Die Totengräberin

Die Totengräberin

Die entsprechenden Medikamente in der Apotheke zu entwenden, war leicht. Magda hat den Diebstahl einfach einer Kollegin angehängt. Es war also alles gut ausgedacht. Das Opfer verhält sich zwar anders als geplant, aber es gelingt Magda trotzdem, ihren Mann ins Jenseits zu befördern. Ihr Haus in der Toskana ist Ort des Geschehens, weit ab von der Heimat Berlin. Natürlich hat Magda ein Motiv. Ihr Mann hat sie betrogen und damit ihrer Liebe kaputt gemacht. Magda kann nicht mehr mit ihm leben, aber eigentlich auch nicht ohne ihn.

Den Einheimischen erzählt sie, Johannes wäre zu einem Freund nach Rom gefahren. Später meldet sie ihn als vermisst, weil er nicht zurückkommt und sie keinen Kontakt mit ihm aufnehmen kann. Die Vermisstenanzeige bringt natürlich nichts. Ein erwachsener Mann, der sich ein paar Tage nicht gemeldet hat, wird nicht gleich gesucht.

Als Magdas Schwager Lukas zu Besuch kommt, bringt das alles durcheinander. Magda, dem Stress scheinbar doch nicht gewachsen, entwickelt eine Psychose. Vielleicht ist es aber auch Berechnung. Bald hält sie Lukas für Johannes, der das Spiel ergeben mitspielt, weil er Magda schon seit Jahren liebt. Die traute Zweisamkeit wird jedoch bald gestört. Es gibt Menschen, die keine Ruhe geben wollen und immer wieder nach Johannes fragen. Einer entdeckt gar seine Leiche im Gemüsegarten unter dem Olivenbäumchen. Er sieht seine Chance, endlich an Geld zu kommen …

Es ist die Unverfrorenheit der Täterin, die den Leser überrascht. Sie geht vor, als wäre der Mord an ihrem Mann ganz normal, ja sogar unumgänglich. Er erhält seine gerechte Strafe und Punkt. Es sieht ganz danach aus, als ob sie damit durchkommt. Doch die Mörderin hält noch weitere Überraschungen parat. Die so stark scheinende Frau, lebt in ihrer eigenen Welt. Unliebsames wird verdrängt und durch Fantasiegespinste ersetzt. Die Umwelt spiel brav mit. Allen voran ein Polizist, der an Dämlichkeit kaum zu übertreffen ist. Er wirkt unglaubwürdig. Lukas zunächst nicht. Er sieht endlich eine Möglichkeit der bisher heimlich vergötterten Frau näher zu kommen und nutzt dies aus. Schamlos! Man kommt aus dem Staunen über diese Unverfrorenheit gar nicht heraus. Die Sache entwickelt sich weiter. Lukas gerät in die Fänge einer Frau, die keinen Widerspruch duldet. Man ahnt bald, worauf es hinausläuft. Damit es dennoch spannend bleibt, wird ein Erpresser auf den Plan gerufen. Der erpresst zwar den Falschen, nämlich Johannes, aber der ist ja nun das Mitspielen gewöhnt und tut es auch hier.

Es gibt ein paar inhaltliche Unglaubwürdigkeiten, das lässt sich nicht von der Hand weisen. Die Handlung wirkt konstruiert. Dennoch, das Buch ist sehr unterhaltsam. Und man kann ein paar vergnügliche Stunden damit verbringen. Der Mord ist kein Faktor der gruselig wirkt. Dazu wirkt die Geschichte, wie gesagt, nicht glaubwürdig genug. Also kann man ruhig darüber Schmunzeln, wie die Sache sich entwickelt. Die Geschichte ist grotesk, die Charaktere allesamt verschroben.
Das Buch ist aber gerade deswegen zu empfehlen. Es macht Spaß, die Geschichte zu verfolgen. Sie ist vom Schreibstil her wunderbar formuliert und liest sich mühelos. Wer verrückte Krimis mag, wird also begeistert sein!

