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Schlagwort: Mord

Kristina Ohlsson: Schwesterherz

Kristina Ohlsson: Schwesterherz

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Bei diesem Thriller handelt es sich um den ersten Teil einer zweibändigen Geschichte, der allerdings auch selbstständig für sich alleine steht. Beide Bände bedingen nicht unbedingt einander.

Der Rechtsanwalt Martin Benner wird dazu gebracht, die Unschuld einer bereits durch Selbstmord ums Leben gekommenen Serienmörderin nachzuweisen. Ihr Bruder spazierte einige Monate nach deren Tod in die Kanzlei und nahm dem Anwalt ein Versprechen ab. Obwohl sich alles in Benner sträubt, kann er sich dem Sog der Neugierde nicht entziehen. So begibt er sich auf eine gefährliche Ermittlungstour, zusammen mit seiner Kanzleipartnerin Lucy. Ermittelt wird in Schweden als auch in Texas.

Kristina Ohlsson hat ein spannendes Figurenensemble zusammengestellt und lässt diese in einem ungewöhnlichen Plot miteinander agieren. Benner ist durch den Unfalltod seiner Schwester vor wenigen Jahren zu seinem Kind gekommen. Er hat seine Nichte damals adoptiert. Sie ist in der Geschichte vier Jahre alt und sorgt in seinem Leben dafür, dass er nicht mehr frei wie ein Junggeselle handeln kann. Zu Lucy, seiner Geschäftspartnerin, hat er ein chaotisches Bratkartoffelverhältnis. Sie waren mal ein Paar, haben sich aber getrennt, weil sie nicht mehr „miteinander konnten“. Doch gelegentlich und immer öfter haben sie aus „reiner Freundschaft“ Sex miteinander.

Was die Geschichte angeht, so gibt es eine Wendung nach der anderen. Man wird durch die Seiten getrieben, weil man von Anfang an wissen möchte: A) ob das Objekt der Ermittlung tatsächlich eine Serienmörderin war, B) warum sich der Rechtsanwalt in diesem Fall hat reinziehen lassen, C) was denn dann noch als schlimmste Sache in dem Fall passieren kann.

Gerade für den letzten Punkt hat die Autorin eine faszinierende Methode eingesetzt. Der Roman ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt beginnt mit einem Interview zwischen Martin Benner und einem Journalisten in einem Hotel. Die Geschichte, die wir lesen, erzählt Benner quasi dem Journalisten. Aber in dem jeweiligen Interview werden jede Menge Cliffhanger für den nächsten Abschnitt platziert. Wenn man das Interview liest, gibt es nur den Gedanken: Oh Gott, was kommt denn noch alles?

Hochspannung vom Feinsten!

Kristina Ohlsson
Schwesterherz
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
Limes Verlag, München
ISBN 9783809026631

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017
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Hannah O’Brien: Irische Nacht

Hannah O’Brien: Irische Nacht

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Es ist Samhain. Auf den irischen Aran-Inseln wird gefeiert. Doch wird nach dieser Nacht auch ein Mann ermordet aufgefunden. Er hatte ein Cottage gemietet und war bekannt unter den Inselbewohnern. Grace O`Malley, die Chefin des Morddezernats in Galway, Kollege Rory Coyne, Privatdetektiv Peter Burke und die geheimnisvollen Witwe Malone beginnen mit ihren Ermittlungen. Niemand der Bewohner hat etwas Verwertbares gehört oder gesehen. Die Tür jeden Hauses stand, wie es Brauch ist, offen und so mancher war in seiner Verkleidung nicht zu identifizieren. Doch unter ihnen muss der Mörder sein!

Mit Faszination über das Land, die Leute und die Bräuche erzählt die Autorin den geheimnisvollen und verstrickten Krimi. Ich habe ein bisschen gebraucht, in das Buch hineinzukommen, aber sobald man sich eingelesen hat, fließt es. Die Spannung steigt. Die Ermittler arbeiten Hand in Hand. Ihre Dialoge zu verfolgen, macht sehr viel Spaß. Verschiedene Denkansätze sind wichtig, um den Fall lösen zu können. Jedes noch so kleine Detail kann weiterhelfen. Denn es steckt schon etwas mehr dahinter, als man anfangs glauben mag. Besonders schwierig ist es, das Motiv aufzudecken. Aber es wird zum Mörder führen.

