Carola und Ravi Roy: Kinder mit Homöopathie behandeln

Carola und Ravi Roy: Kinder mit Homöopathie behandeln

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Es geht im Buch nicht um die allgemeine Behandlung von Kindern mit Homöopathie. Man kann dem Klappentext entnehmen, dass es vor allem um das Thema Impfen geht. Die Autoren befürworten Impfungen nicht. Und so wird man erst einmal mit Argumenten gegen das Impfen überrollt. Es werden nicht alle Aspekte gesehen. Der Leser wird auch nicht in seiner Entscheidungsfindung unterstützt, sondern in eine bestimmte Richtung gedrängt. Die Autoren geben ihre Meinung wieder, das ist ihr gutes Recht. Aber dann bleibt beim Leser eben der Eindruck nicht das ganze Bild zu betrachten.

Im Buch geht es dann auch um die homöopathische Behandlung von Impfschäden und, falls man sein Kind nicht impfen lassen hat, um die Behandlung von Kinderkrankheiten oder um die Vorbeugung gegen diese. Die Autoren haben durchweg positive Erfahrungen, mit ihrer Art zu behandeln, gemacht. Liest man die Fallbeispiele, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Selbst schulmedizinisch nicht zu heilende Krankheiten werden auskuriert. Kein Wunder, dass die Schulmedizin in diesem Buch keinen guten Stand hat. Ob man tatsächlich ein an Masern erkranktes Kind, statt es zum Arzt zu bringen, lieber selbst mit Homöopathie behandeln möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein Buch, auch wenn es hier versucht wird, kann so eine Entscheidung niemanden abnehmen, auch wenn Kenntnisse zur Selbstbehandlung vermittelt werden.

Die Homöopathie als alternative Heilmethode hat ihre Berechtigung. Die vielen guten Erfahrungen von Anwendern sprechen dafür. Im Buch wird sie aber in den Stand der Wundermedizin erhoben. Auch schwerwiegende Krankheiten werden geheilt, so die Autoren. Man kann sicher einiges ausprobieren. Homöopathie hat meist keine Nebenwirkungen. Aber ein krankes Kind sollte man vielleicht doch besser zum Arzt bringen, um zumindest eine weitere Meinung einzuholen und die Homöopathie ergänzend einsetzen. Und vielleicht, wenn man sich weiter informiert und andere Quellen zu Rate zieht, ist auch die eine oder andere Impfung nicht überflüssig. Wer hier guten Gewissens eine Entscheidung treffen will, kann sich nicht nur auf das Wort der Autoren verlassen, sonder muss weiter recherchieren.

Rezension von Heike Rau

Carola und Ravi Roy
Kinder mit Homöopathie behandeln
400 Seiten, broschiert
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426874636
ISBN-13: 978-3426874639

David Grann: Die Versunkene Stadt

David Grann: Die Versunkene Stadt

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Forschungsreise mit wissenschaftlichem Anspruch und Abenteuerlust im Begleittext.

David Grann versucht in diesem Abenteuerroman dem Forscher  Percy Fawcett auf die Spur zu kommen, der im Jahr 1925 auf der Suche  nach einer versunkenen Stadt im Amazonasgebiet umgekommen ist. Über sein Ende weiß man nichts. Er war einfach irgendwann für immer verschwunden.

Fawcett gehörte noch zur Generation der wagemutigen Forscher, die bei ihren Unternehmungen neben dem Reiz des Abenteuers auch immer Erkenntnisse über noch nicht erforschte Gebiete verfolgten. Zu diesem Vorhaben bedurfte es einer Vielzahl an Fertigkeiten wie Kenntnissen in der Kartographie, Geographie, Sternenkunde, Meteorologie, Anthropologie und nicht zuletzt Ethnologie.

Lange Zeit hat sich Fawcett als Landvermesser für die Royal Geographical Society im Amazonasgebiet betätigt. Im Dschungel der grünen Hölle des Amazonas fanden sich eine Vielzahl von Eingeborenenstämme, deren Lebensformen wenig bekannt waren, und die ihr Leben fremdartig und ganz von der Zivilisation abgeschottet führten. Grann entdeckte neben aufschlussreichen Dokumenten auch Zeugnisse unbeschreiblicher Grausamkeit, mit denen die Stämme von zivilisierten Eindringlingen versklavt und zum Teil ausgerottet wurden. Bei seinen Expeditionen erkundete Fawcett interessiert die Fauna und das Tierleben im Dschungel. Dieser ist von exotischen und gefährlichen Tierarten bevölkert, die schwere bis unheilbare Krankheiten mit unwägbaren Folgen auszulösen vermögen.

