Louise De Vilmorin: Der Brief im Taxi

Louise De Vilmorin: Der Brief im Taxi

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Liebeswirren im edlen Bürgertum.

In diesem kurzen Roman, der fast einer Novelle gleicht, beginnt eine unbekannte Icherzählerin unvermittelt mit der geselligen Geschichte einer gehobenen Bürgerschicht.

Sie berichtet von einem Mann, den sie liebte, der ihr aber eine andere vorzog. Gustave ist ein heiterer Mann, der von einem leichten Leben auf den Meeren der Welt träumt. Dazu muss er zuerst einmal reich werden. Er liebt Cécilie, eine gute Freundin der Erzählerin. Diese ist unkonventionell, verspielt, locker und schöner als ihre erzählende Freundin und heiratet den Galan.

Zunächst sieht alles nach einem glücklichen Leben aus; doch Gustave wandelt sich mit dem beruflichen Erfolg zu einem geldgierigen, langweiligen Banker. Sein Umgang ist entsprechend, und Cécilie vermag sich nicht so recht in den konventionellen Umgang mit den anderen angesehenen Bürgern einzureihen.

Eines Tages begleitet Cécilie die langweilige Freundin ihres Bruders Alexandre zum Zug. Auf dem Weg im Taxi verliert sie einen frankierten Brief, den sie zur Post geben wollte. Nun beginnt das eigentliche Abenteuer! Was stand in dem Brief, und an wen war er adressiert?

In wunderschönen Worten beschreibt Louise De Vilmorin die Personen ihrer Handlung.

Sie alle sind unterschiedliche Charaktere mit eigenem Gewicht. Vermutungen tauchen auf wie diese: könnte der Brief zu einer Erpressung führen? Beinhaltet er den Hinweis auf eine versteckte Liebesgeschichte von Cécilie?

Man wird neugierig, und die Spannung steigt!

Es geht in der Erzählung um das französische Bürgertum, um Adel, Gesellschaft, Gewohnheiten und das Lebensgefühl zu Beginn des 20.Jahrhunderts. Die Geschichte kreist voller Charme und gepflegter Unterhaltung um Menschen, die lieben und sich im geselligen Treiben verlustieren. Der vergessene Brief im Taxi ist das Medium, um das sich eine Geschichte rankt, die jenes edle Bürgertum mit allen seinen guten und maroden Seiten aufzeigt, wie wir sie aus der Historie kennen. Es gibt die Angepassten, die Angeber, Intrigen aller Art und die unkonventionellen Individuen, die das Salz in der Suppe bilden. Die Geschichte im Brief bietet überraschende Eindrücke und Auflösungen, mit denen man nicht gerechnet hat.

Der Leser fühlt sich gut unterhalten. Er goutiert die gepflegten Umgangsformen und das malerische und bestrickende Ambiente.

Das Büchlein ist eine kleine Rarität, das sich in Aufmachung und Geschmack hervorragend als Geschenk eignet. Beim literarisch gebildeten Leser kann man damit nichts falsch machen.

Dem Dörlemann Verlag verdanken wir immer neue Wiederentdeckungen aus dem Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Louise De Vilmorin lebte von 1902 -1969. Sie war mit de Saint-Exupérie verlobt und langjährige Lebensgefährtin von André Malraux. Ihr verdanken wir so manches literarische Kleinod wie dieses hier.

Louise De Vilmorin
Der Brief im Taxi
208 Seiten, gebunden
Dörlemann, August 2016
ISBN-10: 3038200336
ISBN-13: 978-3038200338
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Antonia Hodgson: Der Galgenvogel

Antonia Hodgson: Der Galgenvogel

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Diesen Roman als Kriminalroman zu bezeichnen, wäre nicht das richtige Wort. Er ist eher ein Ganovenroman. Denn im Mittelpunkt steht Tom Hawkins, ein Mann, der in den Tag hineinlebt, nichts Richtiges mit sich anzufangen weiß und das Geld seiner Freundin verprasst. Denn Kitty hat eine große Erbschaft gemacht und ist Inhaberin einer kleinen, verruchten Buchhandlung, die unterm Ladentisch pornographische Bücher vertreibt und regelmäßig von den Sittenwächtern kontrolliert wird.

