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Schlagwort: Freundschaft

Thees Uhlmann: Sophie, der Tod und ich

Thees Uhlmann: Sophie, der Tod und ich

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Dieses Buch ist eine unglaubhafte Geschichte, in welcher der Ich-Erzähler eines Tages an der Wohnungstür von einem Mann überrascht wird. Es ist der Tod, gekommen, um ihn zu holen. Denn schließlich sei er jetzt an der Reihe und stehe im Auftragsbuch des Todes. Doch der Ich-Erzähler nötigt dem Tod noch einige Stunden ab, weil er ein letztes Mal seinen Sohn sehen möchte. Den hat ihm seine Ex-Frau mit der Scheidung gerichtlich entzogen. Mit von der Partie auf dieser Reise zum Sohn ist Sophie, Ex-Freundin von „ich“, und später auch dessen Mutter.

Thees Uhlmann als Musiker zu hören ist die eine Seite, seinen Roman zu lesen eine andere. Einzelne Passagen und Dialoge auf dem Roadtrip durchs Leben sind witzig und machen Spaß. Stellenweise kann der Leser lachen. Doch in der Gänze ist die Geschichte, falls es überhaupt eine gibt, zu dünn und unglaubhaft. Allein durch die Figur des Todes driftet sie ab in die Welt der Fanasy und des Science Fiction. Der Rahmen wirkt aufgesetzt auf eine Sammlung von Beobachtungen und Kurzgeschichten, wie sie dem Musiker Thees Uhlmann und seinem Umfeld tasächlich pssiert sein können. Diese Begebenheiten allerdings mit einer konstruierten Handlung zu verknüfen, lassen sie deshalb nicht interessanter werden.

Schade, dass dadurch das Pulver der einzelnen Geschichten verschossen wurde. In einem Buch mit mehreren Erzählungen wären sie besser aufgehoben gewesen und hätten den Lesern mehr Freude bereitet. So aber bleibt nur ein fader Beigeschmack, der manchen Leser kein zweites Mal zu einem Buch von Thees Uhlmann greifen lässt.
Getreu dem Motto: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ oder „In der Kürze liegt die Würze“, greife ich lieber nach einer CD von Thees Uhlmann. Da hat er bewiesen, wie gut er mit kurzen Texten umgehen kann.

Uhlmann, Thees
Sophie, der Tod und ich
Kiepenheuer&Witsch, Köln
ISBN: 9783462047936

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Minette Walters: Das Echo

Minette Walters: Das Echo

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Ein vor sechs Jahren verschwundener Betrüger, ein vor sechs Monaten verhungerter Obdachloser, ein Journalist, der von seinem Chef gedrungen wird, endlich mal wieder eine große Story zu schreiben, die sich für die Zeitung lohnt. So könnte man die Eckpunkte dieses Romans der englische Schriftstellerin Minette Walters benennen. Er beginnt damit das in der Garage der wohlhabenden Architektin Amanda Powell eines Tages ein Stadtstreicher tot aufgefunden wird. Dem ersten Anschein nach ist er verhungert. Merkwürdig ist aber, dass die Architektin die Bestattungskosten für diesen Unbekannten übernimmt. Dies findet besonders der Journalist Michael Deacon, auf der Suche nach einer großen Story. Sein Interesse ist geweckt, um an dem Schicksal des Stadtstreichers dran zu bleiben. Es dauert nicht lange, da stößt Deacon auf den Ex-Ehemann von Amanda, der vor sechs Jahren nach einem aufgeflogenen Betrugsskandal spurlos verschwunden ist. Hat der verschwundene Ehemann etwas mit dem Obdachlosen zu tun?

