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Schlagwort: Humor

Husch Josten: Das Glück von Frau Pfeiffer

Husch Josten: Das Glück von Frau Pfeiffer

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Hohes Alter und makabere Taten…

Was erwartet den Leser wohl in dem auf dem Deckblatt des Umschlags abgebildeten Haus?

Auf jeden Fall haben wir es mit einer kuriosen Geschichte zu tun.

Lee Curtin, Tochter aus begütertem Elternhaus, betätigt sich in London als eine Art Voyeurin von Handygesprächen. Sie hört die unsinnigen Reden, die allenthalben und an allen Orten per Handy geführt werden. Die blödsinnigen Gespräche, unwichtig und nichtig, schreibt sie alle protokollarisch auf. Man kann es ihr nachfühlen: wie häufig ist man selber Zeuge von Privatem, wenn Menschen auf der Strasse, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, im Kaffee und von überall her ihre einseitigen Reden führen. Doch eines Tages hört Lee ein Gespräch mit, das sie alarmiert. Sie hat sofort den Eindruck, dass da jemand eine uralte Frau ihrem Schicksal überlassen will.

Bruno, Lees Freund in langen Jahren, ist gerade aus Amerika zurückgekehrt. Er ist Künstler und auf gewisse Art und Weise bindungsunfähig. Seine langjährige Freundschaft zu Lee ist ihm umso wichtiger. Sie teilt ihm ihren Verdacht um das belauschte Gespräch mit. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach einer in dem Gespräch erwähnten Frau Pfeiffer, ein zunächst recht aussichtsloses Unterfangen. Doch sie finden sie, und eine sehr amüsante Geschichte nimmt ihren Lauf. Frau Pfeiffer ist 99 Jahre alt und wird von ihrem alten Faktotum Emma betreut. Die beiden alten Damen zusammen mit dem jungen Paar geben den Plot zu einer Handlung, die in ihrer Komik und Alterweisheit bemerkenswert ist.

Es stellt sich heraus, dass Frau Pfeiffer gezielt nach Menschen gesucht hat, die ihr bei einem sehr ungewöhnlichen Unterfangen helfen sollen. Schließlich spürt man, dass Frau Pfeiffer eine weise alte Frau ist, die mit den vergleichsweise jungen Leuten Gespräche über das Leben hier und heute führt und ihnen gelegentlich gehörig die Meinung sagt. Sie weiß, wie das Leben so spielt und weist Lee darauf hin, was die Antriebsfeder für ihr sonderbares Verhalten wie z.B. ihre Scheidung, ihre Tätigkeiten und die Freundschaft zu Bruno sein könnte. Alles dreht sich schließlich um den Sinn und das Sein, in dem so manch’ einer die Orientierung verliert. Lees geschiedener Mann ist während der Finanzkrise gefeuert worden und kehrt genauso ratlos nach London zurück wie vor kurzem schon Bruno aus Amerika.

Komisch, makaber und äußerst witzig in Szene gesetzt folgt man einer Geschichte mit surrealem Hintergrund.

Die subtile Erzählweise lässt die Hintergrundgeschichten erst nach und nach aufleuchten und man hat seine liebe Müh’, zu erraten, was Frau Pfeiffer mit all’ ihrem Tun denn eigentlich im Schilde führt.

Das exzentrische Vierergespann bildet den Plot zu einer Geschichte, die neben dem witzigen Hauptereignis unsere Gegenwart und so manche Zeiterscheinung infrage stellt.

Amüsant und unterhaltsam weiß Husch Josten über Land und Leute, über Gegenwart und Vergangenheit zu erzählen. Läuft nicht am Ende alles auf die Sinnsuche und das Wesentliche im Leben hinaus?

Das Buch lässt eher an einen englischen Erzähler denken denn an eine deutsche Erzählerin. Die Komik und die Weltläufigkeit der Handlung vermitteln diesen Eindruck, und ich werte sie als positiv.

Der Leser darf gespannt sein und wird seine helle Freude an dem makaberen Sujet dieser Erzählung haben.

Husch Josten
Das Glück von Frau Pfeiffer
212 Seiten, gebunden
Berlin University Press, Februar 2012
ISBN-10: 3862800245
ISBN-13: 978-3862800247
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Julia Stagg: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Julia Stagg: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

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Angefüttert durch Alex Capus’ „Leon und Louise“ und dem darin enthaltenen Flair bin ich auf das hier besprochene Buch von Julia Stagg aufmerksam geworden. Zugegeben, das Auto auf dem Umschlagbild war auch nicht ganz unschuldig, wie das ganze Umschlagbild an einige schöne Tage im Périgore erinnerte.

