Sabine Bories: Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?

Sabine Bories: Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?

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Krankheit mit schwersten Folgen.

Was ist eigentlich eine Rheumatoide Arthritis?
Wer es nicht weiß, wird sich hier orientieren können.

Es handelt sich um eine schmerzhafte Autoimmunkrankheit. Wie das Wort „immun“ schon suggeriert, richten sich die Krankheitserreger gegen das eigene Immunsystem und zerbröseln die Knochen. Wie man sich vorstellen kann, tut das sehr weh!

Sabine B. hat in ihrer Not angefangen, ein iPod-Tagebuch zu schreiben. Das war eine äußerst originelle Idee, denn hier kann sie in Malereien ihr Leiden vergegenständlichen. Mit einem Malprogramm kann man ja auf dem iPod die schönsten Bilder hervorzaubern.

Mit dem traurig- grämlichen Gesichtsausdruck eines Mädchens auf der ersten Seite zeigt uns Sabine Bories nach der kurzen schriftlichen Einführung, wie es ihr so geht. In der Folge zeichnet sie viele Situationen und Stimmungen in Bildern.

Dass es sich um eine Krankengeschichte handelt, ist die eine Seite der Bilderzählung. Eine andere aber spricht über Freundinnen, Ehemann und Feiern, die man zusammen plant und genießt. Blumensträuße kommen an das Krankenbett, und Schwestern und Ärzte werden auf eine sinnhafte und sehr eindringliche Art und Weise karikiert. Gedanken an weitere Operationen spielen eine ebenso große Rolle wie die Befindlichkeiten nach misslungenen Eingriffen.

Die Bilder gewinnen in großen Strichen, jeweils zart oder gröber, Form und Farbe. Sehr klein geschriebene Texte erläutern gelegentlich das eine oder andere Geschehen. Ein Schmerzenstagebuch ist es sicher! Wer aber ein solches Tagebuch schreibt, der kann nicht ganz ohne Humor sein! Genau dieser kommt in der Geschichte nicht zu kurz. Mit Selbstironie und Beobachtungen der Umwelt gelingt der Autorin trotz der schweren Schmerzen eine skurrile, amüsante und auch geistreiche Geschichte, die Herz und Seele berührt.

Der Kranken geht die Puste nicht aus, um in unendlichen Fortsetzungen ihre (Kranken-)und Lebensgeschichte zu erzählen. Heiter, froh, duldsam und gelegentlich zornig ist sie immer bereit, ihr Schicksal zu ertragen und nicht aufzugeben. Man kann ihr gratulieren: zu ihrem Mut, ihrer Tatkraft, ihrem Humor und der beispielhaften Ironie, mit der sie auch den tristesten Erfahrungen, die sie mit ihrer Krankheit machen muss, noch trotzt. Und wo ist Batman, der Held der Rache und Gerechtigkeit?

Sabine Bories zeichnet sich selbst als diese Comicfigur von Bob Kane aus dem Jahr 1939.

Sabine Bories
Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?
176 Seiten, gebunden
Atrium-Verlag, Oktober 2012
ISBN-10: 3855350388
ISBN-13: 978-3855350384
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Emily Perkins: Die Forrests – Roman einer Familie

Emily Perkins: Die Forrests – Roman einer Familie

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Insgesamt haben die Forrests vier Kinder. Dorothy, Evelyn, Michael und Ruth. Daniel kam in schwierigen Zeiten in die Familie, als Freund Michaels. Die Kinder wachsen ohne Erziehung auf. Sie werden von alleine groß, fühlen sich frei in ihrer Wahlheimat Neuseeland, bis Geldsorgen alles kaputt machen. Als die Eltern Frank und Lee zurück nach Amerika gehen, nehmen sie nur die Jüngste mit.
Dorothy, Evelyn und Michael und natürlich auch Daniel bleiben und beginnen ihr eigenes Leben und überlassen alles dem Selbstlauf. Dorothy und Evelyn sind einander verbunden, aber erst als Evelyn nach einem Unfall und daran anschließender Krankheit verstirbt, beginnt Dorothy, die mittlerweile verheiratet ist und vier Kinder hat, ihr Tun zu hinterfragen.

