Die Farbe der Kindheit

Die Farbe der Kindheit

Nein, in diesem Buch werden Kindheiten nicht einfach schreibtherapeutisch aufgearbeitet. Im Gegenteil in der „nur“ 130 Seiten umfassenden Anthologie mit dem Titel „Die Farbe der Kindheit“ wird vor allem jüngere deutsche Geschichte – wahr genommen mit allen kindlichen Sinnen – in 30 Prosatexten und einigen Gedichten dargeboten. Emotional aber nie sentimental, subjektiv und dennoch übertragbar auf andere Kriegs-, vor allem Nachkriegs- und Friedenskindheiten kommen die Episoden, kurzen Erzählungen und lyrischen Momentaufnahmen daher. Anrührend ohne rührselig zu sein und damit äußerst sensibel helfen sie verstehen, welche späteren Erwachsenenleben aus jenen unmittelbar nachfühlbaren Kindheitserinnerungen folgen mussten.
Texte von insgesamt 41 Autorinnen und Autoren der Geburtsjahrgänge 1930 bis 1982, mit offensichtlichem literarischen Gespür ausgewählt und zusammengestellt vom Herausgeber Elmar Ferber, ergeben bei aller Verschiedenheit ein Großes und Ganzes. Einzelne Autorinnen und Autoren hervorzuheben, bedeutet andere, deren Beiträge mindestens genauso gelangen, zurück zu setzen. Dennoch seien einige erwähnt :
Bärbel Dorn (geb. 1952) begibt sich als Vierzehnjährige mit ihrer Mutter („Sie ist wie Mütter sind: erfahren, fürsorglich und ein bisschen autoritär) auf eine nicht ungefährliche Bergwanderung ins Riesengebirge, bei der plötzlich die Tochter die Mutter schützen muss.
In einer keineswegs nostalgisch anmutenden Nachkriegsepisode schildert Isolde Ahr (Jg. 1940), wie zwei kleine Mädchen durch Blumenpflücken den Hunger der Familie vermeiden helfen.
Aus der Kriegsgefangenschaft zurück kehrt in Evert Everts (geb. 1941) Geschichte der Vater – einst einer jener „braunen Parteigenossen“.
Ute Remus (Jg. 1941) gelingt es besonders einfühlsam, die Sicht der noch sehr kleinen Tochter einzunehmen, die mitten im Krieg vom geliebten Vater in die Arme geschlossen wird, der kriegsverletzt auf Heimaturlaub nach Hause kommt.
Und nicht zuletzt Sarah Ines (geb. 1970), lässt in vier Gedichten Kinder mitreißend riechen, malen, hüpfen, lachen und weinen.

Leserinnen und Leser, die sich unmittelbar in Personen und Persönlichkeiten, erwachsene wie kindliche, hineinlesen wollen, finden in diesem Buch eine Lektüre, die sich nicht nur einmal zu lesen lohnt.
Elmar Ferber (Hg.), Die Farbe der Kindheit, ferber-verlag, köln 2006, 130 Seiten, € 13.-

Elmar Ferber (Hrsg.)
Die Farbe der Kindheit
Mit allen kindlichen Sinnen
ISBN:3931918661
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Tiere im Winter

Tiere im Winter

Der Winter ist eine faszinierende Jahreszeit. Für Kinder gibt es so manches Geheimnis der Natur zu entdecken. „Tiere im Winter“ ist eine Einladung für Kinder ab 8 Jahren auch bei Schnee und Kälte nach draußen zu kommen, um die heimische Tierwelt zu erforschen.

Dem Buch kann man viele wissenswerte Informationen über Tiere entnehmen. Dargestellt wird, was Hirsch, Schnecke, Fisch und Rotfuchs im Winter machen und mit welchen Mitteln sie der Kälte trotzen. Unterschieden wird nach Tieren die Winterschlaf, Winterruhe oder Winterstarre halten und solche, die winteraktiv sind. In kleinen Porträts gibt es viele interessante Details zu erfahren. Dabei macht es auch sehr viel Spaß, die detaillierten Zeichnungen zu betrachten.

