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Kategorie: Krimi und Thriller

Ferdinand von Schirach: Der Fall Collini

Ferdinand von Schirach: Der Fall Collini

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Spannung und Realität: eine Kriminalgeschichte der ungewöhnlichen Art.

Hervorragend, klar und eindeutig wie schon in seinen vorherigen Geschichten über „Verbrechen“ und „Schuld“ beginnt Ferdinand von Schirach seinen Bericht über den Fall Collini.

Ein überaus großer und gewaltiger Mensch hat im Hotel Adlon in Berlin den bekannten 85 jährigen Großunternehmer Hans Meyer erschossen. Der Täter stammt aus Italien, heißt Fabrizio Collini und hat 34 Jahre lang ein unauffälliges Leben als Werkmeister in Deutschland geführt. Er lässt sich nach der Tat widerstandslos festnehmen, gesteht die Tat und will keinen Anwalt zu seiner Vertretung. Er wirkt stoisch bis unnahbar.
Daraufhin wird ihm ein Pflichtanwalt zur Seite gestellt. Dieser heißt Caspar Leinen und ahnt nicht, was auf ihn mit der Übernahme des Mandates zukommt. Es ist sein erster Fall nach dem mit Prädikatsnote beendeten Studium. Er will die Vertretung des Täters zunächst nicht übernehmen, nachdem er herausgefunden hat, wer der Ermordete ist. Hans Meyer war der Großvater eines guten Freundes seiner Kindheit und ist fast wie eine Vaterfigur für ihn gewesen. Der erfahrene und viel ältere Anwalt der Nebenkläger ist dem jungen Kollegen wohl gesonnen und hält einige wichtige Argumente für die Übernahme des Mandats bereit.

Mit dieser Einleitung befindet man sich sofort mitten in einem Rechtsfall, der viele Rätsel aufgibt.

Auf der Suche nach der Wahrheit für den Tathergang bleibt dem jungen Anwalt bis hin zur Gerichtsmedizin nichts erspart.

Der aufgeschlossene und intelligente Caspar Leinen bemüht sich leidenschaftlich, mehr über die Hintergründe für die Tat herauszufinden. Fast kurz vor der Beendigung des Verfahrens kommt Caspar Leinen hinter ein Geheimnis, das näheren Aufschluss über das Tatmotiv bieten könnte. Hier kommen Partisanenkämpfe und die Naziherrschaft während des zweiten Weltkriegs in Italien ins Spiel. Pikanterweise ist bekannt, dass der Großvater von Ferdinand von Schirach, Baldur von Schirach, Reichsjugendführer der SS im dritten Reich war!

Sehr deutlich spürt man, dass der Autor mit dem Gerichtsalltag eng vertraut ist und über Detailwissen verfügt. Er baut seine Geschichten geschickt auf, kann schreiben und erzeugt eine Spannung, die den Leser fasziniert und bis zur letzten Zeile gefangen nimmt.
Von Schirach spart nicht mit kurzen Erlebnissen aus dem Privatleben des jungen Anwalts, die den Roman mit Leben füllen und sich folgerichtig in die Kriminalgeschichte einfügen. Man schaut interessiert hinter die Kulissen der Strafjustiz und erfährt Einzelheiten über die Verfahrensregeln in anhängigen Strafverfahren. Der höchst spannend zu lesende Kriminalfall aus dem inneren unseres Justizsystems ist sicher einer der Glanzpunkte diesjähriger Kriminalgeschichten im kommenden Bücherherbst 2011.

Ferdinand von Schirach
Der Fall Collini
208 Seiten, gebunden
Piper, SSeptember 2011
ISBN-10: 3492054757
ISBN-13: 978-3492054751
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Alafair Burke: Online wartet der Tod

Alafair Burke: Online wartet der Tod

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Ellie Hatcher hat sich bisher um Betrug und Raubüberfälle gekümmert. Nun soll sie zum ersten Mal in einem Mordfall ermitteln. Flann McIlroy hat die junge Polizistin zu seiner Unterstützung angefordert. Es geht um zwei junge Frauen, die im Abstand von genau einem Jahr ermordet worden sind. Amy Davis wurde erdrosselt, als sie vor einem Date nach Hause kam. Sie war Mitglied von „FirstDate“, einer Online-Partnerbörse. Die vor einem Jahr ermordete Caroline Hunter war auch bei „FirstDate“. Nur war ihre Motivation eine ganz andere. Sie hat für ein Buchprojekt recherchiert.

Es gelingt Ellie Hatcher sich in das Profil von Amy Davis einzuloggen und festzustellen, mit wem sie Kontakt hatte. Nur läuft bei „FirstDate“ alles sehr anonym ab. Von den Benutzernamen kann man nicht auf die Person schließen. Bei „FirstDate“ zeigt man sich wenig hilfsbereit. Und so gehen die Ermittlungsarbeiten nur sehr schleppend voran.

Ellie hat inzwischen selbst einen Account bei „FirstDate“ und drei Männer angeschrieben. Doch es wird keine Spur zum Mörder ersichtlich. Erst später, als eine dritte Frau ermordet wird, fällt ein Profil besonders auf.

