Dr. Steven R. Gundry: Gemüse ohne Gift – Lektinfrei kochen

Dr. Steven R. Gundry: Gemüse ohne Gift – Lektinfrei kochen

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Es gibt Pflanzen, die sich auf ganz bestimmte Art vor Fressfeinden schützen. Zu diesen Fressfeinden gehört auch der Mensch. Die Rede ist von Lektinen, die durch den Verzehr den Darm schädigen und Folgeerkrankungen und Gewichtszunahme auslösen können. Nicht jeder ist davon betroffen, aber es gibt Menschen, die besonders sensibel auf lektinhaltige Nahrungspflanzen reagieren. Für diese ist das Buch gedacht. Es ist informativ und verständlich geschrieben.

Zunächst erklärt Dr. Steven R. Gundry, wie schon in seinem Buch „Böses Gemüse – Wie gesunde Nahrungsmittel uns krank machen“ das Pflanzen-Paradox. Damit stellt er die Empfehlungen, die es zur gesunden Ernährung gibt, auf den Kopf. Denn als gesund geltende Lebensmittel wie Vollkornprodukte und bestimmte Obst und Gemüsesorten werden entweder aus dem Speiseplan gestrichen oder anders zubereitet als gewohnt. Es geht darum, das Gift Phasin zu meiden oder unschädlich zu machen.

Aus seinen Erkenntnissen als Wissenschaftler und Arzt hat Dr. Steven R. Gundry ein Ernährungskonzept entwickelt. Anders als in seinem vorherigen Buch zum gleichen Thema enthält „Gemüse ohne Gift“ einen großen Rezeptteil. Es ist ein Kochbuch mit Rezepten für das Frühstück und zu Vorspeisen, Hauptgerichten und Nachspeisen. Denn so einfach ist die Umsetzung seines Ernährungskonzepts nicht. Die Listen mit den erlaubten und verbotenen Lebensmitteln sind zwar hilfreich, aber Rezepte sind besser! Eine bestimmte Küchenausstattung benötigt man nicht. Einzig der Schnellkochtopf ist Pflicht.

Zunächst muss das Einkaufsverhalten verändert werden, denn die Rezepte enthalten viele Lebensmittel, die man nicht unbedingt zu Hause hat. Manches muss in Spezialläden oder im Internet besorgt werden. Die Rezepte sind abwechslungsreich und fantasievoll. Es gibt sogar Ersatz für herkömmliche Brötchen, Brot, Pizzaboden und Kuchen.

Für einen bestimmten Kreis von Menschen könnte es sich lohnen, auf eine lektinarme oder lektinfreie Ernährung umzusteigen. Dr. Gundry ist überzeugt davon. Wer also unter Magen- und Darmproblemen, Autoimmunerkrankungen oder starkem Übergewicht leidet, sollte sich das Ernährungskonzept einmal näher ansehen.

Rezension von Heike Rau

Dr. Steven R. Gundry
Gemüse ohne Gift – Lektinfrei kochen – Den Darm heilen und das Gewicht reduzieren
Aus dem amerikanischen Englisch von Stefanie Heim
288 Seiten, broschiert
Südwest Verlag
ISBN-10: 3517098574
ISB-13: 978-3517098579
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Wolf Serno: Große Elbstraße 7

Wolf Serno: Große Elbstraße 7

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Vicki zur Haiden hält die Langeweile im Lehrerinnenseminar in Lübeck, das sie auf Wunsch ihrer Eltern besucht, nicht mehr aus. Sie würde lieber Medizin studieren, aber das ist ihr natürlich nicht möglich. Sie reißt dennoch aus und kehrt heimlich nach Hamburg zurück. Es ist kein guter Zeitpunkt, denn gerade bricht die Cholera aus.

Als Vicki dem Arzt Johannes Dreyer begegnet, findet sie eine neue Aufgabe. Da man ihn im Krankenhaus nicht mehr sehen will, kümmert er sich nun auf eigene Faust um die Kranken. Irgendwie muss es für ihn ja weitergehen. Vicki steht ihm fortan zur Seite. Bis ihr Vater dahinterkommt und den Kontakt verbietet. Doch Vicki will nicht mehr auf ihren Vater hören. Sie findet einen Weg, sich weiter mit Hannes zu treffen.