Kinder werden aufgefordert, aktiv zu werden. Sie können sich auf Spurensuche begeben und anhand der Fährten auf die Tierart schlissen. Den Standvögeln, das sind die Vögel, die den Winter hier verbringen, kann die Futtersuche erleichtert werden, zum Beispiel mit der Herstellung von Meisenknödeln. Es gibt sogar einen Internet-Link, der zu einer Seite mit einer Bauanleitung für ein Futterhäuschen führt. Kinder erfahren aber auch, wie sie einem Igel in Not helfen können oder wie man einen Überwinterungsplatz für Eidechsen einrichten kann.

Im Winter können auch interessante Versuche unternommen werden. Auch dazu gibt es Anleitungen im Buch. Kinder können testen, inwieweit Schnee wärmt oder wie ein Frostschutzmittel, in diesem Fall Salz, funktioniert.

Die Gestaltung des kleinen Buches gefällt gut. Es hat eine „Outdoor-Schutzhülle“, so dass man es ruhig mit nach draußen nehmen kann. Das ist erforderlich, wenn man zum Beispiel die Spuren der Tiere lesen will. Für kleine Forscher ist das Buch damit rundherum empfehlenswert.

Rezension von Heike Rau

Anita van Saan
Tiere im Winter
Entdecken und Experimentieren
Mit vielen Tipps für Junior-Forscher!
Reihe Nature Scout
Illustrationen von Kirsten Schag
95 Seiten, broschiert, mit Schutzhülle
ab 8 Jahren
mose. Verlag
ISBN-10: 3-89777-339-2
ISBN-13: 978-3-89777-339-4

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Orchideen Europas – Mit angrenzenden Gebieten

Orchideen Europas – Mit angrenzenden Gebieten

Die Vielfalt der wild wachsenden Orchideen ist erstaunlich. Im Buch werden 454 Arten und Unterarten Europas und der angrenzenden Gebiete vorgestellt, alle mit Farbfotos in ihrem natürlichen Lebensraum. Damit ist das Buch ein unentbehrliches Nachschlagewerk für Botaniker und Orchideenfreunde.

Die Porträts der Orchideen sind nach Gattungen angeordnet. Dabei werden die Arten und Unterarten nacheinander gezeigt. Die Porträts sind wie Steckbriefe sehr kurz gehalten, enthalten aber alle wichtigen Informationen, die sehr kompakt und präzise präsentiert werden. Dazu gehören natürliche der wissenschaftliche und der deutsche Name, aber auch verwendete Synonyme. Die Pflanze wird mit Größenangaben beschrieben. Weiterhin gibt Hinweise zu auffälligen Merkmalsschwankungen. Erwähnt wird weiterhin die Blütezeit, die Art der Bestäubung und Fortpflanzung, Fruchtansatz, Samenreife und Chromosomenzahlen. Unterschiede zu verwandten Taxa werden ebenfalls aufgezeigt. Beachtung finden auch die Standorte der Pflanzen. Hier wird auch beschrieben, wo die verschiedenen Arten vorkommen. Auch inwieweit die Pflanzen an ihren Standorten bedroht sind, wird erklärt.

Die Farbfotos zeigen die Orchideen in ihrem natürlichen Lebensraum. Das ist eine Besonderheit des Buches. Denn der Leser erfährt genau wann, wo und von wem das Foto aufgenommen wurde.
Mit im Buch sind Blütenanalysen verschiedener Gattungen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass viele Fachausdrücke im Buch verwendet werden. Diese werden aber im Anhang erklärt. Einsehen kann man auch eine Liste mit weiterführender Literatur. Interessierte finden auch eine Liste von Arbeitskreisen. Ein Register ist selbstverständlich auch vorhanden. In den Buchklappen findet man außerdem Zeichnungen der Blüten verschiedener Gattungen und eine Landkarte.

Fazit: Ein faszinierendes Nachschlagewerk mit aussagekräftigen Fotos.

Über die Autoren:
Die Autoren Helmut Baumann und Siegfried Künkele sind Begründer des Arbeitskreises heimische Orchideen (AHO), seit 1993 geleitet vom Autor Richard Lorenz. Veröffentlicht wurden bereits zahlreiche Arbeiten über europäisch-mediterrane Orchideen.