In einer Mischung aus Forschungsbericht und Abenteuerroman ist ein fast kriminalistischer Roman entstanden, der dem Leser Aufregung und Spannung verspricht. Detailreich und belegt mit Zitaten aus Forschungsberichten jener damaligen Expeditionen erzählt Grann über das Leben und die Arbeit des Abenteurers Percy Fawcett, der ihn mit seiner legendären charismatischen Persönlichkeit ganz in seinen Bann gezogen hat. In der Stadt Z., die Fawcett mit seinem Sohn und dessen Freund auf seiner letzten Expedition suchte, gab es nach dessen Meinung eine Form der Hochkultur, die sagenumwoben geblieben war. Niemand wagte wirklich an die These zu glauben, dass es diese Stadt gegeben hat, denn die Gefahren und Lebensbedingungen im Amazonasgebiet schienen unüberwindbar.

David Grann versucht mit seinem Roman, Licht in das Dunkel und das geheimnisvolle Verschwinden des Abenteurers Fawcett zu bringen. Herausgekommen ist eine  Mischung aus Krimi und Forscherbiographie, die jeden Leser faszinieren wird und voller unglaublicher Einzelheiten steckt. Gut, dass man beim Lesen die Gefahren von Schlangen, Naturerlebnissen und Wetterunbilden nicht ertragen muss!

Lehrreich und reizvoll eröffnet die Lektüre allemal Einblicke in eine ferne Weltgegend, die zu bereisen auch heute noch höchst gefährlich ist.

Einer Vielzahl von Helfern ist David Grann zu Dank verpflichtet. Anmerkungen und ein Register ergänzen den Band, der ein differenziertes und ausführliches Zeugnis über die Gefahren bei der Erkundung der Amazonasgebiete, ihrer Einbegorenen, deren Kulturen und Lebensweisen bieten.

David Grann         
Die versunkene Stadt
392 Seiten, gebunden
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10: 3462041991
ISBN-13: 978-3462041996

Tanja Heitmann: Schattenschwingen

Tanja Heitmann: Schattenschwingen

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Mila ist fasziniert von Samuel Bristol, dem Freund ihres Bruders Rafael. Jahre dauert ihre Schwärmerei nun schon an. Doch erst jetzt schenkt er ihr seine Aufmerksamkeit. Er ist anders, als der äußere Anschein es vermuten lässt. Aber das weiß Mila schon. Sam steckt allerdings in einer Krise. Er vermutet jedoch, dass Mila ihm vielleicht heraushelfen kann. Ihm wird klar, dass er auf dem Weg ist, sich zu verlieben. Die Begegnung zwischen Mila und Sam stürzt beide in ein Gefühlschaos. Sam umgibt ein Leuchten, eine glänzende Aura, die nur Mila wahrnehmen kann.

An einem Abend besuchen beide eine Strandparty. Mila verlässt die Party frühzeitig und Sam ist noch mit Rufus unterwegs. Rufus kommt erst sehr spät in der Nacht nach Hause. Er ist in keinem guten Zustand und Mila wird klar, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Was genau, kann Rufus allerdings nicht sagen. Seine Erinnerung lässt ihn im Stich. Fest steht, er war mit Sam an der Steilküste und das was passiert ist, muss mit Sams gewalttätigen Vater zusammenhängen. Mila wagt sich zur Steilküste hin. Die Stelle zeugt von einer schrecklichen Gewalttat. Sam scheint über die Klippe gestürzt zu sein. Er bleibt verschwunden.

Das Buch fesselt von Anfang an. Dass liegt daran, dass die Beziehung zwischen Mila und Sam sich auf eine faszinierende Art und Weise entwickelt. Große Gefühle kommen hier zum Schwingen, die von der Autorin ungeheuerer Intensität beschrieben werden. Man spürt die Funken fliegen.
Diese erste Teil des Buches ist von Romantik geprägt. Doch damit allein kann man kein Buch füllen und so ändert sich die Handlung im zweiten Teil gravierend. Sam, das kann man schon im Klappentext lesen, kommt zurück. Auch wenn das für den Leser keine Überraschung ist, so ist die Art und Weise wie er zurückkehrt schon erstaunlich. Man könnte ihn für einen Engel halten, hat er doch Flügel. Doch die Autorin begnügt sich damit nicht. Vielmehr ist Sam zu einer „Schattenschwinge“ geworden, mit Zugriff auf zwei Welten. Die, in der Mila lebt und die Sphäre, wo noch andere Schattenschwingen sind. Es ist sehr spannend, zu verfolgen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt.

