Antje Wagner: Hyde

Antje Wagner: Hyde

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Katrina hat sich immer wohlgefühlt in ihrem Zuhause im Wald, auch wenn sie hier mit ihrem Vater und ihrer Schwester Zoe sehr zurückgezogen gelebt hat. Es war in Ordnung, sie hat die Natur geliebt und viel gelernt. Doch diesen Ort, Hyde, gibt es nicht mehr. Es ist etwas passiert, an das Katrina sich nicht erinnern kann. Auch nicht, nachdem sie das Krankenhaus verlassen hat. Katrina hat ihren Vater und die Schwester verloren. Aber die Mutter, von der sie dachte, dass sie gestorben ist, lebt und will sich nun um die Katrina kümmern.

Das bisherige Leben Katrinas wird infrage gestellt. Was gewesen ist, wird nun anders bewertet. Aber Katrina will nicht wahrhaben, was ihr eingeredet wird. Sie deckt die Lügen auf und verlässt ihre Mutter. Sie sinnt auf Rache. Auf der Suche nach Arbeit, Katrina ist mittlerweile Tischlergesellin, entdeckt sie ein altes Haus. Dass ein Verwalter für „Haus Waldkauz“ gesucht wird, kommt ihr sehr gelegen. Doch zur Ruhe kommt Katrina hier nicht. Das Haus hat eine merkwürdige Geschichte und beunruhigt sie mit mysteriösen Vorkommnissen.

Das Buch beginnt relativ realistisch. Es spielt in der Gegenwart, während zwischendurch immer wieder ein Blick in die Vergangenheit geworfen wird. Ich dachte zunächst, es wird ein Krimi, in dem aufgedeckt wird, warum der Vater die Kinder im Wald aufgezogen hat. Abgeschottet, aber nicht weltfremd, sondern naturverbunden und gebildet. Liebevoll, aber auch mit strengen Regeln. Das stellt die Autorin sehr gut dar. Die Geheimnisse um die Familie werden zwar aufgedeckt, bleiben aber so stehen.

Mit „Haus Waldkauz“ kommen fantastische Elemente zum Tragen. Katrina hat ein Gespür für das alte Haus. Ihre Naturverbundenheit spielt hier mit hinein. Für sie ist das Haus mit seinem Holz lebendig. Es bedarf ihrer Pflege. Ich kann das soweit gut nachvollziehen. Doch zum Ende hin wird das Buch zu unrealistisch. Nicht einfach mysteriös, sondern wirklich befremdlich. Es ist, als würde Katrina, die mir bis dahin sehr sympathisch war, nun in eine andere Welt abrutschten. Ich denke, man kommt nur damit klar, wenn man das einfach so stehen lässt, ohne darüber nachzudenken. Vielleicht ist es auch so, dass die Geschichte hier in einen Traum übergeht.

Rezension von Heike Rau

Antje Wagner
Hyde
408 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407754353
ISBN-13: 978-3407754356
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Claudia Piñeiro: Der Privatsekretär

Claudia Piñeiro: Der Privatsekretär

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Román Sabaté kann es nicht glauben, als er nach einer Bewerbung als Mitarbeiter in der neu gegründeten Partei Pragma angenommen wird. Sein Freund Sebastián hatte ihn überredet, sich mit ihm zusammen vorzustellen.
Román wird genommen, Sebastián nicht. Dabei wäre er der Bessere für den Job gewesen, soviel steht fest.

Fernando Rovira, ursprünglich erfolgreicher Bauunternehmer in Buenos Aires, hat die Bürgerbewegung gegründet. Er hat Charisma und versteht es, seine Anhänger mit seinen Ideen zu begeistern. Sein Ziel ist es, nach der geplanten Teilung der Provinz Buenos Aires, Gouverneur zu werden.

Román wir zum persönlichen Assistenten von Fernando Rovira. Er kommt ihm näher als jeder andere Mensch. Nachvollziehen kann er das nicht. Er wird als sensibler und zweifelnder Mensch dargestellt. Zumindest macht sein Erfolg es ihm möglich, auch Sebastián in die Partei zu holen, der kaum mit der anfänglichen Ablehnung fertig wird, und nun gespannt darauf ist, hinter die Kulissen zu blicken.