Es wird das Jahr 1728 geschrieben im London des Lebemanns und Spielers Tom Hawkins. Der Dreck und Gestank in den Gassen, die Straßenräuber und Beutelschneider, sowie der Umgang der Menschen untereinander erinnern an die Szenerie in den Romanen von Charles Dickens und Daniel Defoe. Die Autorin hat ihren Roman in zwei Stränge strukturiert. In der Gegenwart wird von einem Erzähler der Weg Tom Hawkins zu dessen Hinrichtung in Tyburn geschildert. Dieser Strang ist für den Leser zusätzlich durch Kursivschrift abgegrenzt. Der zweite, und bei weitem längere, Strang wird vom Protagonisten selbst erzählt und ist eine Rückblende. Er geht der Frage nach, wie es dazu kommen konnte. Damit ist ein gehöriges Stück Spannung geschaffen, die vom ersten bis zum letzten Kapitel reicht. Wie auch bei dem französischen Ganoven Cyrano de Bergerac taucht der Leser in eine Welt ein, die voller Schmutz, Gestank, Vulgärsprache und Verbrechen zu sein scheint. Dabei ist an den Verhaltensweisen der einzelnen Figuren immer wieder erkennbar, dass sie auch liebevoll miteinander umgehen können und ihre Grobheit lediglich nach außen zur Schau getragen wird. Das ist die Strategie zum Überleben, zum Existieren in der Gesellschaft.

Die Figur des Protagonisten Tom Hawkins wurde bereits im ersten Roman „Das Teufelsloch“ der Autorin entwickelt. Dadurch kann Hawkins in diesem Roman bereits auf Erfahrungen zurückgreifen. Das vorhergehende Buch zu lesen, ist aber nicht zwingend notwendig für das Verständnis. Sein Weg zum Galgen wird von einem Mord verursacht. Die Aufklärung dieses Mordes strebt der Protagonist selbst an. Damit wird der Roman schließlich doch ein Ermittlungsroman. Der Leser wird im Verlauf ständig auf neue Verdächtige geführt, auf neue Fährten gelenkt. Hodgson schafft ein fantastisches Verwirrspiel mit detailtreuer Milieustudie. Über die Handlung hinaus klärt die Autorin in einem kurzen Abriss am Ende des Buches über die historischen Hintergründe auf. Eine nette Beigabe, welche gelegentlich zu einem „Aha“ führen kann.

Dieser Roman ist ein empfehlenswerter Weihnachtsschinken,. So, wie ich an den Festtagen sehr gerne historische Filme sehe, lese ich auch gerne solche Romane. Deshalb hatte mir „Der Galgenvogel“ auch schon wenige Wochen vor Weihnachten ein Gefühl von Weihnachten vermittelt.

Hodgson, Antonia
Der Galgenvogel
Droemer Knaur Verlag, München
ISBN 9783426653463

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Miriam Stein: Das Fürchten verlernen

Miriam Stein: Das Fürchten verlernen

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Miriam Stein hat mit dem vorliegenden Buch ihre Biographie geschrieben.

Sie wuchs als adoptiertes Kind in einer deutschen Familie auf. Als Säugling war sie in Korea an einer Straßenkreuzung aufgefunden worden.

Die Familie besteht aus Vater, Mutter und vier Kindern: zwei eigenen und zwei angenommenen. Die Kinder sind 14, 13, 9 und sechs Jahre alt. Als die Jüngste, Jessica, adoptiert wurde, ist die Familie komplett.  Letztere ist ein schwieriges und kaum zu bändigendes Kind. Seit ihrem Erscheinen wurde die Mutter von unerklärlichen Angstattacken geplagt. Diese führten zu einem vollständigen Stillstand ihres Lebens und betrafen die Familie mit.

Miriam Stein scheint ein sensibles und empfindsames Kind gewesen zu sein. Sie beobachtet dezidiert, was in der Familie passiert. Zuerst gehört dazu ihr andersartiges Aussehen. Die anderen sind blond und hellhäutig, sie ist eher dunkel mit schwarzem Haar und mandelförmigen Augen. Auf dem Titelbild ist sie eine hübsche junge Frau.

Wie lebt es sich in einer Familie, die langsam durch die Angsterkrankung der Mutter aus der Fugen gerät?

Man kann es sich durch die Schilderungen von Miriam Stein lebhaft vorstellen.