Man muss Fantasie haben, um sich auf die Geschichte einlassen zu können. Doch kann man es, liest sich das Buch ganz gut, auch wenn sich nicht abstreiten lässt, dass es einige Längen hat. Manches wird zu ausufernd beschrieben, auch Wiederholungen in der Wortwahl fallen immer wieder auf. Die Geschichte hat zwei Erzählstränge. Aus der Ich-Perspektive heraus erzählen Mila und Sam abwechselnd. Das nimmt manchmal die Spannung oder vielmehr das Geheimnisvolle aus der Geschichte heraus, weil man als Leser zu viel weiß.

„Schattenschwingen“ ist der Auftakt einer Trilogie. Das Buch ist in sich abgeschlossen, macht aber dennoch Lust, den zweiten Band zu lesen.

Rezension von Heike Rau

Tanja Heitmann
Schattenschwingen
448 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
cbt Verlag, München
ISBN-10: 357016067X
ISBN-13: 978-3570160671

Todd Hasak-Lowy: Schlecht beraten durch Rabbi Brenner

Todd Hasak-Lowy: Schlecht beraten durch Rabbi Brenner

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Überdruss und Komik  im Leben eines versierten Drehbuchschreibers.

Der Drehbuchautor Daniel Bloom verzweifelt an der Welt: an der großen Zahl von Managern, die sich an ihren Kunden bereichern und Politikern, die korrupt und ehrgeizig nur den eigenen Vorteil im Auge haben.

Schnell und witzig entführt uns Todd Hasak-Lowy nach Los Angeles zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Daniel ist Jude, vermögend, verheiratet und sucht eine neue Herausforderung für sein Schreiben. Dabei fällt ihm nur eines ein: Er will ein Drehbuch schreiben, das in seiner Handlung genau diese beschriebene abgewrackte alte und neue Welt zum Thema haben soll. Gedrängt von seinem Agenten Max macht er sich an die Arbeit.

Nebenbei geht Zack, sein Sohn, auf seine Bar – Mizwa zu, womit er zum anerkannten Mann in der jüdischen Gemeinde werden soll. Die Eltern Daniel und Caroline sind nicht besonders fromm und betrachten den Thoraunterricht skeptisch. Sie gehören zu den assimilierten Juden, die es weder mit der Religion noch mit den Synagogenbesuchen so genau nehmen.

Einen tieferen Einblick in die Gewohnheiten agnostisch ausgerichteter Juden bietet Hasak-Lowy mit den Familiengeschichten der beiden.

Erkennbar befindet sich der Hauptprotagonist Daniel in einer Sinn- und Lebenskrise. Dem neuen Rabbi Ethan Brenner in der jüdischen Gemeinde vertraut er seine Zweifel und Gedanken und seine inneren Nöte an. Dieser, selber ein unorthodoxer und verdrehter Mensch, vermittelt ihm schließlich eine Reise nach Israel.

In einer an Ideen überschießenden Geschichte voller Phantasiereichtum erzählt Todd Hasak-Lowy, wie es einem im jüdischen Künstlermilieu Hollywoods als erfolgreicher Drehbuchschreiber geht. Daniel unternimmt seine „Bildungsreise“ nach Israel, die ihm reiche Erfahrungen in dem Krisen geplagten Land beschert. Er nimmt Drogen, besieht sich das Leben dort und in Amerika und beschließt zuletzt einen totalen Neuanfang. Dass es bis dahin komische bis verrückte Erlebnisse aller Beteiligten gibt, dass Daniel in Ethan Brenner einen noch verrückteren Typen findet, als er sie selber schon erfindet: das Geschehen ist unterhaltsam und erinnert gelegentlich an Slapsticks. Rabbi Ethan Brenner führt die Religion mit seinem unüblichen Gebaren ad absurdum, und Daniel wandert als derjenige durch die Erzählung, der den Finger auf die Wunden der amerikanischen Gesellschaft legt. Er ist ein naiver, liebenswerter und verwunderter Held, der nicht immer alles versteht, was er erlebt. Lakonisch nimmt er hin, dass sein Leben aus den Fugen zu geraten scheint. Da kann einem schon die Orientierung verloren gehen! Für den Leser hält der Autor Dialoge von Witz und Komik bereit, die einem die Lektüre zu einem unterhaltsamen Abenteuer werden lässt. Längen muss man dafür in Kauf nehmen!

