Lyndsay Faye: Der Teufel von New York

Lyndsay Faye: Der Teufel von New York

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Im Jahre 1845 wird In New York eine erste Polizeitruppe zusammengestellt. Recht und Ordnung sollen in der Stadt Einzug halten. Auch Timothy Wilde wird dazugehören. Er hat keine andere Wahl, wenn er in der Stadt überleben will. Ein Brand hat ihm alles genommen. Auch einen Teil seines Gesichts. Verschafft hat ihm diesen Job sein Bruder Valentine, der ebenfalls einen Job bei der Polizei hat, wenn auch in einer besseren Stellung. Er verfügt über die nötigen Kontakte und Verbindungen.

Timothy arbeitet gerade mal zwei Wochen als Streifenpolizist, als er eine junge Frau verhaften muss, die in geistiger Umnachtung ihr Kind hat sterben lassen oder ermordet hat. Aber das soll es noch nicht für diesen Tag gewesen sein. Ein Mädchen in einem blutgetränktem Nachthemd läuft ihm direkt in die Arme.

Es ist nicht ihr Blut und so führt die Geschichte zu einem mysteriösen Mann mit schwarzer Kapuze, der verantwortlich sein soll, für den Tod eines Jungen, der auf bestialische Art und Weise von eben diesem Mann ermordet wurde. Die Polizei muss sich bald mit einem Serienmörder auseinandersetzten. Doch vor der Bevölkerung wird der Fund der vielen weiteren toten Kinder verheimlicht. Timothy arbeitet auf Wunsch des Polizeichefs verdeckt weiter.

Die Geschichte ist sehr detailliert aufgebaut. Der Einstieg geschieht auf eine langsame Art und Weise, so dass man die handelnden Personen, die Stadt, die Lebensweise der armen Bevölkerung und Einwanderer und die politischen Umstände gut kennen lernen kann. Das macht den Krimi sehr authentisch und gut bildhaft vorstellbar.

Mit der Zeit baut sich ein unbegreifliches Grauen auf. Der Fall hat doch ganz andere Ausmaße als anfangs angenommen. Und Timothy Wilde muss fast im Alleingang ermitteln und mit einfachen Möglichkeiten dem Täter auf die Schliche kommen. Er erweist sich bald als guter Ermittler mit Herz und Verstand.

Das Ende hätte man sich sicher spektakulärer vorstellen können. Aber es ist alles ganz anders als vermutet. Der Täter und seine Motivation können dennoch nicht überraschender sein.

Rezension von Heike Rau

Lyndsay Faye
Der Teufel von New York
Deutsch von Michaela Meßner
480 Seiten, Klappenbroschur
ISBN-10: 3423249935
ISBN-13: 978-3423249935
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Regine Stoner: Selbst gemacht & mitgebracht – Geschenke aus der Küche

Regine Stoner: Selbst gemacht & mitgebracht – Geschenke aus der Küche

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Selbst gemachte Geschenke oder Mitbringsel sind etwas ganz Besonders. Wenn sie aus der Küche stammen, werden diese auch noch zum kulinarischen Genuss. Überreicht werden die kleinen Köstlichkeiten in einer kreativen Verpackung.

Zunächst wird Grundsätzliches aufgezeigt. Hier wird erklärt, wie Früchte konserviert werden, was beim Backen zu beachten ist und wie Geschenke ansprechend verpackt und transportiert werden können.

Den Anfang macht „Fruchtgenuss im Glas“. Hier findet man zum Beispiel ein „Melonen-Chutney mit Knoblauch“, das in schönen Gläsern mit einer Haube aus Papier-Muffinförmchen verschenkt werden kann. „Die Zwetschgenkonfitüre mit Weihnachtsgewürzen“, wird in hohen Gläsern, die einen roten Schal umhaben und eine Weihnachtsmannmütze obenauf, verschenkt.
Auch Kochzutaten kommen immer gut an. Das kann ein „Kräutersalz – mediterran“ in kleinen Säckchen aus Backpapier sein oder auch eine „Punsch-Essenz für kalte Tage“ in einer schönen Bügelverschlussflasche.
In „Zum Naschen – fein und süß“ findet man die „Rosenplätzchen – extrafein“ die zu Päckchen geschnürt in einer Zellophantüte verschenkt werden und den „Teekuchen im Glas“ dessen Glas in einen selbst gestrickten Glaswärmer kommt.
Wer lieber etwas „Pikantes aus dem Ofen“ verschenken möchte, sollte die „Käsecracker – wunderbar mürbe“ probieren. Ihnen dient als Verpackung eine kleine Obstkiste.