Rezension von Heike Rau

Helmut Baumann, Siegfried Künkele, Richard Lorenz:
Orchideen Europas – Mit angrenzenden Gebieten
336 Seiten, Klappenbroschur 639 Farbfotos
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN-10: 3-8001-4162-0
ISBN-13: 978-3-8001-4162-3
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Der vollkommene Schmerz

Der vollkommene Schmerz


In diesem umfangreichen Familienepos breitete Ugo Riccarelli die ganze Epoche der politischen Wirren von Beginn des 19. Jahrhunderts über den ersten Weltkriegs bis zum Ende des zweiten Weltkriegs in Italien vor uns aus.

Ein junger Freiheitskämpfer, hier als Maestro bezeichnet, kommt zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die Toskana und verliebt sich in eine junge Witwe, die den tragischen Tod ihres Mannes zu verwinden trachtet.
Sie leben in freier Liebe zusammen, was milde belächelt und geduldet wird von den Mitbewohnern des Dorfes, weil die große, sanfte Liebe zwischen den beiden gesehen wird.

Daneben gibt es eine reaktionäre und später faschistische Familie mit vielen Abkömmlingen, die in vielerlei Verzweigungen in Hass und Liebe, aber auch Verrat und Totschlag mit einander verbunden sind.

Wie bei Romeo und Julia treffen die jüngsten Abkömmlinge dieser beiden so verschiedenen Familien am Ende in Liebe auf einander und bilden das Ende des langen Reigens von Verwandtschaftsbeziehungen. Natürlich wird diese Liebe nicht geduldet.

Dass es um die Liebe geht, um die Fortpflanzung, um Krieg, Lebenserwerb und Frieden; es bleibt nichts ausgespart, um einen Eindruck von der Geschichte jener Zeit zu vermitteln.

In einem wundersamen Singsang entwickelt sich die Erzählung. Es gibt Träume und Visionen, und es gibt handfeste Verfolgungen und Todesfälle.
Die liebenden Frauen sind die sanften, aber auch duldsamen Wesen, die das Leben forttragen.

Die Sympathien des Autors ruhen für mich eindeutig auf den Rebellen und Aufständischen, die den Sozialismus herbeisehnen. Die andere Familie besteht aus den Geschäftemachern, teilweise skrupellos und gerissen und verbissen in den eigenen Vorteil, ohne Scheu und jede Moral außer Acht lassend.

Der vollkommene Schmerz: das ist das immer wieder kehrende Motto, mit dem Geburt und der Verlust durch Trennung, Verfolgung oder Tod geliebter Menschen erduldet werden muß. Das Glück, die Liebe, die Schönheit und ihre Vergänglichkeit, der Kummer und der Schmerz, auch so häufig der Hass zwischen den Menschen, bilden die Kernpunkte in den Aussagen des Romans.

Man versinkt beim Lesen in diese Welt, und meint doch zu spüren, wie der Kreislauf des Lebens von der Geburt bis zum Tod ein irgendwie immer gleicher ist, nur unterschieden durch die Zeit, die Stunde und die Art des Todes.

Ugo Riccarelli
Der vollkommene Schmerz
Ein schöner Familienroman aus Italien
ISBN:552053875
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Sonja Floto-Stammen und Charlotte Wagner: Von Kakaokühen und Rülpsbakterien

Sonja Floto-Stammen und Charlotte Wagner: Von Kakaokühen und Rülpsbakterien

Gesunde Ernährung ist für Kinder wichtig, gar keine Frage. Deswegen präsentiert die Autorin Sachwissen rund ums Essen in diesem Buch. Kinder lernen so die wichtigsten Lebensmittel kennen, erfahren aber auch, wo diese herkommen oder wie sie hergestellt werden. Dazu gibt es viele Experimente und Rezepte.

Insgesamt gibt es acht Themenbereiche im Buch: „Milch“, „Eier“, „Obst und Gemüse“, „Getreide“, „Fleisch und Geflügel“, „Fisch“, „Zucker und Salz“ und „Öle und Fette“.

