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Gerd Meyer-Anaya: Mann + Frau = Problem

Gerd Meyer-Anaya: Mann + Frau = Problem

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Ein Buch über Irren und Täuschen, über Eigenheiten von Mann und Frau und Missverstehen aller Art.

Gerd Meyer-Anaya ist der Autor der vorliegenden Satiren.

Der Ansatz der Geschichten liegt auf satirischen Betrachtungen der Beziehungen zwischen Mann und Frau  und gleichgeschlechtlichen Partnern.

Das fängt bei Adam und Eva an und zeigt uns gleich einmal, dass uns die Geschichten aus fernen Zeiten gar nicht so fremd sein müssen. Alles hat sich über die Jahrtausende fortgesetzt, wenn man nur den rechten Blick darauf nimmt.

Auch Eva war schon eitel und gierig, und wollte, dass es ihr besser oder mindestens genauso gut geht wie den Nachbarn. Sie stichelt und nörgelt, um an eine bessere Höhle zu kommen. Und Adam schickt sich! Was bleibt ihm anderes übrig?

Es geht weiter so: warum heiraten, warum Bindungen scheuen oder eingehen? Und wenn ja wie? Und was wird aus den Beziehungen vom Anfang bis zu ihrem Ende?

Der Autor besitzt eine profunde Bildung, mit der er Zitate bekannter Autoren wie Lichtenberg oder Benn heranzieht, um Beziehungsstrukturen zu beleuchten. Widersprüche werden allenthalben aufgezeigt und neue Ideen fabriziert. Z.B. sollte es den „Püv“ geben —nicht etwa „Puff“, sondern ausdrücklich „ Püv“,den Partnerschaftsüberwachungsverein!

Es gibt zahlreiche Beispiele und Absurditäten dieser Art.

Altbekannte Weisheiten wie “drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob er nicht was Bessres findet“ wechseln ab mit statistischen Zahlen über eine niedrige Geburtenrate, die man durch verwaltungstechnische Maßnahmen zu erhöhen trachtet.

Ein langes Kapitel gleich zu Beginn des Werks widmet sich den Kosenamen, die der Autor tiefenpsychologisch angeht. Für Männer nennt er „Adörchen“, der aber nicht mit „Adörnchen“ verwechselt werden darf! Der Hinweis auf die intellektuelle, Soziologie studierende Freundin läge hier zu nahe. Auch sonst mögen Kosenamen zu allerlei Fehlinterpretationen führen!

Der Autor trifft mit seinen Beobachtungen den Nagel auf den Kopf. Gesellschaftskritik ist subtil mit hineingepackt in seine Geschichten.

Die Texte sind schmissig und flott geschrieben. Eine Episode oder witzige Persiflage reiht sich an die andere, so als schwappten die Gedanken geradezu über von Einfällen, mit denen sich GMA über die Zustände der Zweisamkeit zwischen Mann und Frau und Frau und Mann auslässt.

Munter geht es weiter durch die Spielwarenindustrie, die Kommunikationsmittel, tägliche Gewohnheiten und ihre Abarten. Kinder, Kochen, Sex und Spiele, Trennung und Versöhnung: Gerd Meyer-Anaya hat ein reiches Repertoire an Wissen und Fantasie, dazu einen ausgedehnten Sprachschatz, um über die Schwierigkeiten des Zusammenlebens zu referieren und seine Satiren zu bestücken.

Man muss beim Lesen die ganze Zeit schmunzeln, denn das Lachen kann einem angesichts der Aktualität seiner Analysen gelegentlich im Hals stecken bleiben.

Die Karikaturen auf dem Cover sind leider irreführend. Das Buch befindet sich auf höherem Niveau.

Für Menschen mit Hang zu Komik und Humor ist das Buch sehr zu empfehlen!

Gerd Meyer-Anaya ist psycho- paar- und sexualtherapeutisch tätig und lebt in Düsseldorf.