Die jungen Männer erhalten ihre Freundschaft, auch wenn sie sich nur noch selten begegnen und ihre Meinungen unterschiedlich dargestellt werden. Bald sehen sie, dass sie in einem Netz aus Lügen und Manipulationen gefangen sind. Es scheint kein Entrinnen zu geben, aber einen unterschiedlichen Umgang damit. Valentina Sureda, eine junge Journalistin, betrachtet das Bild von außen im Zuge ihrer Recherchen zu einem Buch. Sie arbeitet deshalb eng mit Román Sabaté zusammen. Ihr Vertrauen wird er bald in einer brisanten persönlichen Angelegenheit brauchen.

Um Politik und persönliche Verstrickungen geht es im Buch. Fernando Rovira hat mit Pragma einiges vor. Er strebt nach Macht, muss dabei aber einem Fluch aus dem Weg gehen, der schon andere Politiker zu Fall gebracht hat. Die Autorin zeigt, welche Ideen Machtstreben hervorbringen kann. Macht um jeden Preis. Mitarbeiter haben sich unterzuordnen und ihre eigene Meinung zurückzustellen. Diese Zwänge werden nachvollziehbar geschildert. Doch Román Sabaté ist ein Mann, bei dem Unterordnung seine Grenzen hat. Er möchte auch noch ein eigenes Leben führen, das nicht von der Arbeit bestimmt wird. Es ist spannend, seinem Weg zu folgen.

Rezension von Heike Rau

Claudia Piñeiro
Der Privatsekretär
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
320 Seiten, gebunden
Unionsverlag
ISBN-10: 3293005349
ISBN-13: 978-3293005341
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Elizabeth Jane Howard: Die Jahre der Leichtigkeit

Elizabeth Jane Howard: Die Jahre der Leichtigkeit

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Die Familiengeschichte der Cazalets spielt im Jahr 1937 in England.

Die zahlreichen Familienmitglieder freuen sich auf die Sommermonate am Meer auf dem Familiensitz der Cazalets in Sussex.

Der älteste Sohn der Familie Hugh hat noch den ersten Weltkrieg mit eigenen Verletzungen in traumatischer Erinnerung.
Er liebt seine Frau, die gerade ihr drittes Kind erwartet.

Edward hat eine Frau und zwei Kinder und daneben noch eine Geliebte.

Rupert, dessen erste Frau bei der Geburt von Neville 1930 gestorben ist, muss seine kapriziöse zweite Frau Zoé bei Laune halten.

Rachel, die einzige Schwester der drei Brüder, ist unverheiratet und liebt eine Frau.

Die vier Geschwister mit ihren alten Eltern bieten die Grundlage für die ausufernde Familiengeschichte.

Bei diesem Aufgebot an Geschwistern, Schwägerinnen, Kindern, Nichten, Neffen und Cousinen geht es lebhaft zu, wie man sich leicht vorstellen kann. Über allem thront die Mutter/Großmutter Kitty Barlow, genannt Duchy, und ihr Mann William Cazalet.

Bis man alle Namen behalten kann und die verzweigten Familienverbindungen versteht, vergeht einige Zeit. Doch dann entfaltet sich ein lebhaftes Miteinander. Die Sitten und Gewohnheiten einer gut betuchten Mittelschichtfamilie mit ihrem ausreichenden Personal an Haushälterinnen, Dienstboten und Kindermädchen komplettiert den Eindruck der feinen englischen Gesellschaft. Man denkt unwillkürlich an Downton Abbey, auch wenn diese Geschichte etwas früher spielt, und die adelige Familie den Ton angibt.

Hier zeichnet sich am Horizont schon der nächste große Krieg ab und überschattet die Freude der Erwachsenen.

Der Roman ist ein Schmöker der guten Art. Rede und Gegenrede, Kindergeschwätz und kleine Zankereien, dazu die Beobachtung der verschiedenen Erwachsenencharaktere und ihrer Beziehungen untereinander bieten reichlich Unterhaltungsstoff. Da gibt es geheime Ehetragödien und kleine Untreuen; die Kinder befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen und machen untereinander und im Geschwisterkreis gelegentlich Zoff. Man fühlt sich ganz einbezogen in die Vorgänge, denkt und fühlt mit und kann sich von der Lektüre nur schwer lösen. Poetische Situationsbeschreibungen und die Schönheit der englischen Landschaft bieten ausreichend Stoff, um sich aufs Schönste zu unterhalten.