Rezension von Heike Rau

Sabine Thiesler
Die Totengräberin
512 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN: 978-3453432758
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Richard Stark: Keiner rennt für immer

Richard Stark: Keiner rennt für immer

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Zwei Banken sollen fusionieren. Elaine Langen, die Frau des Bankdirektors, dessen Bank geschluckt werden soll, wittert ihre Chance. Sie wird wissen in welchem Wagen das Bargeld transportiert wird. Sie erzählt Jack Beckham davon. Mit ihm hatte sie ein Verhältnis bis ihr Mann ihn wegen Betruges hinter Gitter gebracht hat. Nun ist er wieder frei. Beckham hat die entsprechenden Kontakte. Er hält sich an Parker und Dalesia, die auf so eine Gelegenheit nur gewartet haben. Allerdings wollen die beiden den Raubüberfall ohne Beckham durchziehen, denn auf den würde die Polizei sofort kommen.
Beckham braucht bloß einen Bewährungstermin nicht einhalten und schon ist er weg vom Fenster. Doch der hält sich nicht an die Abmachung. Elaine schießt ihm kurzerhand hinterrücks eine Kugel ins Bein und schon landet Beckham im Krankenhaus. Der glaubt allerdings, dass Parker auf ihn geschossen hat. Der hat jedoch ganz andere Probleme. Ein Kopfgeldjäger ist ihm auf der Spur, hat Fragen zu einer Parker bekannten Person, die verschwunden ist.
Polizistin Gwen Reversa beginnt unterdessen den Fall Jack Beckham zu untersuchen. Sie macht ihren Job gut – zu gut. Parker kommt ihr gerade noch zuvor, nimmt Elaine die Waffe ab, bevor die Polizistin es tun kann.
Für den Überfall wird noch ein dritter Mann gebraucht. McWhitney macht auch Bekanntschaft mit dem Kopfgeldjäger, der ihm ziemlich dumm kommt und bald nicht mehr gesehen wird. Doch Roy Keenan hat nicht alleine gearbeitet. Seine Mitarbeiterin kommt bald drauf, was in der Kleinstadt läuft.

Von Anfang an steht der Bankraub unter keinem guten Stern. Parker geht mit Professionalität vor, doch er wird an allen Ecken und Enden behindert. Man kann es kaum fassen, welche Kette von Ereignissen in Gang gesetzt wird, seit der Entschluss zum Bankraub feststeht. Für den Leser ist es ausgesprochen fesselnd, die Entwicklungen zu verfolgen. Der Focus wird auf Parker gerichtet, einem wirklich eiskalten und abgebrühtem Verbrecher mit sehr viel Charme. Allerdings weiß er nicht, wann es genug ist. Was geplant ist, wird durchgezogen. Wer sich nicht an Abmachungen hält, sich ihm in den Weg stellt, wird aus dem Weg geräumt. Da werden keine großen Worte gemacht.
Es sind einfach zu viele Eingeweihte und Mitwisser, die auf der Bildfläche erscheinen. Jeder hat seine eigenen Ziele im Hinterkopf, die es zu verfolgen gilt. So wird Parkers Plan immer wieder über den Haufen geworfen. Er muss improvisieren und macht das gut.
Man fühlt sich als Leser direkt mit in den Krimi einbezogen. Man fühlt mit. Der hintergründige, oftmals sehr trockene Humor kommt gut an. Der Autor sorgt für immer neue Überraschungen und damit für den perfekten Spannungsbogen. Seine Art zu schreiben gefällt. Die Handlung ist sehr gut vorstellbar. Ganz großes Kino!