Nun ist das Flair in diesem Buch nicht mit der Besinnlichkeit bei Capus zu vergleichen, aber Flair, französischen Charme und ausgelassene Fröhlichkeit bringt es trotz aller Katastrophen ins Spiel. Die Schriftstellerin hat den französischen Nerv sehr gut getroffen, und das obwohl, oder gerade weil?, sie eine Britin ist. Das wird daran liegen, dass sie ähnliche Erlebnisse wie die des englischen Ehepaares Lorna und Paul Webster in dem Buch hatte erfahren müssen. Genau wie diese hat Stagg mit ihrem Mann eine Pension auf dem französischen Lande eröffnet und betrieben. Für die Websters geht es in dem Pyrinäendörfchen Fogas nicht gerade lustig zu. Als sie sich im Sommer die „Auberge de Deux Vallées“ anschauten und sich in sie verliebten, wohnten dort noch die Inhaber mit ihrer Familie, das Restaurant war in Betrieb, die Betten bezogen, in der Küche hatte es nach Gewürzen geduftet. Doch nun, als sie im Winter endlich die Möbelwagen ausladen, ist die Herberge nichts weiter als eine dreckige und heruntergekommene Herberge, deren Möbel und Fußböden von Mauseköttel übersät sind. Doch dies ist nicht das einzige Ungemach, welches sie erwartet. Viel schlimmer soll der Ärger werden, den Serge Papon, Bürgermeister des Örtchens, ihnen bereitet. Denn dass das Restaurant in einem französischen Dorf von Engländern, die noch nie etwas vom Kochen verstanden hätten, seinem Schwager vor der Nase weggeschnappt wurde, ist ein unverzeihlicher Affront.

Mit leicht süffisantem Humor hat Julia Stagg diesen Roman verfasst. Hin und wieder musste ich in lauteres Lachen ausbrechen. Der Streit zwischen den „geschmacklosen“ Engländern und den „Froschschenkelfressern“ bildet die Grundlage dafür und für ein heilloses Chaos in den Bergen Frankreichs. Zahlreiche Begebenheiten, wie die von Jaques, der dem Bürgermeister eine Flamme an dessen Hinterteil hält, worauf der in Flammen aufgeht, der Raum nach geschmortem Fleisch riecht und Jaques sich vor Lachen nicht mehr einkriegt, geben Anlass, so manche Traurigkeit schnell zu vergessen. Denn immer wieder neue Intrigen des Bürgermeisters lassen die Websters nicht zur Ruhe kommen. Manche Szenen haben etwas von Situationskomik an sich und man liest sie gern ein zweites Mal.

Einfühlsam und gut gelungen ist die Einführung eines Geistes in die reale Welt dieser Dorfgemeinschaft. Aber dieser Geist macht keinesfalls eine Fantasy-Geschichte aus dem Roman. Es ist der verstorbene Ehemann einer Dorfbewohnerin, die mit ihm gerne noch Zwiesprache hält.

Die sprachliche Umsetzung des Humors wird zweifellos auch das Verdienst der Übersetzerin Angelika Naujokat sein. Sie hat hervorragend die sprachlichen Schwierigkeiten (die Websters sprechen anfangs mit deutlichem, später mit weniger ausgeprägtem Akzent) für den deutschen Leser gemeistert. Und auch Annie mit ihrem losen Gebischkommtbeschonderschgutrüber.

Das Buch ist äußerst unterhaltend, bannt den Leser in einem ständigen Auf und Ab von Gefühlen und ist deshalb sehr zu empfehlen.

Stagg, Julia
Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
Übersetzt von Angelika Naujokat
349 Seiten, gebunden
Hoffmann & Campe
ISBN-10: 3455403433
ISBN-13: 978-3455403435

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Jussi Adler-Olsen: Erlösung

Jussi Adler-Olsen: Erlösung

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Zugegeben, zunächst hatte ich Schwierigkeiten, in den Stoff einzusteigen. War mir anfangs etwas zu lahm. Das dritte Buch dieses Autors ist mein erstes. Ich kannte die Figuren noch nicht und musste mich zunächst an die bunt zusammengesetzte Mannschaft, bestehend aus dem Chef Carl Mørck, dem Assistenten Assad aus Syrien und der Hardcore-Punkerin Rose, gewöhnen. Der stets grantelnde Mørck macht es einem nicht leicht. Doch dann wurde es immer fesselnder.

In Schottland wurde von Jahren eine Flaschenpost gefunden. Nach Strömungslage konnte sie nur aus Dänemark kommen. Doch dann wird die Flasche noch auf dem Fensterbrett bei der Polizei vergessen, bis sie einige Jahre später jemandem auffällt. Da stellt man fest, dass der Brief in der Flaschenpost mit Blut geschrieben wurde. Nun wird das Fundstück an die Kopenhagener Polizei weitergeleitet. Es ist ein Fall für das Sonderdezernat Q von Carl Mørck.

