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Kategorie: Krimi und Thriller

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Jedes Jahr am 1. November trifft eine andere Blume im gefütterten Umschlag ein, gepresst und auf Aquarellpapier gerahmt. Henrik Vanger glaubt, dass der Mörder von Harriet Vanger, das ist die Enkeltochter seines Bruders Richard, ein übles Spiel mit ihm treibt und ihm einfach keine Ruhe lassen will. Ein letztes Mal, will der alte Mann nun versuchen herauszufinden, was vor Jahrzehnten geschah.

Mikael Blomkvist ist die Wennerström-Affäre zum Verhängnis geworden. Beruflich ist der Herausgeber und Reporter des Magazins „Millennium“ erledigt. Seine Glaubwürdigkeit ist dahin. Er muss aussteigen. Gerade als er sein Büro ausräumt, erreicht in ein Anruf von Henrik Vangers Anwalt Dirch Frode. Nur widerwillig lässt Mikael sich zu einem Hausbesuch überreden. Auf der anderen Seite käme ihm ein freiberuflicher Auftrag nicht ungelegen. Offiziell soll Mikael eine Biografie schreiben. Doch er soll auch herausfinden, wer Harriet Vanger ermordet hat, hier auf der Insel, wo einige Familiemitglieder auch heute noch leben. Niemand weiß, was damals wirklich geschehen ist. Eine Leiche wurde nie gefunden.

Als Täter kommt nur jemand infrage, der an diesem Tag, als ein Familientreffen stattfand, auf der Hedeby-Insel war. Zum Tatzeitpunkt konnte niemand die Insel verlassen oder herüberkommen, die Brücke war wegen eines Unfalls komplett gesperrt. Für Mikael ist das ein interessanter Fall. Er zieht auf die Insel um Nachforschungen anzustellen, obwohl er nicht glaubt, neue Details zutage fördern zu können. Doch bald merkt er, dass er in ein Wespennest getreten ist. Was er nach und nach herausfindet, ist unglaublich grauenhaft. Mikael bringt sich damit selbst in Gefahr und auch seine später hinzugekommene Mitarbeiterin Lisbeth Salander weiß zu viel.

Schon in kurzer Zeit hat man sich an diesem Buch festgelesen und kommt nicht mehr los davon, so spannend ist es. Für Mikael Blomkvist ist das Ganze zunächst ein Zeitvertreib, der ihn nach der Wennerström-Affäre etwas aus der Schusslinie bringt. Außerdem wird die Sache gut bezahlt. Mikael hat einiges auf dem Kasten. Bald fördert er ein paar Details zu Tage, die der Polizei entgangen sind. Doch es sind immer nur Puzzlesteine. Doch so klein diese Steine auch sind, irgendwann ergeben sie ein Bild. In diesem Fall will das jedoch keiner wahrhaben. Die Familie Vanger hat ein Geheimnis, das unglaublich grauenhaft ist und das in die Zukunft hineinreicht. Als Leser stockt einem an einigen Stellen der Atem.
Sehr gut ausgearbeitet sind auch die Figuren, allen voran Mikael Blomkvist, der einen sehr lockeren Lebensstil pflegt, aber sich im entscheidenden Moment ordentlich ins Zeug legt. Interessant ist auch die Figur der Liesbeth Salander, einer genialen Computerexpertin mit photographischem Gedächtnis, die allerdings einige Probleme damit hat, ein normales, unauffälliges Leben zu führen.
Die Geschichte ist sagenhaft gut geschrieben. Vom Plot her ist sie perfekt ausgearbeitet und sie liest sich sehr flüssig. Die knapp siebenhundert Seiten lassen sich leicht bewältigen, so wie man es von einem richtig guten Buch eben erwarten darf.

Über den Autor:
Stieg Larsson wurde 1954 in Umeå, Schweden, geboren. Er war Journalist und Herausgeber des Magazins EXPO und galt als einer der weltweit führenden Experten für Rechtsextremismus und Neonazismus. Er starb 2004 an den Folgen eines Herzinfarktes.