Todd Hasak – Lowy reiht sich mit seinem ersten Roman in die  Riege amerikanischen Autoren jüdischer Herkunft von einigem Format ein. Mit Markus Ingendaay wurde ein Übersetzer gefunden, der das Werk gekonnt ins Deutsche übertragen hat.

Todd Hasak-Lowy 
Schlecht beraten durch Rabbi Brenner
480 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10: 3462041940
ISBN-13: 978-3462041941

Eva Loschky: Mit der Stimme begeistern und überzeugen

Eva Loschky: Mit der Stimme begeistern und überzeugen

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Natürlich muss ein Vortrag auch inhaltlich überzeugend sein. Letztendlich ist es aber der Vortragende mit seiner Stimme, der sein Publikum zum Zuhören animiert oder eben auch nicht. Einem langweiligen Redner, der zudem noch zu leise spricht, hört man nicht zu. Man merkt sich das Gesagte kaum, ob es nun um einen Vortrag oder auch nur um ein Telefongespräch geht.

Wer meint, in Sachen Kommunikation ein bisschen Nachhilfe zu brauchen, sollte sich die CD einmal anhören. Wobei es beim Anhören nicht bleiben wird. Eva Loschky animiert zum Mitmachen und das auf eine Art und Weise, die alle Vorbehalte vergessen lässt. Die Stimme kann man nämlich trainieren. Aber dazu muss man aktiv werden.

Zuerst wird man in Schwung gebracht. Es gilt sich zu bewege und locker zu machen. Damit der Atem besser fließt und man genug Luft zum Sprechen hat, ohne aus der Puste zu kommen.
Die Stimmübungen lösen am Anfang etwas Befremden aus. Schließlich muss man doch ganz schön laut werden. Ob das die Nachbarn stört?
Egal, man übt ja nicht alleine. Man hat nämlich dank der CD den Eindruck, nicht der einzige Schüler zu sein. Man hört die anderen. Und die haben Spaß! Außerdem wird das Training von ganz toller, lebhafter Musik begleitet, die perfekt auf die Übungen abgestimmt ist.

So lernt man entspannt zu sprechen und dabei auf seine Mimik und Körperhaltung zu achten. Man lernt mit Hilfe des Einatmens, den Text zu gliedern. Außerdem wird auf deutliche Aussprache geachtet.

Mit dem Hörbuch kann man sich also perfekt auf eine zu haltende Vortrag vorbereiten. Die Autorin stellt eine Strategie vor und gibt viele Tipps. Und wer unter Lampenfieber leidet, wird feststellen, dass die Übungen etwas lockerer machen und es dann leichter fällt, eine sichere Position vor dem Publikum einzunehmen. Das muss man Eva Loschkys Esprit hoch anrechnen. Sie ist eine Lehrerin die Humor hat und mit Leidenschaft ans Werk geht.

Rezension von Heike Rau

Eva Loschky
Mit der Stimme begeistern und überzeugen
Stimmtraining
1 CD, 75 min
Steinbach sprechende Bücher
ISBN-10: 3869740051
ISBN-13: 978-3869740058

Eva Schumann und Gerhard Milicka: Das Kleingewächshaus

Eva Schumann und Gerhard Milicka: Das Kleingewächshaus

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Ein Kleingewächshaus verlängert das Gartenjahr um einige Wochen. So wird der Winter für den Hobbygärtner als weniger lang empfunden. Plant man ein Gewächshaus aufzustellen, gilt es eine Reihe von Überlegungen anzustellen. Es gibt unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten. Man kann in einem Gewächshaus seine Bonsai-Sammlung unterbringen, Kakteen züchten, Wein anbauen, Kübelpflanzen überwintern oder auch einfach Gemüse anbauen.

