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Schlagwort: Demenz

Helga Schubert: Der heutige Tag

Helga Schubert: Der heutige Tag

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Eine Frau begleitet ihren Mann auf seinem letzten Lebensabschnitt. Seine Demenz ist offensichtlich. Wie geht man damit um?

Helga Schubert beschreibt im Wechsel mit ihrer Gegenwart, wie sie mit ihrem Mann zusammengelebt hat, wie ihre Liebe entstand und Bestand hatte und wie das „Heute“ aussieht.

Derden, wie sie ihn nennt, ist alt, krank und abhängig von ihr wie nie zuvor in ihrem langen gemeinsamen Leben.

Die Anfänge ihrer Ehe waren holprig; beide hatten Ehen hinter sich und Kinder aus diesen vergangenen Ehen. Während sie ihr Leben alleine schon bald gestaltet, zieht es ihn immer wieder zurück zu seiner Ehe und dem Familienleben. Sie konnte dem alternativlos ein Ende setzen. Nun sind sie seit 58 Jahren zusammen und lieben sich immer noch!

Das ist eine lange Zeit, um sich nah zu sein und zu bleiben. Es scheint ihnen gelungen, ein glückliches gemeinsames Leben gemeistert zu haben. Er malt, sie schreibt, doch das jetzige Leben mit Pflege und allen Begleiterscheinungen eines vergänglichen Lebens hat nochmal eine ganz neue Dimension.

Es gibt wunderbare Berichte über ihr Leben auf dem Land in einem stillen Bauernhaus in Mecklenburg, das Ruhe und Beschaulichkeit verspricht.

Die Düfte und Geräusche der natürlichen Umgebung sind berückend. Man vergisst vorübergehend ganz, was die Pflege ihres Mannes  für die Autorin an Beschwerlichkeiten mit sich bringt. 

In ihrem Alter, 83, sieht sie bei Freunden und Bekannten Veränderungen mit den unterschiedlichsten Merkmalen. Es gibt weit verbreitet Demenz, Heimunterbringungen, Todesfällte; auch späte Liebe mit über neunzig Jahren kommt vor! Sie selber ertappt sich gelegentlich bei eigener Vergesslichkeit. Die ganze Wahrheit des Altwerdens wird sichtbar. Es gibt glückliche Momente, das ja. Sie bestehen in der Stille, dem Gesang einer Amsel, dem Betrachten der Blumen im Sommer, und für Helga Schubert im Schreiben am Laptop. Doch alles wird überlagert von der schwer zu bewältigende Pflege für ihren schwer kranken und viele Jahre älteren Mann.

Wie viel Geduld das erfordert!

Eine zärtliche Geste hier, ein Hauch von Verzweiflung da: die Autorin berichtet hautnah, wie es sich lebt im Angesicht des langsamen Untergangs von Geist und Körper!

Die Liebe und die Nähe, gemeinsamer Humor und das Lachen: das alles gilt es zu bewahren und doch den nahenden Abschied nicht zu verleugnen. Wie schwer das fällt, bis er zur unabänderlichen Wahrheit wird!

Es ist ein schönes Buch, ein melancholisches auch, doch alles durchdrungen von einer langen Liebe! 

Helga Schubert
Der heutige Tag
dtv Verlagsgesellschaft, März 202
272 Seiten, gebunden
ISBN-10: ‏342328319X
ISBN-13 :978-3423283199
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Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil

Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil

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Wer weiß schon, was in einem Menschen vorgeht, der langsam sein Gedächtnis verliert? Arno Geiger hat es erfahren und in eine literarische Form gebracht, die anrührend, klar und feinfühlig an die Geschichte seines Vaters heranführt.

