Markus Wagner: Das geht auf! Süßes aus Hefeteig

Markus Wagner: Das geht auf! Süßes aus Hefeteig

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Aus Hefeteig lassen sich viele leckere Kuchen herstellen. Die Teigzubereitung ist einfach, wenn man es einmal gelernt hat, auch wenn ein bisschen Zeit einplant werden muss, die der Teig nun mal zum Aufgehen braucht.

Das Buch ist nach einer ausführlichen Einleitung untergliedert in „Kuchen“, „Zöpfe, Brote & Brötchen“ und „Kleingebäck“. Es gibt Rhabarberkuchen mit Marzipanstreuseln, Bienenstich mit Salzbutter-Honig-Krokant, Nusskranz, Teigtaschen mit süßer Kürbisfüllung, Martinsbrezel und Hefewaffeln mit Amaranthpops und Birnenkompott. Auch ein weihnachtlicher Stollen ist mit dabei. Das sind Rezepte, die allgemein bekannt sind. Der Autor hat aber immer eine eigene Note durch bestimmte Zutaten mit eingebracht. Besonders interessant finde ich Kärntner Rindling, Savarin mit Apfelpunsch und Rosenkuchen.

Für jedes Rezept wird eine Doppelseite genutzt. Eine Seite ist der Zutatenliste und der Rezeptanleitung vorbehalten. Auf der anderen Seite ist ein Foto des Gebäcks zu sehen. Die Rezeptanleitungen sind gut geschrieben. Die Schritte sind allerdings ohne Absatz durchnummeriert. Die Schrift ist recht klein.

Schön ist, dass der Autor zu jedem Rezept eine kleine Einleitung geschrieben hat. Hier erfährt man, beispielsweise wenn es ein regionales Rezept ist, woher es stammt. Zudem wird auf Besonderheiten in der Zubereitung und im Geschmack hingewiesen.

Es wird nicht nur gebacken, sonder auch gedämpft und frittiert. So gibt es also auch Rezepte zu Krapfen und Dampfnudeln.
Gebacken wird meist mit feinem Weizenmehl. Ab und an aber auch mit Dinkelmehl.

Es handelt sich bei „Das geht auf! Süßes aus Hefeteig“ also eher um ein klassisches Backbuch für süßes Hefegebäck. Grade wer anfängt, sich mit Hefeteig zu beschäftigen, wird sich besonders darüber freuen, denn auch die Grundlagen zur Hefeteigherstellung werden mit diesem Buch vermittelt.

Rezension von Heike Rau

Markus Wagner
Das geht auf! Süßes aus Hefeteig
96 Seiten, gebunden
Jan Thorbecke Verlag
ISBN-10: 3799506284
ISBN-13: 978-3799506281
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Axel Hacke: Die Tage, die ich mit Gott verbrachte

Axel Hacke: Die Tage, die ich mit Gott verbrachte

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Eine skurrile kleine Geschichte hat uns Axel Hacke zu diesem Herbst beschert.

Ein Mann fährt heim und betrachtet sich im nachtdunklen Bahnfenster. Es amüsiert ihn, und er spielt mit dem Widerschein seines Porträts, bis es plötzlich verschwindet, und er direkt mit der Bahn vor seinem Haus ankommt.

Nach diesem kurzen Einführungsbild kann man sich schon vorstellen, dass einen in dieser Geschichte noch allerlei Sonderbarkeiten erwarten werden.

So begleitet ein Büroelefant unseren Helden auf seinen kurzen Mittagsausflügen!

Auf einer Parkbank begegnet ihm ein „Herr“ (was für ein altmodischer Ausdruck!) im grauen Mantel. Er spricht ihn an, und die beiden Männer kommen in ein intensives Gespräch.

Schließlich redet unser Held den Herrn, der ihn von Beginn an duzt, mit Gott an, und um existenzielle Fragen des Menschseins dreht sich am Ende die ganze Geschichte: warum wir auf der Welt sind, was wir hier tun, wie es nach unserem Vergehen aussehen wird; wozu die Tiere da sind, und was die Unendlichkeit bedeutet. Gott hat auf zahlreiche Fragen eine Antwort, doch berichtet er freimütig, dass ihm so manches nicht gelungen ist. Die Notwendigkeit der Widersprüchlichkeit einzelner Fragen ist verständlich. Schönheit ist nur sichtbar durch das Gegenteil: Trauer und Glück bedingen einander, Hell und Dunkel sind Antipoden und Sonne und Mond machen das Universum erst lebendig.