Der Täter spielt eine ganz üble Rolle. Er manipuliert die Polizisten und legt falsche Fährten, ohne das es zunächst auffällt. Auch als Leser steht man vor einem Rätsel und verfolgt die Gedankengänge von Elli Hatcher und Flann McIlroy mit großer Spannung, obwohl die Handlung anfangs nicht gerade sehr aufregend erscheint. Es ist eine Puzzlearbeit, mit vielen überflüssigen Teilen im Spiel, die erst aussortiert werden müssen. Im letzen Drittel des Buches kommen die Ermittlungsarbeiten aber dann so richtig in Fahrt. Man wird wirklich sehr überrascht.

Insgesamt wirkt der Krimi sehr gut durchdacht. Er ist überaus raffiniert angelegt. Aber das merkt man erst am Ende, wenn alle Fäden zusammenlaufen.
Das Thema selbst ist spannend. Sehr deutlich wird auf die Gefahren des Internets aufmerksam gemacht. Es ist schon sehr bedenklich, welche Möglichkeiten für den Täter hier bestehen und wie ein Fremder sich tarnen kann, um Vertrauen zu wecken.

Noch ein Wort zu Ellie Hatcher. Sie wirkt echt und in ihrem Handeln glaubwürdig. Nicht zuletzt passt sie selbst in das Opferprofil des Täters. Außerdem ist das Interesse der Medien an ihr als Ermittlerin groß. Sie ist keine Unbekannte. Auch ihr Privatleben wird im Buch nicht ausgespart. Man kann sich gut mit ihr identifizieren. Dadurch gewinnt der Krimi natürlich zusätzlich.

Fazit: Ein wirklich lesenswerter, „Krimi des Monats“

Rezension von Heike Rau

Alafair Burke
Online wartet der Tod
Deutsch von Susanne Wallbaum
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213140
ISBN-13: 978-3423213141
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Leonie Swann: Glennkill – Ein Schafskrimi

Leonie Swann: Glennkill – Ein Schafskrimi

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Es ist vorbei mit der Ruhe auf der Weide. Der Hirte George Glenn ist tot. In ihm steckt eine Schaufel. Es muss also Mord gewesen sein, glauben die Schafe. Miss Maple, das klügste Schaf der Herde, weiß, dass nun Menschen kommen werden. Tom O’Malley findet den Toten schließlich. Kaum hat er im Pub die Leute informiert, kommt ein kleines Grüppchen herauf. Darunter der Metzger, den die Schafe gar nicht leiden können. Die Tiere versuchen sich so natürlich wie möglich zu verhalten und dabei so viel wie möglich mitzubekommen. Dann kommen Polizisten und ein Journalisten. Die Schafe finden kaum Beachtung. Immerhin wird die Leiche mitgenommen. Und bald sieht es auf der Weide aus, als wäre nichts geschehen.

Am nächsten Morgen fallen die Schafe über Georges Gemüsegarten her. Das war bisher verboten gewesen, aber nun gibt es ja niemanden mehr, der es ihnen verbieten könnte. Selbst die Schäferhündin scheint verschwunden.
Wieder kommen Menschen. Eine Frau und ein Schwarzgekleideter mit langer Nase, der die Schafe am liebsten beim Metzger sehen würde, wäre da nicht ein Testament, in dem stehen müsste, wem die Schafe nun gehören.
Die Schafe nehmen alles auf, was sie hören. Versuchen hinter die Bedeutung des Gesagten zu kommen und sich zusammenzureimen, wer der Mörder ist.
Doch die Geschichte ist kompliziert, vor allem auch, weil man sich fragen muss, ob am Ende vielleicht sogar ein Schaf etwas mit dem Mord zu tun hat. Miss Maple hat den Hufabdruck auf Georges Leiche genau gesehen.

Die Herde besteht aus Schafen von ganz unterschiedlichem Charakter. Angeführt werden sie von Leitwidder Sir Ritchfield, der allerdings nicht mehr der Jüngste ist. Miss Maple hat das Sagen. Als klügstes Schaf der Herde, kommt ihr das Denken zu. Alles merken kann sie sich aber nicht. Dafür gibt es Mopple the Whale, das Gedächtnisschaf. Aber auch die Meinung der anderen Schafe zählt.

Im Grunde ist das Buch nicht besonders spannend. Der Fall ist alles andere als spektakulär. Aber die Geschichte ist unglaublich originell. Die Autorin versetzt sich in die Lage der Schafe und bedient jedes Klischee, das man Schafen zumutet. Das ist ungeheuer lustig. Die Schafe sind langsam, begriffsstutzig, denkfaul und mehr mit Grasrupfen beschäftigt, als mit allem anderen. So entwickelt sich auch der Krimi nur langsam. Die Schafe gehen mit Bedacht vor. Im Grunde verstehen sie die Menschen nicht. Aber weil ihr Hirte George Glenn ihnen immer vorgelesen hat, wissen sie eine ganze Menge mehr, als andere Schafe. So wissen sie eben auch, dass der Mörder immer an den Tatort zurückkehrt. Dennoch ist es schwer für sie Gedanken aneinander zu reihen und Schlüsse daraus zu ziehen. Manchmal liegen sie dann eben auch grundverkehrt.

