Browsed by
Kategorie: Krimi und Thriller

Heike Eva Schmidt: Schlehenherz

Heike Eva Schmidt: Schlehenherz

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Zur Schulparty am Abend wollten die beiden Freundinnen zusammen gehen. Doch Lila wartet vergeblich auf Vio. Sie geht auch nicht an ihr Handy. Dann kommt Vio doch noch. Sie hatte Ärger mit ihrer Mutter und nun eigentlich Hausarrest. Es kommt zum Streit zwischen den beiden, weil Vio dennoch auf die Party möchte. Vios Plan, um doch noch an der Party teilnehmen zu können, will Lila allerdings nicht stützen. Vio stürmt davon und Lila geht allein zur Party. Vio riskiert den Ärger mit ihrer Mutter und taucht später auch noch auf. Sie amüsiert sich mit Till, einem Jungen von dem sie weiß, dass Lila ihn mag. Vielleicht ist das ihre Art, sich an Lila zu rächen.

Am nächsten Tag wartet Lila auf ein Zeichen von Vio und natürlich auf eine Entschuldigung. Als ihre Mutter dann in ihr Zimmer kommt, um ihr zu sagen, dass Vios Mutter angerufen hat, weil Vio nicht nach Hause gekommen ist, ist sie entsetzt. Hat Vio bei Till übernachtet? Der Gedanke bricht ihr fast das Herz. Und doch ist da auch irgendwo die Ahnung, dass Vio etwas passiert ist. Lila soll rechtbehalten. Ihre Freundin wird tot aufgefunden unter einem Schlehenbaum. Lila versinkt in ihrer Trauer. Und doch will sie auch alles daransetzen herauszufinden, wer ihre Vio ermordet hat.

Die Geschichte erzählt von den Freundinnen Lila und Vio, die ein Streit auseinanderbringt. Nichts kann wieder gut gemacht werden, denn bevor es zu einer Versöhnung kommen kann, wird Vio ermordet. Von dieser Tragik wird die Geschichte getragen. Lila wird von einer ungeheuren Trauer gepackt, die in ihrer Intensität auch auf den Leser übertragen wird. Gefühle überschatten die Handlung für eine lange Zeit. Bis dann der Thriller zum Tragen kommt. Denn Lila bemüht sich auch um die Aufklärung des Mordes an ihrer Freundin, da die Polizei nach ihrer Meinung nicht genug tut.

Es ist ein gefährliches Spiel, denn es zeichnet sich ab, dass sie möglicherweise einen Serientäter sucht. Sie vermutet ihn direkt im Umfeld, versucht ihn über SchülerVZ ausfindig zu machen. Denn hier war auch ihre Freundin oft online. Ihr Misstrauen jedem gegenüber, führt zu sehr aufregenden Momenten. Bald liegen die Nerven blank. Ein unglaubliches Tempo kommt in die Geschichte, das dann auch bis zum äußerst spannenden Ende gehalten wird.

Rezensionen von Heike Rau

Heike Eva Schmidt
Schlehenherz
Thriller
238 Seiten, Klappenbroschur
Verlag Carl Ueberreuter, Wien
ISBN-10: 3800056704
ISBN-13: 978-3800056705
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Helen FitzGerald: Tod sei Dank

Helen FitzGerald: Tod sei Dank

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Geschichten aus dem Gruselkabinett von Mördern, Drogendealern und anderen Straftätern.

Helen Fitzgerald besitzt die seltene Gabe, eine zunächst alltägliche Geschichte in eine makabere Handlung zu verwandeln.

In ihrem neuen Roman geht es um eine kaputte Familie, in der sich wahre Dramen um die sechzehnjährigen Zwillinge der Familie abspielen.

Will Marion ist von seiner Frau Cynthia mit den Zwillingen Georgie und Kay sitzen gelassen worden, als diese drei Jahre alt waren. Er kümmert sich rührend um die Erziehung der beiden Mädchen. Kay ist die liebe, fröhliche und leicht zu begeisternde Jüngere der beiden. Georgie hingegen ist cholerisch, unzufrieden und anspruchvoll. Der Umgang mit ihr kann gelegentlich zur Tortur werden. Als sie sechzehn Jahre alt sind, wird bei beiden eine schwere Nierenkrankheit diagnostiziert. Will stürzt das in große Nöte. Woher sollen die Nieren für eine erforderliche Transplantation kommen?

Mit diesem Aufhänger beginnt Helen FitzGerald ihren Thriller, der eine Familie im Unterschichtmilieu zeigt. Cynthia ist drogenabhängig und hat sich mit ihrem Pflegebruder aus dem Staub gemacht, der allerdings inzwischen im Knast sitzt.

Will kommt zu dem Ergebnis, dass nur die Transplantation einer Niere von ihm selbst und eine von seiner Frau Cynthia zur Rettung für seine Töchter beitragen könnte.

Mit der Suche nach ihr, die inzwischen ohne Adresse verschollen ist, erfährt man, in welchem Dunstkreis sie sich die Jahre über bewegt hat. Sie treibt sich durch die Welt ohne Sinn und ohne Halt. Will aber wendet seine ganze Energie auf und scheut keine Mühe, die Töchter auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden und bei ihren Krankheiten zu begleiten.

