Browsed by
Schlagwort: Gedanken

Iain Levison: Gedankenjäger

Iain Levison: Gedankenjäger

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Brooks Denny ist zum Tode verurteilt. Er verfügt allerdings über eine Fähigkeit, die höchst interessant ist. Er kann Gedanken lesen. So wird er kurz vor seiner Hinrichtung von Terry Dyer eingesetzt, um die Gedanken eines Geschäftsmannes zu lesen. Die Aktion ist ein voller Erfolg. Jedoch hat Brooks Denny nichts zu verlieren. Er wagt einen Fluchtversuch, der ihm zu seiner Überraschung gelingt.

Polizist Jared Snowe stellt bei einem Einsatz fest, dass er die Gedanken anderer erfassen kann. Zunächst gefällt ihm diese Fähigkeit. Es hilft beim Lösen der Fälle, die er zu bearbeiten kann. Wie es aussieht, wissen andere, was er kann. Terry Dyer, die selbst nicht lesbar ist, kommt auf ihn zu. Er soll ihr helfen, Brooks Denny aufzuspüren. Sie glaubt, dass er das mit seiner Fähigkeit leicht schaffen kann. Tatsächlich findet er den Gesuchten. Doch er setzt ihn nicht sofort außer Gefecht, denn der nicht zu verhindernde Gedankenaustausch offenbart Überraschendes.

Der Thriller ist spannend gemacht. Vor allem die Protagonisten Brooks Denny und Jared Snowe, die nicht einzuschätzen sind und die durch das Gedankenlesen viel mehr erfahren, als sonst möglich ist, sind interessant. Lügen werden sofort von ihnen aufgedeckt und Informationen gnadenlos ausgenutzt. So beginnt ein aufregendes Hin und Her. Als Gegenspieler fungiert Terry Dyer, deren Gedanken nicht lesbar sind. Sie ist eine geheimnisvolle Frau mit scheinbar unbegrenzter Macht.

Dass sehr viel mehr hinter dieser Geschichte steckt, als anfangs offenbart wird, ist sofort klar. Allerdings verläuft alles etwas holprig, wirkt konstruiert und ist teilweise doch recht unglaubwürdig. Ich habe mich dennoch darauf eingelassen und das hat sich gelohnt. Das Buch liest sich leicht und unterhält gut. Das Ende ist in Ordnung, auch wenn einiges offen bleibt und nicht alle Fragen geklärt werden.

Rezension von Heike Rau

Iain Levison
Gedankenjäger
Aus dem Englischen von Walter Goidinger
304 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552063285
ISBN-13: 978-3552063280
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

E.L. Doctorow: In Andrews Kopf

E.L. Doctorow: In Andrews Kopf

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Genie oder Wahnsinn, das ist hier die Frage…

Andrew, der Held dieses Romans, erscheint uns als ein sonderbarer Mensch: zuerst stirbt ihm sein erstes Kind durch nachlässige eigene Fehler. Vermutlich einige Jahre später sucht er seine geschiedene erste Frau Martha auf, um ihr sein zweites Kind nach dem Tod der zweiten Frau zur Versorgung zur überlassen. Bemerkenswert erwähnt er immer wieder den „riesigen Ehemann“ von Martha.

Langsam rückblickend erfährt man in den teilweise wirren und teils genialen Gedanken, wie Andrew die Welt sieht und als Kognitionswissenschaftler sich die Welt zurechtbastelt. Gehirn, Seele, Mensch, Geist, Erinnerung und Studien zur Genese des Menschen geraten in einem heillosen Durcheinander zu einem verwirrenden Gemisch heutigen und vergangenen Wissens. Andrews Leben scheint aus einem einzigen Irrweg mit realen Mustern zu bestehen.

Der Leser ist überrascht und leicht verstört, was er von all’ dem halten soll.