Dass der dritte Weltkrieg droht bringt in die Geschichte einen ernsten Ton.

Alles in allem die Erzählung breit angelegt, was gelegentlich zu Ermüdung führt.

Wenn man sich gut unterhalten will, sollte man sich den Roman aber keinesfalls entgehen lassen.

Elizabeth Jane Howard ist eine erfolgreiche englische Schriftstellerin. Sie ist 2014 mit 90 Jahren in Suffolk verstorben.

Elizabeth Jane Howard
Die Jahre der Leichtigkeit
560 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, Juli 2018
ISBN-10: 3423146826
ISBN-13: 978-3423146821
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Frank Uhlmann: Die Akte Jacobi

Frank Uhlmann: Die Akte Jacobi

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Auf einer Demo von Bürgerrechtlern kommt es zu Ausschreitungen. Die Polizei, so hat es den Anschein, geht grundlos aggressiv gegen die Demonstranten vor. Ein Aktivist wird getötet. Polizeireporter Norman Jacobi ist vor Ort. Er ist Zeuge der Ausschreitungen und bekommt, obwohl er sich unbeteiligt zeigt, einiges ab. Auch ein ihm zugespieltes Video zeugt vom aggressiven Vorgehen der Polizei. Doch Kommissar Bruno Demandt spielt das Offensichtliche herunter. Er hat eine andere Meinung zu den Vorfällen.

Von der Polizei wird eine seltsame Strategie gefahren, die auf Lügen basiert, wie Jacobi schnell herausfindet. So wendet er sich auch einem der Bürgerrechtler zu, der tatsächlich glaubwürdige Aussagen machen kann. Nun ist Jacobi aber keiner, der vorbehaltlos glaubt, was ihm aufgetischt wird, egal von welcher Seite es kommt.

Auch Jacobis Freundin, die Historikerin Katharina Beck, beginnt mit Nachforschungen. Sie geht anders an die Sache heran. Sie findet eine Verbindung zu anderen nicht komplett aufgeklärten Fällen, in die beide verstrickt waren. Doch auch sie bemerkt die Manipulationsversuche. Sie möchte nicht jedem ausgeworfenem Köder nachjagen und wieder die falschen Schlüsse ziehen.

Der Fall ist spannend, aber etwas schwerfällig konstruiert und nicht so leicht nachzuvollziehen. Norman Jacobi wird diesmal seltsam verletzlich und blind für die Wahrheit dargestellt. Er verrennt sich und begibt sich ohne Not in lebensbedrohliche Situationen, was sehr befremdlich wirkt.
Katharina Beck ist gut im Recherchieren. Sie schafft es, leicht übersehbare Details ausfindig zu machen. Aber auch sie ist diesmal nicht in Form. Sie zeigt sich widersprüchlich. Angst ist ihr ständiger Begleiter. Allerdings wagt sie sich dann doch überraschend weit vor.

Das Buch ist gut zu lesen, weil es viele spannende Szenen gibt. Aber das Verständnis für das Buch, die Handlung und die Personen baut sich nicht auf. Die Verbindung zu den vorangegangen Fällen und dieser ominösen Person im Hintergrund bleibt vage. Dabei hätte das der rote Faden sein können, den ich vermisse.

Rezension von Heike Rau

Frank Uhlmann
Die Akte Jacobi
3. Fall mit Norman Jacobi und Katharina Beck
400 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423217359
ISBN-13: 978-3423217354
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Carol Rifka Brunt: Sag den Wölfen, ich bin zu Hause

Carol Rifka Brunt: Sag den Wölfen, ich bin zu Hause

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Eine geheimnisvolle Freundschaft!

Onkel Finn ist tot! Was steckt hinter seinem Tod für ein Geheimnis?

Wir schreiben das Jahr 1987 und June, die mit ihrer älteren Schwester und den Eltern in der Nähe von New York lebt, kann es nicht fassen, dass ihr geliebter Onkel tot ist. Lange wurde ein Geheimnis um ihn und eine seltsame Krankheit gemacht. Dann kracht die Wahrheit auf June ein: Onkel Finn ist an Aids gestorben. Diese Krankheit machte in den achtziger Jahren die Welt unsicher, denn sie galt als anrüchig. Traf sie doch vor allem Homosexuelle und endete meistens tödlich.

