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Schlagwort: Humor

Robert B. Parker: Der Killer kehrt zurück

Robert B. Parker: Der Killer kehrt zurück

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Eine Kleinstadt in Aufruhr. Eine Schule für lateinamerikanische Einwanderer Kinder soll in einem Nobelviertel der Stadt in Betrieb genommen werden. Die Anwohner fürchten eine Zunahme der Kriminalität durch die Latinos. Polizeichef Jesse Stone hat alle Hände voll zu tun, um die erhitzten Gemüter zu beschwichtigen.
Besonders schön ist, dass Parker eine eigene kleine Welt geschaffen hat. Eine Kleinstadt in Massachusetts. Immer wieder hat man es in den Romanen mit denselben Leuten zu tun. Sie werden nie vergessen. Sie laufen einem beim Lesen immer wieder über den Weg. Und bei dem vorliegenden Roman „Der Killer kehrt zurück“ wird dieser Tatsache hinsichtlich einer Gangsterfigur aus dem Roman „Terror auf Stiles Island“ Rechnung getragen. Der Apatsche Cromartie, Crow genannt, ist nach zehn Jahren zurückgekehrt. Jesse Stone hat kein gutes Gefühl dabei. Doch er kann Crow nichts nachweisen. Bewundernswert ist die Übereinstimmung der Charaktere beider Typen. Den Crow zeigt sich als ein Killer mit ritterliche Ehre im Leib, denn er behauptet von sich, keine Frauen umzubringen. Tatsächlich ist nicht alles schlecht, was er in Paradise anstellt. Jesse Stone weiß nur nicht, wie er damit umgehen soll. So wie er seinen Weg als Cop geht, so geht Crow seinen Weg als „sauberer“ Killer.

Immer wieder amüsiert knisternde Spannung und die humorvollen Gespräche zwischen Jesse und seinen Mitarbeitern. Manchen von ihnen lernt der Leser auch ganz neu kennen. Manche fallen in ihre alten Muster zurück. Was damit begann, dass einige Bürger die neu eingerichtete Schule für Latino-Amerikaner verbieten wollen, endet offenbar in einem Desaster größten Ausmaßes. Immer neue Wendungen sorgen für Spannung. Zusammen mit dem leicht-flockigen Sprüchen der Figuren ergibt das einen außergewöhnlichen Lesegenuss.

(Die Jesse-Stone-Romane von Parker wurden mit Tom Selleck in der Rolle des Jesse Stone verfilmt. Der Besetzung des ersten Films hatte der Schriftsteller erfreut zugestimmt. Die darauffolgenden Romane scheint er auf diesen Schauspieler maßgeschneidert geschrieben zu haben.)

Parker, Robert B.
Der Killer kehrt zurück
Ein Fall für Jesse Stone
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865324481
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Robert B. Parker: Mord im Showbiz

Robert B. Parker: Mord im Showbiz

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Der vorliegende Kriminalroman ist wieder ein Fall für Jesse Stone, der bei Pendragon erschienen ist. Erneut habe ich mich wohlgefühlt auf dem Revier von Paradise, der kleinen Stadt in Massachusetts, in der Jesse Stone Polizeichef ist, nachdem er wegen Alkoholmissbrauchs im Morddezernat von Los Angeles gefeuert wurde.

Im Paradise wird ein prominenter Talkshowmoderator tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um Mord handelt. Die Prominenz dieses Fernsehmoderators erzeugt mächtigen Druck auf den Polizeichef Stone. Da sich der Moderator mit seiner spitzen Zunge nicht nur Freunde gemacht hat, ist das Medieninteresse riesengroß. Außerdem gehört er zum Freundeskreis des Gouverneurs, was zusätzlich Regierungsbeamte auf den Plan ruft. Als der Presserummel seinen Höhepunkt erreicht, wird eine weitere Leiche gefunden. Diesmal ist es ein junges Mädchen. Es stellt sich heraus, dass dies die neue Lebensgefährtin des Fernsehmoderators ist. Doch so sehr die Medien auch toben, Chief Stone ermittelt unbeirrt weiter und versucht nebenbei seine eigenen Probleme in den Griff zu bekommen.