Das fesselnde an diesem Buch sind die zeitlich nicht genau parallel laufenden Erzählperspektiven aus verschiedenen Ansichten. So gibt es den Strang um die Polizeiermittlungen, den Strang aus der Sicht des Serientäters, den Strang aus der Sicht der Ehefrau des Serientäters. Das Schicksal des Mörders, der in einer extrem-religiösen Familie aufgewachsen ist, wird dabei so präzise geschildert, dass man geneigt ist, Mitleid mit ihm zu haben und zu verstehen, warum er die Kinder religiöser Familien entführt und umbringt. Infolge der Asynchronität der parallelen Handlungen wird der Leser in die Lage versetzt, bereits zu wissen, was demnächst geschieht. Er ist den handelnden Figuren immer einen Schritt voraus, wird aber auch über das Geschehen in den Handlungssprüngen aufgeklärt, falls es welche gab. So beginnt eine rasante Jagd auf einen perfiden Serienmörder, der so ganz nebenbei noch seine Ehefrau aus dem Weg räumt.

Bei all dem stressigen Ermitteln lässt Adler-Olsen den Humor nicht außen vor. Im Gegenteil, die Dialoge zwischen Carl und seinen Kollegen weisen sich als höchst humorvoll und satirisch aus. Assad, der aufgeweckte Assistent erweist sich als cleverer Gesprächspartner und ermittelt mit hervorragenden Ergebnissen, obwohl er kein Polizist ist. Den “Profis” in den oberen Etagen, denn das Sonderdezernat Q hat seine Räume im Keller des Polizeipräsidiums, kann er beweisen, wer ein ebenbürtiger Ermittler ist. Selbst Rose birgt so ihre eigenen Geheimnisse. Und wenn der Chef gar mit der Polizeipsychologin turtelt, bekommt die Szenerie etwas vom “letzten Bullen”.

Wenn gerne mit süffisantem Humor und einer gehörigen Portion Thrill ins Bett geht, der kommt um dieses Buch nicht herum.

Jussi Adler-Olsen
Erlösung
Der dritte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q
Thriller
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
592 Seiten, Klappenbroschur
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423248521
ISBN-13: 978-3423248525

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Véronique Bizot: Meine Krönung

Véronique Bizot: Meine Krönung

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Die Welt verlassen… oder ihr doch noch einen Tribut zollen?

Der misanthropische Kauz Gilbert Kaplan lebt ruhig, zurückgezogen und wohl versorgt von seiner Haushälterin Madame Ambrunaz in seiner Wohnung in Paris. Er ist schon sehr alt, und sein Berufsleben als Wissenschaftler hat er längst hinter sich gelassen. Doch ohne Vorwarnung soll er für sein früheres wissenschaftliches Werk mit einem Preis ausgezeichnet werden.

In einem langen Monolog schaut der alte Herr zurück und überdenkt sein Leben. Da gab es, abgesehen von dem frühen Freitod seiner Frau, keine großen Überraschungen. Seine beiden Schwestern waren ihm früh schon aus dem Blickfeld geraten, und sein Sohn begegnet ihm jetzt, kurz vor seiner „Krönung“, wie ein Fremder.

In lakonischem, teils drolligem Tonfall, so, als nähme er alles gar nicht so ernst, lässt Véronique Bizot ihren Protagonisten agieren und reagieren.

In seinen Selbstgesprächen erfährt man, wie es ihm als Forscher erging; auch hier scheint sich das Unwahrscheinliche mit dem Wahrscheinlichen in einem Ungleichgewicht zu befinden, und Erfolge werden eher als Überraschung wahrgenommen. Dass es bei Gilbert immer sehr unordentlich und chaotisch zugeht, zeigt ein Blick in seine Wohnung, in der es behaglich aber unübersichtlich aussieht. Er lebt schon lange ruhig und für sich allein.

Mit dem Mittel der langsamen Rückschau erscheinen die Erlebnisse des Lebens wirklich wie weit entfernt und nicht so richtig wichtig. Wie eine Verfremdung der Gegenwart ist diese in der Rückschau gar nicht mehr so bedeutend und weltbewegend, wie sie zu Zeiten des Erlebens gewesen sein mag.

In diesem Sinne spricht Gilbert eher belustigt von seinen so unterschiedlichen Schwestern, von denen sich die altmodische und umständliche Alice zu seiner „Krönung“ angemeldet hat.