Im einem zweiten Teil hören wir die Geschichte von Andrew und Briony, seiner ersten Frau. Skurril, witzig und sehr amüsant lesen wir von den Merkwürdigkeiten ihrer Herkunft und zuletzt ihrem unerwarteten Tod.

Wieder in einem weiteren Teil des Romans wird Andrew zum Präsidentenberater nach 9/11, dem Datum, das für Amerika zum Trauma wurde. Hier erlebte das Land den tiefsten Schlag seiner Geschichte. Der Autor nimmt den damalige Präsidenten und seine Umgebung zum Anlass für eine böse Satire.

Nach und nach werden die einzelnen Geschichten in einer Art Fiktion mit jeweils wechselnden Dialogpartnern erzählt.

E.L. Doctorow, hoch angesehener amerikanischer Autor und kürzlich verstorben, hat uns ein kleines, schmales Werk hinterlassen, das allerhand Rätsel aufgibt. Jeder wird sich seinen eigenen Reim darauf machen. Tatsache bleibt, dass der Autor eine Neigung zu Sonderlingen hat, wie man sie in einem seiner bekanntesten Romane „Homer & Langley“ schon ausmachen konnte. Der frühere Roman war humorig, kurzweilig und amüsant. Dieser Roman ist eher verworren und ein wenig undurchschaubar in seiner Absicht.

E.L. Doctorow
In Andrews Kopf
208 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, August 2015
ISBN-10: 3462048120
ISBN-13: 978-3462048124
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Milan Kundera: Das Fest der Bedeutungslosigkeit

Milan Kundera: Das Fest der Bedeutungslosigkeit

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Betrachtungen mit philosophischem Hintergrund.

Milan Kundera hat uns 15 Jahre auf seinen neuen Roman warten lassen. Der letzte erschien im Jahr 2000 unter dem Titel “Die Unwissenheit.“ Am bekanntesten ist der Roman von der „…unerträglichen Leichtigkeit des Seins“. Wie die Titel seiner Werke schon erkennen lassen, sind seine Erzählungen durchdrungen von tiefenpsychologischen und philosophischen Fragen über das Wesen des Menschen und seiner Abgründe.

In seinem neuen Roman begegnen wir vier Freunden unterschiedlichen Alters, die sinnierend ihrem Alltag nachgehen.

Der eine und andere spaziert durch den Jardin du Luxembourg in Paris; Charles, einer der Haupterzähler, amüsiert mit Anekdoten aus dem Leben Stalins; Alain denkt über die Beziehungen zum weiblichen Geschlecht nach, Caliban, der Schauspieler, schlüpft gerne in fremde Rollen. Ramon schließlich, der Älteste von allen, sieht dem Treiben seiner Freunde zu. Ihre Gespräche zielen immer auf Fragen nach dem tieferen Sinn des Lebens, sind zuweilen schwierig meist jedoch leicht und humorig in ihrer Diktion. Wie tief ihre Gedanken bei ernstem Hintergrund verweilen, besagen Aussagen wie diese, die Charles aus einem Buch von Chruschtschow zitiert:

“Die Zeit rennt. Dank ihr sind wir zunächst Lebende, was bedeutet: Angeklagte und Verurteilte. Dann sterben wir und bleiben noch ein paar Jahre bei denen, die uns gekannt haben, aber sehr bald folgt eine andere Veränderung: Die Toten werden alte Tote, niemand erinnert sich mehr an sie, und sie verschwinden im Nichts; nur einige, sehr, sehr wenige, hinterlassen ihren Namen in den Gedächtnissen, verwandeln sich jedoch, ohne jeden authentischen Zeugen, jede echte Erinnerungen, in Marionetten….“

Um Alains Geburt gibt es ein Geheimnis. Die imaginären Gespräche mit seiner Mutter, die ihn gleich nach seiner Geburt verlassen hat, führen zu der Erkenntnis, dass Geborenwerden und Sterben nicht unserem Willen unterworfen sind. Auch die Individualität des Menschen unterliegt eigenen Gesetzen; ist sie vielleicht nur eine Illusion?