Neben dem besonders gut verschachtelten Plot hat mir die Figur des Michael Deacon sehr zugesagt. Er ist keiner der nach Karriere strebenden Journalisten, sondern einfach nur ein besonnener Typ, der eine gute Arbeit abliefern möchte. Vor Jahren ist ihm seine Frau davongelaufen, weshalb es schließlich auch zum Zerwürfnis mit seiner Mutter kam. Er lebt allein in seiner Wohnung und führt ein einsames Single-Dasein. Doch bei seinen Recherchen trifft er auf den 14jährigen Kerry, der ebenfalls unter den Stadtstreichern lebt. Der Junge ist beeindruckt von dem Respekt, den ihm der ältere Mann zollt. Kerry schließt Deacon schließlich ins Herz. Doch diese Zuneigung ist keine Einbahnstraße. Deacon bietet dem jungen Unterkunft in seiner Wohnung an. Diesem Duo schließt sich letztendlich noch ein Kollege von Deacon an. Dieser Kollege hat irgendwie seine Pubertät verschlafen und verfügt deshalb über eigenartige sexuelle Gelüste. Auch ihm gewährt Deacon Unterkunft in seiner Wohnung. Die Konstellation dieses Dreiergespanns beinhaltet jede Menge Konfliktstoff, andererseits aber auch Grund genug für humorvolle Szenen und Dialoge.

Minette Wolters ist ein schwer zu durchschauender Krimi gelungen. Die Hauptfiguren des Romans sind authentisch und letztendlich sympathisch, auch wenn es sich dabei um Täter handeln sollte. Die Dialoge sind zum Teil humorvoll und es macht Spaß, den Leuten „zuzusehen“, wie sie sich in ihrem Chaos verstricken. Ein lesenswerter Roman.

Walters, Minette
Das Echo
Aus dem Amerikanischen von Mechthild Sandberg-Ciletti
Goldmann Verlag
ISBN 9783442445547

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz

Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz

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Petra Durst-Benning hat mit dem vorliegenden Roman ihren ersten Gegenwartsroman veröffentlicht. Nach überragenden Erfolgen mit historischen Romanen hat sie sich in ein anderes Genre gewagt. Auch dies erfolgreich, wie ich finde. Denn auch in dieser Geschichte geht es um Frauen, Frauen, die ihr Leben auf den Kopf stellen wollen oder müssen, Frauen, die sich durchsetzen, und am Ende ihr Glück finden … oder auch nicht.

Therese hat in ihrem Heimatdorf Maierhofen im Allgäu einen Landgasthof zum Erfolg gebracht. Als Bürgermeisterin möchte sie solch einen Erfolg auch für das Dorf schaffen. Es gibt nur ein Hindernis: Eine Diagnose „Krebs“ liegt ihr im Nacken und lässt sie immer häufiger den Optimismus verlieren. Durch Zufall wird sie an ihre Cousine Greta erinnert, die sie seit ihrer Kindheit nie wieder getroffen hatte und die eine erfolgreiche Werbefachfrau geworden ist. Das bringt sie auf die Idee, Greta in das beschauliche Maierhofen zu holen und auf fachfrauliche Hilfe bezüglich des Dorfes zu hoffen. Greta, der gerade in der Agentur, in der sie arbeitet, eine viel jüngere neue Werbefrau an die Seite gestellt wurde, verliert die Lust an der Arbeit für diese Agentur. Aber ebenso wenig kann sie sich zunächst eine Kampagne für ein Dorf vorstellen. Sie ist ausgebrannt. Doch sie greift die Idee einer Auszeit und eines kleinen Checkups in dem Allgäu-Dorf ihrer Kindheit auf. Als ihre Ideen für eine Kampagne Gestalt annehmen, wird sie zusätzlich von Thereses Freundin Christine, der Frau des örtlichen Autohändlers und von Beruf Hausfrau, unterstützt.