Aber unter den Menschen ist auch keiner, der den Mord aufklären will. Die scheinen eher etwas vertuschen zu wollen. Die Schafe haben Zeit. Das Rätsel wird schon gelöst werden. Und auch als Leser sollte man sich Zeit für dieses Buch nehmen. Es unterhält auf charmante Art wirklich gut.

Rezension von Heike Rau

Leonie Swann
Glennkill – Ein Schafskrimi
384 Seiten, broschiert
cbj, München
ISBN-10: 3570400840
ISBN-13: 978-3570400845
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Franziska Franke: Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers

Franziska Franke: Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers

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Liebhaber des Detektivromans kommen mit der Reinkarnation einer aus Literatur und Film bestens bekannten Romanfigur in den spannenden Genuss, die Welt um sich herum zu vergessen und in das mediterrane Flair von Florenz einzutauchen. Franziska Franke hat sich der lange totgeglaubten Romanfigur des britischen Meisterdetektivs Sherlock Holmes angenommen. Nach ihrem Debütroman „Sherlock Holmes und die Büste der Primavera“ handelt es sich bei dem vorliegenden Buch um den zweiten Krimi dieses Stils, eines Stils, der dem des Altmeisters Arthur Conan Doyles nicht unähnlich ist.

In nüchterner, berichtender Weise beschreibt Mister Tristram, der enge Vertraute des großen Detektivs in der englischen Gemeinde von Florenz, Holmes Vorgehensweise bei den Ermittlungen. Während Holmes in England kaum auf seinen Dr. Watson verzichtete, weil der ihm unendlich viele Chancen bot, mit seinem Spürsinn zu glänzen, so verhält sich Mr. Tristram kaum anders. Bemüht, den Freund Holmes bei den Ermittlungen zu unterstützen, hat dieser nichts anderes zu tun, ihn bloßzustellen und mit seinem eigenen Wissen zu glänzen und zu belehren. Aus seiner Verblüffung über so manchen verwinkelten Gedankengang seines Freundes, der inkognito ermittelt, macht Tristram kein Geheimnis.

Die Ermittlungen drehen sich zunächst um das Auffinden eines Gemäldes, welches bei einem Mitglied des Höllenfeuer-Clubs, einem elitären Kreis der englischen Gemeinde, verschwunden ist. Sherlock Holmes wird beauftragt, das Gemälde zu finden. Erstaunlicherweise hat der Täter nicht die überaus wertvollen Gemälde aus der Renaissancezeit entwendet, sondern eines, auf welchem die fünf Mitglieder dieses esoterischen Clubs von einem Restaurator der Stadt porträtiert worden waren. Der Routinefall wandelt sich schnell zu etwas Ungewöhnlichem, als der Florentiner Maler und Restaurator tödlich verunglückt. Ein Umstand, den Sherlock Holmes stark bezweifelt. Nicht nur Holmes sondern auch sein Gehilfe Tristram geht von Mord aus und kommt so manchem Geheimnis der fünf Porträtierten auf die Spur.

Mit faszinierender Detailtreue beschreibt die Autorin die akribische Ermittlungsarbeit. Da der Eindruck eines nüchternen Berichts erweckt werden soll, dessen Manuskript auf dem Dachboden eines Buchhändlers gefunden wurde, bedient sich die Autorin auch gerne Fußnoten, die das eine oder andere Detail näher erläutern. Eine Methode, die dem Roman Authentizität verleiht.

Mit Humor beseelt werden immer wieder die zwar für Tristram und den Leser überraschenden Wendungen, die für den Meister jedoch offenbar immer wieder vorhersehbar waren. Als Leser kann man sich das etwas langsamer funktionierende Gehirn Mr. Tristrams allerdings gut nachvollziehen, sieht man sich doch selbst oft genug von Holmes an der Nase herumgeführt.

Für Leser, die Sherlock Holmes, Hercule Poirot oder Miss Marple lieben, ist dieses Buch ein unabdingbares Muss. Er wird verzaubert mit einer spannenden Mischung aus Arthus C. Doyle und Donna Leon.

Franziska Franke
Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers
365 Seiten, broschiert
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3940077933
ISBN-13: 978-3940077-93-6

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Ulrike Blatter: Der Mann, der niemals töten wollte

Ulrike Blatter: Der Mann, der niemals töten wollte

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Ein sechsjähriges Kind wird vermisst gemeldet. Doch dies ist zunächst kein Fall für die Polizei. Der Entführer ist ein Bosnier, der sich von dem kleinen Mädchen mit „Vater“ anreden lässt.