Rezension von Heike Rau

Stieg Larsson
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Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
688 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN: 3-453-01181-3
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Saskia Noort: Das dunkle Haus

Saskia Noort: Das dunkle Haus

Maria hat schon zwei Kinder, als das dritte sich ankündigt. Ganz allein entscheidet sie sich, abzutreiben. Dann bekommt sie diese merkwürdige anonyme Karte. Mit wütenden Worte wird ihr vorgeworfen, ihr Kind ermordet zu haben. Sie glaubt, die Karte stammt von Geert. Er ist der Vater von Wolf und wäre auch der Vater von diesem Kind gewesen. Doch als sie ihn zur Rede stellt, ergreift ihn Bestürzung. Doch wer sonst könnte es auf Maria abgesehen haben? Ihr Exmann Steve vielleicht, der Maria ein Jahr nach Merels Geburt verlassen hat? Sie hält es für unwahrscheinlich, obwohl er wenig später wieder in ihr Leben tritt.

Der Umschlag mit den Fotos wirft sie völlig aus der Bahn. Wer kann nur so herzlos sein und ihr so etwas antun. Nach einem Auftritt, Maria arbeitet als Sängerin, bekommt sie ein Päckchen mit einem toten Tier. Nur Geert vertraut sie sich an. Der will sie und die Kinder nun nicht mehr allein lassen. Doch Maria will die gescheiterte Beziehung nicht wieder beginnen. Schließlich geht sie zur Polizei. Doch so richtig ernst genommen wird sie dort nicht. Es wird keine Untersuchung eingeleitet werden, so lange nicht wirklich etwas passiert ist.

Die Angst, die Maria verrückt macht, ist kaum noch auszuhalten. Die Bedrohung wird immer krasser. Eines Morgens steht ein Leichenwagen vor der Tür. Jemand hat beim Bestattungsinstitut angerufen. Doch noch lebt Maria. Diese Aktion bringt das Fass aber zum Überlaufen. Maria flüchtet, ohne jemandem Bescheid zu sagen, zu ihrer Schwester. Bei Ans ist auch nicht alles in Ordnung. Zwischen ihr und ihrem Mann scheint es zum Zerwürfnis gekommen zu sein. Martin ist auf und davon. Ans nimmt Maria jedoch gerne auf und kümmert sich aufopferungsvoll um die Kinder. Doch bald entbrennen zwischen den Schwestern wieder die alten Diskussionen und die Spannungen bauen sich wieder auf. Die Vergangenheit wird gegenwärtig und damit auch der schreckliche Tod der Eltern. Trotzdem fühlt Maria sich bei ihrer Schwester gut aufgehoben. Doch diese Sicherheit ist trügerisch.

Die Geschichte lässt an Spannung nichts zu wünschen übrig. Die Bedrohung, welcher Maria ausgesetzt ist, wird für den Leser sehr spürbar geschildert. Und obwohl diese sehr real für Maria ist, glaubt sie, verrückt zu werden. Sie fürchtet, dass es ihr so ergehen wird, wie ihrer Mutter, deren psychiatrische Krankenakte sehr umfangreich ist.
Die Geschichte lässt sich auch vom Schreibstil her sehr gut lesen. Die Autorin versteht es, mit diesem sehr vielschichtigen und sehr unheimlich wirkenden Roman zu fesseln. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Man kann sich besonders in Maria sehr gut hineinversetzten, die sehr einfühlsam beschrieben wird. Die Spannung in diesem Buch reißt nie ab und auch das Ende ist schlüssig.

Über die Autorin:
Saskia Noort wurde 1967 geboren. Sie ist freie Journalistin und schreibt u.a. Kolumnen für die niederländische „Marie Claire“. Saskia Noort lebt lebt mit ihrer Familie am Meer.