Allerdings nicht, bevor ein zweiter Mord geschieht. Und so wird weiter akribisch ermittelt und so manches Geheimnis der Bewohner aufgedeckt. Es sind viele Charaktere, die den Krimi mitbestimmen. Sie alle werden gut und vor allem sehr individuell beschrieben. Nach dem zweiten Mord wird die Stimmung spürbar unheilvoller. Das lässt die Spannung weiter ansteigen. Es ist Eile geboten. Grace O`Malley ist gut im Zuhören und Kombinieren. Dabei wahrt sie Feingefühl und Respekt. Es ist sehr faszinierend zu verfolgen, wie der Fall dann schließlich aufgelöst wird.

Mit im Buch sind eine Karte zur besseren Orientierung und ein Glossar.

Rezension von Heike Rau

Hannah O’Brien
Irische Nacht
Kriminalroman
dtv Verlagsgesellschaft
400 Seiten, broschiert
ISBN-10: 3423216751
ISBN-13: 978-3423216753
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Lena Avanzini: Auf sanften Schwingen kommt der Tod

Lena Avanzini: Auf sanften Schwingen kommt der Tod

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Zunächst dachte ich, es wäre gar kein Thriller, sondern es wäre eher ein Gegenwartsroman. Zwar begann alles mit einem Mord, der war aber prompt infolge eines Geständnisses aufgeklärt. Dann folgten, wie der Titel schon sagt, sanfte Einführungen in die Figuren, Orte und Beziehungen untereinander. Das liest sich alles nicht spektakulär.

Doch zwischengeschobene Tagebucheinträge wiesen schon auf die Sichtweise eines Täters hin. Es musste ja noch etwas kommen. Und es kommt auch. Und zwar richtig heftig, wenig vergleichbar mit einem herkömmlichen Krimi. Es wird ermittelt, aber nicht so, wie es der gemeine Krimileser gewohnt ist.

Avanzini, die 2012 bereits für ihren Debütroman „Tod in Innsbruck“ mit dem Friedrich-Glauser-Preis des Syndikats geehrt wurde, hat sich für den zweiten Fall ihrer Ermittlerin Carla Bukowski einen sehr eleganten Plot einfallen lassen. Der Titel ist Programm. Es geht sanft zu, obwohl es auch Beulen gibt und Blut spritzt. Hervorzuheben sind die Zwischenkapitel aus dem Tagebuch des Täters mit dem besonderen Namen „Buch der Kränkungen“. Sie sind vom Täter selbst in der zweiten Person verfasst. Eine seltene Form in der Belletristik, aber hier mehr als passend. Der Leser erfährt vom Täter, was seine Opfer gemacht hatten, damit sie zum Opfer wurden. Der Zusammenhang mit der aktuellen Handlung ist zunächst nur schwer erkennbar. Als erfahrener Leser weiß man halt, dass da einer sein muss. Genauso wenig kann man Rückschlüsse ziehen, wer in der aktuellen Handlung diejenige ist, der das Tagebuch geschrieben hat.

Scheinen die Konflikte anfangs banal und zusammenhanglos, so verdichtet sich mit zunehmenden Lesefortschritt das Geschehen. Die eine oder andere Wendung wirft sämtliche Vermutungen des Lesers total über den Haufen und er muss neuen Spuren folgen.

Die Protagonistin ermittelt in einem Bereich, in dem sie nicht zuständig ist. Dabei bekommt sie Unterstützung von einem Journalisten und einem Privatdetektiv.

Meine Empfehlung: Man sollte sich unbedingt auf den „sanften“ Roman einlassen. Belohnung folgt!