An dieser Stelle kommt ein gesellschaftliches Thema ins Spiel, welches von der Autorin geschickt in eine spannende Handlung gekleidet wird. Krieg und Flucht aus Ex-Jugoslawien, Aufnahme in unserer westlichen Gesellschaft, Umgang mit ausländischen Mitbürgern. Haarklein werden die Verhältnisse eine Flüchtlingsfamilie in der deutsch-schweizer Gegend um Konstanz und den Bodensee herum geschildert.

Dass sich die Konstanter Kripo nicht um den Entführungsfall kümmert, hat seinen Grund: Sie hat wegen eines Toten, der erstochen in einer Badewanne gefunden wurde, genug zu tun. Das ohnehin schon große Team wird immer wieder durch weitere Experten vergrößert. Noch während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, gibt es einen zweiten Toten, der Ähnlichkeiten zu dem Tötungsdelikt des ersten Toten aufweist. Dieses Mal wurde der Leiter des Jugendamtes bestialisch erstochen und in einem Park abgelegt.

Geschickt sind die Ermittlungen um die Ermordeten mit der Entführung des Mädchens in einer parallelen Handlung verflochten. Die bluttriefenden Details bei der Leichenschau hätten auch ohne diese Konkretheit ihre Wirkung gezeigt, wie auch viele weitere kriminaltechnische Details passend in den Text eingeflossen sind und den Eindruck von Expertenwissen erwecken.

Als angenehm habe ich das Sprechen der handelnden Figuren empfunden, die teilweise im Dialekt oder mit osteuropäischem Akzent ihre Sätze hervorbrachten. Schade, dass dieser Stil nicht konsequent an jeder Stelle umgesetzt wurde.

Während die Ermittlungen der Kripo durchweg interessant und spannend sind, ist die Handlung um die Entführung ein wenig zähfließend. Es steht zwar immer die Frage nach dem „Warum“ im Raum, aber leider ändert sich dies über alle betroffenen Kapitel nicht. Im Ablauf der Entführung gibt es kaum eine überraschende Wendung, kein kleinerer Spannungsbogen, der den Leser bis zum nächsten (Entführungs-) Kapitel gefangen hält. Außerdem wirkt die Sichtweise des Kindes konstruiert, aus dessen Perspektive die Entführung geschildert wird. Es ist offensichtlich die eines Erwachsenen, der glaubt, dass ein Kind so denkt. Das hat nichts mit der realen Denkweise eines Kindes zu tun.

Auf das Thema des Buches ist bereits hingewiesen worden, aber die besondere Herangehensweise an die Problematik des Balkankrieges, an die Schicksale der Flüchtlinge, an die Schilderung der Kriegsleiden bosnischer Soldaten ist ein ausdrückliches Lob wert. Dadurch wird der Krimi einer, der auch zum Nachdenken anregt.

Blatter, Ulrike
Der Mann, der niemals töten wollte
332 Seiten, broschiert
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3940077968
ISBN-13: 978-3940077967

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Jan Costin Wagner: Das Licht in einem dunklen Haus

Jan Costin Wagner: Das Licht in einem dunklen Haus

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Verwirrspiele zwischen Leben und Tod!

In diesem Krimi erleben wir eine tote Frau, eine tote Ehefrau und einen toten Mann, der von einem Balkon gestürzt wurde. Ein weiterer Mann stirbt durch die Explosion einer Schnapsflasche,–verwirrender kann ein echter Krimi nicht sein!

In Helsinki und Turku tummeln sich Polizisten bei Recherchen zu den ungeklärten Mordfällen. Viele Zusammenhänge bleiben angedeutet und vage, so dass man eifrig versucht, die düsteren Vorgänge zu ergründen. Auf diese Weise wird der Leser in Lebensbezüge hineingezogen, die einerseits miteinander in Verbindung zu stehen scheinen und andererseits immer neue Blickwinkel eröffnen.

Eine Klavierlehrerin und ihre Schüler bilden den Plot, mit dem man nach Jahren den Spuren eines einstmals geschehenen Verbrechens folgt.

Kimmo Joentaa ist der uns schon aus Vorgängerromanen bekannte Kommissar, der sich mit der Aufklärung der Mordfälle befasst. Seine Frau ist tot, und seine laszive Freundin Larissa bleibt ihm gegenüber still und verschlossen. Eines Tages ist sie verschwunden. Man ahnt wohl bald, dass sie ein sehr geheimes Leben neben ihrem Freund Kimmo führte. Schließlich bemüht sich Kimmo, neben der Arbeit in der Mordkommission dem verborgenen Leben dieser Freundin auf die Spur zu kommen.

Wie immer legt J.C. Wagner seine Fährten raffiniert, so dass man seinen psychologisch ausgefeilten Beobachtungen mit Interesse nachsinnt.

Dem Auftreten immer neuer Figuren kann man gelegentlich allerdings nur mühsam folgen, und so gerät man in den Trubel von Ereignissen, die in ihren Zusammenhängen schwer zu ergründen sind.

J.C. Wagner setzt subtile Mittel ein, um den Leser in die Irre zu führen. Es gelingt ihm vortrefflich, seine Erzählung aus einzelnen Puzzlesteinen zusammenzusetzen, so dass die Lösung erst ganz zuletzt sichtbar wird. Ein ambitioniert angelegter Krimi ist das Ergebnis dieses neuen Romans von Jan Costin Wagner. Für Krimifreunde mit anspruchsvollem Literaturgeschmack ist er genau das Richtige!