Die Rezepte sind sehr vielfältig. Es gibt genug Abwechslung und für alle Gelegenheiten lässt sich ein geeignetes Geschenk finden. Die Rezepte sind gut strukturiert, leicht nachvollziehbar und bebildert. Anfänger können sich zusätzlich an den Tipps und Ratschlägen vorn im Buch orientieren.
Die Verpackungen sind doch etwas anders, als man diese sonst in Bücher sieht. Sie sind nicht so aufwändig und auch für Ungeübte leicht nachzugestalten. Man kann sich auch einfach inspirieren lassen und dann verwenden, was in der eigenen Küche vorhanden ist.

Wer nach besonderen Geschenken aus der Küche sucht und Spaß am kreativen Gestalten und Verpacken hat, für den ist das Buch also sehr empfehlenswert.

Rezension von Heike Rau

Regine Stoner
Selbst gemacht & mitgebracht – Geschenke aus der Küche
144 Seiten, broschiert
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN-10: 3440140458
ISBN-13: 978-3440140451
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Martin Conrath: Der Schmerzsammler

Martin Conrath: Der Schmerzsammler

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Martin Conrath schreibt Krimis und als männlicher Part von „Sabine Martin“ historische Romane. ARD-Tatorte wurden von ihm zu Romanen gemacht. Mit dem „Schmerzsammler“ geht er mit einer neuen Protagonistin das Genre der Psychothriller an.

Die Protagonistin Fran Miller ist Fallanalytikerin und Sektenbeauftrage beim LKA in Düsseldorf. Sie betreibt einen ungewöhnlichen Ausgleichssport: zum „Herunterkommen“ braucht sie den Kick einer Extremsportart. Ein Partner im Team ist Bruno Rheinstahl, ein väterlicher Freund, den die Deutsch-Amerikanerin im Alter von zehn Jahren durch ihren Vater, ebenfalls Polizist, kennengelernt hat. Dritter im Team ist Günther Anleder, ebenfalls Profiler und spezialisiert auf geistige Krankheitsbilder. Alle gehören zur Abteilung „Operative Fallanalyse“, die aus Forschungsgeldern finanziert wird und nicht täglich draußen im Einsatz ist. Momentan sind sie weit in die Satanistenszene abgetaucht und haben dort ihr Betätigungsfeld. Der Anruf eines Polizeikollegen aus Hamburg zieht zunächst Fran, dann das Team in einen aktuellen Fall. Der Hamburger ermittelt in einem Mordfall und hegt Vermutungen, dass er etwas mit der satanischen Sekteszene zu tun haben könnte. Da er von der „Teufelsbraut“ Fran Miller gehört hat, bittet er sie um eine Einschätzung. Sie zieht sofort ihre Kollegen hinzu. Doch dann werden sie zu einem aktuellen Fall in Düsseldorf abgezogen: Grabschändung mit Anzeichen einer Schwarzen Messe. Ein klarer Fall für das Team. Keine Auszeit von der Forschung im Sektenmilieu, sondern praktische Unterstützung aus der Realität.

In verschiedenen Strängen wird auf den Showdown am Ende des Romans hingearbeitet. Zunächst scheinen alle Stränge zusammenhanglos. Zunächst die Polizeiarbeit, dann die Mitglieder einer Satanistengruppe, das Vorgehen eines äußerst brutalen Täters und schließlich der Drangsal der Opfer.
Natürlich geht man als Liebhaber von Krimis und Thrillern davon aus, dass alles irgendwie zusammengehört. Doch in welcher Weise ist sehr spannend vom Autor verpackt. Schließlich führt es doch zu einer unerwarteten Lösung. Einerseits als Leser erfüllt ist es andererseits schade, denn man weiß, dass der Roman nun fast beendet ist.

Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die Stränge erzählt. In der dritten Person wird von der Ermittlungsarbeit und von den Opfern des Täters erzählt. Mittels Ich-Perspektive schlüpft der Leser in die Figur des Täters. Das ist besonders perfide, denn eigentlich möchte man nicht der Täter sein. Denn der geht extrem brutal vor sich. Schließlich sammelt er wie andere Briefmarken die Schmerzen seiner Opfer. Und die schönsten Schmerzen erreicht er bei ihnen kurz vor deren Tod.
Conrath hat für diesen Thriller ein interessantes Figurenensemble geschaffen, welches in vielen Teilen denen anderer aktueller Krimis und Thriller entspricht: der väterliche Freund, die Kumpanei unter Kollegen, die nur auf Karriere bedachte Chefin. Doch der Protagonistin Fran(ziska) Miller hat er eine besondere Vergangenheit verpasst, der man gerne noch weiter auf die Schliche kommen möchte, was im Herbst wohl mit einem Folgeroman passieren kann.

Viele kleine Szenen sind nichts für schwache Nerven. Den Lesern, die sich starken Nervenkitzel wünschen, ist der Thriller in jedem Fall empfohlen.

Conrath, Martin
Der Schmerzsammler
400 Seiten, broschiert
Bastei-Lübbe, Köln
ISBN-10: 3404168070
ISBN-13: 978-3404168071

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014
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Peter May: Beim Leben meines Bruders

Peter May: Beim Leben meines Bruders

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Dass der Leichenfund im Torfmoor von Lewis nichts für die Archäologen ist, findet Professor Colin Mulgrew schnell heraus, trägt dieser doch ein Elvis-Tatoo. Auch wie der junge Mann gestorben ist, hat der Pathologe bald rekonstruiert. Es war Mord. Detective Sergeant George Gunn ist vom Ergebnis der DNA-Analyse überrascht. Es beweist, dass ein Ortsansässiger verwandt ist mit dem Toten.

Fin Macleod ist nach seiner Scheidung zurückgekehrt auf die Insel. Aus dem Polizeidienst ist er ausgeschieden. Es kommt zu einem Wiedersehen mit Marsaili, seiner Jugendliebe, die statt ihn damals einen anderen geheiratet hat. Ihr Sohn Fionnlagh, der wie sich herausgestellt hat, auch sein Sohn ist, ist gerade Papa geworden. Viel zu jung und ohne abgeschlossene Schulausbildung ist er dem Vater Donnas allerdings ein Dorn im Auge. In diesen Konflikt mischt sich Fin ein.

Tormod Macdonalds Verwandschaftsverhältnis zu dem Toten aus dem Moor wird sich nur schwer aufklären lassen. Marsailis Vater leidet an Demenz. Doch weil er als Mordverdächtiger gilt, wollen George Gunn und Fin Macleod versuchen herauszufinden, was Ende der 50er Jahre geschah. Der alte Mann kann sich an lange zurückliegende Ereignisse noch gut erinnern. Doch was er ab und an sagt, was ihm in den Sinn kommt, klingt diffus. Denn niemand weiß, dass er einen Bruder hatte, mit dem er nach dem Tod der Mutter in ein Waisenhaus kam.

Es ist eine überaus tragische Geschichte, die hier erzählt wird. Der alte Mann, der für Aufklärung sorgen könnte, kann es nicht mehr, auch wenn er aufgrund seiner Demenz in der Vergangenheit lebt. Niemand ahnt, dass seine Identität gestohlen ist, weil es sein musste, weil es keinen anderen Ausweg gab.

Dennoch wird nach und nach der alte Mordfall aufgerollt. Das ist insbesondere Fin Macleod, der die Krankheit kennt und es versteht, besser hinzuhören als andere. So kommt er der Wahrheit immer näher. Einer gefährlichen Wahrheit, das ahnt er bald. Und auch für den Leser wird diese unterschwellige Gefahr spürbar gemacht. Fin Macleod ist ein sensibler Ermittler, er vorverurteilt nicht und das beeindruckt sehr. Der Fall um Familienbande, um Rache und wieder Rache scheint kein Ende nehmen zu wollen. Die Spannung steigt ins Unermessliche und wird von Emotionen und Schicksalhaftem getragen in eine ungewisse Zukunft.

Rezension von Heike Rau

Peter May
Beim Leben meines Bruders
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz
336 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552056718
ISBN-13: 978-3552056718
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Sabine Bode: Frieden schließen mit Demenz

Sabine Bode: Frieden schließen mit Demenz

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Weggucken oder sich einlassen?

In ihrem Buch über Demenz beschreitet Sabine Bode einen sehr eigenen Weg: Aus zahlreichen Beobachtungen, Gesprächen mit Betroffenen, Angehörigen und Heimbesuchen versucht sie ein geschlossenes Bild über die Alterserscheinung Demenz zu erhalten. Sie zitiert aus bekannten Büchern, die Angehörige oder Betroffene selber geschrieben haben, und aus Erkenntnissen der Wissenschaft und Forschung.

