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Schlagwort: Humor

Carola Clasen: Nirgendwo in der Eifel

Carola Clasen: Nirgendwo in der Eifel

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Mit dem Roman „Nirgendwo in der Eifel“ verlässt die „Queen of Eifel-Crime“, Carola Clasen, ihr angestammtes Krimigenre. Der vorliegende Roman ist kein Kriminalroman, dennoch ist er deshalb nicht weniger schräg. Die Autorin schafft in diesem Roman eine fiktive Welt, die durchaus sehr bodenständig in der Gegend um Hellenthal in der Eifel angesiedelt ist.

Magnus Faber hat den Buchladen seines Vaters in Brühl geerbt und versucht, ihn fortzuführen. Er versucht es in der strengen Tradition, keinen einzigen Krimi in dieser Buchhandlung anzubieten. Doch in der heutigen Zeit geht es dem Buchhandel wirtschaftlich nicht besonders gut. Das bekommt auch Magnus Faber zu spüren, weshalb er sich finanzielle Lasten aufgebürdet hat. Plötzlich steht sein Gläubiger im Laden und fordert das Geld zurück, weil die vereinbarten drei Jahre vorbei seien. Zudem hatte Magnus gerade von einer schweren Krankheit erfahren. Das wird ihm alles zu viel. In seinem Buchladen schaut er auf ein altes Gemälde von der Staumauer der Oleftalsperre bei Hellenthal. Kurz entschlossen begibt er sich auf den Weg dorthin, um allem ein Ende zu setzen. Einen schöneren Ort kann er sich für das, was er vorhat, nicht vorstellen. Seine Angestellte Eva Zimmermann hat er schweren Herzen bereits am Tag zuvor gekündigt. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass ihm der Bruder seiner Angestellten zusammen mit seinem Gläubiger dicht auf den Fersen ist. Der eine, weil er sein Geld zurückfordern will. Der andere, weil er die Situation ohne Job für seine Schwester aus der Welt schaffen will.

Angekommen an der „Staumauer der Olef bei Mitteldorf“, so der Name des Bildes, kann er den kleinen Ort mit diesem außergewöhnlichen Namen, der ihn unvermittelt an „Der Herr der Ringe“ erinnert, zunächst nicht ausmachen. Bis er dann schließlich in einem Tal auf das kleine, beschauliche Örtchen Mitteldorf trifft.

Mit Spaß und Spannung verfolgt der Leser die Jagd nach Magnus Faber, der selbst kein Freund von Kriminalromanen ist. Er hasste die Vorstellung, dass zur Unterhaltung der Leser das Böse sein Unwesen auf die Spitze treiben kann. Ein Grund dafür, warum das vorliegende Buch kein Krimi sein kann. Trotzdem gibt es in „Nirgendwo in der Eifel“ dennoch, wie oben beschrieben, zwei Jäger und einen Gejagten. Claudia Clasen baut in diesem Nicht-Krimi meisterlich die Spannungsstränge auf. Während man einerseits erfahren möchte, ob die beiden Verfolger ihre Ziele erreichen werden, steht immer wieder die Frage nach dem Selbstmord des Magnus Faber im Raum. Ohne Humor geht es dabei nicht zu, so, wie man es von der Autorin gewöhnt ist. Da verwundert es auch nicht, dass oben auf der Staumauer bereits jemand auf die Selbstmörder wartet, um ihnen alles Hab und Gut abzunehmen. Schließlich bräuchten sie es ja eh nicht mehr, wenn sie sich hinunterstürzen würden. Außerdem hat sie mit Mitteldorf eine Welt geschaffen, die wohl mehr als tausend Engel ersetzen kann. Nur das Geräusch des Busses, der auf der Staumauer entlang immer in den Ort hinein- und wieder herausfährt, erinnert mehr an einen röhrenden Hirsch denn an einen Bus.

Einfach köstlich!

Clasen, Carola
Nirgendwo in der Eifel
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 394244674X
ISBN-13: 978-3942446747

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Sabine Bories: Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?

Sabine Bories: Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?

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Krankheit mit schwersten Folgen.