Das Gespräch wird immer philosophischer. Mit den bunten und ansprechenden Bildern des Illustrators Michael Sowa wird die Geschichte sehr plastisch visualisiert.

Kurzweilig führt uns Axel Hacke mit seiner lebhaften Phantasie durch eine Gedankenwelt, die uns amüsiert und zum Nachdenken anregt.

Die Geschichte ist kein Märchen, sondern pendelt zwischen Realität und Fantasie. Sie ist in ihren Fragestellungen ernst und naiv zugleich. Es geht um Erklärungen und um Erkenntnis, es dreht sich um die Schönheit der Natur, ihre Wunder und immer wieder die Vergänglichkeit. Aber auch die Einsamkeit Gottes, seine Bitte um Vergebung für begangene Fehlplanungen und Versöhnung symbolisieren Teile unseres Menschseins.

So wie die Geschichte beginnt, so endet sie auch. Schlicht, absurd aber friedlich. Der Mann kehrt zu seiner Familie zurück, und die Kinder bitten um weitere Geschichten!

Selten liegen Ernst und Komik so nahe beieinander.

Axel Hacke lebt in München und ist Schriftsteller und Kolumnist der Süddeutschen Zeitung.

Michael Sowa ist Maler und lebt in Berlin.

Axel Hacke

Die Tage, die ich mit Gott verbrachte
112 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann, September 2016
ISBN-10: 3956141180
ISBN-13: 978-3956141188
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Sabine Klewe: Wer nicht das Dunkel kennt

Sabine Klewe: Wer nicht das Dunkel kennt

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Bei der Überquerung einer Straße inmitten Düsseldorfs wird ein Mann von einem Auto überfahren. Schwer verletzt kommt er ins Krankenhaus. Ungefähr zur selben Zeit wird die Leiche einer Frau am Rande des Schwanenspiegels im Zentrum der Stadt gefunden. Die Ermittler Lydia Louis und Christopher Salomon werden beauftragt. Weil die Tote offenbar erwürgt worden ist, gehen sie zunächst dem Gerücht aus der Prostituiertenszene nach, nach welchem ein „Würger“ sein Unwesen treiben soll. Wegen des zerschundenen Gesichts der Frau ist eine erste, schnelle Identifikation schwierig. Die Polizei geht bei dem Opfer von einer Prostituierten aus. Während der Unfall des Mannes eigentlich keine Rolle für das KK11 spielt, wird alles anders, nachdem sich herausstellt, dass der Verunfallte möglicherweise die Tote kennt. Doch wie passt das zum „Würger“?

Sabine Klewe hat einen packenden Kriminalroman geschrieben. Er ist in ihrer Heimatstadt Düsseldorf verortet und lässt den Düsseldorfer lesern die zurückgelegten Strecken „mitfahren“. Vom Verlag wurde dieser Roman zwar als Thriller tituliert, was er m. E. nach nicht ist. Trotz aller Rasanz, dem hohen Tempo in Handlung und Spannung und den zahlreichen Konflikten, die die Autorin für den spannungsliebenden Leser bereithält. Immer wieder führen die gedanklichen Spekulationen der Leser in eine Sackgasse. Dafür verantwortlich ist dieses enorme Konfliktpotential, mit dem die Autorin die Beziehungn der handelnden Figuren gewürzt hat: karriegeile Kollegen, schleimende Vorgesetzte, Kollegen mit privaten Problemen, ungeklärte Freundschaften. Alles das befördert die Schnelligkeit des Lesens, denn einmal angepackt, wird der Roman kaum aus der Hand gelegt.

Nachteilig, jedoch nicht zum Punktabzug führend, fand ich die Unsitte, dass sich die Kollegen alle mit Nachnamen ohne Anrede ansprechen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie erlebt, dass sich die Menschen ausschließlich mit ihrem Nachnamen anreden. Dies ist ein Unsitte aus den Tatort-Verfilmungen, die jeglicher Realität widerspricht. Aber der Spannung schadet das keinesfalls. Sicher sind nicht alle Leser so sensibel wie ich. Deshalb also: Daumen hoch für diesen packenden Krimi!