Im Buch wird erklärt, wie man das richtige Gewächshaus aussucht und den zukünftigen Standort bestimmt. Für alle zukünftigen Gewächshausgärtner ist es natürlich wichtig zu erfahren, wie ein solches Pflanzenhaus funktioniert und damit auch, wie es ausgestattet sein sollte. Dabei werden die verschiedenen Gewächshaustypen besprochen und Punkte wie Heizung, Lüftung, Bewässerung usw. analysiert. Auch wer sein Gewächshaus selbst bauen möchte, erfährt alles Notwendige.

In weiteren Kapiteln werden verschiedene Verwendungsmöglichkeiten besprochen. So erfährt man zum Beispiel unter anderem, wie die Anzucht von Pflanzen für den Garten vonstatten geht oder wie man Gemüse anbaut. Man kann auch einen Anbauversuch mit exotischen Früchten starten oder Heil- und Gewürzkräuter anbauen. Schritt für Schritt erfährt man, wie man vorgehen muss und erhält jede Menge Ratschläge. Das ganze Gartenjahr wird betrachtet, so dass man sein Gewächshaus intensiv nutzen kann.

Mit dem Buch wird grundlegendes Wissen vermittelt. Es ist Informationsquelle und Nachschlagewerk zugleich. Wenn man das Buch vor dem Kauf eines Gewächshauses liest, wird man wohl kaum Fehler machen. Und dann bei der Nutzung ist es ein guter, solider Ratgeber, den man sicher oft zur Hand nehmen wird. Gerade auch, wenn Probleme mit der Pflege der Pflanzen auftreten. Alle Fragen, die man als Neuling hat, werden verständlich beantwortet. Die Texte sind übersichtlich gegliedert. Man kann sich bequem das Passende aussuchen.
Interessant gestaltet sind die Buchklappen. Vorn findet man 12 Tipps, damit alles gut wächst im Pflanzenhaus und hinten findet man eine Tabelle, die zeigt, welchen Vitamin- und Mineralstoffgehalt Gemüse und Salate haben.

Rezension von Heike Rau

Eva Schumann und Gerhard Milicka
Das Kleingewächshaus
3. Auflage
352 Seiten, 156 Farbfotografien, 70 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN-10: 380015966X
ISBN-13: 978-3800159666

Rafale Yglesias: Glückliche Ehe

Rafale Yglesias: Glückliche Ehe

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Liebesglück und Familienleid!

Selten hat man so genau, so klar, zugleich liebevoll, bitter, traurig und komisch über ein Eheleben geschrieben, wie in dem Roman von Rafael Yglesias. Nach Fast dreißig Jahren geht das Leben einer ungewöhnlichen Ehe seinem Ende entgegen. Nicht etwa die Scheidung droht, sondern Margaret hat Krebs im Endstadium. Beide Partner sind Anfang fünfzig, und die Krankheit trifft sie ins Mark. Nach langem und schwerem Kampf gegen die Krankheit ergibt sich Margaret ihrem Schicksal und akzeptiert ihr Ende. In rührenden Szenen erlebt man eine Frau, die mutig und selbstbestimmt ihr Leben gelebt hat. Mit liebevoller Hingabe sieht man auch ihren drei Jahre jüngeren Mann Enrique, der an ihrer Seite ist, und man glaubt den beiden, dass sie in ihren langen Ehejahren neben der glücklichen Zweisamkeit auch Zeiten des Zweifels und der gegenseitigen Abneigung kennen gelernt haben.

Eingeblendet in die Familiengeschichten mit Abschied und tiefem Schmerz von der kranken Margaret wird über die Jahre des Kennenlernens, der zusammen verbrachten Zeiten und vieler Einzelheiten aus dem gemeinsamen Leben berichtet. Beide Herkunftsfamilien sind jüdischen Glaubens. Wie verschieden sie alle sind, welche Charaktere hier zusammentreffen und an Irritationen leiden: Rafale Yglesias hat sie wunderbar gezeichnet.

Neben Enrique mit seinem unruhigen Liebeshunger und seinen Berufskümmernissen, die ihm als Schriftsteller eine Quelle der Unsicherheit sind, ist Margaret die energische, sichere und zielstrebige Frau.

Jetzt stehen sie alle ratlos vor dem Ende Margarets. Ihre Eltern und besonders die Mutter zeigt sich als die, die sie immer war: beherrschend und tonangebend. Sogar um das Grab und die Beerdigung gibt es Spannungen zwischen Margaret und ihrer Mutter. Mit minutiöser Zeiteinteilung wacht Enrique über den Zeitplan, nach dem sich Freunde und Verwandte von der Kranken verabschieden können.

