Sag nie, Du gehst den letzten Weg

Sag nie, Du gehst den letzten Weg

Lin Jaldati ((Rebekka Brilleslijper) war eine jüdische Tänzerin und Sängerin. Geboren wurde sie in den Niederlanden. Ihre Autobiografie erschien vor der Wende und wurde später neu aufgelegt: Eberhard Rebling/Lin Jaldati: Sag nie, Du gehst den letzten Weg (1995).

Es ist ein faszinierendes Buch. Sie und ihr Mann, Eberhard Rebling, schrieben abwechselnd über Kindheit, Jugend und ihr Leben bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg. (In einem weiteren Buch beschrieben sie die Zeit danach.)

Sie war in einer armen Familie geboren, so musste sie schon zeitig die Schule verlassen und lernte Textilarbeiterin (Näherin). Ihre Liebe aber galt dem Tanz. Es gelang ihr, gegen den Willen ihrer Eltern Tanzunterricht zu nehmen, obwohl sie nur wenig bezahlen konnte. Mit 21 (damals Volljährigkeit) ging sie von zu Hause fort. Sie begann, die Lieder ihres Volkes zu singen, nahm dafür auch Gesangsunterricht, und sie in Körpersprache des Tanzes umzusetzen. Schließlich fand sie eine feste Anstellung bei verschiedenen Revues. (Sie hörte dort wieder auf, nachdem sie Eberhard Rebling, ihren späteren Mann, kennengelernt hatte, der aus Deutschland emigriert war.)

Heiraten durften sie nicht, wegen der Nürnberger Gesetze, die auch in den Niederlanden für Deutsche beachtet wurden.

Im zweiten Weltkrieg wurden die Niederlande überfallen und besetzt. Lin Jaldati und Eberhard Rebling, der der Einberufung entgehen wollte, um nicht für das faschistische Regime zu kämpfen, waren in ein illegales Quartier gezogen, zusammen mit ihrer kleinen Tochter, später auch Lins Eltern und ihrer Schwester und anderen Flüchtlingen, in ein Landhaus, das sie gemietet hatten.

1944 wurden sie entdeckt und verhaftet. Einer der Polizisten rettete die Kinder, er brachte sie bei einem Arzt unter. Später brachte ihm das mildernde Umstände.

Eberhard Rebling gelang es zu fliehen, so entging er der Todesstrafe wegen Desertierens.

Lin kam zusammen mit ihrer Familie ins KZ, ihre Eltern kamen in die Gaskammer. Lin und ihre Schwester entgingen dem, weil sie mit Deutschen verheiratet waren. (Eberhard Rebling hatte eine gefälschte Heiratsurkunde geschickt, nach der sie in England geheiratet hatten.) Zunächst kamen sie nach Auschwitz-Birkenau, später nach Bergen Belsen, wo sie auch Anne Frank und deren Schwester wieder traf, mit denen sie bekannt war.
Im Lager organisierten sie mehrere Konzerte, aber das half nichts gegen den Hunger. Denn sie bekamen fast nichts mehr zu essen. So starben Anne Frank und deren Schwester an Hunger und dadurch bedingte Krankheiten.

Lin hatte Glück. Sie kam durch, wie durch ein Wunder. Sie wog noch 29 Kg und wurde von den amerikanischen Befreiern langsam wieder hochgepäppelt. Auch ihre Schwester kam durch. Alle anderen Verwandten waren tot.

Sobald sie konnte, kehrte sie in die Niederlande zurück und fand dort ihren Mann wieder und ihr Kind. Hier hört das Buch auf, und es folgt ein zweites, das ich noch nicht kenne.

Das Buch ist sehr gut und spannend geschrieben und man lernt viel über die Kultur und das Leben der Juden in den Niederlanden kennen.

Ich kannte Lin Jaldati von ihren Liedern. Eine Sammlung der Lieder erschien kürzlich auf CD.

In einem weiteren Buch beschrieb Lin Jaldati später ihr Leben in der DDR. Beide Bücher erschienen auch zusammengefasst in einem Band.

Lin Jaldati, Eberhard Rebling
Sag nie, Du gehst den letzten Weg
Autobiografie von Lin Jaldati
ISBN:3924684553
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