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Schlagwort: Freundschaft

Doris Lecher: Ein neues Haus für Charlie

Doris Lecher: Ein neues Haus für Charlie

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Charlie nimmt gerne an Schneckenrennen teil. Diesmal scheint es, als würde er schnell genug sein, um gegen seine Freunde zu gewinnen. Eine ganze Fühlerlänge Vorsprung hat er sich schon erkämpft. Doch dann kommt ein kleiner Mensch des Weges und tritt aus Versehen auf Charlie drauf. Zwar passiert der Schnecke nichts, doch das Haus ist hin.

Die Freunde schicken Charlie zu Frau Igel, denn die hat immer gute Ratschläge parat. Sie verschenkt Wolle und zwei Stachelstricknadeln, sodass Charlie sich ein neues Haus stricken kann. Schick und bunt sieht es aus. Nur bei Regen erweist es sich als unpraktisch! Das verstehen auch die Ameisen und bauen aus kleinen Steinen ein neues wasserdichtes Haus für die Schnecke. Doch das ist zu schwer für Charlie. Er kommt kaum vom Fleck mit der Last.
Und so werden immer neue Ideen entwickelt. Aber so leicht scheint es nicht sein, ein Haus zu bekommen, das ebenso praktisch ist wie das Original.

Erzählt wird also von der Schnecke Charlie, die durch einen Unfall ihr Häuschen verloren hat. Absicht war es nämlich nicht, wie sich später herausstellt. Die Suche nach einem neuen Haus wird im Buch beschrieben. Diese gestaltet sich schwierig. Denn so ein Schneckenhaus muss viele Anforderungen erfüllen, wie sich zeigt.

Es ist für Kinder sehr spannend zu beobachten, was Charlie alles ausprobiert und welche kreativen Vorschläge seine Freunde geben.
Zum Schluss gibt es dann eine sehr gelungene Überraschung. Denn der Junge, der das Schneckenhaus zertreten hat, hat sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um den Schaden wieder gut zu machen.

Der Text ist kurz und gut lesbar bzw. vorlesbar. Der Schwerpunkt liegt auf den Bildern, die sehr detailreich und anschaulich gezeichnet sind. Es gibt also viel zu sehen und zu entdecken. Ein genauer Blick lohnt sich für die Kinder.

Rezension von Heike Rau

Doris Lecher
Ein neues Haus für Charlie
32 Seiten, broschiert
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407761252
ISBN-13: 978-3407761255
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Johanna Marthens: London Calling – Der lange Weg zum Ruhm

Johanna Marthens: London Calling – Der lange Weg zum Ruhm

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Susanne Pagels, genannt Suzie, hatte bereits als Kind den Bolzplatz geliebt. Sie wollte nie etwas anderes machen, als Fußball zu spielen. Da wundert es nicht, dass sie nach wie vor engagiert im Frauenfußball ist. Sie spielt beim 2. FFC Turbine Potsdam. Die Fußballwelt, besonders die des Frauenfußballs, ist ihr Leben. Ihr größter Wunsch ist es, in der Frauenfußballnationalmannschaft zu spielen. Sie kennt bereits viele Spielerinnen aus der Nationalmannschaft, weil sie mit diesen gelegentlich zusammen trainiert und sozusagen als Sparringspartner mit ihnen Fußball spielt. Doch dann passiert ein Unglück. Die Nationalspielerin Tanja Klemme fällt wegen Krankheit aus. Es sind nur noch wenige Wochen bis zu den Olympischen Spielen. Tanja Klemme wird bis dahin nicht wieder fit sein. Doch es ist genau diese Fußballerin, die Suzie als Ersatz für sich bei der Fußballbundestrainerin Silvana Gier empfiehlt. Die Bundestrainerin macht sich schlau, spricht mit Suzies Trainer bei Turbine Potsdam und schaut sich einige Videos zum spielerischen Können von Suzie an. Suzie erhält tatsächlich die einmalige Chance, bei den Olympischen Spielen in Großbritannien im Team der Frauenfußballnationalmannschaft dabei zu sein. Suzie kann es nicht glauben, dass ihr so viel Glück widerfährt. Obwohl es auf den Unglück einer anderen Spielerin passiert. Aber die Olympischen Spiele werden alles andere als ein schönes Urlaubserlebnis für Suzie. Ihr spielerisches Können steht außer Frage, doch lastet ein ungemeiner Druck auf ihr. Sie möchte es allen beweisen. War sie bei Turbine Potsdam der Star, so ist sie in der Nationalmannschaft ein unbeschriebenes Blatt, selbst wenn einige Spielerinnen sie bereits kennen.