Diesen Jesse-Stone-Krimi halte ich persönlich für den bislang Humorigsten dieser bei Pendragon erscheinenden Reihe. Dem Übersetzer Bernd Gockel ist es hervorragend gelungen, die Dialoge dermaßen ins Deutsche zu übertragen, dass sie der deutschen Umgangssprache bestens entsprechen, was dem Wortgeplänkel des Polizeichefs mit seinen engsten Mitarbeitern sehr entgegenkommt. Im Team bei den Ermittlungen sind dieses Mal wieder die beiden Polizeibeamten Suit und Molly. Beide Figuren spielen prinzipiell in allen Romanen mit, doch hin und wieder treten Sie komplett in den Hintergrund und sind nur Randfiguren. So nicht im vorliegenden Fall. Hier werden diese beiden Figuren wieder zu wichtigen Figuren neben Jesse Stone und zu Stichwortgebern für die Techtelmechtel auf dem Revier. Molly ist die einzige Frau auf dem Revier und so etwas wie eine Sekretärin oder ein Mädchen für alles. Sie hält ihrem Chef gerne den Rücken frei und springt auch an seine Stelle an die vorderste Front vor die Pressemeute. Suitcase Simpson ist ein junger aufstrebender Cop, der seinen Chef bewundert und ihm mit viel Engagement nacheifert. Die witzigen Dialoge zwischen diesen drei Figuren sind einfach köstlich. Suit, der in diesem Roman extrem darum bemüht ist, Kriminalkommissar im Revier zu werden (falls das Revier überhaupt einen Kommissar genehmigt bekommt) auf der einen Seite, und Molly, die sich zum x-ten Male mit ihrem Chef darin einig ist, dass sie sich beide lieben, aber eben auf ganz besondere Art.

Es ist schade das die Krimireihe aufgrund des Todes des amerikanischen Schriftstellers Parker auch in der deutschen Übersetzung demnächst ein Ende finden wird. Kein Ermittler macht mir so viel Spaß wie Jesse Stone, der in den Verfilmungen von Tom Selleck gespielt wird. Der vorliegende Roman ist ein weiteres Highlight aus dieser Reihe. Robert B. Parker, der auch der Schöpfer des Privatdetektivs Spenser ist, hat mit Jesse Stone einen Cop geschaffen, der widersprüchlicher nicht sein kann.

Uneingeschränkte Leseempfehlung.

Parker, Robert B.
Mord im Showbiz
Aus dem Englischen von Bernd Gockel
Pendragon Verlag, Bielefeld
ISBN 9783865324474

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Jonathan Evison: Umweg nach Hause

Jonathan Evison: Umweg nach Hause

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Roadtrip mit skurrilen Erlebnissen…

Schon bei den ersten Zeilen dieses Romans wird man sehr plötzlich in ein Geschehen hineingezogen, das sich erst allmählich enträtseln lässt.

Mit Einfühlungsvermögen und Sachverstand erzählt Jonathan Evison die Geschichte eines Scheiterns. Scheitern einer Ehe, eines Familienlebens und Scheitern eines schwer kranken Jungen, der nie gesund werden wird.

Ben, der unbekannte Held in diesem Roman, bewirbt sich als Krankenpfleger, da er sonst nichts mit sich anzufangen weiß und außerdem pleite ist. Der Patient, um den er sich kümmern wird, hat eine seltene Krankheit, die ihn als Krüppel in den Rollstuhl gezwungen hat. Trevor ist ca 19 Jahre alt.

Der Ton, in dem die Erzählung daher kommt, ist leicht selbstironisch, ein wenig sarkastisch, immer aber auf eine gewisse Weise humorig. Der Humor überdeckt jedoch nur eine ziemlich traurige Geschichte, in der Ben gefangen ist.

Anlässlich einer abenteuerlichen Autoreise von Washington nach Salt Lake City auf der Suche nach Trevors Vater trifft Ben mit seinem Schützling einige Anhalter, die den Unterhaltungswert der Erzählung aufmischen. Dot, Peaches und Elton haben selber kein besonders glückliches Leben. Doch für Trev und Ben sind sie liebenswert und ihrer Fürsorge wert.

Landschaftsbeschreibungen und diverse Attraktionen unterwegs geben den nötigen Pep, der die leicht melancholischen und doch so lebens- und liebeshungrigen Protagonisten aus ihrem tristen Alltag löst. Bens tragische Geschichte wird allmählich erst in groben Zügen deutlich und lässt den Leser nicht los.