Jan Costin Wagner
Das Licht in einem dunklen Haus
352 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, Juli 2011
ISBN-10: 3869710160
ISBN-13: 978-3869710167
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Ilkka Remes: Ein Schlag ins Herz

Ilkka Remes: Ein Schlag ins Herz


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Beate ist tot. Patrik Vasamas Hass auf die belgische Ärztin Dr. Sandrine Denaux, die entschieden hat, zuerst einem anderen Patienten zu helfen, ist ungebrochen. Dennoch darf Beates Arbeit nicht unvollendet bleiben.

Die MS Sigyn transportiert derzeit radioaktiven Atommüll von Ringhals nach Oskarshamn zum Endlager. Der Frachter soll für kurze Zeit von „Live Baltic“ unter Führung von Dominik Gladbach unter Kontrolle gebracht werden. Der Plan ist verrückt. Aber es ist eben auch sehr medienwirksam, wenn auf diesem Schiff etwas passiert, das weiß Patrik, der Geologe und Spezialist für die Endlagerung von Atommüll ist und auf die mit der Nutzung der Kernenergie verbundenen Risiken aufmerksam machen will. Das Schiff zu besetzen, darüber soll auch Beate nachgedacht haben, auch wenn sie Patrik davon nichts erzählt hat.

Der Plan wird auf sehr spektakuläre Art und Weise in die Tat umgesetzt. Patrik ist schockiert, als sich die Umweltaktivisten vor seinen Augen in Terroristen verwandeln. Mit Waffengewalt versuchen sie sich durchzusetzen, wo es doch nur darum ging, ein Transparent anzubringen.
Patrik Vasama erkennt, dass er eigentlich nicht weiß, mit wem er es zu tun, und welche Rolle Beate gespielt hat. Doch jetzt kann er nicht mehr zurück.

Die Lage nimmt an Brisanz noch zu, als eine Gruppe von Geiseln an Bord gebracht wird. Alles Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz. Unter den Entführern ist Dr. Sandrine Denaux. Offenbar arbeitet sie mit Herman McQuinn zusammen. Doch auch Sandrine hatte nur an eine spektakuläre Demonstration gedacht, um auf die Not in den Entwicklungsländern aufmerksam zu machen. Von einer Entführung war nie die Rede gewesen.

„Ein Schlag ins Herz“ ist einer von diesen Romanen, die einen von der ersten Seite an gefangen nehmen und nicht wieder loslassen. Das Thema ist äußerst brisant und hochaktuell. Der Triller ist recht kompliziert aufgebaut, dennoch aber gut zu lesen. Spektakuläre Wendungen sorgen für Aufmerksamkeit beim Leser. Spannungsmäßig ist das kaum zu übertreffen.

Man wird mit einer Vielzahl von Figuren bekannt gemacht. Aber da man sich an Patrik Vasama und Dr. Sandrine Denaux halten kann, verliert man auch hier nicht den Überblick.

Die Handlung ist knallhart und fast schon berauschend. Immer muss man fürchten, dass alles schief geht. Die Terroristen sind nicht zu stoppen, russische und amerikanische Geheimdienste verfolgen jeweils eigene Ziele und die Behörden sind teilweise machtlos. Vasama und Denaux geraten ordentlich zwischen alle Fronten und haben eigentlich keine Chance. Hinter die Wahrheit zu kommen, ist nicht einfach. Alles läuft auf ein extrem spannungsgeladenes Ende hinaus und das wird vom Autor auch geliefert. Ein wirklich gelungener Politthriller!

Rezension von Heike Rau

Ilkka Remes
Ein Schlag ins Herz
Aus dem Finnischen von Stefan Moster
Thriller
464 Seiten, Klappenbroschur
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 342324853X
ISBN-13: 978-3423248532
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Jussi Adler-Olsen: Erlösung

Jussi Adler-Olsen: Erlösung

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Carl Mørck bekommt von seinem Chef Marcus Jacob eine Flaschenpost in Scherben und deren Inhalt überreicht. Die damals noch intakte Flasche wurde bereits 2002 vor der Küste Schottlands gefunden, war dann aber durch bestimmte Umstände in Vergessenheit geraten. Der Zettel darin ist zum größten Teil unleserlich. Aber es scheint ein Hilferuf zu sein. Carl ist davon allerdings nicht überzeugt. Möglicherweise handelt es sich hier um einen Streich. Obwohl andere Fälle warten, beginnt er mit seinen Assistenten Assad und Rose den Brief zu entziffern.

Kollege Tomas Laursen, ehemaliger Polizeitechniker, gibt entscheidende Hinweise. Er findet einen Holzsplitter und eine Fischschuppe. Er kann außerdem einschätzen unter welchen Bedingungen der Brief geschrieben wurde. Er glaubt nicht, dass sich damit jemand einen Spaß erlaubt hat. Auch findet er nach seiner Analyse noch weitere Buchstaben. Demnach stammt die Flaschenpost aus dem Jahr 1996.