Zuerst noch unbemerkt, tastend und irritierend bemerkt der Sohn Veränderungen im Verhalten des Vaters, die er nicht deuten kann. Er verbessert Sätze, wenn sie wirr erscheinen und versucht dem Vater auf die Sprünge zu helfen bei Fehleinschätzungen und Erinnerungslücken. Doch eines Tages dämmert dem Sohn, dass der Vater die Realität nicht mit den gleichen Augen sieht wie er selber. Er muss sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass sich der Geist des Vaters verändert, und er sein Leben aus dem Griff zu verlieren droht. Mit wachen Sinnen und einfühlsamem Bemühen lernt der Sohn, den Vater in seiner sich stetig verändernden Andersartigkeit zu akzeptieren. Die oft wiederholte Phrase „ich will nach Hause“ bringt Arno Geiger zu der Erkenntnis, dass „Zu Hause sein“ ein zutiefst menschliches Bedürfnis nach Geborgenheit und Vertrautheit ist, das sich nicht zuletzt in der Religion mit dem Begriff des Himmelreichs bezeichnen lässt.

Feinsinnig und nachdenklich folgt Arno Geiger den Veränderungen im Verhalten seines Vaters und lässt noch einmal dessen Herkunft Revue passieren. Das karge Dasein eines Buben aus einer kinderreichen aber armen Familie lassen nicht viele Hoffnungen und Illusionen auf kommendes Glück zu.

Als der siebenunddreißigjährige Vater eine viel jüngere Lehrerin heiratete, waren beider Erwartungen an die Ehe und das Familienglück so diametral gegensätzlich, dass das Ende dieser Ehe geradezu vorprogrammiert schien. Sie überdauert nur die Zeit des Heranwachsens der Kinder.

Gut erinnert sich Arno Geiger an die eigene Kinderzeit, die Großeltern und die Atmosphäre im Haus und an den fleißigen und arbeitsamen Vater in seiner Rolle als kleiner Beamter in dem Ort Wolfurt in Österreich. Die Natur und erhabene Landschaft mit Blick auf den fernen Bodensee sind wiederholt Anknüpfungspunkte für Arno Geigers eigene Heimatbetrachtungen. Wohltuend steht er in seinen Erinnerungen an den Vater hinter diesem zurück und spiegelt nur seine Gefühle im Wandel zu dem an Demenz erkrankten Vater. Ein anrührendes Stück Literatur zeigt eine Vater-Sohn-Beziehung, die den Sohn zurück zu seinen Wurzeln führt und zu einem Vater, dem er sich lange entfremdet sah. Versöhnlich und liebevoll begleitet er mit wachen Sinnen dessen langsames Verlöschen aus der Gegenwart und aus den Bezügen der Vergangenheit. Wie tröstlich ist das Wiedererkennen der Charakterstrukturen des Vaters auch in seinen trüben Stunden!

Arno Geiger zeigt ein hervorragendes Talent, sich den Gefühlen zu stellen und sie in Worte zu fassen, die ihn zurück zum Vater seiner Kindheit führen und zu dem aus der Welt verschwindenden alten Menschen, der ihm wieder so nahe gekommen ist.

Arno Geiger
Der alte König in seinem Exil
192 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, 13. Auflage November 2012
ISBN-10: 3423141549
ISBN-13: 978-3423141543
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Rachel Khong: Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte

Rachel Khong: Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte

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Ruth ist die Hauptprotagonistin in diesem Buch über ein Jahr mit einem Vater, der an Demenz leidet.

Sie ist keine besonders erfolgreiche Person, und sie steht vor der zerbrochenen Beziehung zu ihrem Verlobten. Ins Elternhaus zurückgekehrt, trifft sie sich mit Freunden und Freundinnen aus ihrer Jugend und denkt sich eine besondere Freude für ihren Vater aus. Er war erfolgreicher Geschichtsprofessor und darf nicht mehr unterrichten, weil man seine Demenz bemerkt hat. Sie findet Kollegen und Freunde, die ein Seminar für den Vater organisieren, in dem ihm die Fiktion eines normalen und gesunden Daseins vorgespielt wird.

Das Buch ist reich an Episoden. Eine fortlaufende Handlung ist nur schwer erkennbar.

Die Sätze sind kurz und lakonisch.

