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Kategorie: Krimi und Thriller

Ken Follett: Der Schlüssel zu Rebecca

Ken Follett: Der Schlüssel zu Rebecca

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Wir befinden uns in Nordafrika zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Rommels Armee bringt seit einiger Zeit die Engländer in größte Bedrängnis. Der deutsche Agent Wolff, der halb Araber und halb Deutscher ist, kehrt nach Kairo zurück, um eine gesicherte Position im Untergrund einnehmen zu können. Er ist davon überzeugt, dass es Rommel mit seiner Truppen gelingen wird, Ägypten von den Alliierten zu befreien. Bei seiner Einreise in die Wüste ist ihm allerdings ein erster Fehler unterlaufen. Er musste einen Menschen töten. Deshalb wird er von Beginn an gejagt. Obwohl keiner weiß, wer der Mörder ist, wird Alex Wolff das Gefühl nicht los, dass man ihm auf den Fersen ist. Parallel dazu arbeitet Vandam von der britischen Spionageabwehr auf Hochtouren, um deutsche Spione in Nordafrika auszuschalten. Schnell erkennt Vandam, dass ein von ihm aufgespürter Spion höchstwahrscheinlich der gesuchte Mörder ist. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel auf hohem Niveau.

Die Rollen des Jägers und des Gejagten wechseln ständig ab. Sie sind keineswegs so klar verteilt. Der Zweite Weltkrieg in Nordafrika ist die Kulisse für diese Hetzjagd zwischen Wolff und Vandam. Beide sind mit ziemlich harten Wassern gewaschen und wissen sich im Lande zu bewegen. Beide versuchen über Frauen an die Informationen des jeweils anderen heranzukommen. Follett hat ein interessantes taktisches Spiel zwischen den beiden Kontrahenten aufgebaut. Mit detailgenauer Beschreibung der Verhältnisse in Ägypten von 1942 wird dem Leser ein Hauch von „Casablanca“ vermittelt. Voller Spannung verfolgt der Leser das Wechselspiel der beiden Kontrahenten. Ein wenig zu kurz gekommen ist eine tiefergehende Charakterisierung der beiden Menschen Wolff und Vandam. Zwar „menschelt“ es bei dem Offizier der Spionageabwehr etwas mehr, unter anderem auch dadurch, da er alleinerziehender Vater eines kleinen Sohnes ist. Dennoch stellt sich kein Gefühl großer Sympathie für diesen Protagonisten ein. Andererseits wird die Schlechtigkeit des Deutschen Spions Wolff von Anfang an immer wieder betont und obwohl man ihm zugestehen muss, dass er offenbar sehr clever bei seiner Arbeit vorgeht, ist diese Person allerdings auch kein Sympathieträger oder auch kein so zutiefst verabscheuungswürdiger Mensch. In der Charakterisierung fehlt es etwas an Tiefe.

Ken Follett schrieb diesen Roman Ende der siebziger Jahre. Es ist eines seiner Frühwerke, in denen er sich sehr oft auf dem Terrain des Zweiten Weltkriegs bewegt. Übrigens gibt der Titel des Romans „Der Schlüssel zu Rebecca“ zu erkennen, worum es hierbei gehen könnte. Der Schlüssel ist ein Codeschlüssel, der zur Verschlüsselung der Nachrichten des Spions an den deutschen Armeegeneral Rommel benötigt wird. Bei „Rebecca“ handelt es sich um den gleichnamigen Roman von Daphne du Maurier, welcher als Codierbuch zum Einsatz gelangt. Der Schlüssel zu Rebecca ist tatsächlich der Schlüssel zu diesem Buch.

Ein spannender Abenteuerroman, der wegen der fehlenden Charaktertiefe einen Punktabzug bekommt und mit vier Sternen meinerseits empfohlen wird.

