Stefan Hornbach: Den Hund überleben

Stefan Hornbach: Den Hund überleben

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Das Buch des jungen Autors Stefan Hornbach, Jahrgang 1986, „Den Hund überleben“ besticht durch eine unmittelbare Direktheit, mit der man sich sogleich in die erste Szene der Geschichte hineinversetzt findet.

Ein junger Student, der Icherzähler, bummelt mit seiner Freundin durch Paris. Sie haben ein paar Tage zusammen verbracht und haben Spaß zusammen.
Die beiden landen in einem Secondhand Shop, wo sie verschiedene Kleidungsstücke anprobieren. Sie amüsieren sich, trödeln von diesem zu jenem Ort und fotografieren sich. Ihnen fallen immer neue kleine Albernheiten ein. Schließlich erfährt Su von einer Party, die in irgendeinem Park stattfinden soll. Dort trinkt man, isst, tanzt und sitzt herum. Zeit spielt keine Rolle, aber fröhlich wirkt die ganze Geschichte nicht. Sebastian geht es nicht besonders gut. Er wirkt leicht angeschlagen, etwas überrumpelt von dem Geschehen und ein wenig verkatert.

Kurz gesagt: es ist eine vorübergehende kleine Episode mit Sex und Fun, bis Sebastian wieder als Mitfahrer Richtung Heimat nach Frankfurt und Gießen in seine Studenten WG startet.

Er fährt zu seinen Eltern, wo er sich in ärztliche Behandlung begibt, weil er sich nicht gut fühlt.
Beim Arzt erfährt er von einer bedrohlichen Diagnose. Man spricht von Geschwulst bis Tumor, von „raumfordernd“, von klein bis groß, verharmlosend bis Ernst.
Anschließend wird er sich einer langen Chemotherapie unterziehen müssen. Er leidet am non-Hodgkin-lymphom.

Stefan Hornbach hat die Krankheit als Rahmenhandlung genutzt, um uns Einblicke in das Leben des noch jungen Mannes von 24 Jahren zu gewähren.
Zwei gute Freundinnen, Su und Jasna, begleiten Sebastian auf allen seinen Wegen und nehmen Anteil an seinen kleinen Liebesaffären. Er ist schwul.

Auffälliges Merkmal dieser Erzählung ist die Offenheit und unaufdringliche Teilnahme, die dem Jungen von Eltern und Freunden*innen entgegengebracht wird. Da kommt kein falscher Ton auf, keine Sentimentalität oder Gefühlsduselei. Lakonisch, direkt und unmittelbar sind seine Begegnungen und Erfahrungen. Gelegentlich wird durch Überziehen der Sätze ins Humoreske eine ernste Situation entschärft. Fast protokollarisch muten die Sätze zuweilen an. Selbstverständlich bestimmen die Krankheit und Chemotherapie das Leben des Helden innerlich und äußerlich.
Sebastian­­­­­­ versucht sein Leben als Student mit Spaß und Erlebnissen zu wahren.

Obwohl sich alle um Nüchternheit im Umgang mit ihm bemühen, spürt man den Schmerz der Beteiligten, die sich um ihn scharen. Wie der Autor die Eltern, nicht zu vergessen die Oma, agieren lässt, das zeigt das Können des jungen Stefan Hornbach. Unter der Oberfläche der Sachlichkeit schwelt bei allen eine tiefe Sorge um ihren Sohn und Freund. Es gibt Szenen von selten poetischer Schönheit. Die Liebe zur Natur, die Suche nach Einsamkeit, die Sehnsucht von Sebastian nach einem normalen Leben oder einer verlorenen Liebe ist unübersehbar. Sensibel und feinfühlig wird er uns präsentiert.
Er ist eine Figur, die so realitätsnah auftritt, dass man meint, es gäbe ihn wirklich.

Die Frage bleibt: was kann einen Autor zu diesem Sujet verleitet haben?

Stefan Hornbach ist ein ernsthafter Autor, dem man eine starke innere Nähe zu seinem Helden glaubt.

Ihm ist mit diesem Debütroman ein großer Wurf gelungen.

Stefan Hornbach
Den Hund überleben
Carl Hanser Verlag, 26. Juli 2021
288 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3446270787
ISBN-13: 978-3446270787
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