Alle möglichen Freunde und Freundinnen aus der Kindheit tauchen auf, Studenten des Vaters kommen zu Besuch und man isst, trinkt und erfreut sich des Augenblicks. Die Demenz des Vaters ist nicht sehr ausgeprägt, und seine Aussetzer versetzen die Familie nur selten in Schrecken.

Rachel Khong schreibt in Tagebuchform und in einem locker-fröhlichen Stil. Ihre Erzählung besteht aus freien Assoziationen, Begegnungen, Kindheitserinnerungen und Aktionen für den Vater. Mir fehlten tiefere Gedanken der Reflexion, wie man sie bei Arno Geigers Buch über seinen Vater findet.

Für Freunde der leichten Unterhaltung und der Situationskomik mag dieses Buch jedoch durchaus einen Aspekt der Demenz vermitteln.

Rachel Khong
Das Jahr in dem Dad ein Steak bügelte
256 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, September 2018
ISBN-10: 3462049720
ISBN-13: 978-3462049725
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Peter May: Beim Leben meines Bruders

Peter May: Beim Leben meines Bruders

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Dass der Leichenfund im Torfmoor von Lewis nichts für die Archäologen ist, findet Professor Colin Mulgrew schnell heraus, trägt dieser doch ein Elvis-Tatoo. Auch wie der junge Mann gestorben ist, hat der Pathologe bald rekonstruiert. Es war Mord. Detective Sergeant George Gunn ist vom Ergebnis der DNA-Analyse überrascht. Es beweist, dass ein Ortsansässiger verwandt ist mit dem Toten.

Fin Macleod ist nach seiner Scheidung zurückgekehrt auf die Insel. Aus dem Polizeidienst ist er ausgeschieden. Es kommt zu einem Wiedersehen mit Marsaili, seiner Jugendliebe, die statt ihn damals einen anderen geheiratet hat. Ihr Sohn Fionnlagh, der wie sich herausgestellt hat, auch sein Sohn ist, ist gerade Papa geworden. Viel zu jung und ohne abgeschlossene Schulausbildung ist er dem Vater Donnas allerdings ein Dorn im Auge. In diesen Konflikt mischt sich Fin ein.

Tormod Macdonalds Verwandschaftsverhältnis zu dem Toten aus dem Moor wird sich nur schwer aufklären lassen. Marsailis Vater leidet an Demenz. Doch weil er als Mordverdächtiger gilt, wollen George Gunn und Fin Macleod versuchen herauszufinden, was Ende der 50er Jahre geschah. Der alte Mann kann sich an lange zurückliegende Ereignisse noch gut erinnern. Doch was er ab und an sagt, was ihm in den Sinn kommt, klingt diffus. Denn niemand weiß, dass er einen Bruder hatte, mit dem er nach dem Tod der Mutter in ein Waisenhaus kam.

Es ist eine überaus tragische Geschichte, die hier erzählt wird. Der alte Mann, der für Aufklärung sorgen könnte, kann es nicht mehr, auch wenn er aufgrund seiner Demenz in der Vergangenheit lebt. Niemand ahnt, dass seine Identität gestohlen ist, weil es sein musste, weil es keinen anderen Ausweg gab.

Dennoch wird nach und nach der alte Mordfall aufgerollt. Das ist insbesondere Fin Macleod, der die Krankheit kennt und es versteht, besser hinzuhören als andere. So kommt er der Wahrheit immer näher. Einer gefährlichen Wahrheit, das ahnt er bald. Und auch für den Leser wird diese unterschwellige Gefahr spürbar gemacht. Fin Macleod ist ein sensibler Ermittler, er vorverurteilt nicht und das beeindruckt sehr. Der Fall um Familienbande, um Rache und wieder Rache scheint kein Ende nehmen zu wollen. Die Spannung steigt ins Unermessliche und wird von Emotionen und Schicksalhaftem getragen in eine ungewisse Zukunft.

Rezension von Heike Rau

Peter May
Beim Leben meines Bruders
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz
336 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552056718
ISBN-13: 978-3552056718
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Sabine Bode: Frieden schließen mit Demenz

Sabine Bode: Frieden schließen mit Demenz

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Weggucken oder sich einlassen?