Tragik und Komik liegen dicht beieinander. Es ist ein lesenwerter Roman für diejenigen unter den Lesern, die eine tragische Geschichte des Lebens lieber nicht zu dick aufgetragen erleben möchten. Doch sie rührt in ihrer Treuherzigkeit ans Herz!

Es geht um Freundschaft, Liebe, Sehnsucht und letztlich auch um die Akzeptanz der Realität.

Jonathan Evison lebt in Kalifornien und wurde für seinen ersten Roman “Alles über Lulu“ mit dem Washington State Book Award ausgezeichnet.

Jonathan Evison
Umweg nach Hause
384 Seiten, gebunden
Kiepenheuer&Witsch, Februar 2015
ISBN-10: 3462046594
ISBN-13: 978-3462046595
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Philippe Pozzo di Borgo: Ziemlich beste Freunde

Philippe Pozzo di Borgo: Ziemlich beste Freunde

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Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Wie viel Lebensmut und Optimismus muss er in sich tragen, um so humorvoll über das Leid seines Lebens schreiben und berichten zu können?

Ohne Dramaturgie schildert der Autor autobiografisch aus seinem Leben, angefangen von der Kindheit bis hin zur Gegenwart in dieser überarbeiteten Auflage nach den Dreharbeiten zur Verfilmung des Buches. Über dieses Buch zu sprechen führt automatisch hin zu einem Gespräch über diesen Menschen Pozzo di Borgo. Einen Menschen, den all sein Lebensmut auch nach schweren Tiefschlägen nicht verlassen hat, dessen Geschichte zwei Filmemacher aufgegriffen haben, weil sie unbedingt verfilmt werden musste.

Der Autor ist hineingeboren und aufgewachsen in eine reiche Familie, der Champagner-Familie Moët. Er verlebte die Kindheit eines reichen Schnösels mit seinen Geschwistern. Doch beim Studium lernte er wie auch andere 68er die Lehren von Marx und Engels kennen, die ihn an seinem schönen Leben zweifeln ließen. Zu dieser Zeit lernte er Beatrice kennen, mit der er jede Minute seines Lebens verbringen wollte. Er bekam hochdotierte Posten in den Konzernen seiner Familie, zu welcher auch die Marke „Louis Vuitton“ gehört. Er arbeitete sehr viel und heiratete irgendwann Beatrice. Es schien alles perfekt. Doch Beatrice bekam eine Fehlgeburt nach der anderen. Der Kinderwunsch beider wurde trotz des Geldes nicht gestillt. Bis sie schließlich Kinder adoptierten. Dann wurde bei Beatrice Krebs diagnostiziert. Auch hier halfen kein Geld der Welt und nicht die besten Kliniken. Philippe war stets an ihrer Seite. Seinen Job stellte er hinten an bzw. absolvierte er in weniger Zeit wesentlich intensiver. Als Ausgleich diente ihm Gleitschirmfliegen. Doch dann passierte 1993 der Unfall. Bis auf seinen Kopf und „etwas Leblosem zwischen seinen Lenden“ bewegte sich gar nichts mehr. Da trat Abdel in sein Leben. Abdel kannte bis zu diesem Zeitpunkt nur das Leben auf der Straße und lebte von Drogenhandel, Diebstahl und anderen Delikten. Pozzo di Borgo lernte nach Beatrice zum zweiten Mal einen Menschen kennen, dem er sich auf Gedeih und Verderb auslieferte, obwohl dieser aus einer ganz anderen Gesellschaftsschicht stammte.

Humorvoll und mit einer gehörigen Prise Sarkasmus und Ironie hat der Autor sein Leben niedergeschrieben. Der Leser spürt jede Depression, die der Autor bei einem Tiefschlag wie dem Tod seiner Frau, erleidet. Aber er will den Lesern nichts vorheulen und über das verpasste Leben klagen. Er will ihnen zeigen, dass es immer weiter geht, egal, was passiert. Dabei vergisst er sein Leid nicht, wie sollte er auch, wo er seinen Rollstuhl doch mit dem Mund bedienen muss. Das ist so geschickt in die humorvollen Szenen eingearbeitet, dass auch der Leser bei lauter Lachen immer wieder in die Realität des Autors zurückgeholt wird. Wenn das Buch auch nicht wie ein fiktiver Roman mit Dramaturgie aufgebaut ist, so ist es doch so interessant geschrieben, dass man unbedingt wissen möchte, wie das Leben dieses optimistischen Menschen weitergeht. Darin liegt ein besonderes Moment der Spannung. Und wer den Film vor dem Buch gesehen hat, darf sich auf ein ebenso schönes, aber anderes Ende freuen.