Rezension von Heike Rau

Richard Stark
Keiner rennt für immer
Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl
288 Seiten, Klappenbroschur
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552054634
ISBN-13: 978-3552054639
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Zebraland

Zebraland

Auf dem Heimweg von einem Festival schließt sich Fridolin einer Gruppe ihm bekannter junger Leute an. Als sie mit dem Auto um eine Kurve fahren, passiert es. Sie wissen, sie haben etwas angefahren. Möglicherweise ein Tier. Doch es ist Yasmin, die mit ihrem Moped unterwegs war. Es ist gar nicht lange her, dass Fridolin mit ihr gesprochen hat. Und nun ist sie tot. Es macht keinen Sinn, den Notarzt zu rufen. Judith, Philipp, Anouk und Fridolin fahren davon. Die Sache soll vertuscht werden. Zu diesem Zweck wird das Auto in der Werkstatt von Fridolins Cousin wieder hergerichtet.

Am nächsten Tag erfahren die Jugendlichen aus dem Radio, dass die Mopedfahrerin noch gelebt hat und erst auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben ist. Trotzdem beschließen sie, nicht zur Polizei zu gehen. Ruhe kehrt dennoch nicht ein, denn offensichtlich weiß jemand von ihrer Tat. Ein Erpresser manipuliert fortan die jungen Leute.

Vier Jugendliche versuchen einen Unfall mit tödlichem Ausgang zu vertuschen. Keiner will die Konsequenzen tragen. Keiner fühlt sich verantwortlich. Und die Polizei, auch wenn man das nicht glauben mag, kommt den jungen Leuten auch nicht auf die Schliche. Es geht im Buch nicht um die Ermittlungsarbeit der Polizei, sondern allein darum, wie die Jugendlichen mit ihrer Entscheidung fertig werden. Sie hätten wohl einfach weitergelebt wie bisher, wenn der Erpresser nicht aufgetaucht wäre. Der macht den Jugendlichen das Leben zur Hölle.

Die Geschichte wird von zwei Seiten betrachtet. Fridolin und Judith erzählen abwechselnd. Spannend ist, wie jeder sich verhält. Fridolin fühlt sich nicht der Gruppe zugehörig und Judith ist in Phillip verliebt, der aber mit Anouk zusammen ist. Das führt zu zusätzlichen Verwicklungen. Wer hier im Hintergrund die Fäden zieht und die jungen Leute wie Marionetten tanzen lässt, ist lange nicht ersichtlich, auch wenn man beizeiten einen Verdacht hat.
Das Buch ist interessant zu lesen. Die Geschichte ist nicht unbedingt realistisch. Aber solch ein Gedankenspiel einmal zu simulieren, hat seinen Reiz.

Rezension von Heike Rau

Marlene Röder
Zebraland
222 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473353019
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Fünf Angstbären und ein unheimlicher Gast

Fünf Angstbären und ein unheimlicher Gast

Papa Bär und Mama Bär schlafen. Sie merken nicht, wie der Wind auffrischt. Die Äste der Bäume beginnen zu knarren, die Blätter rascheln. Babybär kommt ans Bett seiner Eltern, weil er glaubt, dass draußen ein Monster ist. Papa Bär erklärt, dass es keine Monster gibt. Trotzdem lässt er Babybär mit ins Bett. Immer schlimmer wird der Sturm, draußen kracht und poltert es. Auch der kleine Bär kann nicht schlafen und wieder muss Papa Bär ein Stückchen rutschen. Bald gesellt sich auch noch der große kleine Bär zu ihnen. Dass Papa Bär auch ihm versichert, dass es keine Monster gibt, nützt nichts.
Ruhig schlafen Mama Bär und die Kinderbären. Nur Papa Bär kann nicht wieder einschlafen. Er lauscht dem pfeifenden Wind. Die Schatten an der Wand, könnte man tatsächlich für Monster halten, muss er sich eingestehen. Dann plötzlich wummert es an die Tür und alle werden wach. Selbst Papa Bär bekommt es mit der Angst zu tun. Möglicherweise ist da draußen doch ein Monster.