Die Mutter wird schließlich aufgefunden ist aber gesundheitlich und psychisch zerrüttet von ihrem über lange Jahre praktizierten Drogenmissbrauch.

Dem Milieu gemäß beschreibt Helen FitzGerald den Verfall und die Mühen eines Mannes, der seiner Ex-Frau schwach und unmännlich erschienen ist. In der Treue zu seinen Kindern zeigt er sich jedoch beständig und zuverlässig. Selbst der schwierigen Georgie hält er immer die Treue und sorgt sich um sie. Als sich am Ende herausstellt, dass die Nieren der Mutter nach langjährigem Drogenkonsum untauglich für eine Transplantation sind, steht der Vater vor der Kalamität, welchem der beiden Mädchen er nun eine seiner Nieren vermachen soll. Nicht genug damit kommt jetzt, wie bei Helen FitzGerald üblich, erst die richtige Spannung auf. Verwirrende Erkenntnisse, Mord und Totschlag berühren die Sphären der Abartigkeit, wie nur diese Autorin sie erfinden kann. Man kommt zu einem Ende, das unschuldige Seelen zufrieden stellen wird; unausgesprochene Gerechtigkeit waltet überall und bietet den letzten Kick zur Unterhaltung mit diesem spannenden Thriller.

Helen FitzGerald war vor ihrer Schriftstellerinnenkarriere als Sozialabeiterin im Strafvollzug tätig. Ihre Geschichten lassen den Hauch von Realität spüren, der sie zu echten Gruselschockern macht.

Helen FitzGerald
Tod sei Dank
263 Seiten, gebunden
Galiani, Berlin; Februar 2012
ISBN-10: 3869710500
ISBN-13: 978-3869710501
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Klaus-Peter Wolf: Todesbrut

Klaus-Peter Wolf: Todesbrut

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Ein Bekannter empfahl mir, „Todesbrut“ zu lesen. Dieser Thriller von Klaus-Peter Wolf sei wunderbar filmisch geschrieben und trotz der Figurenmenge und Seitenfülle gut „runterzuschmökern“. Und obwohl ich die Euphorie meines Bekannten nicht ganz teile, muss ich ihm im Großen und Ganzen recht geben.

„Todesbrut“ erzählt auf 480 Seiten, was mit Menschen passiert, wenn sie in eine Ausnahmesituation geraten. In diesem Fall entsteht jene Situation durch den Ausbruch einer von der Vogelgrippe abstammenden Seuche. Die betreffenden Grippeviren sind durch die Luft übertragbar und lösen eine rasch zum Tod führende Erkrankung aus. Klaus-Peter Wolf erwähnt, dass die Epidemie in den USA und vielen Teilen Deutschlands grassiert und dass sie auch anderswo ausgebrochen ist, aber das Buch konzentriert sich ganz auf wenige Spielorte in Ostfriesland.

Einer der Spielorte ist eine Fähre. Sie hat von Emden abgelegt und befindet sich bereits kurz vor dem Ziel Borkum, als über Radio bekannt gegeben wird, dass sich die bisherigen Grippefälle als tödliche Vogelgrippe herausgestellt haben. Die Menschen auf Borkum – Bewohner und Touristen – hindern daraufhin die Fähre am Anlegen, um den Virus „draußen“ zu halten. Dummerweise kann die Fähre aber auch nicht zurück, denn Emden ist inzwischen unter Quarantäne gestellt und abgeriegelt worden.

Ausgehend von einigen Figuren an Bord und aus der Menge, die das Anlegen der Fähre verhindert haben, führt Wolf den Leser nach Borkum und nach Emden, wo weitere Figuren auftauchen. Ein weiterer zentraler Spielort ist eine große, gut abgeschottete Hühnerfarm, die Figuren dort sind der Besitzer, dessen Sohn und später hinzukommenden Personen.

Und hier wird es nun schwer: Wolf lässt so viel Figuren auftreten, dass es Wahnsinn wäre, auch nur die wichtigsten der jeweils wichtigsten Erzählstränge aufzuzählen. An Bord beispielweise gibt es nicht nur die kaputte Familie Rose und Benjamin, der eigentlich zu seiner geliebten Chris nach Borkum wollte, es gibt auch meuternde Fahrgäste, die zahlenmäßig unterlegene Schiffscrew und etliche weitere Passagiere, die ihren eigenen Weg suchen. Auf Borkum gibt es neben Chris als eine Rote-Faden-Figur zum Beispiel zwei Polizisten, deren sehr unterschiedlicher Weg verfolgt wird. Im Emden wird ab und zu ins Krankenhaus zu Dr. Maiwald, dem selbst erkrankten Seuchenexperten, geblickt. In Emden begleitet Wolf auch Bettina, eine junge Sängerin, die eigentlich nur bei einem Piratenfest für Kinder auftreten sollte. In der Hühnerfarm schwelt der Konflikt zwischen Vater Jansen und seinem Sohn, dem Tierschützer Tim, zu denen sich Tierschützerin Josy gesellt und die sich allesamt bald einer Meute brandschatzender und um sich schießender Leute gegenübersieht, die Panik vor der Geflügelansammlung haben. Dass Jansen weniger Brathähnchen als vielmehr Eier produziert, die von der Pharmaindustrie zum Herstellen von Impfstoffen gebraucht werden, kann er niemandem so richtig mitteilen. Ob es das Desaster verhindert hätte, wäre ohnehin fraglich gewesen.