Der Autorin ist es hervorragend gelungen, den Weg in die Nationalmannschaft auf spannende und unterhaltsame Weise zu beschreiben. Im Roman wird mit vielen Höhepunkten und Rückschlägen gearbeitet, so wie es einer Nationalmannschaft bei einem solch großen Wettbewerb passieren kann. Bei einer Weltmeisterschaft oder bei den Olympischen Spielen ist das erringen der Meisterschaft nicht einfach ein bequemer Durchgang. Der Weg ist steinig und eine Mannschaft muss mit vielen Unwägbarkeiten rechnen. Diese Unwägbarkeiten wurden hervorragend als Spannungsmomente in die Handlung eingearbeitet. Der Leser fiebert nicht nur mit Suzie mit, sondern er fiebert auch mit der Mannschaft um den Titel des Olympiasiegers mit. Höchst emotional werden von Johanna Marthens viele Momente auf dem Weg in die vollwertige Mitgliedschaft der Nationalmannschaft beschrieben. Sehr authentisch werden Spielstrategien, Taktiken, Presseinterviews und Pressestatements an den Leser überbracht. Der hat zwangsläufig den Eindruck, die Autorin dieses Romans wisse ganz genau, wovon sie erzählt. Ein kleines Schmunzeln kann sich über das Gesicht des Lesers ausbreiten, wenn er den einen oder anderen Namen, der im Roman handelnden Figuren, liest. Ob es sich dabei nun um die fiktive Topspielerin Birgit Prinzen oder den fiktiven Fernsehmoderator Josef Clay Gerner handelt, der Leser weiß, wer gemeint ist.

Ein Roman, der definitiv für Fußballfans gemacht wurde, aufgrund seiner spannenden Unterhaltung aber nicht nur für diese Zielgruppe. Vielleicht mögen sich viele weibliche Leserinnen besonders angesprochen fühlen, aber dem muss nicht unbedingt so sein. Die passende Sommerlektüre, zumal unsere Damen momentan doch wieder spielen. Mir hat die Lektüre außerordentlich viel Spaß gemacht. Ich vergebe dafür fast alle Punkte.

Marthens, Johanna
London Calling – Der lange Weg zum Ruhm
Ebook
Netnovela Verlag
ASIN: B00BXP5W6I

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Nataly Savina: Love Alice

Nataly Savina: Love Alice

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Alice Blumberg ist 14 Jahre alt. Sie lebt bei ihrer Mutter an immer wieder anderen Orten. Bereits fünf Schulwechsel hat sie hinter sich. Aber es geht nicht anders. Ihre Mutter Hannah ist Opernsängerin.

Wieder bricht einen neue Spielzeit mit einem Schulwechsel an. Alice versucht gar nicht erst, sich an der neuen Schule einzugewöhnen und gibt sich als Einzelgängerin. Doch die Einsamkeit ist unerträglich. Bis Cherry, die als Außenseiterin gilt, ihre Freundin wird. Die beiden Mädchen vertreiben sich die Langeweile gemeinsam. Sie haben Spaß miteinander. Alice lässt sich von Cherry überreden, verrückte und eigentlich verbotene Dinge zu tun.