Gerd Meyer-Anaya
Mann + Frau = Problem
248 Seiten, broschiert
IATROS, März 2017
ISBN-10: 3869638273
ISBN-13: 978-3869638270
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Frau Hagedorn, Heinz-Berti und der Kurt

Frau Hagedorn, Heinz-Berti und der Kurt

Zwei verschiedene Ehen werden von Elisabeth Jansen in ihren Kurzkrimis „Leonce und Lena“ und „Das Mitbringsel“ beschrieben. In der einen geht es um einen Ehemann, der es nicht schafft, seine ehelichen Pflichten einzufordern und von der Tatsache überfordert wird, dass seine Frau dennoch keine Jungfrau ist. Dass nun in Heinz-Berti die Mordlust geweckt wird, ist kein Wunder. Doch der präparierte Harzer Käse sucht sich ein anderes Opfer.
Ernst-Friedolin ist von ganz anderem Kaliber. Auch er ist nicht zufrieden mit seiner Ehefrau. Sein Plan etwas zu ändern, scheint zunächst aber aufzugehen. Es ist ganz einfach, ihr die Geliebte Pink-Sue als Haushaltshilfe unterzujubeln. Roberta scheint mitzuspielen, in Gedanken schmiedet sie aber schon einen teuflischen Plan.
Beide Krimis sind kurzweilig und amüsant. Die Männer sind Opfer und Täter zugleich, das macht die Sache spannend. Geschrieben sind die Texte mit Sensibilität. Die Autorin beobachtet sehr genau, dass macht die Krimis tiefgründig.

Die Hauptrolle in dem amüsanten Krimi „Nichts zu verlieren“ von Michael Norden spielt ein Butler, der im Ruhestand ist, weil sein Herr spurlos verschwand. Die Witwe hat den Butler entlassen. Aber der kann die dritte Frau Schüppe ohnehin nicht leiden. Amelie Hagedorn, eine Sitzengelassene aus der Vergangenheit, als Schüppe noch keinen Butler hatte, hat allerdings Verwendung für ihn. Bertram hat Lust für sie zu arbeiten, auch wenn er es nicht nötig hat. Er hätte seiner Neugier lieber im Zaum halten sollen. Das Haus, das vom Enkel der alten Dame „Frankeinsteins Hütte“ genannt wird, hat diesen Namen zurecht. Das wird Bertram klar, als er den Schrumpfkopf im Keller findet. Die Warnung kann deutlicher nicht sein. Und dennoch wird der Butler Opfer seiner eigenen Leichtgläubigkeit und auch seiner Dienstbeflissenheit.
Dieser Krimi kommt einem Verwirrspiel gleich, bei dem nicht so schnell klar wird, wer Opfer und wer Täter ist. Der Autor überrascht mit interessanten Wendungen, versteht es, den Leser damit zu fesseln. Der gut durchdachte Krimi liest sich leicht, auch wenn er sehr makaber ist.

Wie wichtig die richtige Kopfbekleidung ist, die man bei einem Banküberfall zur Tarnung aufsetzt, zeigt Detlef Knut mit seinem Krimi „Unter der Last“. Ein weiteres Risiko ist das eigene Gewissen, gerade dann, wenn man es unterschätzt. Mit aller Macht zerstört es jedes bisschen Selbstsicherheit. Den Rest erledigt die Fantasie.
Der Autor spielt einen ganz „gewöhnlichen“ Banküberfall durch. Sein Bankräuber ist ein normaler Mensch in schwieriger finanzieller Situation, der sich nicht anders zu helfen weiß. Der Banküberfall selbst gelingt, die Polizei tappt zunächst im Dunkeln. Der Bankräuber manövriert sich allerdings selbst ins Abseits.
Es macht Spaß, die Geschichte zu lesen und sich in die Sorgen und Nöte des Räubers hineinzudenken, der Opfer seines eigenen Gewissens wird. Auch die andere Seite wird beleuchtet, also das Ermittlerteam. Der Leser, der ja praktisch Zeuge des Überfalls war, erfährt, wie nah oder fern die Polizisten dem Täter sind. Hier sticht besonders der Ehrgeiz einer neuen jungen Kollegin heraus, die den Fall entscheidend vorantreibt. Der Autor schreibt sehr detailreich, so dass man sich gut in diesen Krimi hineinversetzen kann. Satirisches spielt unterschwellig mit, genau im richtigen Maß.