Ken Follett
Der Schlüssel zu Rebecca
416 Seiten, broschiert
Bastei Lübbe
ISBN-10: 3404104811
ISBN-13: 978-3404104819

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Claudia Piñeiro: Betibú

Claudia Piñeiro: Betibú

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Die Hausangestellte des Unternehmers Pedro Chazarreta macht eine grausige Entdeckung, als sie den Mann tot im Haus vorfindet. Mit aufgeschlitzter Kehle sitzt er im Sessel. Schon vor drei Jahren gab es einen Todesfall im Haus. Da verunglückte seine Frau Gloria Echagüe und zog sich beim Sturz durch die Terrassentür eine Schnittverletzung am Hals zu, an der sie starb. Chazaretta geriet allerdings unter Mordverdacht, nur konnte ihm dieses Verbrechen nicht mit allerletzter Sicherheit nachgewiesen werden.

Jaime Brena ist Reborter beim „Tribuno“. Früher wäre der Mord an Chazarreta in sein Ressort gefallen. Doch er ist für weniger Wichtiges abgestellt und ein junger Kollege schreibt nun darüber. Lorenzo Rinaldi hält beim „Tribuno“ die Fäden in der Hand. Er beauftragt zudem die Schriftstellerin Nurit Iscar ebenfalls Artikel zu verfassen. Dafür bezieht sie ein Haus im Country Club „La Maravillosa“. Die Wohnsiedlung ist abgeschottet. Wer hinein will, muss durch eine Kontrolle. Auch der Mörder muss also auf diesem Weg in das Haus hereingekommen sein oder eben schon dagewesen sein.

Nurit Iscar und der junge Polizeireporter arbeiten Hand in Hand. Jaime Brena, auch wenn es nicht mehr sein Aufgabengebiet ist, lässt es sich nicht nehmen, die beiden zu unterstützten. Er ist es auch, der einen Freund bei der Polizei hat, und so an Insiderinformationen kommt. Was die drei schließlich herausfinden, ist allerdings kaum zu glauben und schon gar nicht zu beweisen.

Der Krimi ist ungewöhnlich, die Ermittler sind es ebenfalls. Spannendende und dennoch alltägliche Figuren haben hier ihren Auftritt. Es geht um Gerechtigkeit und nichts anderes haben Nurit Iscar, der junge Polizeireporter und Jaime Brena im Sinn. Doch sie kommen einer Sache auf die Spur, der sie nicht gewachsen sind. Die Autorin beschreibt die Verstrickungen sehr genau. Hinter dem Mord steckt eine Geschichte, die weite Kreise zieht. Es geht um eine nicht wieder gut zu machende Schuld. Außer durch Mord, wie der Täter meint.

Es ist ein eigenwilliger Krimi, der durch Figuren lebt, die die Wahrheit wissen wollen. So wird die Handlung immer dramatischer. Bis hin zu einem Ende, das den Leser zufrieden machen müsste, es aber wahrscheinlich nicht tut. Es geht um Moral und die Frage, wie weit Regeln aus Rache gebrochen werden dürfen, um noch akzeptiert zu werden.

Rezension von Heike Rau

Claudia Piñeiro
Betibú
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
352 Seiten, gebunden
Unionsverlag, Zürich
ISBN-10: 3293004539
ISBN-13: 978-3293004535
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Nadja Quint: Verachte nicht den Tod

Nadja Quint: Verachte nicht den Tod

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In diesem Düsseldorfer Kriminalroman geht es um den Tod und das Sterben an sich. In der Romanhandlung findet parallel zur Leichenschau ein dubioses Treffen einer Arzthelferin und eines Notars in einem großen renommierten Düsseldorfer Hotel statt. Die Kommissarin Evelyn Eick wird mit der Aufklärung des dubiosen Todes einer jungen Frau beauftragt. Schnell gelangt sie an die Arzthelferin. Sie muss feststellen, dass es hier Verbindungen zu einem Sterbehilfeverein gibt, der von den Niederlanden aus in Deutschland aktiv ist. Während ihrer Ermittlungen wird aus einer Klinik ein an Leukämie erkranktes kleines Kind entführt. Da die Krankheit der kleine Leonie für unheilbar diagnostiziert wurde, sieht die Kommissarin einen Zusammenhang zu dem Tod der jungen Frau und zu dem Sterbehilfeverein.