Lena Avanzini
Auf sanften Schwingen kommt der Tod
Haymon Verlag, Innsbruck
ISBN 9783709978726

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017
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Jussi Adler-Olsen: Selfies – Der siebte Fall für Carl Carl Mørck, Sonderdezernat Q

Jussi Adler-Olsen: Selfies – Der siebte Fall für Carl Carl Mørck, Sonderdezernat Q

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Es ist nicht der eine spezielle Fall, um den es in diesem Krimi geht. Und ich frage mich, wo ich anfangen soll. Vielleicht bei den drei jungen Frauen Denise, Michelle und Jasmine. Sie haben eine Gemeinsamkeit: Sie versuchen sich mit Geld vom Sozialamt durchzuschlagen. Es mit einem Job zu versuchen, kommt nicht infrage. Die Mitarbeiterin vom Sozialamt hat die drei Frauen durchschaut. Als sie schwer erkrankt, baut sich ein mörderischer Hass in ihr auf. Doch davon ahnen Carl Mørck und sein Team nichts. Im Sonderdezernat Q geht es eher um alte ungelöste Fälle. Die Aufklärungsquote ist hoch. Aber das scheint nicht jeder so zu sehen. Scheinbar ist die Dokumentation fehlerhaft. Für die ist Rose zuständig. Doch sie ist wieder psychisch am Ende. Die Vergangenheit macht ihr zu schaffen. Und als Carl sie zur Rede stellt, bricht sie zusammen. Sie muss sich ins Krankenhaus einweisen lassen. Carl und Assad sehen diese Vergangenheit bald auch als einen Fall an. Um Rose helfen zu können, müssen sie herausfinden, was damals wirklich geschehen ist, als ihr Vater den tödlichen Unfall hatte.

Währenddessen gerät ein ungelöster Fall wieder in den Vordergrund. Eine alte Frau ist damals erschlagen worden. Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit zu einem aktuellen Mord an einer älteren Dame, der Großmutter von Denise. Und damit sind wir wieder bei den drei jungen Frauen. Michelle wird absichtlich von einem Auto angefahren. Sie überlebt. Doch der Täter will sich nicht geschlagen geben und plant einen zweiten Versuch.

Auch wenn so viel zusammenkommt, unübersichtlich ist der Thriller nicht. Der Leser weiß von Anfang an sehr viel mehr als die Ermittler. Die müssen sich erst herantasten an das, was geschehen ist. Dabei sind die Zusammenhänge überhaupt nicht klar. Und das wird richtig gefährlich. Die Unwissenheit macht es den Vorkommnissen möglich, sich immer weiter zuzuspitzen. Ein Mörder kann in Ruhe weiterplanen und in die Enge Getriebene sind auf dem Weg, ebenfalls zu Mördern zu werden. Es scheint alles so aussichtlos. Man spürt wie bei Carl, Assad und auch bei Gordon die Köpfe rauchen. Es fehlt ihnen etwas Handfestet. Etwas, das einen Fall voranbringt. Schließlich führt der Autor die vielen Handlungsstränge zusammen. Und dann passt alles und dann stimmt alles! Die Ermittler tappen nicht mehr im Dunklen und können retten, was noch zu retten ist. Grandios geschrieben! Der Thriller in seiner Komplexität hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Rezension von Heike Rau

Jussi Adler-Olsen
Selfies – Der siebte Fall für Carl Carl Mørck, Sonderdezernat Q
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
576 Seiten, gebunden
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423281073
ISBN-13: 978-3423281072
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Krischan Koch: Backfischalarm – Ein Insel-Krimi

