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Schlagwort: Islam

Jessica Durlacher: Die Stimme

Jessica Durlacher: Die Stimme

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Zelda und Bor heiraten in einem Augenblick höchster Gefahr. Sie werden von einem Rabbi in New York getraut, nachdem sie schon zehn Jahre lang mit nach und nach drei Kindern eine Familie gegründet hatten.
Just im Moment der Heirat passiert in den Twin Towers in New York das schreckliche Attentat vom 9. September.
Der apokalyptische Vorfall in NY ist der Auftakt zu einer dramatischen Beziehungsgeschichte zwischen einer jüdischen Familie und dem Islam.
Bor und Zelda flüchten aus der Nähe der brennenden Türme und retten sich und die Kinder.
Dann sind sie zurück in den Niederlanden. Hier arbeitet Zelda als Psychoanalytikerin; Bor ist ein angesehener Anwalt.

Jessica Durlacher führt uns langsam in das Leben ihrer Protagonisten ein.
Die Ehe von Bor und Zelda ist glücklich. Auch die Kinder nehmen ihren besonderen Platz in der Geschichte ein. Es ist eine gebildete, begüterte Familie, die im Fokus des Romans steht.

Zelda, die Icherzählerin, hatte schon einen ersten geliebten Ehemann, mit dem sie den Sohn Philip hat. Nach dessen frühem Tod hat Bor sie still und selbstverständlich umsorgt, bis sie schon bald zusammengezogen sind.

Nach einiger Zeit kamen Sam und Pol auf die Welt. Das Au Pair- Mädchen Ania verlässt die Familie, und Zelda sucht dringend eine neue Hilfe. Sie lernt eine Somalierin kennen, die, malerisch nach islamischer Sitte gekleidet, schön und exotisch anzusehen ist. Sie ist aus einer strengen Familie und vor einem prügelnden Ehemann als Flüchtling in die Niederlande gekommen. Zelda nimmt sie als Kindermädchen in ihre Familie auf.
Schon bald zeigt sich, dass sie eine sehr schöne Stimme hat.

Zelda ist mit der Erziehung ihrer Kinder sehr beschäftigt. Besonders Phil mit seinen heftigen Wutanfällen bringt sie in Unruhe. Wie soll sie damit umgehen? Wie macht sie alles richtig?
Der Beruf als Psychoanalytikerin lässt sie manches wahrnehmen, was andere vielleicht noch nicht sehen.
Wir erleben ein Geschehen, das voller innerer Spannungen und tiefgründigen Reflexionen steckt.

Neben der alltäglichen Familienroutine beginnt eine spannende Entwicklung. Amal wird zur Teilnahme eines Gesangswettbewerbs angenommen.
Sie wird eine berühmte Sängerin und zugleich Verfechterin für Freiheit und Gleichberechtigung der Frauen im Islam. Ihre Aktivitäten, ja fast Provokationen, führen zu Verfolgung und Feindschaft seitens islamischer Fanatiker. Damit bringt sie auch ihre Gastfamilie in große Gefahr.

Jessica Durlacher schreibt zügig und integer. Sie steigert ihre Erzählung zu immer neuen dramatischen Ereignissen, die den Leser total in Bann schlagen. In beispielloser Weise bringt sie die Verflechtungen der jeweiligen Ereignisse in einen Zusammenhang. Spannungen werden aufgebaut und Lösungen angedeutet. Zeldas Reflexionen zeugen vom tiefenpsychologischen Wissen der Autorin.

In den Roman ist viel hineingepackt: Islam und Judentum, Verlässlichkeit, Liebe, Engagement, Geheimdienste, Verfolgung und nicht zuletzt Mord und Betrug.
Die hier beschriebene zerrissene Welt ist glaubwürdig und die Dichte des Romans mitreißend.

Jessica Durlacher lebt mit ihrem Mann Leon de Winter und ihren Kindern in den Niederlanden.