Parallel dazu hat die Düsseldorfer Kommissarin mit einem möglichen Sterbefall in der eigenen Familie zu kämpfen. Ihr Vater ist vor kurzer Zeit in ein Hospiz umgezogen. Auf eigenen Wunsch. Gelassen und mit etwas ironischem Humor erwartet er seinen eigenen Tod. Diese eigene Betroffenheit der Kommissarin stellt eine emotionale Verbindung zu den Fällen in ihrem Kommissariat her. Ihr Vater ist Ansprechpartner in Sterbensangelegenheiten. Möchte jemand freiwillig aus dem Leben scheiden, wenn er erfährt, dass er so krank ist? Oder möchte er es vielleicht gar nicht?

Die Autorin hat sich enge Verflechtungen zwischen dem Privatleben der Kommissarin und ihren dienstlichen Ermittlungen ausgedacht. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite liest man diesen Roman durch. Dabei geht es weniger um die Frage, wer der Täter ist, als vielmehr darum, wie die Kriminalkommissarin Evelyn Eick den Tätern auf die Spur kommt. Es sind zunehmend engere Verwicklungen und Wendepunkte eingebaut, die den Leser auf eine falsche Spur führen. Was aber einerseits den Leser bei der Stange hält, damit er das Buch nicht aus der Hand legt, ist andererseits auch zu viel der Verwirrung. Deshalb bekommt das Buch einen Punktabzug. Von welchen Verwirrungen spreche ich? Zunächst einmal völlig deplatziert und überflüssig sind alle paar Seiten Episoden eingestreut, nicht länger als eine Seite, die das Geschehen im Hintergrund beleuchten. Dazu gehören beispielsweise die Massenschlachtung von Schweinen, bei der ich heute noch nicht weiß, was die mit dem Fall zu tun hat, als auch andere Geschehnisse um die Opfer und Täter herum. Das sind Passagen die der Leser durchaus überblättern kann bzw. die das Buch auch kürzer gemacht hätten ohne es an Spannung fehlen zu lassen. Schließlich sind es die überaus vielen Figuren, die von der Autorin in diesem Roman eingeführt werden und für Verwirrung sorgen. Dabei handelt es sich oft um Figuren im privaten Umfeld der Kommissarin. Neben ihrem Vater im Hospiz gibt es den Bruder, es gibt den Gerichtsmediziner, in denen sie sich verliebt hat, es gibt die Freundin, eine Nonne. Das sind alles Figuren die mit der Handlung nichts zu tun haben, nur für Verwirrung sorgen und nicht auf die falsche Fährte führen. Zwischen den verschiedenen Auftritten dieser einzelnen Figuren sind manchmal so große Abschnitte, dass sich der Leser kaum daran erinnern kann, um wen es sich eigentlich handelt. Das gesamte familiäre Umfeld der Ermittlerin wäre besser in einem weiteren Roman aufgehoben, als alle Figuren in einem Debütroman auftreten zu lassen.

Der Titel des Romans ist zwar unterschrieben mit Kriminalroman aus Düsseldorf, jedoch hätte ich von der Autorin mehr Bekenntnis zu den einzelnen Lokationen erwartet. Schade, dass viele Namen verfälscht wurden.
Dennoch fällt mein Fazit mit vier von fünf Sternen recht positiv aus. Ich bin mit der durchaus gut gemachten Unterhaltungslektüre zufrieden und halte das Buch bis auf die kleinen Anmerkungen für empfehlenswert.

Quint, Nadja
Verachte nicht den Tod
301 Seiten, broschiert
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446642
ISBN-13: 978-3942446648

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Jussi Adler Olsen: Das Washington-Dekret

Jussi Adler Olsen: Das Washington-Dekret

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Seit dem Anschlag auf Gouverneur Jansens Frau sind sechzehn Jahre vergangen. Die schicksalhafte Reise verband auch drei Fremde mit dem heutigen Präsidenten. Rosalie Lee, T. Perkins und Doggie Curtis waren die Gewinner einer werbewirksamen Quizsendung und begleiteten den Gouverneur und seinen Stab nach China.

Doggie Curtis ist in Jansens Nähe geblieben und hat sich nach ihrem Jurastudium seinem Wahlkampfteam angeschlossen. Der Präsidentschaftskandidat ist wieder verheiratet. Seine Frau Mimi Todd Jansen ist hochschwanger, aber dennoch am Wahlkampfabend anwesend. Den Ausgang der Wahl erwartet man in einem Hotel, das Doggies Vater Bud Curtis gehört. Überschattet wird die Wahlnacht von einem Attentat. Die schwangere Mimi wird erschossen und im folgenden Tumult der Täter, ein Angestellter des Hotels. Bud Curtis wird beschuldigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben.