Petra Durst-Benning zeigt mit diesem spannenden Roman Wege auf, um sich von persönlichen Tiefschlägen nicht in die Knie zwingen zu lassen. Sie will Mut machen und plädiert dafür, den Kopf nie in den Sand zu stecken, immer nach vorne zu schauen und gegebenenfalls neue Wege zu beschreiten. Das Buch trägt selbst in den Wintermonaten, in denn die Handlung teilweise spielt, so viel Sonne in sich, dass man glaubt, stets von dieser beim Lesen begleitet zu werden. Die Figuren, nicht nur die weiblichen, bringt uns die Schriftstellerin über ihr Handeln und Denken sehr nah. Es ist alles nachvollziehbar und plausibel. Es braucht nicht lange, um sie als Freunde ins Herz zu schließen.
Geschmückt wird der Aufbruch des Dorfes mit vielen Rezepten, die Leserin oder Leser gleich ausprobieren kann. Selbst Edy vegane Bratwurst ist dabei. Und wer beim Lesen Appetit auf ein dickes Butterbrot, bestreut mit Kräutersalzen, bekommt, muss sich keinen Zwang antun. Drei kleine Gläschen mit Kräutersalzen gehören ebenfalls zum Buch. Eine wunderschöne Idee für ein wunderschönes Buch, welches Lust auf die Zukunft macht.

Durst-Benning, Petra
Kräuter der Provinz
Blanvalet, München
ISBN 9783734100116

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Matthias Sodtke: Die Geschichte, wie Nulli und Priesemut Freunde worden

Matthias Sodtke: Die Geschichte, wie Nulli und Priesemut Freunde worden

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Nulli und Priesemut sind schon so lange Freunde, dass man eigentlich gar nicht mehr weiß, wie und wann diese Freundschaft einmal begonnen hat. Vielleicht wissen Hase und Frosch es selbst nicht mehr. Eine, die ganz von Anfang dabei war, ist Oma Bär. Und als Nulli und Priesemut an einem schönen Frühlingstag beim Picknick am Waldrand auf der Decke sitzen, selbst gebackene Waffeln essen und mal wieder eine Geschichte hören wollen, erzählt Oma Bär keine bekannte, sondern eine neue.

Alles begann mit einer Kleckersandburg, die Hase Nulli am Waldsee baute. Er war ganz allein, weil er keine Freunde hatte. Die Sandburg bekam eine hübsche Burgfahne und einen Wassergraben. Als Nulli Kaulquappen entdeckte, fing er welche ein und ließ sie dann im Burgraben Runden schwimmen. Dass er von Priesemut beobachtete wurde, ahnte Nulli nicht.

Die kleine Geschichte ist sehr schön in Szene gesetzt. Das Picknick am Waldrand ist der Ausgangspunkt. Der Autor lässt Oma Bär sehr ausführlich erzählen, wie alles begann. Da werden sogar die Tiere des Waldes aufmerksam und gesellen sich dazu, um mitzuhören, so spannend wird es. Die Begeisterung steht allen ins Gesicht geschrieben.

Die Zeichnungen sind also wie immer ausdrucksstark. Sie sind detailreich und farbenfroh. Besonders gelungen sind die Bilder mit der Versammlung der vielen Tiere. Das sind auch alte Bekannte aus anderen Büchern dabei, wie der Hamster zum Beispiel. Es lohnt sich außerdem, ganz genau hinzusehen. Das ist der Käfer, der eine Waffel stibitzt, der Maulwurf, der aus dem Hügel schaut usw.

Kinder und auch erwachsene Fans von Nulli und Priesemut werden die Geschichte also gern verfolgen. Da fanden sich doch tatsächlich zwei, die zusammengehören und die, waren sie doch bisher allein und wenig beachtet, froh sind, einen Freund gefunden zu haben.

Rezension von Heike Rau

Matthias Sodtke
Die Geschichte, wie Nulli und Priesemut Freunde worden
Illustriert von Helmut Kollars
32 Seiten, gebunden
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830312369
ISBN-13: 978-3830312369
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Iny Lorentz: Die steinerne Schlange