Rezension von Heike Rau

Saskia Noort
Das dunkle Haus
Aus dem Niederländischen von Annette Wunschel
301 Seiten, gebunden
Wunderlich im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
ISBN: 3-8052-07980-0

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Robert Griesbeck: Rita on the run

Robert Griesbeck: Rita on the run

Rita ist Animierdame in einer Bar. Mit den Männern, die sie so abschleppt, erlebt sie oft Überraschungen. Der Typ, den sie diesmal mit nach Hause genommen hat, scheint Buchhalter zu sein. Er hat komische Spielchen im Sinn, die Rita verunsichern und schließlich Angst machen. Am liebsten würde sie die Polizei rufen und doch bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Sache selbst zu regeln. Ihre Kollegin und Freundin Elli hat ihr ja sicherheitshalber die KO-Tropfen mitgegeben. Die mischt sie in den Fleischsalat und er fällt darauf rein. Die Tropfen haben eine ungeahnte Wirkung und schon hat Rite die erste Leiche auf dem Hals.

Dann kommt Ellis Freund Fred zu Rita, um nach dem Rechten zu sehen. Das Spiel geht in die nächste Runde und Rita wird überdeutlich klar, dass sie nur benutzt wurde. Rita sollte nur als Kontaktperson für einen eingefädelten Drogendeal herhalten. Sie hält Fred nicht auf, als er sich vom Fleischsalat nimmt. Und schon liegt die nächste Leiche in der Wohnung. So schnell kann es gehen.

Rita hat Fred am Telefon verleugnet und weil Elli nun in Sorge ist, stattet sie Rita einen Besuch ab. Rita kann gerade noch die Leichen unter Bergen von Wäsche verstecken. Elli tobt durch die Wohnung, beschuldigt Rita Geheimnisse vor ihr zu haben und zu lügen. Sie riecht den Braten und findet die Toten schließlich. Rita greift zur Bratpfanne, der gusseisernen. Nun hat sie drei Leichen. Sie nimmt den Toten alles ab, was sie haben, einschließlich des Drogenkoffers und auch die zwei Autos, die vor der Tür stehen, kann sie gut gebrauchen. Schließlich hat sie noch Träume. Alles in allem könnte sie nun mit der gemachten Beute ein neues Leben anfangen, wenn da nicht ein paar Hindernisse den Weg versperren würden.

Die Geschichte hat es in sich. Es geht sofort zur Sache und eine Leiche folgt der nächsten. Dabei scheint Rita völlig harmlos zu sein. Und doch hat sie keine Wahl, als sich dieser entstandenen Eigendynamik zu ergeben. Die Geschichte wird zum Krimi und dann zum Thriller. Eine echte Überraschung! Auch der Stil des Autors gefällt. Er erzählt mit Tempo, Scharfsinn und viel Gespür für komische Situationen, spart nicht mit wohl dosierter Ironie, sprachlich elegantem Wortwitz und psychologischen Spitzfindigkeiten. Nichts verläuft in diesem Buch, wie erwartet. Dabei blickt der Autor genau auf Details. Denn in diesem Buch sind es die kleinen Dinge, die eine durchschlagende Wirkung haben. Ein wirklich beachtliches Werk, das sich deutlich abhebt aus der Masse an Büchern, die auf dem Markt sind. Unbedingt lesen!

Über den Autor:
Robert Griesbeck, geboren 1950 in München, studierte Politik, Fotografie und Grafikdesign. Er arbeitete als Fotograf, Illustrator und Art Direktor, als Autor für Kinder- und Sachbücher, als Ghostwriter für prominente Kabarettisten, als Reporter und Chefredakteur für das Jugendmagazin „Na-Und!“ und „Penthouse“.