Fazit: Eine lesenswerte Anthologie, für alle, die spritzige Kurzkrimis mögen.

Rezension von Heike Rau

Elisabeth Jansen / Michael Nolden / Detlef Knut
Frau Hagedorn, Heinz-Berti und der Kurt
Die Kriminalgeschichten der 3. Mönchengladbacher Kriminacht (2007)
142 Seiten, broschiert
Engelsdorfer Verlag 2008
ISBN: 978-3867036511
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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Nicolas Barreau Die Frau meines Lebens
Thiele Verlag ISBN 3851790014

Da glaubt einer, endlich die Frau seines Lebens gefunden zu haben, und dann entgeht sie ihm doch!
Grund für 24 Stunden Aufregung und vielfache Bemühungen, ihr auf die Spur zu kommen.

Der Buchhändler Antoine, 32 Jahre alt, Besitzer einer halben Buchhandlung in Paris, ist für einen Kaffee in das Café de Flore gegangen. Auf einem Platz weit hinten an der Wand entdeckt er eine attraktive, honigblonde Frau mit braunen Augen. Elektrisiert und aufgeweckt möchte er sie unbedingt kennen lernen. Sie flirten mit einander, doch leider ist sie nicht alleine!
Seine Hoffnung auf eine Begegnung wächst, als sie ihm einen Zettel mit ihrem Vornamen und ihrer Telefonnummer im Vorbeigehen auf den Tisch flattern lässt.
Die Botschaft lautet, dass er sich in einer Stunde telefonisch bei ihr melden soll und < ich würde Sie gerne wiedersehen >. Sie trägt einen roten Regenschirm, als sie das Café mit einem gut aussehenden Mann verlässt. Welchen Part spielt der Fremde in ihrem Leben?

Antoine ist aufgeregt und kann die Zeit bis zur abgelaufenen Stunde kaum erwarten.
In einem Park vertreibt er sich die Zeit. Nachdem ein Vogel den Zettel, der neben ihm auf einer Bank lag, voll geschissen hat, kann er die letzte der Telefonziffern nicht mehr erkennen. Fluchend und verzweifelt versucht er, die Nummern nach und nach durchzutelefonieren und dabei die letzte Zahl immer wieder zu verändern. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, den er zu verlieren droht.
Die Telefonate mit den unbekannten Teilnehmern bringen ihn nicht weiter. Sie verzögern nur die Zeit. Allerdings ergeben sich aus den Anrufen Anhaltspunkte für die weitere Suche, die einem Puzzle gleicht. Gespräche mit seinem guten Freund Nathan, einem Psychotherapeuten, und mit Julie, Mitinhaberin der Buchhandlung, bieten keinen Trost und zeigen Antoine zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Obwohl man ihn für verrückt halten könnte in seiner Beharrlichkeit, hält er unbeirrt an seinem Ziel fest. Die Spannung wächst und die Suche nimmt leicht groteske Züge an.
Nach einer verwirrenden, viel versprechenden und immer wieder auf Irrwegen landenden Hetzjagd, bleibt Antoine auf Kurs!

Das in dem kleinen Thiele Verlag erschienene Büchlein verspricht schon nach den ersten Sätzen einen vergnüglichen Lesespaß.
Die Geschichte beginnt in einem munteren, frischen Tonfall.
Der Charme der französischen Metropole und der in ihr herrschenden Lebensart macht sich sofort bemerkbar.
Antoine plaudert drauf los und hat den Leser fest im Blick. Dabei unterlaufen ihm lustige und nonchalante Redewendungen, die uns sofort in den Bann der Geschichte ziehen. Die Wortwahl ist differenziert, direkt und unverblümt. Das Alltägliche wird mit Witz und Selbstironie vorgetragen. Mit Phantasie und Einfallsreichtum werden die Abenteuer auf der Jagd nach der Liebsten vorangetrieben. Langeweile kann bei den kurzweiligen Erlebnissen nicht aufkommen.