Iny Lorentz: Die steinerne Schlange

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Rom und seine damaligen Kaiser, besonders Caracalla, sind auch im dritten Jahrhundert noch bemüht, das Reich zu vergrößern, die Macht zu mehren. So führen sie auch zweihundert Jahre nach der berühmten Varusschlacht im Teutoburger Wald einen erbitterten Kampf gegen die germanischen Stämme, die wegen ihres zersplitterten Daseins keine einheitliche Verteidigung gegen die Römer aufzubauen in der Lage sind. Der hier besprochene Roman erzählt aus dieser Zeit von Gerhild, der Fürstentochter eines germanischen Stammes. Sie hat noch zwei Brüder, von denen sich der ältere als Söldner bei den Römern verdingt und deshalb auf die Nachfolge als Stammesoberhaupt verzichtet hat, währenddessen der jüngere von beiden nach dem Tode des Vaters der Stammesfürst wird. Doch sein Selbstbewusstsein lässt zu wünschen übrig. Mit Würde füllt er sein Amt nicht gerade aus. Als der römische Statthalter Quintus die Schwester der beiden als seine Geliebte einfordert, sind diese ohne viele Bedenken, Gerhild für ihre Karriere und dem Wohl des Stammes an der Seite der römischen Nachbarn zu opfern, gern bereit. Doch die Schwester ist aus anderem Holz geschnitzt. Sie weigert sich, in die Sklaverei zu gehen, um dadurch das Wohlwollen der Römer für den Stamm zu erkaufen. Gerhild besteht auf einen Zweikampf mit Quintus, um sich nur bei dessen Sieg in ihr Schicksal fügen zu müssen. Doch es kommt anders, als Römer und Germanen erwartet hatten: Das Mädchen besiegt Quintus, beschämt ihn damit und besteht auf ihre Freiheit.

Sechshundertdreißig Seiten voller Spannung und Abenteuer. Iny Lorentz führen uns in ein wald- und moorreiches Germanien des 3. Jh. Mit einem Augenzwinkern berichten sie in dieser fiktiven Geschichte, wie die süddeutschen Stämme zu ihrem Namen als „Alemanen“ (Alle Mannen) kamen. Da ich kein Historiker bin, mag und kann ich nicht über historische Fakten in diesem Roman urteilen. Die sind übrigens in einem Nachwort ausgiebig erläutert worden. Mich faszinierte die abenteuerliche Geschichte. Damit beweisen die Erfolgsautoren ein weiteres Mal, mit welcher Professionalität und Perfektion sie eine Geschichte um die historischen Ereignisse herum aufbauen können. Figuren, die das Gefühl der Leser ansprechen, ob sie nun geliebt oder gehasst werden, ziehen den Leser mit. Der Spannungsbogen, mit dem Quintus auf Rache aus ist und mit der Gerhild um die Freiheit und die Selbstbestimmung ihres Stammes kämpft, hält von der ersten bis zur letzten Seite

Es macht Spaß, der blonden Germanin auf ihrem Weg zur Vereinigung der Germanenstämme zu folgen. Dafür gibt es eine glatte Empfehlung.

Lorentz, Iny
Die steinerne Schlange
Knaur Verlag
ISBN 9783426653517

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Robert B. Parker: Der Killer kehrt zurück

Robert B. Parker: Der Killer kehrt zurück

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Eine Kleinstadt in Aufruhr. Eine Schule für lateinamerikanische Einwanderer Kinder soll in einem Nobelviertel der Stadt in Betrieb genommen werden. Die Anwohner fürchten eine Zunahme der Kriminalität durch die Latinos. Polizeichef Jesse Stone hat alle Hände voll zu tun, um die erhitzten Gemüter zu beschwichtigen.
Besonders schön ist, dass Parker eine eigene kleine Welt geschaffen hat. Eine Kleinstadt in Massachusetts. Immer wieder hat man es in den Romanen mit denselben Leuten zu tun. Sie werden nie vergessen. Sie laufen einem beim Lesen immer wieder über den Weg. Und bei dem vorliegenden Roman „Der Killer kehrt zurück“ wird dieser Tatsache hinsichtlich einer Gangsterfigur aus dem Roman „Terror auf Stiles Island“ Rechnung getragen. Der Apatsche Cromartie, Crow genannt, ist nach zehn Jahren zurückgekehrt. Jesse Stone hat kein gutes Gefühl dabei. Doch er kann Crow nichts nachweisen. Bewundernswert ist die Übereinstimmung der Charaktere beider Typen. Den Crow zeigt sich als ein Killer mit ritterliche Ehre im Leib, denn er behauptet von sich, keine Frauen umzubringen. Tatsächlich ist nicht alles schlecht, was er in Paradise anstellt. Jesse Stone weiß nur nicht, wie er damit umgehen soll. So wie er seinen Weg als Cop geht, so geht Crow seinen Weg als „sauberer“ Killer.