Das Buch wird von einer traurigen Stimmung getragen. Inhaltlich ist es undurchdringlich und schwer zu erfassen. Die Vergangenheit drückt auf die Gegenwart, die auch nicht besser ist. Unschöne Erinnerungen sind stets präsent, schöne werden davon plattgewalzt. Man begegnet einem Durcheinander von Menschen, vor allem unglücklichen, die alle irgendwie zusammengehören und aus dem Dorothy erst zum Ende des Buches hin als roter Faden hervorgeht. Sie ist die einzige Person, der man ein wenig näher kommt, leider ohne sie zu verstehen.

Das Buch ist zutiefst deprimierend. Die Autorin unterstreicht diese hoffnungslos wirkende Stimmung mit ihrem Schreibstil. Dennoch bleibt es in den Gedanken hängen, setzt sich dort regelrecht fest. Es hat etwas Intensives, etwas Erschütterndes, das man nicht so schnell vergessen kann, auch wenn das eher unangenehm ist. Es ist die tiefe Traurigkeit, die sich einfach nicht abschütteln lässt. Das Buch ist nicht spannend, es gibt keinen Spannungsbogen oder ähnliches, nicht ergreifend und hat trotzdem etwas Fesselndes. Es ist verstörend, dass die Autorin mit ihrem Buch solche zwiespältigen Gefühle hervorrufen kann.

Rezension von Heike Rau

Emily Perkins
Die Forrests – Roman einer Familie
Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger
400 Seiten, gebunden
Berlin Verlag
ISBN-10: 3827010764
ISBN-13: 978-3827010766
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Martina Göldner-Kabitzsch und Susanne Kreihe: delikat & formvollendet – Besondere Menüs perfekt inszeniert

Martina Göldner-Kabitzsch und Susanne Kreihe: delikat & formvollendet – Besondere Menüs perfekt inszeniert

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Ein Menü für einen besonderen Anlass oder liebe Gäste sollte perfekt zubereitet sein und ansprechend präsentiert werden. Noch mehr Eindruck macht ein Essen, wenn es formvollendet auf dem Teller angerichtet wird. Bei den meisten Kochbüchern holt man sich Inspiration über die Fotos. In „delikat & formvollendet“ werden die Tricks verraten, die ein Gericht auf dem Teller perfekt in der Ansicht werden lassen.

Die Menüs im Buch sind perfekt kombiniert und kunstvoll inszeniert. Dabei sind die Zutaten doch recht einfach gehalten. Die Menüabfolge besteht aus Vorspeise, Zwischengericht, Hauptgericht und Dessert. Aber zunächst erhält man eine kleine Einführung im Foodstyling. Hier liest man, welche Möglichkeiten und Mittel es gibt, Speisen besonders schön anzurichten. Das wird dann auch noch einmal direkt auf Suppen, Salate, Desserts usw. bezogen. Auch Gerätschaften werden benannt, die hilfreich sind.

Die Menüs unterstehen immer einem bestimmten Thema. Eines davon ist „Erblüht“. Essbare Blüten werden hier als Zutat verwendet und als Dekoration eingesetzt. Zur Menüabfolge gehören „Blütensalat in Rosenhonig-Vinaigrette mit Ziegenkäsepralinen“, „Offene Blüten-Lasagne mit Dahlienschaum und gebratenen Pilzen“, „Gebratenes Zanderfilet mit Rosenperlgraupen“ und „Orangenblüten-Schokotorte“.
Präsentiert werden diese Köstlichkeiten auf weißen Tellern vor weißem Hintergrund, also möglicherweise einer weißen Tischdecke. Nichts lenkt ab. Der Blick liegt auf dem Tellerinhalt. Die Darstellung des Tellers ist großformatig und nimmt eine ganze Seite des großzügig gehaltenen Buches ein. Der Blick über den Tellerrand bleibt verwehrt. Man sieht keinen Tisch oder eine Tischdekoration, nicht einmal Besteck oder Gläser. Vollständig ist die Präsentation also nicht.