Was – abgesehen von der Figurenfülle – dieses Buch anders als andere macht, ist die sachliche Brutalität des Geschilderten. Gleich am Anfang wird ein Mann, der ins Wasser fällt, zwischen Fähre und Kaimauer zerquetscht. Menschen beschimpfen sich, schlagen sich, verletzen sich. Schießen aufeinander. Töten sich. Und immer wieder sterben Menschen. Jeder ist sich selbst der Nächste. Oder auch nicht, je nach Charakter. Wolf schreibt all das so runter, führt eher eine Chronik als das er wirklich versucht, nachempfindbar zu erzählen.

Auch die Charaktere handhabt Wolf anders als andere Thriller-Autoren. Es scheint fast so, als ob jede einzelne Figur, die auch nur ansatzweise aus der Masse heraustritt, mit ihrem Namen auch unbedingt eine Biografie und ganz eigene Probleme bekommen hätte. Selbst dann, wenn sie nur ein, zwei Szenen lang mitspielt und am Ende stirbt. Da ist zum Beispiel ein altes Ehepaar auf der Fähre, über die Wolf nicht nur eine kurze Skizze der anscheinenden Beziehung zeichnet, nein er muss diesen Schein auch noch aufbrechen und den beiden jeweils einen „aus dem Versteck aufbrausenden“ Charakter zuschreiben. Dabei nehmen die beiden nur eine Statistenrolle für eine andere Figur ein, die wiederum auch eher Rand- als wichtige Figur ist.

An sich ist das gut und schön; dieses „den wahren Menschen in den Figuren hervorholen“ ist Sinn von Literatur und zwingt sich bei so einem Stoff geradezu auf. Aber Wolf tut das bei jedem und jeder. Die Beweggründe und seelischen Tiefen quasi jeder einzelnen Figur werden genannt. Sicher: In so einer Lage haben alle Menschen ihre ganz eigenen Ängste. Jeder hat seine eigenen Verstrickungen, in denen er gefangen ist und bleibt oder nicht bleibt. Aber Literatur ist eben keine Abschrift des wahren Lebens, sondern eine Verarbeitung des selben, ein selektiver Spiegel. Es ist – gelinde gesagt – nervig, wenn man fast jede mitspielende Nase als quasi gebrochenen (oder doch zu mindest ziemlich belasteten) Charakter vorgeführt bekommt. Dadurch wird jede einzelne Figur so aufmerksamkeitsfordernd, so „schwer“, dass man sich abgewöhnt, sich wirklich darauf einzulassen. Es überfordert einfach.

Dazu kommt, dass Klaus-Peter Wolf, laut SWF „einer der besten Drehbuchautoren deutscher Sprache“, extrem filmisch schreibt. Als Drehbuchautor zeichnet er dabei weniger an Kulisse und Stimmung, sondern konzentriert sich auf die Figuren und die Handlung. Das gibt dem Ganzen Tempo. Nur: Wolf schneidet auch noch kurze, zum Teil sogar extrem kurze Szenen, die ohne lange Umschweife in die Handlung reinbrechen und wieder rausbrechen. Ein strukturierender Spannungsbogen ergibt sich zwar in der Summe gesehen über das ganze Buch bzw. über die Handlungen an den verschiedenen Spielorten hinweg, aber kaum innerhalb der Szenen.

Der Effekt auf mich war folgender: Wolf warf mich mitten in eine Figur und zwar ganz tief rein (man bekommt sehr persönliche Dinge gezeigt). Dann warf er mich genauso tief in eine andere Figur. Und zwei, drei Absätze später in eine weitere Figur und so weiter und so weiter. Gerade, wenn ich ein Gefühl für eine Figur zu entwickeln begann, kam die nächste, ebenso fordernd. Mit der Zeit lernt man zwar die wiederkehrenden Personen kennen, aber eine Verbindung entsteht nicht. Ganz ähnlich funktioniert das auch mit den Szenen: Gerade hat man sich in die spezielle Stimmung versetzt und sich die Kulisse wieder vor Augen geführt (für beides bietet Wolf ja ohnehin nicht viel Futter), wird man schon wieder in die nächste Szene mit anderer Stimmung und Kulisse geworfen.

Das erzeugt zweifellos einen erhebliche Drive, macht das Lesen aber zur Schwerstarbeit. Weil der Text mich nicht im Buch hielt (fehlende Verbindung!), ich musste mich selbst immer wieder in das Buch hineinzwingen. Es interessierte mich einfach nicht. Weder interessierten mich die Figuren, die sich zu schnell an mir vorbeibewegten, als dass ich herzliches Interesse an ihnen hätte entwickeln können, noch erzeugte die Handlung Neugier, weil der Spannungsbogen einfach nicht ausreichte. Meist zumindest; nur im Hühnerfarm-Teil war ich öfter mal „in der Story“. Sogar das Ende interessierte mich nur mäßig, vielleicht, weil ich durch all die unspektakulären Lösungen (deren Hollywood-Ferne sicher etwas für sich hat) inneren Spannungsbögen nicht wirklich etwas Tolles erwartet habe.