Die vorgetragenen Thesen spiegeln zahlreiche Fragen, mit denen sich unsere Helden beschäftigen.

Ein wenig schaut die Sinnlosigkeit aus allen Ecken, und doch hört man dieses: wir leben! Als Tenor der Gespräche.

Selten habe ich ein so hintergründiges, tiefschürfendes und gelegentlich verrücktes Buch gelesen wie dieses.

Kundera bezieht sich in seinen Betrachtungen über das Leben auf Philosophen wie Schopenhauer, Hegel und Kant.

Die Handlung besteht aus Episoden. Zeit und Orte wechseln. Man erfährt aber genug, um von jedem einzelnen der Protagonisten einen Eindruck zu gewinnen. In den Gesprächen geht es immer wieder um die Frage unserer menschlichen Bedeutung für heute und immer. Als Fazit kann man konstatieren: wir haben keine!

Zuletzt ist es die Comédie Humaine im Sinne Balzacs, die dieser Roman zeigt: wir alle sind Spieler in dem großen Lebensspiel, in dem jedem seine besondere Rolle zugedacht ist.

Für anspruchsvolle Leser ist die Lektüre ein Gewinn!

Milan Kundera
Das Fest der Bedeutungslosigkeit
144 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, Februar 2015
ISBN-10: 3446247637
ISBN-13: 978-3446247635
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Jonas Winner: Das Gedankenexperiment

Jonas Winner: Das Gedankenexperiment

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Karl Borchert hat verspielt. Der junge Philosoph bekommt keine finanzielle Unterstützung für sein neues Forschungsprojekt. Seine berufliche Laufbahn ist damit infrage gestellt. So nimmt er das Angebot von Professor Leonard Habich an, ihm für einige Zeit als Privatsekretär zur Verfügung zu stehen. Schloss Urquardt, in der Nähe von Berlin gelegen, ähnelt einem Gruselschloss. Was hinter den Mauern vorgeht, wissen nicht einmal die Dorfbewohner. Gemunkelt wird so einiges. Damit wird Borchert schon bei seiner Ankunft im Dorf konfrontiert. Kein Wunder also, dass ihm sofort ein Unbehagen überkommt und er in der ersten Nacht von einem Albtraum heimgesucht wird.

Borchert beginnt, Unterlagen sortieren. Schlau wird er aus den Aufzeichnungen zunächst nicht. Professor Habich gibt sich bedeckt, was seine Forschungsvorhaben betrifft. Es steht jedoch außer Zweifel, dass er an einer großen Sache dran ist, das die Menschheit verändern wird.
Es geht um die Sprache, derer sich der Mensch bedient. Oder ist es womöglich umgekehrt. Bedient sich die Sprache, die als eigenständiges Wesen zu sehen ist, des Menschen?

Schon über die Thematik nachzudenken, hinterlässt Spuren. Habich wird immer merkwürdiger, scheint gar den Verstand zu verlieren. Und auch Borchert gerät in einen Gedankenstrudel, der ihn nicht mehr loslässt. Unter den Wissenschaftlern, die sich mit dem Thema bereits auseinandergesetzt haben, hat es in der Vergangenheit merkwürdige Todesfälle gegeben. Wird auch Habich ein Opfer werden?

Man muss mit der Geschichte mitgehen können und sich einlassen auf das Gedankenexperiment. Schafft man das, wird es richtig spannend. Auf einer philosophischen Ebene wird das Wesen unserer Sprache von vielen Seiten auf eine geheimnisvolle Art und Weise beleuchtet.

Die Figuren im Buch unterliegen dem vom Autor geschaffenen Muster, ohne dies zu bemerken und später, nach Erkenntnis, gibt es kein Entrinnen mehr. So wird die Geschichte immer weiter fortgeschrieben, bis es zur Katastrophe kommt.