Von Vickis Bruder Benno hingegen wird erwartet, dass er in die Fußstapfen seines Vaters tritt und Medizin studiert. Professor zur Haiden ist ein renommierter Chirurg und Chefarzt am Neuen Allgemeinen Krankenhaus Eppendorf. Nur hat Benno absolut kein Interesse an der Medizin. Er ist eigenwillig und beschäftigt sich lieber mit gewagter Aktmalerei.

Man darf gespannt sein, wie die unterschiedlichen Geschwister sich aus der Enge des Elternhauses befreien. Denn darum geht es in der Familiensaga. Sie nimmt ihren Beginn im Jahre 1892 und ist perfekt eingebunden in die geschichtlichen Hintergründe der Zeit. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch der Stand der Medizin und der damit verbundenen Untersuchungs- und Heilmethoden am Universitätsklinikums Eppendorf. Der Fortschritt ist unaufhaltsam.

Der Roman ist unterhaltsam und der Schreibstil des Autors angenehm zu lesen. Es ist spannend, mitzuverfolgen wie Vicki alles daran setzt, auf eigenen Beinen zu stehen und ihre Berufung zu finden. Die Probleme, die die Zeit und ein konservatives Elternhaus mit sich bringen, sind gut dargestellt. Es ist interessant zu sehen, wie sie darum kämpft, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen und zu erweitern.

Das Buch konzentriert sich aber nicht nur auf Vicki. Es lässt einen breit gefächerten Blick auch auf die politischen Geschehnisse in der Stadt zu. Viele spannende Charaktere betreten die Bühne. So entsteht ein Gesamtbild, das die Geschichte sehr spannend und lesenswert macht.

Rezension von Heike Rau

Wolf Serno
Große Elbstraße 7
473 Seiten, Klappenbroschur
Rütten & Loening, 2. Auflage, September 19
ISBN-10: 3352009252
ISBN-13: 978-3352009259
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Cara Hunter: In the Dark

Cara Hunter: In the Dark

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Bei Renovierungsarbeiten an einem Haus werden im Keller Probleme mit einer Zwischenwand zum Nachbarhaus ersichtlich. Das Mauerwerk ist in schlechtem Zustand und schließlich bricht ein Stück heraus. Der Blick in den nebenan liegenden Keller wird frei und offenbart, womit niemand gerechnet hat.

DI Adam Fawley muss nun mit seinem Team ermitteln, wer hier im Keller eine junge Frau und ein Kleinkind gefangengehalten hat. Der Hausbesitzer, es ist ein alter an Demenz leidender Mann, gibt an, nichts mit der Sache zu tun zu haben.
Gibt es Parallelen zu einem alten Fall, bei dem schon vor zwei Jahren eine junge Mutter verschwand? Ihr Sohn wurde damals wohlbehalten aufgefunden, während nicht nachvollzogen werden konnte, was mit ihr geschehen ist. Bis heute wird sie vermisst.

Es sind also gleich zwei Fälle, die hier untersucht werden müssen. Auch wenn eine Verbindung zwischen den beiden Frauen nicht ersichtlich ist, wird der alte Fall wieder aufgerollt. Denn die beiden Wohnhäuser liegen sich, wenn auch nicht in der gleichen Straße, so doch nur durch die Gärten hinter den Häusern getrennt, gegenüber. Das kann kaum ein Zufall sein.

Als Leser wird man direkt mit einbezogen in die Ermittlungsarbeiten. Man sieht Tatortsskizzen, liest Befragungsprotokolle, hat Einblick in TV-Transkripte und kann eigene Schlüsse daraus ziehen. Auch das Team um DI Fawley hat unterschiedliche Herangehensweisen und Ansichten. Das Erzählen aus verschiedenen Perspektiven unterstreicht das zusätzlich und ermöglicht es dem Leser, das Geschehen aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.