Kinderbesuch wird selten, und auch das übrige gesellige Leben der Familie erstirbt langsam. Der Vater bleibt immer länger auch über Nacht in Hamburg, wo er arbeitet. Miriam beginnt, sich zu einem renitenten Teenager zu entwickeln mit Hang zum Punk. Mit Anorexie und Bulimie zeigen sich bei ihr die Folgen der Angstkrankheit ihrer Mutter, die sie jahrelang miterlebt hat.

Bei aller Abnormität ihrer Krankheitssymptome werden die Konturen eines starken Charakters deutlich. Eine erstaunliche junge Frau beschreibt das Milieu der achtziger Jahre, den Mief und die Spießigkeit in ihrer Familie mit Haus, Auto und Karriere und einer von ihr erwarteten Konformität darüber, wie man zu leben oder zu arbeiten hat. Das alles wirft sie über Bord und startet ein eigenes Leben, das anderen Bahnen folgt.

Miriam Stein beginnt ihren außergewöhnlichen Lebensweg. Sie verlässt das Elternhaus und begibt sich über London und andere Großstädte nach Berlin. Dort kellnert sie und betreibt Fotografie und Film und versucht sich gar als Regisseurin.

Nach zahlreichen Umwegen und einem Leben der Boheme in Berlin Mitte begibt sie sich auf die Suche nach den Ursprüngen ihrer Herkunft und den  Behandlungsmöglichkeiten von Angststörungen.

Sie beschreitet einen abenteuerlichen Weg, kommt weit herum, befragt Therapeuten und Experten, um für sich selber einen Ausweg aus der auch für sie bemerkbaren Angst zu finden. Nach diversen Forschungserkundungen und eigenen Therapien beginnt sie, das Fürchten zu verlernen.

Der Reiz ihres Berichtes liegt in der Überschneidung von eigenem Erleben mit der Erforschung dessen, was Angst für Menschen ausmacht; welche Formen und Auswirkungen sie annehmen kann, und worin sich Angst und Furcht unterscheiden.

Miriam Stein zeigt mit ihrer Erzählweise eine Vielzahl von Forschungsergebnissen und Behandlungsmöglichkeiten auf. Ihre Schilderungen sind von reflektierter Genauigkeit. Im Kontext steht alles immer im Zusammenhang mit ihrer eigenen Biographie.

Die Autorin ist voller Lebensvitalität und Neugier. Auf diesem Wege ist ein spannender Lebensbericht entstanden. Das Leben der Autorin ist wie ein Roman. Sie fügt wissenschaftliche Erkenntnisse und eigene Erfahrungen in einen nachvollziehbaren Zusammenhang. Für interessierte Leser ist das Buch absolut lesenswert.

Miriam Stein wuchs in Osnabrück auf und lebt heute in Berlin.

Miriam Stein
Das Fürchten verlernen
270 Seiten, broschiert
Suhrkamp Verlag, Oktober 2016
ISBN-10: 3518467255
ISBN-13: 978-3518467251
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Jonathan Stroud: Lockwood & Co. – Band 4 – Das flammende Phantom

Jonathan Stroud: Lockwood & Co. – Band 4 – Das flammende Phantom

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Das letzte Buch endete auf spektakuläre Art und Weise. Lucy hatte Lockwood & Co. aus gutem Grund verlassen. Nun arbeitet sie freiberuflich mit anderen Agenturen zusammen. Der wispernde Schädel mit seinem unschlagbaren Sarkasmus ist noch bei ihr. Lucy ist erfolgreich mit dem, was sie tut, auch wenn Lockwood ihr fehlt. Doch eines Tages taucht er auf und schlägt Lucy einen zeitlich befristeten Auftrag vor. Ihre besonderen Fähigkeiten, mit den Geistern in Kontakt zu treten, sind gefragt. Lucy stimmt nach langem Überlegen zu und so arbeitet sie schließlich wieder mit Lockwood, George und Holly zusammen, ohne aber direkt wieder zum Team zu gehören. Im Zentrum steht das Flammende Phantom, das in einem kleinen Dorf sein Unwesen treibt, jeden in Angst und Schrecken versetzt und Rätsel aufgibt. Hier kommen die Geisterjäger allerdings noch ganz anderen Dingen auf die Spur, denn ein Forschungslabor von Penelope Fittes befindet sich ganz in der Nähe.

