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Justin Cartwright: Das Glücksversprechen

Justin Cartwright: Das Glücksversprechen

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Justin Cartwright
Glücksversprechen
Rowohlt tb
ISBN: 3499246341

Daphne und Charles haben sich aus London nach Cornwall zurückgezogen, nachdem er aus seiner Firma ausgebootet wurde.
Die drei Kinder sind aus dem Haus und leben erfolgreich ihr eigenes Leben.

Da geschieht ein unerwartetes Unglück: die Tochter Juliet, Kunsthistorikerin und erfolgreiche Kunsthändlerin, wird eines Betruges wegen angeklagt. Sie war bei Christies angestellt, als sich der Skandal ereignete. Nach zwei schlimmen Gefängnisjahren wird sie entlassen, und ihr Bruder Charlie holt sie ab. Der Vater Charles hat gerade diese Tochter besonders geliebt und verehrt und war ihr zutiefst verbunden. Mit diesem Schlag werden beide Eltern kaum fertig.

Daphne empfindet die totale Leere und sieht, wie wenig sie mit Charles gemein hat.
Rückblickend erscheint das Familienleben von unguten Erwartungen, falschen Beweggründen und tiefen inneren Spaltungen gezeichnet.
Die großartige, erfolgreiche Familie hat einen Knacks bekommen und alle Protagonisten sitzen in der Falle.
Daphne ist verzweifelt, dass sie ihr Heim in London aufgegeben hat. Charles trauert seinem aktiven Berufsleben nach, und Juliet traut sich nach dem Ende der Gefängnishaft kaum wieder zurück ins Leben. Sophie arbeitet in einer Werbeagentur in London und hat neben ihrer Drogensucht mehr oder weniger desolate Affären.
Charlie wird allmählich zum ruhenden Pol stilisiert, was seinem inneren Befinden gar nicht entspricht.

Im Zentrum von Juliets Verbrechen stehen Fenster des in Amerika bekannten Glaskunstmalers Louis Comfort Tiffany.

Die Kontraste der inneren und äußeren Welten, in denen jeder lebt, werden differenziert beschrieben.

Menschliche Katastrophen entwickeln eine Eigendynamik, die vom wahren Leben gar nicht so weit entfernt sind.

Der Autor schreibt einen geschliffenen Stil und steigert die Handlung zu einem spannenden Psychodrama. Jeder der Protagonisten sehnt sich nach dem vermeintlich Glück der heilen Familie, ohne dass sich eine Lösung dafür abzeichnet. Zwischen den Zeilen lesen wir von den katastrophalen Zuständen im amerikanischen Frauenknast.
Man ist fasziniert von den Fallstricken, die das Leben für jeden parat hält.
Die Kunstszene New Yorks, der tiefsinnige,–oder flüchtige–, Gedankenaustausch zwischen den einzelnen Familienmitgliedern und wichtige Daten aus dem Leben der Protagonisten werden aufgefächert. Für England und Amerika als Gegenpole unterschiedlicher sozialer Gesellschaftsformen finden sich beeindruckende Passagen. Die Geschichte entwickelt sich zu einem Panorama von falscher Moral, trickreichen Lebenslehren, persönlichem Versagen und weisen Lebenseinsichten.
Wir haben hier einen Roman vorliegen, der zum Genre der großartigen englischsprachigen Gesellschaftsromane gehört.

Justin Cartwright gilt als einer der besten Romanciers unsere Zeit. 1945 in Südafrika geboren lebt er heute mit seiner Frau und zwei Söhnen in London.

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Das Glücksversprechen

Das Glücksversprechen

Charles und Daphne Judd sind von London weggegangen, haben sich ans Meer nach Cornwall zurückgezogen. Ruhe haben sie hier nicht gefunden. Tochter Juliet sitzt im Gefängnis, doch die Entlassung steht kurz bevor. Die Eltern sind aufgewühlt und durcheinander. Die Stimmung ist seltsam unwirklich. Juliet hat gestohlen und wurde dafür bestraft. Besonders Charles kann mit dieser Situation nicht umgehen. Es ist, als hätte die Tochter mit ihrer Tat dem Vater den Lebensmut genommen. Und auch Daphne kann nicht glauben, dass ihre Tochter Juliet ein Verbrechen begangen hat. Sie will es nicht wahrhaben, sucht nach Erklärungen, nach Ausreden. Die Ehe wird auf eine harte Probe gestellt. Die einzige Gemeinsamkeit scheinen die Kinder zu sein, das Leben ist darauf reduziert. Dabei sind Juliet, Charlie und Sophie längst erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Charlie scheint der Einzige zu sein, den es nicht aus der Bahn wirft. Sophie dagegen gerät auch ins Schleudern. Fast zerbricht sie an den Erwartung, die, wie Juliet glaubt, an sie gestellt werden.

Die Familie hofft, dass sich alles zum Guten wenden wird, wenn die verlorene Tochter erst wieder zu Hause ist. Dass ein Stück vom Glück wieder fassbar wird und Ruhe einkehrt. Der Neuanfang wird als einzige Chance gesehen. Doch die Probleme lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen wegwischen. Glück kann man nicht erzwingen.

Die Autor schreibt auf eine sehr eindringliche und gefühlsbetonte Art und Weise. Er dringt tief in die Psyche seiner Protagonisten ein, in ihre Gedankenwelt. Das verfehlt seine Wirkung nicht. Der Leser wird regelrecht hineingezogen in die Geschichte. Es ist ein trauriges Buch, das sehr nahe geht. Eine Familie, vom Schicksal gezeichnet, droht zu zerbrechen. Die Geschichte wirkt desillusionierend und doch kommt am Ende wieder ein Funken Hoffnung empor. Das Buch in seiner Tiefgründigkeit wühlt Gefühle auf. Man kann es nicht einfach weglegen. Zu nahe geht die Geschichte.

Über den Autor:
Justin Cartwright, geboren in Südafrika, wuchs in den USA auf und studierte in Oxford. Er schrieb zahlreiche Romane. „Leading the Cheers“ wurde mit dem renommierten Whitbread-Novel-Award ausgezeichnet. Der Autor lebt mit seiner Familie im Norden Londons.

Rezension von Heike Rau

Justin Cartwright
Das Glücksversprechen
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
394 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag Wien
ISBN: 3-552-05344-1
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