Lisa Elsässer: Fremdgehen

Lisa Elsässer: Fremdgehen

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Mit einem kurzen Einblick in die Geschichte einer Freundschaft beginnt Lisa Elsässer ihre Erzählung über eine ungewöhnliche Liebe. Einleitend zu ihrem Briefroman zitiert sie Hannah Arendt, die sagt „wenn es nicht so gefährlich wäre, sollte man der Welt doch einmal erzählen, was eine Ehe wirklich ist“. Die weise Philosophin sollte es wissen!

Zuerst zaghaft, dann immer schneller offen, ehrlich und schließlich zärtlich erzählt Elsässer über den Beginn einer großen Liebe, die sich in Briefen und Mails manifestiert.

Lino ist Gastdozent in einer europäischen Metropole, Julia lebt in der Pampa und von Bergen umgeben. Sie lektoriert und schreibt ein wenig. Nur einmal sind sie sich kurz begegnet. Danach fingen sie einen Mail- und Briefwechsel an. Die Mitteilungen zeugen von einer zunächst sehr scheuen Annäherung. Schnell ist man beim Du und bei immer intensiverem Austausch über das, was man erlebt, und wie man sich in der Beziehung zu einander fühlt.

Wie aber soll man diese Beziehung, die sicher auch von der Distanz beflügelt wird, mit den eigenen Bindungen an Ehepartner und Kinder in Einklang bringen?

Zwei Menschen geraten unerwartet in eine Beziehung, die tief und innig wird.

Lisa Elsässer erfasst die Verführung und Sehnsucht zweier Menschen in einer wunderbar klaren Sprache. Die Geschichte wird durch poetische Einschübe über Naturerlebnisse und das Großstadtleben bereichert. Sie beschreibt zwei kluge, diskrete und feinsinnige Menschen, die sich zunehmend in einen Strudel der Gefühle füreinander verlieren. Psychologisch klug und einfühlsam werden die Erwartungen, Träume und Sehnsüchte der beiden Liebenden dem Leser vermittelt.

Lisa Elsässer hat ein feines Gespür dafür, wann eine Beziehung nicht mehr im Gleichgewicht bleibt.

Hier finden sich wie überall auf der Welt unterschiedliche Charaktere zusammen. Konfliktscheu der eine, offen und direkt die andere. Über das alltägliche Leben mit den eigenen langjährigen Partnerbeziehungen gibt es nur Andeutungen.

Phantasien mögen den Adressaten ideell erhöhen, da man den Alltag mit ihm nicht kennt.

Viele Fragen rühren den Leser an: wie ist das mit der ehelichen Treue? Kann man Parallelbeziehungen haben? Sind die auf Distanz und Briefwechsel beschränkten Liebesschwüre aus einer Fiktion geboren? Gelegentliche Treffen der beiden Liebenden werden leidenschaftlich erlebt. Irritationen über den jeweils anderen bleiben jedoch nicht aus. Ist in einer nahen Beziehung die Liebe auf Dauer haltbar?

In diesem kleinen Büchlein, setzt sich Lisa Elsässer mit Fragen von Treue, Sehnsucht, Phantasie und Wirklichkeit auseinander. Da sie eine ästhetische Sprache benutzt, ist die Geschichte nie flach oder gewöhnlich. Man bekommt einen Eindruck davon, wie verwirrend das Zusammenleben unter den Menschen sein kann. Zwei sensible und feinfühlige Menschen suchen einen Ausweg. Wie wird das Ende sein?

Sehr lesenswert!

Lisa Elsässer
Fremdgehen
192 Seiten, gebunden
Rotpunktverlag, Juli 2016
ISBN-10: 3858697141
ISBN-13: 978-3858697141
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Regine Kölpin: Die Lebenspflückerin

Regine Kölpin: Die Lebenspflückerin

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Mit dem Roman bringt Regine Kölpin die Leser in das Ostfriesland des 16. Jahrhunderts. Ein Jahrhundert, das geprägt war vom Kampf der Religionen. Die Reformer bekamen immer mehr Zuspruch, doch die Katholiken versuchten mit allen Mitteln, ihre Machtpositionen auszubauen und zu halten. Am Rande dessen entstanden neue und besondere Religionsgemeinschaften, die ihren eigenen Weg gehen wollten. In Ostfriesland fanden sie Ländereien und Wohlgesinnte, die ihnen ein Leben in ihrem Glauben und Frieden versprachen. Ostfriesland war Zufluchtsort vieler Glaubensflüchtlinge besonders aus Holland.