Klewe, Sabine
Wer nicht das Dunkel kennt
Goldmann Verlag, München
ISBN 9783442482399

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Helen Garner: Drei Söhne

Helen Garner: Drei Söhne

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Mörderische Tat oder Unfall: das ist hier die Frage.

Helen Garner hat drei Jahre lang einen Mordprozess gegen einen Vater dreier kleiner Söhne begleitet. Robert Farquharson soll aus Rache an seiner Frau, die ihn verlassen hat, eines Tages die kleinen Söhne im Alter von zehn, sieben und zwei Jahren mit seinem Auto in einen Baggersee gefahren habe. So lautet die Anklage. Er selbst konnte sich retten, seine Söhne aber sind im untergangenen Wagen ertrunken. War es ein Unfall, wie er sagt, oder steckte eine mörderische Absicht hinter der Tat?
Die Kleinstadt Geelong in Victoria/ Australien ist Ort des Geschehens.

Spannend und detailreich ist die Reportage über einen Mordprozess, der Jahre lang die australische Öffentlichkeit bewegte.

In aller Ausführlichkeit werden die Lebenswege der betroffenen Personen geschildert.

Roberts Frau Cindy Gambino kennt ihren Mann nur als liebenden Vater. Doch ihre Ehe endete, als sich Robert als Versager entpuppte, dem vieles immer wieder mißlang. Berufsweg und Hausbau endeten jeweils im Desaster. Robert ist beständig kränklich und leidet vor allem an einem quälenden Husten, der fast zu Erstickungsanfällen führt. So hat er in der Tatnacht auch von einem Hustenanfall mit Ohnmacht berichtet, der den Wagen willenlos in den Baggersee abdriften ließ.

In einem langen Indizienprozess wird versucht, Licht in das Dunkel um diesen Unfall oder Mord zu bringen.

Zahlreiche Zeugen treten auf. Alle Personen werden in ihrem Bezug zu Robert präsentiert.

Der schwächliche Charakter von Robert beherrscht die Scene. Freunde wenden sich von ihm ab, und Anklage und Verteidigung haben einen schweren Stand, Licht in das Dunkel um die Tatnacht zu bringen.

Die Beobachterin Helen Garner spricht in der Ichform. Sie ist in Begleitung der jugendlichen Tochter einer Freundin, mit der sie ihre Eindrücke teilt.

Minutiös beobachtet sie Verhalten, Mimik und Gebaren der auftretenden Figuren und deren Umfeld.

Das Panorama der Einblicke in die Charaktere der agierenden Mitwirkenden, Richter, Anwälte, Ankläger, Freunde, Verwandte und Zeugen lässt tief blicken.

Das Buch beinhaltet die lange Beweisaufnahme und das Verfahren in einem außergewöhnlichen Mordprozess. Der interessierte Leser kann sich ein Bild machen, wie es bei Gerichtsverfahren zugeht. Dass der Autorin dabei eine außerordentliche Milieuschilderung gepaart mit psychologischem Feingefühl und Weitblick gelungen ist, muss man ihr zugestehen. Für den Leser ist die Vielzahl der Zeugen, Polizeikommissare, Verwandten und Freunde eher ein wenig ermüdend.

Das Buch ist für jene Leser von höchstem Interesse, die sich für Prozessverfahren und für die Umstände von Ermittlungen, Beweisaufnahmen, Gutachteraussagen, Verhaltensweisen der Geschworenen und für die relevanten Aussagen zur Urteilsfindung interessieren.

Im Gesamtbild des Prozessverlaufs sind H. Garners Beobachtungen durchaus von literarischer Qualität.

Helen Garner lebt in Australien und ist als Sachbuchautorin und für ihre Kurzgeschichten vielfach ausgezeichnet.

Helen Garner
Drei Söhne
352 Seiten, gebunden
Berlin Verlag, September 2016
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3827012694
ISBN-13: 978-3827012692
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Elizabeth Strout: Die Unvollkommenheit der Liebe

Elizabeth Strout: Die Unvollkommenheit der Liebe

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Lebensphilosophie und weise Erkenntnisse…

Elizabeth Strout hat die unnachahmliche Gabe, uns die Figuren ihrer Romane in ihren Gefühlen, Gedanken und Befindlichkeit nahezubringen.

So geschieht es auch in ihrem neuen Roman über die Unvollkommenheit der Liebe.