Was ist eigentlich eine Rheumatoide Arthritis?
Wer es nicht weiß, wird sich hier orientieren können.

Es handelt sich um eine schmerzhafte Autoimmunkrankheit. Wie das Wort „immun“ schon suggeriert, richten sich die Krankheitserreger gegen das eigene Immunsystem und zerbröseln die Knochen. Wie man sich vorstellen kann, tut das sehr weh!

Sabine B. hat in ihrer Not angefangen, ein iPod-Tagebuch zu schreiben. Das war eine äußerst originelle Idee, denn hier kann sie in Malereien ihr Leiden vergegenständlichen. Mit einem Malprogramm kann man ja auf dem iPod die schönsten Bilder hervorzaubern.

Mit dem traurig- grämlichen Gesichtsausdruck eines Mädchens auf der ersten Seite zeigt uns Sabine Bories nach der kurzen schriftlichen Einführung, wie es ihr so geht. In der Folge zeichnet sie viele Situationen und Stimmungen in Bildern.

Dass es sich um eine Krankengeschichte handelt, ist die eine Seite der Bilderzählung. Eine andere aber spricht über Freundinnen, Ehemann und Feiern, die man zusammen plant und genießt. Blumensträuße kommen an das Krankenbett, und Schwestern und Ärzte werden auf eine sinnhafte und sehr eindringliche Art und Weise karikiert. Gedanken an weitere Operationen spielen eine ebenso große Rolle wie die Befindlichkeiten nach misslungenen Eingriffen.

Die Bilder gewinnen in großen Strichen, jeweils zart oder gröber, Form und Farbe. Sehr klein geschriebene Texte erläutern gelegentlich das eine oder andere Geschehen. Ein Schmerzenstagebuch ist es sicher! Wer aber ein solches Tagebuch schreibt, der kann nicht ganz ohne Humor sein! Genau dieser kommt in der Geschichte nicht zu kurz. Mit Selbstironie und Beobachtungen der Umwelt gelingt der Autorin trotz der schweren Schmerzen eine skurrile, amüsante und auch geistreiche Geschichte, die Herz und Seele berührt.

Der Kranken geht die Puste nicht aus, um in unendlichen Fortsetzungen ihre (Kranken-)und Lebensgeschichte zu erzählen. Heiter, froh, duldsam und gelegentlich zornig ist sie immer bereit, ihr Schicksal zu ertragen und nicht aufzugeben. Man kann ihr gratulieren: zu ihrem Mut, ihrer Tatkraft, ihrem Humor und der beispielhaften Ironie, mit der sie auch den tristesten Erfahrungen, die sie mit ihrer Krankheit machen muss, noch trotzt. Und wo ist Batman, der Held der Rache und Gerechtigkeit?

Sabine Bories zeichnet sich selbst als diese Comicfigur von Bob Kane aus dem Jahr 1939.

Sabine Bories
Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?
176 Seiten, gebunden
Atrium-Verlag, Oktober 2012
ISBN-10: 3855350388
ISBN-13: 978-3855350384
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Jess Jochimsen: Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?

Jess Jochimsen: Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?

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Sehr humorvolle Geschichten eines Vaters im Zusammenleben und bei der Erziehung seines Sohnes Tom. Der größte Teil der Geschichten macht Spaß beim Lesen, wohl jede Mutter oder jeder Vater erkennen viele Szenen aus dem eigenen Leben, es wird kaum jemanden geben, der sich nicht in einer der Geschichten wiedererkennt.

Bedauerlicherweise kippt dieser Spaß im dritten Drittel der Geschichten. Nahezu jede Geschichte muss ab da dafür herhalten, dass der Autor mit den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland abrechnet. Politiker, Manager und Griechen, alle kriegen ihr Fett ab. Der erhobene Zeigefinger kommt aus seinen Höhen nicht mehr herunter. Die Sprache des Erzählers ist nicht mehr kindgerecht und die Geschichten haben auch nichts mehr mit dem Sohn zu tun, dessen Name nur noch plakativ hingeworfen wird. Der hintere Teil ist leider der verzichtbarste Teil des ansonsten überaus unterhaltsamen Buches.