Selten hat man von einer außerhalb der gängigen Normen liegenden Liebeswerbung in dieser Form gelesen. Kein falscher Ton schleicht sich ein. Die Begegnungen, Erlebnisse und Anstrengungen bei der Suche sind phantasievoll konzipiert und entbehren nicht der Komik. Atemlos folgt man Antoine auf seinen Wegen und bangt mit ihm um den Erfolg der Unternehmung. Man hofft mit ihm auf ein Happy End und wünscht, das Buch möge niemals enden.

Locker und charmant wird das Thema abgehandelt, leicht und unbeschwert.

Sophie Scherrer hat den Text hervorragend übersetzt.

Der Autor ist 1980 geboren, hat Romanistik und Geschichte studiert, lebt als Buchhändler in Paris, und man darf vermuten, dass ihm das Genre des Romans nicht unbekannt ist

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Die Frau im Mond

Die Frau im Mond


Mit dem zweiten Roman der Autorin des Romans “ So lange der Haifisch schläft“ hat Milena Aus erneut eine kleine und feine Erzählung vorgelegt.

Die Geschichte spielt in Sardinien. Aus ruhigen und zarten Anfängen wird außergewöhnliches kleines Werk.

In einer Hommage an ihre Großmutter erzählt die Enkelin als Erzählerin ihre Geschichte.

Auf Sardinien scheinen die Uhren stehen geblieben zu sein.

Das junge Mädchen, das die Großmutter einst war, hat Pech in der Liebe. Alle möglichen Kandidaten laufen immer wieder davon. Ob es daran liegen mag, dass sie ihnen Liebesbriefe und erfundene Geschichten schreibt?
Von ihrer Familie wird sie als leicht verrückt eingeschätzt und auch so behandelt.
1943 kommt ein Witwer auf der Flucht vor dem Krieg auf die Insel und als Untermieter zu den Eltern.
Sehr schnell macht er der jungen Frau, die schon nicht mehr ganz jung ist, einen Heiratsantrag. Aber sie liebt ihn nicht!
Als sich heraus stellt, dass auch er sie nicht liebt, lassen sich beide auf eine Ehe ein, die mehr brüderlich-schwesterlich angelegt ist als etwa auf die große Liebe. Er erledigt seine Bedürfnisse in einem Bordell.
Als sie ihn eines Tages beim Rauchen einer Pfeife beobachtet, macht sie ihm den Vorschlag, das Geld für das Bordell zu sparen, denn sie könne für seine Bedürfnisse statt der Huren deren Aufgaben übernehmen.
So entwickelt sich ein sonderbares Verhältnis, das auf rationaler Ebene alle wichtigen Funktionen erfüllt. Nur die Liebe bleibt auf der Strecke!
Unsere liebenswerte Heldin sucht in ihren Träumen weiterhin nach der einzigen und wahren Liebe!

Sie sollte ihr 1950 bei einem Kuraufenthalt begegnen.

Der Reduce, wie sie ihn nennt, ist ein versehrter Kriegsheld.
Als sie ihn sieht, ist es um sie geschehen. Er und kein anderer vermag ihre Liebe zu wecken!

Neun Monate nach dieser Begegnung kommt der Vater der Erzählerin zur Welt und entwickelt sich zu einem angesehenen Pianisten.
Nach einem Sprung in die Zukunft ist die Erzählerin, Tochter des Pianisten und einer Flötistin, ihrer Großmutter in inniger Liebe verbunden. Sie beobachtet und erzählt, wie sich alles weitere zugetragen hat.