Eine kurze Weile begleiten wir den alten Herrn auf seinem letzten Lebensabschnitt, der ihm gelegentlich zusetzt und ihn auch mürrisch macht, denn das Alter zeigt ab und zu hässliche Seiten. Dem aber steht Madame Ambrunaz entgegen! Sie ist die gute Seele, die für ihn sorgt mit ihren feinen Linsensüppchen und anderen Überraschungen und auch dafür, dass er sich nicht ganz in sich selbst verliert.

Mit feinem Humor, sicherem Instinkt für die Befindlichkeiten des Alters und einem leicht melancholischen Unterton erzählt Véronique  Bizot ihre Geschichte von dem alten Herren. Hinreißend kurze Sätze bilden einen Erzählstil, dem man mit Entzücken folgt.

Ein wunderschöner, weiser, kluger und humorvoller Debütroman ist der Autorin  Véronique Bizot hiermit gelungen, für den sie mehrfach ausgezeichnet wurde.

Auch die Übersetzung von Tobias Scheffel und Claudia Steinitz ist hervorzuheben.

Nicht vergessen sollte man die äußere Aufmachung des kleinen aber feinen Büchleins, die der komisch-melancholischen Stimmung des Inhalts bestens gerecht wird.

Véronique Bizot
Meine Krönung
126 Seiten, gebunden
Steidl, März 2011
ISBN-10: 3869302305
ISBN-13: 978-3869302300
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Franziska Franke: Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers

Franziska Franke: Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers

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Liebhaber des Detektivromans kommen mit der Reinkarnation einer aus Literatur und Film bestens bekannten Romanfigur in den spannenden Genuss, die Welt um sich herum zu vergessen und in das mediterrane Flair von Florenz einzutauchen. Franziska Franke hat sich der lange totgeglaubten Romanfigur des britischen Meisterdetektivs Sherlock Holmes angenommen. Nach ihrem Debütroman „Sherlock Holmes und die Büste der Primavera“ handelt es sich bei dem vorliegenden Buch um den zweiten Krimi dieses Stils, eines Stils, der dem des Altmeisters Arthur Conan Doyles nicht unähnlich ist.

In nüchterner, berichtender Weise beschreibt Mister Tristram, der enge Vertraute des großen Detektivs in der englischen Gemeinde von Florenz, Holmes Vorgehensweise bei den Ermittlungen. Während Holmes in England kaum auf seinen Dr. Watson verzichtete, weil der ihm unendlich viele Chancen bot, mit seinem Spürsinn zu glänzen, so verhält sich Mr. Tristram kaum anders. Bemüht, den Freund Holmes bei den Ermittlungen zu unterstützen, hat dieser nichts anderes zu tun, ihn bloßzustellen und mit seinem eigenen Wissen zu glänzen und zu belehren. Aus seiner Verblüffung über so manchen verwinkelten Gedankengang seines Freundes, der inkognito ermittelt, macht Tristram kein Geheimnis.

Die Ermittlungen drehen sich zunächst um das Auffinden eines Gemäldes, welches bei einem Mitglied des Höllenfeuer-Clubs, einem elitären Kreis der englischen Gemeinde, verschwunden ist. Sherlock Holmes wird beauftragt, das Gemälde zu finden. Erstaunlicherweise hat der Täter nicht die überaus wertvollen Gemälde aus der Renaissancezeit entwendet, sondern eines, auf welchem die fünf Mitglieder dieses esoterischen Clubs von einem Restaurator der Stadt porträtiert worden waren. Der Routinefall wandelt sich schnell zu etwas Ungewöhnlichem, als der Florentiner Maler und Restaurator tödlich verunglückt. Ein Umstand, den Sherlock Holmes stark bezweifelt. Nicht nur Holmes sondern auch sein Gehilfe Tristram geht von Mord aus und kommt so manchem Geheimnis der fünf Porträtierten auf die Spur.

Mit faszinierender Detailtreue beschreibt die Autorin die akribische Ermittlungsarbeit. Da der Eindruck eines nüchternen Berichts erweckt werden soll, dessen Manuskript auf dem Dachboden eines Buchhändlers gefunden wurde, bedient sich die Autorin auch gerne Fußnoten, die das eine oder andere Detail näher erläutern. Eine Methode, die dem Roman Authentizität verleiht.

Mit Humor beseelt werden immer wieder die zwar für Tristram und den Leser überraschenden Wendungen, die für den Meister jedoch offenbar immer wieder vorhersehbar waren. Als Leser kann man sich das etwas langsamer funktionierende Gehirn Mr. Tristrams allerdings gut nachvollziehen, sieht man sich doch selbst oft genug von Holmes an der Nase herumgeführt.