Zwischendurch tauchen Widersprüche in der Familie des Erzählers auf. Meist durchweg geht man als Leser von einem alleinerziehenden Vater aus. Das wird verstärkt, als er berichtet, mit einer Freundin nicht ins Kino gehen zu können. Anschließend wird dann von Ehefrau und Mutter gesprochen. Hier ist zwischen den Geschichten keine Homogenität gegeben. Die Plausibilität leidet darunter.

Jochimsen, Jess
Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?
160 Seiten, broschiert
dtv, München
ISBN-10: 3423347155
ISBN-13: 9783423347150

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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Verliebt, verlobt…verrückt?

Verliebt, verlobt…verrückt?

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Geheimnisse einer glücklichen Ehe…

Wenn eine/einer aus dem Nähkästchen der eigenen „Eheerfahrung“ sprechen möchte noch dazu, wenn die/der Betreffende bekannt ist aus Funk und Fernsehen, macht das durchaus neugierig.

Amelie Fried ist eine sympathische Moderatorin, die man einfach immer sehr nett, freundlich und offen erlebt hat.

Mit ihrem Mann Peter Probst hat sie es gewagt, eine Art Anleitung zum „Glücklichsein“ zu verfassen. Dazu gehört die Schilderung der amüsanten ersten Begegnung ebenso wie die störrische Abwehr, mit der zunächst auf das Ansinnen von „Ehe“ reagiert wurde und die unkonventionell verlaufene Hochzeit der beiden.

Die Partner lieben sich sehr, und das ist ja schon einmal eine sehr wichtige Voraussetzung fürs Gelingen einer Ehe. Eingepackt in den Text kann man erfahren, wie es nicht gut gehen kann: wenn man z.B. falsche Erwartungen koppelt an den Verlust der Selbstbestimmung, dann ist das Ende oder die Langeweile in der Ehe nach diesem Buch schon vorprogrammiert. Abwechselnd sprechen Peter Probst und Amelie Fried über ihre Gemeinsamkeiten, die Akzeptanz der Verschiedenheiten, das Loslassen und die Rollenverteilung in ihrer Ehe. Dass sie eine glückliche Gemeinschaft sind, dringt aus jedem Satz heraus. Selbst die unausbleiblichen Krisen werden zuletzt als Wachstum begriffen. In die Texte der beiden Hauptakteure fließen Interviews mit glücklichen und weniger glücklichen Paaren ein. Die Aufführung einer ganzen Reihe von einschlägigen Sach- und Fachbüchern ergänzen die Analyse einer Ehe, die sicher zu den gelungenen Ausnahmen zählt. Es gehören Klugheit, Reife und der Grundtenor des Wohlwollens zu dieser Ehegemeinschaft. Ohne diese Eigenschaften sind leider doch zahlreiche Ehen vom Untergang bedroht, wenn die Liebe eines guten Tages in Hass umschlägt.

Jeden Tag und jede Lebensphase zu reflektieren, wie es Amelie Fried und ihr Mann Peter Probst offensichtlich gelingt, dazu gehört Wissen und die Erfahrung auch über die Endlichkeit unseres Lebens. Das haben die beiden sehr genau begriffen. Alles Aufbegehren und vermeintliche Verjüngen kann nicht über das unausweichliche Ende aller Dinge hinwegtäuschen. Das klingt in den leicht melancholischgefärbten Sätzen Amelie Frieds über das bevorstehende Alter an.

Leicht und flüssig geschrieben und gelegentlich mit einem Schuss Selbstironie und Humor versehen lassen sich auch die schlechten Tage bewältigen.

Es ist ein kluges, amüsantes und sehr leicht geschriebenes Anleitungsbuch zum Glücklichsein. Beispiele können ja zuweilen sehr hilfreich sein!

Insofern ist dieses Buch ein Lehrbuch für „Fortgeschrittene“, das man jedoch guten Gewissens jedem am Eheleben Interessierten empfehlen kann!