So Geschichte wirkt mit ihren simplen Sätzen naiv und einfach. Sie ist mit ungewöhnlichen Gedanken und Einfallsreichtum ausgestattet.
Wie die Ehe auf einer Ebene fremd und scheu, auf der anderen handfest und sexuell praktisch vollzogen wird, das ist schon bemerkenswert!
Die Großmutter schreibt verschämt Gedichte. Niemand als der Liebaber und die Enkelin dürfen davon Kenntnis nehmen.
Wie sich aber die Liebe zwischen dem Reduce und ihr abspielt, das ist ein Zauberwerk. Die Musik, die sie durch ihn kennen und lieben gelernt hat, bleibt ihr Geheimnis. Sie erreicht aber, dass sie im Sohn ihren Widerklang findet.

Das italienische Leben, die knorrigen und fest gefügten Formen sardischen Familienlebens werden in liebevollen und poetischen Worten erzählt.
Die große Liebe, der die Hauptfigur anhängt, und die in der Figur des Reduce verkörpert wird, ist von einer solchen Innigkeit und Sehnsucht, dass man ganz mitfühlt und sehr gut versteht, wie im alltäglichen Leben alle Träume zerplatzen.

Das Leben spielt verrückt, und verrückt sind zuweilen auch die fantasiebegabten Menschen. Skurril, phantastisch und eigenwillig ist die Konstruktion des kleinen Romans.
Hinter dem schmalen Band vermutet man zunächst keine so amüsante und gut angelegte Lebensgeschichte.

Man lasse sich überraschen von dem Reiz der Erzählung und von dem sehr überraschenden Ende!

Mit dem letzten Satz der Geschichte möchte man Milena Agus zurufen: schreiben Sie weiter!

Milena Agus
Die Frau im Mond
Eine sardische Familinegeschichte
ISBN:3455400779
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Die Frau mit den Seidenaugen

Die Frau mit den Seidenaugen

Marie Thérèse, auch Madame Royale genannt, ist die erstgeborene Tochter König Ludwigs und Marie Antoinettes. Wohlbehütet wächst das empfindsame Mädchen auf. Doch in Versailles gibt es Veränderungen als Ernestine de Lambriquet in die Familie aufgenommen wird. Die beiden Mädchen sollen von nun an zusammen lernen und ihre Freizeit verbringen. Die Begeisterung von Marie Thérèse hält sich in Grenzen. Doch zum ersten Mal erfährt sie etwas aus erster Hand von der Welt draußen und die Zustände in Frankreich. Ernestine ist auch für Klatsch und Tratsch zu haben. Sie hat ihre Augen und Ohren überall. Sie scheut sich auch nicht, gegenüber Marie Thérèse beleidigend zu werden. Die Prinzessin ist erstaunt, als sie erfährt, dass Ernestine nicht davor zurückschreckt, zu spionieren. Doch diese unbezähmbare Neugier steckt an und schon wird Marie Thérèse hineingezogen in die Intrigen und Skandale des Hofes. Doch bald treten wichtigere Dinge als Hofintrigen in den Vordergrund. Die Stimmung im Lande verschlechtert sich rapide. 1789 bricht die Revolution aus. Das Volk erhebt sich. Marie Thérèse verliert ihr Zuhause, muss um ihr Leben fürchten. Doch was für ein hartes Schicksal ihr bevor steht, hätte sie sich niemals träumen lassen.

„Die Frau mit den Seidenaugen“ ist ein opulenter historischer Roman, geschrieben mit einer unglaublichen Detailgenauigkeit, was die historischen Hintergründe betrifft, die offensichtlich aufwändig recherchiert sind. Auch die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet. Große Gefühle werden zum Leben erweckt. Das Leben von Marie Thérèse ist sehr bewegend und tiefgreifend geschildert. Es könnte so gewesen sein. (Zusätzliche Informationen kann man dem Nachwort des Autors entnehmen.) Auch vom Schreibstil her, lässt sich das Buch sehr gut lesen, ohne dafür an Anspruch zu verlieren. Der Autor beschreibt das Schicksal Marie Thérèses sehr einfühlsam. Er nimmt sich Zeit zu erzählen, was sehr gut gefällt. Die Handlung ist nun mal sehr komplex, aber eben perfekt ausgearbeitet. Auch der Erzählrhythmus stimmt. Unbedingt lesen!