Alices Mutter sieht es nicht gern, wenn die Mädchen sich rumtreiben. Schreckliche Geschehnisse veranlassen sie, Alice und Cherry zu raten vorsichtiger zu sein und gut auf sich aufzupassen. Das Unvorstellbare geschieht dennoch. Eines Tages kommt Cherry nicht nach Hause.

Es ist eine sehr berührende und auch verstörend wirkende Geschichte. Anfangs steht gar nicht die Handlung im Vordergrund, sondern die Gefühle der unter schwierigen Umständen heranwachsenden Mädchen, die sehr tief gehen. Cherry ist besonders extrem in ihrem Denken und Handeln, was kaum nachzuvollziehen ist. Beide Mädchen suchen nach Nähe, Glück, Liebe und nach einem festen Platz im Leben. Sie kommen sich unerwartet nahe, rücken wieder ab voneinander, nur um sich dann doch wieder anzunähern. Es ist ein ständiges Auf und Ab.

Alles deutet auf ein nahendes Unglück hin. Schade, dass so vorhersehbar ist, was passieren wird. Als wäre es unausweichlich, als wären die Mädchen selbst schuld, was keinesfalls so ist. Man kann vieles in das Buch hineininterpretieren und die Handlung mit eigenen Gedanken ausfüllen, denn die Autorin lässt dafür ausreichend Raum. Das Buch wird wohl jeden Leser sehr nachdenklich zurücklassen.

Rezension von Heike Rau

Nataly Savina
Love Alice
160 Seiten, Klappenbroschur
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407811411
ISBN-13: 978-3407811417
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Silvia Avalone: Ein Sommer aus Stahl

Silvia Avalone: Ein Sommer aus Stahl

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Die 13jährigen Mädchen Anna und Francesca leben in der italienischen Hafenstadt Piombino. Das Leben der heranwachsenden Mädchen spielt sich zwischen dem Strand und der Via Stalingrado ab, hier sind sie umgeben von Stahlarbeitern, Staub und der Sommerhitze. Gerne kokettieren sie mit den älteren Jungs. Und obwohl sich die nur wenige Jahre älteren Mädchen abfällig über die provozierenden Freundinnen unterhalten, müssen Sie sich doch eingestehen, dass sie selbst wenige Jahre zuvor nicht anders waren. Die Väter der beiden Freundinnen sind bzw. waren in dem nahe gelegenen Stahlwerk beschäftigt. Sie sind alles andere als treuliebende Familienväter. Im Gegenteil, Alkohol und Prügel für die Ehefrau als auch für die Kinder stehen auf dem Fahrplan. Da wundert es nicht, dass sich der ältere Bruder von Anna um sie kümmert und auf sie aufpasst. Er hält ein waches Auge auf seine kleine Schwester, damit sie nicht von den Jungs angemacht oder gar geschmälert wird. Anna lässt sich davon trotzdem nicht abhalten, den Jungs schöne Augen zu machen.

Was mich an diesem Roman besonders fasziniert hat, ist die Atmosphäre, die durch die Schriftstellerin und deren Übersetzer Michael von Killisch-Horn, erzeugt wird. Da ist zunächst einmal die Stimmung von Sommer, Sonne, Strand und Ferien. Infolge des nahe befindlichen Stahlwerks kommt aber auch ein Hauch von Dortmund aus den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Vorschein. Die Atmosphäre in dem Mietshaus brachte bei mir ein Gefühl von Duisburg, Essen oder Köln-Kalk hervor. Die Brutalität in der Familie erinnert an das dümmliche Klischee von Hartz-IV-Familien. Diese dort herrschende drückende Enge belastet die heranwachsenden Freundinnen. Sie wollen ausbrechen aus diesem System. In noch während Francesca keine großen Chancen sieht, jemals den Duft der großen weiten Welt einatmen zu können, ist Anna ganz anderer Meinung und möchte ihr Leben richtig anpacken. Während sie mit den Jungs auf dem Motorroller die Via Stalingrado auf- und abfahren, träumen sie von der Insel Elba, die sie in der Ferne am Horizont sehen können und die für sie schon ein Stück der großen weiten Welt bedeutet.