Amelie Fried und Peter Probst
Verliebt, verlobt…verrückt?
240 Seiten, gebunden
Heyne Verlag, September 2012
ISBN-10: 3453195248
ISBN-13: 978-3453195240
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Tim Binding: Ship Ahoy

Tim Binding: Ship Ahoy

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Hat er? Oder hat er nicht? Und wenn, seit wann ist es Mord, wenn einer, den man aus dem Weg haben will, fast von allein von der Klippe stürzt? Solange man nichts nachweisen kann, bleibt es beim Mordverdacht. Zumindest hat sich Al Greenwood einen besonderen Ruf damit erworben.

Die „Lady Di“ ist ein beliebtes Kreuzfahrtschiff. Al und seine Freundin Emily arbeiten hier immer wieder für eine Zeit. Sie gibt Malkurse und er den Kettensägenbildhauer. Das ist sehr beeindruckend. Bei einer seiner Aktionen geht allerdings etwas schief. Abgelenkt durch einen Zeitungsfoto verliert Al die Kontrolle über die Kettensäge, die postwendend auf Mrs Durand-Deacon losgeht und diese zwingt, über Bord zu springen.
Und was stand in der Zeitung? Was hat Al so aus dem Konzept gebracht? Seine Ehefrau oder vielmehr Exfrau ist aus dem Gefängnis ausgebrochen.
Selbstverständlich wird Audrey versuchen bei Al unterzuschlüpfen. Kaum sind er und Emily wieder zu Hause, taucht sie auf und fordert Hilfe ein. Dabei hätte Al sie lieber schnell wieder aus dem Weg. Da war doch die Klippe in der Nähe, wo man so leicht runter stürzen kann, wenn man auch nur für einen Moment unaufmerksam ist.

Als ob das alles nicht reicht, fängt Mrs Durand-Deacon wegen gewisser Vorkommnisse an, Al zu erpressen. Sie würde gerne ihren Ehemann Gerald aus dem Weg haben. Ein nicht verurteilter Mörder, wäre doch genau der Richtige für diesen Job. Gerald ist ein Schmetterlingsliebhaber. Zufällig gibt es ein seltenes Exemplar oben an der Klippe.

„Ship Ahoi“ ist eine sehr gelungene Krimikomödie. Hier überzeugt nicht nur die haarsträubende Handlung, sondern auch die urkomischen Figuren, allen voran Al Greenwood. Er ist ein Angeber der Sonderklasse und ein Hochstapler. Er redet viel und gerne. Das meiste davon ist Mist. Aber diesen Mist bringt er eben überzeugend an den Mann oder die Frau. Er fällt auch nicht auf, denn allgemein als normal geltende Menschen, tauchen in diesem Krimi nicht auf.

Das Buch ist unglaublich witzig und damit sehr unterhaltsam. Man amüsiert sich beim Lesen vortrefflich, wenn man diese Art Humor mag. Es gibt keine Längen. Der Krimi ist durchweg gut gemacht, nachvollziehbar trotzt aller Absurdität und ausgesprochen spannend.

Rezension von Heike Rau

Tim Binding
Ship Ahoy
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
368 Seiten, gebunden
Mareverlag
ISBN-10: 3866481683
ISBN-13: 978-3866481688
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John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter

John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter

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Das Leben, die Liebe und der Tod.

Diese Geschichte ist traurig. Doch wie sie erzählt wird ist bezaubernd, einfühlsam, echt und ehrlich.
Worum geht es?
Zwei Jugendliche begegnen sich in einer Selbsthilfegruppe für Krebskranke.

Hazel ist sechzehn Jahre alt und unheilbar an Krebs erkrankt. Sie will nicht in diese Gruppe, denn innerlich ist sie voller Rebellion und Auflehnung gegen ihr Schicksal. Als sie Augustus dort trifft, der sie anstarrt, ist es sehr bald um sie geschehen. Sie verliebt sich in diesen hübschen und aufmerksamen Jungen, der nur noch ein Bein hat. Das andere musste als Folge eines Knochenkrebses amputiert werden. Wer nun glaubt, er habe es mit einer gefühlsduseligen und rührseligen Geschichte zu tun, der irrt gewaltig!