Sehen wir und das Kapitel „Milch“ einmal näher an:
Hier wird erklärt, wie wichtig die Milch für Knochen und Zähne ist. Dazu werden die Bestandteile einmal aufgelistet. Erklärt wird auch, wie die Kuh Milch produziert. Hier gibt es auch ein tolle Zeichnung, wo man die vier Mägen der Kuh betrachten kann. Aus Milch werden viele Produkte hergestellt. Wie Buttermilch, Sahne, Kefir, Molke oder Joghurt erzeugt werden, wird genau beschrieben. Im Machlabor können Kinder direkt die Joghurtbereitung ausprobieren. (Ich habe es versucht und es hat geklappt. Der Joghurt wird zwar nicht so fest wie gekaufter, ist aber sehr lecker.) Interessant ist es auch zu erfahren, wie aus Milch Käse wird und wie die Löcher in den Käse kommen. Hier kann man auf einer Zeichnung die Bakterien bei der „Arbeit“ sehen. Kindern wird aber auch erklärt, wie die Milch in den Supermarkt kommt und wieso H-Milch so lange haltbar ist.
Warum es wichtig ist, Milch zu trinken und Milchprodukte zu essen, wird deutlich gemacht. Hier wird auch angegeben wie viel davon gut für welche Altersgruppe ist. Aber Tatsache ist, manche Kinder mögen keine Milch. Auch das findet Beachtung. Es gibt Tipps, wie man Milch im Essen verstecken kann, zum Beispiel im Pudding. Aber vielleicht gefällt auch das Rezept für den leckeren Milchshake oder das Joghurteis mit Himbeeren.
Dazu gibt es jede Menge Interessantes für alle Wissenshungrige. Kinder erfahren, ob Eis wirklich zu kalt für den Magen ist, warum manche Füße nach Käse müffeln, warum Milch in den Kühlschrank muss und vieles mehr.

Die Autorin bringt alle Informationen mit sehr viel Humor rüber. Und auch die witzigen Zeichnungen von Charlotte Wagner gefallen gut. Das Sachbuch ist damit so interessant wie ein Abenteuerroman. Gut gefällt, dass es so viel zum Ausprobieren gibt. So werden Zusammenhänge schnell deutlich und Kinder verstehen Vieles besser. Und auch die Rezepte sind leicht nachzumachen.
Die einzelnen Kapitel sind sehr übersichtlich aufgebaut und reichhaltig illustriert. Die Texte sind sehr kurzweilig geschrieben. Alle etwas schwierigeren Begriffe im Buch werden sofort erklärt. Es gibt sogar ein Register, so dass man auch mal schnell was für die Schule nachschlagen kann. Gut gefallen hat auch die Idee, die beiden Kinder Laura und Niklas den Leser durch das Buch führen zu lassen. Sie stellen die Fragen, die Kinder am meisten interessieren.

Über die Autorin:
Sonja Floto-Stammen, geboren 1968 in Kerken am Niederrhein, studierte Ernährungswissenschaften in Gießen, danach folgten die Promotion und die freiberufliche Tätigkeit als Autorin für Zeitschriften und die Arbeit als Marketingleiterin. Seit 2000 ist Sonja Floto-Stammen freiberufliche Marketingberaterin und Autorin.

Über die Illustratorin:
Charlotte Wagner absolvierte eine Ausbildung zur Werbeassistentin und studierte Grafikdesign, verbrachte einige Semester im Ausland. Nach Abschluss ihres Diplom-Studiums arbeitet sie als freiberufliche Illustratorin für Werbeagenturen, Zeitschriften und Buchverlage, seit 2001 hat sie einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Dortmund.

Rezension von Heike Rau

Sonja Floto-Stammen / Charlotte Wagner
Von Kakaokühen und Rülpsbakterien
Das große Lebensmittel Sach- und Machbuch für Kinder
146 Seiten, gebunden
ab 8 Jahren
moses. Verlag
ISBN-10: 3-89777-326-0
ISBN-13: 978-3-89777-326-4
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Alpenpflanzen nach Farben bestimmen

Alpenpflanzen nach Farben bestimmen

Vorgestellt werden im Buch über 300 Alpenpflanzen. Entdeckte Pflanzen lassen sich leicht nachschlagen. Man kann sich an der Blütenfarbe orientieren. Den Bestimmungsschüssel für Alpenpflanzen befindet sich auf einer Doppelseite und ist somit gut überschaubar. Dieser Schlüssel führt dann zu den entsprechende Fotoseiten. Hier gibt es tatsächlich nur Fotos zu sehen mit lateinischen, deutschen, französischen und italienischen Bezeichnungen der Arten. Manche Arten ähneln sich auf verblüffende Weise. Damit man sie dennoch unterscheiden kann, gibt es die Detailseiten. Auf schwarzem Untergrund werden hier Pflanzenteile in brillanter Qualität gezeigt, so dass man jede noch so kleine Einzelheit erkennen und auch direkt vergleichen kann. Oftmals kann man sogar in die Blüte hineinsehen und beispielsweise die Fruchtknoten betrachten. Die Fotos sind beeindruckend, stammen vom Autor selbst und wurden auch von ihm bearbeitet.