Diese Atmosphäre wird durch unterschiedliche Erzählperspektiven geschaffen, mit denen die Autorin Sylvia Avalone experimentiert. Obwohl es im Wesentlichen um eine Liebesgeschichte geht, ist es weitaus mehr als eine solche. Ein ganz großes Thema sind schließlich die sozialen Spannungen die in dieser Region herrschen, welche von der Stahlindustrie geprägt ist. Dennoch scheint alles mit Leichtigkeit erzählt zu sein. Auch wenn das Leben trotz der blauen Flecke auf den Armen so sorglos scheint und der Leser das Gefühl hat, die Mädel würden einfach nur so in den Tag hinein leben.

Obwohl ich anfangs skeptisch war und das Buch in die Ecke der Jugendliteratur stellen wollte, wurde ich eines Besseren belehrt. Mich hat die Geschichte der Mädchen gepackt. Ich habe sie gerne auf dem Weg ins Erwachsensein begleitet und dabei Spaß gehabt. Ein weiteres Mal habe ich festgestellt, dass mich neben der Spannung der Geschichte auch die Atmosphäre einfangen kann. Wenn dann beides stimmt, um besser. Gerne volle Punktzahl.

Avalone, Silvia
Ein Sommer aus Stahl
Aus dem Italineischen von Michael von Killisch-Horn
414 Seiten, gebunden
Klett-Cotta, Stuttgart
ISBN-10: 3608938982
ISBN-13: 9783608938982

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Rainer M. Schröder: Liberty 9 – Todeszone

Rainer M. Schröder: Liberty 9 – Todeszone

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Die Lügen sind aufgedeckt. Für Kendira, Carson, Dante und die anderen jungen Leute aus Liberty 9 ist es Zeit zu handeln, wenn sie nicht in den sicheren Tod gehen wollen. Carson, Dante und einige andere haben einen Weg nach draußen gefunden.

Es gelingt ihnen, die Wolf-Leute und die Bones für ihre Sache zu gewinnen. Mit Verstärkung und guter Bewaffnung kehren sie zurück zu, um die noch Ahnungslosen aufzuklären und Liberty 9 zu befreien. Unerwartet erhalten die jungen Leute Hilfe von Primas Templeton, den sein Gewissen plagt, sodass die innere Sicherheit von Liberty 9 empfindlich gestört werden kann.

Dennoch ist es ungewiss, ob die Machtübernahme gelingt, denn noch jemand wechselt die Seiten, von dem sie es nicht erwartet hätten. Diesmal nicht zu ihrem Vorteil. Die Lage verschärft sich dramatisch. Dabei müssen auch noch die bereits Verschleppten auf Tomamato Island gerettet werden. Aber auch dafür entwickeln die Freunde einen waghalsigen Plan.

Das Buch ist sehr mitreißend geschrieben. Die Spannung des ersten Bandes „Liberty 9 – Sicherheitszone“ wird übertroffen. Nicht gleich am Anfang. Erst wird langsam in das Buch eingeführt, bis man sich wieder gut zurecht findet. Aber dann wechselt die Stimmung. Die beklemmende Situation, die sich für die Charaktere auftut, überträgt sich direkt auf den Leser. Der Autor schreibt mit Schonungslosigkeit. Der Tod ist allgegenwärtig und schlägt unbarmherzig zu.
Was im ersten Band noch sehr rätselhaft dargestellt wird, wird nun offenbart. Der Leser erfährt, was Liberty 9 wirklich ist und was mit der Welt draußen nach dem Dritten Weltkrieg geschehen ist.