Nun räume ich ein, dass jemand, der beruflich anders beansprucht wird als ich (Konzentration auf Text), vielleicht die hohe Plotdichte und die harte, ganz unsentimentale Sprache nicht als (zusätzliche) Belastung empfindet, und jemand, der das Buch zeitbedingt auf einen Rutsch (oder zwei) lesen kann, alle Figuren irgendwie solange im Kopf behalten kann, bis sie auch eine gefühlsmäßige Resonanz erzeugen. Ich räume ein, dass Sprache und Konstruktion nicht schlecht sind, dass Wolf insbesondere die dramatischen Seiten in und zwischen Menschen sehr (in dieser Menge fast zu) eindrücklich darzustellen versteht. Ich räume also ein, dass man das Buch lesen kann und wohl auch durchaus mit Vergnügen. Ich für meinen Teil bin froh, dass ich durch bin und das Buch meinen Bekannten zurückgeben kann.

Klaus-Peter Wolf
Todesbrut
479 Seiten, Klappenbroschur
script5 im Loewe Verlag, September 2010
ISBN-10:383900117X
ISBN-13:978-3839001172
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Bernhard Kegel: Ein tiefer Fall

Bernhard Kegel: Ein tiefer Fall

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Professor Hermann Pauli ist noch spät in seinem Büro im Biologiezentrum der Christian-Albrecht-Uni in Kiel, als etwas passiert. Zunächst glaubt Pauli an einen Rohrbruch. Aber dann entdeckt er auf der Etage von Franz Moebus die kaputten Aquarien. Überall sind Wasser und Glasscherben. Und mittendrin ein Toter. Pauli holt Hilfe.

Die eilig einberufene Sonderkommission, angeleitet von Kriminalhauptkommissarin Anne Detlefsen, hat also möglicherweise in einem Mordfall zu ermitteln. Hermann Pauli kann den Toten identifizieren. Es ist Dr. Moritz Barthelmess, ein Assistent von Frank Moebus. Später wird noch ein zweiter Toter gefunden. Möglicherweise hat er sich aus dem Fenster gestürzt oder ist gestoßen worden. Es ist Johannes Hilpert, der auch in der Moebus-Gruppe gearbeitet hat. Was genau passiert ist, lässt sich allerdings nicht nachvollziehen. Möglicherweise hatten die beiden einen Streit. Bei ihren Forschungsarbeiten geht es jedenfalls um die Moebus-Zellen, eine bisher unbekannte Lebensform.

Frank Moebus selbst hat sich zur Tatzeit in Brüssel aufgehalten, wo er sich unter anderem darum bemühte die Finanzierung eines wichtigen Projektes durchzusetzen, das in Zusammenhang mit den Moebus-Zellen steht.

Hermann Pauli wird von der Polizei ordentlich durch die Mangel genommen. Es ist, als würde man ihn verdächtigen. Er kann die Vorwürfe aber weitgehend entkräften.

Frank Moebus ist ein berühmter Wissenschaftler. Seine neueste Entdeckung ist spektakulär. Seltsamerweise dringt aber nicht viel von seiner Forschungsarbeit nach draußen. Er scheint niemanden Anteil daran nehmen lassen zu wollen. Der Autor erzählt, wie Paulis Interesse geweckt wird. Pauli merkt, dass vieles im Institut an ihm vorbeigegangen ist, weil er zu beschäftigt mit seiner eigenen Arbeit war. Er beginnt nachzuforschen und deckt Ungereimtheiten in Moebus‘ wissenschaftlicher Arbeit auf. Es ist ein Unding.

Parallel dazu werden die Ermittlungsarbeiten der Polizei dargestellt. Anne Detlefsen weiß allerdings nicht so recht, wo sie ansetzen soll. Sie kann sich die Vorkommnisse nicht erklären. Zwar gibt es Hinweise auf eine dritte Person am Tatort und auch die Meinung eines Ermittlers, der glaubt, dass es Moebus gewesen sein könnte. Doch erstens hat dieser ein Alibi und zweitens kann man einen berühmten Wissenschaftler einem Verdacht öffentlich nicht so einfach aussetzen. Dieser Zwiespalt wird sehr ausführlich dargestellt. Der Fall muss schließlich auf etwas fadenscheinige Art und Weise abgeschlossen werden, obwohl klar ist, dass die Polizei längst nicht alle Einzelheiten kennt. Detlefsen bleibt dennoch weiter aufmerksam und agiert weiter aus dem Hintergrund heraus.

Es ist spannend zu lesen, wie zwischen Pauli und Detlefsen nach und nach eine Beziehung entsteht. Pauli mit seinem Wissen und Detlefsen mit ihren kriminalistischen Möglichkeiten könnten den Fall doch noch vollständig zum Abschluss bringen.
Allerdings stürzt das Pauli, als ihm das Ausmaß der Sache bewusst wird, in einen Gewissenskonflikt. An dieser Stelle wird das Buch, das zwischendurch schon einige Längen hat, hochdramatisch. Was Moebus im Namen der Wissenschaft tut, ist ein Skandal. Aber wie geht man damit um?
Auch wenn diese Geschichte erfunden ist, bringt diese doch sehr zum Nachdenken.

