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Schlagwort: Familiengeheimnis

Micaela Jary: Das Kino am Jungfernstieg – Der Filmpalast

Micaela Jary: Das Kino am Jungfernstieg – Der Filmpalast

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Lili hat noch immer mit den Folgen ihres Unfalls zu kämpfen. Auch ihr Erinnerungsvermögen ist noch nicht vollständig zurückgekehrt. Sie lebt mit ihrem Mann Albert, der aus dem Krieg heimgekehrt ist, notgedrungen bei der Familie ihrer Halbschwester Hilde. Diese lässt Lili jeden Tag spüren, wie unwillkommen sie ist. Das lässt sich aber, da Wohnungsnot herrscht, momentan nicht ändern. Die Ehe bietet Lili keinen Trost, denn sie und Albert haben nie wirklich zusammengefunden. Es mag auch daran liegen, dass Lili den britischen Filmjournalisten John Fontaine nicht vergessen kann, mit dem sie vor dem Unfall eine Liebesbeziehung hatte.

Lilis Träume sind zerplatzt. Aus ihrem geliebten Kino am Jungfernstieg ist ein Musikclub geworden. Sie weiß, dass Hilde und deren Mann Peter dafür verantwortlich sind. Dass sie weiter ausgenutzt wird, entgeht Lili aber. Sie hat keine Energie, sich um das Erbe der Eltern zu kümmern. Als Frau hätte sie ohnehin kein Mitspracherecht, und so vertraut sie darauf, dass Albert die richtigen Entscheidungen trifft. Auch beruflich schöpft sie ihr Potenzial nicht aus. Sie schneidet keine Filme mehr, sondern die Nachrichten für die Wochenschau.

Das Blatt wendet sich, als Lili John wiedersieht, von dem sie annimmt, dass er mittlerweile mit seiner damaligen Verlobten Catherine Lancaster verheiratet ist. Er ist ebenfalls vom Unfall gezeichnet, hat aber von seiner charismatischen Wirkung nichts verloren. Lili gerät in ein Gefühlschaos und plötzlich ist die Vergangenheit wieder da.
Nach und nach erinnert sie sich wieder an den schweren Unfall und auch an das von ihrer verstorbenen Mutter gehütete Familiengeheimnis.

Micaela Jary unterhält mit ihrem historischen Roman sehr gut. Sie führt den Leser in das im Wiederaufbau befindliche Hamburg der 1950er Jahre, beleuchtet den Alltag und webt die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe dieser Zeit anschaulich mit in die Geschichte ein. Dabei setzt sie auf viele Details. Es ergibt sich gut vorstellbares Bild des Alltagslebens und der Filmszene. Alles wirkt so lebendig, das man meinen könnte, man würde im Kino sitzen. Das Cover des Buches spiegelt diesen Eindruck gut wider.

Lili wird zunächst als recht naiv beschrieben. Sie hat etwas von ihrer Entschlossenheit und Stärke verloren und keine Zukunftspläne. Doch sie gewinnt ihre Tatkraft zurück, als sie wieder beginnt, der Spur des Familiengeheimnisses zu folgen, dessen Aufklärung weitreichende Folgen haben dürfte. Endlich setzt sie sich auch mit ihren widerstrebenden Gefühlen auseinander. Es spielen sich dramatische Szenen ab. Die Spannung steigt. Unerwartete Wendungen spielen hier mit hinein. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Es ist eine wirklich gute Fortsetzung des 1. Bandes der Kino-Saga.

Rezension von Heike Rau

Micaela Jary
Das Kino am Jungfernstieg – Der Filmpalast
400 Seiten, Klappenbroschur
Goldmann Verlag, Februar 2021
ISBN-10: 3442488478
ISBN-13: 978-3442488476
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Xavier-Marie Bonnot: Der erste Mensch

Xavier-Marie Bonnot: Der erste Mensch

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In der Le-Guen-Höhle untersucht Rémy Fortin die Höhlenmalerei mit ihren prähistorischen Felszeichnungen. Er ist ein erfahrender Taucher und doch erleidet er lebensbedrohliche Verletzungen bei seinem letzten Tauchgang. Bald wird ersichtlich, dass es sich nicht um ein Unglück handeln kann. Hauptkommissar Michel de Palma wird mit dem Fall betraut. Obwohl er bald in Pension gehen wird, möchte er den Fall aufklären und seinem Namen als Baron von Marseille alle Ehre machen.

Die letzten Fotos von Rémy Fortin geben Rätsel auf. Eine riesige Gestalt ist als Schattenbild zu sehen. Und da ist sie wieder, diese rätselhafte Hirschkopfstatue, mit der sich ein Bogen zu einem ganz anderen Fall schlagen lässt, in dem ein psychopathischer Mörder eine Rolle spielt. Vor zehn Jahren hatte de Palma diesen Thomas Autran verhaftet und beinahe mit dem Leben dafür bezahlt. Und ausgerechnet jetzt gelingt Autran die Flucht aus der Spezialabteilung, in der er untergebracht war. Er ist ein Serienmörder und gilt auch jetzt noch als gemeingefährlich.