Krischan Koch: Backfischalarm – Ein Insel-Krimi

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Die Zwillinge Telje und Tadje gehen mit ihren Mitschülern, Klassenlehrer Dr. Niggermeier, Junglehrerin Vanessa Loebell und Referendar Manuel Scholz auf Klassenfahrt. Bei der Überfahrt nach Amrum geht es turbulent zu. Es stürmt ordentlich. Die Schüler drehen trotzdem richtig auf, jedenfalls bis eine Leiche auftaucht. Es ist Jungreeder Bent Blankenhorn. Und er ist offensichtlich ermordet worden.
Das ruft die beiden Ermittler Polizeiobermeister This Detlefsen und seine Kollegin Nicole Stappenbek auf den Plan. Dass seine Zwillinge in den Fall verwickelt sind, gefällt This gar nicht und seiner Frau, die ihn mit Anrufen nervt, erst recht nicht. Die ganze Klasse muss verhört werden. Der eine hat dies gesehen, der andere das. Dazu kommen einige von Sturm und Nebel in Mitleidenschaft gezogene Fotos und Videos auf den Handys. Da keiner wirklich was gesehen hat oder sich nicht erklären kann, was er gesehen hat, gestalten sich die Ermittlungen also schwierig.

Der Schreibstil ist wie immer sehr witzig. Das liest sich ganz gut und ist unterhaltsam. Gut fand ich auch, dass die Runde aus der „Hidden Kist“ gerade zum Wellness auf Amrum eintrifft. Da sind alle bekannten Gesichter wieder beisammen und das gewohnte Umfeld ist an den Ermittlungsarbeiten beteiligt. Jeder steuert seinen schlauen oder weniger schlauen Beitrag bei. Das macht Spaß!
Der Fall selbst ist sehr undurchsichtig. Aber es sind auch einige Figuren unterwegs, die fragwürdig sind. This und Nicole suchen nach einem Motiv und verrennen sich dabei immer mehr. Sie gehen rational vor, was allerdings wenig bringt. So folgt ein weiterer Mord und dann wird auch noch die eine oder andere Person vermisst. Das sorgt für Fassungslosigkeit. Der Nebel will sich einfach nicht verziehen. Es geht also turbulent zu in diesem Krimi. Und das bis zum spannenden Ende.

Rezension von Heike Rau

Krischan Koch
Backfischalarm – Ein Insel-Krimi
288 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423216727
ISBN-13: 978-3423216722
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Peter May: Moorbruch

Peter May: Moorbruch

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Fin Macleod ist zurückgekehrt in seine Heimat. Auf der Hebriden-Insel Lewis erhofft er sich eine gute Zukunft, auch wenn die Vergangenheit von Schwierigkeiten geprägt war. Er sucht nach familiären Schicksalsschlägen Ruhe. Auch beruflich fasst er wieder Fuß. Als ehemaliger Detektiv Inspektor in Edinburgh soll er hier nun Wilderen das Handwerk legen. Aber ausgerechnet sein alter Freund John Agnus Macaskill, genannt Whistler, steht unter Verdacht.

Nach einem Moorbruch entdecken Fin und Whistler im unwegsamen Bergland ein kleines Flugzeugwrack. Es ist Roddys Flugzeug, ebenfalls ein alter Freund, und wie Fin und Whistler Mitglied einer damaligen Band, die einst sehr erfolgreich war. 17 Jahren ist es her, dass Roddy spurlos verschwand. Die beiden sehen sich das Flugzeug an und finden wie erwartet Überreste einer Leiche darin. Dass etwas nicht stimmt, merkt Fin an Whistlers Reaktion. Was es ist, vermag er aber nicht zu sagen und sein Freund gibt sich bedeckt. So beginnt ein Krimi um einen Mord, der ein folgenschweres Geheimnis in sich birgt.

Das Buch ist relativ langatmig geschrieben. Das kam mir immer wieder in den Sinn, wenn es einfach nicht vorwärts gehen wollte. Aber letztendlich hat die Ablenkung von der Haupthandlung doch ihren Sinn. Nur so wird klar, welche tiefgehenden Hintergründe der Krimi hat und wie verwickelt diese sind. Es tut sich ein tiefer Abgrund voller Lügen auf. Und die Gegenwart mit all ihren Schwierigkeiten läuft weiter. Denn die alten Freunde treffen wieder aufeinander und es scheinen noch einige Rechnungen offen zu sein. Fin ist ein Mann, der sehr viel nachdenkt, und der Autor gibt diesen Gedanken und auch den Erinnerungen sehr viel Raum. Ein Zahnrad greift ins andere und es kommt was kommen muss. Es steht scheinbar nicht in Fins Macht hier einzugreifen, aber er kommt der schmerzhaften Wahrheit auf die Spur. Damit wird die Handlung sehr gut aufgelöst.

