des Kindergartens und die anderen Personen vorgestellt. Ihre Handlungen und Denkweisen sind nachvollziehbar und plausibel, aber in die Haut von Sieglinde Züricher und ihren Kollegen Max Lückmann kann man nicht schlüpfen.

Alles in allem ein sehr unterhaltsamer und gerne zu empfehlender Krimi aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Kollegen Wilsberg, Börne und Thiel, der nicht lange auf dem Nachttisch liegenbleiben wird, wenn man einmal auf der ersten Seite zu lesen begonnen hat.

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Meyer, Ursula
… brenne auf mein Licht
Sieglinde Zürichers sechster Fall
304 Seiten, broschiert
Waxmann Verlag
ISBN-10: 3830914148
ISBN-13: 978-3830914143
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Pascal Mercier: Der Klavierstimmer

Pascal Mercier: Der Klavierstimmer

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Mit dem „Klavierstimmer“ hat der Autor Pascal Mercier erneut einen Roman geschaffen („Perlmanns Schweigen“, „Nachtzug nach Lissabon“), auf den sich der Leser zunächst erst mal einlassen muss, um dann mit fortschreitender Seitenzahl umso tiefer in seinen Bann gezogen zu werden. Rasante Aktionen darf der Leser nicht erwarten, eher zahm und einfühlsam wird er in eine Atmosphäre hineinmanövriert, die ihn bald nicht mehr loslassen wird. Dabei ist es unerheblich, ob sich der Leser in dem zugrunde liegenden Milieu (im vorliegenden Fall das der klassischen Musik, besonders der Oper) auskennt oder ob es ihm fremd ist. Es wird sich ihm erschließen.

Das Zwillingspärchen Patricia und Patrice, die als Erwachsene bereits lange und weit von zuhause entfernt leben, erfahren, dass ihr Vater einen berühmten Opernsänger erschossen hat. Sie eilen zu ihren Eltern und erfahren bei ihren Recherchen sehr viel über sich selbst und über das Leben ihrer Eltern.

Der Autor bedient sich bei der Erzählung der Lebensgeschichten einer eher ungewöhnlichen Erzählmethode. Die Geschwister haben ihre Recherchen nämlich akribisch in Hefte geschrieben, die sie sich gegenseitig zusenden. Sie sprechen sich in Briefen in zweiter Person an, was allein für ein Roman schon ungewöhnlich ist. Auf diese Weise bewegt sich der Leser aber in den Köpfen der Erzähler, deren Hefte im steten Wechsel, eines nach dem anderen vorgestellt werden. Er scheint in deren Gedanken zu dringen und die intimen Gespräche von Bruder und Schwester zu belauschen.
Zwischendurch wird immer wieder in die Position eines Erzählers in dritter Person gewechselt. Das geschieht immer dann, wenn die Geschwister von ihren Gesprächen mit Vater und Mutter berichten und diese dann im Dialog mit ihren Kindern aus ihrem eigenen Leben beziehungsweise aus dem des Ehepartners oder über ihn erzählen.

Mit dieser Erzählmethode gelingt es dem Autor, dem Leser eine sich immer wieder wendende Geschichte aus vier verschiedenen Perspektiven näher zu bringen. Der Mord an dem Opernsänger ist dabei nur das Mittel zum Zweck, der darin besteht, höchst unterschiedliche Menschen in all ihren Facetten, Details, Marotten und sonstigen Eigenschaften vorzustellen. Die Wendungen in der Struktur der Familie und dem Geschehen, welches dem Schreiben der Notizen unmittelbar vorausgegangen ist, kommen meist überraschend und verblüffen umso mehr. Schritt für Schritt, aber mit zunehmendem Tempo wird der Leser über die Familienverhältnisse, über die Umstände, die zum Tod des Opernsängers führten und über den tatsächlichen Ablauf des Geschehens aufgeklärt. Was sich für manch einen Krimienthusiasten anfangs noch langatmig anfühlt, ist am Ende eine packende Geschichte, die man kaum aus der Hand legt, bevor man die letzte Seite nicht gelesen hat.

Mit Interesse verfolgt man, was die Zwillinge über sich, über ihre Eltern erfahren, über die Kälte in der Familie, die in ihrer Tiefe doch eine unendliche Wärme darstellt. Ein Buch voller Gefühle, voller auf und ab, voller hin und hergerissen sein. Dabei gelingt dem Autor am Ende noch ein Schwenk zum humorigen, wenn Patrice von seinen ersten Jahren in Chile erzählt und die Macht eines Übersetzers entdeckt und feststellt, dass er dabei wohltätig sein kann, genauso, wie er diejenigen Ausländer mit seinem Dolmetschen unmöglich macht, deren Nasen ihm nicht passen.
Lesevergnügen für viele Stunden!

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Mercier, Pascal
Der Klavierstimmer
512 Seiten, broschiert
btb Verlag
ISBN-10: 3442726549
ISBN-13: 978-3442726547
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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