Auch dieser Band ist sehr spannend und unterhaltsam. Die lockere Schreibweise von Jonathan Stroud setzt sich fort. Als Leser begleitet man Lockwood & Co. zu aufregenden Einsätzen. Woher die Geistererscheinungen kommen, ist bisher ein Rätsel, doch kommt man am Ende des Buches einer gewagten Hypothese auf die Spur. Ich bin sehr gespannt, wie das weitergeht und ob ich mit meinen Überlegungen hier richtig liege.
Gut finde ich, dass es eine deutliche Weiterentwicklung der Charaktere gibt. Es ist den Mitgliedern von Lockwood & Co. möglich, Fehler einzugestehen und Missverständnisse auszuräumen. Respekt, Loyalität, Vertrauen und Freundschaft sind in der Zusammenarbeit unabdingbar und überlebenswichtig.
Auch der vierte Band der Reihe ist also sehr zu empfehlen für alle, die das Übersinnliche fasziniert. Die Geschichte wird tatsächlich immer besser und es gibt noch genug Rätsel zu lösen!

Rezension von Heike Rau

Jonathan Stroud
Lockwood & Co. – Band 4 – Das flammende Phantom
Aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung
512 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570159647
ISBN-13: 978-3570159644
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Rita Falk: Weißwurst-Connection

Rita Falk: Weißwurst-Connection

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Das neue Luxushotel ist nicht von allen Dorfbewohnern gern gesehen. Man muss sich aber damit arrangieren. Es hilft ja nichts! Dem Eberhofer beschert es jedenfalls einen neuen Fall. In einer Badewanne wird eine Leiche gefunden. Das muss natürlich so diskret wie möglich behandelt werden. Die Gäste dürfen nicht merken, dass ein Mörder umgeht. Es wäre katastrophal fürs Geschäft, wenn alle abreisen würden.

Also wird der Tote in einer absonderlichen Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Hotel geschafft. Eingeweiht wird erst mal nur der Birkenberger. Der Privatermittler wird Gast im Hotel und passt sich den esoterischen Gepflogenheiten wunderbar an. Der Eberhofer kommt allerdings nicht weit mit seiner Geheimniskrämerei. In einem Dorf macht schließlich alles schnell die Runde unter den Einheimischen.

Ich habe alle Folgen der Reihe gelesen. Jede hat mich gut unterhalten. Und auch „Weißwurst-Connection“ habe ich gerne gelesen. Der Stil ist wie immer. Dieselbe Situationskomik uns dieselben Sprüche. Auch die Familiensituation und die Dorfgemeinschaft haben sich nicht geändert. Da ich das aber alles nun schon in- und auswendig kenne, ist das Buch eben wie alle anderen Teile. Es gibt keine Entwicklung. Der Eberhofer wirkt, als habe er ordentlich nachgelassen. Der Fall selbst ist einigermaßen spannend, aber auch nicht wirklich ein Knaller.

Ich habe das Gefühl, das Ende des Buches ist diesmal darauf ausgelegt, dass es ein endgültiges Ende geben könnte. Es kommt wahrscheinlich darauf an, wie die Leser „Weißwurst-Connection“ aufnehmen.
Dabei würde ich gerne weitere Teile lesen. Allerdings muss dann endlich mal wieder ordentlich was passieren. Es muss vorwärts gehen! Ein wirklich spannender Fall muss her. Und der Eberhofer muss zu seiner alten Stärke zurückfinden auch mal wieder in die Luft schießen!

Rezension von Heike Rau

Rita Falk
Weißwurst-Connection
Ein Provinzkrimi
304 Seiten, Klappenbroschur
ISBN-10: 3423261277
ISBN-13: 978-3423261272
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Rosamund Lupton: Lautlose Nacht