Jansen, obwohl gefangen in seiner Trauer, übernimmt dennoch die Präsidentschaft. Er scheint wieder ganz der alte zu sein, doch Pressesprecher Wesley Barefoot, der ebenfalls damals bei der Reise dabei war, hört den Unterton, der eine Meinungsänderung Jansens ankündigt. Der nun folgende Entwurf der Reform der Rechtspraxis scheint das zu beweisen. Jansen ist nicht abzubringen von seinen Plänen. Damit setzt er eine Kettenreaktion in Gang und treibt das Land bald an den Rand eines Bürgerkriegs. Es herrscht Ausnahmezustand, auch im Weißen Haus. Denn jeder, der die Umsetzung des Programms zu verhindern versucht, muss mit Konsequenzen rechnen. Doch ist es wirklich Präsident Jansen, der hier die Fäden zieht oder nutzt jemand dessen Depression für seine eigenen Zwecke aus?

„Das Washington-Dekret“ ist ein ausgesprochen gut geschriebener und überzeugend entwickelter Thriller, vom Thema her brisant und hochaktuell. Inhaltlich ist das Buch sehr komplex und die Anzahl der handelnden Personen ist beachtlich. Orientierung bietet die kleine Gruppe mit den ehemaligen Reisegefährten, allen voran Doggie Curtis, T. Perkins, Rosalie Lee und auch Wesley Barefoot. Das durchzieht wie ein roter Faden das Buch.
Und so wird man mitgerissen von einer temporeichen und spektakulären Handlung und von der ablaufenden unglaublichen Verschwörung in den Bann gezogen.

Rezension von Heike Rau

Jussi Adler Olsen
Das Washington-Dekret
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess und Marieke Heimburger
656 Seiten, gebunden
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423280050
ISBN-13: 978-3423280051
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Dirk Kurbjuweit: Angst

Dirk Kurbjuweit: Angst

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Verbrechen und Schuld.

In einer Talkshow sprach der Autor des vorliegenden Romans bewegend, authentisch und ernsthaft über einen Fall von Stalking, der ihm, seiner Frau und seinen Kindern passiert ist. Er hat diese Erfahrung zum Thema eines neuen Romans verarbeitet.

Laut Wikipedia bedeutet Stalking „Verfolgen oder Belästigen einer Person, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar, mittelbar oder langfristig bedroht und geschädigt werden kann“.

Die Handlung des Romans weicht natürlich oder vermutlich in einigen Teilen von der wahren Geschichte ab.

Tatsache ist, dass im Haus der neu zugezogenen Familie Tiefenthaler in einem gut beleumundeten Berliner Bezirk ein unheimlicher Mitbewohner im Souterrain wohnt. Zuerst kaum auffällig begeben sich nach und nach Ereignisse, die Vater und Mutter der zwei Kinder Paul und Fee aufhorchen lassen und zunehmend Beunruhigung hervorrufen. Zuerst sind es nur Nettigkeiten wie gebackene Kekse oder Pizzas, die Tiberius, so der Name des unheimlichen Nachbarn, vor die Tür legt. Doch dann wird er anzüglich gegenüber Tiefenthalers Frau Rebecca, schreibt Liebesbriefe, Gedichte und zuletzt verleumderische Anschuldigungen, die das Ehepaar in psychische Untiefen stößt.

Randolph, der junge Familienvater, hat daneben seine eigenen Probleme. Ist er doch ein Eigenbrötler, der sich zunehmend innerlich von seiner Frau entfernt. Diese, eine schöne und kluge Frau, weiß nicht, wie sie ihren Mann noch für sich interessieren kann. Äußerlich scheint alles in Ordnung, doch im tiefsten Innern stimmt einiges schon lange nicht mehr.