Der Roman zeigt aber, dass es nicht immer ruhig zuging in diesen Gemeinschaften. Als Hiske Aalken, die in Jever als Hexe vor dem Tribunal stand und in letzter Minute fliehen konnte, in der „Herrlichkeit Gödens“ ankommt, ist gerade ein Mord geschehen. Das Opfer war ein Anführer einer Gruppe von Täufern. Sofort wird klar, dass es um Macht innerhalb der Gemeinschaft geht, und dass Hiske für so manchen eine willkommene Täterin wäre. Aber auch der große Junge, von der Erscheinung her beinahe ein Erwachsener, aber nach Alter ein Kind, wird als Täter ins Spiel gebracht. Nur mit Mühe und dank der Menschen, die erkennen, dass Hiskes Kenntnisse als Hebamme und Heilerin unverzichtbar für die Gemeinschaft sind, kann sich Hiske den Anschuldigungen erwehren. Bis schließlich ein weiterer Mord geschieht …

Kölpin hat in diesem Roman eine bedrückende Atmosphäre um eine Religionsgemeinschaft aufgebaut und bringt das Geschehen der damaligen Zustände in einer spannenden Geschichte näher. Schnell erkennt nicht nur die Protagonistin, sondern auch der Leser, dass eine Gemeinschaft so gut wie jede andere ist, wenn es um die Macht und den Anspruch der Führung darinnen geht. Nach umfangreicher Recherche hat die Autorin mit viel Akribie die Zustände beschrieben und reale Personen mit fiktiven Figuren in eine Handlung verstrickt, bei der man auf das Ende hin miträtselt und darauf neugierig bleibt. Doch als Erzählung angelegt, bleiben viele Aktionen, Handlungen und Dialoge etwas auf der Strecke. Ich hätte mir etwas mehr Lebhaftigkeit gewünscht. Der Spannung haben diese erzählenden Strecken allerdings nicht geschadet.

Der erste Band gibt der Trilogie um die Hebamme Hiske Aalken einen angemessenen Auftakt und erhält eine unbedingte Leseempfehlung. (Zur Info: Band 2 „Der Meerkristall“, Band 3 „Das Signum der Täufer“)

Kölpin, Regine
Die Lebenspflückerin
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN 9783942446396

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Schrot&Korn Kochbuch – vegetarisch, vegan, saisonal

Schrot&Korn Kochbuch – vegetarisch, vegan, saisonal

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Wer im Bio-Laden oder im Reformhaus einkauft, kennt die Zeitschrift. Einmal im Monat gibt es Neuigkeiten zu Bio-Produkten und Umweltthemen. Außerdem gibt es spannende vegane und vegetarische Rezepte. Ich habe immer einige Zeitungen, aufgeschlagen auf einer Rezeptseite, in der Küche liegen. In Buchform machen sich die Rezepte natürlich viel besser!

Geordnet ist das Kochbuch nach den Jahreszeiten. Schließlich soll die Küche saisonal sein. Davon abgesehen natürlich auch möglichst regional. Verwendet werden Bio-Lebensmittel. Die Rezepte im Buch sind ebenfalls vegan oder vegetarisch. Es kommen reichlich Gemüse und Obst auf den Tisch.

Den Anfang macht der Frühling. Es gibt „Kartoffel-Brunnenkresse-Suppe“ oder „Karottentarte mit Ziegenkäse“. Für den sommerlichen Genuss stehen „Melonen-Tomaten-Salat“ und „Geeiste Honig-Charlotte mit Beeren“. Im Herbst gibt es „Rote-Beete-Apfelsuppe“ und „Kichererbsen-Eintopf“ und im Winter „Feldsalat mit Granatapfel“ und „Wirsingpäckchen mit Grünkernfüllung“.

Ausprobiert habe ich die Zucchinipuffer mit Joghurt-Gurken-Soße. Das ist ein leichtes und einfaches Gericht für den Sommer. Die Puffer können, wenn man mag, auch kalt gegessen werden. Die Joghurtsoße ist durch die Gurke und die Minze sehr erfrischend passt wunderbar dazu. Es hat sehr gut geschmeckt!