June hatte eine ganz besondere Beziehung zu dem Bruder ihrer Mutter. Er war ihr Patenonkel und beide verstanden sich auch ohne viele Worte.

Greta, Junes ältere Schwester, scheint ihre kleine Schwester June zu hassen. Sie ist häufig gemein zu ihr und verfolgt sie mit ihren Beobachtungen und bösen Kommentaren.

Greta ist hübsch und tritt in der Schule bei Theateraufführungen in Erscheinung.

Junes Mutter lehnt ihren Bruder Finn ab, obwohl er ein angesehener Künstler ist. Dass es da noch einen Freund gibt, zu dem er eine „besondere“ Beziehung pflegt, macht die ganze Geschichte geheimnisvoll und undurchsichtig. Allen Konfusionen zum Trotz malt Onkel Finn ein wunderschönes Bild von den beiden Schwestern, das den ungewöhnlichen Titel trägt:“ Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“, und das nach Finns Tod in einem Banksafe verschwindet.

Rifka Brunt malt mit einem Übermaß an Fantasie und geheimnisvollen Windungen das Porträt einer Familie. Sie beschreibt ihre Vorlieben, ihre Verirrungen und das hohe Potenzial an Liebe, Hass, Eifersucht und verschwiegenen Wegen, auf denen sich die einzelnen Familienmitglieder begegnen, wieder trennen und zuweilen in Abgründe schauen. Sie zeigt mit sensiblen Einschüben, zu welchen Taten Menschen fähig sind, was sie verbindet, und wie der Familienverbund durch Missverstehen auseinander zu brechen droht. June spielt mehr oder weniger die Hauptrolle, denn sie versucht durch geheime Aktionen den Familiengeheimnissen auf die Spur zu kommen.

Es ist ein beeindruckendes Debüt der jungen Autorin, die mit diesem Buch die Welt eroberte. Sensibel, feinfühlig, poetisch artikulierend zeigt sie uns Menschen, die an sich zweifeln, mit wachen Augen ins Leben schauen, teils neugierig und teils verbittert wie z. B. Junes Mutter. Das Ende bringt überraschende Einsichten. Man kann sich bis zuletzt von der Lektüre nicht trennen und fühlt sich angezogen von den unterschiedlichen Charakteren. Zeigen sie uns doch, dass in einem jeden ein guter Kern schlummert, der aber durch einen Mangel an Vertrauen und vermeintlichem Fehlverhalten zu Irrtümern im Umgang mit einander führen kann. Dank der guten June, die sich nicht anziehend fühlt aber durchaus liebenswert ist, nimmt alles ein gutes Ende!

Der Text liefert dem Leser ungemein unterhaltsame, lesenswerte und anregende Merkmale eines wirklich guten Familienromans. Hier bedeutet Lesen Glück!

Carol Rifka Brunt wurde bereits für ihren ersten Roman mit vielen Preise ausgezeichnet.

Carol Rifka Brunt
Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
448 Seiten, gebunden
Eisele Verlag, Februar 2018
ISBN-10: 396161007X
ISBN-13: 978-3961610075
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Frank Goldammer: Vergessene Seelen

Frank Goldammer: Vergessene Seelen

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Drei Jahre liegt das Ende des 2. Weltkrieges zurück. Es ist ein unerträglich heißer Sommer. Der Wiederaufbau in Dresden geht nur schleppend voran. Die Menschen haben es schwer.
Als auf einer Baustelle ein toter Junge gefunden wird, ist Kriminaloberkommissar Max Heller mit seinem Assistenten Werner Oldenbusch zur Stelle. Möglicherweise ist der Junge vom Kran gestürzt, aber entsprechende Verletzungen fehlen. Dafür entdeckt Heller blaue Flecken, die auf schwere Misshandlungen hindeuten. Es könnte sich also im vorliegenden Fall um Selbstmord, aber auch um Mord handeln.
Heller findet schnell heraus, wer der Junge ist. Die Beschreibung passt auf Albert Utmann. In der Schule war er nicht gewesen.
Die Familie scheint der Tod Alberts kaum zu berühren. Mitschüler und Lehrer wissen angeblich nichts.
Heller ermittelt, dass der Junge zu einer Bande gehörte, die irgendwelche geheimnisvollen Geschäfte tätigte. Doch wer der Drahtzieher ist, bleibt unklar.