In selten aufrichtiger und kritischer Weise mischt Rafael Yglesias für seinen Helden Worte der Dankbarkeit mit den Überlegungen für das Weiterleben nach ihrem Tod. Er zeigt den nüchternen Alltag, die irrwitzigen menschlichen Regungen im Angesicht des Todes und erzählt von den Ambivalenzen, die in einer langen Ehe auszuhalten sind. Die komischen Momente wechseln mit den traurigen und man spürt deutlich, dass dieser Roman einem sehr realistischen Bericht gleicht, wie sich ein langes Leben zu zweit gestaltet hat, und wie Trennungen durch den frühen Tod eines Partners aussehen können. Auch hört man, wie es sich anfühlt, mit unterschiedlichem Familienhintergrund zu gemeinsamen Wurzeln zu finden.

Nie werden die Ausführungen blasphemisch, sentimental oder unecht. Nüchternheit und gefühlsbestimmtes Handeln befinden sich im Gleichgewicht und man legt den Roman berührt und ergriffen zur Seite. Genauso ist das Leben: facettenreich, vielschichtig und von Schwankungen betroffen, und R. Yglesias hat es echt und realitätsnah eingefangen. Dieser Roman ist einer der schönsten dieses Frühjahrs für mich!

Rafale Yglesias
Glückliche Ehe
430 Seiten, gebunden
Verlag: Klett-Cotta
ISBN-10: 3608937072
ISBN-13: 978-3608937077

Friedrich Ani: Die Tat

Friedrich Ani: Die Tat

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Sonja Piers, Mutter zweier Kindern, ist erdrosselt worden. Der 15-jährige Sohn Benjamin hat die Leiche gefunden. Bei der Vernehmung ist er nicht ehrlich. Auch bei seinem Vater, der nicht mehr mit Sonja Piers zusammen lebt, haben die Ermittler ein ungutes Gefühl. Und Sonja Piers neuer Lebensgefährte Frank Steidl ist auch keine Hilfe. Das Team, bestehend aus Ludger Endres, Yvonne Papst und Max Vogel, ist beunruhigt. Es sind in diesem Fall Parallelen zu zwei anderen Mordfall erkennbar. Es muss also einen Zusammenhang geben, auch wenn dieser im Moment noch unersichtlich ist.

Das Familienumfeld wird durchleuchtet. Immer klarer wird, das die Familie von einem Gespinst aus Lügen umgeben ist. Lügen und Halbwahrheiten werden den Ermittlern aufgetischt, die trotzdem der Wahrheit immer näher kommen.
Der Tathergang wird schließlich nachgestellt. Es hat sich ein Zeuge gemeldet, der etwas beobachtet und den Mörder von hinten gesehen hat. Eine große Hilfe ist er jedoch nicht. Das Erinnerungsvermögen lässt Jacob Finke im Stich, zumal es Nacht war, als die Tat geschah. Hier schaltet sich Jonas Vogel, der Vater von Max ein. Der blinde Exkommissar will Jacob Finke dazu bringen, sich zu erinnern. Doch was er erfährt, bringt ihn in große Gefahr.

Ganz tief hinein geht es in die Probleme einer komplizierten Familie. Die Konflikte die hier toben, sind unhaltbar. Doch musste Sonja Piers deshalb sterben? Und was ist mit den anderen Ermordeten? Wo besteht die Verbindung. Diesen Fragen gehen die Ermittler nach. Doch es ist ein äußerst schwieriges Unterfangen, die Tat aufzuklären. Verdächtig ist bald das gesamte Umfeld Sonja Piers.

Als Leser ist man hautnah bei den Ermittlungsarbeiten dabei. Dabei lernt man die Ermittler, und ihre unterschiedliche Art zu arbeiten, kennen.
Es ist ein ruhiger Krimi. Nicht Action, sondern Sprache steht im Vordergrund. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Dialogen und den Schlussfolgerungen, die aus den Vernehmungen gezogen werden. Dennoch kennt die Dramatik keine Grenzen. Sonja Piers Leben war von ihrem Unvermögen, Entscheidungen zu treffen, gekennzeichnet.