Rosamund Lupton: Lautlose Nacht

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Yasmin, eine britische Physikerin, glaubt nicht, dass ihr Mann ums Leben gekommen ist. Matt hält sich in Alaska auf, um einen Dokumentarfilm zu drehen. Es hat einen tragischen Unglücksfall gegeben. Das Dorf, indem er zu der Zeit gelebt hat, ist abgebrannt. Man hat die Leichen der Dorfbewohner und einer weiteren Person gefunden. Das muss Matt sein, denn sein Handy und sein Ehering waren am Unglücksort. Yasmin glaubt allerdings, dass er unterwegs war, um zu filmen und nun auf Hilfe wartet. Aber die Polizei ist nicht bereit, zu suchen.
So macht Yasmin sich auf den Weg. Ihre zehnjährige Tochter Ruby nimmt sie mit sich. Es ist im Grunde unmöglich, an den abgelegenen Unglücksort zu kommen. Aber Yasmin ist eine selbstbewusste Frau und ihre taube Tochter eine gute Beobachterin. Beide wollen Matt nicht im Stich lassen. Die Reise wird zum Abenteuer und bald auch lebensgefährlich, denn jemand folgt Mutter und Tochter, der ihre Suche um jeden Preis beenden will.

Der Roman ist von der ersten bis zur letzen Seite äußerst spannend. Yasmin und ihre Tochter sind ein geniales Team. Beiden ist der Zusammenhalt ihrer Familie wichtig. Rosamund Lupton ist eine fantastische Erzählerin, die viel Wert auf Details legt. Als Leser weiß man also genau, was die beiden Hauptakteure bewegt und motiviert. So kommen die beiden dann auch einem unglaublichen Komplott auf die Spur. Die ganze Situation läuft aus dem Ruder. Es ist letztendlich nicht zu fassen, was hinter der ganzen Sache steckt.
Dazu kommt, dass die Atmosphäre in Alaska sehr gut beschrieben ist. Es gibt nichts außer Schnee, Eis, Dunkelheit und extreme Kälte.
Nicht zuletzt ist es auch eine Liebesgeschichte. Die Beziehung von Yasmin und Matt ist in der Krise. Aber es gibt einige Dinge, die Yasmin nun, wo sie selbst Alaska kennen lernt, anders sieht. Ihr Verständnis für die Arbeit ihres Mannes wird größer.
Das alles zusammen, so perfekt eingebunden in die Geschichte, macht den Roman zu einem Leseerlebnis, das man nicht so schnell vergisst.

Rezension von Heike Rau

Rosamund Lupton
Lautlose Nacht
Deutsch von Christine Blum
384 Seiten, Klappenbroschur
ISBN-10: 3423261218
ISBN-13: 978-3423261210
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Iny Lorentz: Das Mädchen aus Apulien

Iny Lorentz: Das Mädchen aus Apulien

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Pandolfina hat nun auch ihren Vater, den Grafen Guthier de Montcœur, verloren. Voller Trauer sitzt die vierzehnjährige am Sterbebett ihres Vaters und hält die Totenwache. Ihre Mutter, eine christliche Sarazenin, war bereits vor Jahren verstorben. Es braucht keine vierundzwanzig Stunden, da steht der Nachbar, Baron Silvio di Cudi, mit einem großen Trupp Söldnern vor dem Tor. Er behauptet, im Namen des Papstes, die Tochter des Grafen ehelichen und deren Erbe verwalten zu wollen. Doch seine Berufung auf den Papst ist nur vordergründig. Tatsächlich geht es ihm und um die Ländereien und somit um die Steuereinnahmen aus ihnen. Denn zur Grafschaft gehören gut zwanzig Dörfer. Außerdem ist die Burg des Grafen viel ansehnlicher als seine eigene, die an einen Wachturm erinnert.

Mit dieser Roman hat sich das erfolgreiche Schriftstellerduo einen weiteren Landstrich Europas und die damit verknüpfte Historie erschlossen. »Auf die Idee hat uns unsere Agenturlektorin und Mentorin mit ihrem starken Interesse an Friedrich II. von Staufen gebracht. Als wir dann mit ihr als Dolmetscherin Apulien und Campanien zur Recherche bereisten, ergab sich der Rest«, teilten mir Iny und Elmar Lorentz mit.

Zwar beginnt dieser Roman wieder mit einer weibliche Figur im Mittelpunkt, aber dies ändert sich im Laufe der Geschichte genauso wie sich Iny Lorentz auch den für dieses Genre gern gesehenen Mitteln der Kämpfe und Schlachten bedienen. Fesselnd sind die Kämpfe einzelner Ritter und Waffenknechte geschildert. Die Eroberung von Bogen mit großen und kleinen Tross liest sich spannend. Zwischen allen Kämpfen und Intrigen machen die Protagonisten eine angenehme Entwicklung durch. Sowohl Pandolfina als auch Leonhard sind am Ende des Romans andere Menschen als bei ihrer Einführung. Mit dem Wissen des Lesers mag man sich zwischenzeitlich über Leonhard ärgern, ahnt aber, dass er den Konflikten durchaus gewachsen sein wird.