Das Spannende am Buch ist, dass die Wahrheit immer wieder eine andere ist! Wenn man glaubt, dass nach einer neuen Erkenntnis nun alles klar und der Fall gelöst ist, ergibt sich etwas Neues, das die ganze Ermittlungsarbeit auf den Kopf stellt. Immer wieder kommt das vor. Es mag daran liegen, dass die Tat undurchschaubar gut geplant war. Der oder die Täter lassen sich nicht in die Karten schauen und haben immer noch ein Ass im Ärmel. Die Ermittler sind jedoch Profis und gut darin, Details die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Jedoch sind sie weniger gut darin, Fehler zuzugeben, was auch interessante Auswirkungen hat. So hält die Spannung bis hin zum überraschenden Ende.

Rezension von Heike Rau

Cara Hunter
In the Dark
412 Seiten, broschiert
Aufbau Taschenbuch
ISBN-10: 3746635039
ISBN-13: 978-3746635033
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Lara Schmitt: Easy Watercolor – Dein 30-Tage Workshop – Schritt für Schritt zu deinen ersten Bildern

Lara Schmitt: Easy Watercolor – Dein 30-Tage Workshop – Schritt für Schritt zu deinen ersten Bildern

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Wer mit der Aquarellmalerei anfangen möchte, braucht Projekte, die nicht zu anspruchsvoll sind. Es müssen sich schnell erste Erfolge einstellen. Ich denke, mit dem vorliegenden Buch ist das möglich.

Zunächst geht es um die verwendete Ausstattung wie Farben, Pinsel und Papiere. Die Autorin benennt hochwertige Produkte von guter Qualität, mit denen das Arbeiten Freude macht. In den Grundlagen geht es um das Vermischen der Farben und um die besonders wichtigen Maltechniken. Viel an Theorie muss man jedoch nicht lesen. Nach einigen Seiten folgt Level 1 mit den Grundlagenübungen. „Diamant aus Linien“ ist das erste Projekt und hier kann man lernen, mit dem Pinsel umzugehen und verschiedenen Strichstärken auszuprobieren und zu üben. In weiteren Projekten kann beispielsweise die Nass-in-Nass-Technik nachvollzogen werden. Danach folgt schon Feinarbeit. Man erfährt, wie Blattformen gemalt werden und wie der Pinsel zu führen ist. Der „Geometrischen Hintergrund“ ist mein Favorit. Hier kann man kreativ werden, indem man die Raster selbst bestimmt und eine eigene Farbauswahl trifft. Auch Anfänger können hier wirklich schöne Effekte erzielen.

Der Schwierigkeitsgrad wird nach und nach gesteigert bis das Buch dann in Level 2 und schließlich in Level 3 übergeht. Anschließend erfolgt noch ein „Exkurs Lettering“ als Zugabe.

Ich sehe das Buch nicht unbedingt als 30-Tage Workshop. Wer Zeit hat, kann es natürlich auf diese Weise nutzen. Aber man kann genauso nach Lust und Laune Projekte umsetzen. Nur die Reihenfolge sollte man beachten, die ist wichtig, denn es ist ein aufbauender Kurs.

Der Autorin gelingt es gut, zu motivieren, Basiswissen zu vermitteln und die Anwendung zu erklären! Die Projekte sind gut ausgewählt und es ist für jeden etwas dabei. Blumen, Landschaften, Tiere und Früchte und weitere Motive sorgen für Spaß und Abwechslung. Es gibt viel Anschauungsmaterial, das zum Verständnis beiträgt. Für mich ist das Buch sehr inspirierend!

Rezension von Heike Rau

Lara Schmitt
Easy Watercolor – Dein 30-Tage Workshop – Schritt für Schritt zu deinen ersten Bildern
128 Seiten, gebunden
Edition Michael Fischer / EMF Verlag
ISBN-10: 3960935250
ISBN-13: 978-3960935254
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Ruth Ware: Der Tod der Mrs Westaway

Ruth Ware: Der Tod der Mrs Westaway

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Seit dem Tod ihrer Mutter muss sich Harriet Westaway allein durchschlagen. Sie hält sich mit Kartenlesen über Wasser, einem Job, den ihre Mutter vorher gemacht hatte. Viel verdient sich nicht und so gerät sie mit der Miete in Rückstand. Ein dubioser Kredithai versucht, ihre Schulden einzutreiben.