Die Menüs sind besonders. Die Fotos haben eine gute Wirkung. Selbst mit künstlerischem Geschick und viel Fingerspitzengefühl wird es schwer sein, das genauso hinzubekommen. Der Zeitaufwand für ein Vier-Gänge-Menü dürfte enorm sein. Es wird ja immer für vier Personen gekocht und angerichtet.
Aber alltagstauglich will das Buch ja auch gar nicht sein. Wer sich wirklich die Mühe machen will, etwas Besonders und perfekt Angerichtetes seinen Gästen zu bieten, wer also Zeit und Muße dafür hat, der liegt mit diesem Buch genau richtig.

Rezensionen von Heike Rau

Martina Göldner-Kabitzsch und Susanne Kreihe
delikat & formvollendet – Besondere Menüs perfekt inszeniert
Mit Fotos von Franziska Taube
112 Seiten, gebunden
Jan Thorbecke Verlag
ISBN-10: 3799507728
ISBN-13: 978-3799507721
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Helmut Exner: Lilly Höschen und ihr Gespür für Mord

Helmut Exner: Lilly Höschen und ihr Gespür für Mord

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Opfer, Täter und Ermittler – alle tot

Es ist das vierte Buch mit Lilly Höschen, der streitbaren alten Dame, die nicht nach kleinen Hosen benannt ist, sondern „Hö-schen“ heißt. Mit kurzem ö. Man kann „Lilly Höschen und ihr Gespür für Mord“ aber auch gut als Einzelbuch lesen, sagt der Verlag. Man kann auch Pappe essen. Sie sättigt und ein Teil der Inhaltsstoffe wird bestimmt auch verdaut, Spaß macht es aber nicht.

Ich weiß nicht, ob die ersten Bücher Spaß machen, dieses hier krankt an fast allen Fehlern, die ein (noch) nicht so guter Autor machen kann. Zwar halten sich Tipp- und Semantikfehler in engen Grenzen und die in sich abgeschlossene Geschichte ist auf den Ablauf bezogen rund, wartet mit ein paar hübschen Ideen auf und hat sogar ein, zwei Überraschungsmomente zu bieten. Die Ausführung der Geschichte allerdings ist – literarisch gesehen – stümperhaft. Ein richtiges Lektorat hätte sicher nicht geschadet. Im Gegenteil, meine Erfahrung mit „sowas“ spricht dafür, dass man mit ein paar gezielten Hinweisen der Sache Leben hätte einhauchen können.

Erstmal zum brauchbaren Teil des Buches, dem Plot: Die Handlung beginnt damit, dass eine Frau ihren Ex-Mann vergiftet, weil der ihrer Meinung nach Schuld am Tod ihres Sohnes ist. Dann geht die Handlung bei der frischbackenen Hauptkommissarin Gisela Weniger weiter, die einen neuen Kollegen bekommt. Der war damals in den Fall jenes Sohnes involviert und steht – so vermuten die Kriminalisten – auch auf der Todesliste. Er zieht in Giselas Nachbarschaft, kurz danach kommt in der Straße mit Sabine ein weiterer Neuzugang hinzu, Tante Lilly – genau, die mit dem kurzen ö – reist an und „kriminalisiert“ ein bisschen herum. Der junge Kollege verschwindet, wird dank Lilly befreit und die Dame Höschen findet schließlich in Australien die wichtigsten Bausteine für das Puzzle aus Rache, Mord und kaputten Leben.

Das alles könnte trotz eines kleinen G’schmäckles nach „krampfhaft konstruiert“ durchaus spannend zu lesen sein. Wenn es spannend erzählt worden wäre. Dazu hätte nicht nur gehört, nicht anscheinend wahllos zwischen den grammatischen Zeiten hin und her zu springen, einen flüssigen Text statt so ein Gehüpfe zu bauen – ab der Hälfte gelingt das seltsamerweise sogar – und sich in Sachen Dialoge an eine sinnige Absatzgestaltung zu halten.