Ein abenteuerlicher Schmöker, der bestens dazu geeignet ist, an langen Winterabenden in die vergangenen Zeiten abzutauchen und sich von hinreißenden Figuren in den Bann ziehen zu lassen. Mir gefällt diese Roman ausgesprochen gut und ich empfehle ihn sehr gerne.

Lorentz, Iny
Das Mädchen aus Apulien
Dromer Knaur Verlag, München
ISBN 9783426663820

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Reinhard Rohn: Morgen stirbst du

Reinhard Rohn: Morgen stirbst du

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Kommissarin Lena Larcher nimmt, weil sie ihren Mann und ihren Sohn verloren hat, an einer Selbsthilfegruppe teil. Hier begegnet sie einem Mann, der sie interessiert. Später dann wird er tot in einem Hotel aufgefunden. Es sieht nach Selbstmord aus. Die Gründe liegen auf der Hand. Der Journalist hat seine Frau und seinen Job verloren. Lena Larcher fällt natürlich auf, dass er in der Selbsthilfegruppe falsche Angaben über sich gemacht hat. Auch dass Mitchi Vogel, eine Bekannte von ihm, meint, dass es sich hier nicht um einen Selbstmord handeln kann, weckt Zweifel. Jörn Falk sollte für sie nach ihrem verschwundenen Liebhaber Ruben suchen, der an einem Buch über die Bilderberger gearbeitet hat. Da außer Lena Larcher jeder den Selbstmord für erwiesen hält, arbeitet die Ermittlerin auf eigene Faust an diesem Fall weiter. Währenddessen wird eine weitere Leiche aufgefunden. Es handelt sich um eine junge Frau. Ihr Gesicht ist nicht mehr zu erkennen, deshalb ist eine Identifizierung schwierig.

Das Buch ist interessant angelegt. Es gibt einen gegenwärtigen Erzählstrang und einen, der zurückgeht. Hier leben Jörn Falk und die junge Frau noch. Falk stößt auf etwas, an dem seine Frau, die Journalistin einer Frauenzeitschrift war, dran war. Möglicherweise war der Autounfall, bei dem sie gestorben ist, in Wirklichkeit von außen verursacht. Als Leser weiß man also, dass hier etwas passieren wird, das einigen Menschen das Leben kosten wird, kennt aber die Hintergründe nicht. Das erhöht die Spannung extrem.
Der Fall ist also sehr komplex. Das erfordert natürlich ein hohes Maß an Konzentration beim Lesen. Das Buch ist aber sehr flüssig und detailreich geschrieben. Das zieht problemlos durch die Handlung. Dazu kommt, dass man sich den Hauptpersonen Lena Larcher und Jörn Falk gut annähern kann, auch wenn sie von ihrer Persönlichkeit her doch eher schwierig sind.
„Morgen stirbst du“ ist ein Krimi, der mich sehr gut unterhalten hat.

Rezension von Heike Rau

Reinhard Rohn
Morgen stirbst du
400 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423216522
ISBN-13: 978-3423216524
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Nele Neuhaus: Im Wald

Nele Neuhaus: Im Wald

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Mit einer besonderen Spannung wartet der neue Kriminalroman von Nele Neuhaus auf. Bevor die eigentliche Handlung beginnt, gibt es zwei Abschnitte, die auf den ersten Blick nichts mit dem aktuellen Kriminalfall zu tun haben. Dabei ist der Prolog offensichtlich, nicht nur durch die mitgelieferte Datumsangabe, eine Rückblende auf ein Ereignis von mehr als vierzig Jahren. Der erste Abschnitt des ersten Kapitels lässt den Leser an dem Brand eines Wohnwagens auf einem Campingplatz teilhaben. Die gerne von Alkohol beseelte Felicitas Molis schaut mit Schrecken und Fernglas auf das lodernde Feuer.