Es ist eine erschreckende Dystopie. Die Rettungsaktion steht unter keinem guten Stern. Die Gefahren draußen, haben die Freunde um Cendira, Carson und Dante unterschätzt. Es gibt extrem dramatische und unerträglich brutale Szenen. Unerwartete Wendungen erhöhen die Spannung noch.

Rezension von Heike Rau

Rainer M. Schröder
Liberty 9 – Todeszone
544 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570154653
ISBN-13: 978-3570154656
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Tomas Gonzalez: Das spröde Licht

Tomas Gonzalez: Das spröde Licht

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Eine Geschichte von Liebe, Schmerz und Verlust…

Die Familie von David aus Kolumbien ist glücklich und zufrieden, bis sie ein unvorhergesehenes tragisches Unglück trifft: Jacobo, der älteste Sohn, wird bei einem Autounfall schwer verletzt, und es gibt keine Hoffnung auf Besserung. Er ist vom Hals ab gelähmt und kämpft einen verzweifelten Kampf um die Rückkehr ins Leben.

Früher hat die Familie in Miami gelebt und zuletzt in New York, wo David als Maler Erfolg hat. Die drei Söhne gehen ihren Studien– und Schulbesuchen nach. Wir schreiben das Jahr 1999.

Die Familiengeschichte mit den charaktervollen Söhnen und der hübschen und tatkräftigen Mutter Sara ist eingebettet in ein lebhaftes Familienleben, in dem es bis dahin keine Betrübnis gab. David hat einen grünen Daumen, so dass er hübsche Gewächse in den Räumen und auf den Balkonen gepflanzt hat. Ein Papagei und der Kater Cristóbal ergänzen das Leben in dieser Oase des Friedens.

Nach Jacobos Unfall ändert sich das Leben der Familie komplett.

Über längere Zeit muss der Sohn mit den heftigsten Schmerzen leben, bis er und seine Familie zu einer schweren Entscheidung finden.

Jacobo beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen, weil er die Schmerzen nicht mehr ertragen kann. In Gedanken und Taten begleiten ihn Familienmitglieder und Freunde, und diese Zeit des Abschieds ist dramatisch und packend in ihrer Dynamik.

David ist zuletzt alt und bereits Witwer als ihn die Erinnerung an Sara und die Söhne noch einmal tief in die Vergangenheit blicken lässt.

Tomas Gonzalez schreibt emphatisch, tief verbunden mit seinen Figuren und mit Leidenschaft und Verve. Vor uns entfaltet er in einer blumigen  Sprache das Familienleben einer Latinofamilie von gehobenem Stand in Amerika. Seine Protagonisten mit ihrem Leid der Unheilbarkeit und der Verzweiflung bieten die eine Seite der Geschichte. Die andere zeigt das Leben in Miami und New York und später das in Kolumbien. Die Geräusche der Straße, der Duft der Blumen und die Pracht der Bäume im Central Park sind äußerst gegenwärtig.

In einer so innigen und zugleich sachlichen Weise hat man selten über Freundschaft, Liebe, Altern, Tod und Vergänglichkeit gelesen. Hier liegen Glück und Schmerz, Freude und Verlust nahe beieinander. Im Ton überzeugend und echt erlebt man jeden einzelnen mit den Gefühlen von Abschied und Erinnerung. Doch bleibt der Rahmen immer einer der verstehenden Zuwendung mit zärtlichen Familienbindungen.

Die Übersetzer haben sich in das fremde Leben eingefühlt und sind bemüht, auch in der Übersetzung die gleichen Effekte zu erzielen, wie im Original. Mir scheint das sehr gelungen.

Es ist ein kurzer aber inhaltsvoller kleiner Roman, in dem man sich den Menschen und den Hauptdarstellern eng verbunden fühlt.

Tomas Gonzalez ist ein bemerkenswerter latein-amerikanischer Dichter, dessen Entdeckung sich lohnt.