Pozzo di Borgo, Philippe
Ziemlich beste Freunde
aus dem Französischen von Dorit Gesa Engelhardt, Marion Ruß und Bettina Bach
FISCHER Taschenbuch, Frankfurt
ISBN 9783596513178
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Adriana Altaras: Doitscha

Adriana Altaras: Doitscha

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Familienchaos…

Ariana Altaras hat nach dem großen Erfolg von „Titos Brille“ eine neue unterhaltsame Geschichte über ihre gegenwärtige Familie, mit der sie in Berlin lebt, geschrieben. Es gelingt ihr, in Gestalt ihrer drei „Männer“ eine realistische Show zu illustrieren. Ihr Mann George, der kleine Sohn Sammy und der Ausbund an Rebellion David bieten genügend Erzählstoff, dass daraus eine lustige Familiengeschichte werden kann. Adriana Altaras hält mit gekonntem Sprachwitz und einem Humor, der sie auch in anstrengenden Situationen nie verlässt, diese Familienbande zusammen.

Zentrale Figur wird notgedrungen David, der sich in der Pubertät befindet und zu andauernden aufsässigen Zumutungen neigt. Seine Auseinandersetzungen mit dem Vater sind Legende, und der Sohn nennt ihn verächtlich „doitscha“, weil er kein Jude ist. Adriana bedient sich in ihrer Familienerzählung der Alltagssprache heutiger kunterbunter Jugendgangs. Dass dabei leider ein wenig ruppig mit der Sprache umgegangen wird, ist wohl unumgänglich. Neben dem Alltag spielen die jüdischen Verwandten wie immer eine tragende Rolle.

Die temperamentvolle Mutter Adriana setzt sich mit ihren Kindern und den Verwandten permanent auseinander. Es ist der liebevolle und mitreißende Humor, der dieser Geschichte ihren Rang zuweist. Schnodderig und schnell fließen die Sätze aus dem Mund der Mutter, und man hat seine liebe Not, mitzuhalten. Aus der wechselnden Sicht eines jeden Protagonisten werden die Episoden erzählt. Auf diese Weise ist eine muntere Bestandsaufnahme entstanden.

So ganz reicht diese Geschichte nicht an „Titos Brille“ heran. Vielleicht sind manche Episoden gar nicht so unbedingt „jüdisch“. Gibt es doch auch unter den „doitschen“ Familien heute so manche Mär von Rabaukentum und pubertärer Aufsässigkeit zu berichten, an denen der eine oder andere Elternteil verzweifeln mag. Was bleibt, ist Altaras augenzwinkernde Gutmütigkeit, mit der sie das Familienschiff durch so manche Stürme zu begleiten versucht.

Adriana Altaras
Doitscha
272 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, November 2014
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462047094
ISBN-13: 978-3462047097
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Guido M. Breuer: Alte Sünden

Guido M. Breuer: Alte Sünden

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Zunächst war mir nicht ganz klar, ob die Eifel der Wilde Westen Deutschlands ist, oder ob der Krimi gar keiner ist, sondern vielleicht ein Wild-West-Roman? Er beginnt jedenfalls mit der Erschießung von vier Menschen durch Männer in Stiefeln, bis über die Knie reichenden Wettermänteln, mit Hüten, die die sonnengegerbten Gesichter verdecken und die Colts nach der Tat wieder ins Holster an die Hüfte stecken.

Nein. Noch mal zurück. Das ist ja schon das zweite Kapitel. Eigentlich beginnt der Roman von Guido M. Breuer mit seinem bekannten Protagonisten, dem Opa Lorenz Bertold.
Lorenz sitzt in seinem Seniorenheim und will ernsthaft beginnen, einen Krimi zu schreiben. Momentan fällt ihm sonst die Decke auf den Kopf. Es tut sich nichts auf, woraufhin er wieder kriminalisieren könnte.
Doch schneller als die Kunde von der Ermordung eines Kunsthändlers und drei weiterer Personen durch Cowboys wird er von einem afrikanischen Medizinmann und Zauberer aufgesucht. Dieser ist den weiten Weg aus Afrika angetreten, um Opa Bertold nach längst vergangenen Vorgängen in der Eifel zu befragen. Vorgänge, die unter Umständen mit einem in Haft befindlichen Mafiapaten zusammenhängen.