Heller sieht sich mit einem sehr komplizierten Fall konfrontiert. Seine Befragungen laufen ins Leere, obwohl er sehr akribisch vorgeht. Der Oberkommissar macht den Eindruck, sich zu verrennen. Er geht hart mit sich selbst um und setzt sich unbedacht gefahrvollen Situationen aus. Heller wirkt verzweifelt. Die derzeitigen Ermittlungsarbeiten setzen ihm emotional zu und reißen alte Wunden auf. Was dahintersteckt wird erst am Ende nachvollziehbarer dargestellt. Auch mit privaten Problemen hat Heller sich herumzuschlagen. Sohn Klaus geht politische Wege, die er nicht gutheißen kann. Im Rahmen seiner Arbeit versucht er sogar, die Ermittlungen seines Vaters zu unterbinden, was dieser nicht verstehen und auch nicht hinnehmen will.
Der flüssig zu lesende Krimi wird nicht nur mit Privatem aus Hellers Leben aufgewertet. Die schweren Nachkriegsjahre bildet die Kulisse. Die Handlung ist sehr spannend.

Rezension von Heike Rau

Frank Goldammer
Vergessene Seelen
Kriminalroman
384 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 342326201X
ISBN-13: 978-3423262019
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Riley Sager: Final Girls

Riley Sager: Final Girls

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Quincy Carpenter hat als Einzige überlebt. Alle anderen, die mit ihr in der Hütte in diesem finsteren Wald den Geburtstag einer Freundin gefeiert haben, hat der Mörder erwischt. Lisa Milner und Samantha Boyd haben ähnliches erlebt. Final Girls werden diese Überlebenden genannt. Quincy kann sich an nichts erinnern. Sie kann den Hergang der blutigen Taten nicht schildern. Vielleicht schafft sie es deshalb, trotz der schrecklichen Erlebnisse ein halbwegs normales Leben zu führen.

10 Jahre sind vergangen. Quincy lebt in New York. Sie bewohnt mit ihrem Freund Jeff eine großzügige Wohnung, bezahlt vom Schmerzensgeld. Ab und an hat sie noch Kontakt zu Coop. Er ist der Polizist, der nach dem Vorfall in Pine Cottage zuerst vor Ort war und Quincy gerettet hat. Er ist es auch, der sie darüber informiert, dass eine der Final Girls tot ist. Quincy kennt sie nicht näher, hat aber einmal mit ihr telefoniert.

Es ist vorbei mit der Ruhe, denn die Presse stürzt sich auch wieder auf Quincy. Alles hängt an ihr, denn sie trägt Erinnerungen in sich, die der Schlüssel zu den jetzigen Vorkommnissen sein könnten.

Das Buch ist über alle Maßen spannend! Der Autor geht so richtig in die Tiefe, was die psychologischen Abgründe der Hauptfiguren betrifft. Er gewährt einen Blick hinter die Fassade der scheinbaren Normalität. Und er arbeitet mit Rückblicken. Diese werden von außen betrachtet, während die Vorkommnisse in der Gegenwart aus der Perspektive Quincys erzählt werden. Die echte Realität und die angenommene Realität, die aus den Erinnerungslücken herrühren, vermischen sich also nach und nach, bis die Wahrheit für Quincy und auch für den Leser greifbar wird.

Der Autor hat eine sehr fesselnde Art zu schreiben. Er unterhält nicht nur, er beschäftigt den Leser. Es ist klar, dass jemand die Fäden zieht und manipuliert. Ich habe die falschen Schlüsse gezogen und war vom überaus dramatischen und nervenaufreibenden Ende dann sehr überrascht.

Rezension von Heike Rau

Riley Sager
Final Girls
Thriller
Deutsch von Christine Blum
416 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423217308
ISBN-13: 978-3423217309
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Heike Knauber: Najaden – Das Siegel des Meeres

Heike Knauber: Najaden – Das Siegel des Meeres

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Dass Meliaé noch lebt, hat sie dem Heeresfürsten Abu Sayaf zu verdanken. Er hat ihre Hinrichtung verhindert, während ihre Mutter durch eine Lanze im Rücken beim Verhör zum Schweigen gebracht worden ist. Es war ein Fehler, um das Leben ihres Gemahls und ihres Sohns, die ebenfalls Gefangene sind, zu bitten. Amir Khayam, der den Tod befohlen hat, wahrt mit Mühe das Gesicht.