Auf besonderes Interesse stößt natürlich die Figur des blinden Exkommissars. Der frisst sich an dem Fall fest, obwohl es auch in seiner Familie gerade schwerwiegende Probleme gibt, die eigentlich ebenfalls geklärt werden müssten. Er arbeitet mit allen ihm zur Verfügung stehenden Sinnen. Ihm entgeht keine negative Stimmung, kein noch so kleines Detail. Das fasziniert. Und doch macht auch er einen Fehler, der ihn zum Verhängnis werden könnte.

Fazit: Der Krimi ist durchweg spannend bis hin zum schlüssigen Ende.

Rezension von Heike Rau

Friedrich Ani
Die Tat
192 Seiten, broschiert
dtv, Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423211989
ISBN-13: 978-3423211987

Sofja Tolstaja: Lied ohne Worte

Sofja Tolstaja: Lied ohne Worte

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Weltenleid und Liebesglück!

Mit einem Nachwort von Natalja Sharandak versehen und übersetzt von Ursula Keller erscheint der nachgelassene Roman von Sofja Tolstaja über das Leben einer Ehefrau im Russland des 19. Jahrhunderts jetzt zum ersten Mal.

Unschwer erkennt man, dass die Autorin ihre eigene Ehe zum Vorbild genommen hat, sich vieles von der Seele zu schreiben, was ihre Ehe mit Lew Tolstoi ausgemacht und in langen Jahren belastet hat.

Hier geht es um eine junge Ehefrau, Sascha, die mit dem Provinzbeamten  Pjotr Afanassjewitsch verheiratet ist. Er ist ein gutmütiger aber wenig einfühlsamer Mensch. Nach dem Tod der geliebten Mutter ist Sascha niedergeschlagen und verzweifelt und fühlt sich ganz und gar verloren in der Welt. Als sie in ihrem Sommerhaus vom Nachbarn Melodien von Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ hört, verliert sie ihren Kummer, und sie sieht sich getröstet und glücklich.

Unvergleichlich sind die poetischen Betrachtungen der als feinsinnig beschriebenen Frau in der Natur und beim Rauschen eines Baches. Sie begegnet ihrem Musiknachbarn bei einem Spaziergang an diesem Bach und ist freudig bis schamhaft erregt. Die Stille und Ruhe, die von der Schilderung des Lebens und den Umständen der Zuneigung von ihr zu dem Musiker ausgeht, ist von bestrickendem Zauber. Sätze wie diese: „nur der Bach mit seinem eintönigen leichten Murmeln unterbrach die Stille“… bieten Einblicke in eine ruhige Landschafts- und Seelenschau, wie sie nur das 19. Jahrhundert hervorbringen konnte. Das Glücksgefühl, das Musik im Menschen auszulösen kann, ist in der herrlichen Beschreibung enthalten, in der …“die wüste, peinigende Verzweiflung über die Vergänglichkeit und das menschliche Leben, das so voller Leiden, Verführungen und Übel war, sich löste“… und …“ alles wurde klar wie der Himmel nach einem Gewitter“…

Wie schon in „Eine Frage der Schuld“ werden von der Autorin Sofja Tolstaja Frauenbilder geschildert, die zart, sensibel und ätherisch den schönen Künsten zugetan und mit grobschlächtigen und wenig empfindsamen Männern verheiratet sind. Parallelen zu Sofjas eigener Ehe mit dem in ihren Augen egoistischen Tolstoi klingen an.

Sofja hat gegen den Widerstand ihres Mannes ihre eigenen geistigen Fähigkeiten und Interessen gelebt. In ihren Niederschriften findet sich das Bild der schöngeistigen und sensiblen Frau wieder, als die sie sich selber sah, verheiratet mit eigensüchtigen Ehemännern, gegen die sie sich behaupten müssen.

In ihren Romanen bleiben diese Frauen zarte und feinfühlige Gestalten. Sie befinden sich weit entfernt von rabiaten Emanzipationsstrebungen heutiger Zeiten und scheinen sich durch Beharrlichkeit und schwärmerische Begeisterung von ihren Ehemännern weg idealisierten Künstlern in platonischer Liebe zuzuwenden. Dass die Geschichte hier entgleitet und zu einem tragischen Ende führt: wer weiß, wie weit sich Sofja Tolstaja in ihrer Protagonistin wiedergefunden hat?