Für Leser, die Sherlock Holmes, Hercule Poirot oder Miss Marple lieben, ist dieses Buch ein unabdingbares Muss. Er wird verzaubert mit einer spannenden Mischung aus Arthus C. Doyle und Donna Leon.

Franziska Franke
Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers
365 Seiten, broschiert
KBV Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3940077933
ISBN-13: 978-3940077-93-6

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Meir Shalev: Meine Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger

Meir Shalev: Meine Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger

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Humorvoll, witzig und skurril beginnt Meir Shalev die Geschichte um seine in Russland geborene Großmutter und ihren Sauberkeitswahn. Das geht nicht, ohne tief in die Familiengeschichte einzutauchen.

Äußeres Merkmal der Putzsucht seiner Großmutter Tonia war ein über die Schulter geworfenes Tuch, mit dem sie jeder Zeit Flecken wegwischen konnte.

Es war nicht ratsam, an einem Freitag bei ihr anzuklopfen, denn da ging es besonders eifrig zu. Wehe, ein Besucher traute sich ins Haus! Da konnte sie sehr rigide reagieren. Auch Batja, Meirs Mutter, wurde zu Unzeiten aus der Schule nach Hause beordert: Putzen ging vor Lernen! In einer geheimen Kammer verwahrte Großmutter Tonia ihr Kleinod: einen Staubsauger aus Amerika. Man muss sich vorstellen, dass in Israel während der Urbanisationsphase Staub und Schmutz in alle Ritzen und Ecken drang, was für eine vom Putzteufel Besessene nur schwer zu ertragen war. Israelisches Leben seit der Staatsgründung und davor zeichnet sich zudem durch schwere Landarbeit aus, die mit entsprechendem Schmutz einhergeht.

Nun kann man nicht ein ganzes Buch mit den Putzgewohnheiten der Großmutter füllen. Meir gelingt die Synthese zwischen skurrilen Eigenarten einzelner Verwandter mit den absurden Gewohnheiten der anderen. Mit Zärtlichkeit, Herz und einem ausgeprägten Sinn für humorvolle Details berichtet der Autor über seine Verwandten und ihr über alle Widrigkeiten hinweg bestehendes Zusammengehörigkeitsgefühl. Meir Shalev ist der geborene Geschichtenerzähler, der fabuliert und sich in Einzelheiten verliert, ohne zu langweilen. Charakteristiken über Land und Leute gewinnen Kontur und bringen den Leser zum Schmunzeln.

Ob Shalev die Bibel neu erzählt oder von Judiths Liebe berichtet: mit Humor, Schalk und Witz, mit Charme und außergewöhnlichen Einfällen überrascht er seine Leser und bietet Lesevergnügen pur!

Meir Shalev
Meine Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger
281 Seiten, gebunden
Diogenes, Februar 2011
ISBN-10: 3257067798
ISBN-13: 978-3257067798
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QueDu Luu: Vielleicht will ich alles

QueDu Luu: Vielleicht will ich alles

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Addi ist der Held einer neuen Zeit!

Addis Eltern, durchaus in bürgerlichen Berufen tätig, streiten und prügeln sich, und ihr Sohn kann es fast nicht mehr ertragen, diesem Familienklima ausgesetzt zu sein. Die Familie wohnt in einer Stadtrandsiedlung Bielefelds, in der sich alle möglichen Typen tagtäglich tummeln.

Addi ist ein Held, der still und unauffällig, doch durchaus wehrbereit, aus der Enge der elterlichen Wohnung zu entkommen trachtet. Begegnet er aggressiven Junkies, so gelingt ihm häufig der KO Schlag gegen gewisse Angreifer. Die fremdartige Alicia aus der neunten Klasse hat es ihm angetan. Sie sieht sich häufig ebenfalls ungerechtfertigten Aggressionen ausgesetzt, weil sie so anders als ihre Mitschülerinnen ausschaut. Addis Freund Jonas, der so gut in der Schule ist, und den er ein wenig bewundert, muss sich um seine betrunkenen Eltern kümmern, die von Hartz IV leben. Balduin, der verrückte Obdachlose, trottelt ständig hinter Addi her, und dieser versucht vergeblich, ihn los zu werden. Alles in allem lebt Addi in einer dubiosen Zwischenwelt, und er hat es nicht leicht, sich aus dem ganzen Durcheinander ein Weltbild zu zimmern, das ihm eine bessere Zukunft ermöglichen würde.