Einem Drama gleich findet Randolph Tiefenthaler weder bei der Polizei, dem LKA oder einer Anwältin Hilfe gegen den unheimlichen Stalker. Die Auswirkungen und Belege für das Stalking liegen vor, doch bevor nicht wirklich etwas passiert ist, können die Staats- und Rechtsorgane nicht tätig werden. Der potentielle Stalker ist hier wie in den meisten Fällen psychisch gestört und hangelt sich am Rande der Legalität um sein Opfer. Das Opfer seinerseits wird unsicher und beginnt an Selbstzweifeln zu leiden. Argwohn und Misstrauen beunruhigen das Paar und säen Zwietracht zwischen ihnen. So erfährt auch die Ehe Einbrüche, die nur schwer zu verkraften sind.

Dirk Kurbjuweit hat die wunderbare Gabe, zwei Erzählstränge zugleich mit Spannung zu gestalten. Man fiebert den Entwicklungen um seine Ehe-, und, schlimmer noch, dem Fortgang der Stalkinggeschichte heftig entgegen. Subtil und differenziert entsteht das Bild einer Ehe auf Abbruch.

Der Autor hat aus einer realen Geschichte einen spannenden Thriller erdichtet, dessen Wahrheitsgehalt nahe an der Wirklichkeit entlang schrammt.

Wie man hier erfährt, kann Stalking zur psychischen Folter ausarten. Dem Verbrechen selbst ist nur schwer beizukommen, denn der Rechtsstaat hatte bis vor einigen Jahren nur wenige Möglichkeiten zum Einschreiten.

Das Buch ist ein Lehrstück in Rechtsgeschichte und zeigt, welches  Ausmaß und welche Auswirkungen diese Form der Verfolgung annehmen kann. Der seelische Schaden bei den Opfern wiegt schwer.

Für Betroffene bietet der Roman Trost und Hilfe, für andere ist er Warnung, beizeiten pathologisch gestörten Menschen aus dem Weg zu gehen.

Dirk Kurbjuweit hat mit diesem Roman einen spannenden und ausgezeichneten Psychothriller vorgelegt.

Dirk Kurbjuweit
Angst
256 Seiten, gebunden
Rowohlt Berlin, Januar 2013
ISBN-10: 3871347299
ISBN-13: 978-3871347290
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Sabine Thiesler: Bewusstlos

Sabine Thiesler: Bewusstlos

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Was letzte Nacht passiert ist, kann Raffael Herbrecht nicht sagen, als er am nächsten Morgen im Bett in seinem Zimmer bei seiner Vermieterin Lilo Berthold aufwacht. Erst glaubt er, das Blut an seiner Hose und seinem Shirt stammt von ihm selbst. Aber wie sich herausstellt, ist er unverletzt. An irgendwelche Vorfälle hat er keine Erinnerung. So versteckt er seine Klamotten erst einmal im Ofen.

Hauptkommissar Richard Maurer und sein Assistent Lars Noethe stehen vor einem Rätsel. In der Nacht wurde Gerlinde Maurer, während sie Zeitungen austrug, ermordet. Sie ist nicht vergewaltigt oder ausgeraubt worden. Ein Motiv für die Tat ist nicht ersichtlich.

Das nächste Opfer ist Natascha Baumann. Sie lässt der Täter gehen, nachdem er sie vergewaltigt hat. In dem Moment, indem Raffael tötet, ist er sich seiner Taten bewusst. Einige Zeit später, weiß er nichts mehr davon.
Ander sieht es bei seiner Vermieterin Lilo Berthold aus. Zunächst ist das Zusammenleben noch relativ entspannt. Aber eines Tages beginnt Raffael Herbrecht die alte Frau zu terrorisieren mit dem Ziel, an ihr Geld zu kommen.

Die Ursachen für die psychischen Störungen des jungen Mannes sind in seiner Kindheit zu suchen. Damals verlor er seine Zwillingsschwester bei einem schrecklichen Unfall. Als Entschuldigung für seine Taten will man dies als Leser allerdings nicht gelten lassen. Eine ungemütliche derbe Spannung baut sich auf und strapaziert die Nerven.