Carl muss die Sache also ernst nehmen. Es geht nur langsam voran. Andere Arbeiten müssen erledigt werden. Die Arbeitsbedingungen unten im Keller des Bürogebäudes sind alles andere als ideal zumal man hier eine Asbestbelastung festgestellt hat. Dann kommt Rose nicht mehr zur Arbeit und schickt stattdessen ihre Schwester. Außerdem hat Carl an einem alten Fall zu knabbern. Mit seinen Nerven steht es nicht zum Besten. Von seinem Privatleben ganz zu schweigen.
Und doch kommt das Team Schritt für Schritt weiter. Bis ein Hinweis die ganze Sachlage ändert.

Man weiß als Leser von Anfang an, was Sache ist, auch wenn man die Lage in der Gesamtheit sicher nicht einschätzen kann. Während Carl noch in aller Gemütlichkeit vor sich hinarbeitet, weiß man aber, dass Eile geboten ist. Es geht um einen Serienkiller, der Kinder entführt, um Lösegeld zu erpressen, der skrupellos tötet, um die Familien zum Schweigen zu bringen. Die ganzen Jahre über, die keiner sich der Flaschenpost angenommen hat.

Es ist ein sehr tragischer Fall, den Carl Mørck hier mit seinem Assistenten Assad nachgehen muss. Das kratzt ordentlich an den Nerven. Aber nicht so extrem schockierend wie in „Erlösung“, dem 2. Fall für Carl Mørck.
Etwas ruhigere Szenen, manchmal sind diese sogar witzig, sorgen dafür, dass man auch zwischendurch einmal aufatmen kann.

Die Handlung ist eingebettet in die übliche Polizeiarbeit. Man hört also auch noch von anderen, ebenfalls sehr spannenden Fällen.
Die Charaktere im Buch bleiben weiter rätselhaft. Assad offenbart interessante Fähigkeiten, die ihn noch undurchschaubarer machen. Rose, die durch ihre Schwester ersetzt wird, spielt eine äußerst merkwürdige Rolle und kommt damit auch noch durch. Und Carl scheint irgendwie auch noch ein paar Leichen im Keller zu haben.

Trotz aller scheinbaren Unvollkommenheit, oder gerade deshalb, kommt dieses Team von Sonderdezernat Q einem kaltblütigen und raffinierten Täter auf die Spur. Aber es wird ein Spiel auf Leben oder Tod.

Rezension von Heike Rau

Jussi Adler-Olsen
Erlösung
Der dritte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q
Thriller
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
592 Seiten, Klappenbroschur
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423248521
ISBN-13: 978-3423248525
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Uwe Schimunek: Katzmann und die Dämonen des Krieges

Uwe Schimunek: Katzmann und die Dämonen des Krieges

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Ich habe mich auf den Kriminalroman „Katzmann und die Dämonen des Krieges“ gefreut, denn ich hatte Uwe Schimuneks Schreibstil aus den Kurzgeschichten in „13 kleine Thriller“ als sehr unterhaltsam in Erinnerung. Er hat diesen Stil auch bei dem Roman beibehalten. Leider.

Von vorn: „Katzmann und die Dämonen des Krieges“ ist der zweite Fall um den Dresdner Journalisten Konrad Katzmann. Die Roman-Reihe lässt in fiktiven Kriminalfällen das Sachsen der frühen 1900er Jahre lebendig werden. Sagt zumindest der Klappentext auf dem hinteren Cover. Das Buch von Uwe Schimunek (Journalist) führt Katzmann bei einem Diensteinsatz in das Leipzig des Jahres 1920. Schimunek (Jahrgang 1969) hat dafür gründlich recherchiert und kann das Leipzig jener Tage anscheinend auf die Hausnummer genau nachzeichnen. Und er tut es auch.

Ist das das Problem? Wie schon in den „13 kleinen Thrillern“ benutzt Schimunek Straßen- und ähnliche Namen mit einer Selbstverständlichkeit, als zeigten sie, wie es „dort“ aussieht. Aber das tun sie natürlich nicht. Das heißt, man bekommt Fakten genannt, die leer bleiben. Bei den Kurzgeschichten war das schon nicht so glücklich, hier aber stört es mich massiv. Nicht nur, dass so das offenkundig geplante Lokalkolorit nicht entsteht, der Leser wird mit jedem Namen, der ihm fremd ist, auch noch daran erinnert, dass er keine Ahnung vom Handlungsort hat. Dummerweise fühlte ich mich dennoch verpflichtet, den Namen Bedeutung beizumessen. Sicher – so das penetrante Gefühl – hat in dieser Straße und jenem Haus etwas historisch Interessantes stattgefunden, wenn die Lokalität schon so plakativ erwähnt wird. Ich weiß es nur nicht, ich Dummchen. Nachgegrübelt habe ich beim Lesen trotzdem immer. Ablenkend war das auf jeden Fall.