Mit Schmunzeln, ein wenig Mitleid und viel Empathie folgt man Addi bei der Suche, die richtigen Freunde und Freundinnen zu finden. Seine Eltern lässt er mit seinen sechzehn Jahren bald hinter sich. Nach zahlreichen Begegnungen, Gesprächen und Ausbruchsversuchen geht er das Wagnis ein, sich in eine WG einzumieten. Er ist nun zwar endlich den Nörgeleien und Streitereien seiner Eltern entkommen, das große Glück aber bleibt ein Traum für die ferne Zukunft. Zärtlich, liebevoll, zur rechten Zeit auch wagemutig bahnt sich Addi einen Weg durch das unübersehbare Dickicht der Welt.

Man begleitet den Helden durch ein Jahr der Wirrnisse und der Liebessuche. Sehr genau beobachtet die Autorin QueDu Luu die pubertäre Entwicklung eines Jungen, der sich nach Geborgenheit sehnt, stattdessen aber ständig als Zuhörer für seine unreifen Eltern herhalten muss. Auch Balduin, der Obdachlose, zählt zu den Bürden, derer sich der Held nur mühsam entledigen kann. Addi ist jedoch ein verständiger, egoistischer und zugleich mitfühlender Bürger, der mehr Reife zeigt, als alle Erwachsenen in seiner Umgebung zusammen. Die Autorin versteht etwas von der Seele des Jungen, und das ist anrührend und realitätsgerecht in Szene gesetzt.

QueDu Luu
Vielleicht will ich alles
336 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2011
ISBN-10: 3462042955
ISBN-13: 978-3462042955
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Adriana Altaras: Titos Brille

Adriana Altaras: Titos Brille

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Leben nach dem Holocaust in Deutschland, Jugoslawien und in aller Welt.

Mit vielseitigem Witz und wohltuendem Humor beginnt Adriana Altaras ihre biographischen Aufzeichnungen über ihre verrückte, amüsante und nach dem Krieg weit verstreute Familie.

Sie ist Jüdin, wurde in Zagreb geboren, wo ihr Vater bei den Partisanen um Tito mitmischte. Über sein Leben und das ihrer Mutter erfährt sie aber vieles erst, als die Eltern kurz nacheinander sterben, und sie in der seit vierzig Jahren nicht mehr aufgeräumten Wohnung in Giessen an die Hinterlassenschaft der Eltern gerät. Alte Fotos, Briefe und Aufzeichnungen öffnen ihr die Tür zu ihrer Familiengeschichte, in der es ernsthafte Geheimnisse gab.

Ihr Vater flüchtete aus Jugoslawien, als er 1964 im Rahmen der Säuberungen als Jude aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen werden sollte. Über die Schweiz ging er nach Deutschland, wo er in Giessen als Arzt und Professor am Universitätsklinikum eine Lebensstellung erhielt.

Beim Durchforsten der Hinterlassenschaft gelangen zahlreiche Familiengeheimnisse zutage. Mit jüdischem Scharfblick und aufmerksamer Beobachtung entwickelt die Autorin ein filigranes Familienbild. Von kleineren und größeren Liebschaften des Vaters und über mögliche Geschwister aus diesen Verbindungen ist die Rede, und es wird klar, dass es die Familie mit den jüdischen Riten nicht mehr gar so genau nahm. Dennoch wird die Beerdigung des Vaters natürlich nach jüdischem Ritus begangen. Der Kantor lehnt zum allgemeinen Erstaunen seine Alditüte an den Sarg und begeistert später alle mit seinem Gesang. Die Stimme „erhebt sich über Religion, Politik, über den Schnee, die Neustadt und das Klinikum in Gießen hinweg“, und alle hängen an „dieser Stimme mit Alditüte“.

In munterem Ton, der den Ernst nicht auslässt, erzählt Adriana Altaras lakonisch und frech ihre Familiengeschichte, die bis in die Gegenwart zu ihrem westfälischen Mann und den beiden kleinen Söhnen reicht.
Der Bogen ist weit gespannt und lässt uns teilhaben an der besonderen, zugleich distanzierten und doch warmherzigen Erzählkunst, wie wir sie aus vielen jüdischen Beiträgen in der Literatur kennen. Von Jugoslawien und seinen schönen Städten und Stränden, von Tanten, Cousinen und Cousins ist die Rede, die nach dem Holocaust, sofern sie denn überlebt haben, in aller Welt verstreut leben. Man findet sich und freut sich über ein Wiedersehen. Kuriose, dumme Aussagen alter und neuer Nazis mischen die Geschichte auf.

Israel, Anlaufstelle für hunderte von Flüchtlingen, ist nicht das ersehnte Ziel aller Geflohenen. Alles in allem geht es in dieser Geschichte um Freiheit und Bindung, um Konventionen, Traditionen und wie weit man seine Vergangenheit hinter sich lassen kann. Als die Bar – Mizwa des Sohnes David naht, wird das Fest mit allen erreichbaren Verwandten so gefeiert, wie sich das nach jüdischem Brauch gehört.