Die Handlung geht flott voran in diesem Krimi. Die psychischen Probleme und Ausfallerscheinungen des Raffael Herbrecht nehmen immer mehr zu. Man wird auf eine nervenaufreibende Art und Weise gefesselt. Nach der ungemütlichen Spannung im ersten Drittel des Teils, und einem nicht ganz so anstrengenden Mittelteil, spitzt sich die Lage dann im letzten Drittel wieder dramatisch zu, als seine Familie zur Zielscheibe wird. Wobei das Ende dann unerwartet schnell kommt, aber dennoch passend ist.

Rezension von Heike Rau

Sabine Thiesler
Bewusstlos
512 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag
ISBN-10: 3453268067
ISBN-13: 978-3453268067
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Max Bronski: Der Tod bin ich

Max Bronski: Der Tod bin ich

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Richard Eulmann, ehemaliger Gutsverwalter von Schloss Ottenrain, ist tot. Er ist von einem Unbekannten erschossen wurden. Die Gründe liegen im Dunkeln. Timo Senoner ist Eulmanns Nachfolger als Gutsverwalter. Für ihn folgt bald der zweite Besuch einer Beerdigung. Man hat seine Tante Irmi erschossen. So fährt er in die Heimat. Es kann kein Zufall sein, dass zwei Menschen aus seinem Bekanntenkreis einen gewaltsamen Tod gefunden haben. Beide Male hatte es der Täter nicht auf Geld und Wertsachen abgesehen. Timos Mutter scheint mehr zu wissen. Doch sie verlässt den Hof, ohne sich zu erklären und verschwindet spurlos.

Wieder auf Schloss Ottenrain erfährt Senoner, dass er Eulmanns Erbe anzutreten hat, weil dieser sein Vater war. Nun wird auch die Verbindung Eulmanns zu Senoners Familie und dessen Mutter klar.
Richard Eulmann war in Wirklichkeit Berthold Oftenhain, ein Atomphysiker, der seinerzeit aus dem Osten geflohen war, während er seinen Vater zurücklassen musste. Zwei Geheimdienste interessierten sich für seine wissenschaftlichen Entdeckungen. Durch seinen Vater war Oftenhain erpressbar und wurde so ungewollt zum Doppelagenten.

Es ist ein sehr gut aufgebauter Thriller, der den Leser von Anfang an mitreißt. Vergangenheit und Gegenwart werden verbunden, so dass man umfassend Einsicht in die Geschehnisse bekommt und die Entwicklung nachvollziehen kann. In der Gegenwart spielt Timo Senoner die Hauptrolle, während in der Vergangenheit der Fokus auf dessen Vater Berthold Oftenhain liegt.
Spannung entsteht durch die Aufdeckung der Identität Richard Eulmanns und dem Motiv für den Mord an ihm.

Es ist interessant zu lesen, welche Folgen seine Arbeit hatte, wie Berthold Oftenhain versucht hat, sich der Beeinflussung zu widersetzen, ohne wirklich eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu haben und wie sein Sohn nun versucht Licht ins Dunkel zu bringen, denn immer noch sind die Forschungsarbeiten seines Vaters scheinbar sehr wertvoll. Gut gesetzte überaschende Momente sind es, die das Buch zu einem Leseerlebnis machen.

Rezension von Heike Rau

Max Bronski
Der Tod bin ich
400 Seiten, Klappenbroschur
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888977789
ISBN-13: 978-3888977787
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Marlies Ferber: Null-Null-Siebzig – Agent an Bord

Marlies Ferber: Null-Null-Siebzig – Agent an Bord

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James Gerald ist wieder ganz fit. Nachdem er sich in seinem letzten Fall „Operation Eaglehurst“ nur mit Rollator fortbewegen konnte, ist er nun wieder sicher auf den Beinen. Es gibt also keine Ausrede, der Einladung von Sheilas Mutter Phyllis zu folgen, die ihren 90. Geburtstag auf einem Luxusliner feiern möchte. Sheila ist James ehemalige Ex-Kollegin. Der Altersdurchschnitt auf dem Schiff ist fast so hoch wie in der Seniorenresidenz Eaglehurst. James Gerald, Ex-Agent des SIS ist selbst schon 70 Jahre alt und im Ruhestand. Damit ist er genau so alt wie Phyllis‘ neuer Ehemann Eden Philpott, der also 20 Jahre jünger als Phyllis selbst ist.