Das sicher gut gemeinte Vorhaben, einen Perspektivwechsel bei der Betrachtung und Handhabung der Altersdemenz zu erreichen, gelingt ihr leider nicht. Sie entwickelt eine Utopie, wie man den schwer in ihrem Verhalten veränderten Personen begegnen sollte.

Ihre Forderung ist transzendent.

Ihr Buch beinhaltet ein Sammelsurium von Erkenntnissen, die recht unvermittelt aneinander gereiht werden. Der Tenor heißt: Liebe, Zuwendung, Geduld und Akzeptanz gegenüber den in ihrem Verhalten veränderten Alten. Aber wissen wir das nicht alle schon?

Bei allen gut gemeinten Ratschlägen der Autorin, wie man durch liebevolle  Behandlung den Altersdementen in ihrem Alltag helfen könnte, wird vergessen, dass sich einfach niemand oder zu wenige Personen finden werden, die diesen ganz bestimmt löblichen Vorgaben gerecht werden könnten. Liebe und Zuwendung lassen sich nicht erzwingen. Verwandte werden aus Pflichtgefühlt und gelegentlich auch wie bei John Bayley aus Liebe den alten, vergesslichen und körperlich wie seelisch dem realen Leben abhanden gekommenen Menschen helfen können. Insgesamt bleibt das Schicksal Demenz eine schwere Prüfung, die nicht alle Angehörigen oder das Pflegepersonen bestehen werden.

M. E. brächte nur eine politisch-gesellschaftliche Korrektur in Form von geänderten Ausbildungsrichtlinien für Pflegende, sozialer Anerkennung der Arbeit des Pflegepersonals und viel, viel Geld die Wende.

Es bleibt ein Dilemma, das für jede einzelne betroffene Familie im Spagat zwischen dem Machbaren und der Unzulänglichkeit enden wird.

Fazit: Aufklärung über Demenz durch fachlich hervorragende Lektüre für breite Kreise ist hilfreich. Diese erfüllt Sabine mit ihrem Buch jedoch nur bedingt. Als Beispiel für bessere andere sei hier Frank Schneiders Buch „Demenz“ genannt.

Die Behandlung und Lösung der Probleme im Einzelfall durch Pflegekräfte, familiäre Hilfe oder Unterbringung wird man den Betroffenen je nach Kapazität und psychischer Kraft am Ende selber überlassen müssen.

Sabine Bode
Frieden schließen mit Demenz
Kindle Edition
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 305 Seiten
Klett-Cotta, Februar 2014
ISBN-10: 3608948066
ISBN-13: 978-3608948066
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Daniel Glattauer: Die Wunderübung

Daniel Glattauer: Die Wunderübung

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Die Beziehung von Joana und Valentin steht vor dem Aus. Aber eine Trennung wird noch nicht in Erwägung gezogen. Wozu gibt es Paartherapeuten? Die beiden gehen also in Therapie, der eine freiwillig, der andere weil er keine Gegenargumente hat. Der Therapeut kennt seine Rolle. Er hat sie schon hundert Mal durchgespielt. So beginnt er mit dem Schweigen, das dem Paar bald zu viel wird. Die Ruhe klingelt ihnen unangenehm in den Ohren. Sie streiten lieber. Alles muss auf den Tisch. Jedes Vergehen, jede Gefühlskälte, jeder Ausrutscher, jede Affäre. Wobei vor allem Joana zu Wort kommt und Valentin, der seine Frau sonst eher ignoriert, geht in Verteidigungsstellung. Was soll der Therapeut sonst von ihm denken?

Und so beginnt die Komödie. Der Therapeut hat seinen Spaß daran. Es ist doch immer das Gleiche. Halbherzig lenkt er in der Sitzung das Paar. So scheint es jedenfalls. Die beiden merken gar nicht, wie sie manipuliert werden. Der Therapeut nennt das „Die Wunderübung“.