Die Zubereitungsanleitungen sind gut verständlich und schön übersichtlich gemacht. Zu jedem Rezept gibt es ein ansprechendes Foto.
Bei den Zutaten, das sieht man gleich, ist Fantasie im Spiel. Es macht Spaß, Neues zu entdecken. Dazu gehören vielleicht Hafersahne, Agavendicksaft, Buchweizennudeln oder Pastinaken. Gewürzt wird viel mit frischen Kräutern von Bohnenkraut bis Dill.
Es gibt Suppen, Salate, Gebackenes und Desserts. Knapp 80 Rezepte, alle gut sortiert, sind im Buch. Das sorgt für reichlich Abwechslung im Jahresverlauf.

Rezension von Heike Rau

Schrot&Korn Kochbuch – vegetarisch, vegan, saisonal
190 Seiten, gebunden
Verlag Eugen Ulmer
ISBN-10: 3800108267
ISBN-13: 978-3800108268
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Anna Helm Baxter: Salate im Glas – 60 Rezepte für unterwegs

Anna Helm Baxter: Salate im Glas – 60 Rezepte für unterwegs

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Ein guter Salat ist immer ein Geschmackserlebnis. Im Buch geht es um Salate im Glas, die man mitnehmen kann. Die Zutaten werden Schicht für Schicht ins Glas gegeben und erst vor dem Verzehr mit der Salatsoße, die ganz unten im Glas ist, durch Schütteln vermengt. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, die Salatzutaten zusammenzustellen. Die Autorin liefert mit ihrem Buch die Ideen. Dabei können unterschiedlich große Portionen hergestellt werden. Die Vielfalt an Zutaten kann sich wirklich sehen lassen. Es macht sehr viel Spaß, sich von den Ideen der Autorin inspirieren zu lassen.

Zunächst wird man darüber informiert, was man für die Zubereitung von Salaten braucht und wie die Zutaten zusammengestellt werden, damit alles schön frisch bleibt. Für das Getreide werden die Garzeiten aufgezeigt und auch bei der Auswahl der Obst- und Gemüsesorten gilt es einiges zu beachten. Eine Pestizidbelastung zu vermeiden, liegt der der Autorin am Herzen.

Den Anfang machen Rezepte zu Salatsoßen. Man kann diese gut vorbereiten. Zu jedem Salatrezept wird eine Soße empfohlen. Aber man kann diese natürlich nach eigenem Geschmack auch austauschen.
Es folgen Rohkost-Rezepte für Gläser mit 500 ml Inhalt, wie „Fenchel, Mais & Tomate“ oder „Radieschen, Möhre & Kohl“.
Danach kommen Rezepte für kleine Gläser mit 500 ml Inhalt, die als leichtes Mittagessen oder Beilage gedacht sind. Dazu gehören „Räucherlachs, Kapern & Kresse“ und „Feta, Heidelbeeren & Walnüsse“. Hier ist auch Mizuna (japanischer Senfkohl) enthalten. Solche interessante Zutaten tauchen immer mal wieder auf.

Nun folgen Rezepte für große Portionen. Diese enthalten dann auch Getreide als Sattmacher und können als vollständige Mahlzeiten angesehen werden. Gefallen hat mir der „Caesar-Salat mit Grünkohl“, der neben Hähnchenbrust und reichlich Gemüse auch Parmesan und Croutons enthält. Ebenfalls sehr lecker
ist der „Nizza-Salat mit Buchweizen“, der neben Bohnen (selbst verständlich blanchiert) und Tomaten auch Thunfisch und Oliven in der Zutatenliste hat.
Süße Gläser gibt es ebenfalls. Diese haben 300 ml Inhalt. Hier begeistert mich „Quinoa & Brombeeren“ mit griechischem Joghurt und gemischten Kernen.
Da gerade Melonenzeit ist, habe ich den „Exotische Früchtemix“ ausprobiert. Neben verschiedenen Obstsorten enthält dieser Salat auch etwas Kokosblütenzucker und Kokosraspeln. Der Salat schmeckt sehr lecker und ist eine schöne Erfrischung jetzt im Sommer!

