Die Totengräberin

Die Totengräberin

Die entsprechenden Medikamente in der Apotheke zu entwenden, war leicht. Magda hat den Diebstahl einfach einer Kollegin angehängt. Es war also alles gut ausgedacht. Das Opfer verhält sich zwar anders als geplant, aber es gelingt Magda trotzdem, ihren Mann ins Jenseits zu befördern. Ihr Haus in der Toskana ist Ort des Geschehens, weit ab von der Heimat Berlin. Natürlich hat Magda ein Motiv. Ihr Mann hat sie betrogen und damit ihrer Liebe kaputt gemacht. Magda kann nicht mehr mit ihm leben, aber eigentlich auch nicht ohne ihn.

Den Einheimischen erzählt sie, Johannes wäre zu einem Freund nach Rom gefahren. Später meldet sie ihn als vermisst, weil er nicht zurückkommt und sie keinen Kontakt mit ihm aufnehmen kann. Die Vermisstenanzeige bringt natürlich nichts. Ein erwachsener Mann, der sich ein paar Tage nicht gemeldet hat, wird nicht gleich gesucht.

Als Magdas Schwager Lukas zu Besuch kommt, bringt das alles durcheinander. Magda, dem Stress scheinbar doch nicht gewachsen, entwickelt eine Psychose. Vielleicht ist es aber auch Berechnung. Bald hält sie Lukas für Johannes, der das Spiel ergeben mitspielt, weil er Magda schon seit Jahren liebt. Die traute Zweisamkeit wird jedoch bald gestört. Es gibt Menschen, die keine Ruhe geben wollen und immer wieder nach Johannes fragen. Einer entdeckt gar seine Leiche im Gemüsegarten unter dem Olivenbäumchen. Er sieht seine Chance, endlich an Geld zu kommen …

Es ist die Unverfrorenheit der Täterin, die den Leser überrascht. Sie geht vor, als wäre der Mord an ihrem Mann ganz normal, ja sogar unumgänglich. Er erhält seine gerechte Strafe und Punkt. Es sieht ganz danach aus, als ob sie damit durchkommt. Doch die Mörderin hält noch weitere Überraschungen parat. Die so stark scheinende Frau, lebt in ihrer eigenen Welt. Unliebsames wird verdrängt und durch Fantasiegespinste ersetzt. Die Umwelt spiel brav mit. Allen voran ein Polizist, der an Dämlichkeit kaum zu übertreffen ist. Er wirkt unglaubwürdig. Lukas zunächst nicht. Er sieht endlich eine Möglichkeit der bisher heimlich vergötterten Frau näher zu kommen und nutzt dies aus. Schamlos! Man kommt aus dem Staunen über diese Unverfrorenheit gar nicht heraus. Die Sache entwickelt sich weiter. Lukas gerät in die Fänge einer Frau, die keinen Widerspruch duldet. Man ahnt bald, worauf es hinausläuft. Damit es dennoch spannend bleibt, wird ein Erpresser auf den Plan gerufen. Der erpresst zwar den Falschen, nämlich Johannes, aber der ist ja nun das Mitspielen gewöhnt und tut es auch hier.

Es gibt ein paar inhaltliche Unglaubwürdigkeiten, das lässt sich nicht von der Hand weisen. Die Handlung wirkt konstruiert. Dennoch, das Buch ist sehr unterhaltsam. Und man kann ein paar vergnügliche Stunden damit verbringen. Der Mord ist kein Faktor der gruselig wirkt. Dazu wirkt die Geschichte, wie gesagt, nicht glaubwürdig genug. Also kann man ruhig darüber Schmunzeln, wie die Sache sich entwickelt. Die Geschichte ist grotesk, die Charaktere allesamt verschroben.
Das Buch ist aber gerade deswegen zu empfehlen. Es macht Spaß, die Geschichte zu verfolgen. Sie ist vom Schreibstil her wunderbar formuliert und liest sich mühelos. Wer verrückte Krimis mag, wird also begeistert sein!

Rezension von Heike Rau

Sabine Thiesler
Die Totengräberin
512 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN: 978-3453432758
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