Die Schriftstellerin Lucy Barton lag vor Jahren nach einer eigentlich unkomplizierten Blinddarmoperation im Krankenhaus. Es ging ihr lange nicht gut. Da sah sie im Halbschlaf plötzlich ihre Mutter an ihrem Krankenbett sitzen. Sie hatten sich schon 9 Jahre lang nicht mehr gesehen.

Spontan entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden Frauen, der viele Aspekte ihres bisherigen Lebens umfasst.

Die feinen Nuancen, mit denen über die Kindheit von Lucy nachgedacht wird, sind ebenso reizvoll, wie die Erinnerungen der Mutter, mit denen sie zum Bild der Familiengeschichte beiträgt.

Arm waren sie alle, und die Eltern hatten jeweils wenig Verständnis für die Nöte ihrer Kinder. Lucy hatte noch zwei ältere Geschwister, so dass sie so manches Mal sich selber überlassen blieb, wenn diese schon in der Schule waren.

Sie lebten in einem kleinen Kaff in Illinois und waren so arm, dass Lucy ihren Bruder dabei begleitet hat, wenn er in Mülltonnen nach Essbarem suchte.

Kann man sich diese Armut vorstellen?

Doch Lucy geht einen sehr eigenen Weg: sie will Schriftstellerin werden!

Immer wieder sind ihr im Leben Menschen über den Weg gelaufen, die ihr Wärme und Zuneigung entgegenbrachten, sie wertschätzten und sie ermutigt haben: angefangen von einem Lehrer, der ihre Schulklasse abkanzelt, weil die Mitschüler Lucy gedemütigt haben, bis zu dem Psychoanalytiker Jeremy, ihrem Nachbarn in New York, der ihr unaufdringlich und unausgesprochen signalisiert, dass er ihre Einsamkeit versteht. Erfahrungen ähnlicher Art sind zahlreich.

Jetzt ist sie erwachsen und hat einen Mann und zwei Töchter, denen sie mit großer Liebe anhängt. Ihre Mutter bemerkt es mit Erstaunen.

Es ist die subtile Beobachtungsgabe von E. Strout, die ihre Lektüre zu einem Erlebnis macht. Sie weiß Lebenserfahrung mit dem ganz alltäglichen Einerlei in Einklang zu bringen. Nichts von dem, was sie erzählt, wirkt aufgesetzt oder gar aufdringlich. Ihre Sprache ist einfach strukturiert und verständlich. Sie zeugt jedoch von tiefem Verständnis und Mitgefühl in der selbstverständlichen Akzeptanz für die unerklärlichen Wege des Menschen. Es ist eine herzerwärmende Geschichte mit zahlreichen tiefschürfenden Lebenseinsichten, die wie ganz nebenbei in den Text einfließen. Es ist erstaunlich, mit welcher Kraft, Liebe, Selbsteinsicht und Versöhnlichkeit Elizabeth Strout ihre Protagonistin zu Wort kommen lässt.

Man möchte diese Geschichte jedem nachdenklichen Leser ans Herz legen, der sich für die Zusammenhänge menschlichen Seins interessiert.

Ich wollte jeden Satz in Gedanken festhalten, um so lange wie möglich bei diesem Roman verweilen zu können.

Elizabeth Strout ist eine herausragende Erzählerin, deren Romane mit zunehmender Lebenserfahrung an Substanz noch gewinnen. Sie lebt in Maine und in New York und ist Pulitzerpreisträgerin.

Elizabeth Strout
Die Unvollkommenheit der Liebe
208 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, August 2016
ISBN-10: 3630875092
ISBN-13: 978-3630875095
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Mara Winter: Verblüht

Mara Winter: Verblüht

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Spannend. Verwirrend. Anstrengend. Unbefriedigend. Interessant. – Das sind in etwa die Schlagworte, die mir nach dem Lesen von „Verblüht“ von Mara Winter in den Sinn gekommen sind. Aber der Reihe nach:

Ich hatte von der Autorin eine PDF-Version ihres 72-Seiters „Verblüht“ bekommen und wahrscheinlich eine Vorab-Version des Episoden-Krimis erwischt. Es gab massenhaft Satzfehler: Sinnfreie Leerzeilen bzw. Abschnittsbildung zerrupften den Lesefluss, es gab halbe und sogar ganze Leerseiten und am Ende auch noch ein Einzugswirrwarr. Wahrscheinlich – hoffentlich – sind diese Dinge vor dem Druck bzw. der Veröffentlichung als E-Book noch behoben worden, also schieben wir das mal beiseite.