Tomas Gonzalez
Das spröde Licht
176 Seiten, gebunden
S. FISCHER, 2.Auflage, September 2012
ISBN-10: 3100266056
ISBN-13: 978-3100266057
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Jonathan Emmet: Das allerschönste Geheimnis

Jonathan Emmet: Das allerschönste Geheimnis

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An einem schönen Sommertag beschließt Maulwurf, einen Erkundungsgang zu machen. Die Hitze ist er allerdings nicht gewöhnt. An einem Baumstumpf setzt er sich, um eine Pause zu machen. Die Maus, die hier wohnt bemerkt ihn. Die beiden stellen sich einander vor. Maus zeigt Maulwurf ihr zu Hause. Im Inneren des Baumstumpfs hat sie sich ein gemütliches Nest gebaut. Die beiden mögen sich und werden Freunde. Maulwurf hat noch andere Freunde, aber seine Freundschaft zu Maus, möchte er lieber geheim halten. Maulwurf und Maus treffen sich immer wieder.

Die Freunde Maulwurfs wundern sich. Wo ist Maulwurf nur und warum hat er nie Zeit? Als sie ihn dann doch einmal treffen, erkundigen sie sich natürlich, warum Maulwurf so selten zu sehen ist. Immer noch will Maulwurf sein Geheimnis für sich behalten. Aber dann kommt Maus, um Maulwurf zu besuchen und die anderen Freunde lernen sie kennen. Schnell freundet sie sich mit Igel, Hase und Eichhörnchen an. Maulwurf gefällt das zunächst gar nicht. Aber bald ändert er seine Meinung.

Kinder kennen das. Ein neuer Freund ist ungeheuer spannend. Man möchte ihn am liebsten für sich alleine haben. Diese Situation greift der Autor auf und zeigt, dass man seine alten Freunde dennoch nicht vernachlässigen sollte, sondern den neuen Freund in den vorhandenen Freundeskreis mit einbeziehen sollte. Das Thema ist auf kindgerechte Weise sehr spannend und anschaulich umgesetzt. Dazu trägt nicht nur der Text bei, sondern auch das Bildmaterial. Dabei ist das Buch komplett illustriert und die Schrift darauf aufgesetzt, so dass Kinder, wenn die Geschichte vorgelesen wird, die Bilder eingehend betrachten können. Das Buch kann als Anlass für ein Gespräch genommen werden, das Kinder interessiert. Sich mit dem Thema zu beschäftigen, fördert auf spielerische Art und Weise die soziale Kompetenz der Kleinen.

Rezension von Heike Rau

Jonathan Emmet
Das allerschönste Geheimnis
Mit Illustrationen von Vanessa Cabban
Aus dem Englischen von Peter Ahorner
32 Seiten, gebunden
Annette Betz Verlag
ISBN-10: 3219115411
ISBN-13: 978-3219115413
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Rainer M. Schröder: Liberty 9 – Sicherheitszone

Rainer M. Schröder: Liberty 9 – Sicherheitszone

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Eigentlich wäre es Kendiras Pflicht gewesen, ihn zu verraten. Der Servant hatte hier nichts zu suchen. Stattdessen lässt sie sich auf ein Gespräch mit Dante ein. Dabei übt er Kritik an den Vorgängen in der Sicherheitszone. Kendira hat ihr Leben als Elector nie infrage gestellt. Doch Dante gelingt es, sie zum Nachdenken zu bringen. Auf seine Bitte hin will sie sich mit ihm sogar ein zweites Mal treffen.

Als Kendira ein Gespräch zwischen Dante und Jaydan, der auch ein Servant ist, im Heizungskeller belauscht, wächst ihr Misstrauen. Dante offenbart ihr später seine Fluchtpläne. Nie hatte Kendira Liberty 9 als Gefängnis empfunden. Doch es stimmt, wollte sie gehen, könnte sie es nicht.