Augustus ist ein Rebell wie Hazel und ironisch dazu. Auf der Ebene sachlicher und häufig zur Komik neigender Aussagen nähern sich die beiden in ihrer frühen Pubertät befindlichen Jugendlichen einander an. Sie können Mitleid und  Beileidsbekundungen nicht ausstehen. Eher wird übertrieben und gewitzelt, ohne je oberflächlich zu sein.

Die Dialoge zeugen von umwerfender Aufrichtigkeit, sarkastischem Hinnehmen und Wahrheitsliebe. Zugleich erlebt man eine Liebesgeschichte von rührender Hingabe und Anhänglichkeit im gemeinsamen Erleben von existenzieller Not und der Gewissheit der Begrenztheit des eigenen Lebens.

Selten wohl hat man in dieser Weise über Jugendliche mit Krebserkrankungen gelesen. Die Geschichte ist frei erfunden und zeigt doch eine außerordentliche Fähigkeit, sich in die Gefühlswelt der Kranken einzufühlen. Eltern und Kinder sind jeweils schwer getroffen. Die Peinlichkeiten und Frustrationen der begleitenden Umstände zu bewältigen, ohne zu verzagen, werden in dieser Geschichte überdeutlich dargestellt.

Ein ungewöhnliches Abenteuer verbindet zuletzt die beiden so schwer Kranken. Liebevoll, drastisch, traurig und zugleich froh genießen Hazel und Augustus ihre Liebe, und keiner weiß, wie lange sie auf Erden währen wird.

Auf dem Umweg über das Interesse an einem gemeinsam gelesenen Buch gelingt dem Autor John Green die feinfühlige Geschichte dieser Annäherung zweier schwer erkrankter junger Menschen. Mit unvergleichlichem Humor und Verständnis erzählt John Green seine Geschichte von Liebe und Tod, von Trauer und abenteuerlichem „Vorerleben“, wenn das Leben so früh enden muss.

Das als Jugendbuch deklarierte Kunstwerk wird jedoch besonders Erwachsene anrühren, so wie Jugendlich es nur bei dem nötigen Ernst für die Endlichkeit unseres Erdendaseins verstehen werden.

Der Autor John Green wird im Klappentext zu Recht mit Philip Roth und John Updike verglichen. Er lebt in Indianapolis/USA.

John Green
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
288 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, 2. Auflage, Juli 2012
ISBN-10: 3446240098
ISBN-13: 978-3446240094
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Klaus Stickelbroeck: Auf die harte Tour

Klaus Stickelbroeck: Auf die harte Tour

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„Hart. Härter. Hartmann.“ So beginnt der vierte Roman um den ehemaligen Fußballspieler von Fortuna Düsseldorf, der nach seinem Sportunfall als Privatdetektiv über Düsseldorfs Pflaster streicht. Klaus Stickelbroeck hat erneut einen Krimi in den Handel gebracht, der nicht nur den Düsseldorfer Lesern Spaß machen wird. In gewohnt schnoddriger Weise ist der private Ermittler mit sich und der Welt nicht im Reinen und schlittert in die fiesesten Situationen, die sich nur ein Krimi-Cop ausdenken kann. Doch worum geht’s?

Hartmann wacht in seinem Bett auf. Er hat einen schweren Schädel und keine Ahnung, wie er überhaupt ins Bett gekommen ist. Seine letzte Erinnerung hat er vom Betreten seiner Stammkneipe am vorigen Abend und dem Musiktitel, der in dem Moment gespielt wurde. Doch jetzt liegt eine dunkelhaarige Schönheit in seinem Bett und streckt ihm ihren süßen Po entgegen. Er selbst: auch nackt. Doch eine Erinnerung will sich bei ihm nicht einstellen. Und es soll noch schlimmer kommen. Auf seinem Weg in die Dusche muss er feststellen, dass eine Blondine im Wohnzimmer auf der Couch liegt. Angezogen natürlich. Oh Mann. Nicht gut. Während er dann bei seinem einarmigen Lieblingswirt, genannt Krake, versucht herauszubekommen, was am gestrigen Abend passiert ist, wird in Düsseldorf eine Blondine erschossen.
Hartmann erfährt von Krake, dass er sehr wahrscheinlich Probleme bekommen wird. Denn die Dunkelhaarige von gestern, die in seinem Bett, ist die Frau des Präsidenten der übelsten Rockergang von Düsseldorf, den Black Mambas. Oh Mann. Nicht gut.
Als Hartmann wieder nach Hause kommt, steht die Polizei vor der Tür. Er wird verdächtigt, die Blondine, die in seinem Wohnzimmer lag, erschossen zu haben. Hartmann sitzt in der Patsche. Am schlimmsten dabei: Er weiß weder wie der gestrige Abend verlaufen, noch wer die Blondine in seinem Wohnzimmer war.