Vor allem und in erster Linie hätte sich Autor Helmut Exner um seine Figuren kümmern sollen, die angeblich den Charme der Reihe ausmachen. Was ich in diesem Buch vorfand, waren allenfalls Pappkameraden, die der Autor in den Plot presste. Platte Irgendwers, deren behauptetes Gefühls- und Beziehungsleben im Text nicht stattfand. Die statt dessen unglaubhafte bis alberne Dialoge führten und auf bizarr überdrehte Weise auf selten mehr, meist weniger Komisches und entsetzlich oft sogar auf lediglich als komisch Behauptetes reagierten. Wackelnde Bäuche, brüllendes Lachen und Hände, die vors Gesicht geschlagen werden – und das ständig und ohne Rücksicht darauf, um was für Personen und Situationen es geht. Über diese nicht nachzuvollziehenden, zum Teil blödsinnigen Heiterkeitsausbrüche und hin und wieder nicht weniger unglaubhafte Rührungsszenen haben die Figuren nichts an Leben zu bieten. Hier und da konstruiert Exner etwas in die Story hinein, an dem er „beweisen“ kann, dass Lilly Leute noch immer so fies runtermachen kann wie eh und je, aber das war es dann auch schon.

Dass der Autor auch anders kann, deutet sich ab der zweiten Hälfte des Buches an. Hier entwickelt er eine Neben-Figur vom Grunde an und da fließt dann auch der Text ordentlich und zumindest ansatzweise ist diese Frau zu „spüren“. Dass diese Ausführlichkeit wie Füllmaterial wirkt – ein Schicksal, das diese Frau mit anderen Figuren teilt – ist ein Symptom für das Dilemma des Autors: Der Ablaufplan des Plots ist runtergespult worden und weil das mangels echter Handlung zu wenige Seiten geworden wären, hat er halt aufgefüllt.

Besser wäre gewesen, die Figuren handeln zu lassen. Leben zu lassen. Dass Gisela Mutter eines Säuglings ist, wird zwar ab und zu erwähnt, findet aber de facto nicht statt. Die Kennenlernphase mit dem neuen Kollegen findet nicht statt. Diesem wird ein erwachsener Sohn samt Freundin offeriert – auch dieses Kennenlernen findet nicht statt. Selbst Lillys Gespür findet nicht statt, es beschränkt sich darauf, dass mitgeteilt wird, etwas käme ihr – warum auch immer – seltsam vor, woraufhin sie irgendwas tut. Diese Liste könnte man endlos weiterführen. Exner hatte wahrscheinlich sehr wohl vor Augen, was konkret die Figuren so tun, wie sie sich fühlen und wie sich das in Gesten, Blicken oder spontanen Handlungen äußert – nur aufgeschrieben hat er all das nicht. Das Buch hätte dadurch wenigstens doppelt so dick und sicher zehnmal so unterhaltsam und interessant werden können.

„Lesen ist wie Kino im Kopf.“ Nicht bei diesem Buch. Darin entwickelt sich kein Film, das ist nur der Ablaufplan für einen. Schade.

Helmut Exner
Lilly Höschen und ihr Gespür für Mord
212 Seiten, broschiert
EPV Elektronik-Praktiker-Verlagsgesellschaft, Edition Nordlicht, September 2012
ISBN-10: 3943403173
ISBN-13: 978-3-943403-17-6
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Heike Boomgaarden: Natürlich Heike – So lebe ich mein Gartenjahr

Heike Boomgaarden: Natürlich Heike – So lebe ich mein Gartenjahr

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Die Gartenbau-Ingenieurin Heike Boomgaarden ist bekannt durch ihre Medienarbeit als TV- und Radio-Gartenexpertin. Ihre Informationen und Tipps helfen vielen Hobbygärtnern weiter. Mit dem vorliegenden Buch wird die Autorin nun etwas persönlicher und zeigt, wie ihr Gartenjahr aussieht. Jeder Monat hat dabei seine Besonderheiten. Und so kann man ihr folgen durch die Jahreszeiten, sich ansprechen und sich für die eigene Gartenarbeit inspirieren lassen.

