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Schlagwort: Sabine Weigand

Das Perlenmedaillon

Das Perlenmedaillon

Nach langer Reise kommt Anna mit Ihrem Vater und dem Bruder in Katzwang beim Müller Endres Preißler im Mai 1490 an. Er braucht dringend Hilfe auf seinem Hof. Und die kleine Familie hofft, dass sich nun alles zum Guten wendet. Doch Preißler stellt Anna nach. Und als es brenzlig wird, kommt Anna der Wolf zu Hilfe. Das Tier gehorcht ihr bedingungslos, hat sie ihn doch einst als Junges im Wald gefunden und aufgezogen. Der Müller überlebt den Angriff des Wolfs nicht. Anna hat keine Wahl. Sie muss fortgehen. Dahin, wo sie niemand kennt. Sie entscheidet sich für Nürnberg. Hier verdient sie ihren Lebensunterhalt als Hübschlerin. Um auf eigenen Beinen stehen zu können, versetzt sie das Perlenmedaillon im Pfandhaus. Ihre Liebe gilt einem Mönch, doch das gesteht sie sich erst sehr spät ein. Hoffnung auf Erfüllung ihrer Liebe zu Philipp, dem Bruder Helenas, hat sie zunächst nicht.

Helena hat ihren ersten gesellschaftlichen Auftritt. Die junge Frau soll bei dieser Gelegenheit an den Mann gebracht werden. Was ihre Eltern aber nicht wissen ist, dass Helena sich längst verliebt hat. In ihren Cousin und Ziehbruder Niklas. Doch bald wird das Ausmaß der heimlichen Verbindung deutlich. Helena ist schwanger. Mit den Eltern kommt es zu einem handfesten Streit. Im Handgemenge verliert Helena ihr, von der Großmutter geerbtes, Perlenmedaillon. Die Hübschlerin Anna, die sich zu dieser Zeit im Haus auf und natürlich versteckt hält, nimmt es an sich. Helena wird ins Kloster Sankt Klara geschickt, um ihr Kind heimlich zur Welt bringen zu können. Hier begegnet sie an der Pforte ebendieser Hübschlerin und ihre Blicke treffen sich.
Helena darf ihr Kind nach der Geburt nicht behalten. Sie soll in eine vom Vater arrangierte Ehe gehen. Schweren Herzens fügt sie sich und heiratet Konrad Heller. Doch der hat es nur auf ihr Geld abgesehen und bringt ihr nichts als Hass entgegen. Seit sie das Medaillon nicht mehr hat, scheint sich das Glück von Helena abgewendet zu haben.

Niklas geht mit einem Kaufmannszug nach Venedig. Hier hat er es nicht leicht, ein Auskommen zu finden. Doch wie durch Zufall findet sich doch noch eine Möglichkeit und er kann weiter als Goldschmied arbeiten. Doch bald wird er in gefährliche Geschäfte verwickelt. Als ihm das bewusst wird, steckt er schon viel zu tief drin. Seine große Liebe Helena kann er nicht vergessen. Lange Zeit schreiben sich die beiden über den Maler Albrecht Dürer Briefe, bis Konrad dahinter kommt. Und doch keimt wieder etwas Hoffnung in Niklas auf, als das Perlenmedaillon ausgerechnet in seine Hände gerät. Es gehörte einem Pfandleiher auf Pilgerfahrt, der einem Raubmord zum Opfer gefallen ist.

Drei ganz verschiedene Schicksale sind es, die im Buch miteinander verflochten werden. Dabei ist jede Geschichte für sich schon spannend genug. Doch die Autorin verbindet diese Erzählstränge ganz geschickt miteinander, wobei das Perlenmedaillon eine entscheidende Rolle spielt. Die Autorin versteht es zu fesseln, füllt die Geschichten mit Dramatik, die berührt und zu Tränen rührt. Das Buch ist mit einer Leidenschaft geschrieben, die man spüren kann. Ganz mühelos liest man sich durch die fast 600 Seiten. Die Idee zu diesem historischen Roman entstand, so erfährt man im Nachwort, während einer Forschungsarbeit über Frauenleben im Mittelalter, als der Autorin eine Biographie der Nürnberger Patrizierin Dorothea Landauer in die Hände fiel. Helenas Leben ist dem Leben dieser Frau in vieler Hinsicht nachempfunden. Und so sind die Hintergründe wieder perfekt recherchiert. Die Szenerie wirkt dadurch sehr wirklich. Dabei sind es die Details, die besonders aufwändig herausgearbeitet wurden. Kleine Dinge, die die Geschichte mit Leben füllen, sie so glaubwürdig machen und dem Leser ein Gefühl dafür vermitteln, wie es war, in dieser längst vergangenen Zeit zu leben, in der Frauen keinen leichten Stand hatten. Unbedingt Lesen!