Über den Autor:
Guido Dieckmann wurde 1969 in Heidelberg geboren. Er studierte Geschichtswissenschaft und Anglistik. Der Autor lebt in Hassloch in der Pfalz.

Rezension von Heike Rau

Guido Dieckmann
Die Frau mit den Seidenaugen
491 Seiten, gebunden
Rütten & Loening
ISBN: 3-352-00732-2
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Frau Machova wartet auf den Postmann

Frau Machova wartet auf den Postmann

Frau Machova ist so allein. Sehnsüchtig wartet sie auf den Postmann. Doch während Herr Krokodil und Herr Elefant einen Brief bekommen haben und der kleine Iltis sogar ein großes Paket, geht sie leer aus. Der Postmann geht vorbei. Wie immer. Herr Sittich und die alte Gazelle bekommen auch nie Post, aber sie sind zu zweit und können sich die Langeweile gegenseitig vertreiben. Frau Machova dagegen wird immer traurigen. Kaum wagt sie sich noch unter Leute.
Doch eines Tages klingelt es. Frau Machova kann es nicht fassen. Der Postmann bringt einen Brief. Es sind sehr liebevolle Zeilen, doch der Absender fehlt. Frau Machova möchte so gern wissen, wer den Brief geschrieben hat. Sie begleitet den Postmann auf seiner Tour und fragt jeden nach dem Brief. Doch keiner weiß etwas. Und doch ist der Schreiber des Briefes ganz in ihrer Nähe.

Es ist eine Geschichte über das Alleinsein und die damit verbundene Sehnsucht nach Gesellschaft. Dabei hilft der Postmann Frau Machova aus ihrer Einsamkeit, nimmt sie mit auf seine Tour und Frau Machova lernt wieder, Kontakte zu knüpfen. Da stört es wenig, dass ihr auch mal einer die Nase vor der Tür zuknallt oder keine Zeit hat. So ist das im Leben. Dafür trinkt sie mit Frau Krokodil Mandelmilch und hört Geschichten. Mit dem Elefanten geht sie sogar ins Schwimmbad. Und der Postmann kommt mit. Die kleine gefühlvolle Geschichte tröstet und macht Mut. Sie ist zum Vorlesen und Selberlesen geeignet, nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die einsam sind.
Ganz einzigartig sind die Bilder. Die Illustratorin hat auf hellem Holz gezeichnet und eine auffallend großzügige Farbauswahl getroffen. Besonders interessant sind die verschiedenen Muster, die sie in ihre außergewöhnlichen Motive eingearbeitet hat.

Über die Autorin:
Harriet Grunewald, geboren 1969 in Berlin, wuchs in Büsum an der Nordsee auf. Studiert hat sie Lehramt und Kulturwissenschaften. Außerdem lebte sie zwei Jahre in Barcelona. Ihre Ideen für Kinder entwickelte sie als Lehrerin, als Werbetexterin und al Mitbegründerin der Agentur „Die Kernbotschafter“. Zusammen mit ihrer Partnerin gewann sie 2003 den Ideenwettbewerb der Sparda-Bank-Hamburg. Die Autorin hat schon mehrere Kinderbücher veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann in Hamburg.

Über die Illustratorin:
Selda Marlin Soganci, geboren 1973 in Hof an der Saale, studierte Grafik-Design vor allem in Münster und schloss als Diplom-Designerin ab. Seit 1994 lebt sie in Münster und arbeitet dort beispielsweise für ein Kindertheater und illustriert Bücher.

