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Schlagwort: Psychokrimi

Romy Hausmann: Liebes Kind

Romy Hausmann: Liebes Kind

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Sie wird von ihm Lena genannt, auch wenn sie nicht so heißt. Die Kinder Hannah und Jonathan sagen Mama zu ihr, auch wenn sie nicht ihre Mutter ist. Der Mann, es ist nicht ihr Mann, aber der Vater der Kinder, verlangt, dass sie in jeder Hinsicht tut, was er sagt. Sie hat keine Wahl in dieser Hütte in der Einsamkeit des Waldes. Er ist der Stärkere, er hat die Macht und zeigt das auch.

Ohne den Zirkulationsapparat, die Fenster sind dichtgemacht, würde man im Haus ersticken. Sie kann nicht sagen, ob draußen Tag oder Nacht ist. Alles ist geregelt und folgt einem genauen Zeitplan. Widersetzt sie sich, wird sie hart bestraft. Er tut alles, damit es seiner Familie gut geht. Er sorgt für Essen und Schutz vor der Außenwelt. Sie spielt mit, weil sie muss und hofft auf eine Möglichkeit zur Flucht.

Die Polizei hat einen Vermisstenfall, der 14 Jahre zurückliegt, aufgegeben. Die Eltern glauben kaum noch daran, dass ihre Tochter jemals gefunden wird. Bis sie eines Tages doch noch den ersehnten Anruf bekommen.

Mehr möchte ich nicht verraten, sonst geht ein Teil der Spannung verloren. Der Krimi ist systematisch aufgebaut und entwickelt rasch eine Sogwirkung. Man wird hineingezogen in diese Geschichte. Dem Leser wird ein großer Einblick gewährt, ohne das er den Durchblick hat, auch wenn das für eine Weile so scheint. Es sind Einzelheiten, die erst nach und nach enthüllt werden, und die zeigen, das sich weit mehr abgespielt hat. Trotzdem ist das noch immer nicht die ganze Wahrheit. Man liest das Buch, immer verfolgt von bösen Ahnungen.

Der Thriller ist so was von extrem spannend! Die Autorin zeigt eine Geschichte auf, die jenseits jeder Vorstellung liegt. Dabei gibt es keine Person, an die man sich halten kann. Fast jeder handelt irgendwie irrational, versinkt in seiner eigenen Welt oder macht sich anderweitig verdächtig. Trotzdem ist der Verlauf des Buches relativ glaubhaft, denn wie man später merkt, steckt einfach mehr dahinter. Das Ende ist unvorhersehbar und dementsprechend überraschend.

Rezension von Heike Rau

Romy Hausmann
Liebes Kind
432 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 342326229X
ISBN-13: 978-3423262293
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Elsebeth Egholm: Das nächste Opfer

Elsebeth Egholm: Das nächste Opfer

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Die Journalistin Dicte Svendsen und ihr Lebensgefährte Bo (Fotograf) werden aus dem Schlaf gerissen, weil der Pferdestall der Nachbarn in Flammen steht. Nicht weit entfernt, im Moor von Arhus, wird am folgenden Tag eine junge Frau tot aufgefunden. Sie wurde auf brutalste Weise ermordet. Es ist die Schwester der Nachbarin. Sie wurde offenbar gleich zweimal ermordet: mit dem Strick aufgehängt und mit einer Axt erschlagen. Kurze Zeit später wird eine zweite Leiche entdeckt. Auch hierbei handelt es sich um eine junge Frau, die in gleicher Weise ermordet wurde. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um einen psychopathischen Serienmörder handelt. Neben der Polizei interessiert sich auch Dicte Svendsen als Journalistin für die Mordfälle. Nachdem sie einen Artikel darüber veröffentlicht hat, erhält sie per E-Mail eine Morddrohung.