Über die Autorin:
Die aus Franken stammende Historikerin arbeitet als Ausstellungsplanerin im Museum von Schwabach. Bereits erschienen von ihr ist der historische Roman „Die Markgräfin“.

Rezension von Heike Rau

Sabine Weigand
Das Perlenmedaillon
590 Seiten, gebunden
Krüger im S. Fischerverlag, Frankfurt am Main
ISBN: 3-8105-2660-6
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Die Markgräfin

Die Markgräfin

1525. Barbara ist gerade mal zehn, als sie zum erstenmal verheiratet wird. Doch sie kommt unerwartet gut mit ihrem so viel älteren Ehemann aus, gewinnt ihn sogar lieb. Doch schon zwei Jahre später wird die Markgräfin Barbara von Ansbach Witwe. Ihre Brüder Albrecht und Georg schrecken jedoch nicht zurück, die nun mit einer reichen Erbschaft ausgestattete Barbara, an den nächsten Ehemann zu verschachern. König Wladislaus von Böhmen kann aufgrund politischer Schwierigkeiten allerdings nicht an der eigenen Hochzeit teilnehmen. Er wird durch einen Gesandten vertreten. Die Zeit vergeht. Barbara glaubt längst nicht mehr daran, von ihrem Ehemann heimgeführt zu werden. Sie will sich nicht länger, dem Willen der machthungrigen Brüder unterwerfen. Sie lehnt sich schließlich auf und beginnt, um ein selbstbestimmtes Leben zu kämpfen. Das ist in diesen Zeiten undenkbar. So wird Barbara auf der Plassenburg eingesperrt. Ihre Zukunft sieht mehr als trübe aus, doch Barbara ist bereit zu kämpfen

2001. Der Kastellan auf der Plassenburg im fränkischen Kulmbach Gregor Haubold entdeckt bei Reparaturarbeiten einen kleinen Hohlraum. Hier findet er, sehr zu seinem Entsetzen, das Skelett eines Säuglings, welches später auf vier- bis fünfhundert Jahre alt geschätzt wird. Wer ist dieses Kind? Und wer sind die Eltern des Kindes? Es gilt ein Jahrhunderte altes Verbrechen aufzuklären. Gregor Haubold macht sich zusammen mit anderen Forschen an die Arbeit.

Die Geschichte der Barbara von Ansbach und die Suche nach der Identität des gefundenen Säuglings in der heutigen Zeit laufen parallel. Und beide Geschichten sind äußerst spannend.
Barbara von Brandenburg-Ansbach, Herzogin von Groß-Glogau und Crossen und Königin von Böhmen gab es wirklich. Die Autorin hat ihr Leben rekonstruiert. Doch es ist nicht bis zu ihrem Tod nachvollziehbar. So benutzt die Autorin ihre Fantasie, um die Geschichte zu einem Ende zu bringen. Um auch den Markgräflerkrieg und die Zerstörung der Plassenburg thematisieren zu können, hat sie zudem noch etwas am Rad der Zeit gedreht. In ihrem Roman verbindet die Autorin Fakten und Fiktion sehr glaubwürdig und zeichnet damit ein realistisches Bild des 16. Jahrhunderts. Dabei kommt der Stellung der Frauen in dieser Zeit besondere Bedeutung zu. Sehr interessant sind dabei die persönlichen Briefe, die immer wieder in die Handlung eingewoben werden.
Jahrhunderte später setzt das Forscherteam um Gregor Haubold in akribischer Kleinarbeit Puzzleteil für Puzzleteil zusammen und stellt Verbindungen her. Es ist sehr spannend, zu verfolgen, wie die Plassenburg Stück für Stück ihre Geheimnisse offenbart. Auch hier sind wieder Phantasie, Einfühlungsvermögen, Forscherdrang und Leidenschaft gefragt.
So schließt sich der Kreis. Durch das verbinden der Fakten mit der Fantasie, dem Nachempfinden von Gefühlen, Gedanken und Eindrücken wird die Geschichte lebendig und die Schicksale werden greifbar.

Über die Autorin:
Die aus Franken stammende Historikerin arbeitet als Ausstellungsplanerin im Museum von Schwabach. Bei Forschungen zur Geschichte der Plassenburg bei Kulmbach kam sie auf die Spur der Markgräfin. „Die Markgräfin“ ihr erster Roman.

Rezension von Heike Rau

Sabine Weigand
Die Markgräfin
480 Seiten, gebunden
Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt am Main
ISBN: 3-8105-2365-8
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