Rezension von Heike Rau

Robert Griesbeck
Rita on the run
Männer sind alle Verbrecher
187 Seiten, gebunden
Europa Verlag, Hamburg
ISBN: 3-203-77501-8
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Peter James: Stirb ewig

Peter James: Stirb ewig

Für den Junggesellenabend haben sich Michaels Freunde eine ganz besondere Überraschung ausgedacht. Ehe er sich versieht, liegt der junge Mann in einem Sarg unter der Erde irgendwo im Wald. Zusammen mit einer Flasche Whiskey, einem Herrenmagazin, einer Taschenlampe und einem Walkie-Talkie, damit keine Langeweile aufkommt. Die Freunde lassen Michael dann allein, um einen fantastischen Abend in einem Club zu genießen. Doch es kommt anders. Ein Unfall reißt Luke, Pete und Robbo aus dem Leben, nur Josh überlebt schwer verletzt, stirbt jedoch auch wenig später im Krankenhaus.

Die Braut ist am Verzweifeln. Ashley hat keine Ahnung, wo sich ihr Zukünftiger befindet. Eigentlich müsste zumindest sein Geschäftspartner Mark Warren Bescheid wissen. Er wäre beim Junggesellenabend dabei gewesen, wenn sein Flug nicht Verspätung gehabt hätte. Doch der junge Mann gibt vor, keine Ahnung zu haben.

Phil Wheeler und sein erwachsener Sohn Davey, der geistig zurückgeblieben ist, kommen mit ihrem Abschleppwagen zur Unfallstelle. Während der Vater mit der Polizei redet, findet Davey ein Funkgerät. Er sagt jedoch nichts von seinem Fund.

Inspektor Roy Grace wird mit dem mysteriösen Fall betraut. Er soll herausfinden, was wirklich hinter der Geschichte steckt und wo Michael Harrison sich aufhält. Was er und sein Team im Laufe der Ermittlungen herausfinden, sprengt jedes Vorstellungsvermögen.

Dieser Junggesellenscherz allein ist schon makaber genug und dürfte jedem Leser Gänsehaut über den Rücken jagen. Was wirklich dahinter steckt, kann man nicht ahnen, denn es ist nur ein Teil eines unglaublichen Verbrechens, dass da mit Kaltschnäuzigkeit geplant wurde. Hier sind gute Schauspieler am Werk, die auch die Polizei und damit Inspektor Roy Grace ein ums andere Mal auf den Holzweg führen. Dabei ist die Zeit knapp wie nie. Im Sarg steigt das Wasser und die einzige mögliche Kontaktperson verkennt die Lage. Glaubt, alles sei ein Spiel.
Immer wieder wird der Leser mit neuen Wendungen konfrontiert. Immer mehr entwickelt sich die Geschichte zum rasanten Thriller. Der Autor macht es ordentlich spannend und nur ganz langsam wird deutlich, wer die Fäden zieht. Da muss man schon sehen, dass man die Nerven behält. Die Figuren sind gut ausgearbeitet. Besonders der feinfühlige Inspektor Grace, der dem Übersinnlichen nicht abgeneigt ist, und damit für Überraschungen sorgt. Die Handlung bleibt trotzdem schlüssig, auch wenn man so einiges in diesem Sinne nicht erklären kann. Vielleicht ist es gerade die Mischung aus Horror, Krimi und Übersinnlichem, die dieses Buch so faszinierend macht. Also, für alle mit starken Nerven: Unbedingt lesen!

Über den Autor:
Peter James wurde 1948 geboren. Der Schriftsteller und Filmproduzent mag schnelle Autos und hat ein Faible für das Übersinnliche. Er lebte viele Jahre in den USA und war dort als Drehbuchautor und Filmproduzent tätig. Mittlerweile leitet er seine eigene Filmproduktionsfirma in England. Peter James lebt in Sussex und in London.