In einem sehr humorvollen Plauderton, der dem Stil anderer Detektivgeschichten wie Hammer oder Magnum entspricht, erzählt Stickelbroeck die Geschehnisse um seinen Protagonisten Hartmann. Ohne einen Abriss der Spannung zieht es den Leser von einem Tag zum nächsten. Er klebt förmlich an den Lippen des Erzählers. Mit Präzision trifft der Autor ganz normale Alltagssituationen und kleidet sie in ein Gewand von treffenden Worten, sodass man ihnen nur zustimmen und darüber schmunzeln kann.

Ein Krimi voller Unterhaltung und Spannung, dessen Spaß sich kein Leser entgehen lassen sollte.

Stickelbroeck, Klaus
Auf die harte Tour
280 Seiten, broschiert
KBV-Verlag
ISBN-10:3942446375
ISBN-13:978-3942446372

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Klaus Wallendorf: Immer Ärger mit dem Cello

Klaus Wallendorf: Immer Ärger mit dem Cello

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Hommage an ein Musikensemble!

Dass sich ein Musiker als gewiefter Literat entpuppt, erlebt man nicht alle Tage! Klaus Wallendorf zeigt sich als ein solcher, denn mit Schmiss und temporeich beginnt seine wie im Untertitel erklärte Liebeserklärung an das Cello und die Cellospieler, die ihre Ursprünge in der Liebe zu einer Cellistin hat. Zum 40 jährigen Jubiläum des zwölfköpfigen Celloensembles der Berliner Philharmoniker hat er eine fröhliche,humorvolle und geistreiche Hommage verfasst.

Hier geht es aber nicht nur um die Cellospieler sondern um den Konzertbetrieb insgesamt, in dem er als dritter Hornist der Berliner Philharmoniker keine ganz geringe Rolle spielt.

Mit seinem Musikwissen und seiner Kenntnis vom Dirigieren und Musizieren kann er dem einfachen Leser schon einiges erzählen.

Da spielen die Tempi und die Noten mit, da geht es um die Körpersprache und die Noblesse eines Instrumentes, das mit sonorem Klang und ruhigem Spiel so manches Herz im Leibe hüpfen lässt. Sätze wie diese „Wenn sich unter sehnigen Könnerhänden ein gezupftes Kontra-C vom Griffbrett löst, dann beben die Bühnenböden des Abendlandes“,- sind Ausdruck dieser lustigen Rede! In Stil und Ton gleichbleibend geht es weiter, und man strenge sich gefälligst an, das früh erlernte Wissen um Noten, Musikinstrumente und das Musikgeschehen hervorzulocken, denn ohne das geht es nun einmal nicht.

Die Cellisten sind der Vorwand, unter dem uns Klaus Wallendorf durch den Konzertbetrieb und seine Hintertüren führt. Übungsrituale und Geflogenheiten der Cellisten werden aufgelistet und dazu gehört auch, „es wird gespielt und nicht geredet“. Jeder einzelne Cellist wird in einer gesonderten Rede gewürdigt. Angereichert ist die Geschichte mit zahlreichen charakteristischen Gedichten und Reimen zu diversen Feiern und Ehrungen. Klaus Wallendorf erzählt munter, geistreich und gelegentlich leicht ironisch, so als nähme er das alles selber nicht so ganz ernst. Er zeigt die Mimik eines Komikers, der ja auch nicht über die eigenen Kalauer lacht.