Immer wieder amüsiert knisternde Spannung und die humorvollen Gespräche zwischen Jesse und seinen Mitarbeitern. Manchen von ihnen lernt der Leser auch ganz neu kennen. Manche fallen in ihre alten Muster zurück. Was damit begann, dass einige Bürger die neu eingerichtete Schule für Latino-Amerikaner verbieten wollen, endet offenbar in einem Desaster größten Ausmaßes. Immer neue Wendungen sorgen für Spannung. Zusammen mit dem leicht-flockigen Sprüchen der Figuren ergibt das einen außergewöhnlichen Lesegenuss.

(Die Jesse-Stone-Romane von Parker wurden mit Tom Selleck in der Rolle des Jesse Stone verfilmt. Der Besetzung des ersten Films hatte der Schriftsteller erfreut zugestimmt. Die darauffolgenden Romane scheint er auf diesen Schauspieler maßgeschneidert geschrieben zu haben.)

Parker, Robert B.
Der Killer kehrt zurück
Ein Fall für Jesse Stone
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865324481
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Beate Sauer: Der Stern der Theophanu

Beate Sauer: Der Stern der Theophanu

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In diesem historischen Roman wird die Geschichte der byzantinischen Prinzessin Theophanu erzählt. Diese junge Prinzessin wird im Jahre 972 aus machtpolitischen Erwägungen heraus mit dem Anwärter auf den deutschen Thron, dem jungen Otto II. verheiratet. Zu dieser Zeit ist die Macht des Kaisers, der im Geiste der römischen Cäsaren sowohl die weltliche als auch die kirchliche Macht beherrschen möchte, nicht unangefochten. Ebenso strebt der byzantinische Herrscher nach der großen Macht. Die Heirat zwischen dem jungen Mädchen Theophanu und dem Kaisersohn Otto dient also der Befriedigung der beiden großen Mächte. Die Eingewöhnung in der neuen Heimat fällt dem jungen Mädchen aus der südländischen Metropole der damaligen Welt jedoch schwer, denn nicht nur in den deutschen Gefilden, sondern auch am Kaiserhof selbst ist das Klima rau, sehr rau. Erst nachdem sich Theophanu unerwartet und dennoch leidenschaftlich in ihren sympathischen Gatten verliebt, wird ihr das Fremde in dieser Welt vertraut. Es gelingt ihr jetzt nicht nur, den Männern, die sich ihr in den Weg stellen, sondern auch ihrer Schwiegermutter Adelheid die Stirn zu bieten. Darüber hinaus kämpft sie beherzt an der Seite Ottos um die deutsche Kaiserkrone.

Um das große Reich zu befrieden, reisen der Kaiser und seine Gattin mit dem gesamten Hofstaat durch die Ländereien. Es gab zu damaliger Zeit keinen festen Stammsitz an einem einzigen Ort, der Kaiserhof hatte mehrere Stammsitze die so genannten Pfalzen, von denen aus regiert und Gericht gehalten wurde. Theophanu begleitet ihren Mann und bestärkt ihn in seinen Entscheidungen. Sie gebiert ihm Kinder und auch den möglichen Stammhalter, der ebenfalls den Namen Otto erhält. Der Widersacher hat Otto viele sowohl am Hofe als auch im Umfeld unter den zahlreichen Fürsten. Nicht nur Theophanu sondern auch ihr Gatte wird von vielen Fürsten angefeindet, besonders von Heinrich von Bayern, der als sein Kosein ebenfalls Anspruch auf die Kaiserkrone erhebt.

