Kristine Bilkau: Halbinsel
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Eine Frau und ihre Tochter Linn leben auf einer Halbinsel am Wattenmeer. Schon viele Jahre wohnen sie hier. Annett, Ende 40, war nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes aus Kiel in dieses kleine Haus in die Nähe von Husum gezogen. Damals war die Tochter Linn erst fünf Jahre alt. Annett musste sehr plötzlich ihr Leben mit dem kleinen Mädchen alleine in die Hand nehmen.
Jetzt ist die Tochter Mitte 20. Sie hat studiert, in Berlin gelebt und ist Umweltaktivistin. Sie beteiligt sich an der Aufforstung von Wäldern. Nach einem Vortrag ist sie zusammengebrochen und wohnt schon seit einigen Wochen, aus denen Monate werden, wieder bei der Mutter. Was hat Linn aus der Bahn geworfen? Ihre Mutter fühlt sich sehr hilflos.
Das Leben in einer kleinen Gemeinschaft, zu der eine WG im Nachbarhaus gehört, ist gesellig und freundlich. Man grillt zusammen, hilft sich bei Gelegenheit aus und unternimmt kleine Ausflüge zusammen. Annett ist sehr liebevoll zu ihrer Tochter.
Sie hatte einst eine einfühlsame Nachbarin, mit der sie über alles sprechen konnte. Die gibt es nicht mehr. Im Zusammenhang mit der Anwesenheit der Tochter ergeben sich Fragen, die sie ratlos machen. Allmählich schält sich heraus, dass sie mit ihrer Tochter nicht immer offen gesprochen hat. Sie wollte alles besser machen als ihre Mutter und hat die kleine Linn vor allem geschützt, was sie belasten könnte.
K. Bilkau kann ihre Geschichte anregend darlegen. Man spürt die Unsicherheit der Mutter und das trotzige Verharren der Tochter. Es läuft auf eine allmählich sich steigernde Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter hinaus. Warum wurde nie über den Vater gesprochen? Linn findet Sachen von ihm und möchte wissen, wie und wer er war.
Auch kann die Mutter ihre Tochter nicht aus ihren sorgenvollen Gedanken entlassen. Belastet sie diese dadurch unverhältnismäßig?
Bilkau kann sich in ihrer Geschichte auch der Mutter zuwenden, deren innere Einsamkeit unübersehbar ist. Sie hat wenig an sich selber gedacht und ihren Mann über all` die Jahre schmerzlich vermisst!
Die Erzählung ist kurzweilig, anheimelnd und von sprachlicher Schönheit. Das Zwischenmenschliche spielt eine tragende Rolle und wird hervorragend abgehandelt.
Dem Leser wird allmählich klar, dass, egal wie man seine Kinder erzieht, immer Defizite bleiben, die es aufzuarbeiten gilt. Alle Eltern bleiben in irgendeiner Weise unzulänglich in ihrem Handeln und Denken: ganz einfach, weil wir Menschen sind, von unseren Prägungen bestimmt werden und nachfolgende Generationen sich stets verändern.
Das ist das Fazit dieser sehr lebendigen, herzlichen und aufschlussreichen Erzählung für alle, die ähnlich sensible Vorgänge bei sich wahrnehmen! Ein wirklich eindrucksvolles Bild unserer Gesellschaft, wie sie heute ist!
Kristine Bilkau
Halbinsel
Luchterhand Literaturverlag, März 2025
224 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3630877303
ISBN-13: 978-3630877303
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