Es ist ein wirklich krasser Fall, mit dem sich de Palma und sein Team beschäftigen müssen. Jede Form von Privatleben rückt in den Hintergrund. Der Serienmörder Thomas Autran erfordert alle Aufmerksamkeit. Immer mehr Details werden offenbart, sodass nach und nach die wahren Absichten Autrans zutage treten. Doch kann man sich nie sicher sein. Niemand kann in die Psyche dieses Mörders blicken. Der Leser darf sich auf einen Krimi gefasst machen, der gut konstruiert und extrem nervenaufreibend ist. Immer wieder werden neue Details und unglaubliche familiäre Verstrickungen aufgedeckt, die kaum zu glauben sind und immer wieder alles auf den Kopf stellen. Doch de Palma hat sich regelrecht in den Fall verbissen. Er wagt viel, vielleicht zu viel. Doch er will diesen letzten Fall zu Ende bringen.

Rezension von Heike Rau

Xavier-Marie Bonnot
Der erste Mensch
Aus dem Französischen von Gerhard Meier
352 Seiten, Klappenbroschur
Unionsverlag
ISBN-10: 3293005551
ISBN-13: 978-3293005556
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Ruth Ware: Der Tod der Mrs Westaway

Ruth Ware: Der Tod der Mrs Westaway

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Seit dem Tod ihrer Mutter muss sich Harriet Westaway allein durchschlagen. Sie hält sich mit Kartenlesen über Wasser, einem Job, den ihre Mutter vorher gemacht hatte. Viel verdient sich nicht und so gerät sie mit der Miete in Rückstand. Ein dubioser Kredithai versucht, ihre Schulden einzutreiben.

Dann kommt der Brief eines Anwalts aus Cornwall. Offenbar hat ihre Großmutter sie in ihrem Testament bedacht. Doch ist Hals Großmutter schon viele Jahre tot. Verwechslung hin oder her, Hal braucht Geld, warum also nicht das Erbe antreten? Sie schlüpft mit gemischten Gefühlen in die Rolle der Erbin und bezahlt mit ihrem letzten Geld ein Zugticket nach Cornwall.

Das Erbe besteht zu ihrer Überraschung aus einem riesigen Anwesen mit einem alten Herrenhaus. Trespassen House ist finster, trostlos und geheimnisvoll. Die ebenfalls angereiste Familie der Verstorbenen nimmt sie überraschend herzlich auf. Nur die alte Haushälterin entpuppt sich als böse Person. Sie quartiert Hal in einem Dachbodenzimmer, mit Gittern vor den Fenstern und Riegeln an der Außenseite der Tür, ein.

Man verfolgt mit Spannung, wie Hal ihren Versuch, sich ein Erbe zu erschleichen, gestaltet. Gleichzeitig geht die Autorin in der Geschichte zurück in die Vergangenheit. Es ist die Zeit, in der Hals Mutter schwanger war. Man ahnt bald, dass die Wahrheit sich ganz anders gestalten könnte als angenommen. Es gibt ein Familiengeheimnis, dessen Hintergründe im Dunkeln bleiben sollen.

Die Stimmung kippt zusehends. Man wird in den Bann unheimlicher Begebenheiten gezogen. Hal versucht nach einiger Zeit, aus der Geschichte herauszukommen, doch eine Flucht wird ihr nichts nützen, denn die Vergangenheit von Trespassen House ist verbunden mit ihrem Schicksal. Sie muss sich Klarheit verschaffen!

Die Autorin schreibt in einem beeindruckend leichtgängigen Stil. Das Buch unterhält perfekt, zumal es sehr spannend ist und von einer Atmosphäre getragen wird, die Gänsehaut verursacht und gleichzeitig Neugier an der dramatischen Familiengeschichte weckt. Das Ende ist kaum vorhersehbar und demzufolge ausgesprochen überraschend.

Rezension von Heike Rau

Ruth Ware
Der Tod der Mrs Westaway
Deutsch von Stefanie Ochel
416 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423262400
ISBN-13: 978-3423262408
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Claudia Siegmann: Märchenfluch Band 1 – Das letzte Dornröschen

Claudia Siegmann: Märchenfluch Band 1 – Das letzte Dornröschen

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Mit einem mysteriösen Brief wird die 16-jährige Flora Anthea Allenstein zur ASGA Agentur, die ihren Sitz in einer Odilienmühle hat, bestellt. Ihre Pflichtjahre soll sie dort absolvieren. Das muss ein Irrtum sein! Aus Neugier beschließt sie, sich dort umzuschauen. Sie trifft auf Edgar Kramer, der die Agentur leitet. Er gibt ihr sehr deutlich zu verstehen, dass sie als Nachfahrin von Dornröschen nicht um diese Pflichtjahre herumkommt.