Mit ihren Streifzügen durch die Gegenwart und Vergangenheit ist Adriana Altaras eine scharfzüngige und ehrliche Analyse gelungen, wie es sich als Jüdin mit dem Ballast einer Vergangenheit lebt, in der die Welt und das Judentum unterzugehen drohte. Sie bleibt sich treu und ist in ihrer Identität Jüdin geblieben, ohne das als aufdringliche Wahrheit zu verkünden.
Auch in ernsten Lagen spart Adriana Altaras die Komik nicht aus, und das Buch gewinnt die Aufmerksamkeit seiner Leser, die sich der klugen und beredt erzählenden Autorin ganz überlassen können.

Adriana Altaras
Titos Brille
272 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2011
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462042971
ISBN-13: 978-3462042979
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Richard Russo: Diese alte Sehnsucht

Richard Russo: Diese alte Sehnsucht

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Der amerikanische Autor Richard Russo erzählt in diesem Roman eine auf den ersten Blick unspektakuläre, stille Familiengeschichte. Es ist die einer Familie aus dem amerikanischen Mittelstand, deren Leben in geregelten Bahnen verläuft. Das Besondere und Fesselnde an diesem Buch ist die Erzählweise, mit der Russo seine Leser in den Bann zieht. Dirk van Gunsteren, der den Roman aus dem Amerikanischen ins Deutsche sehr treffend übertragen hat, wird seinen besonderen Spaß daran gehabt haben. Die leichte Geschichte wird so amüsant und humorvoll dargestellt, dass ich glaube, während der gesamten Lektüre mit einem Lächeln auf dem Gesicht im Sessel gesessen zu haben. Lediglich wenn meine Frau sich hin und wieder mir zuwandte, wusste ich, dass ich mit einem lauten Lacher auf mich aufmerksam machte.

Der geschiedene Jack Griffin, seines Zeichens genau wie der Romanautor Drehbuchschreiber in Hollywood, ist auf dem Weg zur Hochzeit der besten Freundin seiner Tochter. Er weiß, dass es auf Cape Cod ein Wiedersehen mit seiner Ex-Frau geben wird. Und er hat in seinem Kofferraum die Urne seines kürzlich verstorbenen Vaters, dessen Asche er ins Meer streuen möchte, um dem letzten Willen seines Vaters gerecht zu werden. Mit sich allein im Zwiegespräch, ab und zu von einem Telefonanruf seiner Mutter unterbrochen, wird das Leben seiner Eltern, seiner Familie und sein eigenes erzählt. Spießig und kleinbürgerlich kam es ihm immer vor, ein Leben, welches er so nie führen wollte. Sein Streben war der Ausbruch aus der kleinbürgerlichen Welt, weg von der Mutter, die in seiner Erinnerung nie ein freundliches Wort gesagt hatte. Dazu wird es erst viel später ein einziges Mal kurz vor ihrem eigenen Tode kommen. Doch jetzt kann sich Griffin, hin- und hergerissen von seinen Gedanken, nicht für einen Ort am Ufer entscheiden, welcher der Asche seines Vaters angemessen erscheint.
So trifft der Leser Griffin ein Jahr später erneut auf einem Weg zu einer Hochzeit wieder. Dieses Mal ist es die seiner Tochter. Dieses Mal hat er zwei Urnen in seinem Kofferraum. Seine Mutter, die im vergangenen Jahr verstarb, hatte gewollt, ebenso im Meer verstreut zu werden. Aber keinesfalls auf der gleichen Seite der Meeresbucht, nie und nimmer in der Nähe ihres Mannes.

Die Leichtigkeit und der Humor sind dem Pulitzer-Preisträger wahrscheinlich seinen Erfahrungen beim Schreiben von Komödien-Drehbüchern zu verdanken. Einen gehörigen Anteil daran hat meines Erachtens auch der o. g. Übersetzer, der die typisch amerikanischen Sequenzen geschickt und gleichermaßen humorvoll ins Deutsche übertragen hat.