Rezensionen von Heike Rau

Bernhard Kegel
Ein tiefer Fall
Mareverlag, Hamburg
ISBN-10: 3866481659
ISBN-13: 978-3866481657
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Bartlomiej Rychter: Die Bestie von Sanok

Bartlomiej Rychter: Die Bestie von Sanok

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Was dem Ratsherrn Skwierzyński nahe der Klostermauer geschehen ist, könnte die Tat eines Wolfes gewesen sein. Dass die Verletzungen von einem Tier stammen, davon geht Dr. Karol Zaleski aus. Er glaubt jedoch auch menschliche Spuren ausmachen zu können. Borys Pasterniak, Hauslehrer bei Dr. Karol, platzt um Haaresbreite in die Autopsie hinein und wird entdeckt. Wie viel mag er wohl vor der Tür erlauscht haben?

Apotheker Anzelm Ochmański geht Borys nach. Er glaubt, dass der junge Hauslehrer, Aufschluss geben kann, was die Geschehnisse betrifft, zumindest weiß er von dessen Fähigkeiten, manche Dinge ein wenig anders zu sehen.
Polizeikommissar Ludwig Wittenbacher sieht die Sache realistisch. Er glaubt, dass den Ratsherrn so spät am Abend ein Räuber überfallen haben könnte. Möglicherweise hatte der Ratsherr sich nicht zur Wehr setzen können, weil er zu betrunken war. Bewusstlos lag er dann da, so dass sich streunende Hunde über ihn hergemacht haben.

Die Gerüchteküche brodelt jedoch munter weiter und schon bald spricht die ganze Stadt von dem Mord, glaubt sogar einen Werwolf dafür verantwortlich machen zu können. Aber was soll der Kommissar diesem vorwitzigen Redakteur von der Sanoker Zeitung erzählen? Ganz geschickt versucht Wittenbacher, diesen Kaszycki für seine Zwecke einzuspannen.

Professor Joachim August Hildenberg aus Wien kommt in Sanok gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Mord an. Der Gelehrte ist zu Gast im Hause Zaleski und zeigt großes Interesse an den Geschehnissen. Er gibt vor, bei den Ermittlungsarbeiten behilflich sein zu wollen. Doch Borys entdeckt etwas im seinem Zimmer, das nicht gerade für den fremden Herrn spricht.

Der historische Krimi spielt im Jahre 1896 im kleinen verschlafenen Städtchen Sanok in den Karpaten. Geschichte wird hier lebendig gemacht, und fungiert als gut recherchierter Rahmen, in dem jede Kleinigkeit zeitgemäß wirkt.

Mit der Ruhe in Sanok ist es vorbei, als der erste ungeheuer grausame Mord geschieht. Gerüchte und Geschwätz, Aberglauben und Volksglauben sorgen für eine unheimliche Stimmung. Die Angst geht um. Das macht der Autor mit seiner Wortwahl auch für den Leser greifbar.

Dr. Zaleski, Professor Hildenberg und auch Borys Pasterniak sind da schon realistischer veranlagt. Sie glauben nicht, dass eine Bestie aus dem Wald nach Sanok hereinkommt, um wahllos Leute umzubringen. Diese Gegensätzlichkeit im Denken der Menschen, auch zwischen armer und wohlhabender Bevölkerung, wird gut dargestellt. Wobei anfangs natürlich keiner weiß, womit man es zu tun hat.

Zunächst verläuft die Geschichte noch recht gedämpft. Die Spannungskurve steigt aber immer weiter an. Man spürt das Unheil nahen. Nach und nach wird klar, dass der Mörder, der wie ein Tier mordende Serienmörder, gezielt vorgeht und es auf bestimmte Personen abgesehen hat. Doch die Zusammenhänge sind derart undurchsichtig, dass man wirklich gespannt darauf ist, wie der Autor diesen Krimi auflösen wird.
Das Ende kann sich sehen lassen. Es beschließt eine wirklich grandios ausgedachte Geschichte auf perfekte Art und Weise.

Rezension von Heike Rau

Bartlomiej Rychter
Die Bestie von Sanok
Schauerlich Morde in den Karpaten
Historischer Kriminalroman
368 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213310
ISBN-13: 978-3423213318
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Jutta Profijt: Kühlfach betreten verboten!

Jutta Profijt: Kühlfach betreten verboten!

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Pascha nutzt die erstbeste Gelegenheit um Dr. Martin Gänsewein von dem Autounfall, den er beobachtet hat, zu erzählen. Der Geist hat sonst zu niemand Kontakt. Der Gerichtsmediziner ist der einzige, der ihn hören kann. Meist funktioniert die Kommunikation über Gedankenaustausch.

Die Kinder, die im Unfallfahrzeug saßen, machen Pasche nun das Leben schwer. Und das ist ganz und gar nicht zu verstehen. Sie sind keineswegs bei dem Unfall verstorben. Aber sie sind in einem komaähnlichen Zustand, so dass Pascha sich mit ihren kleinen Seelchen konfrontiert sieht. Auf der Geisterebene kann er mit den Kindern sprechen. Auch als die Kinder dann im Krankenhaus in künstliche Koma gelegt werden, bleibt das so.