Die Zeichnungen im Buch fallen sofort ins Auge. Die Bilder sind ganz zauberhaft. Der Blick richtet sich auf das Bett der Bärenfamilie, das im Laufe der Nacht von den Bärenkindern bevölkert wird. Hier fühlen die Kleinen sich wohl. Bei Papa und Mama sind sie sicher, auch wenn draußen der Sturm tobt. Kinder kennen die Angst vor der Nacht natürlich, die aber meist unbegründet ist. Schließlich, dass weiß auch Papa Bär, gibt es keine Monster. Trotzdem erlebt die Bärenfamilie Unheimliches, bis dann zum Ende hin der ganze Spuk aufgeklärt wird. Das Buch hat damit sicher eine beruhigende Wirkung auf kleine Kinder. Es macht Spaß, die Geschichte vorzulesen, anzuhören und die Bilder zu betrachten.

Rezension von Heike Rau

Paul Bright / Jane Chapman
Fünf Angstbären und ein unheimlicher Gast
Loewe Verlag
32 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
ab 3 Jahren
ISBN: 978-3785565858
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It’s quite easy – Einfach Englisch lesen

It’s quite easy – Einfach Englisch lesen

Englisch zu lernen, macht sehr viel Spaß. Man kann es in einer Schule tun oder auch mit Hilfe eines Computerprogramms. Ist einige Zeit vergangen, möchte man die Sprache natürlich auch anwenden. Mit einem Buch kann man das. Für Anfänger ist das aber oft noch zu schwierig. Eine Alternative ist das vorliegende zweisprachige Buch. Hier findet man alle Textbeiträge in Englisch und Deutsch gegenübergestellt.
Man hat die Wahl zwischen Kurzgeschichten, Gedichten, Scherzfragen, Witzen und Kinderversen. Diese Mischung gefällt sehr gut. Der britische Humor kommt gut an.
Treten Verständnisprobleme aus, orientiert man sich an der Übersetzung. So kann man das bereits Erlernte festigen und natürlich auch ein Stück weit erweitern. Das kleine Buch ist so handlich, dass man es überall mit hinnehmen kann. Viele Zeit zum Lesen braucht man nicht einplanen. Schon fünf Minuten reichen aus, um einige kurze Beiträge zu lesen.
Illustriert ist das Buch mit kleinen Zeichnungen. Das lockert die Texte auf und sorgt für kurze Entspannungsmomente, bevor es dann zum nächsten Beitrag geht. Man wird gut unterhalten. Das Lernen findet also praktisch nebenbei und auf sehr angenehme Weise statt.

Rezension von Heike Rau

Anne Rademacher (Textauswahl)
It’s quite easy – Einfach Englisch lesen
Illustrationen von Louise Oldenbourg
120 Seiten, broschiert
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3423094801
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Mein Ravensburger Lexikon der Natur

Mein Ravensburger Lexikon der Natur

Kinder sind wissbegierig. Natürlich interessieren sie sich auch für die Natur. Diese wird im Buch auf einfache Weise in kurzen Texten und mit sehr viel Bildmaterial erklärt.
Zunächst geht es im Buch um den Planeten Erde. Kinder erfahren, wie die Erde aufgebaut und wie ihre Oberfläche ausgestattet ist. Danach wird ein Blick auf den Jahresverlauf mit den Jahreszeiten geworfen. Wind und Wetter sind für Kinder von besonderem Interesse, deshalb gibt auch hierzu ein Kapitel. Über Naturgewalten und Naturphänomene wird ebenfalls gesprochen. Beschrieben werden im Anschluss die verschiedenen Lebensräume der Erde wie Wälder, Ozeane, Feuchtgebiete usw. Betrachtet wird die Welt der Pflanzen und Tiere.

Die Seiten sind interessant gestaltet. Schlagwörter stehen im Vordergrund. Hier sucht man heraus, was von Interesse ist und informiert sich dann weiter, in dem man die kurz und verständlich gehaltenen Text liest, bzw. dem Kind vorliest. Zu jedem Thema wird dann auch eine Frage gestellt. Hat man die Texte aufmerksam gelesen, kann man diese leicht beantworten. Das Buch bietet damit gutes Basiswissen für Kinder. Es macht Spaß, die Bilder zu betrachten. Interessierte werden das Buch sicher im Ganzen lesen. Es ist sehr unterhaltsam und informativ. Man kann es dann immer wieder als Nachschlagewerk benutzen. Wer Spaß an Suchrätseln hat, findet zusätzlich ein solches. Besonders geeignet ist das Buch für das Vorschul- und Grundschulalter.