Das Buch besticht durch die unheimliche Stimmung. Die Bewusstseinsebenen verschwimmen. Nichts ist wirklich greifbar, sondern von den eigenen Gedanken, von abstrakten Gedanken, abhängig.
Ein spannender Stoff liegt dem Buch zugrunde und wird auf interessante, ja experimentelle Weise, in eine Art Krimi eingebunden.

Rezension von Heike Rau

Jonas Winner
Das Gedankenexperiment
400 Seiten, gebunden
Droemer Verlag
ISBN-10: 3426281058
ISBN-13: 978-3426281055
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Christan Schüle: Wie wir sterben lernen

Christan Schüle: Wie wir sterben lernen

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Über den Tod nachzudenken, ist etwas, das viele Menschen ablehnen oder zumindest auf unbestimmte Zeit hinausschieben wollen. Man wird aber unweigerlich damit konfrontiert werden, es ist unausweichlich. So ist nun einmal der Lauf der Dinge. So ist das Leben.

Christian Schüle hält nichts von Verdrängung. Er hat sich in einem Essay auf eine sehr persönliche Art und Weise dem Tod und dem Sterben angenähert und spricht darüber, keine Tabus zulassend. Es hat hier ohnehin, wie er beobachtet hat, ein Wandel eingesetzt. Es wird langsam umgedacht. Dennoch ist es ein schwieriges Thema, eines dem man mit Fingerspitzengefühl begegnen muss. Aber das gelingt dem Autor sehr gut. Er kritisiert wenig, er beobachtet lieber, setzt sich auseinander und zieht Schlussfolgerungen.

In seinem Essay geht Christan Schüle vielen Fragen nach und ergründet, wie das ist mit dem Sterben und dem Tod. Ansichten und Einsichten werden zusammengetragen. Und daraus entstehen Gedanken, die durchaus hoffnungsvoll klingen, die Trost bringen und das Unaufhaltsame erträglich erscheinen lassen. Dabei wird natürlich auch ein Blick auf das medizinisch und auch das menschlich Mögliche geworfen, das verhindern könnte, dass das Sterben und der Tod völlig unbeherrschbar scheinen oder gar würdelos und in Einsamkeit vonstattengehen.

Am Ende fasst der Autor die wichtigsten Erkenntnisse, die er durch die Arbeit am Essay und durch das tiefgehende Nachdenken gewonnen hat, zusammen. Das Buch liest sich überraschend leicht. Es löst keine Schwere aus, es macht einem nicht zu schaffen. Ein gekonnter Schreibstil, eine überlegte Wortwahl und die persönliche Offenheit des Autors sorgen dafür. Das Weiterdenken und die Schlussfolgerungen für das eigene Leben und den Blick auf den nahenden Tod, den eigenen oder anderer, muss man natürlich selbst übernehmen.

Rezension von Heike Rau

Christan Schüle
Wie wir sterben lernen
Ein Essay
224 Seiten, gebunden
Pattloch Verlag
ISBN-10: 3629130429
ISBN-13: 978-3629130426
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Joe Brainard: Ich erinnere mich

Joe Brainard: Ich erinnere mich

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Erinnerungsfragmente…

Dieses kleine Büchlein mit einer Einführung von Paul Auster wird von diesem in den höchsten Tönen gelobt. Er habe es 1975 für sich entdeckt und fortan immer wieder einmal darin gelesen. Ihn überraschte, dass er die Zeilen jedes Mal wie zum ersten Mal läse. Das Buch stammt von dem Maler und Schriftsteller Joe Brainard, der 1941 in Arkansas geboren wurde und 1994 starb.

Paul Auster hat die in Versatzstücken aufgeführten impressionistischen Erinnerungen von Joe Brainard unter bestimmten Gesichtspunkten thematisiert. So finden sich Themen wie „Grübeleien“, „Geständnisse“, „Witze und Alltagssprache“, „Freunde und Bekannte“ und „autobiographische Fragmente“ in einzelnen Satzgegenständen wieder.

