Softcore

Softcore

Tirdad Zolghadr, geb. 1973 als iranisch-amerikanischer Doppelbürger in San Francisco, wuchs in der Schweiz auf, wohin seine Familie nach der iranischen Revolution geflohen war.
Er kennt sich aus in der Kunstszene, in der er als Kurator arbeitet.
In dieser Szene spielt auch sein Roman Softcore, dessen Held ihm ähnlich ist. Softcore bedeutet sinnbildlich Pornofilm oder auch eine spezielle Form von IP Core.
Was immer der Titel besagen will:
mit einem ungeheuren Tempo, geistreich und witzig eröffnet Zolghadr seinen kleinen Roman.
Der Held gleichen Namens kehrt 25 Jahre nach der Revolution für einige Zeit in den Iran zurück, um in Teheran eine Kunstgalerie mit besonderem Charakter zu eröffnen. Es sollen dort Happenings, Lesungen, Videoinstallationen und vieles andere mehr stattfinden. Auf der Suche nach Talenten, Bildern und Geld für die Eröffnung des Promessa, einer ehemals glamourösen Cocktailbar, lernt er das bourgeoise Bürgertum kennen. Alkohol, westliche Kleidung, das Savoir Vivre westlicher Provenienz, französische Philosophie und Islam begegnen sich in einer fast dekadenten Kunstschickeria.
Was er nicht weiß: dass man ungestraft nicht alles darf!
Und so kommt er eines Tages beim Filmen eines schönen Blumenstandes unversehens ins Gefängnis. Denn hinter dem Bild verbarg sich das Gerichtsgebäude, gegen das schon hin und wieder Bombenanschläge verübt wurden.
Überall findet er etwas zu beobachten, so auch während seiner Haftzeit, und könnerisch fügt der Autor ein Erlebnis an das andere. Nach tagelangen Verhören gelingt dem Held die Freilassung und die Vorbereitungen auf die Eröffnung des Promessa gehen weiter. Quer durch die Teheraner Gesellschaft führt der Weg des Protagonisten und im Hinterrund schmieden die Mullahs und Geheimdienste ihre Intrigen.

Die poppige Sprache, die wie ein Feuerwerk daherkommt und einen geistreichen Plot an den anderen reiht, Schlager, Kleidung, Festivals und Lebensart zum Thema nimmt, ist so flott geschrieben, dass man ihm kaum folgen kann.
Die Teheraner Kunstszene ähnelt in vielem der in anderen Metropolen. Am Ende spielt eine hintergründige Politintrige in die Geschichte hinein, und unser Held nimmt indigniert alles hin.

Der Autor befleißigt sich eines spontanen Stils und ist mit detailreichem Hintergrundwissen ausgestattet. Seine Satire zeigt die Stadt Teheran, wie sie wohl wenige kennen.

Tirdad Zolghadr lebt in Berlin und ist in der internationalen Kunstszene überall zu Hause, so dass seine Erzählung auch auf eigenen Erfahrungen beruht.
Der Debütroman von Tirdad Zolghadr wird vermutlich viele begeisterte Leser und Leserinnen finden!

Claudine Borries

Tirdad Zolghadr
Softcore
Teheran und seine Kunstszene
ISBN:3462040065
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