Als es um die Beziehung von Griffins Frau zu dessen Mutter geht, heißt es: „In den ersten zehn Jahren hatte sich die arme Joy (Griffins Frau – Anm. der Red.) bemüht, ihre Schwiegermutter dazu zu bringen, ihr Urteil (über Joy – Anm. der Red.) zu revidieren, in den darauffolgenden zehn Jahren hatte sie versucht zu ergründen, warum dies nicht geschah, und im dritten Jahrzehnt schließlich tat sie, als wäre es ihr gleichgültig. In letzter Zeit schien sie geneigt, sich eine neue, geheime Telefonnummer zuteilen zu lassen. In den Flitterwochen machte sie Griffin unabsichtlich ein Kompliment, indem sie ihn fragte, ob er adoptiert worden sei.“
Ein anderes Mal wird der Vater Griffins folgendermaßen charakterisiert: „Sein Vater spezialisierte sich auf Heckzusammenstöße auf dem Parkplatz von Lebensmittelläden und Einkaufszentren. Alle diese Unfälle geschahen ohne jede Vorwarnung. Das erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte, war der Aufprall selbst, gefolgt vom Kreischen sich verformenden Metalls, dem Klirren von Glas und einem Augenblick tiefer Stille, bevor sein Vater in den Rückspiegel sah und sagte: „Wo kam der denn jetzt her?“ Als Kind war Griffin bei den meisten Unfällen dabei gewesen, seines Wissens nie angeschnallt, und er erinnerte sich, dass er oft einen steifen Hals gehabt hatte.“

Doch nun genug mit den Zitaten, schließlich soll an dieser Stelle nicht das gesamte Buch abgeschrieben werden, was dank der zahlreichen köstlichen Szenen schnell geschehen könnte. Bleiben abschließend nur die Fragen, ob Griffin es tatsächlich geschafft hat, sein Leben anders zu gestalten als seine Eltern und was es eigentlich bedeutet, Familie zu haben?

Topempfehlenswert für alle, die humorvolle Geschichten lieben und über die es sich dennoch lohnt nachzudenken.

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Russo, Richard
Diese alte Sehnsucht
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren
352 Seiten, gebunden
Dumont Verlag, Köln
ISBN-10: 3832195394
ISBN-13: 978-3832195397
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Daniel Clowes: Wilson

Daniel Clowes: Wilson

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Die Geschichte eines hässlichen, komischen und anrührenden Sonderlings.

Schon auf dem Buchtitel blickt uns ein grimmiger Wilson mit seiner dicken dunklen Brille entgegen.
Ahnt man nicht schon, dass hier ein Misanthrop und Miesmacher unterwegs ist?
Das einzig Liebenswerte an ihm scheint sein Hund zu sein, der Anlass zu Spaß, Unterhaltung und vor allem Anknüpfung mit seinen Mitmenschen auf seinen Spaziergängen bietet.

Sein erster Satz im Comic heißt: Ich mag Menschen!
Das wird sich erst noch zeigen, wie es damit steht!
Die Geschichte gleicht einer autobiographischen Erzählung, die in der dritten Person verfasst ist.

In Seite um Seite wechselnden Szenen ergeht sich Wilson in Betrachtungen über seine Mitmenschen, sein Befinden und seine Missachtung denjenigen gegenüber, die mit ihm sprechen und ihm ihr eigenes Leid klagen. „Ach, ist das Leben schwer“, meint man ihn die ganze Zeit klagen zu hören. Seine Mutter ist tot, seine Frau ist ihm weggelaufen und nun droht auch noch der Vater zu sterben. Zuweilen sind seine Gedanken melancholisch, um die Melancholie dann wieder mit einem nonchalanten Ausdruck auszulöschen. Dabei entstehen gelegentlich absurde Vorträge, die Nonsens gleichen. Den Tod der Mutter beklagt er, setzt ihn der Tatsache gleich, dass es so sei, als sähe man das Meer nie wieder, um zuletzt festzustellen, dass er das Meer ja vielleicht gar nicht mag… „ach, Scheisse“…

Es bleibt dabei: ob in der Kneipe, auf dem Gehweg mit Hund oder beim Wiedersehen mit ehemaligen Freundinnen: die Klagen über all das Vergangene, die sich verändernde Zeit, die vermaledeiten Computer: es gibt viel zu lamentieren, und Wilson, der hässliche, misanthropische Sonderling verliert nie die Spur und bleibt sich selber treu. Alle Versuche, seiner Frau und seinem vermeintlichem Kind noch näher zu kommen, sind zum Scheitern verurteilt. Er schimpft und strampelt um ein zu erstrebendes Glück, um zuletzt in weiser Einsicht vor den Regentropfen des Fensters zu sitzen. Hier findet er der Weisheit letzten Schluss: es ist doch alles so einfach; man muss es nur erkennen. Fast eine philosophische Einsicht!

Mit großflächigen und kantigen Bildern wird die Geschichte erzählt und mit Text unterlegt, so dass man ein lebhaftes Bild von dem mittelalten Kauz bekommt.

Ein großartiger Zeichner und Erzähler hat sich in diesem Werk verewigt. Glück für alle Comicliebhaber!

Daniel Clowes
Wilson
77 Seiten, gebunden
Eichborn, November 2010
ISBN-10: 3821861282
ISBN-13: 978-3821861289
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