Es sind doch immer die gleichen Probleme, die ein Paar zur Verzweiflung bringen kann. Hier wird jedes Klischee bedient und das erschreckend realitätsnah. Es kommt einer Komödie gleich, aber irgendwie ist es nicht zum Lachen, auch wenn so manche Szene urkomisch oder zumindest sehr amüsant ist. Ein Schlagabtausch löst den nächsten ab. Es geht Wort gegen Wort. Keiner will der Verlierer sein. Mit Fingerspitzengefühl kommt der Therapeut hier nicht weiter. Er ist im Gegensatz zu dem Paar eher undurchschaubar dargestellt. Genauso also, wie man sich einen Therapeuten vorstellt. Auch er erfüllt jedes Klischee.

Der Text ist auf Dialoge reduziert. Das Ehepaar Dorek und auch der Therapeut wirken austauschbar. Das hat eine besondere Wirkung. Das lässt sich nicht leugnen. Und was bleibt am Schluss? Was ist die Erkenntnis? Auch Streit ist etwas, das ein Paar gemeinsam haben kann, das zusammenschweißt. Insbesondere, wenn sich das gegen andere richten lässt.

Rezension von Heike Rau

Daniel Glattauer
Die Wunderübung
Eine Komödie
112 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552062394
ISBN-13: 978-3552062399
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Voker Weidermann: Ostende

Voker Weidermann: Ostende

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Ende einer Schriftstellerära.

Die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts brachte eine Reihe sehr begabter und erfolgreicher Schriftsteller hervor. Zu ihnen gehörten u.a. Stefan Zweig, Joseph Roth und Irmgard Keun, von denen hier die Rede sein soll. Es war die Elite der deutsch-österreichisch-jüdischen Schriftstellergeneration, die sich Anfang  des vergangenen Jahrhunderts zuerst in Belgien und zuletzt in Südfrankreich treffen sollte.

Im Fokus dieser Erzählung stehen Stefan Zweig, Joseph Roth und Irmgard Keun. Sie trafen sich 1936 zur Sommerfrische und zu gemeinsamer Arbeit in Ostende in Belgien.

Die düsteren Folgen eines Schriftsteller- und Bücherverbots in Nazideutschland hatten ihre Existenzen in Deutschland bereits beschädigt.

Nicht jeder weiß, dass Joseph Roth und Stefan Zweig in einer ungewöhnlichen Freundschaft verbunden waren. Die Zugehörigkeit zu jüdischen Familien konnte nicht als alleinige Ursache für diese brüderliche Verbindung ausgemacht werden.

Voker Weidermann lässt die z.T rauschhaften Begegnungen, Liebesaffären und Freundschaften noch einmal vor unserem geistigen Auge vorbeiziehen. Joseph Roth ist arm und alkoholsüchtig. Sein Freund Stefan Zweig jedoch gehörte damals bereits zu den begüterten und gut versorgten Dichtern und Denkern.

Dass alles bald vorbei sein würde, ahnte zu der Zeit noch niemand.

In Briefwechseln und Begegnungen sehen wir die berühmte Welt der Schriftsteller und ihres Anhangs und die kreativen Anregungen, die sie sich wechselseitig gaben. Ehen und Partnerschaften gingen wie immer für wenigstens einen der Beteiligten traurig zu Ende, und neue Liebesaffären nahmen ihren Anfang. Es ist eine vermeintlich noch freie Welt, deren Ende sich mit der Machtergreifung Hitlers bereits ankündigt.

Stefan Zweig hat seine Erinnerungen „Die Welt von Gestern“ genannt und damit ein unvergessliches Zeugnis eben jener Welt von gestern abgelegt. Volker Weidermann fügt diesen Erinnerungen gleichsam wie aus dem Blickwinkel eines Brennglases weitere Begebenheiten und Details aus jenen fernen Jahren hinzu. Es ist die Zeit vor der endgültigen Flucht vor den Nazis, die Schriftsteller wie Brecht, die Mann Kinder und Thomas Mann selber, E. Erwin Kisch, H. Kesten und viele andere mehr zusammenführte. Wie ein Tanz auf dem Vulkan fühlt man die Euphorie und die Angst aus dem Verhalten der Beteiligten. Volker Weidermann gibt ihnen beredt Stimme und Glanz und lässt uns den Übergang von der Freiheit in die Apokalypse deutlich erahnen.