In diesem Ermittlungskrimi werden also zu Beginn sehr viele Spuren gelegt, die alle auf ein mögliches Motiv hinweisen können. Lorenz ist mit seinen Freunden aus dem Seniorenheim schnell beim Ermitteln. Davon kann ihn auch nicht die Kripo, voran seine Enkelin Kriminalkommissarin Rita, abhalten. Im Gegenteil, sind sie nach dem Eingreifen des BKA schließlich der Grund, warum Opa Bertold in seinem fortgeschrittenen Alter das Reiten erlernen muss.

Das alles bereitet beim Lesen sehr viel Vergnügen, die Bilder im Kopf des Lesers beginnen hin und her zu purzeln. Breuer hat in diesem Eifel-Krimi eine Szenerie geschaffen, die etwas außergewöhnlich ist. Zwar wird mit Klischee-Elementen gespielt, was perfekt geschieht, aber dadurch werden unterschiedliche Genres aufgenommen. Zumal der Zauberer noch mystische Bestandteile aus dem Voodoo einbringt. Witzig zwischendurch immer wieder die Gedanken des Opas, die das jeweils aktuelle Geschehen in Form eines Romans darstellen, so als würde Lorenz mit sich selbst sprechen.

Sehr unterhaltsam wird der Leser zur Lösung geführt und muss tatsächlich allen Strängen folgen. Aus keinem lässt sich frühzeitig ableiten, wer der Täter ist. Kurzweilig, knackig, exotisch und vergnüglich wären meine Attribute für diesen Krimi.

Breuer, Guido M.
Alte Sünden
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3954411636
ISBN-13: 9783954411634

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Phil Hogan: Die seltsame Berufung des Mr Heming

Phil Hogan: Die seltsame Berufung des Mr Heming

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Als William Heming wegen diverser Vorfälle von der Schule verwiesen wird, vermittelt ihm seine Tante einem Sommerjob bei einem weitläufigen Verwandten, der eine Immobilienfirma besitzt. Für Heming ist das ein Glücksfall. Er erweist sich als ein sehr interessierter Schüler. Der Job gefällt ihm sofort und er beschließt zu bleiben. Denn jetzt kann er seinen Studienobjekten, den Menschen, noch viel näher sein. Ohne dass diese seine Anwesenheit bemerken. Viele Jahre später hat er das zur Perfektion gebracht. Von den Häusern, die über die Immobilienfirma, die nun in seinem Besitz ist, hat er immer Schlüsselkopien anfertigen lassen. So kommt er in fast jedes Haus in der Gegend. Immer wieder stattet er den Bewohnern, meist in ihrer Abwesenheit, Besuche ab. Er stöbert herum. Er schaut, er liest, er schnüffelt. Manchmal isst er eine Kleinigkeit. Informationen sammelt er nur für sich. Er ist ein diskreter Makler. Er hinterlässt keine Spuren.

Doch dann begeht er zwei Fehler. Er regt sich zu sehr über ein Hundehäufchen auf dem Gehweg auf und er beginnt, sich für eine junge Frau zu interessieren. Damit kommt er aus dem Tritt. Er reagiert über, interpretiert Geschehnisse falsch. Und er wird aus einem Versehen heraus zum Mörder. Dem perfekten Mörder. Denn wie sollte ihm die Polizei auf die Schliche kommen? Er ist es, der Spuren verwischen, verändern und neu legen kann.

Dieser Mr Heming ist ein ganz raffinierter Mann. Ihm gelingt es, ein abartiges Hobby auszuleben, ohne damit aufzufallen. Als Ich-Erzähler vermittelt er dem Leser, was ihn an seinen heimlichen „Hausbesuchen“ fasziniert. Man kann es nachvollziehen. Wer würde nicht gerne einmal unbemerkt Mäuschen spielen auf verbotenem Territorium. Mr Heming hat in diesem Fall allerdings kein Unrechtsbewusstsein. Zum Selbstschutz ist er bereit, alles zu tun. Auch das ist wieder etwas, was man ihm anfangs nicht zugetraut hätte. Der Autor hat hier eine sehr widersprüchliche Figur ersonnen, die an ihren zweifelhaften Aufgaben auch noch wächst. Dies wird dazu noch untermalt mit dunkelschwarzem Humor. Das ist doch wirklich mal etwas anderes!