Rezension von Heike Rau

Peter James
Stirb ewig
Aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg
332 Seiten, gebunden
Scherz Verlag
ISBN: 3-502-10029-2
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Deon Meyer: Das Herz des Jägers

Deon Meyer: Das Herz des Jägers

Der seltsame Anruf wirft Johnny Kleintjes Tochter Monica aus der Bahn. Der Anrufer hat ihren Vater in der Gewalt und verlangt von ihr, ein Festplatten-Laufwerk aus dem Safe zu holen. Er gibt ihr genau 72 Stunden Zeit, es zu ihm zu bringen von Kapstadt ins Republican Hotel in Lusaka in Sambia.
Monica ist behindert, bei einem Verkehrsunfall verlor sie beide Beine. So erinnert sie sich an einen Freund des Vaters, an den sie sich im Falle eines Falles wenden könne: Thobela Mpayipheli. Der ist nicht begeistert von dem Auftrag. Er hat sich zur Ruhe gesetzt und lebt mit Miriam und deren Sohn zusammen. Doch Johnny Kleintjes ist ein alter Freund und Thobela schuldet ihm noch etwas.

Schon am Flughafen wollen ihn zwei Agenten aus dem Verkehr ziehen. Doch Thobela weiß sich zu wehren und er setzt die beiden Männer außer Gefecht. Im Laden, wo er arbeitet, borgt er sich ein Motorrad aus und macht sich wieder auf den Weg. Doch das Team an Agenten, rund um Janina Mentz, setzt alles daran, ihn zu fassen und die Festplatte mit den brisanten Daten in ihren Besitz zu bekommen. Schnell wird klar, dass die Agenten Thobela unterschätzt haben. Er ist, so wie es aussieht ein ehemaliger Freiheitskämpfer, der zudem eine Spezialausbildung genossen hat. Es wird immer schwieriger die aufwändige Operation geheim zu halten, zumal die Presse sehr schnell Wind von der Sache bekommen hat. Thobelas Ziel ist es, den Auftrag so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, doch die Vergangenheit holt ihn ein. Gnadenlos wird er gejagt und ob er will oder nicht, er muss sich zur Wehr setzen und tut es auch.

„Das Herz des Jägers“ ist ein spannender Thriller, dem man sich nicht entziehen kann. Besonders beeindruckend ist die Figur Thobela Mpayipheli, der mit seinem Motorrad dahinrast, die Verfolger dicht auf der Spur. Er hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen, lebt zufrieden und glücklich zusammen mit einer Frau, die er liebt, und deren Sohn. Zunächst macht er sich noch vor, dass nach drei Tagen, alles wieder so sein wird, wie vorher. Doch bald steckt er in einer krassen Verfolgungsjagd und der Leser fiebert mit. Der Thriller spielt in Südafrika nach der Apartheid. Teilweise sind die Hintergründe aber doch etwas schwer verständlich. Die vielen Abkürzungen der verschiedenen Organisationen verwirren. Aber man kann vorn zu einem Lagebericht blättern, der Aufschluss gibt. Eingestreut in den Text sind auch immer wieder Verhörprotokolle und die Pressemitteilungen. Als sehr spannend empfunden wird der Wettlauf mit der Zeit, den sich Presse und Geheimdienste liefern, was Informationsbeschaffung, den aktuellen Stand der Geheimoperation und die Einschätzung der Lage betrifft.

Über den Autor:
Deon Meyer wurde 1958 geboren. Er begann als Journalist und veröffentlichte 1994 seinen ersten Roman. „Das Herz des Jägers“ wurde mit dem begehrten afrikanischen ATKV Prose Prize ausgezeichnet. Zudem wurde das Buch in den USA zu den zehn besten Thrillern des Jahres gezählt. Der Autor lebt mit seiner Frau und vier Kindern in Melkbosstrand.