Los geht es mit dem Jahresanfang, wenn Winterling, Krokus und Schneeglöckchen die ersten grünen Spitzen zeigen. Heike Boomgarden geht auf die Frühblüher ein, die sie gerne mag und zeigt eine Auswahl an Schneeglöckchensorten, die ihr besonders gefallen.
Sie erklärt, wie sie ihre Obstbäume an den ersten frostfreien Tagen schneidet, damit diese später viele Früchte tragen.
Sollten noch Äpfel von der letzten Ernte übrig sein, hat die Autorin dafür ein interessantes Rezept parat. Dass diese Lageräpfel mittlerweile ein wenig schrumpelig sind, macht nichts.
Heike Boomgaarden trocknet auch jedes Jahr Kräuter aus ihrem Garten, die nun in der kalten Jahreszeit zu Tee aufgebrüht, stimmungsaufhellen wirken.
Den Frühling begrüßt die Autorin gerne mit bunten Primeln, auch in Kombination mit weiteren Pflanzen.
Auch einen Blick auf die Zimmerpflanzen wird geworfen. Die Lanzenrosette und die Bromelie hat die Autorin besonders gerne. Wer möchte, kann einmal probieren, selbst aus einem Zitronenkern ein Bäumchen zu ziehen.
Zum Schluss geht es weiter mit schönem frühlingsfrischem Blumenschmuck für die Vase.

Selbst diese drei Monate, also Januar, Februar und März, sind schon sehr spannend gestaltet. Es geht weiter so durch das Buch, immer drei Monate sind in einem Kapitel zusammengefasst. Die Autorin erzählt, was sie gerne im Garten anbaut, wie sie die Pflanzen pflegt und alles in Ordnung hält, wie die die Ernte weiterverarbeitet wird, hierzu gibt es auch einige Rezepte, und wie sie mit Dingen aus dem Garten Dekorationen für das Haus gestaltet.

Heike Boomgaarden liebt ihren Garten und die Natur, bleibt in Bewegung und genießt. Sie schreibt in lockerem Ton über ihre Erfahrungen und Beobachtungen. Das ist sehr unterhaltsam und inspirierend. Perfektion wird nicht angestrebt. Es geht vielmehr darum, den Garten in vollen Zügen zu genießen. Das spiegelt sich auch in den wunderschönen Fotos wider. Selbst die Autorin tritt hier auf sehr natürlich wirkende Art und Weise auf.
Man kann das Buch im Jahresverlauf immer wieder zur Hand nehmen, Monat für Monat, sich unterhalten und inspirieren lassen oder einfach von den guten Ratschlägen profitieren.

Rezension von Heike Rau

Heike Boomgaarden
Bärbel Oftring (Hrsg.)
Natürlich Heike – So lebe ich mein Gartenjahr
160 Seiten, gebunden
Verlag Eugen Ulmer
ISBN-10: 3800177455
ISBN-13: 978-3800177455
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A.F.Th. van der Heijden: Tonio

A.F.Th. van der Heijden: Tonio

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Trauer!

In unermesslicher Trauer und Beklemmung beginnt der Schriftsteller Th. van der Heijden seine Geschichte eines Requiems, das er dem Tod seines Sohnes gewidmet hat. Tonio ist an einem schönen Frühlingsmorgen im Mai 2010 von einem Auto überfahren worden. Er wäre gerade 22 Jahre alt geworden.

Angefangen von der Unglücksnachricht, die Unglauben verbunden mit der Hoffnung auf Rettung bei den armen Eltern auslöst, lässt der Autor die Jahre von der Geburt bis zum Schuleintritt noch einmal an seinem inneren Auge vorbei ziehen. Der Wechsel von den Gefühlen einer trostlosen Unfassbarkeit mit den frohen Erinnerungen an die Geburt und die ersten Jahre zeigt das Bild einer innigen Zugehörigkeit und tiefen Liebe zu dem einzigen Kind der Eltern.

In einem zweiten Teil geht es um die Jahre des Erwachsenwerdens mit all’ den schwierigen Trennungsproblemen, die das Alter der Adoleszenz mit sich bringt.

In einem unendlichen Reigen von Erinnerungen im Wechsel mit der traurigen Gegenwart erinnert der Autor sich seines Sohnes. Immer wieder treten Szenen des vergangenen Lebens vor das geistige Auge des Erzählers und schieben sich zwischen die Trauer der Gegenwart und die Erinnerungen an die zukunftsorientierte Vergangenheit. Freunde des Jungen werden ausgefragt nach den letzten Tagen und Stunden, und in seiner Spurensuche versucht der Vater zu ergründen, wie es zu dem unfassbar tödlichen Unfall kommen konnte. Die Trauer frisst die Eltern fast auf. Sie können sich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ihr Sohn nie mehr zu ihnen kommen wird. Die versäumten Jahre werden quasi vorweggenommen, um zu zeigen, dass das Paar elternlos und ohne den Trost einer tradierten Weitergabe von Charakter und Gewohnheiten an Enkel und Enkelinnen sterben wird.