Die Autorin Beate Sauer hat akribisch recherchiert und viele Fakten in diesem fiktiven Roman eingearbeitet, um die Geschichte lebendig werden zu lassen. In einem langen Nachwort erläutert sie, an welchen Stellen sie die Wahrheit etwas gebeugt hat oder wo sie der Wahrheit etwas hinzugefügt hat, um dem dramaturgischen Handlungsstrang noch mehr Plausibilität und Spannung zu verleihen. Sie gibt mit diesem Roman ein ziemlich exaktes Gesellschaftsbild der damaligen Zeit wider. Viele Begebenheiten sind in Dokumentationen und Sachbüchern nachzulesen. So wird auch der Königsraub von Kaiserswerth, in welchem Otto III. als Kind durch Heinrich von Bayern entführt wurde, aus einer ganz spezifischer Sicht geschildert.

Wer in die deutsche Geschichte eintauchen möchte und die Welt von Theophanu und Otto II. erleben möchte, der ist mit diesem Roman bestens beraten. Er ist unterhaltsam spannend und gut fundiert. Diesen Roman empfehle ich sehr gerne.

Sauer, Beate
Der Stern der Theophanu
Goldman Verlag, München
ISBN 9783442468164
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Lisa Moore: Der leichteste Fehler

Lisa Moore: Der leichteste Fehler

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Die in Neufundland geborene kanadische Schriftstellerin Lisa Moore hatte bereits mit ihrem Debütroman „Im Rachen des Alligators“ einen nationalen Bestseller gelandet und befindet sich immer noch auf dem wachsenden Ast. In ihrem 2013 erschienenen Roman „Der leichteste Fehler“ geht es um einen jungen Mann namens David Slaney, der vor wenigen Jahren auf die schiefe Bahn gerutscht ist. Der Roman beginnt mit dem Ausbruch Slaneys kurz vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis, in welchem er die letzten vier Jahre verbracht hat. Naiv und blauäugig hatte er damals mit seinem Freund Hearn geglaubt, mal eben so 2 t Marihuana durch den Atlantik von Kolumbien nach Kanada zu schmuggeln. Sie waren von kanadischen Fischern entdeckt worden. In ihrer Unerfahrenheit glaubten sie, die Fischer würden es bei einem Kopfschütteln belassen. Das taten diese natürlich nicht, sondern informierten die Polizei. Das Ergebnis: Slaney geht für vier Jahre in den Knast, während sein Freund Hearn durch einen guten Rechtsanwalt freikommt. Kurz vor seinem Geburtstag bricht Slaney aus dem Knast aus, um so schnell wie möglich wieder zu Hearn zu gelangen, denn der nächste Coup steht auf dem Plan. Nun begleitet der Leser den Protagonisten auf einem road trip durch Kanada. Dabei erfährt er viele Hintergründe aus dem Leben des jungen Mannes, erfährt, warum Hearn freigekommen war, wie Slaney aufgewachsen ist, welchen Umgang er mit Mädchen pflegt und viele weitere einzelne Details. Geht es ihm zunächst darum, seine Freundin Jennifer wieder zu treffen, so ist das wesentliche Ziel doch sein Freund. Slaney selbst ist in den Jahren erfahrener geworden und würde lieber nicht so risikobereit in das nächste Geschäft einsteigen. Doch schließlich kann ihn sein Freund davon überzeugen, dass alles in Ordnung geht und er sich keine Sorgen machen bräuchte. Letztendlich vertraut Slaney wieder seinem Freund, denn schließlich war es dieser, der in den letzten Jahren diesen neuen Deal organisiert hat. Slaney begibt sich erneut auf eine waghalsige Tour, doch die wahre Gefahr kann er nicht einmal erahnen.

Lisa Moore ist ein stiller Roman gelungen, der Ende der 1970er Jahre in Kanada spielt und den Drogenschmuggel von Kolumbien nach Neufundland zum Thema macht. Sie zeigt den großen Drang nach Freiheit, den ein Mensch verspüren kann, und dabei die Berücksichtigung aller Risiken vernachlässigt. Erzählt wird außerdem eine Geschichte von Freundschaft. Es ist eine Geschichte zwischen den Jugendfreunden von damals und deren Entwicklung bis zur aktuellen Handlungszeit des Romans. Faszinierend ist die Stimmung, die sie erzeugt, wenn der Leser versucht, eine Sympathie zum Protagonisten aufzubauen und, ähnlich wie in den Geschichten des großen amerikanischen Schriftsteller T. C. Boyle, erkennen muss, dass der Protagonist auf ein riesiges Desaster zuläuft. Zwar kann der Leser versuchen, den Protagonisten Glück zu wünschen, aber letztendlich ahnt er, dass dieser Wunsch nicht sehr viel helfen wird.