Dann kommt der Brief eines Anwalts aus Cornwall. Offenbar hat ihre Großmutter sie in ihrem Testament bedacht. Doch ist Hals Großmutter schon viele Jahre tot. Verwechslung hin oder her, Hal braucht Geld, warum also nicht das Erbe antreten? Sie schlüpft mit gemischten Gefühlen in die Rolle der Erbin und bezahlt mit ihrem letzten Geld ein Zugticket nach Cornwall.

Das Erbe besteht zu ihrer Überraschung aus einem riesigen Anwesen mit einem alten Herrenhaus. Trespassen House ist finster, trostlos und geheimnisvoll. Die ebenfalls angereiste Familie der Verstorbenen nimmt sie überraschend herzlich auf. Nur die alte Haushälterin entpuppt sich als böse Person. Sie quartiert Hal in einem Dachbodenzimmer, mit Gittern vor den Fenstern und Riegeln an der Außenseite der Tür, ein.

Man verfolgt mit Spannung, wie Hal ihren Versuch, sich ein Erbe zu erschleichen, gestaltet. Gleichzeitig geht die Autorin in der Geschichte zurück in die Vergangenheit. Es ist die Zeit, in der Hals Mutter schwanger war. Man ahnt bald, dass die Wahrheit sich ganz anders gestalten könnte als angenommen. Es gibt ein Familiengeheimnis, dessen Hintergründe im Dunkeln bleiben sollen.

Die Stimmung kippt zusehends. Man wird in den Bann unheimlicher Begebenheiten gezogen. Hal versucht nach einiger Zeit, aus der Geschichte herauszukommen, doch eine Flucht wird ihr nichts nützen, denn die Vergangenheit von Trespassen House ist verbunden mit ihrem Schicksal. Sie muss sich Klarheit verschaffen!

Die Autorin schreibt in einem beeindruckend leichtgängigen Stil. Das Buch unterhält perfekt, zumal es sehr spannend ist und von einer Atmosphäre getragen wird, die Gänsehaut verursacht und gleichzeitig Neugier an der dramatischen Familiengeschichte weckt. Das Ende ist kaum vorhersehbar und demzufolge ausgesprochen überraschend.

Rezension von Heike Rau

Ruth Ware
Der Tod der Mrs Westaway
Deutsch von Stefanie Ochel
416 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423262400
ISBN-13: 978-3423262408
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Annie Ernaux: Eine Frau

Annie Ernaux: Eine Frau

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Annie Ernaux hat bereits in drei früheren Büchern Episoden aus ihrem Leben erzählt.
Ihre emotionale, visuelle und intellektuelle Wahrnehmung über Tage und Jahre oder Beziehungen ihres Lebens sind tief berührend und erschütternd.

Hier geht es um ihre Mutter, nach deren Tod sie diese Erinnerungen verfasste.
Aus ärmsten Verhältnissen stammend ist das Leben ihrer Mutter vom Kampf um Arbeit und gesellschaftlichem Ansehen hart gezeichnet.
Ihre zweite Tochter nach dem Tod einer ersten soll es einmal besser haben. Wir wissen aus Ernaux’ anderen Büchern, dass dieses Mädchen Annie begabt war und den Aufstieg ins bürgerliche Milieu geschafft hat. In den assoziativ verfassten Erinnerungen der Autorin wird man unmittelbar konfrontiert mit gesellschaftlichen Gegensätzen zwischen arm und reich, zwischen gebildeten Bürgern und denen, die sich des Geldmangels wegen um derlei Bildung nie kümmern konnten. Mühsam ist der Weg zum aufstrebendem Bürger, wenn der Alltag alle Kräfte verzehrt, so dass kein Moment der Muße, des Genusses und der Kontemplation möglich ist. Annies Mutter ging es nach außen hin um gutes Ansehen, um den Erhalt von Würde und Anstand.
Annie entfernte sich aus dieser Welt; zuerst in einem Job als Betreuerin in einem Kinderferienlager, dann durch den Besuch weiterführender Schulen bis zur Universität.
Sie heiratet einen Mann aus gut bürgerlichem Milieu und bekommt zwei Kinder.