In ihrem Buch über Demenz beschreitet Sabine Bode einen sehr eigenen Weg: Aus zahlreichen Beobachtungen, Gesprächen mit Betroffenen, Angehörigen und Heimbesuchen versucht sie ein geschlossenes Bild über die Alterserscheinung Demenz zu erhalten. Sie zitiert aus bekannten Büchern, die Angehörige oder Betroffene selber geschrieben haben, und aus Erkenntnissen der Wissenschaft und Forschung.

Das sicher gut gemeinte Vorhaben, einen Perspektivwechsel bei der Betrachtung und Handhabung der Altersdemenz zu erreichen, gelingt ihr leider nicht. Sie entwickelt eine Utopie, wie man den schwer in ihrem Verhalten veränderten Personen begegnen sollte.

Ihre Forderung ist transzendent.

Ihr Buch beinhaltet ein Sammelsurium von Erkenntnissen, die recht unvermittelt aneinander gereiht werden. Der Tenor heißt: Liebe, Zuwendung, Geduld und Akzeptanz gegenüber den in ihrem Verhalten veränderten Alten. Aber wissen wir das nicht alle schon?

Bei allen gut gemeinten Ratschlägen der Autorin, wie man durch liebevolle  Behandlung den Altersdementen in ihrem Alltag helfen könnte, wird vergessen, dass sich einfach niemand oder zu wenige Personen finden werden, die diesen ganz bestimmt löblichen Vorgaben gerecht werden könnten. Liebe und Zuwendung lassen sich nicht erzwingen. Verwandte werden aus Pflichtgefühlt und gelegentlich auch wie bei John Bayley aus Liebe den alten, vergesslichen und körperlich wie seelisch dem realen Leben abhanden gekommenen Menschen helfen können. Insgesamt bleibt das Schicksal Demenz eine schwere Prüfung, die nicht alle Angehörigen oder das Pflegepersonen bestehen werden.

M. E. brächte nur eine politisch-gesellschaftliche Korrektur in Form von geänderten Ausbildungsrichtlinien für Pflegende, sozialer Anerkennung der Arbeit des Pflegepersonals und viel, viel Geld die Wende.

Es bleibt ein Dilemma, das für jede einzelne betroffene Familie im Spagat zwischen dem Machbaren und der Unzulänglichkeit enden wird.

Fazit: Aufklärung über Demenz durch fachlich hervorragende Lektüre für breite Kreise ist hilfreich. Diese erfüllt Sabine mit ihrem Buch jedoch nur bedingt. Als Beispiel für bessere andere sei hier Frank Schneiders Buch „Demenz“ genannt.

Die Behandlung und Lösung der Probleme im Einzelfall durch Pflegekräfte, familiäre Hilfe oder Unterbringung wird man den Betroffenen je nach Kapazität und psychischer Kraft am Ende selber überlassen müssen.

Sabine Bode
Frieden schließen mit Demenz
Kindle Edition
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 305 Seiten
Klett-Cotta, Februar 2014
ISBN-10: 3608948066
ISBN-13: 978-3608948066
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André Aleman: Wenn das Gehirn älter wird

André Aleman: Wenn das Gehirn älter wird

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Der holländische Neuropsychologe André Aleman hat in einem sachlichen und informativen Buch die Vorgänge beschrieben, die Einflüsse auf die Entwicklung unseres Gehirns im Laufe eines langen Lebens nehmen.

Das alltägliche Wissen vom „jungen“ Gehirn das sich zum alten Gehirn verändert, liegt auf der Hand. In seinen Abhandlungen bespricht Aleman die Stadien des Langzeit-, Kurzzeit- und Arbeitgedächtnisses und, sehr wichtig, die Veränderungen in den kognitiven Fähigkeiten. Testverfahren und Bilder veranschaulichen die verschiedenen Stadien der Gehirnentwicklung. Neu für den Leser mag sein, dass sich das alte Gehirn vom jungen dahingehend unterscheidet, dass es auch Vorteile gibt, die das alte Gehirn auszeichnen.