Rezension von Heike Rau

Deon Meyer
Das Herz des Jägers
Thriller
409 Seiten, gebunden
Rütten & Loening, Berlin
ISBN: 3-352-00727-6
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Felicitas Mayall: Wie Krähen im Nebel

Felicitas Mayall: Wie Krähen im Nebel

Im Eurocity aus Rom wird die Leiche einer unbekannten Frau gefunden. Hauptkommissarin Laura Gottberg und ihr Assistent Baumann stehen vor einem Rätsel. Niemand will etwas Relevantes gesehen haben. Nichts deutet auf die Identität der Frau hin. Kein Reisegepäck, nicht einmal der Fahrschein wird gefunden. Genau an diesem Abend, wird auch noch ein Mann neben den Gleisen entdeckt. Es sieht so aus, als wäre er aus dem Zug gestoßen worden. Er könnte etwas wissen, leidet jedoch an einer Amnesie und hat ebenfalls keinen Ausweis bei sich. Die ersten Spuren führen schließlich nach Italien. Es geht um Menschenhandel.

Ein kniffliger Fall. Hauptkommissarin Gottberg hat alle Hände voll zu tun. Die Spurensuche erweist sich als kompliziert. Laura spannt sogar ihren Vater als Undercover-Agenten mit in die Ermittlungen ein, beauftragt ihn, festzustellen, ob der an Amnesie leidende Unbekannte sich wirklich an nichts erinnern kann.
Interessant, dass die Spurensuche Laura Gottberg nach Italien bringt. So kann Laura auch Commissario Angelo Guerrini, wenn auch inoffiziell, mit in die Ermittlungen einbeziehen. Bei ihrem letzten Fall lernte sie den Commissario kennen und verliebte sich in ihn.
Stück für Stück wird das schwierige Puzzle zusammengesetzt. Auch der Leser ahnt lange nichts von den dramatischen Ausmaßen, die der Fall schließlich annimmt.
Doch nicht nur auf den Kriminalfall wird die Aufmerksamkeit des Lesers gelenkt. Laura, alleinerziehende Mutter, hat Probleme, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Was ihre beiden Kinder, während ihren langen Abwesenheitsphasen tun, hat sie nicht immer unter Kontrolle. Auch die komplizierte Liebesbeziehung zu Guerrini beschäftigt sie sehr. So rebelliert schließlich auch ihr Körper. Oft stehen diese Dinge aber zu sehr im Vordergrund, nehmen mehr Platz ein, als man ihnen zugestehen möchte.
Trotzdem liest sich das Buch gut. Die Autorin hat einen sehr flüssigen Schreibstil und zieht den Leser mit.

Über die Autorin:
Felicitas Mayall begann ihre Karriere bei der „Süddeutschen Zeitung“ als Journalistin. Sie lebt heute als freie Autorin in Prien am Chiemsee. Der erste Band der Serie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg heißt „Nacht der Stachelschweine“.

Rezension von Heike Rau

Felicitas Mayall
Wie Krähen im Nebel
Laura Gottbergs zweiter Fall
413 Seiten, gebunden
Kindler im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
ISBN: 3-463-40451-6

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Graham Swift: Das helle Licht des Tages

Graham Swift: Das helle Licht des Tages

Sarah Nash hat sich zurechtgemacht. Auf dem Herd kocht das Abendessen, verströmt einen angenehmen Duft. Sie zündet eine Kerze an, wartet auf ihn, hört ihn schließlich kommen.
Ihr Ehemann und vielleicht auch sie selbst ahnen nichts von dem, was gleich passieren wird. Doch wenig später liegt das Küchenmesser rot von Bob Nashs Blut und grün von Petersiliespuren da, wo es hingehört auf dem Küchenbrett.

Hätte Privatdetektiv George Webb es wissen müssen? Hätte er es verhindern können? Er wusste wie es um das Ehepaar stand. Er kennt sich aus mit solchen Geschichten, es ist sein Job. Er wusste, das Bob Nash eine Affäre mit einer kroatischen Studentin hatte. Er wusste auch, dass vorbei war. Wie konnte alles nach Plan gehen und dann so aus dem Ruder laufen. Wie konnte sie zur Mörderin werden?