Das Buch, das leider nicht aufgeschlagen auf dem Tisch liegen bleibt und demzufolge einen Buchständer benötigt, hat eine sehr schöne Gestaltung. Die Zutaten sind nicht nur als Aufzählung dargestellt, sondern auch auf einem Foto in der Draufsicht zu sehen. Gegenüber sieht man dann ein Bild vom fertig geschichteten Salat im Glas. Hier kann man neben der Zubereitungsanleitung auch lesen, welchen gesundheitlichen Wert ein Salat hat. Das ganze Buch ist also wirklich gut durchdacht!

Rezension von Heike Rau

Anna Helm Baxter
Salate im Glas – 60 Rezepte für unterwegs
160 Seiten, gebunden
Dorling Kindersley Verlag
ISBN-10: 3831030642
ISBN-13: 978-3831030644
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Anne Sanders: Sommer in St. Ives

Anne Sanders: Sommer in St. Ives

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„Her name was Lola, she was a showgirl.“ Diesen Spruch hat Lola, die Protagonistin dieses Romans, schön öfters gehört. Aber aus dem Mund von Chase Bellamy klingt er doch etwas anders.

Sommer, Sonne, Strand und Meer, dazu Meeresrauschen, Möwengeschrei, kieloben liegende Boote und eine Bildergalerie neben der anderen. Wenn dies auch etwas nach Klischee klingen mag, so ist das vielleicht nur in dieser Rezension so, denn in dem Roman beschreibt die Münchner Autorin sehr fein und mit viel Liebe zum Detail die Straßenzüge von St. Ives, die Landschaft von Cornwall und das Leben in diesem Landstrich. Bei den Lesern passende Bilder im Kopf hervorzurufen (Ich muss rot sein wie ein italienischer Kleinwagen.), fällt ihr leicht. Einfach zurücklehnen und die Bilder genießen, sollte zumindest beim Hörbuch gut funktionieren. Beim Lesen schweift man schnell vom Text ab und verliert sich in der cornischen Region.

Worum geht es in diesem Roman? Vor einem Jahr ist Großvater verstorben. Großmutter Elvira hat die Tochter Samantha samt Schwiegersohn Ben und den Enkelkindern Lynda, Lola und Luca an den Ort eingeladen, der für ihr eigenes Leben so prägend war. Noch im Flugzeug gehen alle davon aus, dass es sich um ein kleines Cottage handeln wird, in dem sie sich die nächsten sechs Wochen vergnügen dürfen, obwohl manchen von ihnen die Arbeit im Nacken sitzt. Doch dann werden sie bei ihrer Ankunft von einem großen Herrenhaus auf den Höhen überrascht. Die Großmutter erwartet sie schon, denn sie war wegen irgendwelcher Vorbereitungen eine Woche früher nach Cornwall gereist.

Am ersten Tag wundert sich die Familie, dass sich Großmutter für den ganzen Tag über verabschiedet und erst am Abend wieder alle treffen werde. Noch dazu in einem Pub unten im Ort zu einem Konzert. Nun gut, alle wissen, dass Großmutter hin und wieder ein Klassikkonzert besucht. Um so überraschter sind sie, als sich herausstellt, dass es sich um ein Rockkonzert handelt. Die Familie versteht die Großmutter nicht mehr. Als nach dem Konzert der Gitarrist und Frontmann Sam Watson auf den Tisch der Familie zukommt, kommt es noch dicker …

Anne Sanders hat diesen Roman im Sprachspiel eines Tagebuches angelegt. Die sechsundzwanzigjährige Protagonistin Lola plaudert und plätschert ihre Erlebnisse so locker, als würde sie sie ihrem Tagebuch anvertrauen. Manchmal etwas zu locker, denn die Figuren sagen nichts, vielmehr quietschen, krächzen, schreien, quieken, quäken, brummeln und murmeln sie. Murmeln vor allem. Der Spannung und guten Laune beim Lesen kommt das aber nicht in die Quere. Auch der reichlich enthaltene Konfliktstoff, den die Familienmitglieder mit sich herumtragen, lässt keine wirklich düstere Stimmung aufkommen. Das gelegentlich schlechte Wetter in St. Ives sorgt ebenso wenig für Unbehagen, verbergen sich darin doch so manch spaßige Überraschungen.