Rezension von Heike Rau

Phil Hogan
Die seltsame Berufung des Mr Heming
Aus dem Englische von Alexander Wagner
367 Seiten, gebunden
Kein & Aber
ISBN-10: 3036957049
ISBN-13: 978-3036957043
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A. M. Homes: Auf dass uns vergeben werde

A. M. Homes: Auf dass uns vergeben werde

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Auf dass uns vergeben werde… Nun ja: was? Das ist hier die Frage!

Beginnt man den Text des vorliegenden Romans zu lesen, ist man schon mitten drin in einer sehr skurrilen Familiengeschichte.

George und Harry sind zwei ungleiche Brüder: der eine ist erfolgreicher TV Produzent, der andere Historiker. Harry schreibt schon lange an einem Buch über Nixon, das aber nie fertig zu werden scheint. George lebt mit Frau und zwei Kindern in einem Haus nahe New York. Nachdem George einen unverschuldeten Unfall gebaut hat, bei dem die Eltern eines Jungen ums Leben gekommen sind, gerät er in einen psychischen Ausnahmezustand. Als dessen Folge erschlägt er seine Frau Jane, die ihn mit Harry betrogen hat. George landet in der Psychiatrie. Nat und Ashley, die Kinder von George und Jane, müssen ab sofort von ihrem Onkel Harry als deren Vormund versorgt werden. Harrys Frau Claire, eine erfolgreiche amerikanisch- chinesische Geschäftsfrau, lässt sich von ihm scheiden.

Harry kümmert sich nach den Anfangsturbulenzen um die Kinder und die Haustiere seines Bruders. Er bleibt der Hauptakteur in einer Geschichte, die von immer neuen überraschenden Ereignissen überlagert wird. Nachdem er seinen Job als Lehrer an der Uni verloren hat, scheint er ein unruhig Wandernder zu sein, der in seiner Unrast mit anderen Frauen anbändelt und in höchst peinliche Situationen mit diesen gerät.

So weit zum Tenor der Geschichte: Mord, Totschlag, Scheidung, Tod und jede Menge schräger Sexgeschichten.

Der Roman zeichnet einen Alltag auf, der sehr ungewöhnlich ist. Die Dialoge sind lakonisch, frech, kurz und passend. Es wird wie überall in amerikanischen Romanen der Gegenwart viel getrunken. Zwischen den Brüdern gab es eine Rivalität, die den einen zum Sieger und den anderen zum Verlierer bestimmte.

So zügig und vielversprechend die Geschichte beginnt, so sehr braucht man einen langen Atem, um bei der Stange zu bleiben. Sind doch die uferlosen Begegnungen zwischen den handelnden Personen äußerst breit angelegt und nicht unbedingt Spannung fördernd.

Skurril und aberwitzig werden die Zwischenfälle beschrieben, die dem Roman Würze geben sollen. Harrys Schlaganfall gehört ebenso dazu, wie Besuche im Internat bei Nat oder in der Psychiatrie bei George. Immer neue Ereignisse weisen zwar einen gemeinsamen Tenor auf, doch ausufernde Dialoge und die von ständig neuen Ideen aufgeblähte Geschichte bietet am Ende zu viel des Guten.

Man bleibt nach der Lektüre etwas ratlos zurück und fragt sich, warum dieser in Ansätzen so gut konzipierte Roman sich so verflüchtigen konnte.

A.M. Homes
Auf dass uns vergeben werde
672 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, März 2014
ISBN-10: 3462046101
ISBN-13: 978-3462046106
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Romain Puértolas: Reise des Fakirs

Romain Puértolas: Reise des Fakirs

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Charmant und skurril: Reise ins Abenteuer!

Ein wenig verrückt mutet die folgende Geschichte schon an:

Da macht sich ein Fakir, Ayran, auf die Reise aus einem kleinen Dorf in Indien nach Paris, um bei Ikea ein neues Nagelbett zu erwerben.

Es soll 15000 rostfreie Nägel enthalten! Nach dem Erwerb will er gleich zurückreisen. Doch das geht schief.

Bei seinem Rundgang durch das Geschäft hat er die hübsche Marie kennen gelernt. Auch gefällt ihm ein Schrank sehr gut, in dem er sich für die kommende Nacht verstecken will. Doch Tücke des Geschicks: der Schrank wird am nächsten Tag für eine große Reise verladen. Es geht nach Barçelona und auch hier erwarten unseren Helden so mancherlei Missgeschicke und Freuden. Auf der Fahrt zu seinem Ziel leidet Ayran an Hunger und Durst, bis ihn ein freundlicher Sudanese, der auch auf der Flucht ist, befreit.