In der Tat gibt es bei Joe Brainard keinen Erzählstrang, der eine kontinuierliche Entwicklung spiegelt. Frei assoziierend beginnt er jeden Satz mit „ich erinnere mich…“, um dann Einzelheiten aus seinem Leben zu erzählen. Es können Solosätze sein oder auch ganze Absätze, in denen der Autor seine Vergangenheit mit auch sehr frühen ersten Erfahrungen wieder gibt. Man wird mit dem Erzählten vertraut, und Joe Brainard eröffnet Blicke in sein Innenleben, die ihn uns näher bringen, als jede Erzählung das könnte.

Schon in frühen Kindheitstagen kreisen seine Gedanken um Sexualität und sein Schwulsein. Ganz banale oder auch glückliche Alltagsereignisse wechseln mit ernsthaften Gedanken, die jedoch nie mit Schwere oder Depression einhergehen. Ein frei assoziiertes Bild mit tausend kleinen Erinnerungsfetzen, zuweilen mit Komik versetzt, fügt sich vor unserem inneren Auge zusammen und bietet Anstöße, sich den eigenen Erinnerungen zu stellen.

Man wird bei Brainard keine Verbitterung, Zorn oder Enttäuschungen finden, sondern eine Vielzahl von flüchtigen oder eindrucksvollen Impressionen und Gefühlen, die er in seinen Erinnerungen heraufbeschwört. „Ich erinnere mich, dass ich überrascht war, wie gelb und wie rot der Herbst tatsächlich ist“ und „ich erinnere mich an Kissenschlachten“.

Joe Brainard war ein bildender Künstler, der in den sechziger Jahren in New York in einschlägigen Künstlerkreisen verkehrte und dort auf anerkennende Raisonance stieß. Befreundet mit Malern und Schriftstellern entwarf er Bühnenbilder, gestaltete Cover für Lyrikeinbände und Plattenhüllen und gehörte zur New York School, in der sich insbesondere Künstler zusammen geschlossen hatten, die den in den vierziger Jahren und bis in die sechziger Jahre hinein praktizierten konservativen Museumsstil ablehnten.

Ich muss gestehen, dass mich die Erzählweise zunächst irritierte, bis ich lernte, sie als Mosaiksteinchen der Impressionen zu betrachten. Man kann in das Buch hineinlesen und darin blättern, einzelne Teile lesen und andere zu einem anderen Zeitpunkt. Man wird durchaus Gewinn daraus ziehen!

Joe Brainard
Ich erinnere mich
160 Seiten, gebunden
Walde+Graf, August 2011
ISBN-10: 303774040X
ISBN-13: 978-3037740408
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Lothar Eichler: Gedankenspiele

Lothar Eichler: Gedankenspiele

Ein kleines, schmuckes Büchlein mit sage und schreibe 33 kleinen und feinen, nachdenklich und schmunzelnd machenden Geschichten über das alltägliche Leben. Der Autor gewährt Einblick in seiner Gedankenwelt, er zeigt, wie er denkt, welche Themen ihn beschäftigen, und das sind nicht gerade wenige. Dabei wird nichts ausgespart. Geht es in der einen Geschichte um die Liebe zwischen Mann und Frau, so geht es in der anderen um die der Kinder zu ihren Eltern und umgekehrt, oder es geht um die Entstehung der Pommes frites oder die Globalisierung der Gesellschaft, es geht um das Arbeitsklima in der Firma oder um Menschen, die viel Zeit haben. Eichler beobachtet, beschreibt, denkt nach und erzählt. Die keineswegs langweilig wirkenden Gedankenspritzer, die von ihm aufs Papier gebracht wurden, sind nicht ohne verborgene Anspielungen. Sie decken so manche Unzulänglichkeit unserer Gesellschaft auf oder stellen vermeintlich fest vorgegebene Wege in Frage.