Sander erzählt auf geschickte Weise gleich zwei Liebesgeschichten, die der Protagonistin Lola und die ihrer Großmutter Elvira. Sie erzählt von schwierigen Verhältnissen, welches die Frauen dieses Romans mit ihren Müttern hatten, und stellt dar, dass jede Generation mit ähnlichen Problemen zu tun hat und doch jeder seinen eigenen Weg gehen muss. Während die Hauptgeschichte von Lola selbst in der ersten Person erzählt wird, so erschließt sich die Geschichte der Großmutter über Rückblenden, die in der dritten Person erzählt werden. Stück für Stück setzt sich ein riesiges Familienpuzzle zusammen.

Ein rundum lesenswerter Roman für viel Sonne und Wärme im Herzen, der sich nach der letzten Seite nur schwer zuschlagen lässt.

Sanders, Anne
Sommer in St. Ives
Blanvalret Verlag, München
ISBN 9783764505462

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Christa Bernuth: Die Nacht in dir

Christa Bernuth: Die Nacht in dir

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Der Junge ist vom Glockenturm gesprungen. Es scheint ein Selbstmord zu sein. Doch im Landschulheim wird viel vertuscht. Darauf wird Kommissarin Sina Rastegar auf mysteriöse Art und Weise aufmerksam gemacht. Und auch ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass noch viel mehr nicht stimmt. Doch sind ihr die Hände gebunden, weil es keine Beweise für einen Mord an dem Schüler gibt.

Lukas Salfeld, ein verurteilter Mörder, hat seine Strafe abgesessen. Seine Schuld, auch wenn es Tod auf Verlangen war, bleibt bestehen. Er ist weiter in psychologischer Behandlung und wird von der Polizei überwascht. Sina Rastegar überzeugt sich immer wieder selbst von seinem Zustand. Sie glaubt, er habe sich im Griff. Salfeld könnte die Polizei außerdem zu seinem Sohn Leander führen, der ein gesuchter Serienmörder ist.

Rastegar weiß, dass Salfeld sich wegen seiner Veranlagung gut in einen raffinierten Mörder hineinversetzen kann. Und so schleust sie ihn als Hausmeister in das Nobelinternat mit dem Glockenturm ein. Doch was dann zusammenkommt, war nicht zu erwarten. Es entwickelt sich ein kompliziertes Spiel, bei dem ein raffinierter Mörder seine blutigen Fantasien verwirklicht.

Der Thriller ist von einer unheilvollen Stimmung durchzogen, schließlich treibt ein skrupelloser Mörder sein Unwesen. Mit Sina Rastegar und Lukas Salfeld entsteht ein sehr zweifelhaftes Ermittlerteam. Dass ein verurteilter Mörder einer Polizistin zuarbeitet ist doch sehr ungewöhnlich und ich habe von Anfang an nicht daran geglaubt, dass dies gutgehen kann.

Die Autorin schreibt ausgesprochen gut und sehr lebendig. Aber ihre detailreichen Schilderungen der Morde gingen mir etwas zu weit. Man wird zum Glück schnell durch eine spannende Ermittlungsarbeit abgelenkt. Das Buch ist schon ein bisschen anders als „Das Falsche in mir“. Hier ging es erstmals um Lukas Salfeld. Diesmal ist die Handlung sehr viel emotionaler und gefühlsmäßig sehr viel derber. Sinar Rastegar wird beruflich und privat dargestellt. Man hat als Leser die Empfindung, direkt Anteil zu haben. Das ist makaber, aber es hat auch seinen Reiz. So wird man hingelenkt bis zum unglaublichen Ende des Buches.

Rezension von Heike Rau

Christa Bernuth
Die Nacht in dir
Thriller
416 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423261072
ISBN-13: 978-3423261074
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Robin Black: Porträt einer Ehe

Robin Black: Porträt einer Ehe

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Nichts eignet sich so sehr zum Thema eines Romans wie das Porträt einer Ehe.
Sind es doch die immer gleichen Ereignisse, die uns Menschen während eines langen Lebens bewegen.

In diesem Roman finden sich zwei Künstler zusammen, die auf lange gemeinsam verbrachte Jahre zurückblicken. Sie sind aus Philadelphia aufs Land gezogen. Owen ist Schriftsteller, und Augusta, genannt Gus, malt. Kinder wollten sie zuerst nie, und als sie daran dachten, bekamen sie keine mehr.

