Eyal Megged: Unter den Lebenden

Eyal Megged: Unter den Lebenden

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Wir fühlt es sich an, wenn ein sehr guter Freund so krank wird, dass er mit Sicherheit bald sterben wir?

Der Icherzähler in dem jetzt vorliegenden Buch von Eyal Megged kann es uns erzählen. Es ist tragisch, schrecklich und anrührend zugleich!

Boas Masor und der Erzähler sind sehr enge Freunde. Der Erzähler ist ein erfolgreicher Chirurg in einem Krankenhaus in Jerusalem. Sein Freund Boas ist nach einer schweren Krebserkrankung kürzlich verstorben. Nach dem Tod von Boas geht es dem Erzähler schlecht, denn er kann es nicht glauben und akzeptieren, dass dieser langjährige Lebensbegleiter, der ihm so viel bedeutet hat, nicht mehr unter den Lebenden weilt.

Ihre Gespräche waren ihm wichtig. Sie waren nie banal sondern immer inhaltsschwer trotz oder gerade wegen ihrer so verschiedenen Wesensmerkmale. In seinen Erinnerungen ersteht das Bild des Freundes als eines ausgeprägten Charakters. Auch Boas wollte schon als Kind Arzt werden. Doch sein Vater hat es ihm nicht zugetraut. So wurde er stattdessen ein anerkannter Wissenschaftler.

Die Freunde haben komplizierte Beziehungen zu ihren Frauen. Im Austausch über das,was sie erleben und fühlen, sind sie sich nah. Das Trennende bleibt dabei nicht ausgespart. Geduld, Einfühlsamkeit, Treue und Unterschiede in den Lebensentwürfen bringen sie häufig in eine unüberbrückbare Schieflage zu einander.

Sie sind teilweise grundverschieden, und in der nachhaltigen und intensiven Rückschau zeigt sich, dass Boas ein zufriedener und ausgeglichener Zeitgenosse war. Der Erzähler hat ihm die Todeserwartung aufgrund der schweren Krebserkrankung zu verheimlichen versucht. Er bewundert den Freund, und kann es nicht fassen, wie gleichmütig und vielleicht auch verleugnend Boas sein Leben weiter geführt hat.

Der Erzähler selber ist ein eher melancholischer und nihilistisch veranlagter Mensch. Sein Freund sagte einst zu ihm: “ein Mensch kann eine Null für dich sein, so lange er gesund ist, aber wenn du ihn operierst, ist er der Mittelpunkt der Welt.“ Mehr als deutlich beweist diese Aussage, mit welcher Leidenschaft sein Freund seinem Beruf nachgeht.

In langen Passagen reflektiert der Erzähler sein eigenes Leben und das des Freundes. In seine Überlegungen fließen Gedanken von Nähe und Distanz ein und von Zuwendung und Liebe zu dem langjährigen Freund.

Unterbrochen sind die Gedanken des Erzählers von eigenen Überlegungen zu Leben und Tod und von Einsichten in seine eigenen Unzulänglichkeiten. Nicht zuletzt sind die poetischen Berichte über die Landschaften in und um Jerusalem bemerkenswert.

Es ist ein nachdenklicher, sensibler und stets von Reflexionen getragener Roman. Da die Handlung keinen genauen Erzählstrang erlaubt, bleibt es bei den sinnierenden und gedankenträchtigen Überlegungen des Haupterzählers.

Eyal Megged ist der Mann der bekannten israelischen Autorin Zeruya Shalev. Die Übersetzerin Ruth Achlama lebt in Israel und übersetzt die Romane so bekannter Autoren wie Amos Oz, Ayelet Gundar-Goshen und Meir Shalev.

Eyal Megged
Unter den Lebenden
352, gebunden
Berlin Verlag, April 2015
ISBN-10: 3827012422
ISBN-13: 978-3827012425
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