Ablenkend ist auch der zugegeben besondere Stil Schimuneks. Es ist eine eher harte, detailreiche Sprache, die nicht recht ins Fließen kommt. Das betrifft zum einen den reinen Klang, zum anderen die ständigen sehr farbigen Details, die permanente Konzentration fordern. Sowas wie „Stimmung“ gibt es nicht, selbst das Denken der Figuren ist kurz, faktenreich und abgehakt. Richtig schwer wird das Erfassen all dieser Details dadurch, dass sie nahezu nie aufeinander aufbauende Bilder ergeben, und – und das ist das größte Manko – so ungewöhnlich „codiert“ und bildhaft gemacht sind, dass man immer neu überlegen muss, was Schimunek meint. Nicht immer gelang mir das. Der Drang, originelle Vergleiche anzustellen, treibt zuweilen sogar groteske Blüten. Da sind Geheimratsecken dergestalt, dass man „ein Hühnerei darin platzieren könnte“ oder das eigentlich harte, trockene, laute Klappern von etlichen Schreibmaschinen wird mit „Mäusen“ verglichen, die „versuchen, Stahlträger mit kleinen Hämmerchen zu verformen“. Dass einer der Protagonisten, als er zusammengekrümmt daliegt, seine „Hände in der Bauchhöhle“ versteckt, ist schließlich regelrechter Unsinn. In den ganz kurzen Texten Schimuneks mag dieser Wunsch nach Originalität zu einem locker-witzigen Ton führen – nach 15 Seiten wird es jedoch kraft- und konzentrationsraubend und Katzmanns zweiter Fall hat da noch nicht mal richtig angefangen.

Apropos anfangen: Ich weiß nicht, wann Katzmann anfängt, den Fall zu lösen. Das Buch beginnt damit, dass Helmut Cramer bei einem Einbruch bei einem Großhändler diesen ermordet vorfindet und liegen lässt. Die Sekretärin – die blutjunge Liesbeth Weymann – ist die nächste, die den Toten findet, und sie holt die Polizei. Inzwischen wartet Heinz Eggebrecht, seines Zeichens Lehrling bei der Leipziger Volkszeitung, auf Konrad Katzman, der eine Zeit lang in Leipzig arbeiten soll und sich schon kurz nach der Ankunft in den Mordfall verbeißt. Erzählt wird – nahezu im ganzen Roman – aus der Sicht dieser drei Figuren. Bis zur Hälfte des Buches werden nun diese und weitere Personen zueinander in Relation und Stellung gebracht, gestohlenes Geld wird als Krimi-Element eingeführt und Katzmann führt ein paar launige, wenig informative Gespräche. Dann geht es Schlag auf Schlag: Plötzlich werden wirklich wichtige Dinge in den „Interviews“ offenbart, wirklich wichtige Figuren und Konstellationen gezeigt und die Action geht los. Im Hintergrund zumindest, denn irgendwie reiten die Hauptfiguren nur auf den Wellen der Ereignisse, statt sie selbst zu erzeugen. Im Höchstfall rühren sie gelegentlich mal ein bisschen oberflächlich darin herum. Am Ende braust alles ohne ersichtlichen Anlass plötzlich hoch auf, überschlägt sich und ist – irgendwie wie von selbst – gelöst.

Ja, mag sein, dass der Fall an sich logisch korrekt gebaut ist, dass die Straßennamen und historischen Ereignisse korrekt zitiert werden und der Spannungsbogen formal einigermaßen stimmt. Aber es gibt keinen Zugang zu den Figuren. Sie sind – trotz der mitgeteilten „Blicke aus dem Innern“ – alles in allem kaum mehr kleinteilige Oberflächen. Vielleicht hätte Schimunek wenigstens die Ermittler-Position (also Katzmann) handelnd darstellen sollen, statt Eggebrecht nur beobachten zu lassen, was Katzmann tut. Aber auch dann müsste er in die Figur eintauchen, sie spielen, statt sie wie Marionetten zu führen und die Emotionen in Bilder zu packen, die wie Hinweisschilder in die Kulisse gestellt werden. Selbst in den Momenten, wenn im Fluss des Erzählens eine Empfindung recht „pur“ heraus quillt, glaubt Schimunek, sie noch durch einen Vergleich anschaulicher machen zu müssen – und futsch ist die Stimmung.

Noch manches könnte kritisch erwähnt werden. Dass die „Dämonen des Krieges“ aus dem Titel sich als relativ simple Schweinerei entpuppen zum Beispiel, oder dass die politische Situation nackte Kulisse bleibt statt wirklich lebendig zu werden. Auch hier fühlen sich die erwähnten Fakten wie aufgestellte Schilder an, die man genausogut aus der Kulisse entfernen könnte, ohne dass die Handlung Schaden nimmt. Das zeitweilige Verbot der Leipziger Volkszeitung zum Beispiel lässt Katzmann nicht anders agieren als in der Zeit, als die LVZ wieder erscheinen darf. Das einzig Spürbare dieser Kategorie ist eine gewisses „Genossentum“ und die Animositäten zwischen den Parteien und Gruppen. Das schimmert in Dialogen immer wieder durch, was (z. B.) weder von der „ausgeschilderten“ Arroganz der „Reichen“ noch mit Blick auf den Kapp-Putsch sagen kann. Vielleicht hätte das versprochene „lebendige Bild“ dieser Zeit gezeichnet werden können, wenn Schimunek ein, zwei politisch halbwegs engagierte Figuren zum Erzählerstandort gemacht hätte und/oder seine Figuren nicht nur durch den Fall sondern tatsächlich durch ihren Alltag begleitet hätte. Und zwar nicht als originell formulierender, beobachtender Journalist, sondern als sich einfühlender Teilnehmer.