Gus hatte noch in Philadelphia eine heiße Affäre mit Bill, dem Vater einer ihrer Malschülerinnen. Sie hat sich Owen offenbart, weil sie nicht mit einer Lüge leben wollte. Die Wunde bei ihrem Mann sitzt tief, und beide haben allerhand zu tun, um diesen gravierenden Zwischenfall und Vertrauensbruch zu verwinden.

Nun leben sie ein zurückgezogenes Leben auf dem Land. In einem alten Farmhaus haben sie sich eingerichtet. Sie sind nicht gläubig und leben gegen den Mainstream. Doch gewisse Formen geben Halt, und so haben sie sich eigene Rituale zugelegt: wo sie wann, wie und was z.B. feiern werden.

Doch in die selbst gewählte Stille und kontemplative Ruhe bricht eines Tages eine Nachbarin ein. Auch sie ist Malerin und sucht Ruhe und Alleinsein nach einer langjährigen desaströsen Ehe. Alison hat eine Tochter, die erwachsen geworden ist und das Elternhaus verlassen hat.

Alison und Gus, die beiden Malerinnen, freunden sich an, und man ist gespannt, wie sich das Dreiergrüppchen mit Owen dazwischen arrangieren wird. Wie zu vermuten ist, kann das nicht lange gut gehen.

Warum ist diese Geschichte so reizvoll für den Leser?

Nun, es ist das geruhsame Landleben und die prickelnde Versuchung neuer Gemeinsamkeiten, die mit Alison in das Leben von Owen und Gus getreten ist. Einmal trifft man sich zu einem Glas Wein, dann wieder ist es ein Abendessen, das man mit einander verbringt. Die Frauen beginnen, sich kleine Geheimnisse aus ihrem Eheleben mitzuteilen, was am Ende nicht zum Guten gereicht.
Mit ihren diffizilen Querverbindungen unter den verschiedenen Protagonisten steigert Robin Black die Geschichte zu einer Erzählung, die mit einem unerwarteten Ende aufwartet.
Das psychologische Feingefühl der Autorin lässt uns glauben, dass genau solche Ereignisse im wirklichen Leben und quer durch alle Schichten passieren könnten. Da vermischen sich Missverständnisse mit Lug und Betrug und Eifersucht mit Versuchung. Robin Black gewährt uns Einblicke in die sensibelsten Empfindungen ihrer Protagonisten.

Die Erzählung verläuft zunächst in einem ruhigen Strom von Beschaulichkeit und Einkehr, um dann an Fahrt aufzunehmen. Genauso aber spielt das Leben: unerwartete Wendungen passieren ohne unser Zutun, und alle guten Vorhaben mögen zunichtewerden, wenn der Zufall als Schicksal in Erscheinung tritt. Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte mit nicht zuletzt kriminellem Einschlag ist Robin Black mit diesem Roman gelungen.

Robin Black
Porträt einer Ehe
320 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, Mai 2016
ISBN-10: 3630873227
ISBN-13: 978-3630873220
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Sacha Batthyany: Und was hat das alles mit mir zu tun?

Sacha Batthyany: Und was hat das alles mit mir zu tun?

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Sacha Batthyany kommt eines Tages darauf, seiner Familiengeschichte nachzugehen, die in ihrer Entstehungsgeschichte viele Jahrhunderte zurückreicht und dramatische Züge während des dritten Reichs annahm.

Er entstammt einer angesehenen österreich-ungarischen Adelsfamilie, die einige hervorragende Persönlichkeiten und Staatsämtern hervorgebracht hat.

Nicht diese aber interessieren den Autor vordergründig. Er kommt eines Tages darauf, dass eine Großtante die Gräfin Margit Thyssen-Bornemisza war. Sie hatte den Bruder des Großvaters von Sacha geheiratet. Im Gegensatz zu den Batthyanys war sie sagenumwoben reich und ermöglichte ihrem verarmten ungarischen adeligen Mann nach dem Zweiten Weltkrieg ein komfortables Leben.