Schon am ersten Tag der Kreuzfahrt hat James das Gefühl, dass etwas nicht stimmt an Bord. Und dann verschwindet Eden Philpott. James glaubt, dass er mit der Kreditkarte von Phyllis an Land geschwommen ist und sich aus dem Staub gemacht hat. Er könnte also ein Heiratsschwindler sein. Allerdings scheint dann doch mehr dahinter zu stecken. Warum sonst sollte jemand in James Kabine einbrechen. Zu seiner Erleichterung fehlt zumindest nichts. Als Nächste wird Judy Kappel vermisst. Das ist die persönliche Assistentin von Phyllis. Wie soll man unter diesen Umständen Geburtstag feiern? James und Sheila setzen alles daran, den Fall zu lösen.

Auch dieser Krimi ist wieder sehr unterhaltsam. Der Fall ist schwierig zu lösen, aber James Gerald lässt sich nicht so leicht entmutigen. Er hat bald eine Ahnung von dem, was da läuft, behält aber Details gerne für sich. Als Leser ist man also eingeladen, ebenfalls Mutmaßungen anzustellen.

James Gerald ist diesmal ein ganz anderer Mensch. Der Rollator ist weg, dabei war das ein Markenzeichen, das ihn unverwechselbar gemacht hat. „Operation Eaglehurst“ war ein Krimi, der mich vor allem durch seine Originalität fasziniert hat. Zusammen mit Sheila Humphrey bildete James ein kurioses Team. Doch auch sie hat sich verändert. Es herrscht jetzt ein merkwürdiger Ton zwischen den beiden, wo doch sonst ihre Gespräche von trockenem Humor und Spitzfindigkeiten geprägt waren. Der Krimi ist dennoch spannend und auch überraschend im Verlauf, aber dieser zweite Fall kann nicht an den ersten heranreichen.

Rezension von Heike Rau

Marlies Ferber
Null-Null-Siebzig – Agent an Bord
352 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 342321418X
ISBN-13: 978-3423214186
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Kai Beisswenger: Die Schattenwelt des Baldo Richter

Kai Beisswenger: Die Schattenwelt des Baldo Richter

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Baldo Richter führt ganz normales Leben, so wie es viele andere auch tun. Alles geht seinen gewöhnlichen Gang und das Tag für Tag. Doch die attraktive junge Frau, der er eines Tages im Fitnessstudio begegnet, könnte sein Leben auf aufregende Weise ändern. Denn Angela steht offensichtlich auf ihn, auch wenn er selbst sich nur für einen Durchschnittstypen hält. Tatsächlich verändert sich sein Leben durch sie auf einen Schlag, nur leider ganz anders, als er es sich erträumt.

Noch ehe Baldo Angela richtig kennengelernt hat, wird sie Opfer eines Anschlags. Sie wird von einem Fremden vor einen herannahenden Lieferwagen gestoßen und schwer verletzt. Baldo ist kein Held, er macht sich aus dem Staub. Damit ist die Sache nicht beendet, vielmehr scheint dieser Vorfall eine Kettenreaktion in Gang zu setzen.

Baldo gerät in eine unüberschaubare Angelegenheit hinein. Er kann sich nicht erklären, wer da was von ihm will und warum. Mit den Typen, mit denen er es zu tun bekommt, ist allerdings nicht zu spaßen. Irgendwann findet Baldo heraus, dass er Opfer einer Verwechslung ist. Der andere hat, was seine Widersacher wollen. Es geht um eine wissenschaftliche Forschungsarbeit, die Baldo allerdings für zu weit hergeholt hält. Mit dem Übersinnlichen hat er nichts am Hut.

Die Handlung ist als ausgesprochen turbulent zu bezeichnen. Baldo Richter wird auf eine unglaubliche Art und Weise aus seinem gemütlichen Leben herausgerissen und fortan fremdbestimmt. Er mag sich nicht daran beteiligen und will nichts mit den Vorkommnissen zu tun haben. Aber er wird nicht gefragt. Der Autor beschreibt auf anschauliche Weise, wie Baldo dann doch seine Meinung im Handlungsverlauf ändert und aktiv wird und die ihm zugedachte Hauptrolle übernimmt.