Hinten im Buch findet man dann die Beschreibung der einzelnen Pflanzenarten. Hier werden in kurzen, präzisen Steckbriefen die Merkmale der Pflanze beschrieben, ihre Blüten, Blätter und Früchte. Auch wo sie vorkommt, wird erwähnt. Die einzelnen Standorte, also die Höhenstufen der Vegetation, findet man auch noch mal vorn im Buch, neben allgemeinen Beschreibungen des Aufbaus von Pflanzen. Hier kann man auch alle Fachbegriffe nachschlagen. Das Register hinten im Buch ist viersprachig. Die Pflanzennamen erscheinen in deutscher, französischer, italienischer und lateinischer Sprache.

Fazit: Für Wanderungen, Exkursionen oder auch Spaziergängen ist das handliche Taschenbuch der ideale Begleiter. Auch Anfänger können dank der Detailaufnahmen Pflanzen sicher bestimmen. Verwechslungsmöglichkeiten werden weitestgehend ausgeschlossen.

Über den Autor:
Jean-Denis Godet, aus Hinterkappeln in der Schweiz, ist Biologielehrer für Gymnasien. Der Naturfotograf ist zudem Autor zahlreicher Pflanzenbestimmungsbücher.

Rezension von Heike Rau

Jean-Denis Godet:
Alpenpflanzen nach Farben bestimmen
256 Seiten, mehr als 1200 Farbfotos
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN-10: 3-8001-5315-7
ISBN-13: 978-3-8001-5315-2
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Das Lächeln des Tigers

Das Lächeln des Tigers

Das Lächeln des Tigers (Monster of God) ist eine Hommage an die letzten großen Raubtiere und „Menschenfresser“, die wie Quammen vermutet, in 150 Jahren vermutlich von der Erde verschwunden sein werden. Quammen zeigt in diesem ebenso witzigen wie traurigen Buch
den Homo sapiens von einer längst verdrängten Seite, als Fleisch.
Er berichtet über australische Leistenkrokodile, die letzten indischen Löwen, über sibirische Tiger und rumänische Bären. Er besucht deren schwindende Habitate, spricht mit Einheimischen und beschreibt eindringlich die bedeutende Rolle der „Gipfelräuber“ innerhalb des Ökosystems und die Folgen, die deren Verschwinden haben muß. Der Begriff „Gipfelräuber ist ebenso zutreffend wie hintersinnig, denn wenn sie außer dem Menschen auch keine natürlichen feinde haben, ist die Luft für die „Gipfelräuber sehr dünn. Quammen beschreibt den schleichenden Habitatschwund durch Überbevölkerung und Zerrsiedlung. Vor allem aber geht Quammen auch auf die bedeutende Rolle ein, die große Raubtiere in Legenden und Sagen der unterschiedlichsten Kulturen besitzen ein. Der Bogen reicht vom Gilgameschepos über die Löwen des Alten Testaments und in den Werken Homers bis zum Epos von Beowulf. Quammen beschreibt dabei nicht nur die bedeutende Rolle der „Gipfelräuber“ auf die Phantasie des Menschen, sondern auch den großen Verlust, den die Menschheit erleidet, wenn die „Gipfelräuber“ den Vorstellungswelten des Menschen entschwinden. Quammen besucht Arnhemland und die australischen Salzwasserkrokodile, das ehemalige Jagdrevier des „Conducators“ Ceaucescu, den Gir Forrest Park in Indien und die letzten Habitate des sibirischen Tigers. Er spricht mit Wildhütern und Bauern, schildert die pragmatische Haltung der Einheimischen im Umgang mit Raubtieren. Doch vermeidet Quammen auch Romantisierung, denn „in einem Verkehrsunfall zu sterben ist tragisch, als Bärenkot zu enden, unerträglich“.