Der Kontakt zu den Eltern bleibt erhalten. Als der Vater stirbt, kümmert sich Annie um die Mutter. Diese hat einen starken Charakter und feste Prinzipien in ihrer Lebensführung.
Es geht in dem schmalen Büchlein nur um die Mutter. Annie Ernaux versteht wie durch ein Brennglas ihre objektive Berichterstattung von ihren eigenen Gefühlen zu trennen. Doch spürt man sehr wohl, dass sie nicht ohne innere Teilnahme ist.
Mutter und Tochter sind so verschieden! Annie Ernaux schwankt zwischen beobachtender Anhänglichkeit, Rebellion und Verständnis.
Tief anrührend beschreibt sie das Alter und die Demenz der Mutter. Erst spät erkennt Annie Ernaux, wie sehr sie sich getäuscht hat, und wie sehr sie mit ihrer Mutter im Innersten doch verbunden war!
Ihr Tod lässt sie gewahr werden, dass ihre Brücke zur Kindheit Vergangenheit ist.
Man liest das schmale Büchlein in wenigen Stunden und bleibt von so viel Offenheit der Autorin ein wenig sprachlos. Die Verbindung von sezierend- klarer Einsicht und innerer Beteiligung ist frappierend. Alle vier biographischen Essays, und so möchte ich ihre Bekenntnisse bezeichnen, sind eindrucksvoll und einmalig in Sprache, Duktus und Wiedergabe von Erlebten.
Sehr lesenswert!

Annie Ernaux
Eine Frau
88 Seiten, gebunden
Suhrkamp Verlag, Oktober 2019
ISBN-10: 351822512X
ISBN-13: 978-3518225127
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Ellen Berg: Der ist für die Tonne – (K)ein Männer-Roman

Ellen Berg: Der ist für die Tonne – (K)ein Männer-Roman

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Hannah ist ein professioneller Coach fürs Ausmisten. In dieser Funktion soll sie dem neuen Freund ihrer Freundin Tess auf die Beine helfen. Er wohnt in einer zugemüllten Villa und sein Kleiderstil lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Pascal mag eigenwillig sein, doch Hannah gefällt er irgendwie. Er hat so einen grantigen Charme. Das ist ein Widerspruch, der sie reizt. Aber das spielt keine Rolle. Wirklich nicht! Keinesfalls! Hannah hat sich im Griff! Sie würde nie ihre Freundin hintergehen.

Als sie eine Leiche auf Pascals Dachboden findet, beginnt das Chaos. Fast wird Hannah verhaftet, doch Pascal gelingt es, das mit einer haarsträubenden Lügengeschichte zu vermeiden. Er drängt sie in eine Rolle, die sie nie spielen wollte. Das hat Folgen und verursacht ein emotionales Chaos, zumal die Polizei bald aus gutem Grund eine Theorie entwickelt, die beiden gefährlich werden könnte.

Die Freundschaft zwischen Hannah und Tess kippelt, zumal auch Pascal einige Änderungswünsche seine neue Freundin betreffend hat. Wie soll Hannah sich da länger raushalten? Wie soll sie wieder Ordnung in ihrem Leben schaffen? Vielleicht kann Ex-Ehemann Dennis dabei helfen, der ihr ohne hin neuerlich wieder Avancen macht.

Der Roman unterhält sehr gut. Auch wenn die Handlung chaotisch ist, so ist sie doch witzig und spannend. Hannah liefert sich die eine oder andere amüsante Diskussion mit Pascal und man lacht darüber, wie schlagfertig beide sind und wie sie sich immer mehr im Gefühlschaos verstricken.
Sämtliche Charaktere haben ihre Eigenheiten und sind teilweise äußerst speziell. Die Autorin bringt viel Wortwitz, Zweideutigkeiten und flotte Sprüche im Buch mit ein, untermalt mit einigen psychologisch wertvollen Lebensweisheiten. Sie schreibt in einem lockeren und leicht zu lesendem Stil.
Klar, werden hier Klischees bedient und die Handlung wirkt einigermaßen überzogen, aber man wird wunderbar abgelenkt und es macht Spaß, dem Krimi zu folgen, auch wenn der Mordfall immer mal wieder etwas in den Hintergrund gerät!