Was hinter dem Ganzen steckt, ist fantasievoll ausgedacht. Dieser Fantasie muss der Leser folgen können, was allerdings nicht ganz einfach ist. Man spiegelt eher die Verwirrung des Baldo Richter wieder. Andererseits ist da diese gewisse Spannung, der man sich nicht entziehen kann. Man muss einfach wissen, wie diese haarsträubende Geschichte ausgeht. Es entsteht nach und nach ein Zukunftsszenario, über das sich vielleicht doch nachzudenken lohnt.

Es ist irgendwie kein Krimi und auch kein herkömmlicher Science-Fiction-Roman. Ein spannendes und vor allem sehr ungewöhnliches Buch ist es aber schon.

Rezension von Heike Rau

Kai Beisswenger
Die Schattenwelt des Baldo Richter
160 Seiten, Klappenbroschur
Schenk Verlag
ISBN-10: 393933782X
ISBN-13: 978-3939337829
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Craig Robertson: Snapshot

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Tony Winter ist Polizeifotograf. Er ist fasziniert von dem, was er zu sehen bekommt. Deshalb fotografiert er auch unbemerkt mit zwei Kameras und kommt so an Bilder für seine private Sammlung. Sein Übereifer fällt aber schon als störend auf. Die Kollegen sehen ihn nicht besonders gern am Tatort. Der eine oder andere hält ihn sogar für überflüssig. Dennoch kann er seinen Freund und Kollegen Addison überzeugen, dafür zu sorgen, dass er bei der neusten Mordserie eingesetzt wird. Gangster, Dealer und Drogenbosse sind die Opfer und so mancher meint, dass es nun mal die Richtigen trifft. Von Derek Addison erhält Winter, der ja als Fotograf zu seinem Leidwesen nicht an den Ermittlungsarbeiten beteiligt ist, auch Informationen. Seine heimliche Freundin Rachel Narey, ebenfalls bei der Polizei, rückt ab und an auch mit Details heraus.

Winter ist ein talentierter Fotograf. Zielsicher erfasst er Situationen und lichtet diese ab. Kein Detail entgeht seinen Augen. Er sieht unbestreitbar mehr als andere. Das könnte der Polizei nützlich sein, doch die hat kein Interesse an den Mutmaßungen eines Außenseiters, der versucht, sich als Ermittler aufzuführen. Das ist ein großer Fehler, denn tatsächlich bemerkt Winter etwas, das die Mordfälle aufklären könnte. Er behält es für sich, ermittelt auf eigene Faust und liefert sich dem Mörder damit direkt aus.

Der Fall ist kompliziert, weil kein Motiv für die Morde erkennbar ist, mal davon abgesehen, dass es sich bei den Ermordeten nicht gerade um ehrenwerte Bürger von Glasgow handelt. Dann ist da noch dieser dubiose Tatortfotograf Tony Winter, dessen Beweggründe für seinen Übereifer im Dunkeln liegen, auch wenn er kein schlechter Kerl zu sein scheint. Das macht diesen Thriller sehr spannend.

Die Ermittlungsarbeiten ziehen sich hin. Die Polizei kommt nicht vorwärts, im Gegensatz zu Winter, der recht bald ausmachen kann, in welche Richtung es geht. Vielleicht ist es mangelnde Anerkennung, die ihn schweigen lässt, aber auch fehlendes Vertrauen in die Kollegen. Der Krimi lässt verschiedene Interpretationen zu und lädt damit direkt zum Mitdenken ein. Das ist unterhaltsam.

Die Spannung wird am Ende des Buches noch einmal deutlich gesteigert. Die Lage spitzt sich auf dramatische und aufwühlende Art und Weise zu. Man weiß, zu was der wirklich skrupellose und gewalttätige Mörder fähig ist. Die Auflösung des Falls ist dann schließlich auch sehr überraschend. Kurz gesagt, es ist ein guter, wenn auch nervenaufreibender Krimi, den zu lesen sich auf jeden Fall lohnt.

Rezension von Heike Rau

Craig Robertson
Snapshot
Aus dem Englischen von Ulrich Thiele
480 Seiten, broschiert
Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN-10: 3453436857
ISBN-13: 978-3453436855
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