Die Lehrerin, die das Auto fuhr, ist nicht auffindbar. Offenbar hat sie Fahrerflucht begangen. Pascha weiß, dass das keineswegs so ist. Die Kinder sagen, Sibel Akiroglu ist entführt worden.
Später findet man eine tote junge Frau. Kriminalkommissar Gregor Kreidler nimmt die Ermittlungen auf. Martin nimmt die Obduktion vor. Aber wie sich herausstellt, handelt es sich bei der Toten nicht um die Lehrerin.

Man würde gerne die Kinder verhören, aber die sind immer noch im künstlichen Koma. Bald kommt man hinter die Identität der Toten. Es ist die 16-jährige Yasemin Özcan. Wie sich herausstellt, müssen Yasemin und die Lehrerin sich gekannt. Denn die Tote hatte einen Zettel mit der Telefonnummer Sibels bei sich.

Die Umstände sind sehr mysteriös. Pascha könnte Licht ins Dunkel bringen. Er weiß eine ganze Menge mehr und versucht sich auch Martin mitzuteilen. Doch der hat im Moment ganz andere Dinge im Kopf. Seine Freundin bekommt ein Baby und so gehört seine ganze Aufmerksamkeit ihr. Es dauert, bis auch Martin begreift, dass er endlich handeln muss. Nur ist es schwer zu erklären, woher er Dinge weiß, die er eigentlich nicht wissen kann.

Pascha ist ein Draufgänger. Das spiegelt sich auch in seinen Charakter wieder und auch in seiner Art zu denken und zu sprechen. Er ist unglaublich nervig und rotzfrech. Seine Wortwahl ist bedenklich. Seine üblen Wortfindungen sind unterirdisch. Das muss der Leser aushalten können. Im Grunde benimmt Pascha sich immer daneben. Aber irgendwie passt das alles. Was hat ein Geist schon zu verlieren? Andererseits besitzt er Gerechtigkeitssinn und das macht ihm zum idealen Ermittler.

„Kühlfach betreten verboten!“ ist der vierte Band der Reihe. Diesmal gibt Pascha unfreiwillig den Babysitter, während er einen kniffligen Fall aufzuklären hat. Das ist wirklich alles sehr außergewöhnlich. Der Krimi ist damit sehr unterhaltsam und auch an Spannung fehlt es nicht. Die Handlung ist interessant aufgebaut. Was zunächst äußerst undurchsichtig scheint, entwickelt sich in eine ungeahnte Richtung. Rundherum ein sehr origineller Krimi!

Rezension von Heike Rau

Jutta Profijt
Kühlfach betreten verboten!
320 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 342321340X
ISBN-13: 978-3423213400
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Anne George: Mörderische Verstrickungen

Anne George: Mörderische Verstrickungen

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Luke Nelson ist es diesmal, der Patricia Ann und Mary Alice Kummer macht. Dem Cousin ist die Frau weggelaufen. Virginia ist nach vierzig gemeinsamen Jahren mit dem Prediger auf und davon, der in ihrem gemeinsamen Haus Malerarbeiten erledigt hat, um nebenbei ein bisschen Geld zu verdienen. Patricia Ann kann gar nicht glauben, was Luke ihr da erzählt. Schließlich ist Virginia nicht gerade gutaussehend und die Jüngste ist sie auch nicht mehr. Im Grunde können sich die Schwestern keinen Mann vorstellen, der mit Virginia durchbrennen würde, aber das behalten die beiden besser für sich.

Holden Crawford ist, wie sich herausstellt, auch noch ein Sektenprediger. Patricia Ann schafft es mit Hilfe ihres Laptops Adresse und Telefonnummer zu beschaffen. Den Prediger ausfindig zu machen, scheint aber eine andere Sache zu sein. Ans Telefon geht er schon mal nicht.
Die Schwestern fahren also mit Luke hoch nach Steele. Auch im Wohnhaus ist niemand, also geht Luke schon mal in die Kirche des Schlangenpredigers, die nebenan liegt, um sich dort umzusehen. Weil Luke nicht wieder herauskommt, folgen ihm Patricia Ann und Mary Alice schließlich. Sie finden Luke verletzt und ohnmächtig vor. Ob er niedergeschlagen wurde oder gestürzt ist, lässt sich nicht sagen. Aber dass die fremde Frau, die da auf der Kirchenbank liegt, tot ist, ist sicher.

Einfach herrlich! Patricia Ann und Mary Alice sind ein perfektes Team, wenn es um das Aufklären von Mordfällen geht. Patricia Ann geht überlegt und vernünftig an die Dinge heran, während Mary Alice sehr direkt ist und sich draufgängerisch gibt.
Der Fall verlangt den beiden alten Damen allerdings alles ab. Sich hier einzumischen und die Geheimnisse der Dorfgemeinschaft erkunden zu wollen, ist mit ungeahnten Gefahren verbunden. Schließlich ist hier irgendwo ein Mörder unterwegs! Die Handlung ist dementsprechend turbulent. Eine Katastrophe jagt die nächste.

Die Familie wird deswegen aber nicht vernachlässigt. Man hat viel Einblick in das Familien- und Alltagsleben der außergewöhnlichen Schwestern. Das stellt die Geschichte in einen schönen Rahmen.
Der Krimi ist ausgesprochen unterhaltsam und liest sich dadurch einfach gut. Humor und Situationskomik kommen nicht zu kurz. Wobei besonders die Art der Schwestern miteinander umzugehen ist, für Lacher sorgt. Für Spannung sorgt vor allem die Undurchschaubarkeit des Krimis. Beim Mitraten, wer der Mörder sein könnte, wird man aufs Glatteis geführt.