Rezension von Heike Rau

Ellen Berg
Der ist für die Tonne – (K)ein Männer-Roman
320 Seiten, broschiert
Aufbau Taschenbuch
ISBN-10: 3746635861
ISBN-13: 978-3746635866
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Peter Schneider: Vivaldi und seine Töchter

Peter Schneider: Vivaldi und seine Töchter

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Eingerahmt von der Freundschaft zu dem außergewöhnlichen Kameramann Michael Ballhaus erzählt uns Peter Schneider die Geschichte von Antonio Vivaldi.
Angeregt durch seinen Freund hat er sich auf die Spuren dieses hoch geschätzten und beliebten Komponisten begeben, um sich mit seiner Zeit, seiner Musik und seinem Leben auseinanderzusetzen.

P. Schneider eröffnet uns das Panorama Venedigs zum Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts.

Antonio Vivaldi (1678 -1741) war Zeitgenosse Johann Sebastian Bach. Seiner roten Haare wegen wurde er „prete rosso“ genannt, denn er war Priester der römisch-katholischen Kirche. Er war einer der meist gehörten Komponisten, Violinisten und Musiker des Barock zu seiner Zeit in Italien.

In Venedig, dieser wunderschönen Stadt, lebte er und wurde von seiner Mutter schon in jungen Jahren zum Priester ausersehen. Die Eltern waren arm und hatten viele Kinder. Das Priestertum versprach regelmäßige Einkünfte, mit denen Antonio Vivaldi seine Familie unterstützen konnte.

Doch früh schon liebte er die Musik und geriet als Lehrer an ein Waisenhaus. Die Schüler, in der Mehrzahl Mädchen, wurden von ihm in Musik unterrichtet. Er gab jeder/ jedem ein Instrument. Aus diesen zahlreichen Musikanten bildete er das erste Frauenorchester Europas. Hier konnte er seine vielseitigen Kompositionen zur Aufführung bringen. Natürlich musste und wollte er sein Priesteramt ruhen lassen, was nicht immer zur Zufriedenheit der hohen Geistlichkeit geschah.

In Venedig bildete das bunte Treiben in den Gassen, die Gondolieri und die Kirchen mit ihren geistlichen Oberhäuptern in der Beschreibung des Autors ein eindrucksvolles Bild, das man lebhaft vor Augen zu haben meint.

In intensiven Forschungen führt uns Peter Schneider das Leben Vivaldis teilweise fiktiv und teilweise historisch vor.

Die Armut, die Musik und das Geld sind die Triebfedern von Vivaldis Handeln. Er schäumt über vor musikalischer Begeisterung, und komponiert ein Konzert und eine Oper nach der anderen. Das Ränkespiel um Posten, Ansehen und immer wieder die Geistlichkeit mit ihrer weitreichenden gebieterischen Macht bestimmten in großen Teilen das Leben der Armen und Abhängigen. Sich zwischen diesen Mächten, unter ihrer Korruption und dekadenten Lebensweise einen Weg zu bahnen, der ihn komponieren, musizieren und überleben lässt, ist das Wunder, das Vivaldi fertigbringt. Er wird berühmt, reist durch Europa und genießt hohes Ansehen.

Am Ende seines Weges aber ist er alt, arm und aus dem Land seiner Väter verstrieben. In Wien, seinem letzten Fluchtort, bekommt er wie so viele Musiker vor und nach ihm ein Armenbegräbnis.

Das Buch nennt sich zwar Roman, gleicht aber in weiten Teilen einer historischen Biographie. Zahlreiche regierende Häupter sind genannt, Komponisten und ihre musikalischen Entwicklungen werden erläutert, Finanzgebaren und Lebensweisen aufgeführt, so dass man sich in die Zeit zurückversetzen kann, um sich eine Vorstellung zu machen, wie Leben damals war.