Doch mit dieser Information kann die 16-Jährige nichts anfangen. Märchenfiguren gehören für sie in Märchen und nicht in die wirkliche Welt. Als sie Schneewittchen Neva und Rapunzel Val kennenlernt, muss sie jedoch anerkennen, dass es etwas gibt, das ihr bisher verbogen geblieben ist. Beide müssen ebenfalls ihre Pflichtjahre absolvieren und magische Gegenständen auffinden, die bei normalen Menschen zu Vergiftungen bis hin zum Tod führen können. Schon der erste Auftrag, bei der Flora mit Neva zusammenarbeiten soll, hat es in sich!

Flora ist kein Mädchen, das immer glaubt, was man ihr sagt. Doch mit ihrem Durchsetzungsvermögen kommt sie gegen die Agentur und Edgar Kramer nicht an. So gerät sie in eine andere Realität und muss sich dort beweisen. Das ist sehr spannend und unterhaltsam, zumal die Autorin in einem lockern und teils auch humorvollen Erzählstil schreibt.

Die Nachfahren der bekannten Märchenfiguren sind in diesem Buch moderner, als man es aus den bekannten Märchen kennt, wobei natürlich schon bestimmte Ähnlichkeiten im Charakter und im Aussehen nicht zu übersehen sind. Wie so manche Figur aus der Märchenwelt haben auch die Fabulae magische Fähigkeiten! So kommt es zu mysteriösen und manchmal ein wenig gruseligen Szenen. Flora verfügt ebenfalls über eine Fähigkeit, die allerdings eher Rätsel aufgibt.

Es bleibt abzuwarten, wie die Figuren sich weiterentwickeln. Hier wird also sicher noch einiges geschehen. Das Ende des ersten Bandes der Märchenfluch-Trilogie verspricht jedenfalls eine spannende Fortsetzung.

Rezension von Heike Rau

Claudia Siegmann
Märchenfluch Band 1- Das letzte Dornröschen
416 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3473401838
ISBN-13: 978-3473401833
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Antje Wagner: Hyde

Antje Wagner: Hyde

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Katrina hat sich immer wohlgefühlt in ihrem Zuhause im Wald, auch wenn sie hier mit ihrem Vater und ihrer Schwester Zoe sehr zurückgezogen gelebt hat. Es war in Ordnung, sie hat die Natur geliebt und viel gelernt. Doch diesen Ort, Hyde, gibt es nicht mehr. Es ist etwas passiert, an das Katrina sich nicht erinnern kann. Auch nicht, nachdem sie das Krankenhaus verlassen hat. Katrina hat ihren Vater und die Schwester verloren. Aber die Mutter, von der sie dachte, dass sie gestorben ist, lebt und will sich nun um die Katrina kümmern.

Das bisherige Leben Katrinas wird infrage gestellt. Was gewesen ist, wird nun anders bewertet. Aber Katrina will nicht wahrhaben, was ihr eingeredet wird. Sie deckt die Lügen auf und verlässt ihre Mutter. Sie sinnt auf Rache. Auf der Suche nach Arbeit, Katrina ist mittlerweile Tischlergesellin, entdeckt sie ein altes Haus. Dass ein Verwalter für „Haus Waldkauz“ gesucht wird, kommt ihr sehr gelegen. Doch zur Ruhe kommt Katrina hier nicht. Das Haus hat eine merkwürdige Geschichte und beunruhigt sie mit mysteriösen Vorkommnissen.

Das Buch beginnt relativ realistisch. Es spielt in der Gegenwart, während zwischendurch immer wieder ein Blick in die Vergangenheit geworfen wird. Ich dachte zunächst, es wird ein Krimi, in dem aufgedeckt wird, warum der Vater die Kinder im Wald aufgezogen hat. Abgeschottet, aber nicht weltfremd, sondern naturverbunden und gebildet. Liebevoll, aber auch mit strengen Regeln. Das stellt die Autorin sehr gut dar. Die Geheimnisse um die Familie werden zwar aufgedeckt, bleiben aber so stehen.

Mit „Haus Waldkauz“ kommen fantastische Elemente zum Tragen. Katrina hat ein Gespür für das alte Haus. Ihre Naturverbundenheit spielt hier mit hinein. Für sie ist das Haus mit seinem Holz lebendig. Es bedarf ihrer Pflege. Ich kann das soweit gut nachvollziehen. Doch zum Ende hin wird das Buch zu unrealistisch. Nicht einfach mysteriös, sondern wirklich befremdlich. Es ist, als würde Katrina, die mir bis dahin sehr sympathisch war, nun in eine andere Welt abrutschten. Ich denke, man kommt nur damit klar, wenn man das einfach so stehen lässt, ohne darüber nachzudenken. Vielleicht ist es auch so, dass die Geschichte hier in einen Traum übergeht.

Rezension von Heike Rau

Antje Wagner
Hyde
408 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407754353
ISBN-13: 978-3407754356
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