Rezension von Heike Rau

Bärbel Oftring
Mein Ravensburger Lexikon der Natur
95 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473550760
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Kay-Henner Menge: Fruchtgummis natürlich selbst gemacht

Kay-Henner Menge: Fruchtgummis natürlich selbst gemacht

Fruchtgummis sind beliebt. Es gib sie in großer Vielfalt zu kaufen. Die Zutatenlisten verheißen aber manchmal nichts Gutes. Hier findet man beispielsweise künstliche Farb- und Aromastoffe. Wer möchte, kann Fruchtgummis selbst herstellen, ganz ohne Künstliches und auch ohne Gelatine. Im vorliegenden Buch stehen die passenden Rezepte.

In den Fruchtgummis steckt Agar Agar als pflanzliches Geliermittel und Apfelpektin als pflanzlicher Festmacher. Als Säuerungsmittel wird Zitronensäure verwendet. Zum Süßen nimmt man Agavendicksaft, Apfeldicksaft und Honig. Ganz billig wird die Herstellung nicht. Zu kaufen gibt es die Zutaten im Reformhaus oder im Naturkostladen.

Wie es geht, wird im Buch auf einer Doppelseite erklärt. Es sieht sehr einfach aus. Tatsache ist aber, dass man sehr genau arbeiten muss. Die Vorgaben in den Rezepten sind haargenau einzuhalten. Es kann gut sein, dass man ein paar Probedurchläufe hinnehmen muss. Man braucht Übung, damit die Fruchtgummis auch gut werden. Die fertigen Fruchtgummis erinnern von der Konsistenz her eher an Geleefrüchte. Das sollte man wissen.

Schön ist, dass es die Motivstempel gleich mit dazu gibt. Herstellen lassen sich damit Sanddorn-Honig-Bärchen, Cola-Dinos, Cappuccino-Blüten, Orangen-Eierlikör-Hasen oder Ananas-Rotbuschtee-Dinos. Das dürfte jeden Geschmack ansprechen. Zu vielen der Rezepte gibt es Fotos. Diese kann man gut als Herausforderung sehen. Denn so gut muss man die Fruchtgummis erst einmal hinbekommen. Wenn auch die Konsistenz nicht ganz überzeugt, der Geschmack tut es.

Rezension von Heike Rau

Kay-Henner Menge
Fruchtgummis natürlich selbst gemacht
64 Seiten, mit Motivstempeln
Südwest Verlag
ISBN: 978-3517084619
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Hilgensee

Hilgensee

Änne kommt auf der Suche nach einem Rückzugsort nach Hilgensee. Sie füllt damit die Lücke, die ihre Vorgängerin, von der man sagt, sie sei verrückt geworden, hinterlassen hat. Änne lebt sich schnell ein, gibt allerdings nicht ihre Zurückhaltung auf. Jede der Damen hat eine sinnvolle Aufgabe. Änne kommt es zu, Fräulein von Hasleben in der Bibliothek zu unterstützen. Doch bald entdeckt sie, dass das Fräulein dem Alkohol über die Maßen zuspricht. Gertrud von Rhoda überredet Änne hier einzugreifen. Dies wird der Auftakt einer Reihe von seltsamen Vorkommnissen.
Ein kopfloser Hahn wird im Apfelbaum hängend aufgefunden. Und als ob das noch nicht genug wäre, findet man in der Orangerie Elsbeth von Hasleben, die sich, wie es scheint, durch eigene Hand vom Leben zum Tode befördert hat. Und wie der hinzugezogenen Arzt feststellt, war hier auch Alkohol im Spiel. Das ist eine Katastrophe. Es gibt keine Anweisungen in den Hausregeln, was in diesem Fall zu tun ist. Aber es ist klar, es muss eine elegante Lösung für diese Sache gefunden werden, die am besten unter den Teppich gekehrt gehört, steht doch der gute Ruf der Damen Hilgensees auf dem Spiel. Der Oberstaatsanwalt wird informiert und der schickt Assessor von Wächter. Dieser hat allerdings keine gute Meinung von den Frauen. Leider lässt er auch das nötige Feingefühl bei seinen Ermittlungen vermissen.
Da der Fall nicht zur Zufriedenheit von Änne, Gertrud und Alwine behandelt wird, beschließen die drei Stiftfräulein die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Was sie herausfinden, ist mehr als haarsträubend.