Aber da wo Sarah Nash jetzt ist, nämlich im Gefängnis, ist sie wenigsten sicher, außer vor George Webb, der sich in seine ehemalige Klientin verliebt hat. Er wird warten, sie muss warten.

„Das helle Licht des Tages“ ist eine Überraschung. Ganz langsam, fast langweilig und zu ausführlich zieht der Autor in die Geschichte, nervt mit den Gedankengängen des melancholischen Privatdetektivs George Webb, mit seinen Befindlichkeiten und Sorgen im Leben und im Job. Das Blatt wendet sich jedoch sehr schnell, plötzlich kann es gar nicht mehr ausführlich genug sein. Denn es ist faszinierend zu beobachten, wie minimale Entscheidungen ein Leben aus der Bahn werfen können, wann das Gute und wann das Schlechte im Menschen die Übermacht gewinnt, wie das Schicksal mitspielt. Der Mord selbst gerät dabei sogar in den Hintergrund. Das Drumherum interessiert. Dass es passiert ist. Eine Sekunde, in der Sarah Webb die Beherrschung verloren hat, in der sie ausgerastet ist, falsch entschieden hat und nun mit den Konsequenzen leben muss. Und George Webb hat es nicht aufgehalten, hat es nicht aufhalten können. Obwohl ihn doch so bestimmte Ahnungen gekommen sind. Aber hätte er es tatsächlich aufgehalten, wo stände er jetzt? Wäre er glücklich ohne Sarah Nash? Hätte sie seine Liebe erwidert, wenn ihr Mann nicht tot und sie nicht im Gefängnis wäre?
Fragen über Fragen lässt das Buch offen. Viel Stoff zum Nachdenken. Diese Buch stellt man nicht einfach zurück ins Bücherregal und fängt das nächste an.

Rezension von Heike Rau

Graham Swift
Das helle Licht des Tages
Aus dem Englischen von Barbara Rojahn-Deyk
328 Seiten gebunden
Carl Hanser Verlag München Wien
ISBN: 3-446-20358-3

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Reginald Hill: Die dunkle Lady meint es ernst

Reginald Hill: Die dunkle Lady meint es ernst

Ausgerechnet Detective Superintendent Dalziel beobachtet aus seinem Küchenfenster im Haus gegenüber einen Mord. Und als er wenig später in besagtes Haus stürmt, bietet sich ihm folgender Anblick: Zwei Männer befinden sich im Zimmer, einer davon bewaffnet, und eine nackte Frau liegt schräg auf dem Bett, eindeutig tot. Einen Mörder gibt es jedoch nicht, angeblich ging der Revolver von alleine los. Doch das glaubt Dalziel nie und nimmer.

Am Anfang des Buches befindet sich eine Übersicht aller handelnden Personen. Und die ist auch sehr gerechtfertigt, denn es fällt zunächst äußert schwer, die Mitspieler einzuordnen und auseinander zu halten. Man benötigt viel Konzentration, um sich einzulesen. Das mag zudem an der Vielschichtigkeit des Krimis liegen, aber auch an den teilweise sehr langen Sätzen. Fürs Durchhalten wird man aber mit vielen spannenden Passagen belohnt.
Besonders gelungen ist die Figur von Superintendent Dalziel, der ein echter Kotzbrocken ist. Er tritt in jedes Fettnäpfchen, schafft es, Verdächtigen den Boden unter den Füßen wegzureißen. Er reitet auf jedem Satz herum, stellt alles in Frage, dabei verstrickt er sich selbst nicht selten. Das führt immer wieder zu komischen Situationen, die auch sein Assistent Chief Inspector Pascoe kaum zu retten vermag.
Die Handlung selbst biete jede Menge Überraschungen und verblüffende Wendungen. Bei einer Leiche bleibt es nicht. Seltsame Verstrickungen unter den Akteuren stehen auf der Tagesorderung. Ein wirklich kniffliger Fall.