Rezensionen von Heike Rau

Anne George
Mörderische Verstrickungen
304 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213329
ISBN-13: 978-3423213325
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Kjell Eriksson: Offenes Grab

Kjell Eriksson: Offenes Grab

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Professor Bertram von Ohler ist bereits 84 Jahre alt, als er erfährt, dass er den Nobelpreis für Medizin erhält. Aus dem Berufsleben hat er sich längst zurückgezogen. Einsam lebt er in der großen Familienvilla, betreut von der Haushälterin Agnes Andersson, die selbst schon über 70 Jahre alt ist und seit 55 Jahren im Haus angestellt.

Seinem Nachbarn und ehemaligen Kollegen Dozent Gregor Johansson überbringt er die freudige Botschaft zuerst. Doch der teilt seine Freude nicht. Dass die Preisvergabe auch von anderen als ungerecht empfunden wird, bekommt Ohler hautnah zu spüren. Seine Widersacher überschütten ihn in der Presse mit Kritik. Das gewohnte Leben des alten Mannes wird durcheinander gebracht. Mit der Ruhe ist es vorbei.

Im Buch werden die Gedanken und Befindlichkeiten Bertram von Ohlers festgehalten. Der missgünstige Nachbar wird ebenfalls im Auge behalten. Auch Dozent Gregor Johansson verstrickt sich in seinen Überlegungen und Grübeleien. Die Vergangenheit wird für beide wieder lebendig.

Und dann ist da noch dieser Gärtner, der bei den Lundquists nebenan arbeitet. Karsten Haller beobachtet ebenfalls genau. Er hat eine ganz eigene Meinung über Betram von Ohler, hält nichts von dem alten Mann, verachtet ihn geradezu. Im Buch wird diese Figur sehr geheimnisvoll dargestellt. Haller, obwohl eigentlich ein Fremder, weiß mehr, als er zunächst offenbart. Was er im Schilde führt, bleibt ungewiss.

Selbst Agnes, die Haushälterin, fängt an, die Dinge zu hinterfragen. Die aufkommende Unruhe im Haus und die Nervosität von Ohlers und seine wiederaufkeimende Unberechenbarkeit, die er im Alter ein Stück weit abgelegt hat, rauben ihr nun wieder die Ruhe. So sehr, dass sie an das Unmögliche denkt, nämlich in den Ruhestand zu gehen. Auch diese Figur hat Potenzial. Man sollte die alte Frau nicht unterschätzen.

Der eigentliche Krimi beginnt sehr spät. Und noch nicht mal, als Betram von Ohler Todesdrohungen erhält. Zumindest hält er den auf dem Gartenzaun aufgespießten Totenkopf dafür. Und auch ein auf das Haus geworfener Stein beunruhigt ihn.
Ann Lindell rückt mit ihre Kollegen Sammy Nilsson an. Für die beiden ist klar, dass Kritiker und Neider nun mal auf den Plan gerufen werden. Einen echten Fall sehen die beiden hier nicht. Die Ermittler kommen diesmal ein bisschen kurz. Nicht nur, dass sie erst im letzten Drittel des Buches auftauchen, es gibt einfach nichts Aufsehenerregendes zu tun.

Das Buch ist deswegen nicht unbedingt langweilig. Der Schreibstil ist gut und so liest man die Seiten ganz gut weg, um dann doch später noch so richtig überrascht zu werden. Im Verborgenen entwickelt sich nämlich etwas, was man nicht vorhersehen kann. Es geht um ein gut gehütetes Familiengeheimnis, das, wenn es ans Tageslicht käme, Folgen für den Nobelpreisträger und natürlich seine Familie haben würde. Tödlich spannend wird das Buch mit einem Mal. Die Ereignisse laufen aus dem Ruder und dann geschieht doch tatsächlich noch ein Mord!

Rezension von Heike Rau

Kjell Eriksson
Offenes Grab
Ein Fall für Ann Lindell
320 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213396
ISBN-13: 978-3423213394
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Kevin Brooks: Schlafende Geister

Kevin Brooks: Schlafende Geister

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
John Craine ist Privatdetektiv. So bekommt er von Helen Gerrish den Auftrag, deren Tochter Anna ausfindig zu machen. Auch die Polizei ist über das Verschwinden der jungen Frau informiert. Detektive Chief Inspector Mick Bishop ist mit dem Fall betraut, gibt sich aber nicht besonders engagiert.
John Craine bringt von Anfang an dem Vater Misstrauen entgegen, der sich merkwürdig abweisend und unbeteiligt gibt. Durch Zufall entdeckt der Privatdetektiv im Bad der Wohnung Annas ein Versteck. Es dauert nicht lange, bis er weiß, dass die junge Frau drogenabhängig ist und auf den Strich geht oder zumindest ging, sollte sie noch leben.