A.F. Th. Heijden versucht mit diesem Buch, sich den Kummer von der Seele zu schreiben. Es ist ein langes Requiem für seinen Sohn geworden. Fast sieht es so aus, als könnte ihm das Schreiben zu einer anderen Art von Zusammensein mit dem Sohn verhelfen.

Das Unglück aber ist tief und überschattet fortan den Alltag. Die Erinnerung kann niemals den Schmerz besiegen.

A.F.Th. Heijden
Tonio
671 Seiten, gebunden
Suhrkamp Verlag; Auflage, 2. Auflage, November 2011
ISBN-10: 3518422596
ISBN-13: 978-3518422595
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Jacques Berndorf: Die Eifel-Connection

Jacques Berndorf: Die Eifel-Connection

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Von diesem Buch habe ich mir die Hörbuchvariante genehmigt. Das hat seinen Grund: Ich mag die sonore Stimme des Schriftstellers Jacques Berndorf, sein dunkles Brummen in das Mikrofon hinein. Berndorf liest seine Bücher so, wie sie auch von mir leise gelesen bei mir im Kopf ankommen. Vielleicht kann ich es auch nicht mehr auseinanderhalten. Bei jedem Lesen höre ich Berndorf in mir. Warum sollte ich ihm dann nicht von vornherein zuhören.

Mit dem vorliegenden Hörbuch bekommt der Hörer ganze zehn Stunden voller Spannung, Intrigen, Rüpeleien, Spaß und Ermittlungen geboten. Mafiöse Strukturen in den ländlichen Gegenden der Eifel, die man so nicht vermuten würde. Wenn man noch dazu weiß, dass Berndorf sein Leben lang Journalist war, ist man geneigt, die geschilderte Kriminalität für bare Münze zu halten. Doch da muss man betonen: „Die Eifel-Connection“ ist sehr gut gemachte Fiktion.

In der Eifel wird abseits von öffentlichen Wegen ein Toter gefunden. Es handelt sich um den Angehörigen einer Bergbaubehörde. Kein Mensch kann sich erklären, was er an diesem Ort zu suchen hatte. Kein Mensch weiß, wen er zum Feind hätte haben können. Der Journalist Sigi Baumeister wird zum Fall hinzugezogen, weil Kommissar Kischkewitz, der eigentlich hätte ermitteln sollen, die Gefährtin seines Vorgängers Rodenstocks, Emma, um Vertretung gebeten hatte. Eigentlich ist Emma keine Polizistin mehr. Sie war es in den Niederlanden vor langer Zeit, aber sie ist bei den Kollegen von Rodenstock und Kischkewitz sehr gut bekannt und wird gelegentlich als Beraterin angeheuert. Und wenn Emma schließlich dann Sigi Baumeister an ihrer Seite hat, dann wundert das keinen mehr, und der Privatermittler hat freie Bahn. Die Ermittlungen führen die beiden in das Kölner Rotlichtmilieu. Doch bevor sie der Sache näher kommen, wird ein weiterer Toter in der Eifel gefunden. Sein Name ist Norbert Bleckmann und er war seines Zeichens Geschäftsmann. Als solcher hatte er einige Geschäftspartner. Deren Verstrickungen untereinander haben es in sich.

Nahezu plaudernd wird dem Hörer die Geschichte dieser beiden Morde und der mafiösen Verflechtungen erzählt. Dabei kommen die beliebten Gespräche zwischen Baumeister und seinem Kater Satchmo nicht zu kurz.
Das Hörbuch ist immer mal wieder eine längere Autobahnstrecke oder eine Extrarunde Jogging wert. Einfach nur spannender Hörgenuss.