Eines Tages erfährt Sacha, dass sie an einem Judenmassaker kurz vor dem Ende des Krieges in dem kleinen Ort Rechnitz in Burgendland beteiligt gewesen sein soll. Eine Nachfahrin dieser getöteten Juden ist Agnes, die Sacha in Buenos Aires aufsucht. Hier beginnt eine Geschichte, die die weitverzweigten Familienereignisse zum Leben erweckt und den Autor auf eine weite Reise in die Vergangenheit führt.

Die Erinnerungen setzen sich aus den verschiedensten Begegnungen und Gesprächen zusammen. Nachforschungen und Reisen in die entferntesten Ecken der Welt ermöglichen die Rekonstruktion des Verbrechens an den Juden im Jahr 1945.

Man liest sich ein in die Konstruktion eines tagebuchartigen Schreibens, in der dieser oder jener fiktiv oder direkt zu Worte kommt. Wie so vielen Nachfahren der Kriegsgeneration ergeht es auch dem Autor: man spricht nicht über die Zeit und über die Verbrechen, durch die das Nazireich zu unrühmlicher Bekanntheit gelangt ist. Man kommt der Wahrheit nur durch beharrliche Nachforschungen auf die Spur.

Teilweise spricht Sacha bei seinem Psychoanalytiker über seine Empfindungen, Erinnerungen und Wahrnehmungen. Dadurch bekommt der Bericht ungewöhnliche Tiefe und zeigt selbstkritische Reflexionen. Den Leitfaden zu seinen Nachforschungen aber bildet das Tagebuch seiner Großmutter.

Es macht ein wenig Mühe, den einzelnen Strängen der Erzählung zu folgen. Den Verbrechen der Nazis sind auf vielfältigen Wegen viele Menschen als Täter oder Opfer erlegen. Dem weitverzweigten Gebilde aus Schuld und Sühne zu folgen, ist die Aufgabe, vor dem man bei der Lektüre dieser Zeilen steht.

Familiengeschichten können spannender sein als ein Roman. Sacha Bhattyanys Geschichte ist so eine Geschichte: warmherzig, wahrhaftig, schrecklich, menschlich und unglaublich!

Sacha Batthyany

Und was hat das alles mit mir zu tun?
256 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, Februar 2016
ISBN-10: 3462048317
ISBN-13: 978-3462048315
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Peter Prange: Der letzte Harem

Peter Prange: Der letzte Harem

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Die Idee zu diesem Roman hatte der Schriftsteller während einer Reise nach Istanbul. Oberflächlich erlebt der Leser eine Geschichte wie ein Märchen aus 1001er Nacht. Es ist orientalisch, es ist exotisch. Die Farben, die Gerüche, die Klänge, das bunte Leben im damaligen Konstantinopel entstehen vor dem inneren Auge beim Lesen. Auf einer nächsten Ebene geht es in diesem Roman um die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Türkei, die damals ein Verbündeter Deutschland war. Doch schnell spürt der Leser die Brisanz für das Hier und Jetzt. Lebten damals Christen, Moslems und Juden nebeneinander genauso wie Europäer, Syrer, Armenier und Kurden. So lassen uns die Nachrichten in den Medien glauben machen, dass ein solches Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen in der heutigen Zeit sehr schwierig ist. So stellt der Roman die Frage, warum das multikulturelle Zusammenleben in Deutschland immer noch als Gefahr denn als gesellschaftliche Bereicherung gesehen wird.

Jedoch sollte dieses Thema den Leser nicht davon abhalten, die abenteuerliche Geschichte von den beiden Freundinnen Elisa und Fatma zu lesen. Denn wie bei Peter Prange üblich, wird alles in eine spannende und unterhaltende Geschichte eingepackt.

Als die beiden Mädchen zehn Jahre alt sind, werden die Christin Elisa und die Muslima Fatma nach der Zerstörung ihres Dorfes entführt. Sie kommen in den Palast des herrschenden Sultans. Elisa wird als Sklavin für die niederen Arbeiten im Harem eingeteilt. Nicht nur, weil sie Christin ist, sondern auch ihre weniger eleganten Gesichtszüge sind Ursache dafür. Ganz anders hingegen ihre Freundin Fatma, die nun nach mehreren Jahren im Harem Fatima genannt wird. Sie ist eine Schönheit, auch wenn nicht jeder dieses ebenmäßige Gesicht voller Anmut aufgrund des Schleiers zu sehen bekommt. Fatima schafft es, zu den Favoritinnen des Sultans aufzusteigen. Beinahe wird sie sogar eine Ehefrau des Herrschers. Wenn da nicht die Unruhen im Lande wären, und eine Widersacherin, die dem Sultan bereits einen Thronfolger geboren hat. Gerade als Fatima ihm einen zweiten Sohn schenkt und ihre Widersacherin scharfe Geschütze auffährt, wird der Sultan entmachtet und in die Verbannung geschickt. Nun wird es gefährlich für Fatima, ihren Sohn Merut und der Freundin Elisa.