Irgendwen scheint zu stören, dass die Ermittlungsarbeit John Craines von Erfolg geprägt ist. Brutal wird er zusammengeschlagen.
Bishop weiß, von dem, was Craine herausgefunden hat. Doch den Eltern hat er die Wahrheit vorbehalten, weil er glaubt, dass Anna nicht gefunden werden will.
Craine dagegen macht weiter. Immer wieder wird seine Arbeit auf unglaubliche Weise behindert. Und dann wird er auch noch von Bishop persönlich bedroht. Das gibt Craine schwer zu denken. Aber er zieht es nicht in Betracht aufzugeben. Sein Neffe Cal, ein sehr fähiger Hacker, hilft ihm, Licht ins Dunkel zu bringen. Doch vielmehr geraten beide in einen tiefen Sumpf aus Korruption und Machtmissbrauch bei der Polizei.

John Craine macht seine Arbeit, sonst nichts. Die Vergangenheit lässt ihm keine Ruhe. Er trauert um seine Frau, die vor 17 Jahren brutal ermordet wurde. Das lässt ihn nicht zur Ruhe kommen, zermürbt ihn förmlich. Möglicherweise klammert er sich trotz der Warnungen von Mick Bishop, der um seine Vergangenheit weiß, an den Fall Anna Gerrish, weil er nichts zu verlieren hat. Warum genau Bishop die Ermittlungsarbeiten so vehement behindert, ist allerdings anfangs unklar. Ein Netz aus Lügen breitet sich über Craine aus, das kaum zu durchdringen ist. Was da hineingewoben wurde, schickt ihn direkt in die Vergangenheit zurück. Das spart nicht einmal den Mord an seiner Frau aus, der wieder gegenwärtig wird. Da hat einer wirklich geschickt die Fäden in der Hand und versucht John Craine auf unfassbare Art manipulieren zu wollen.

Der Krimi ist in allen Einzelheiten sensationell gut aufgebaut. Man wird in eine perfekt strukturierte und durchdachte Handlung hineingeführt. Dies zusammen mit dem Schreibstil macht das Buch zu einem Knüller.
Der Autor lässt Craine die Geschichte aus seiner Perspektive erzählen, so dass man dem Privatdetektiv als Leser sehr nahe kommt. Dabei gibt Craine nicht den Held. Er ist ein einsamer, unglücklicher Einzelgänger, der seine Erinnerungen mit Alkohol aus dem Hirn zu verbannen versucht. Man kann ihn dennoch verstehen. Er ist trotzdem ein sympathischer Typ. Und er kommt im Laufe des Falls wieder etwas in die Gänge.

Der Krimi ist damit ein sehr intensives Leseerlebnis. Man wird gefangen genommen von diesem Buch und vor allem von John Craine, der als Privatdetektiv über sich hinausgeht.

Rezensionen von Heike Rau

Kevin Brooks
Schlafende Geister
400 Seiten, broschiert
Deutsch von Uwe-Michael Gutzschhahn
ISBN-10: 3423213299
ISBN-13: 978-3423213295
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen

Carola Clasen: Tote gehen nicht den Eifelsteig

Carola Clasen: Tote gehen nicht den Eifelsteig

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
Wer die Krimis von Carola Clasen kennt, der weiß, dass man um den Humor darinnen nicht herum kommt. Charmanter Humor, der nicht durch die Vordertür hereinpoltert, sondern ganz feinsinnig zwischen den Zeilen zu entdecken ist. So auch in dem aktuellen Krimi „Tote gehen nicht den Eifelsteig“ aus dem KBV-Verlag.

Den Anfang nimmt das Desaster in der „Klinik am Wald“. Hier ist der Posten des Chefarztes demnächst neu zu besetzen. Die beiden Oberärzte, die bis dato enge Freunde aus der Schulzeit waren, streben diese Stelle an. Der Verwaltungsdirektor und der Noch-Chefarzt mögen keine Entscheidung zwischen den beiden Bewerbern treffen. Was liegt da schon näher, sie den beiden selbst zu überlassen. Aber selbst bei so langjährigen Freunden ist eine friedliche, im Gespräch getroffene Einigung schwer vorstellbar. Also einigen sich beide auf einen Wettstreit: Wanderung auf dem Eifelsteig, einem 330 Kilometer langen Wanderweg von Aachen bis nach Trier, quer durch den Nationalpark Eifel. Einer von ihnen startet in Aachen, während sich der andere in Trier auf den Weg macht. Auf halber Strecke sollten sie sich über den Weg laufen. Die zurückgelegte Strecke ist mit Hotelbelegen und Fotos nachzuweisen. Als sie dieses Wettrennen vereinbaren, ahnt keiner, dass ihr Weg mit Leichen gepflastert sein wird. Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf.

Ein Eifelkrimi, der sich dieses Mal der gesamten Eifel annimmt und in welchem die bereits bekannte Protagonistin Hauptkommissarin Sonja Senger unentwegt auf dem Strohhalm kaut, weil sie sich gerade das Rauchen abgewöhnen will.
Ein Eifelkrimi, der Spaß macht auf mehr. Sowohl, was das Lesen angeht, als auch das Wandern in der Eifel. Für ersteres steht mit „Die Eifel sehen und sterben“ schon der nächste Clasen-Krimi in den Startlöchern.

Carola Clasen
Tote gehen nicht den Eifelsteig
262 Seiten, broschiert
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3942446057
ISBN-13: 978-3942446051

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
-> Dieses Buch jetzt bei Amazon bestellen