Ein Angriff der Nightrider auf die Sicherheitszone sorgt für weitere Unruhen. Ihre Flugblätter gelten als Seelengift. Es kommt nicht infrage, diese zu lesen.
Wie sich herausstellt, hat ausgerechnet Master Seyward es gewagt, dieses Seelengift zu lesen. Er wird als Handlanger der Nightrider enttarnt. Die Bücher und Schriften, die man bei ihm findet hat, werden verbrannt. Master Seyward muss das schrecklich unmenschliche Cleansing, das einer Auslöschung gleichkommt, durchlaufen. Doch in der Gefängniszelle hat er zuvor eine Botschaft hinterlassen, die Dante entdeckt und Kendira zeigt. Offenbar sind die Electoren in Lebensgefahr.

Es ist der erste Teil einer Trilogie. Die Geschichte beginnt äußerst spannend. Man hat hier eine in sich abgeschlossenen Teil, der dennoch zum Ende hin offen gehalten ist. Liberty 9 ist eine Sicherheitszone. Die Schüler hier dienen einer höheren Macht. Was genau ihre Aufgabe ist, gleicht aber einem Mysterium. Der Autor entwickelt diese Welt vor den Augen des Lesers sehr schnell. Man muss sich einlesen.

Keiner der Schüler weiß also über seine Zukunft etwas Genaueres. Niemand hat bisher die Geschehnisse hinterfragt, bis Dante, der kein privilegiertes Leben führt, sondern ein Diener ist, bei Kendira Misstrauen schürt. Das macht die Spannung im Buch aus. Auch der Leser erfährt nicht, wie die Zukunft der Schüler aussehen wird, sondern wird im Unklaren gelassen. Man bekommt keinen Hinweis, weiß nur, dass es etwas komplett Unerwartetes sein wird. Interessante Vorkommnisse und Wendungen werten das Geschehen zusätzlich auf.

Die Charaktere sind gut beschrieben. Obwohl es viele Personen sind, die neben Kendira und Dante die Handlung bestimmen, verliert man nicht den Überblick. Kendira und Dante sind glaubwürdig dargestellt. Man folgt den beiden gerne.

Die Geschichte ist also spannend gemacht, inhaltlich überzeugend, gut vorstellbar und flüssig geschrieben. Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen. Ich bin gespannt, wie es mit dem zweiten Band weitergehen wird.

Rezension von Heike Rau

Rainer M. Schröder
Liberty 9 – Sicherheitszone
496 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570154645
ISBN-13: 978-3570154649
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Jess Jochimsen: Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?

Jess Jochimsen: Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?

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Sehr humorvolle Geschichten eines Vaters im Zusammenleben und bei der Erziehung seines Sohnes Tom. Der größte Teil der Geschichten macht Spaß beim Lesen, wohl jede Mutter oder jeder Vater erkennen viele Szenen aus dem eigenen Leben, es wird kaum jemanden geben, der sich nicht in einer der Geschichten wiedererkennt.

Bedauerlicherweise kippt dieser Spaß im dritten Drittel der Geschichten. Nahezu jede Geschichte muss ab da dafür herhalten, dass der Autor mit den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland abrechnet. Politiker, Manager und Griechen, alle kriegen ihr Fett ab. Der erhobene Zeigefinger kommt aus seinen Höhen nicht mehr herunter. Die Sprache des Erzählers ist nicht mehr kindgerecht und die Geschichten haben auch nichts mehr mit dem Sohn zu tun, dessen Name nur noch plakativ hingeworfen wird. Der hintere Teil ist leider der verzichtbarste Teil des ansonsten überaus unterhaltsamen Buches.

Zwischendurch tauchen Widersprüche in der Familie des Erzählers auf. Meist durchweg geht man als Leser von einem alleinerziehenden Vater aus. Das wird verstärkt, als er berichtet, mit einer Freundin nicht ins Kino gehen zu können. Anschließend wird dann von Ehefrau und Mutter gesprochen. Hier ist zwischen den Geschichten keine Homogenität gegeben. Die Plausibilität leidet darunter.