Dieser skandinavische Roman fesselt nicht zuletzt wegen der vielfältigen Beziehungen seiner Figuren untereinander. Die Figuren sind keine losgelösten Individuen, sondern sie sind alle untereinander verbunden, was ein erhebliches Potenzial an Konfliktstoff aufweist. Zunächst einmal droht der Redaktion der Zeitung, für die Svendsen arbeitet, die Schließung bzw. die Entlassung einzelner Journalisten. Da wundert es nicht, dass ein Praktikant versucht, um den Platz, den Svendsen innerhalb der Redaktion innehat, zu kämpfen. Doch mit seinen Artikeln schießt der Praktikant in seinem jugendlichen Alter gerne über das Ziel hinaus. Dann gibt es da Martin Wagner, den Leiter der Mordkommission. Svendsen von der Zeitung und Wagner von der Polizei haben ein durchaus sympathisches Verhältnis zueinander. Es ist aber nicht konfliktlos, denn der Kommissar ist geschieden und lebt mit der Freundin der Journalistin zusammen. Zu Recht nehmen er als auch seine Freundin Ida Marie wahr, dass auf Seiten von Dicte wohl ein kleines Fünkchen Eifersucht in die Freundschaft hinein spielt. Eifersucht auf Wagner kann es eigentlich nicht sein, denn sie selbst lebt ja mit dem Fotografen Bo zusammen. Aber Eifersucht auf das schöne Leben ihrer Freundin Ida Marie wäre denkbar. Schließlich muss der Leser feststellen, dass das Verhältnis zwischen Dicte und Bo auch noch nicht sehr gefestigt ist. Auch Bo schießt als Zeitungsfotograf über das Ziel hinaus und verletzt seine Freundin in einem Moment, in dem sie es nicht erwartet hat.

Zwischen all dem Beziehungsstress wird ermittelt. Da hat die Autorin ein ganz besonderes Beziehungsgeflecht zusammengestellt und die Ermittlungen werden nicht einseitig von der Journalistin oder von der Polizei geführt. Immer wieder greifen die Rädchen ineinander. Immer wieder werden neue Aspekte ins Spiel gebracht, so das der Leser stets gezwungen ist, die Situation neu zu überdenken, um neue Möglichkeiten für die Aufklärung des Falles in Betracht zu ziehen. Egholm hat eine hinreißende Vorlage für spätere skandinavische Krimis geschaffen. Nicht zuletzt durch das Vorkommen religiöser Glaubensgemeinschaften und Sekten scheint der Roman eine Vorlage für die Krimis von Jussi Adler-Olsen zu sein. Ruhig und beschaulich geht es in diesem Roman jedenfalls nicht zu. Obwohl man ihn zurückgelehnt im Sessel mit viel Spaß genießen kann.

Egholm, Elsebeth
Das nächste Opfer
Aus dem Dänischen von Hanne Hammer
btb, München
ISBN 9783442733736
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Arno Strobel: Der Sarg

Arno Strobel: Der Sarg

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In Köln treibt ein Serientäter sein Unwesen. Er entführt Frauen und begräbt sie lebendig in einem Sarg. Doch damit nicht genug: Er spielt mit der Polizei. Ergibt ihnen Hinweise. Doch sobald diese den Sarg gefunden haben, ist die Frau darinnen tot. Zur gleichen Zeit glaubt eine erfolgreiche Geschäftsfrau, Mitte Dreißig, ihrem Verstand anzweifeln zu müssen. Sie hat Gedächtnislücken und findet sich in mancher Situation wieder, ohne sich daran zu erinnern, wie sie in diese Situation gekommen ist, was sie in den Minuten oder Stunden zuvor gemacht hat. Immer wiederkehrend ist ein Traum, bei dem sie in einem Sarg aufwacht. Auch hier weiß sie nicht, wie sie in den Sarg hineingekommen ist. Doch wenn der Traum vorbei ist, liegt sie in ihrem Bett, mit Blutergüssen und Kratzern an ihrem Körper. Sie verzweifelt.

In diesem Psychothriller bekommt ein Team vom Kölner KK11 eine sehr harte Nuss zu knacken. Der Leser des Buches nicht minder. Allzu lose werden verschiedene Handlungsstränge zwischen die Seiten gelegt, bevor sich erst zum Schluss alles zu einem Ganzen zusammenfügt. Jeder Strang hält mögliche Motive und Täter bereit, die man als Leser gern in seine eigenen Überlegungen einbezieht. Was die Beschreibungen der Situationen im Sarg angeht, so möchte man glauben, Strobel hätte sich selbst probeweise in einem solchen einschließen lassen. So authentisch kommen die Ängste der Opfer beim Leser an. Die Spannung wird durch die diversen Stränge von vorne bis hinten gehalten, aber auch innerhalb eines Strangs. Das Buch lässt sich so kaum aus der Hand legen.

Ein Psychothriller mit hohem Rätselpotential. Allein dadurch schon lohnt es sich, ihn zu lesen.

Arno Strobel
Der Sarg
S. Fischer, Frankfurt
ISBN-10: 3596191025
ISBN-13: 9783596191024

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014
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