Dass Vivaldi erst etwa Mitte des vergangenen Jahrhunderts wiederentdeckt wurde, hat der Musikwelt neue Türen zur Barockmusik geöffnet.

Peter Schneider gebührt Anerkennung für diese so gut recherchierten Erinnerungen an einen Mann, der mit seinem vielseitigen Werk der Musikwelt zur Freude gereicht!

Peter Schneider
Vivaldi und seine Töchter
288 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, November 2019
ISBN-10: 3462052292
ISBN-13: 978-3462052299
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Sasa Stanisic: Herkunft

Sasa Stanisic: Herkunft

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Wie erinnert man sich seiner Herkunft?

Herkunft ist ein Hörbuch von höchst bemerkenswerter Eigendynamik.
Der Autor Sasa Stanisic stammt aus einem Land, das einmal ein Land, dann zwei dann viele waren. Ursprünglich hieß es Jugoslawien, das dann in so viele verschiedene Länder zerfiel.
In den Erinnerungen von Sasa Stasinic verwischen sich allerdings seine Herkunftsorte zu Serbien, Bosnien oder zuvor eben unter Tito Jugoslawien. Religionen sind ihm ganz fremd, und naiv macht er die muslimische Mutter daran fest, dass sie kein Schweinefleisch isst, quasi als eine Form der Diät.
Stanisic’s Großmutter kommt zunächst häufig zu Wort; doch alle Erinnerungen sind assoziativ, kreisen um Sommer, Winter, Vögel, Schlangen und das Gefühl von Heimat.
Auf die Frage „wo komme ich her“ gibt es nur die Antwort “von hier, du kommst von hier.“
Auch Gebäude geben die Herkunft an.Hier es gibt die Bessergestellten und dort die Ärmeren.

Stanisic liest seine Geschichten selber mit einem angenehmen, etwas rauchig oder beinahe heiser klingenden Tonfall. Fast hat man den Eindruck, seine Gedanken entstehen im Moment des Sprechens. Akzente entstehen in kurzen Sätzen, wechseln Zeit und Ort, einmal 1992, das Fluchtdatum, dann wieder 2018 in der Gegenwart.

Sasa Stanisic ist ein Wortakrobat und ein Trapezkünstler der Sprache. Voller Lebensfreude, z.T. auch melancholisch, dann wieder amüsiert und hingerissen klingen seine Worte und er landet bei Eichendorf, dem wehmütig- sehnsüchtigen Lyriker. Stasinic zuzuhören erzeugt Glücksgefühle, denn es gibt keine fortlaufende Handlung. Man lässt sich auf den Klang seiner Aussprache und seines Singsangs mit seinen momentanen Eingaben ein; er scheut sich nicht in Ansätzen Lieder zu singen.

Heidelberg ist die Station seiner Bildung und Ausbildung. Wie er diese Stadt beschreibt kommt einem vertonten Gemälde gleich.
Die Herkunft ist das Leitmotiv und sicher sind seine Erinnerungen tiefenscharf. Doch geht es auch um das Fremdsein, eine Identität des Wanderers zwischen dem Herkunftsland und dem jetzigen Wohnort Deutschland. Und Herkunft findet immer wieder auch seinen Platz bei der Großmutter. Er beschreibt sie als festen Hort in seiner Erinnerung bis hin zu Gegenwart: sie wird liebevoll und skurril skizziert, und man spürt eine stille Zärtlichkeit.

Nachdem ich zunächst ein wenig skeptisch war, mich auf die assoziative Melodie des Hörens einzulassen, geriet ich mehr und mehr in den Sog dieses lebendig pulsierenden Sprachgesangs. Zuletzt hat es mich vollkommen mitgerissen!

Man sollte das Buch in seiner wunderschönen Prosa lesen oder besser noch hören!

Sasa Stanisic
Herkunft
368 Seiten, gebunden
Audible Hörbuch
Der Hörverlag
ISBN-10: 3630874738
ISBN-13: 978-3630874739
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Charles J. Shields: Der Mann, der den perfekten Roman schrieb

Charles J. Shields: Der Mann, der den perfekten Roman schrieb

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„John Williams, der den Roman „Stoner“ schrieb, wurde erst lange nach seinem Tod berühmt und gilt heute als Ikone in der amerikanischen Literatur“. So lautet es auf dem Klappentext. Und in der Tat ist der Roman „Stoner“ ein unerhörtes Leseerlebnis.