Kritisch an dem Buch finde ich zwei Sachen, auf die die Schriftstellerin wahrscheinlich weniger Einfluss hatte. Das ist einerseits der Umschlag der deutschen Ausgabe, dessen Bild gar nichts zu dem Inhalt des Romans aussagt. Zum anderen sind es die fehlenden Anführungszeichen für die wörtliche Rede. Künstlerische Freiheit hin oder her, eine Autorin hat die Pflicht, ihren Lesern das Lesen weitgehend zu erleichtern und ihnen dabei Hilfestellung zu geben. Wenn die Dialoge ohne Kennzeichnung ausgeführt werden, dann erschwert dies das Lesen ungemein. Ständig muss sich der Leser orientierten, und bei jedem Satz versuchen, herauszufinden, ob es sich um eine wörtliche Rede, die Stimme des Erzählers oder gar die Gedanken einer Figur handelt. Nach etlichen Seiten Lesens gewöhnt sich der Leser zwar an diesen Stil, aber besonders attraktiv wird es ihm nicht gemacht.

Da bei mir die Geschichten im Vordergrund stehen, vergebe ich dennoch eine klare Empfehlung und sehe dabei über die genannten Kritikpunkte hinweg.

Moore, Lisa
Der leichteste Fehler
Aus dem Englischen von Kathrine Razum
Hanser Verlag, München
ISBN: 9783446247239

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Eyal Megged: Unter den Lebenden

Eyal Megged: Unter den Lebenden

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Wir fühlt es sich an, wenn ein sehr guter Freund so krank wird, dass er mit Sicherheit bald sterben wir?

Der Icherzähler in dem jetzt vorliegenden Buch von Eyal Megged kann es uns erzählen. Es ist tragisch, schrecklich und anrührend zugleich!

Boas Masor und der Erzähler sind sehr enge Freunde. Der Erzähler ist ein erfolgreicher Chirurg in einem Krankenhaus in Jerusalem. Sein Freund Boas ist nach einer schweren Krebserkrankung kürzlich verstorben. Nach dem Tod von Boas geht es dem Erzähler schlecht, denn er kann es nicht glauben und akzeptieren, dass dieser langjährige Lebensbegleiter, der ihm so viel bedeutet hat, nicht mehr unter den Lebenden weilt.

Ihre Gespräche waren ihm wichtig. Sie waren nie banal sondern immer inhaltsschwer trotz oder gerade wegen ihrer so verschiedenen Wesensmerkmale. In seinen Erinnerungen ersteht das Bild des Freundes als eines ausgeprägten Charakters. Auch Boas wollte schon als Kind Arzt werden. Doch sein Vater hat es ihm nicht zugetraut. So wurde er stattdessen ein anerkannter Wissenschaftler.

Die Freunde haben komplizierte Beziehungen zu ihren Frauen. Im Austausch über das,was sie erleben und fühlen, sind sie sich nah. Das Trennende bleibt dabei nicht ausgespart. Geduld, Einfühlsamkeit, Treue und Unterschiede in den Lebensentwürfen bringen sie häufig in eine unüberbrückbare Schieflage zu einander.

Sie sind teilweise grundverschieden, und in der nachhaltigen und intensiven Rückschau zeigt sich, dass Boas ein zufriedener und ausgeglichener Zeitgenosse war. Der Erzähler hat ihm die Todeserwartung aufgrund der schweren Krebserkrankung zu verheimlichen versucht. Er bewundert den Freund, und kann es nicht fassen, wie gleichmütig und vielleicht auch verleugnend Boas sein Leben weiter geführt hat.