Ein geköpfter aufgehängter Hahn, eine erdrosselte Frau und ein mysteriöses Liebespaar bringen das Leben im Stift gehörig durcheinander. Drei der Damen beschließen der Sache auf den Grund zu gehen. Ihre Ermittlungsarbeiten gestalten sich turbulent. Und dass, wo doch eigentlich Ruhe und Eintracht im Stift herrschen sollte.
Der Leser darf sich über einen ausgesprochen spannenden Krimi freuen, der im Jahre 1904 spielt. Die Kulisse bildet ein Damenstift mit strengen Regeln. Die Fräulein geben sich introvertiert. Das spiegelt sich im Schreibstil der Autorin wieder, der wirklich einzigartig ist und genau den Zeitgeist trifft. Für den Leser ist es äußerst amüsant verfolgen zu können, wie die Damen, selbstverständlich unter Wahrung von Anstand und Würde, agieren. Auch, wenn ihr Urteilsvermögen durch Glühwein getrübt wird. Der Fall ist tragisch, und dennoch ist man beim Lesen immer wieder am Schmunzeln. Die Autorin liebt die leisen Töne, untermalt mit wohl dosiertem Humor. Das ist perfekte Unterhaltung.

Rezension von Heike Rau

Renate Petry
Hilgensee
400 Seiten, Klappenbroschur
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3423246972
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Elfenseele – Hinter dem Augenblick

Elfenseele – Hinter dem Augenblick

Tanya steckt in Schwierigkeiten. Nach Ansicht ihrer Mutter macht das Mädchen nur Probleme. Dabei sind es die Elfen, die ihr böses Spiel mit Tanya treiben. Sie verursachen ein Chaos, um Tanya zu bestrafen, die über die Elfen in ihrem Tagebuch geschrieben hat. Aber das kann Tanya ihrer Mutter nicht erklären. So wird sie zu ihrer Großmutter gebracht. Elfesden Manor ist ein altes Herrenhaus. Hier könnten sämtliche Spukgeschichten wahr werden, so der Eindruck von diesem großen, heruntergekommenen Anwesen.
Gut aufgehoben ist Tanya an diesem Ort ohnehin nicht. Es wimmelt hier vor Elfen, die außer ihr aber niemand zu sehen scheint.
In dem alten Haus gibt es eine Bibliothek. Hier versucht Tanya etwas über Elfen herauszufinden. Dabei stößt sie auf einen alten Zeitungsartikel, der zwischen die Seiten eines Buches geklemmt ist. Offensichtlich ist vor fünfzig Jahren ein Mädchen im nahen Henkerswald verschwunden. Genau diesem Mädchen, das einmal eine Freundin ihrer Großmutter war, begegnet sie mit Fabian, dem Sohn des Verwalters, im Henkerswald, als sie nach ihrem entlaufenen Hund sucht. Das Mädchen sieht genau noch so aus wie vor fünfzig Jahren. Tanya ahnt, dass sie einem Geheimnis, mit dem auch die Elfen zu tun haben müssen, auf der Spur ist.