Rezension von Heike Rau

Harriet Grunewald (Text)/ Selda Marlin Soganci (Illustrationen)
Frau Machova wartet auf den Postmann
34 Seiten, gebunden
Peter Hammer Verlag, Wuppertal
ISBN: 3-7795-0024-8
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Die kopierte Frau

Die kopierte Frau

Je älter Ada wird, um so deutlicher spürt sie, dass etwas nicht stimmt, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Es liegt nicht nur daran, dass sie genauso aussieht wie ihre Mutter, sondern mehr am Umgang zwischen Mutter und Tochter. Die Mutter will Ada nichts über ihren Vater erzählen, aber auch nichts über ihre Großeltern oder ihre Tante. Nicht mal einen Blick ins Fotoalbum darf Ada werfen. Dass sie in die Schule gehen darf, verdankt sie der Überredungskunst einer Dame, die sich dafür eingesetzt hat.
Adas Gefühl, das etwas nicht so ist, wie es sein sollte, verstärkt sich immer mehr. Sie fühlt sich anders als andere und versteht das nicht. Als Ada 17 ist, hält sie die Ungewissheit nicht mehr aus. Sie beginnt in den Sachen ihrer Mutter zu spionieren, hofft irgendetwas herauszubekommen, dass ihr weiterhelfen könnte.
Schließlich stöß sie auf ihre Geburtsurkunde. Ein Vater ist nicht angeben, sondern ein Labor in Manhattan. Ada ist die Kopie ihrer Mutter.

Das Buch fesselt unglaublich. Das liegt aber nicht nur am brisanten Thema, sondern an der Art und Weise, wie es angepackt wurde. Die Autorin versucht zu ergründen, wie sich ein menschlicher Klon in unserer zukünftigen Welt fühlen würde. Sie erzählt die spannende Geschichte von Ada, die eigentlich nichts über ihre Zeugung wissen kann und trotzdem fühlt, dass sie anders ist, als andere Menschen. Dabei geht die Autorin in die Tiefe, wagt Gedankenspiele, hält daran fest oder verwirft sie wieder. Es ist ein Prozess, den der Leser miterleben kann. Ada ist ein Mensch, der sich mit seinem Seelenleben beschäftigt und auseinandersetzt, der nach Gründen sucht, nach Antworten und dem Sinn des Lebens und nach dem, was einen Menschen ausmacht. Der Leser wird angeregt, sich selbst Gedanken zu machen, sich eine eigenen Meinung zu einem Thema zu bilden, welches wohl lieber in weite Ferne geschoben wird und dazu noch sehr umstritten ist.

Eva Hoffman wurde in Krakau, Polen, geboren. 1959 wanderte sie mit ihren Eltern nach Kanada aus. Sie studierte in Harvard und arbeitete bei der „New York Times Book Review“.

Rezension von Heike Rau

Eva Hoffman
Die kopierte Frau
Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann
256 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag, Wien
ISBN: 3-552-05293-3
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Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman

Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman

Er führt ein Doppelleben. Auf der einen Seite die Lehre in der Spedition, die seine Mutter ihm aufgezwungen hat, weil er vom Gymnasium geflogen ist. Auf der anderen Seite sein Traum vom Schriftstellerdasein, dem er ein Stück näher rückt, als ein Lokalanzeiger seinen ersten Text druckt.
So bleibt ihm nur eine Möglichkeit. Tagsüber schreibt er Lieferscheine, abends ist er als Reporter unterwegs.
Akribisch beobachtet er sich selbst und seine Umwelt, denkt über Dinge nach, die für andere kein Thema sind, fühlt sich fremd im Prozess der Selbstfindung und stellt schließlich auch den Weg zur Erfüllung seiner Träume in Frage.

Eine komische, ironische aber auch mit Sensibilität erzählte Geschichte über einen jungen Mann, gerade mal 18, der immer nur Bücher im Kopf hat und still auf einen Lebenstraum hinarbeitet.
Der Autor schreibt in einem sehr ruhigen, unspektakulären Stil, schildert Alltägliches haargenau. Er bevorzugt die leisen Töne. Aber genau das macht dieses Buch so unverwechselbar und auf seine Weise faszinierend.

Rezension von Heike Rau

Wilhelm Genazino
Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman
Über einen jungen Mann, der nur die Literatur im Kopf hat
ISBN:3446202692
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