Der Erzähler selber ist ein eher melancholischer und nihilistisch veranlagter Mensch. Sein Freund sagte einst zu ihm: “ein Mensch kann eine Null für dich sein, so lange er gesund ist, aber wenn du ihn operierst, ist er der Mittelpunkt der Welt.“ Mehr als deutlich beweist diese Aussage, mit welcher Leidenschaft sein Freund seinem Beruf nachgeht.

In langen Passagen reflektiert der Erzähler sein eigenes Leben und das des Freundes. In seine Überlegungen fließen Gedanken von Nähe und Distanz ein und von Zuwendung und Liebe zu dem langjährigen Freund.

Unterbrochen sind die Gedanken des Erzählers von eigenen Überlegungen zu Leben und Tod und von Einsichten in seine eigenen Unzulänglichkeiten. Nicht zuletzt sind die poetischen Berichte über die Landschaften in und um Jerusalem bemerkenswert.

Es ist ein nachdenklicher, sensibler und stets von Reflexionen getragener Roman. Da die Handlung keinen genauen Erzählstrang erlaubt, bleibt es bei den sinnierenden und gedankenträchtigen Überlegungen des Haupterzählers.

Eyal Megged ist der Mann der bekannten israelischen Autorin Zeruya Shalev. Die Übersetzerin Ruth Achlama lebt in Israel und übersetzt die Romane so bekannter Autoren wie Amos Oz, Ayelet Gundar-Goshen und Meir Shalev.

Eyal Megged
Unter den Lebenden
352, gebunden
Berlin Verlag, April 2015
ISBN-10: 3827012422
ISBN-13: 978-3827012425
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Ingrid Uebe: Ferien in Beekbüll

Ingrid Uebe: Ferien in Beekbüll

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Emma und Tobi fahren mit ihren Eltern nach Beekbüll. Die Familie will an der Nordsee bei Tante Gesine Urlaub machen. Die Kinder glauben nicht, dass das besonders spannend sein wird, bis sie von dem leer stehenden Gruselhaus hören. Es soll dort spuken. Jemand geht dort in der Nacht ein und aus. Die Gänsehaut der Kinder wird dann noch verstärkt durch die seltsamen Erzählungen von Tante Gesine.

Emma und Tobi finden im Dorf schnell Kontakt zu anderen Kindern. Schließlich ist ihr Vater hier aufgewachsen und kennt die Leute von früher. Alle hier wissen um die Geschichte von Jan Bart, dem Piraten, der seinen Geburtstag im Heidekrug mit einer Party feierte, obwohl er zu diesem Zeitpunkt mit der „ Roten Theresa“ westlich von Afrika bei einem Sturm versank. Er muss also als Geist anwesend gewesen sein.

Emma und Toby lässt das alles keine Ruhe. Sie wollen wissen, ob Jahn Bart tatsächlich noch im Haus als Geist spukt. Und tatsächlich sehen Sie etwas, das sich nicht so einfach erklären lässt.

Die Geschichte wird auf eine sehr spannende Art und Weise erzählt. Da kommt ein ordentliches Gruselgefühl auf. Die ganzen Ferien werden dann auch praktisch von den Geistergeschichten bestimmt und der Neugier der Kinder, die natürlich gerne wissen wollen, was wirklich Sache ist, auch wenn sie dazu ihren ganzen Mut aufbringen müssen. Aber Emma und Tobi halten natürlich zusammen.

Die Autorin gibt immer neue Details zu Jan Barts Geschichte preis, sodass junge Leser einfach immer weiter lesen müssen bzw. auch vorlesende Eltern oder Großeltern ihren Spaß an dem Buch haben. Für gute Unterhaltung sorgen dabei auch die Illustrationen, die die Geschichte bildhaft untermalen. Auch das Ende des Buches gefällt gut. Die Auflösung des Rätsels um Jan Bart ist verblüffend. Und, tja, das hätte man sich aber auch denken können!

Rezension von Heike Rau

Ingrid Uebe
Ferien in Beekbüll
Mit Illustrationen von Cathy Ionescu
128 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN-10: 3473368989
ISBN-13: 978-3473368983
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