Fazit: Zu empfehlen ist dieses Buch Lesern, die einen ausgefeilten, aufwändig konstruierten Krimi lesen möchten und bereit sind ein hohes Maß an Aufmerksamkeit aufzubringen.

Über den Autor:
Reginald Hill lebte viele Jahre in der englischen Grafschaft Yorkshire. Hier in der fiktiven Stadt Mid-Yorkshire spielen seine Kriminalromane um Detective Superintendent Dalziel und seinen Assistenten Chief Inspector Pascoe.

Rezension von Heike Rau

Reginald Hill
Die dunkle Lady meint es ernst
Aus dem Englischen von Xenia Osthelder
416 Seiten, gebunden
ISBN: 3-203-78012-7

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Felicitas Mayall: Nacht der Stachelschweine

Felicitas Mayall: Nacht der Stachelschweine

Als in einem ehemaligen Kloster bei Montalcino ein Mitglied einer deutschen Selbsterfahrungsgruppe tot aufgefunden wird, ist Hilfe vom Münchner Morddezernat gefragt. Laura Gottberg, 44 und geschieden, spricht auch Italienisch. Nachdem die Versorgung ihrer Kinder und des alten eigensinnigen Vaters gesichert ist, lässt sie sich voll und ganz auf den Fall ein. Und der hat es in sich. Die erste Spur, die sie mit ihrem italienischen Kollegen Angelo Guerrini verfolgt, führt zu einem geistig behinderten Bauernjungen. Doch es wäre etwas zu einfach, Giuseppe den Mord unterzuschieben. Laura zieht im Kloster ein, um die Mitglieder der Selbsterfahrungsgruppe unter die Lupe zu nehmen. Als ein zweiter Mord geschieht, rückt Giuseppe allerdings wieder ins Zentrum der Ermittlungen. Laura und Angelo wollen das nicht zulassen, sie glauben keine Sekunde an die Unschuld des Jungen. Ob sie sich irren oder nicht stellt sich lange nicht heraus. Die Verhöre der eigenwilligen Gruppenmitglieder, die sich mehr auf Selbstdarstellung versteifen, gestalten sich schwierig. Dazu kommt, dass Laura in ihrer Arbeit etwas durch Angelo abgelenkt wird, mit dem sie die eine oder andere Stunde bei Wein, gutem Essen und mehr verbringt.

Ein spannender Krimi mit außergewöhnlichen und stimmig gezeichneten Akteuren. Laura Gottberg ist eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, die sich nicht von ihrem Chef bevormunden und eingrenzen lassen will. Angelo Guerrini ist nicht nur ihr Partner in diesem Fall. An ihn richten sich auch bald ihre Wünsche nach Liebe und Partnerschaft. Beide ermitteln in einem wirklich seltsamen Fall. Der Leser bekommt Einblick in eine Selbsterfahrungsgruppe, deren Mitglieder nicht zusammenpassen und deren Therapeutin mit ihrem Beruf hadert. Dazu kommt die Geschichte des geistig Behinderten, in dessen Gefühlsleben und seine Denkweise dem Leser auf sensible Weise Einblick gewährt wird. Undurchsichtig bleibt der Fall bis zum überraschenden Ende. Geschrieben ist das Buch in einem leicht lesbaren, sehr verständlichen Stil. Das macht Lust auf den nächsten Fall von Laura Gottberg.

Über die Autorin: Felicitas Mayall lebt im südlichen Bayern. Sie studierte Zeitungs- und Politikwissenschaften in München, absolvierte die Deutsche Journalistenschule und arbeitete mehrere Jahre als Redakteurin der „Süddeutschen Zeitung“. Seit 1978 ist sie freie Journalistin und Autorin.

Rezension von Heike Rau

Felicitas Mayall
Nacht der Stachelschweine
Laura Gottbergs erster Fall
382 Seiten, gebunden
Kindler Verlag, Berlin
ISBN: 3 463 40416 8

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