Neben der Spannung in der Geschichte schafft es der Autor mit bildreicher Sprache (den Märchen aus 1001er Nacht entsprechend) das bunte Leben des Orients nachzuzeichnen. Intrigen, Verrat und Gemetzel lassen den Leser mit den Protagonisten mitfiebern, Sympathien und Antipathien für die Figuren stellen sich schnell ein. Gut und Böse lassen sich trotzdem nicht so schnell auseinander halten. Ganz nebenbei erfährt der Leser auf diese Weise um die politischen Zustände in der Türkei kurz vor dem ersten Weltkrieg. Für so manchen Leser mag sich ein „Aha“ einstellen. Das ist sehr gut vermitteltes Allgemeinwissen ohne einen weithin sichtbar erhobenen Zeigefinger. Leseempfehlung erster Güte!

Prange, Peter
Der letzte Harem
Droemer Verlag, München
ISBN 9783426196571
© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Debbie Macomber: Winterglück

Debbie Macomber: Winterglück

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Die an der Ostküste und in Florida lebende Schrifstellerin Debbie Macomber hat mit „Winterglück“ (Originaltitel: „The Inn at Rose Harbour“) einen weiteren schönen Wohlfühlroman vorgestellt. Die Protagonistin Jo Marie Rose hat ihren Mann Paul in Afghanistan verloren. Ein kleines Erbe und der Verkauf, des mit Paul erworbenen Hauses reichen, damit sie einen neuen Anfang wagen kann. Sie zieht in den beschaulichen Küstenort Cedar Cove und wagt sich an die Eröffnung eines Bed & Breakfasts, welches sie Rose Harbour Inn nennt. Bald schon kommen die ersten Gäste, Abby Kincaide und Joshua Weaver. Schnell merkt Jo Marie, dass beide Gäste nicht ganz freiwillig in Cedar Cove sind. Sie tragen schwer an ihrem Gepäck und ihnen steht ein turbulentes Wochenende bevor. Wird alles gut gehen?

Macomber hat diesen Roman als Episodenroman angelegt. Die Gäste der Pension kennen sich nicht und jeder hat eine andere Last zu tragen, mit der sie in den kleinen Ort gekommen sind. Drumherum wird die Geschichte von Jo Marie erzählt. Somit erfährt der Leser drei unterschiedliche Geschichten in diesem Roman. In jeder dieser Geschichten stellt sich die Frage, wie sie wohl ausgehen mag. Damit wird der Leser mit drei sehr unterschiedlichen Protagonisten konfrontiert. Jede Geschichte wird aus einer anderen Perspektive erzählt. Während die von Jo Marie in der ersten Person aus der Sicht von ihr selbst erzählt wird, werden die anderen beiden Geschichten von einer dritten Person erzählt. Nicht von Jo Marie, denn sie ist nicht in allen Momenten anwesend.
Nicht besonders schön fand ich die ständigen Wiederholungen im Text. Die Schriftstellerin scheint ihren Lesern nicht zuzutrauen, dass sie sich an eine Tatsache auch nach 50 oder 200 noch erinnern können. Wenn eine Figur einmal als böswillig beschrieben wird, dann muss dieses nicht alle zwanziug Seiten wiederholt werden.

Ein schöner Roman zum Entspannen, den man einfach so weglesen kann, ohne sich viel Gedanken um das Weltgeschehen machen zu müssen. Liebhaber von Nora Roberts werden auch diesen Roman mögen.

In derselben Reihe:
– Frühlingsnächte
– Sommersterne
– Herbstleuchten

Macomber, Debbie
Winterglück
Aus dem Amerikanischen von Nina Bader
Blanvalet Verlag, München
ISBN 9783734102493

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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