Schon am Anfang gefiel mir der Klang des Textes: konzentriert, mit Drive und unverschnörkelt. Da entstand ein Sog, der mich in die Erlebenswelt von Ich-Erzähler Mira reinzog, auch wenn sie diese eher respektlos-ironisch und damit von ihrem Inneren ablenkend darbot. Dass man mit Schlafstörungen mitnichten zu einem Psychiater geht und auch sonst nicht alles gänzlich glaubhaft bei mir ankam, spielte da kaum eine Rolle. Der plötzliche Tempuswechsel von Vergangenheit zu Gegenwart tat es allerdings schon – ich sehe bis jetzt nicht, was der bedeuten soll. Auch an den anderen Stellen, wo er auftrat, wirkt er deplatziert. Ich habe eine ungefähre Vorstellung, was der Wechsel soll, tatsächlich aber geht das in dem immer selben Tonfall und den Satz-Problemen sang- und klanglos unter. Über die Sinnhaftigkeit dieser Konstruktion könnte man auch streiten.

Die nächste Episode ist wieder von einer Ich-Erzählerin. Ich war verwirrt, denn Mira scheint am Ende des vorigen Kapitels gestorben zu sein. Tatsächlich ist es auch jemand anderes, jemand offenbar Uraltes, denn meines Wissens ist es schon um die 100 Jahre her, dass Rosa die Jungenfarbe war. Irritierend fand ich deshalb, dass plötzlich das Kind Sven hier auftaucht, jener Sven, wegen dem Mira so viele Probleme hatte. Erzählt wird – wie eigentlich in allen Episoden – eine Liebes- bzw. Beziehungsgeschichte, die zunehmend seltsam wirkt und schließlich tödlich endet. Vermutlich jedenfalls.

Neue Episode, neuer Ich-Erzähler. Männlich diesmal. Sven. Eine verstörende Story. Viele Morde. Wie viele? Die Andeutungen lassen einen Interpretationsspielraum.

Nächste Episode: Weibliche Ich-Erzählerin; Stiefmutter von Sven. Auch keine „normale Geschichte“. Dann erzählt Svens Schwester. Dann ihre Mutter … Kurz: Nahezu alle Episoden erzählen die gleiche Familiengeschichte, die durch die verschiedenen Blickwinkel immer völlig anders wirkt. Oft dauert es ein wenig zu lange, ehe der Text offenbart, wer gerade „dran“ ist – auch, weil alle Figuren im haargenau selben Stil erzählen, als seien sie eigentlich nur Varianten einer einzigen Person. Und: Das Einpuzzeln ins detailreich durchkonstruierte Gesamtbild erfordert durchaus erhöhte Aufmerksamkeit, unter anderem wegen der Personenfülle, weil die Episoden sich zeitlich in unterschiedlichem Rhythmus überlappen und weil der konzentrierte, essenzartige Tonfall dem Leser keinen Raum zum Durchatmen und Sortieren lässt.

Dieser Tonfall – ich erwähnte es schon – erzeugt andererseits einen Sog, der mich durch das Buch zog. Außerdem wollte ich wissen, worauf das alles hinaus läuft. Nun: Das habe ich nicht erfahren. Es bleibt ein Kaleidoskop. Zwar verändert sich das Bild immer wieder, aber es gibt – außer dass es immer die gleiche Geschichte ist – keine tiefer gehenden Verknüpfungen. Keine Episode verändert eine der vorhergehenden in ihrer Bedeutung, nur die Fakten nehmen Bezug aufeinander. Es ist zum Beispiel schnurz, warum Christine Gerd heiratet, für ihre Stiefkinder scheint das keine Auswirkungen gehabt zu haben.