Beide Abschnitte sorgen für Spannung, weil es sehr interessant wäre, zu wissen, welcher Zusammenhang zwischen ihnen besteht. Danach geht es schnell mit den Ermittlungen zur Sache. Oliver von Bodenstein, der adelige Ermittler dieser Autorin, wird zur Brandstelle gerufen. Doch die erste Vermutung, dass es sich um den seit Wochen tobenden Feuerteufel handelt, wird schnell zerschlagen. Im Wohnwagen wird eine Leiche gefunden. Bodenstein und seine Kollegin Pia Sander müssen in einem Mordfall ermitteln. Dann geht es offenbar Schlag auf Schlag, in kurzer Zeit gibt es weitere Tote. Und als Leser fragt man sich immer noch, warum der Prolog eine Situation von vor vierzig Jahren beschreibt.

Nele Neuhaus hat ein sehr umfangreiches, aber nicht weniger interessantes Figurenensemble geschaffen. Wegen der Geschehnisse vor 42 Jahren geht es in die Kindheit von Bodenstein zurück, seine Schulkameraden und Spielgefährten tauchen wieder in seinem Leben auf. Alte Erinnerungen werden hervorgeholt. Die Figuren sind detailreich und konfliktbeladen ausgearbeitet. Kaum eine gerade Figur. Die aus den vorangegangenen Romanen bekannten Figuren erscheinen in einem neuen Licht und erhalten neue Züge, was auch sie wiederum interessant macht. Die düsteren, in der Vergangenheit liegenden Geschehnisse der Bewohner der Taunusörtchen tun ihr Übriges.

Die Jahresangabe der aktuellen Handlung fand ich unnötig. Auch die sich gelegentlich wiederholende Informationen zu bestimmten Situationen sind redundant, denn dem Leser ist vieles schon nach dem ersten Lesen bekannt. Beide Kritikpunkte Schaden aber nicht meiner Bewertung mit höchster Punktzahl. Top-Buch!

Neuhaus, Nele
Im Wald
Ullstein Verlag, berlin
ISBN 9783550080555

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Ruth Ware: Im dunklen, dunklen Wald

Ruth Ware: Im dunklen, dunklen Wald

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Als Nora, eine junge Krimiautorin, eine Einladung zu einem Junggesellinnenabschied erhält, ist sie überrascht. Sie hat von ihrer einst besten
Freundin Clare, seit einem schicksalhaften Vorfall vor zehn Jahren, absolut nichts gehört. Doch nun ist die Vergangenheit wieder sehr lebendig. Nora beschließt, ihrer Neugier nachzugeben und hinzugehen. Sie möchte wissen, wen Clare heiraten wird, und was die Zeit aus ihr und den anderen gemacht hat. Das Haus im Wald beschert ihr von Anfang an ein ungutes Gefühl, ohne dass sich das an etwas Bestimmtem festmachen lässt. Es ist nicht unbedingt ein guter Ort, um sich wohl zu fühlen und zu feiern. Schon gar nicht für ein ganzes Wochenende. Und tatsächlich läuft bald alles aus dem Ruder.

Die Autorin versteht es gut, ihre Leser zu fesseln und in die Geschichte hineinzuziehen. Die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut. Das lässt leider dann ein bisschen nach, weil die Konstruktion der Geschichte etwas wackelt. Vieles ist davon abhängig, dass die Akteure sich nicht so verhalten, wie man es normalerweise erwarten würde. Nur eine Person ergreift, allerdings aus anderen Gründen, die Flucht. Es ist klar, dass einer der Anwesenden die Fäden zieht in dem makaberen Spiel, das nun folgt und bei dem man lange nicht weiß, worum es wirklich geht.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Der Schreibstil der Autorin gefällt. Auch die Handlung ist soweit in Ordnung, wenn man von kleinen Schwächen absieht und nicht alles zu kritisch hinterfragt. Es fällt nicht schwer, immer weiter zu lesen, zumal die Charaktere auch sehr ungewöhnlich sind. Es ist schon interessant, was für Leute am Junggesellinnenabschied teilnehmen und aus welchen Gründen dieser tatsächlich stattfindet. So geht es am Ende auch ziemlich durcheinander zu, bis in einem großen Knall, die Hintergründe offenbart werden.

Rezension von Heike Rau

Ruth Ware
Im dunklen, dunklen Wald
Deutsch von Stefanie Ochel
384 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423261234
ISBN-13: 978-3423261234
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