Ein altes Herrenhaus und ein unheimlicher Wald bilden die Kulisse zu diesem Fantasy-Meisterwerk. Schon das allein verspricht Spannung. Die Geschichte hat aber noch viel mehr zu bieten. Tanya kommt einem alten Familiengeheimnis auf die Spur und setzt sich damit ungeahnten Gefahren aus. Den alten Vermisstenfall kann nur sie lösen. Nur sie kann herausfinden, ob Fabians Großvater ein Mörder ist, so wie viele es glauben. Der alte Mann ist darüber verrückt geworden. Tanya aber verfügt über besondere Fähigkeiten. Sie kann die Elfen sehen, die es auf Elvesden Manor und im Henkerswald gibt. Und so kommt sie der Lösung des Familiengeheimnisses immer näher.
Für den Leser liest sich das ausgesprochen gut. Die Autorin schreibt mit viel Fantasie. Und auch ihr Schreibstil ist ein besonderer. Sie schafft es den Leser mit dem, was sie erzählt, vollkommen gefangen zu nehmen. Man taucht völlig ein in die Geschichte. Vom Anfang bis zum Ende begeistert das Buch. Ganz zauberhaft!

Rezension von Heike Rau

Michelle Harrison
Elfenseele – Hinter dem Augenblick
336 Seiten, gebunden
Loewe Verlag
ISBN: 978-3785566077
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Der kleine Bruder

Der kleine Bruder

Frank, der bundeswehruntaugliche kleine Bruder, macht sich auf, seinen großen Bruder Manni, der sich als frei schaffender Künstler in Berlin betätigt, zu besuchen.

Mit Wolli fährt er die lange Strecke von Bremen nach Berlin. Als sie in Berlin ankommen, tauchen die alt bekannten Namen der aus Dörfern zusammen gefügten Stadtteile auf: Charlottenburg, Wilmersdorf, der Kudamm, –Frank staunt, wie lange es dauert, bis man die Stadt wirklich sieht. Endlich sind sie in Kreuzberg! Das ist das Stadtviertel der Bohème, der Punker, Hippies und Gammler. In einem Hinterhof findet Frank wirklich die WG des Bruders,–nur ist dieser nicht da! Es weiß auch so recht niemand, wo er sich aufhält. Also taucht Frank nach einigen Überredungskünsten erst einmal ein in das Leben als Mitbewohner. Kurt und Erwin, Chrissie und andere gestalten ihren Alltag recht legère. Man raucht, trinkt, gammelt, —und schwingt irre Reden! Das Wort > Scheiße< wird in allen Variationen vielfach verwendet. Berlin ist immer noch die westliche gelegene Insel im Osten vor der Wende. Sven Regener hat in seinem Roman ein bestimmtes Klima in der Stadt treffend eingefangen: junge Leute, die gegen eine in ihren Augen überholte Bürgerlichkeit aufbegehren, und die einen eigenen Lebensstil pflegen, der gegen jegliche Konvention angelegt ist. Die Abenteuer, die Frank auf der Suche nach seinem Bruder durchläuft, lassen einen Blick zu in die Hinterhöfe und Punkkneipen und in die Szenetreffs für junge Leute. Zwischen 20 und 25 Jahren meint man, die Welt halte noch alle Möglichkeiten offen, und man müsse sich nur aussuchen, wohin es einen treibt. Zwischen Kneipenwirt und Taxifahrer, Gallerist, Künstler oder Kellner,--Frank hat die Qual der Wahl. Er beschaut sich in Ruhe, was um ihn herum so läuft, bleibt aber ein stiller Beobachter, der sich teils naiv und teils genervt von seinen Beobachtungen zeigt. Wer noch keinen der bisher erschienenen Lehmannromane kennt, wird sich amüsieren, wenn auch die übertriebene Fäkaliensprache gewöhnungsbedürftig ist. Atmosphärisch gekonnt zeigt Regener einen Ausschnitt aus dem Berlin der achtziger Jahre. Zwischen Pubertät und Erwachsenwerden liegt eine lange Zeit. Hier ist sie beschrieben auf eine schnodderige Art im Berliner Schnauzestil! Sven Regener
Der kleine Bruder
Berlin einmal aus der WG Perspektive betrachtet!
ISBN:382180744X
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