Nein, es ist kein Meisterwerk, was Uwe Schimunek da abgeliefert hat. Man kann den Stil, der in Krimi-Mini-Stories hervorragend funktioniert, eben nicht einfach auf 203 Seiten ausdehnen. Schade. Um die sicher mühsame Recherche, den Aufwand beim Originell-Sein und beim Fall-Bauen und um die Figuren, die so blass und klischeehaft bleiben.

Gibt es noch was Gutes zu sagen? Wer Leipzig liebt und gut kennt, freut sich vielleicht, vertraute Namen zu lesen. Wer mag, kann die oben erwähnte „Schweinerei“ durchaus auch als Friedensmahnung verstehen (obwohl das leicht angreifbar wäre) und die erkennbaren Absichten im Buch honorieren. Und darüber hinaus? Vielleicht: Schlecht ist das Buch nicht wirklich. Ich war nur sehr enttäuscht.

Uwe Schimunek
Katzmann und die Dämonen des Krieges
Katzmanns zweiter Fall
203 Seiten, broschiert
Jaron-Verlag
ISBN-10: 3897739011
ISBN-13: 978-3-89773-9017
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Carlos Salem: Wir töten nicht jeden

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Die Sommerferien werden nicht nach Plan verlaufen. Damit muss sich der Pharmavertreter Juan Pérez Pérez abfinden. Ohne dass seine Familie davon weiß, hat er nämlich noch einen Job als Auftragskiller und so wird das Reiseziel von seinem Auftraggeber geändert. Die Kinder Leti und Antonio stört das wenig. Es geht trotzdem an einen Strand, allerdings auf einen FKK-Campingplatz. Dass seine Ex-Frau Leticia mit ihrem Neuen direkt den Platz neben an hat, ist kaum zu glauben. Dass es sich um Richter Gaspar Beltrán handelt, ist eine echte Überraschung.

Das Ziel von Juans Auftragsarbeiten wird immer über die Autonummer mitgeteilt. Juan kennt das Auto, es ist das seiner Ex-Frau, der Mutter seiner Kinder. Nur hat sie es verkauft, wie sie sagt. An eine andere Frau. Die, es ist kaum zu glauben, ebenfalls auf dem Campingplatz ist. Mit Juans bestem Freund Tony, der leider nach zwei „Unfällen“ nur ein Bein und nur ein Auge hat, was im Grunde Juan zu verantworten hat. Das weiß Tony allerdings nicht.

Juan fragt sich, wer hier nun eigentlich umgebracht werden soll. Wobei ihm ja mitgeteilt wurde, dass es eigentlich diesmal nur um eine Beobachtung gehen soll. Das glaubt Juan aber nicht, schon gar nicht als ein weiterer Killer auftaucht. Auf wen hat man es wirklich abgesehen? Auf seine Ex-Frau, den Richter, Tony oder gar ihn selbst? Es sind zu viele Zufälle im Spiel.

Es ist ein außergewöhnlicher Kriminalroman, das merkt man sofort. Alles dreht sich um Juan Pérez Pérez, der eine Doppelrolle als Familienvater und als Auftragsmörder spielt. Und das auf einem FKK-Campingplatz, wo auch er seine Hüllen fallen muss und keine Chance hat, sich zu bewaffnen. So nackt sieht Juan sich gezwungen seine Gefühlen freien Lauf zu lassen und sich zu verlieben, was er als eiskalter Killer ja eigentlich nicht sollte. Seine Professionalität leidet unter der Hitze. Einen klaren Gedanken fassen, kann er so kaum.

Der Krimi wirkt konstruiert. Es kann kein Zufall sein, dass bestimmte Personen gleichzeitig auf diesem Campingplatz Urlaub machen. Doch kann man nicht sagen, was wirklich dahinter steckt und tappt genauso im Dunkeln wie die Hauptfigur. Wobei es sehr unterhaltsam ist, der Handlung zu folgen, die ordentlich abgedreht wirkt. Nicht immer konzentriert sich der Autor auf das Wesentliche. Da wird aus dem Krimi dann schnell eine Krimikomödie.
Und so macht es großen Spaß herauszufinden, wer nun tatsächlich umgebracht werden soll und vor allem weshalb!

Rezension von Heike Rau

Carlos Salem
Wir töten nicht jeden
Kriminalroman
Aus dem Spanischen von Ilse Layer
288 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213027
ISBN-13: 978-3423213028
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