Trotz der höchst unterschiedlichsten Texte zieht sich ein roter Faden durch das Büchlein. Es ist der Faden der Liebe. So findet dieses Thema schließlich seinen Höhepunkt in der letzten Geschichte, die in ihrer Form eine starke Ähnlichkeit mit einem Liebesbrief aufweist und ein Kompliment darstellt. Wenn auch in jeder Geschichte unterschiedliche Fragen aufgeworfen werden, so gibt es letztendlich eine Antwort auf alle Fragen: wo der Verstand seine Grenzen erreicht, da ist die Liebe die Antwort.

Eine nette Lektüre, die sich in jeder Situation sehr gut für Zwischendurch eignet, ob im Zug, im Flugzeug, oder im Warteraum des Zahnarztes. Die Geschichten, von denen viele nur zwei Seiten lang sind, passen immer. Und manch eine sehr philosophisch erscheinende Geschichte lädt auch noch beim zweiten und dritten Lesen zu neuen Entdeckungen zwischen den Zeilen ein.

_______________________________
Lothar Eichler
Gedankenspiele
Softcover, Taschenbuch
Centrum Verlag in der WFB Verlagsgruppe
ISBN: 978-3-86672-988-9
_______________________________

© Detlef Knut, Düsseldorf 2010

Fremde Gedanken – Fantastische Erzählungen

Fremde Gedanken – Fantastische Erzählungen

Eine Kriegerin und ein Zauberer, ein verliebter Außerirdischer, ein Wissenschaftler mit fremden Gedanken im Kopf oder eine mutige Drachenführerin, sie alle füllen die neun Geschichten mit Leben. Geschichten die in verschiedenen Zeiten spielen oder in fernen Welten oder scheinbar hier in unserer Nähe. Es geht um das Leben, das Überleben, unsere Träume und Sehnsüchte und natürlich die Liebe.

Den Einstand macht die Story „Geistesmacht“, die sich auf so faszinierende Art und Weise mit unserer Willenskraft und den dadurch erfüllbaren Träumen befasst. Sie zieht den Leser magisch hinein in das Buch. Sehr spannend ist „Fremde Gedanken“. Die Möglichkeit menschliches Wissen von einem Gehirn in ein anderes kopieren zu können, ist utopisch. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. „Die Nacht im Park“ liest man wohl mit einen Schmunzeln. Was wäre, wenn der eigene Partner, den man eigentlich für durch und durch menschlich hält, sich in einen Außerirdischen verwandeln würde? Eine abwegige Vorstellung? Und trotzdem wird dieses Szenario einmal durchgespielt. „Hallen aus Stahl“ dagegen stimmt nachdenklich. Die Menschen leben hier unterirdisch in Kuppelstädten auf dem Meeresboden, werden beherrscht von einer diktatorischen Regierung. Vor dieser Kulisse sucht ein Bruder seine ohne Wissen der Regierung geborene Zwillingsschwester, die nach dem Gesetz eigentlich kein Recht hat zu leben. Den gelungenen Abschluss bildet die eher heitere Geschichte „Verflixter Montag“, die unsere Einstellung zu eben diesem Wochentag durch einen vielsagenden Blick in die Zukunft ändern könnte.

Beeindruckend ist die Vielfalt der Geschichten, der gelungene Mix aus Science-Fiction und Fantasy. Die Autorin schreibt sehr flüssig und behält einen einheitlichen Stil bei. Sie setzt der Phantasie des Lesers keine Grenzen. Kurzweilige und abwechslungsreiche Unterhaltung wird so garantiert.

Heike Wolff ist Jahrgang 1973. Die Mitherausgeberin des LEseSTOFFs lebt in Leipzig. Nach zahlreichen Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften liegt nun mit „Fremde Gedanken“ ihr erstes Buch vor. www.wolffheike.de

Rezension von Heike Rau

Heike Wolff
Fremde Gedanken – Fantastische Erzählungen
148 Seiten, broschiert
Engelsdorfer Verlagsgesellschaft
ISBN: 3-937290-58-3

Bestellen