Voker Weidermann
Ostende
160 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, März 2014
ISBN-10: 3462046004
ISBN-13: 978-3462046007
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Sarah Butler: Alice, wie Daniel sie sah

Sarah Butler: Alice, wie Daniel sie sah

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Daniel ist ein Landstreicher. Immer ist er auf der Suche nach Dingen, die andere weggeschmissen haben. Wichtig sind die Farben, denn die haben eine Bedeutung für ihn. Lässt sich doch damit der Name seiner Tochter bilden. Einer Tochter, die er nicht kennt und die längst erwachsen ist. Alice. Sie ist genauso ruhelos wie ihr Vater, von dem sie nichts weiß. Sie unternimmt lange Reisen und hält sich nie lange an einem Ort auf. Sie kehrt zurück, als ihr Vater stirbt. Also der Mann, den sie für ihren Vater hält.

Daniel sieht die Beerdigung als Gelegenheit, seiner Tochter zu begegnen. So geht er hin. Doch wie soll er Alice gegenüber treten? Wie soll er sich verhalten? Was könnte er sagen? Er sieht ungepflegt aus mit den abgetragenen und schmutzigen Klamotten, mit den Bartstoppel und dem fettigen Haar.

Er bastelt für Alice aus den Dingen, die er findet und die in den Farben ihren Namen widerspiegeln kleine Kunstwerke und positioniert sie am Elternhaus, so dass Alice sie finden muss. Alice ahnt, dass der Mann etwas zu tun haben muss mit ihrer Mutter und dass er ihr etwas sagen will. Doch Daniel will seine Tochter nicht verunsichern. Beide finden schließlich einen Weg sich zu verständigen, wo Worte zu viel Schaden anrichten könnten.

Die Geschichte um Alice und ihren liebevollen Vater ist sehr emotional geschrieben. Es geht um Gefühle, Lebenswege, Fehlentscheidungen, Hoffnungen und das Leben im Allgemeinen. Der Tragik der schwierigen Familienkonstellation wird viel Platz eingeräumt.

Es ist schwierig, sich auf diese Buch einzulassen. Es hat eine ungeahnte Schwere. Und die Geschichte ist auch nicht leicht nachzuvollziehen. Es ergeben sich viele Fragen, die aber letztendlich offen bleiben. Die Hauptpersonen, Alice und Daniel, sind vom Charakter äußerst schwierig. Es ist kaum möglich, sich in die beiden hineinzuversetzen, sosehr man es auch versucht. Und doch wird man von der Geschichte gefangengenommen.

Rezension von Heike Rau

Sarah Butler
Alice, wie Daniel sie sah
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
320 Seiten, Klappenbroschur
Droemer Verlag
ISBN-10: 3426514095
ISBN-13: 978-3426514092
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Alan Bennett: Leben wie andere Leute

Alan Bennett: Leben wie andere Leute

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Liebevolle Hommage an die eigenen Eltern!

Alan Bennett ist aus seinen zahlreichen kleinen Erzählungen, die im Verlag Wagenbach erschienen sind, einer breiteren Leserschaft bekannt.

In dieser hübschen Geschichte geht es ganz offensichtlich um die eigenen Eltern, denen er seine nüchternen und doch sehr herzlichen Erinnerungen widmet.

Leben wie andere Leute!

Das ist der Wunsch der um bürgerliche Lebensart bemühten Eltern, mit denen uns Alan Bennett konfrontiert!

„Smalltak, Buddhismus und Würstchenspieße….“ so stellt sich dieses liebe Paar das Leben auf den Cocktailparties vor, die sie nie erlebten und wohl kaum gemocht hätten. Auch Alkohol gehörte ja nicht zu ihren bevorzugten Gelüsten.

Vater und Mutter von Alan Bennett waren rechtschaffene Leute, fleißig, ein wenig spießig und sehr angepasst an das sie umgebende bürgerliche Leben. Leider litt die Mutter schon lange an sporadisch auftretenden Depressionen. Rührend und anhänglich besucht der Vater die kranke Mutter bei ihren diversen Krankenhausaufenthalten.

Alan Bennett beobachtet das Leben der Eheleute mit leicht belustigten und doch sehr liebevollen Blicken. Im Leben der beiden  ging es um die „Nachbarn“ und das, was sie denken mögen, um familiäre Rituale und vielerlei Alltagskleinigkeiten, die den Blick schärfen auf ein Leben ohne großen Ruhm oder Abgehobenseins.