„Moorbruch“ ist der letzte Teil einer Trilogie um Fin Macleod. Jedes Buch kann aber auch gut für sich allein gelesen werden.

Rezension von Heike Rau

Peter May
Moorbruch
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552058176
ISBN-13: 978-3552058170
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Stefan Keller: Das Ende aller Geheimnisse

Stefan Keller: Das Ende aller Geheimnisse

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Heidi Kamemba ist die erste dunkelhäutige Kommissarin Deutschlands. Nach ihrer Ausbildung und den Anfängen bei der Polizei in Duisburg tritt sie ihren Dienst im KK12 bei der Polizei in Düsseldorf an. Wegen ihrer Hautfarbe wird sie noch fast vor dem Amtsantritt zum Medienstar. Ihr unmittelbarer Vorgesetzter im KK12 ist nicht gerade begeistert. Auf eine solche Mitarbeiterin hätte er gerne verzichtet. Doch Heidi hat nicht nur die enthusiastische Energie eines Jungspundes, sie ist zudem erfolgreich bei ihren Ermittlungen im ihrem ersten Fall. Dabei geht es um die Aufklärung eines Todesfalls in einem Waldstück. Als Neuling in der Gruppe wird ihr dieser Erfolg geneidet. Außerdem verspürt sie den Drang, unbedingt wissen zu wollen, warum ihr Vorgänger bei der Gruppe Selbstmord begangen hat. Ihre neuen Teamkollegen mauern mit diesbezüglichen Informationen und reagieren teil extrem schroff.

Mit diesem Konfliktpotential hat Stefan Keller einen verzwickten Kriminalroman geschaffen, bei dem gleich zwei Fälle parallel aufgeklärt werden. Den Figuren, vor allem der der Protagonistin Heidi Kamemba, gibt er dabei sehr viel Spielraum. Es nervt sie, ständig in den Medien zu stehen, was ihre Kollegen ihr nicht glauben wollen. Sie wird glaubwürdig und realistisch dargestellt. Leser werden es nicht schwer haben, Heidi ins Herz zu schließen, trotz mancher ihrer Schnellschüsse. Da es sich um den ersten Roman mit diesem Figurenensemble handelt, werden auch die anderen Leute ausgiebig mit positiven und negativen Seiten beschrieben. Doch das geschieht nicht durch simple Beschreibung, sondern wird immer im passenden, teils actionreichen Handlungen eingebettet.

Der Einstieg wird durch ein Prolog erleichtert, der aus einer anderen Perspektive als die anschließenden Kapiteln die Ermordung des Opfers darstellt. Der Leser spürt also sofort eine Nähe zur Tat und ist inmitten des Geschehens.

Obwohl klar erkennbar in Düsseldorf handelnd, ist das Lokalkolorit dieses Krimis dezent eingesetzt und lediglich Beiwerk wie jeder Schauplatz in einem Roman. Den Paukenschlag gibt es dann zum Schluss. Ein solches Ende ist noch nicht häufig in der Kriminalliteratur in dieser Weise zu finden. Ich würde mich freuen, wenn ich Heidi Kamemba auch zukünftig bei ihren Ermittlungen begleiten dürfte.

Stefan Keller
Das Ende aller Geheimnisse
Rowohlt Verlag, Hamburg
ISBN 9783499272493

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017
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Steve Hockensmith: Weiße Magie – Vorsicht Stufe!

Steve Hockensmith: Weiße Magie – Vorsicht Stufe!