Alles im allem ist das ein interessantes Buch. Die Idee, die selbe Story aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen, wird hier konsequent auf die Spitze getrieben und spiegelt damit eindrucksvoll, wie wirkmächtig diese Diskrepanz zwischen Realität und Wahrnehmung sein kann. Das passende Zitat dazu aus dem Buch: „Der eine denkt sich etwas aus und projiziert etwas in sein Gegenüber. Der andere greift ein Wort auf und spinnt daraus seinen eigenen Film. Weil wir alle die gleichen Wörter benutzen, glauben wir, uns zu verstehen, aber du hast nicht den Funken einer Ahnung, was im Kopf deines Liebsten wirklich vorgeht.“ Beim Aufdröseln dieser Diskrepanz werden die Grenzen der Plausibilität mitunter aus- oder vielleicht sogar überreizt, was allerdings durch die Verwendung des Ich-Erzähler-Modus inhaltlich durchaus abgedeckt ist.

Leider rundet sich die Geschichte zwar zeitlich und faktisch, aber sowas wie eine durchgehende Kausalität über die personelle Verknüpfung hinaus stellt sich nicht ein. Das ist im Leben zwar auch eher die Regel, aber von Literatur erhoffe ich mir ein bisschen mehr. So ausgeklügelt das sich am Ende präsentierende Bild auch ist: Es scheint rein zufällig entstanden zu sein. Fast alle Ereignisse könnte man ohne Weiteres mit anderen Ich-Storys unterfüttern, eine Art „innere Gesetzmäßigkeit“ wird – für mich zumindest – nicht sichtbar. Wie Leben „funktioniert“, warum Menschen tun, was sie tun, wird höchstens angedeutet.

Übrigens: Natürlich ist das Ganze trotz eindeutig vollzogener und zu vermutender Morde kein Krimi – niemand „registriert“ diese Morde und keiner ermittelt. Und: Mir ist die Rolle von Frau Dr. Körbchen nicht klar und auch für die Episoden-Titel, die alle mit Blüten zu tun haben, habe ich keine Erklärung. Ist aber nicht schlimm – ich habe das Büchlein trotzdem sehr gern gelesen.

Mara Winter
Verblüht
CreateSpace Independent Publishing, November 2015
Taschenbuch, 72 Seiten, E-Book
ISBN-13: 978-1519293176
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Caroline Bretherton und Kristan Raines: Einfach süß: gebacken – geschichtet – gerührt

Caroline Bretherton und Kristan Raines: Einfach süß: gebacken – geschichtet – gerührt

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400 süße Rezepte sind in diesem Buch versammelt. Das ist eine ganze Menge! Kuchen, Crumbles, Strudel, Galettes, Schichtküchlein, Obstsalate, süße Aufläufe und Eiskreationen sind dabei. Das ist wirklich eine unglaubliche Vielfalt! Es gibt Gebackenes, Geschichtetes, Gefrorenes und mehr.

Die Rezepte sind in drei Kapitel gegliedert: „Warm“, „Kalt“ und „Eiskalt“. Damit auch alles gut gelingt, gibt es ein viertes Kapitel mit Profi-Tipps.

Beim ersten Durchblättern sind mir Apfel-Mandel-Galettes, Quark-Brownies, Himbeer-Creme-Tartelettes, Mousse au Chocolat mit Minze, Sommerbeeren-Fool, Tiramisu-Käsekuchen, Chocolate Chip Cookies und Pekanuss-Salzkaramell-Eis aufgefallen. Es gibt viele hübsche Fotos zu den Rezepten, sodass das Ansehen des Buches und das Aussuchen von Rezepten, die nachgemacht werden sollen, schon eine Freude ist.

Es gibt zu jedem Rezept eine kleine Einleitung, sodass man schnell einschätzen kann, was geschmacklich zu erwarten ist. Wie viel Zeit man investieren muss, ist auf einen Blick zu sehen. Zutatenlisten und Rezeptanleitungen sind übersichtlich dargestellt. Oft sind Schritt-für-Schritt-Anleitungen verfügbar, die aufwändig bebildert sind, sodass auch Anfänger alles gut nachvollziehen können. Die Rezeptanleitungen selbst sind gut geschrieben und verständlich.

Es gibt einfache, aber auch anspruchsvolle Rezepte zu Süßspeisen und Gebäck, sodass für jeden Anlass passendes herausgesucht werden kann. Klassische Rezepte, teilweise abgewandelt, sind genauso dabei wie kreative Köstlichkeiten. Und die Fotos können immer auch als Anregung für schöne Dekoration und Präsentation verwendet werden. Die Profi-Tipps sind hier ebenfalls eine Bereicherung. So wird beispielweise erklärt, wie man eine glatte Tortenoberfläche ansprechend verzieren kann.