Jessica Durlacher
Die Stimme
Diogenes, Mai 2022
544 Seiten, gebunden
ISBN-10: 325707185X
ISBN-13: 978-3257071856
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Sandra Lüpkes: Todesbraut

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Wencke Tydmers ist keine Ermittlerin mehr. Sie arbeitet nach entsprechender Ausbildung als Fallanalytikerin beim LKA Hannover.
Armanc Mêrdîn macht auf Wencke nicht den Eindruck, ein Mörder zu sein. Und trotzdem hat er vor drei Jahren versucht, seine Schwester Shirin Talabani umzubringen. Wencke interessiert, ob er nun, wo er wieder in Freiheit ist, einen zweiten Versuch wagen wird. Er tut alles, diesen Eindruck zu vermitteln. Aber Wenke glaubt nicht daran.

Sprechen möchte sie auch mit Shirin selbst. Zu diesem Zweck spannt sie Peer Wasmuth vom Verein für christlich-islamische Freundschaft ein. Er tritt als Vermittler für ein Gespräch auf. Zu diesem kommt es nicht. Denn als Peer Wasmuth und Wencke Tydmers vor Ort ankommen, ist Shirin längst tot. Wenige Stunden später erklärt Wenckes Vorgesetzte Tilda Kosian den Fall für aufgeklärt. Armanc Mêrdîn hat gestanden.

Wencke glaubt nicht an seine Schuld und beginnt sich in die Ermittlungsarbeit einzumischen. Doch schon auf dem Weg zu Armancs Anwältin wird sie verfolgt. Später stellt sich heraus, dass es Shirins verlassener Ehemann war, der ihr hinterherspioniert hat. Ans Aufgeben denkt Wencke aber nicht, zumal die Kinder Shirins verschwunden sind, die eigentlich dringend befragt werden müssten. Könnten sie doch Auskunft geben, wer sich in der Mordnacht noch in der Wohnung aufgehalten hat. Als Wencke einen Zettel zugesteckt bekommt, auf dem vermerkt ist, dass sie die Kinder suchen soll, fühlt sie sich bestätigt. In der Zwischenzeit hat Wencke sich an einen alten Freund und Kollegen gewandt. Axel Sanders wird ihr von nun an zur Seite stehen, auch wenn das für ihn heißt, seine Frau belügen zu müssen.

Wencke fragt sich, ob es sich wirklich um einen Ehrenmord in dieser kurdischen Familie handelt. Doch dann wird etwas bei der Obduktion der Leiche festgestellt, mit dem wohl keiner gerechnet hat. Offenbar lebte Shirin nicht so zurückgezogen, wie gedacht. Schon hat Wencke ein weiteres Mordmotiv.

Anfangs glaubt man es geht um einen klassichen Fall von Ehrenmord in einer kurdischen Familie. Schließlich hat Shirin mit den Kindern ihren Mann verlassen, dem sie durch eine Zwangsehe verbunden war. Wäre Wencke Tydmers nicht, wäre der Fall wohl auch beizeiten zu den Akten gelegt worden. Ihrer Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass schließlich die Wahrheit ans Licht kommt. Die Autorin sorgt also für eine überraschende Wende.

Vorurteile lässt Wencke, die eine sehr streitbare Persönlichkeit ist, nicht gelten. Sie wird als eine Frau beschrieben, die sich mit ihrer Impulsivität sehr schnell in Schwierigkeiten bringt. Dass sie sich von ihren Gefühlen leiten lässt, macht sie aber gut in ihrem Job.

Im Buch sind aber alle Charaktere gut gezeichnet. So wird ein Blick hinter die Kulissen möglich. Und man erhält Einblick in eine fremde Kultur.
Die Situation wird immer verfahrener. Und bald wird aus dem eher ruhigen Krimi ein hochdramatischer Thriller. Für Wencke wird die Situation unhaltbar. Doch sie ist gezwungen, sich der Situation zu stellen.

Sandra Lüpkes Schreibstil gefällt gut. Dem Leser wird nicht nur Unterhaltung geboten. Die Autorin lässt verschiedene Perspektiven zu und beleuchtet die unterschiedlichen Ansichten. Die Art, wie sie dann am Ende den Leser aus der Geschichte entlässt, stimmt sehr nachdenklich.

Rezension von Heike Rau

Sandra Lüpkes
Todesbraut
Kriminalroman
340 Seiten, Klappenbroschur
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247819
ISBN-13: 978-3423247818