Andreas Schäfer: Die Schuhe meines Vaters

Andreas Schäfer: Die Schuhe meines Vaters

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In dieser autobiographischen Aufzeichnung nimmt uns Andreas Schäfer mit in die Vergangenheit seines Vaters, der ihm fern und nah zugleich war.

Die Eltern leben seit dreißig Jahren schon getrennt, als beim Vater eine frühere Krebserkrankung in Form eines Hirntumors zurückkehrt. Noch kurz zuvor hat er den Sohn in Berlin bei dessen Familie besucht, wo er seinen besonderen Lebensgewohnheiten nachging: ein Frühstück im Café Einstein und die morgendlichen Laufrunden gehörten dazu. In Erinnerung blieb ihm auch, dass der Vater eine Madeleine mitbrachte. Unvergesslich ist der Begriff der Madeleine mit Prousts Werk „Im Schatten junger Mädchenblüte“ verbunden als Ausdruck stiller Sehnsüchte auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Aber das assoziiert der Sohn, sein Vater hatte das Buch wohl nie gelesen.
Der Autor beschreibt seine Beobachtungen mit liebevollen Worten.

Zurück in Frankfurt/M geht der Vater zu einer Biopsie ins Krankenhaus. Aus der Narkose wacht er nicht mehr auf. Der Sohn wird gebeten, zu kommen und dem Abstellen der Geräte zuzustimmen, da der Vater nach einer Hirnblutung nicht mehr lebensfähig sei.
Die Mutter kommt dazu, und sie sehen sich mit einer schweren Aufgabe konfrontiert.

Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen erinnert sich der Sohn an zahlreiche Einzelheiten aus dem Leben seiner Eltern und seines Vaters. In fein gewählten Worten, liebevoll und poetisch, ersteht das Bild einer Familie, die es nicht immer leicht miteinander hatte. Der Vater konnte ungeahnte Wutausbrüche haben, die den Sohn erschütterten und in bleibender Erinnerung blieben.

Die Familie des Vaters, Schäfers Großeltern, waren strenge, pflichtbewusste Menschen, die den Sohn verstießen, als er eine Griechin heiratete. Der Vater schien ein Getriebener, der immer wieder aus häuslichen Zwängen floh. Die Ehe und seine Söhne verließ er auch.
Er hatte den Zweiten Weltkrieg und Nachkriegszeit miterlebt. Da gab es ein Tante Mariechen auf dem Land, wohin der Junge geschickt wurde, um den Kriegswirren im zerbombten Berlin zu entkommen. Zuerst widerwillig zum Ende hin aber sehr gerne war er dort gewesen.

Andras Schäfer lässt auch die Kriegserinnerungen seiner griechischen Mutter nicht unerwähnt.

Für ihn gleichen seine Rückblicke einer eigenen Reise in die Vergangenheit. Seine Worte über den Vater sind voll innerer Wärme und fast Zärtlichkeit, obwohl das Verhältnis zum ihm nicht ungetrübt war.

Wie Andreas Schäfer die Geschichte seiner Eltern und seine eigene wie Mosaiksteinchen zusammenführt, das zeugt von Empathie und genauer Beobachtung seines Umfelds. Der Autor ist von stiller Neugier, die von der bevorstehenden endgültigen Trennung dieses so schwierigen Vaters gespeist wird. Ganz besonders anrührend ist die Szene seiner Todesstunde.

Und findet der Sohn nicht sogar bei sich Eigenschaften, die er unbewusst vom Vater übernommen hat?

Die Mutter lebt wieder in Griechenland, wohin es Andres Schäfer ebenfalls zieht. Hier in der Stille einsamer Wanderungen und Erkundungen der Natur kann er sich ganz seinen Gedanken überlassen.
Nachdenklich, einfühlsam und voller realitätsnaher Bilder sind seine Schilderungen.

Was für eine schöne, poetische und von weisen Erkenntnissen geprägte beglückende Erzählung!
Man kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.

Andras Schäfer
Die Schuhe meines Vaters
192 Seiten, gebunden
DuMont Buchverlag, Juli 2022
ISBN-10: 3832181962
ISBN-13: 978-3832181963
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