Der Heeresfürst lässt Meliaé auf sein Schiff bringen, damit sie außerhalb der Reichweite seines Bruders ist. Dennoch wird sie wie eine Gefangene behandelt, denn sie könnte etwas über die Gilde ihres Vaters wissen. Meliaé hat von dem geheimnisvollen Siegel, das den Untergang des Reichs verhindern könnte, gehört. Doch auch für sie ist es ein Mysterium. Noch weiß sie nichts über ihre wahre Herkunft, ihre Wandlungsfähigkeit und ihre magischen Kräfte.

Mit einem Rauschmittel soll sie zum Plaudern gebracht werden, denn die Wahrheit muss in ihr verborgen sein. Doch Meliaé zeigt sich selbstbewusst und kampfeslustig. Das ist der Zweitgeborene des Sultans von Frauen nicht gewöhnt.

Das Buch ist eine echte Überraschung! Schon nach wenigen Seiten hat es mich in den Bann gezogen. Eine spannende Handlung rollt wie eine Lawine heran und man taucht ein in eine fremdartige Geschichte, die auf Sagen der orientalischen Mythologie beruht.

Die Handlung ist aus vielen Fäden gewebt, sehr komplex und wird von mehreren Seiten beleuchtet. Die Autorin schreibt sehr bildhaft, sodass alles sehr gut vorstellbar wird, wenn man sich auf diese Art Fantasy einlassen möchte.

Aber es wird nicht nur schön gezeichnet. Es gibt viele äußerst dramatische Szenen, die ich lieber nicht in so deutlicher Form geschildert bekommen hätte. Andererseits werden drastische Situationen zwischen der sich entwickelnden Liebe zwischen Meliaé und Abu Sayaf aufgefangen, die sehr gefühlvoll geschildert wird.

Immer wieder gibt es Überraschungen und spannende Wendungen. Auch das Ende gefällt mir gut!

Rezension von Heike Rau

Heike Knauber
Najaden – Das Siegel des Meeres
608 Seiten, Klappenbroschur
Blanvalet Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3734161436
ISBN-13: 978-3734161438
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Linn Ullmann: Die Unruhigen

Linn Ullmann: Die Unruhigen

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Als Kind eines berühmten schwedischen Regisseurs und einer ebenso bekannten Schauspielerin hat man es nicht leicht im Leben! Davon vermittelt dieses Buch einen Eindruck.

Linn Ullmann ist die Tochter aus der Verbindung von Ingmar Bergmann mit der Schauspielerin Liv Ullmann. Die Tochter der beiden avancierte zu einer anerkannten schwedischen Schriftstellerin. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben, das sie eigentlich mit ihrem Vater zusammen schreiben wollte.

Die Liebe zwischen ihren Eltern war groß, sie überdauerte aber nicht lange.

Auf der Insel Hammars hatte Bergmann ein Haus gebaut, in das er mit der viel jüngeren Geliebten und Tochter einzog. Hammars bleibt der Bezugsort, für das man den Begriff „Zuhause“ für Linn Ullmann anwenden darf.

Man meint aus der Erzählung die Bäume, das Meer und die Natur zu riechen und bekommt eine Vorstellung von den heißen Sommern, die zum geselligen Beisammensein animierten.

Der erste Teil des Buches gilt den Erinnerungen an ihre Mutter; im zweiten Teil widmet Linn Ullmann sich dem Vater.

In einer langen Reihe von Erinnerungen, die von Zeit und Orten springend eine Episode an die andere reiht, bekommt man eine Bild von ihrem Leben, von dem der Eltern und von ihren Freunden.

Linn U. spricht von dem „Mädchen“, wenn sie sich ihren Erinnerungen überlässt.

In freien Assoziationen blendet sie die Vergangenheit ein; da ist das Haus, die große Familie mit Kindern aus noch anderen Verbindungen ihres Vaters, und die kurzen Zusammentreffen mit ihm. Er war ein skurriler Mensch mit Ängsten und strengen Gewohnheiten. Auch war er wie ein Getriebener, der nicht zur Ruhe kam.

Beide Eltern waren wahrhaftig unruhig!

Das Mädchen ist in der Kindheit sehr viel sich selber überlassen.