David Quammen
Das Lächeln des Tigers
Hommage an die letzten großen Raubtiere
ISBN:3548605796
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Die Ameisensiedlung

Die Ameisensiedlung

Conny ist fünfzehn. Mit ihren Freunden Andi, Michi und Bennie lebt sie in der Ameisensiedlung. Ihre Mutter ist Alkoholikerin. Sie schafft es nicht, sich um Conny und ihrer zwei kleinen Brüder zu kümmern. Ihre Freunde sind seltsame Vögel, so meint sie selbst, und doch hängt sie viel lieber mit ihnen herum, als in die Schule zu gehen. Wenn dicke Luft zu Hause ist, übernachtet sie bei Andi, obwohl die beiden kein Paar sind.

Die Jugendlichen wissen, dass ihre Lage hoffnungslos ist. Sie wissen, das niemals etwas aus ihnen werden kann. Andi versucht es trotzdem noch einmal, nach einem Gespräch mit einem älteren Jugendlichen. Er beginnt eine Ausbildung zum Maler. Doch schon nach kurzer Zeit schmeißt er alles hin. Es geht immer weiter mit ihm bergab.

Als Connys Mutter nach einem Zusammenbruch ins Krankenhaus kommt, um eine Entziehungskur zu machen, ahnt Conny, welche Verantwortung sie ihren Brüdern gegenüber nun hat. Sie beschließt, es noch einmal mit der Schule zu versuchen. Unterstützung findet sie bei einem Lehrer, der Conny und ihre Geschwister aufnimmt, solange die Mutter nicht da ist. Er bietet ihr die Chance, ihr Leben zu ändern. Die Vorraussetzung dafür ist der Schulbesuch. Connys Freunde können den Lehrer nicht verstehen. Längst haben sie verlernt, das Gute im Menschen zu sehen oder auch nur jemandem zu vertrauen. So schmieden sie einen verhängnisvollen Plan, der gegen den Lehrer gerichtet ist.

Die dramatische Geschichte erzählt von vier Jugendlichen, die ihr Leben ein Stück weit aufgegeben haben, die verzweifelt und fertig sind. Ihr Wohnumfeld ist ein sozialer Brennpunkt. Hier leben die Ärmsten der Stadt. Man mag glauben, dass Conny sich nichts mehr wünscht, als hier wegzukommen. Das tut sie auch. Sie ist aber nicht in der Lage, Hilfe anzunehmen. Stattdessen fühlt sie sich unter Druck gesetzt. Sie hat Angst vor der Kraftanstrengung, die es kosten wird, ihr Leben zu ändern.

Der Roman macht sehr nachdenklich. Mirijam Günter hat viele Botschaften an Jugendliche untergebracht. Dabei schreibt sie in einer klaren, einfachen Sprache, bleibt beim Wesentlichen und spart sich das ganze Drumherum. Ihre Kulisse spricht für sich. Der Leser bleibt desillusioniert zurück. Dafür wirkt der Roman sehr ehrlich und aufrichtig. Die Autorin schmückt ihn nicht aus. Dafür sind die Charaktere sehr gut ausgearbeitet. Das verfehlt seine Wirkung nicht.

Über die Autorin:
Mirijam Günter, in Köln aufgewachsen, versuchte sich als Automechanikerin, Malerin und Köchin, fand dann zum Schreiben, studiert heute als Stipendiatin am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.. Mit ihrem ersten Buch „Heim“ gewann sie den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis.

Rezension von Heike Rau

Mirijam Günter
Die Ameisensiedlung
268 Seiten, broschiert
ab 14 Jahren
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3-423-78212-9
ISBN-13: 978-3-423-78212-8
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Kommt ein Mann ins Zimmer

Kommt ein Mann ins Zimmer

Kommt ein Mann ins Zimmer Rowohlt
ISBN: 349803524X

Dieses ist die seltsame Geschichte von Samson Greene.

Er wird eines Tages verwirrt in der Wüste von Nevada aufgefunden, und man entfernt ihm einen Tumor aus dem Gehirn.
Seither hat er keine Erinnerung mehr an das, was nach seinem 12. Lebensjahr geschah.