Ein schönes Buch für alle, die süße Speisen lieben!

Rezension von Heike Rau

Caroline Bretherton und Kristan Raines
Einfach süß: gebacken – geschichtet – gerührt
304 Seiten, gebunden
Dorling Kindersley
ISBN-10: 3831030464
ISBN-13: 978-3831030460
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Horst Eckert: Wolfsspinne

Horst Eckert: Wolfsspinne

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Melli Franck, die Wirtin des „Greens“ hat finanzielle Probleme. Irgendwer in ihrem Laden scheint sie zu betrügen. Es kann doch nicht sein, dass plötzlich die Kosten höher als die Einnahmen sind. Melli ahnt nicht, dass sie irgendwo auf der Abschussliste steht. Doch sie und ihr Restaurant werden beobachtet. Es freut sich jemand darauf, sie bald in die Finger zu bekommen und sich an ihrem Körper zu befriedigen.
Nachdem der Chefermittler Vincent Ché Veih bei einer Anti-Pegida-Demo von seinen eigenen Kollegen festgesetzt wurde, wird er über den Fund einer Leiche informiert. es handelt sich um die Leiche von Melli Franck. Später stellt sich heraus, dass die Wirtin wohl selbst noch die 110 auf ihrem Handy getippt hat, während sie im Sterben lag und dabei vergewaltigt wurde.

Das Können eines Schriftstellers besteht darin, eine fiktive Geschichte so zu erzählen, als hätte sie genau so und nicht anders in der Realität stattgefunden. Horst Eckert ist ein Meister darin und greift auch in diesem wie in seinen vorhergehenden Romanen auf ein probates Mittel zurück: die Aktualität. Als gelernter Journalist weiß er zu recherchieren, zu interpretieren und sich in ein Thema zu vertiefen. So hat er es auch im vorliegenden Roman geschafft, die brisante Geschichte mit so vielen aktuellen Details aus dem Geschehen der Bundesrepublik anzureichern bzw. diese als Grundlage zu wählen, dass den Leser das kalte Grauen kommen kann. Die Lücken, die in der Berichterstattung um NSU, Pegida und Flüchtlingsproblematik von den Medien hinterlassen wurden, weiß Eckert zu nutzen und mit einer erschreckend real wirkenden Was-wäre-wenn-Geschichte zu füllen.

Eckert zieht einen ungewöhnlich großen Bogen um die Verbrechen, die augenscheinlich ganz „banal“ mit einem Mord beginnen. Stränge und Verwirrungen führen in die entlegensten Ecken unserer heutigen Gesellschaft. Ränkespiele um Macht und Einfluss und nicht zuletzt Geld sorgen für durchweg anhaltende Spannung. Wer das heutige Geschehen in den Medien verfolgt, kommt nicht umhin, die Fiktion des Schriftstellers Horst Eckert für eine mögliche reale Option zu halten. Ein hochkarätiger Eckert wie nicht anders zu erwarten.

Eckert, Horst
Wolfsspinne
Rowohlt Verlag, Hamburg
ISBN 9783805250993
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Iain Levison: Gedankenjäger

Iain Levison: Gedankenjäger

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Brooks Denny ist zum Tode verurteilt. Er verfügt allerdings über eine Fähigkeit, die höchst interessant ist. Er kann Gedanken lesen. So wird er kurz vor seiner Hinrichtung von Terry Dyer eingesetzt, um die Gedanken eines Geschäftsmannes zu lesen. Die Aktion ist ein voller Erfolg. Jedoch hat Brooks Denny nichts zu verlieren. Er wagt einen Fluchtversuch, der ihm zu seiner Überraschung gelingt.

Polizist Jared Snowe stellt bei einem Einsatz fest, dass er die Gedanken anderer erfassen kann. Zunächst gefällt ihm diese Fähigkeit. Es hilft beim Lösen der Fälle, die er zu bearbeiten kann. Wie es aussieht, wissen andere, was er kann. Terry Dyer, die selbst nicht lesbar ist, kommt auf ihn zu. Er soll ihr helfen, Brooks Denny aufzuspüren. Sie glaubt, dass er das mit seiner Fähigkeit leicht schaffen kann. Tatsächlich findet er den Gesuchten. Doch er setzt ihn nicht sofort außer Gefecht, denn der nicht zu verhindernde Gedankenaustausch offenbart Überraschendes.