Charles Shields hat sich auf Spurensuche begeben und eine wunderbare Biographie dieses Ausnahmetalentes geschrieben.

In vielen Details, mit klugen Gedanken arbeitet er heraus, wie sehr John Williams’ Leben dem seines Romanhelden „Stoner“ glich.

Aus einfachen Verhältnissen stammend arbeitete Williams sich in zahlreichen Nebenjobs hoch, so dass er schon in jungen Jahren einen kleinen Verlag leitete. Bis dahin arbeitete er als Regisseur kleinerer Theater, war Radiomoderator, kämpfte in Zweiten Weltkrieg in der amerikanischen Luftwaffe, war schon mit 24 Jahren zum zweiten Mal verheiratete und so fort. Er lebte in verschiedenen mittelwestlichen Staaten der USA und kam viel herum. Doch dann begann er ein Literaturstudium, und er begann zu schreiben.
In der vorliegenden Biographie beschwört Shields die literarischen und verlegerischen Größen der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Westen und Süden Amerikas herauf. John Williams geriet unweigerlich in diese Kreise und nahm bald einen festen Platz unter ihnen ein.

Die Vielzahl der Namen von Professoren, Schriftstellern, Verlegern u.a. sind für den Leser nicht immer leicht zu behalten. Charles Shields’ Arbeit ist detailreich, genau und gleicht fast einer literarisch wissenschaftlichen Arbeit. Unter den äußeren Daten spürt man sehr genau, wo „Stoner“ biographische Züge seines Erfinders trägt. Wie „Stoner“ kam Williams aus einfachen Verhältnissen. Ein gemeinsames Merkmal scheint auch die Einsamkeit zu sein, unter der beide litten, auch wenn John Williams äußerlich einen großen Bekannten- und Berufskreis hatte. Wie sein Protagonist ist Williams besessen von seiner schriftstellerischen Arbeit und hat wenig Zeit für sein Privatleben. Kein Wunder, dass er vier Ehen hinter sich hat!

Shields versäumt nicht, auf die landschaftlichen Schönheiten der Aufenthalte von John und seiner vierten Frau hinzuweisen. Denver, Key West, Missouri, Boston und wie die Orte alle heißen, an denen John Williams lebte und arbeitete. Sie werden äußerst malerisch beschrieben. Wildes, schönes Amerika!

In dem ausführlichen Lebenslauf von Williams gab es Höhen und Tiefen, es gab viel Alkohol, es gab Stimmungsschwankungen, aber es gab auch eine Vielzahl von Begegnungen mit anerkannten Größen des Literaturbetriebs, Freundschaften, Feindschaften, Rivalitäten und nicht zuletzt zahlreiche anerkannte Preise.

Während der Roman „Stoner“ in Amerika in Vergessenheit geriet, entdeckte ihn die französische Schriftstellerin Anna Gavalda 2007 für Europa neu. Der Roman begann mit der Übersetzung in fast alle Sprachen von Belang seinen Siegeszug um die Welt.

Am Ende scheint es, dass Williams gar nicht so unbekannt war, wie es der Klappentext vermuten lässt.
Er war Dozent, Professor, Literaturwissenschaftler und Schriftsteller aus Passion. Man liest das Buch voller Staunen über die Vielzahl an Ereignissen, die den Weg dieses Ausnahmeautors bestimmten.

Für Freunde der amerikanischen Literaturwissenschaft ist das Buch eine reiche Quelle, aus der man über die diversen Strömungen und Entwicklungen im Literaturbetrieb der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts etwas erfahren kann.

Meine Achtung gilt dem Autor Charles J. Shields für dieses umfassende Werk!

Charles J. Shields
Der Mann, der den perfekten Roman schrieb
384 Seiten, gebunden
dtv Verlagsgesellschaft, Oktober 2019
ISBN-10: 342328191X
ISBN-13: 978-3423281911
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