Jochimsen, Jess
Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?
160 Seiten, broschiert
dtv, München
ISBN-10: 3423347155
ISBN-13: 9783423347150

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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Lionel Shriver: Dieses Leben, das wir haben

Lionel Shriver: Dieses Leben, das wir haben

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Am Scheideweg zum Tod.

Shepherd und Glynis sind ein Paar in der Mitte des Lebens. Er will sich nach dem Verkauf seiner Firma, der einen großen Ertrag brachte, ein gutes Leben machen. Ob seine Frau Glynis, die Kunstschmiedin, das mitmachen will, steht dahin. Denn ehe man an die Veränderungen eines neuen und anderen Lebens denken kann, entdeckt man bei Glynis Krebs, und sie wird schwer krank. All’ das schöne Geld zerrinnt unter den hohen Ausgaben für das amerikanische Gesundheitssystem, und zerrinnen werden auch alle Hoffnungen und Beziehungen, in denen sich das Paar bisher geborgen fühlte.

Neben den eigentlichen Hauptakteuren bilden die Verwandten und Freunde das Umfeld, in dem sich das gesellschaftliche und “normale“ Leben abspielt.

Begleitet von den Kümmernissen und verletzten Lebenshaltungen der Lebenden, stößt Glynis zu der wahren Erkenntnis vor, die ihr niemand mit noch so verlogenen Zurufen nehmen kann: im Angesicht des Todes werden alle irdischen Vorkommnisse in Politik und Gesellschaft nachrangig. Ihre gesunde Reaktion auf die ganz gewöhnlichen Banalitäten des Alltags ist Wut; Wut auch auf ihren Mann, der ihr in seiner aufopferungswilligen Fürsorge fast suspekt erscheint. Sie, die vom Tod gezeichnet ist, erträgt zuweilen seine entsagungsvolle Zuwendung kaum mehr.

Der Durchbruch zur Realität des bevorstehenden Abschieds und seiner Folgen für alle ist die einzige Wahrheit, die in diesem Roman zählt. Sie wird mit harter Konsequenz unsentimental bis zum Ende durchgespielt.

Eine der stärksten Szenen in dem Buch ist der Ausbruch von Glynis, in dem sie die Lügen und den Eigennutz, die Verlogenheit der Tröstungen und die nachlassende Bereitschaft ihrer Freunde und Verwandten, sich ihrer überhaupt noch anzunehmen, herausschreit. Wie aber kann man es denn überhaupt noch jemandem Recht machen, der mit seinem körperlichen und seelischen Zerfallsprozess für die gesamte Umwelt die Grenzen des Erträglichen berührt?

Lionel Shriver hat in ihrem Buch über „Dieses Leben, das wir haben“, kenntnisreich und wissend berichtet. Selten hat man so realistisch, glasklar und hart gelesen, wie es sich anfühlt, zu sterben, wenn um einen herum das Leben weiter geht.

Alle die Eitelkeiten, Sehnsüchte und Pläne, ja selbst das Scheitern anderer Existenzen, sind nur die Begleitmusik zu einem Scheitern ganz anderer Art: nämlich den Tod als unbesiegbar zu erleben.

Lionel Shriver entwirft das Bild einer zerfallenden familiären und freundschaftlichen Gemeinschaft mit allen begleitenden Kalamitäten.

Es ist ein starkes und beeindruckendes Buch, mit dem die Autorin über ein allseits fälliges aber häufig tabuisiertes Thema berichtet.

Sehr empfehlenswert!

Lionel Shriver
Dieses Leben, das wir haben
544 Seiten, broschiert
Piper Taschenbuch, Juni 2012
ISBN-10: 3492274579
ISBN-13: 978-3492274579
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