Luftig leichte Zeichnungen von F.W. Bernstein ergänzen zusammen mit einer Reihe Fotos dieses inhaltsreiche und zügig geschriebene musikalische Lustwerk.

Wie alles einen Anfang und ein Ende hat so auch dieses Buch. Und es endet mit der Furcht vor dem Ruhestand und der tröstenden Gewissheit, das man „dann immer weiter machen kann, nun aber, was man will“,- und das scheint gar nicht so einfach.

Ob das Kabarett die Lösung ist?

Wir wünschen dem Autor mit vielen aufmunternden Impulsen, dass er uns noch viele denkwürdige Geschichten aus dem Konzertleben erzählen möge!

Klaus Wallendorf
Immer Ärger mit dem Cello
176 Seiten, gebunden
Galiani, 2. Auflage, April 2012
ISBN-10: 3869710551
ISBN-13: 978-3869710556
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David Foster Wallace: Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich

David Foster Wallace: Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich

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Jedermanns Freud und Leid!

Was für ein ergötzliches Buch! Allen jenen, die den Massentourismus verabscheuen, sei es ans Herz gelegt!

Mit Witz, Ironie und Sarkasmus beschreibt David Foster Wallace eine Kreuzfahrt, die er im Auftrag von Harper’s Magazine angetreten hat. Er soll einen möglichst positiven Bericht abgeben, der nichts anderes als eine verkappte Werbung für die Schiffslinie sein soll.

Wie er das Abenteuer seiner Reise angeht, das ist unübertroffen! Voller Staunen sieht er die Reinlichkeit, die Freundlichkeit, den Service und die vor Freude überbordenden Mitreisenden, die sich zu dem Massenabenteuer entschlossen haben.

Man stelle sich einen Mann vor, der Stille liebt, der Individualist ist, der alle Gleichmacherei hasst, und der nun plötzlich in diesem Trubel landet. Mit beißendem Humor beobachtet er das „Volk“, das sich diesem Spektakel ausliefert und auch noch Freude daran hat! Er kann es kaum fassen. Animateure sorgen die ganze Zeit dafür, dass niemand zur Besinnung kommt. Jeglicher freie Moment wird mit Spiel, Spaß und Wellness vollgepfropft und wehe, einer entzieht sich dem allgemeinen Freudentaumel. Das gibt es nicht! Man hat sich dem Programm zu fügen, und die meisten tun das ja auch. Nur unser Autor erlebt fast so etwas wie die Dantesche Hölle, als er sich in diesem Event wiederfindet. Auch geißelt er das „Professional Smile“ der Bediensteten, das wie  eingefroren wirkt. Es treibt ihn zur Verzweiflung, weil niemand sicher sein kann, was hinter dieser Dauerfassade der Freundlichkeit in Wirklichkeit lauert. Mit ausdauernder Komik trägt er seine Beobachtungen vor und bringt den Leser zum Lachen. Man amüsiert sich wahrhaftig großartig über die Erlebnisse eines, wie er es nennt, „agoraphobischen“ Individualisten, als der er sich selbst bezeichnet.

Hinter dem Essay steckt eine ausnehmend kluge Kulturkritik, die mitreißend und amüsant zu lesen ist. David Foster Wallace ist ein begnadeter Schreiber. Wie er die Menschen und Situationen beobachtet und seine Gedanken dazu formuliert, zeigt einen kritischen, überlegenen und hintergründig denkenden Menschen. Seine Beobachtung über die Vermarktung des Menschen, mit der dieser möglicherweise keine Leere aufkommen lassen will, und die offensichtliche Angst vor dem Tod, dem die Teilnehmer einer solchen Massenreise zu entkommen trachten, ist denkwürdig. David Foster Wallace durchschaut alles und alle. Ihm entgeht die Freude, und er sieht den Überdruss und auch die Komik in allen diesen Erscheinungen. Doch das ist der Preis, den einer zahlt, wenn er zu kritischem Denken befähigt ist und ja ganz andere Ziele und Lebensvorgaben hat.