Berndorf, Jacques
Die Eifel-Connection
Hörbuch
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446162
ISBN-13: 978-3942446167

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Petra Wüst: Schüchtern war gestern – Der Schlüssel zu mehr Ausstrahlung, Selbstvertrauen und Lebensfreude

Petra Wüst: Schüchtern war gestern – Der Schlüssel zu mehr Ausstrahlung, Selbstvertrauen und Lebensfreude

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Nicht alle Menschen können von sich sagen, selbstbewusst zu sein. Doch auch wer schüchtern ist, kann ein Stück weit seine Zurückhaltung ablegen. Das vorliegende Buch kann ein Anfang sein. Es sind nämlich die ganz einfachen Dinge des Lebens, die Schüchternen Probleme bereiten. So ist zum Beispiel der Umgang mit anderen Menschen eine Hürde. Gerade freundschaftliche Beziehungen sind schwer zu gestalten, weil Hemmungen eine Annäherung verhindern und frei und offen zu sprechen so schwer fällt. Die Angst vor Abweisung ist groß.

Hannah Arnold ist eine Frau, die unter ihrer Schüchternheit leidet. Im Buch wird aufgezeigt, wie sie sich ihre Zurückhaltung in einer Therapie Stück für Stück abgewöhnt hat. Natürlich ist aus ihr keine Draufgängerin geworden. Aber sie wird nicht mehr von ihrer Schüchternheit gehemmt. Sie verstrickt sich nicht mehr so sehr in Selbstzweifel, traut sich einiges mehr zu und hat ein soziales Umfeld mit Freunden gefunden. Sie fühlt sich nicht mehr allein und ausgegrenzt und hat wieder Vertrauen zu sich selbst.
Bis dahin war es ein langer und nicht gerade einfacher Weg. Viele Gespräche waren nötig und Übungen, die das Selbstbewusstsein stärken, damit ein Umdenken stattfinden konnte. Allein wäre das nicht zu bewältigen gewesen.

Die Autorin hat einen sehr eingängigen Schreibstil. Sie nähert sie ihren Lesern behutsam an. Sie hat Verständnis für zurückhaltende Menschen. Ihre Strategie gegen die Schüchternheit ist annehmbar. Es sind immer nur kleine Schritte, die zu unternehmen sind. Und das scheint tatsächlich machbar zu sein, auch weil die Autorin es versteht, den Leser immer wieder zu motivieren. Es kostet dennoch Mut und Überwindung, die Mitarbeit fällt dadurch aber nicht ganz so schwer. Damit kann das Buch eine echte Hilfe für schüchterne Menschen sein, die ihre Lage ändern wollen.

Rezension von Heike Rau

Petra Wüst
Schüchtern war gestern
Der Schlüssel zu mehr Ausstrahlung, Selbstvertrauen und Lebensfreude
240 Seiten, Klappenbroschur
Orell Füssli Verlag
ISBN-10: 328005477X
ISBN-13: 978-3280054772
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Julie Otsuka: Wovon wir träumten

Julie Otsuka: Wovon wir träumten

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Enttäuschung und Frust gekleidet in feinste Poesie.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts emigrierten Japaner mit der Hoffnung auf eine angenehme Existenz nach Amerika. Ihnen folgten Frauen, die man aus der Ferne mit ihnen verheiratet hatte. Sie stammten aus ärmlichen Verhältnissen und in ihren Träumen nahmen sie ein Leben vorweg, das so nie Wirklichkeit werden konnte. Voller Hoffnungen und Erwartungen gingen sie auf die große Reise und träumten von dem großen Glück. Wie groß ist die Enttäuschung, als sie erkennen müssen, wie entbehrungsreich und armselig ihre Existenz dort sein würde!

Ein schreckliches Kapitel befasst sich mit den ersten sexuellen Erfahrungen, die schockierend und erniedrigend die Frauen zu Lustobjekten ihrer Männer machen. Am Tag wartet harte Arbeit und endlose Eintönigkeit auf die so hoffnungsfroh angereisten Frauen. Vorbei ist die liebevolle Zuwendung der Familie zu Hause, und vorbei sind alle Träume, mit denen die teils sehr jungen Frauen und Mädchen in dem fremden Land angekommen sind.

Der Überfall der Japanischen Armee auf Pearl Harbor während des Zweiten Weltkriegs tut ein Übriges, um Japaner und Japanerinnen für lange Zeit aus der Gesellschaft auszuschließen.