Es geht in der Erzählung immer so weiter, und eine skurrile Erfahrung folgt auf die nächste. Ayran, der kleine Scharlatan, denn das ist er, wird für ein zu erwartendes Buch, das er schreiben will, reichlich entlohnt. Jeder wünscht ihm Glück bei seinen Ungenauigkeiten und Versprechungen, die er nicht immer halten kann. Ein Taxifahrer aus Paris, den er um einen Geldschein betrogen hat, ist ihm mit seinen Rachegelüsten immer auf den Fersen.

Romain Puértolas hat einen Schelmenroman geschrieben. In ihm finden sich die Vorurteile gegen Einwanderer unerklärlicher Herkunft ebenso wieder wie die schalkhaften Chancen eines Weiterlebens unter ungünstigen Umständen. Über die Reise im Schrank gelangt der Held bis nach Rom und von dort zu einer unerwarteten Ballonfahrt. Schließlich kehrt er zurück nach Paris zu seiner Flamme Marie.

Diese Abenteuergeschichte enthält so manche Überraschung für den belustigten Leser bereit. Man staunt und schmunzelt über die Chuzpe, mit der einer durch die Welt gondelt und am Ende noch Glück bei seinen Abenteuern hat, die nicht immer ganz ungefährlich sind.

Es ist ein komisches Buch mit allerlei absurden und unterhaltsamen Abenteuern. Man sonne sich und lese es, dann wird das ein heiteres Ferienvergnügen.

Romain Puértolas
Reise des Fakirs
304 Seiten, gebunden
S. FISCHER, April 2014
ISBN-10: 3100003950
ISBN-13: 978-3100003959
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Alan Bennett: Die souveräne Leserin

Alan Bennett: Die souveräne Leserin

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Eine Königin auf Abwegen!

Zur Monarchie von England gehört Würde, Distanz und eine gewisse Überheblichkeit.
Elisabeth aber, die Königin von England, gerät eines Tages an einen alten und recht rumpeligen Bücherbus, eine fahrende Leihbücherei. Neugierig steckt sie ihren Kopf zur Bustür herein, ihre Hunde kläffen den Verleiher an, – und dann ist es um sie geschehen! Sie leiht das erste Buch aus, das zweite Buch und wird zu einer leidenschaftlichen Leserin! In Gesprächen mit ihren Dienern, Hofschranzen und sonstigen Honoratioren geht es fortan nur noch um Bücher.

Diese Begegnung mit der Literatur gerät zu einem humorigen und amüsanten Ausflug in die Welt der Bücher und stellt das Leben der Königin auf den Kopf. Ein Küchenjunge avanciert nach der Begegnung mit der Königin im Bücherbus zum Hofdiener, und sie verfällt immer mehr ihrem neuen Hobby. Sie liest sogar in der Kutsche auf Fahrten zu offiziellen Veranstaltungen! Ihrem Äußeren widmet sie nicht mehr die volle Aufmerksamkeit wie bisher, und alles dreht sich um ihr Lieblingsthema: Bücher. Selbst ihre geliebten Hunde vernachlässigt sie ein wenig.

Neben dem Irrwitz einer Königin auf Abwegen hört man Namen so bekannter Schriftsteller wie Henry James, Virginia Woolf, Alice Munroe, Sylvia Plath und vieler anderer mehr.
Mit Witz, Geist, einem Schuss Ironie und Humor führt uns Allan Bennett mit der Königin durch die Literatur der Gegenwart und Vergangenheit. Er hebt die Bücher auf den Thron und gibt dem monarchischen Gebaren eine ganz und gar menschliche Note.

Mit dieser Liebeserklärung an die Literatur in Verschmelzung mit dem abgehobenen Dasein einer Königin erlebt man Bücher einmal als verbindendes Glied in der Kette menschlicher Gewohnheiten und Vorlieben. Die heiter–liebevolle Persiflage auf die englische Königin gereicht dem Autor zur Ehre, und der Bücherfreund darf seine Freude haben!

Alan Bennett
Die souveräne Leserin
Wagenbach
120 Seiten, gebunden
Wagenbach, 3.Aufl., August 2008
ISBN-10: 3803112540
ISBN-13: 978-3803112545
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