Wenn sich nicht gerade die Alzheimerkrankheit ins Gehirn einschleicht, kann das Alter mit dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses durchaus gleichwertige andere Möglichkeiten entwickeln. Gereifte Emotionen, lebenslange Erfahrungen, soziale Kompetenz und Training vermögen den alten Menschen mit dem Zugewinn an Freiheit beglücken.

Alemans Empfehlungen für den Erhalt zahlreicher Kompetenzen sind ernst zu nehmen; sie zeigen, dass das berühmte Schlagwort „wer rastet der rostet“ immerwährend gültig ist.

Zum Abschluss seiner Ausführungen, die z.T. recht fachwissenschaftlich sind, werden noch einmal die Verhaltensweisen aufgezeigt, die dem Verfall der Hirnzellen entgegen wirken könnten: dazu gehören Bewegung, gesunde Ernährung, geistige Aktivität, soziale Kontakte, Spiritualität, Religion und die Liebe.

Für mich haben die letzteren Aussagen einen leicht moralisierenden Charakter. Als könnten wir dem Altern und Tod entgegen wirken, und als wäre derjenige, der diesen Ratschlägen nicht folgt, selber schuld an einem frühzeitigen Verfall und Ende. So aber ist es nicht. Eine Vielzahl von negativen Krankheits- und Altersmerkmalen sind unabänderlich, und es gilt, mit diesen Einschränkungen zu leben und zu sterben.

Dennoch ist dieses Buch ein weiteres Mosaiksteinchen unter den zum Thema veröffentlichten Abhandlungen, das zu Erklärungen über das physische und mentale Altwerden beiträgt.

André Aleman
Wenn das Gehirn älter wird
240 Seiten, gebunden
C.H.Beck, 2. Auflage, Dezember 2013
ISBN-10: 3406653251
ISBN-13: 978-3406653254
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Donatella Di Pietrantonio: Meine Mutter ist ein Fluss

Donatella Di Pietrantonio: Meine Mutter ist ein Fluss

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Was tut man, wenn die Mutter ihre eigene Geschichte vergisst? Wenn die Erinnerungen gehen oder nur noch bruchstückhaft existieren. Dass es nicht wieder besser werden wird, weiß die Tochter, die sich um ihre Mutter kümmert. So geht sie gedanklich zurück in die Vergangenheit und arbeitet diese auf, indem sie ihrer Mutter ihre Erinnerungen schildert und auch die Erinnerungen, die sie nur von ihrer Mutter weiß, weil sie ein kleines Kind war oder diese in eine Zeit zurückgehen, die die Kindheit und Jugend ihrer Mutter betreffen.

Es war ein entbehrungsreiches Leben. Esperina stammt aus einer armer Bauernfamilie in den Abruzzen und heiratete Cesare. Die beiden lebten auf den Höfen der Eltern und Schwiegereltern. Die Arbeit ging immer vor. Es reichte auch so kaum zum Überleben. In diese Großfamilie hinein wurde die Tochter geboren. Viel Liebe hat sie nicht von ihrer Mutter bekommen und das macht ihr heute immer noch zu schaffen. Eine klärendes Gespräch wäre nötig, nach all den langen Jahren. Doch das wird es nicht mehr geben.

Der Blick der Tochter, die längst eine eigene Familie hat und beruflich erfolgreich ist, auf die Mutter ist dennoch von Liebe geprägt. Das kann man zwischen den Zeilen lesen. Der Anklang ist melancholisch, sehnsüchtig, gedankenverloren, unendlich traurig und dennoch wohlwollend. Denn diese Erinnerungen verbinden beide Frauen und das versöhnt letztendlich doch.

Rezension von Heike Rau

Donatella Di Pietrantonio
Meine Mutter ist ein Fluss
Aus dem Italienischen von Maja Pflug
176 Seiten, gebunden
Verlag Antja Kunstmann
ISBN-10: 3888978173
ISBN-13: 978-3888978173
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