Harper Lee: Gehe hin, stelle einen Wächter

Harper Lee: Gehe hin, stelle einen Wächter

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Kompliziertes literarisches Werk

Das berühmte und überall gelobte und zum amerikanischen Kulturgut gehörende Buch von Harper Lee, “Wer die Nachtigall stört“ ist 1966 erstmals erschienen. Das jetzt vorliegende Buch hat lange unentdeckt in der Schublade gelegen. Es ist schon früher geschrieben worden, ist aber eine Fortsetzung von „Wer die Nachtigall stört“.

Tatsache aber ist: beide Romane handeln von der Familie Finch und dem Anwalt Atticus Finch, der nach dem Tod seiner Frau seine beiden Kinder Jean Louise, genannt Scout, und Jem alleine großgezogen hat.

In der Zeit unbeschwerter Kindheit und Freiheit wuchsen Scout und Jem unter der liebevollen Fürsorge ihres Vaters heran. Er erscheint ihnen als Held, denn er verteidigt die Rechte Farbiger (Neger), was in Alabama in den dreißiger Jahren nicht selbstverständlich war.

Doch nun im neuen Roma zu Beginn der fünfziger Jahre ist Jean Louise in New York tätig und kommt nur gelegentlich zu Besuch.
Warmherzig und gemütlich wird dieser Ort Maycomb in Alabama beschrieben. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Jean Louise hat einen Verehrer, Henry, der nach dem plötzlichen Tod von Jem der Nachfolger von Atticus in seiner Anwaltskanzlei werden soll.

Ganz offen sprechen Henry und Jean Louise über eine mögliche Ehe.

Doch sind sie auch immer wieder in Erinnerung in ihrer Kindheit, in der alles so leicht und unbeschwert war. Sie scherzen und spielen mehr, als dass es ihnen mit der Ehe ernst zu sein scheint.

Harper Lee hat einen ganz eigenen Roman hier konzipiert. Und so muss man ihn wohl lesen: die Kinderjahre waren die eine Seite der Geschichte. Das Alter von Atticus und die herangewachsenen Kinder von einst sind die andere Seite dieser selben Geschichte.

Der anfangs so liberal erscheinende Atticus ist in Wirklichkeit gar nicht so ein Verteidiger der Rechte der Neger. Eher ist er konservativ und begibt sich sogar zu einem Treffen des Ku Klux Klan, einer Gemeinschaft zur Unterdrückung der Rechte Farbiger. In langen Passagen kommt es zwischen Scout und ihm zu Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, die seine Einstellung zur Rassenfrage betreffen. Einerseits geht es hier also ganz allgemein um die Überwindung der Rassendiskriminierung in den Südstaaten der USA und andererseits, und das macht das Buch so anrührend und ungemein spannend, um Scouts Entidealisierung ihres Vaters. Für Scout ist der Vater immer ein Held gewesen, ein gerechter und ausgleichender Mann. Nun wütet sie buchstäblich um den Verlust ihres „Helden“ und kämpft mit ihm um die rechte Position in der Rassenfrage. Das bleibt lange das Thema, und es ist so menschlich und tiefschürfend gefasst, dass man schier spürt, wie hier zwei gleichgeartete Menschen um die rechte Einstellung kämpfen.

Emotional und wirklichkeitsnah werden einem von Harper Lee die Menschen, ihre Eigenarten und ihre Verschiedenartigkeit nahe gebracht. Hier gibt es die Angepassten und die Bigotten, die Spießer und die Nachdenklichen. Darüber hinaus aber geht es um die tiefe Liebe und Achtung zwischen Vater und Tochter.

Bewußt habe ich das heute unübliche Wort „Neger“ verwandt, weil Harper Lee es ebenfalls verwendet, um damit dem Zeitgeist Ausdruck zu geben.

Der Roman ist absolut lesenswert.

Harper Lee
Gehe hin, stelle einen Wächter
320 Seiten, gebunden
Deutsche Verlags-Anstalt, 3. Auflage 2015
ISBN-10: 3421047197
ISBN-13: 978-3421047199

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