Der Autor zeigt klaren Abstand zum eigenen Leben. Es geht ihm nicht um die eigene Person, wie in so vielen Lebenserinnerungen anderer Schriftsteller. Es geht einzig und allein um die Beobachtung von Menschen, die dem eigenen Anspruch genügen wollen und sich immer fleißig um Ordnung und

Aufrichtigkeit bemühen. Auch die Traurigkeit eines beschränkten und in den letzten Jahren mit Krankheit und Demenz geschlagenen Paares bleibt nicht ausgespart. Bennett bedauert deren mühseligen Alltag im hohen Alter. Er bleibt der Sohn, der hilft, wo er kann, der jedoch sein eigenes Leben dabei nicht aus den Augen verliert. Am Ende ist eine ganze Familienchronik entstanden mit allen ihren skurrilen, selbstsüchtigen, neugierigen und seltsamen Familienmitgliedern.

Als Schriftsteller und Dramaturg bekannt zeigt der Autor mit seinen geübten Blicken, wie humorvoll er die Dinge betrachtet. Ironisch und heiter, mit Vergnügen und Witz erzählt er vom Leben seiner Eltern. Er  behält die nötige Distanz, die ihm die neutrale Sicht der Dinge gestattet.

Auf dem Deckblatt sieht man den Autor mit seinem Schwein am Halsband herumspazieren. Er führt uns vor Augen, wie er selbst durchs Leben geht: mit Selbstironie und Heiterkeit! Sein Büchlein ist Herz erwärmend, denn alle Ironie täuscht nicht darüber hinweg, dass es Lebensläufe gibt, die bescheiden, liebenswert und schlicht sind, und über die man sprechen kann, ohne die menschliche Würde zu verletzen.

Alan Bennett
Leben wie andere Leute
168 Seiten, broschiert
Verlag Klaus Wagenbach, März 2014
ISBN-10: 3803113008
ISBN-13: 978-3803113009
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Sarah Schocke und Alexander Dölle: Genießen wie es mir gefällt – Das Kochbuch mit dem Schlank-Joker

Sarah Schocke und Alexander Dölle: Genießen wie es mir gefällt – Das Kochbuch mit dem Schlank-Joker

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Der Titel klingt sehr interessant. Man stellt sich ein Buch vor mit genussvollen Rezepten, die für eine gute Figur sorgen. Tatsächlich geht es in diesem Kochbuch nicht ums Abnehmen, sondern um das Halten der Wohlfühlfigur und das ohne Stress und Verzicht. Dabei wird eine Durchschnittsfrau als Beispiel gebend beschrieben, so dass jeder sich eine Vorstellung davon machen kann, wie mit dem Buch gekocht werden soll. Ein bisschen Arbeit macht das dann schon. Man muss für sich selbst einen täglichen Rezeptplan aufstellen, der das Kalorienkonto im Rahmen hält bzw. ausgleicht, auch wenn man sich zwischendurch etwas besonders Kalorienreiches gegönnt hat.

Die Rezepte sind also ganz normal, wenn auch meist mit Gesundheitswert. Es kommt schon reichlich Gemüse und Obst zum Einsatz. Daneben gibt es aber die Schlank-Joker-Tipps. Wenn also Kalorien gespart werden müssen, werden Zutaten ausgetauscht. Da wird dann fettarme Milch statt Sahne verwendet, ein Gericht wird vegetarisch zubereitet, statt mit Fleisch oder besonders zuckerreiche Früchte werden durch eine kalorienärmere Sorte ersetzt. Snacks und Desserts kann man einmal weglassen. Einplanen lässt sich aber immer auch ein ganzes Schlank-Joker-Rezept.

Man kann also mit dem Buch ganz flexibel alle Mahlzeiten eines Tages planen. Wie die Schlank-Joker-Rezepte und -Tipps sinnvoll eingebaut werden, wird an Beispielen erläutert, sodass man hier keine Schwierigkeiten haben sollte, einen Plan aufzustellen. Auch wer eine Mahlzeit außer Haus einnehmen muss, also zum Beispiel im Büro, findet entsprechende Rezeptvorschläge zum Mitnehmen.

Mit dem Buch macht Ernährung Spaß. Die schönen Fotos sprechen für sich. Es ist sicher nie verkehrt, darüber nachzudenken, was man isst und wie viele Kalorien man sich zumutet und hier ein bisschen mitzurechnen. Es kommt der Figur zugute.

Rezension von Heike Rau

Sarah Schocke und Alexander Dölle
Genießen wie es mir gefällt – Das Kochbuch mit dem Schlank-Joker
Fotos von Alexander Walter
160 Seiten, broschiert
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN-10: 3440140105
ISBN-13: 978-3440140109
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