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Alanis McLachlan hat nun den kleinen Laden „Weiße Magie – gut & günstig“ von ihrer Mutter übernommen. Sie will allen, die ihre Mutter mit ihren Kartendeutungen betrogen hat, etwas Gutes tun. Allerdings wird sie von ihrem Vorhaben bald abgelenkt, aber es kommt ohnehin wenig Kundschaft. Eine neue Freundin braucht ihre Hilfe. Marsha, die auch schon Kundin von Alanis‘ Mutter war, hat Stress mit ihrem gewalttätigen Mann. So versucht Alanis, sie zur Trennung zu bewegen. Als ihr Mann dann aber ermordet wird, steht Marsha bald unter Verdacht. Alanis will ihre Unschuld, von der sie felsenfest überzeugt ist, beweisen und benutzt dazu ein Tarot-Handbuch, schließlich ist sie noch am Lernen, was das Kartendeuten betrifft.

Als Leser kann man nun versuchen, ebenfalls die Karten zu deuten und diese Deutungen mit dem tatsächlichen Verlauf der Handlung zu vergleichen. Das macht sehr viel Spaß, denn dieses Tarot-Handbuch ist … nun ja … nicht eben konservativ in den Deutungen, sondern eher extrem fantasievoll. Aber das passt zu Alanis. Sie ist ein draufgängerischer Typ. Und so stehen die Karten auch mal Kopf, was die junge Frau aber keineswegs bremst! Alanis kann sehr direkt, aber auch liebevoll sein. Und von Männern, die ihr an die Gurgel gehen wollen, lässt sie sich nicht abschrecken. Sie ist ein sehr witziger Typ. Und ihr Witz und ihre Schlagkraft bestimmen die rasante Handlung, die immer mehr an Spannung gewinnt.

Davon mal abgesehen, läuft aber nun mal ein Mörder herum. Es wird also gefährlich für Alanis und wem sie vertrauen kann und wem nicht, vermag man als Leser nicht zu sagen. So geht es ordentlich drunter und drüber und Alanis ist nicht immer Herr der Lage.
Der Tarot-Krimi bietet also sehr gute Unterhaltung. Der Schreibstil des Autors ist unschlagbar. Ich hatte einige vergnügliche Stunden mit dem Buch.

Rezension von Heike Rau

Steve Hockensmith
Weiße Magie – Vorsicht Stufe!
Deutsch von Britta Mümmler
Kriminalroman
352 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423216646
ISBN-13: 978-3423216647
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Tatjana Kruse: Glitzer, Glamour, Wasserleiche

Tatjana Kruse: Glitzer, Glamour, Wasserleiche

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Die Autorin präsentiert mit diesem Roman eine sehr amüsante Kriminalkomödie. Obwohl gleich zu Beginn eine Leiche im Bodensee versenkt wird, rückt der Kriminalfall über lange Strecken in den Hintergrund. Dafür stehen die Figuren, ihre Dialoge und Eigenschaften, im Vordergrund und amüsieren den Leser. Allen voran Pauline Miller, die als Opernsängerin in Bregenz spielen soll. Auf dem Weg zum ersten Gespräch mit der Festspielleitung und dem neuen Team hat sie ihren Vater im Schlepptau, der sie mit seinem Besuch überraschen wollte. Der und auch Ihr Hund Radames, ein Bostonterrier, haben keinen unwesentlichen Anteil daran, dass sie über zwei Stunden zu spät kommt und das Buffet schon fast abgeräumt ist.

Die Ermittlungsarbeit von Polizisten oder Detektiven wird der Leser hier vergeblich suchen. Das passiert eher alles rein zufällig und nebenbei zwischen der Selbstfindung der sich als Diva gebärdenden Sängerin und den oberflächlich dahinplätschernden Dialogen. Der aufmerksame Leser jedoch wird schnell feststellen, dass das Lamentieren gar nicht so oberflächlich ist, wie es daherkommt, und dass daraus sehr viel Aktualität aus dem Alltag eines heutigen Menschen spricht. Zwar taucht die Leiche immer wieder mal auf, wird aber von der Entführung erst des einen Hundes Radames und anschließend des Nachbarhundes Pogo in den Hintergrund gedrängt. Bis dann plötzlich klar ist, wer die Leiche ist und von wem sie umgebracht wurde.