Er wird von seiner Frau Anna nach New York zurückgeholt. Er weiß gar nicht, wer sie ist. Sie ist ihm ebenso fremd wie seine Stelle als Anglistikprofessor an der Universität. Man entlässt ihn gnädig aus dem Dienst, da man mit ihm nichts mehr anzufangen weiß.
Anna hofft und wartet, dass es ein Erkennen oder eine Nähe geben könnte. Es ist umsonst. Sie liebt ihn, kann aber seine Erinnerungen nicht wecken. Der ständige Druck auf Samson, dass er sich doch erinnern möge, ist ihm lästig und macht ihn unsicher.
Eines Tages wird Samson von einem Hirnforscher in Nevada aufgefordert, an einem wissenschaftlichen Experiment teilzunehmen. Er nimmt die Einladung freudig an.
Nun beginnt eine abenteuerliche Reise mit den sonderbarsten Begegnungen und Ereignissen. Es ist ein skurriles Aussteigerleben, das Samson da führt. Verrückte Gestalten bevölkern seinen Weg.
Was bleibt von alle dem?

Es ist die Einsicht, dass uns Gewohnheiten und Erinnerungen an Gelebtes zu sozialen Wesen machen. Eine tiefe, schmerzliche Einsamkeit bricht bei Samson immer wieder hervor, und macht ihn zu einer traurigen und verlorenen Gestalt.
Dass das Buch dennoch kein nur trauriges ist, liegt an den humorvollen und skurrilen Einfällen, mit denen Nicole Krauss die Gefährten auf dem den Weg des unglücklichen Professors schildert.
Mit ihrem zweiten Buch aber, Die Geschichte der Liebe, hat Nicole Krauss dieses Buch bei weitem übertroffen.
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Der große Vogelatlas

Der große Vogelatlas

Das große Buch ist als Nachschlagewerk gedacht. Dementsprechend ist es aufgebaut. Jede Art wird zunächst als Teil einer Familie gezeigt und später noch einmal in einem eigenen Porträt vorgestellt. In der Familienbeschreibung, in der Reihenfolge so angeordnet, wie sie vermutlich gemäß der Fossilgeschichte entstanden sind, werden die Merkmale der Vogelfamilie beschrieben. Der Leser erfährt, wo die Familie vorkommt, wovon sie sich ernährt, ob sie den Zug- oder Standvögeln zugeordnet wird, über welches Lautrepertoire die Vögel verfügen, welche Bindung zwischen den Geschlechtern besteht, wie ihr Brutverhalten aussieht, ob sie Nester bauen, wie oft sie brüten, wie viele Eier gelegt werden, und wie lange die Brutdauer ist. Auch über die Jungvögel wird Interessantes berichtet, wie und wie lange die Eltern sie umsorgen und was die Nestlinge fressen.

Danach geht es an die Beschreibung der einzelnen Arten einer Familie. Hier kann man Verbreitungskarten einsehen, Fotos und Zeichnungen ansehen und sich Hilfe bei der Bestimmung der Arten holen.
Die Vogelbeschreibungen sind erfreulich ausführlich gehalten. Das wird sicher jeden Vogelfreund begeistern. Viel Interessantes, Wissenswertes und auch Außergewöhnliches im Verhalten der Vögel gibt es hier zu erfahren. So kann man sich ein umfassendes Bild der einzelnen Familien und Arten machen. Die vielen typischen Fotos ergänzen dieses Bild. In kleinen Zeichnungen kann man Jungvögel mit erwachsenen Vögeln vergleichen

Interessant sind auch die dem Buch vorangestellten Artikel über Evolution, Anatomie und Systematik. Hier kann man viel über Vögel nachlesen, beispielsweise ihr Familienleben, ihre Lebensräume, ihr Flugverhalten und auch über den Vogelschutz

Das Buch ist für Hobby-Ornithologen, Vogelliebhaber und Naturfreunde sehr empfehlenswert, besonders, weil es im Gegensatz zu vielen Vogelbestimmungsbüchern sehr ausführlich gehalten ist und auch gestalterisch sehr ansprechen aussieht. Für Fotos ist hier viel Platz, was ausgesprochen hilfreich bei der Bestimmung von Vogelarten ist. Teilweise nehmen sie eine ganze Seite ein und da sind wirklich Higlihts dabei. Glossar und Register sind vorhanden.

Rezension von Heike Rau

Dominic Couzens:
Der große Vogelatlas
Alle europäischen Arten
Aus dem Englischen von Marc Förschler und Iris Heynen
Fotos und Bildredaktion: David Cottridge
336 Seiten, 1300 Farbzeichnungen, 470 Farbfotos
Verlag Eugen Ulmer Stuttgart
ISBN-10: 3-8001-4989-3
ISBN-13: 978-8001-4989-6
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