Der Thriller ist spannend gemacht. Vor allem die Protagonisten Brooks Denny und Jared Snowe, die nicht einzuschätzen sind und die durch das Gedankenlesen viel mehr erfahren, als sonst möglich ist, sind interessant. Lügen werden sofort von ihnen aufgedeckt und Informationen gnadenlos ausgenutzt. So beginnt ein aufregendes Hin und Her. Als Gegenspieler fungiert Terry Dyer, deren Gedanken nicht lesbar sind. Sie ist eine geheimnisvolle Frau mit scheinbar unbegrenzter Macht.

Dass sehr viel mehr hinter dieser Geschichte steckt, als anfangs offenbart wird, ist sofort klar. Allerdings verläuft alles etwas holprig, wirkt konstruiert und ist teilweise doch recht unglaubwürdig. Ich habe mich dennoch darauf eingelassen und das hat sich gelohnt. Das Buch liest sich leicht und unterhält gut. Das Ende ist in Ordnung, auch wenn einiges offen bleibt und nicht alle Fragen geklärt werden.

Rezension von Heike Rau

Iain Levison
Gedankenjäger
Aus dem Englischen von Walter Goidinger
304 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552063285
ISBN-13: 978-3552063280
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Clive Cussler und Dirk Cussler: Die Kuba-Verschwörung

Clive Cussler und Dirk Cussler: Die Kuba-Verschwörung

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Wo Cussler drauf steht muss auch Cussler drin sein. Das trifft besonders dann zu, wenn der Co-Autor des Bestsellerautors Clive Cussler bei diesem Roman sein Sohn Dirk Cussler ist. Cussler steht für Abenteuer und die mit seinem Sohn geschreiebene Dirk-Pitt-Reihe bietet hochkarätiges Abenteuer.

Im vorliegenden Roman geht es zunächst zurück ins 19. Jahrhundert, in die Zeit des spanisch-amerikanischen Krieges. Mit dem US-Kriegsschiff „Maine“ sind wertvolle Artefakte aus der Aztekenzeit untergegangen. Es wird sogar vermutet, dass an Bord ein Schatz oder zumindest Hinweise auf dessen Versteck waren. Im Sommer 2016, Fidel Castro ist bei einem ominösen Unfall ums Leben gekommen, entdecken amerikanische Forscher der NUMA-Meeresumweltorganisation eine drohende Umweltkatastophe in der Karibik. Es handelt sich um ein erhöhtes Quecksilberaufkommen. In vielen Taucheinsätzen wird der Meeresboden untersucht und analysiert. Doch damit treten die US-Forscher anderen Leuten auf diue Füße. Kubanische Politiker versuchen, das Land nach ihrem Willen, an dem amtierenden Präsidenten Roul Castro vorbei, in die Zukunft zu lenken.
Die Forscher Dirk Pitt senior, Dirk Pitt junior und dessen Schwester Summer Pitt müssen mehrere schwierige Situationen meistern. Vom Festsitzen in einem Tauchboot, über den Absturz eines Hubschraubers, dem Festklemmen in einer Höhle bis zum bewaffneten Kampf gegen Södnertruppen, hält die Handlung so einiges für die Protagonisten bereit.

Das Genre des Abenteuerromans ist in Deutschland selten vertreten, deshalb macht es umso mehr Spaß, ein solches Buch zu lesen. Fernab von Detektiv-, Polizei- und Liebesgeschichten, obwohl natürlich von jedem etwas in diesem Roman vorkommt. Eine moderne Indiana-Jones-Geschichte mit neuester Technik und bezugnehmend auf politisch aktuelle Ereignisse. So ist die politische Annäherung der USA an Kuba, wie sie in diesem Roman thematisiert wird, keine reine Fiktion.

Nachteilig empfand ich persönlich die Konstellation von Senior und Junior mit denselben Namen. An manchen Stellen führte des zu Verwirrung. Denn das „Senior“ und „Junior“ wird kaum genannt. Dennoch ein höchstspannender und unterhaltender Roman für volle Punktzahl.

Cussler, Clive
Cussler, Dirk
Die Kuba-Verschwörung
Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak
blanvalet, München
ISBN 9783764505530
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