Julie Otsuka hat eine ganz eigene Sprache, mit der sie sich dem Leben dieser Frauen nähert. Sie spricht in der Wirform und zeigt in ihren kurzen Sätzen, wie unterschiedlich doch die Erfahrungen der Einzelnen waren. Die einen sind fröhlich, den anderen ist bange zumute. Trübsal und Verzweiflung sind vorherrschende Elemente in ihrem Gefühlsstau und Enttäuschung hält sich die Waage mit fatalistischem Gehorsam.

Man nimmt die Sprache betroffen wahr, denn sie ist wie eine vorausschauende Vision, in der sie alle gefangen sein werden. Nicht nur die Erwartung auf ein gutes Auskommen wird enttäuscht, auch die Hoffnung auf liebende Männer geht unter, als sie sich mit den Begierden und Rücksichtslosigkeiten ihrer unbekannten Ehemänner konfrontiert sehen. Arbeiten bis zum Umfallen bleibt danach die Devise.

Die feine Sprache und die Diktion des Ausdrucks sind differenziert und einfühlsam in der Widergabe dessen, was den so bereitwillig in die Fremde gereisten Frauen nun geschieht. Es ist ein aufrüttelndes und anspruchsvolles kleines Werk, mit dem sich der Fokus auf die unerwarteten Erlebnisse von jenen Japanern und Japanerinnen richtet, die einstmals mit großen Erwartungen in das ihnen so fremde Land emigriert sind.

Julie Otsuka hat ebenfalls japanische Wurzeln. Sie lebt in New York und gewann 2012 für diesen Roman den PEN/ Faulkner Award.

Julie Otsuka
Wovon wir träumten
160 Seiten, gebunden
Mareverlag, 4. Auflage, Juli 2012
ISBN-10: 3866481799
ISBN-13: 978-3866481794
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Richard Ford: Kanada

Richard Ford: Kanada

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Als Bev Parsons die Air Force verlässt, ist nicht mehr genug Geld für den Lebensunterhalt der Familie da, die in Great Falls/Montana lebt. Merken sollen das weder seine Frau, noch die Zwillinge Berner und Dell.
Doch Dell ist mit seinen fünfzehn Jahren ein guter Beobachter. Er merkt, dass etwas geschieht, dass die Stimmung sich wandelt und sein Vater sich verändert.
Dass der Vater einen Banküberfall plant und die Mutter da mit hineinzieht, ahnt er nicht. Selbst als es dann geschehen ist, ist die Sache immer noch unglaublich und nicht nachvollziehbar.

Dell Parsons nähert sich im Rückblick den Geschehnissen an. Fünfzig Jahre sind vergangen und die Erinnerung ist immer noch wach. Einen anderen Blickwinkel bietet die Chronik seiner Mutter, die diese kurz vor ihrem Selbstmord im Gefängnis verfasst und die ihm seine Schwester Berner erst sehr spät ausgehändigt hat.

Mit fünfzehn stehen die beiden Jugendlichen völlig allein da. Berner reißt aus, um dem Zugriff des Jugendamtes zu entgehen, während Dell von einer Freundin der Mutter nach Kanada gebracht wird. Der Bruder dieser Freundin, Arthur Remlinger, betreibt ein einsam gelegenes Hotel in Fort Royal/Saskatchewan. Und hier gerät Dell in das nächste Verbrechen. Diesmal ist es Mord.

Dell ist als Figur unglaublich gut herausgearbeitet. Der Autor lässt ihn aus der Ich-Perspektive die Geschichte erzählen. Die gute Beobachtungsgabe, über die Dell verfügt, verleiht dem Roman eine ungeheure Tiefe. Die Geschehnisse werden von ihm schonungslos und ehrlich wirkend rekonstruiert und analysiert. Das ist sehr beeindruckend.

Das ausgesprochen gut geschriebene Buch endet in der Gegenwart. Der Leser erfährt also zum Schluss, wie sich Dells weiterer Lebensweg gestaltet hat. Dennoch, es liegt Wehmut über der Geschichte. Sich zu erinnern, ist ein Prozess, der auch alte Wunden wieder aufreißen lässt.

Rezension von Heike Rau

Richard Ford
Kanada
Aus dem Amerikanischen von Frank Heibert
464 Seiten, gebunden
Hanser Berlin
ISBN-10: 3446240268
ISBN-13: 978-3446240261
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