Browsed by
Schlagwort: Egoismus

Stephan Valentin: Ichlinge – Warum unsere Kinder keine Teamplayer sind

Stephan Valentin: Ichlinge – Warum unsere Kinder keine Teamplayer sind

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Muss man egoistisch sein, um im Leben bestehen zu können? Muss man zu allererst an sich denken? Viele Kinder, so scheint es, werden in diese Richtung erzogen. Ichlinge sind selbstbezogen. Ein Gemeinschaftsgefühl fehlt ihnen. Die Kinder haben es schwer, sich in Gruppen einzufügen. Um später erfolgreich sein zu können, muss man aber auch im Team zusammenarbeiten können. Es lebt nun mal keiner für sich allein. Wir sind eine große Gemeinschaft.

Es gibt unzählige Erziehungsratgeber. Eltern haben also genug Richtlinien bei der Erziehung. Aber so einfach ist es eben nicht. Es ist offenbar doch nicht so klar, nach welchen Werten, Kinder erzogen werden sollten. Das vorliegende Buch ist keine von Regeln geprägte Anleitung zur Erziehung. Der Autor schreibt nichts vor, er gibt zu bedenken. So beschreibt er im Buch, welche Eigenschaften ein Kind haben sollte, um später dann als Erwachsener glücklich und erfolgreich sein zu können. Ein Ichling wird das nach seiner Meinung nämlich nicht schaffen.

Toleranz, Kritikfähigkeit, Selbstdisziplin und Empathie sind wichtige Fähigkeiten, die Kinder beim Aufwachsen erlernen sollten. Das braucht Zeit und Gelegenheit und das ist nicht gegeben, so liest man im Buch, wenn Kinder zu viel Zeit mit Computer und Fernseher verbringen, ihre Freizeit mit Aktivitäten verplant ist und ihnen dadurch die Zeit fehlt, mit anderen Kindern zu spielen.

Mit Hilfe des Buches wird man befähigt, das Sozialverhalten des eigenen Kindes realistisch einzuschätzen. Man liest im Buch wie man soziale Kompetenzen bei Kindern fördern kann und wie man Werte vermittelt. Dabei wird nicht nur auf das Elternhaus geschaut, auch Kindergarten und Schule werden betrachtet. Zu Erziehungsstilen gibt es immer unterschiedliche Meinungen. Eltern, Lehrer, Erzieher und Psychologen stellen im Buch ihre Ansichten und Erfahrungen dar.

Als Eltern kann man dem gut lesbaren und verständlich geschriebenen Buch eine Menge zum Thema Kindererziehung entnehmen. Es gibt natürlich noch viel mehr Aspekte, als die in dieser Rezension angerissenen. Das Buch hilft den eigenen Erziehungsstil zu überdenken, altersgerecht zu gestalten und Wichtiges herauszustreichen.

Rezension von Heike Rau

Dr. Stephan Valentin
Ichlinge – Warum unsere Kinder keine Teamplayer sind
336 Seiten, broschiert
Wilhelm Goldmann Verlag
ISBN-10: 344217290X
ISBN-13: 978-3442172900
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Sofja Tolstaja: Lied ohne Worte

Sofja Tolstaja: Lied ohne Worte

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Weltenleid und Liebesglück!

Mit einem Nachwort von Natalja Sharandak versehen und übersetzt von Ursula Keller erscheint der nachgelassene Roman von Sofja Tolstaja über das Leben einer Ehefrau im Russland des 19. Jahrhunderts jetzt zum ersten Mal.

Unschwer erkennt man, dass die Autorin ihre eigene Ehe zum Vorbild genommen hat, sich vieles von der Seele zu schreiben, was ihre Ehe mit Lew Tolstoi ausgemacht und in langen Jahren belastet hat.

Hier geht es um eine junge Ehefrau, Sascha, die mit dem Provinzbeamten  Pjotr Afanassjewitsch verheiratet ist. Er ist ein gutmütiger aber wenig einfühlsamer Mensch. Nach dem Tod der geliebten Mutter ist Sascha niedergeschlagen und verzweifelt und fühlt sich ganz und gar verloren in der Welt. Als sie in ihrem Sommerhaus vom Nachbarn Melodien von Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ hört, verliert sie ihren Kummer, und sie sieht sich getröstet und glücklich.

Unvergleichlich sind die poetischen Betrachtungen der als feinsinnig beschriebenen Frau in der Natur und beim Rauschen eines Baches. Sie begegnet ihrem Musiknachbarn bei einem Spaziergang an diesem Bach und ist freudig bis schamhaft erregt. Die Stille und Ruhe, die von der Schilderung des Lebens und den Umständen der Zuneigung von ihr zu dem Musiker ausgeht, ist von bestrickendem Zauber. Sätze wie diese: „nur der Bach mit seinem eintönigen leichten Murmeln unterbrach die Stille“… bieten Einblicke in eine ruhige Landschafts- und Seelenschau, wie sie nur das 19. Jahrhundert hervorbringen konnte. Das Glücksgefühl, das Musik im Menschen auszulösen kann, ist in der herrlichen Beschreibung enthalten, in der …“die wüste, peinigende Verzweiflung über die Vergänglichkeit und das menschliche Leben, das so voller Leiden, Verführungen und Übel war, sich löste“… und …“ alles wurde klar wie der Himmel nach einem Gewitter“…

Wie schon in „Eine Frage der Schuld“ werden von der Autorin Sofja Tolstaja Frauenbilder geschildert, die zart, sensibel und ätherisch den schönen Künsten zugetan und mit grobschlächtigen und wenig empfindsamen Männern verheiratet sind. Parallelen zu Sofjas eigener Ehe mit dem in ihren Augen egoistischen Tolstoi klingen an.

Sofja hat gegen den Widerstand ihres Mannes ihre eigenen geistigen Fähigkeiten und Interessen gelebt. In ihren Niederschriften findet sich das Bild der schöngeistigen und sensiblen Frau wieder, als die sie sich selber sah, verheiratet mit eigensüchtigen Ehemännern, gegen die sie sich behaupten müssen.

In ihren Romanen bleiben diese Frauen zarte und feinfühlige Gestalten. Sie befinden sich weit entfernt von rabiaten Emanzipationsstrebungen heutiger Zeiten und scheinen sich durch Beharrlichkeit und schwärmerische Begeisterung von ihren Ehemännern weg idealisierten Künstlern in platonischer Liebe zuzuwenden. Dass die Geschichte hier entgleitet und zu einem tragischen Ende führt: wer weiß, wie weit sich Sofja Tolstaja in ihrer Protagonistin wiedergefunden hat?

Die Autorin beweist mit diesem kleinen Roman erneut ihr Talent, das hinter dem großen Schatten ihres Mannes ganz verloren gegangen war. Poetisch, feinsinnig und von Gefühlsüberschwang beflügelt, ist ihr ein kleines romantisches Meisterwerk gelungen, das jeden Literaturliebhaber begeistern müsste.

Sofja Tolstaja
Lied ohne Worte
256 Seiten, gebunden
Verlag: Manesse
ISBN-10: 3717522108
ISBN-13: 978-3717522102