Mit der Mutter zog sie, als sie klein war, von einem Ort zum anderen. Von Amerika wird berichtet, dass das Mädchen auch dort alleine mit mehreren Kindermädchen aufwuchs, weil die Mutter immer wieder an anderen Orten im Theater oder Filmen auftrat. Die starken Gefühle der Einsamkeit und der Sehnsucht nach der Mutter sind nachfühlbar.

Das Mädchen musste sich im Leben ganz den steten Regeln der elterlichen Zeiteinteilung fügen. Wurde sie geliebt?

Auf einem Tonbandgerät hört die Autorin Gesprächsaufzeichnungen ab, die allerdings schwer zu enträtseln sind. In kurzen Sitzungen kommen kleine Gespräche zum Vorschein. Sie sind nur Hinweise und Einsprengsel in das Geschehen, denn alles in Allem sind es Linns Erinnerungen, die den Verlauf der Erzählung bestimmen.

Sie wählt eine assoziative Form der Erinnerung, mit der man mithalten muss.

Ihre Kindheit und Jugend vergehen mit ständiger Unruhe, bis sie selber Mutter und Ehefrau wird. Ob dieses Leben eine gute Basis für das eigene Leben sein konnte?

Man darf es nur erahnen.

Ich fand die Erzählweise etwas schwerfällig.

Linn Ullmann erhielt für ihre Romane zahlreiche Literatur-und Kritikerpreise und stand mehrfach auf internationalen Bestsellerlisten.

Linn Ullmann
Die Unruhigen
416 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, Juni 2018
ISBN-10: 3630874215
ISBN-13: 978-3630874210
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René Freund: Ans Meer

René Freund: Ans Meer

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Anton fährt einen alten Linienbus in einem ländlichen Gebiet. Er bringt die Kinder zur Schule und nimmt die wenigen Leute mit, die auch in die Stadt wollen. Das tut er Tag für Tag …

In letzter Zeit muss Anton immer öfter an seine Nachbarin Doris denken. Er ist in sie verliebt. Ob sie an der Liebe festhält, weiß er nicht so genau. Letze Nacht war dieser Mann auf ihrem Balkon. Anton hat ihn husten hören.

Als er am nächsten Morgen die Tour beginnt, will auch Carla mitfahren. Die krebskranke Frau will nicht in die Stadt. Sie möchte nach Italien und ein letztes Mal das Meer sehen. Den Ort, an dem sie aufgewachsen ist. Aber kann Anton seinen Mut zusammennehmen, einfach seine Route verlassen und mit Carla und den Kindern, die eigentlich zur Schule müssen, ans Meer fahren? Eigentlich nicht, aber Doris mag mutige Männer.

Carlas Tochter Annika, deren Freundin Helene und Eva sind dafür. Nur Ferdinand, Helenes älterer Bruder, hat Bedenken. Allein kann er seine kleine Schwester aber auch nicht lassen. Ein blinder Passagier ist auch noch mit an Bord.

Nie hat Anton etwa gewagt und nun bricht er aus dem gewohnten Alltag aus. Tatsächlich muss der immer etwas unbeholfen wirkende Mann allen Mut zusammennehmen. Auch darf er die Folgen seiner mutigen Tat nicht bedenken. Denn das die Fahrt ans Meer Konsequenzen haben wird, ist ihm klar.

Der Autor analysiert die Vorkommnisse nicht haarscharf, sondern vermittelt den Eindruck, als habe er die Handlung einfach so laufen und sich entwickeln lassen. Aber genau das ist es, was dem Buch Tiefgang verleiht. Denn der Blick fällt auf Details im Antons Denken und auf das Zwischenmenschliche in der Gruppe.

Gedanken, Träume, Empfindungen, Sorgen, Ängste und Hoffnungen der handelnden Figuren sind in ihrer Alltäglichkeit gut nachempfunden, und viel ausdrucksstärker ohne eine Wertung von außen. Vieles steht zwischen den Zeilen. So bleibt Raum für eigene Gedanken und Interpretationen.

Mir gefällt dieses Buch ausgesprochen gut. Es geht zu Herzen, ohne kitschig zu sein, auch wenn die Geschichte schon ein bisschen märchenhaft ist.

Rezension von Heike Rau

René Freund
Ans Meer
144 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552063633
ISBN-13: 978-3552063631
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