Chicken Christl

Chicken Christl

Mika Koegl hat zwölf Finger, an jeder Hand sechs. Genau wie sein Großvater Major Koegl. Aber was hat das schon zu sagen, der Großvater hat es schließlich weit gebracht – vom Hühnerzüchter zum Präsidenten.
Aber Mika ist zudem noch mit einer Herzkrankheit geschlagen, die kein Arzt anerkennen will.
Seine Freundin scheint die vielen Finger auch nicht zu mögen. Sie trennt sich von ihm. Trotzdem scheint ihr die Amputation der beiden überzähligen Finger wichtig zu sein und sie vereinbart einen OP-Termin.
Für andere sind die überzähligen Finger allerdings so wichtig, dass sie Mika entführen und ihn zu ihrem Gott machen wollen.
Aber so kann er wenigsten sein zukünftiges Leben bestimmen und wählen zwischen Versager und Gott.

Thema des Buches ist Genmanipulation. Doch der Autor geht ganz anders an das Thema heran, als man erwartet. Überhaupt erwartet man bei diesem Titel ein ganz anderes Buch. „Chicken Christl“, die Großmutter, spielt eher eine untergeordnete Rolle. Sie ist eines nicht ganz natürlichen Todes gestorben. Aber Mika spricht mit ihr und schreibt ihr Briefe. Das hat er schließlich versprochen. Doch ist Mika wirklich eine Kopie seines Großvaters. Die Ähnlichkeit scheint sich nur auf die Finger zu beschränken. Ansonsten ist Mika ein Außenseiter. Also liest man hauptsächlich die Geschichte eines Außenseiters. Unfassbar, auf welche kranke Art und Weise Mika sich durchs Leben und seine Träume schlägt. Da hat der Autor aus den vollen geschöpft. Die Geschichte ist abwegig und aberwitzig. Und trotzdem kann man sich ihr nicht entziehen. Es wird eine seltsame Spannung aufgebaut, die fesselt. Die Frage ist: Wird Mika sein Leben ändern oder bleiben die überschüssigen Finger dran?

Über den Autor:
Martin Amanshauser ist Jahrgang 1968. Er lebt in Wien als Autor und Übersetzer aus dem Portugiesischen. 1992 erhielt er den „Georg Trakl -Förderungspreis für Lyrik“ und 1996/97 das „Staatsstipendium für Literatur“.

Rezension von Heike Rau

Martin Amanshauser
Chicken Christl
180 Seiten, Klappenbroschur
Deuticke Verlag, Wien – Frankfurt/Main
ISBN: 3-216-30679-8
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