Tatjana Kruse, die für schwarzhumorige und satirische Kurzgeschichten bekannt ist, hat für den vorliegenden Roman einen solchen geschwätzigen Plauderton entwickelt, dass es kaum aufzufallen scheint, dass gar nicht ermittelt wird. Dafür stehen alltägliche Situationen im Vordergrund, die jeder Leser in der einen oder anderen Weise schon erlebt hat. Auch scheinen die einzelnen Figuren in der Geschichte keine Unbekannten zu sein. Jeder Leser findet sie in seinem Bekanntenkreis.

Das ist fantastisch und macht Spaß beim Lesen. Empfehlenswert nicht unbedingt für hart gesottene Krimifans, aber für Leser, die Witz, Humor und Satire mögen.

Kruse, Tatjana
Glitzer, Glamour, Wasserleiche
Haymon Verlag, Innsbruck-Wien
ISBN 9783852189789

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017
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Ulrike Dömkes: Pub der toten Dichter

Ulrike Dömkes: Pub der toten Dichter

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Der Weinjournalist Boris de Beers und seine Begleiterin die Gianna Lerouge verbringen einige Tage in dem kleinen Wellnesshotel Rose Hill Manor in Kent. Es ist eigentlich ein Weingut, bei dem als Nebenprodukt die Vinotherapie für die Wellness sorgt. Nach dem Abendessen, bei welchem sie ungewöhnlich lange auf das Essen warten mussten, erfahren Sie vom aufgeregten Inhaber Lord Astilon, dass sein Freund soeben einem Herzinfarkt auf der Massagepritsche erlegen ist. Dabei handelt es sich um den berühmten Fantasy-Schriftsteller Jeremiah Hell. Das ist mal wieder eine Abwechslung für das Feinschmeckerpärchen. Doch sehr schnell stellt sich heraus, dass es kein Herzinfarkt war, den der Schriftsteller dahinstreckte. Vielmehr handelte es sich um ein Kontaktgift, welches sich in der Traubenkernpaste befand, mit der er massiert worden war. Zwar wird die Neugierde bei Gianna und Boris geweckt, doch die Ermittlungen werden im folgenden hauptsächlich von der Polizei aufgenommen.

Ein sehr schön zu lesender Kriminalroman vor der Kulisse des malerischen Südenglands von Kent bis Cornwall. Ulrike Dömkes hat Attraktionen, Traditionen und Landschaften dieses Landstrichs so gut beschrieben, dass man sich sofort in eigenen Erlebnissen auf Reisen dorthin wiederfindet. Freunde des England-Tourismus werden ihre Freude an diesem Roman haben.

Die Kriminalhandlung gibt sehr viele Rätsel auf. Zwar glaubt man als Leser immer gut im bilde zu sein, wird dann aber doch mit seinen Vermutungen öfters in eine Sackgasse geführt. Dabei nimmt das Tempo zum Ende hin zu, als sich die Ereignisse zu überschlagen scheinen. Bis schließlich kurz vor Schluss der tatsächliche Täter präsentiert wird. In einigen zusammenfassenden Sätzen werden alle losen Enden zusammen geknotet und ergeben ein rundes Bild.

Schade fand ich, dass wohl die ursprüngliche Idee, die Ermittlungen durch Gianna und Boris durchführen zu lassen (siehe Klappentext), zugunsten zweier Polizisten verworfen wurde. Detektiv Chefinspektor Rail und Detective Sergeant Miller, ein Schelm wer dabei an die DCI Barnaby und DS Jones denkt, übernehmen die Ermittlungsarbeit. Sie erhalten gelegentlich kleine Hinweise von den Weinliebhabern. Doch auch diese beiden Ermittler können dem Leser ans Herz wachsen.

Angereichert mit einem kurzen Überblick über die Geschichte des Weinanbaus in England und mit den Rezepten der in der Handlung verspeisten Gerichte ergibt alles in allem einen angenehmen und spannenden Ratekrimi für traditionsbewusste England-Reisende, inklusive vier Leichen wie in einigen Staffeln von „Inspektor Barnaby“ die Regel.

Dömkes, Ulrike
Pub der toten Dichter
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN 9783954413188

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017
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