Die Autorin beweist mit diesem kleinen Roman erneut ihr Talent, das hinter dem großen Schatten ihres Mannes ganz verloren gegangen war. Poetisch, feinsinnig und von Gefühlsüberschwang beflügelt, ist ihr ein kleines romantisches Meisterwerk gelungen, das jeden Literaturliebhaber begeistern müsste.

Sofja Tolstaja
Lied ohne Worte
256 Seiten, gebunden
Verlag: Manesse
ISBN-10: 3717522108
ISBN-13: 978-3717522102

Martine Leavitt: Keturah, Gefährtin des Todes

Martine Leavitt: Keturah, Gefährtin des Todes

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Auf der Suche nach einer neuen Geschichte folgt Keturah dem sagenumwobenen Hirsch in den Wald hinein. Bald muss sie feststellen, dass sie sich verlaufen hat. Drei Tage irrt sie umher, bis sie die Hoffnung verliert, noch nach Hause zu finden. Es bleibt ihr nichts anderes, als auf den Tod zu warten. Auf einem schwarzen Hengst kommt die dunkle Gestalt eines Mannes herangeritten, um Keturah mit sich zu nehmen. Doch das junge Mädchen ist noch nicht bereit. Sie bringt es aber auch nicht übers Herz, einen anderen zu benennen, der an ihrer Stelle sterben soll. Dabei, so erfährt Keturah, wird ihr Dorf bald von der Pest heimgesucht werden. Doch für Keturah ändert das nichts, vielmehr will sie die Bewohner warnen. Mit einer Geschichte, die ihre eigene ist, versucht sie den Tod hinzuhalten und erhält einen Tag Aufschub. Zeit, um eine Liebe zu finden, die größer ist als der Tod.

Der junge Lord John Temsland findet Keturah am Waldrand. Die Freude im Dorf ist groß, als er das Mädchen wohlbehalten zurückbringt. Besonders ihre Großmutter, bei der Keturah lebt, ist erleichtert. Ihren Freundinnen Beatrice und Greta erzählt Keturah dann von ihrem Handel mit Gevatter Tod. Später geht sie zu Sor Lily, der weisen Frau des Dorfes, und bittet um einen Liebeszauber. Sie zahlt einen hohen Preis dafür. Doch nun wird Keturah wissen, wenn sie der Liebe ihres Lebens gegenübersteht. Ist es der Schneider oder der Kantor? Ist es vielleicht sogar John Temsland? Der Liebeszauber schlägt nicht an. Und fast schon ist es wieder Nacht. Ob Keturah den Tod wohl noch einmal hinhalten kann?

Die Geschichte ist traumhaft schön, aber auch unendlich traurig. Keturah muss die Liebe ihres Lebens finden, um dem Tod zu entgehen, doch es will ihr nicht gelingen. So nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Die leicht fließende Sprache der Autorin begeistert. Sehr stimmungsvoll kommt die Geschichte daher, zerfließt in Melancholie. Man liest ein Märchen. So stimmt auch das Umfeld. Die Abgeschiedenheit des von Wald umgebenen Dorfes. Der Aberglaube, der für manches Rechtfertigung ist. Die Träume der jungen Mädchen. Und über all dem liegt immer der Tod. Er ist allgegenwärtig, wartet. Doch in dieser Geschichte hat auch er so etwas wie ein Herz und weckt eine ungekannte Sehnsucht in Keturah.

Man ahnt es bald, wer sich mit dem Tod einlässt, kann im Grunde nicht gewinnen. Doch Keturah muss es versuchen, viel zu sehr hängt sie am Leben. Viel zu sehr liebt sie ihre Mitmenschen. Sie ist nicht bereit hinzunehmen, dass anderen Leid geschieht. Dass der Preis, den sie zahlen muss, viel zu hoch ist, merkt sie zu spät. Gevatter Tod ist geschickt im Manipulieren. Man weiß, dass es keine Ende geben wird, wie man es sich wünscht. Und so wird wohl der eine oder andere das Buch am Ende mit einer Träne im Auge aus der Hand legen und noch lange über die Geschehnisse nachdenken müssen und den Tod.

Rezension von Heike Rau

Martine Leavitt
Keturah, Gefährtin des Todes
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann
237 Seiten, gebunden
ab 13 Jahren
Carl Hanser Verlag
ISBN-10: 3446234756
ISBN-13: 978-3446234758