Der früh durch Suizid geendete David Foster Wallace hat ein herausragendes Schreibtalent. Sein Tod 2008 wurde von Freunden und Bewunderern tief betrauert.

David Foster Wallace
Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich
185 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch, 2004
ISBN-10: 3462033883
ISBN-13: 978-3462033885
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Jean-Jacques Sempé: Kindheiten

Jean-Jacques Sempé: Kindheiten

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Geschichte eines Lebens in Text und Bildern.

Eine Biographie in Wort und Bild: so etwas gab es schon einmal bei Alison Bechdel in ihrem Comic „Fun Home“.

Im Gegensatz zu ihren Erinnerungen allerdings leuchten die Bilder von Sempé in einem fröhlichen und zuversichtlichen Licht.

Sempé zeigt sich in seinem gedruckten Text von unverhohlener Ironie, Selbstreflexion und Lebensfreude. Marc Lecarpentier hat in einem Gespräch mit ihm zahlreiche Eindrücke aus seiner Kindheit noch einmal hervorgelockt. Diese waren bedrückend. Ständige Geldnot, zankende Eltern und häufige Umzüge boten keinen glücklichen Rahmen für einen Menschen, der gerne fröhliche Kinder und Menschen zeichnet.

Schon früh hat er begonnen, sich mit seinen Zeichnungen aus der eher tristen Realität davonzustehlen. In Sempé steckt ein Schelm, der Gutes tut, wenn ihm auch Böses widerfährt. In seinen zum Text passenden Zeichnungen steckt sehr viel Wahrheit. Sie zeugen von fast philosophischen Einsichten. Auch gibt es große, bunte Aquarelle, die Fröhlichkeit und schalkhafte Selbsteinsichten spiegeln. Der Mensch und besonders das Kind sind extrem klein gegenüber der Fülle der Natur oder der überwältigenden Größe des Erwachsenen. Im Widerspruch zu seiner Heiterkeit stehen seine Einsichten über das Verhalten der großen Menschen und hier besonders seiner Eltern.

Mehrheitlich überwiegen in Sempés Zeichnungen die zart dahin getupften Charakteristiken einer fröhlichen Natur mit dem ganz, ganz kleinen Menschen gegenüber dem gewaltigen Kosmos. Der Baum, auf dem ein Junge sitzt, oder die Schlucht, in der man baden kann, ist überdimensioniert gegenüber dem winzigen Jungen auf dem Ast oder im Wasser.

In seinem Gespräch mit Marc Lecarpentier offenbart Sempé zahlreiche weitere Einsichten seiner Sicht der Dinge. Er steht neben sich und kann mit Ironie seine Menschenkenntnis in die passenden Worte und Bilder kleiden. Die Gespräche handeln unter anderem von der Unbekümmertheit der Kindheit, die in die raue Ernsthaftigkeit der Erwachsenenwelt übergeht. Sie manifestiert sich in den grauen Anzügen der Herren, die den lustigen und bunten Kleidern und Mützen der Kinder gegenüberstehen. Alle Leichtigkeit geht mit dem „Erwachsenenernst“ dahin.

Der Satz „der Mensch ist ein Wesen von untröstlicher Heiterkeit“ fasst in Worte, was in dem Widerspruch von Ernst und Heiterkeit steckt. Seine Zuversicht gipfelt in dem Satz „man kann nicht leben, wenn man nicht heiter ist. Selbst wenn alles danebengeht, gibt es noch das Heitere. Man könnte es auch Seinsfreude nennen. Und ohne Trost, das ist man so wie so; man ist vollständig untröstlich. Ich bin beides…..“

Besser kann man die Geschichte der Gegenwartsmenschheit nicht erzählen. Mit den farbigen Illustrationen gibt Sempé ihnen erzählende Gestalt.

Ein hinreißendes Buch ist dem Autor mit dieser fast als Krönung seines Werkes zu betrachtenden Geschichte „Kindheiten“ zum Jahr seines achtzigsten Geburtstags gelungen.

Jean-Jacques Sempé
Kindheiten
272 Seiten, gebunden
Diogenes, Juni 2012
ISBN-10: 3257021208
ISBN-13: 978-3257021202
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