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Schlagwort: Kirche

Hannah O’Brien: Irisches Erbe

Hannah O’Brien: Irisches Erbe

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Im westirischen County Galway geschieht in einer Kirche in der Vorweihnachtszeit ein Mord. Eine ehrenamtliche Helferin wurde erschlagen. Kommissarin Grace O’Malley ist für diesen Fall zuständig und ermittelt mit ihrem Kollegen Rory Coyne. Es gibt keine Hinweise auf den Täter oder ein Motiv. Am nächsten Adventswochenende geschieht auf ähnliche Weise ein weiterer Mord. Wieder in einer Kirche. Erneut trifft es eine freiwillige Helferin, die dabei war, die Kirche für die bevorstehende Messe herzurichten. Es ist derselbe Priester, der die Leiche findet. Parallelen sind vorhanden. Aber kann wirklich von einem Serientäter ausgegangen werden? Father Duffy ist kurzfristig eingesprungen. Es muss also bezweifelt werden, dass es Absicht war, dass er die Leichen findet, auch wenn seine Vergangenheit eine Rolle spielen könnte.

Aber so einfach ist es nicht. Der Pastor, der eigentlich Messe lesen sollte, hatte einen durch Sabotage an seinem Fahrrad verursachten Unfall. Er liegt im Krankenhaus. Hier zieht also jemand die Fäden. Es gibt keine Zufälle. Eine weitere Verbindung zwischen den Opfern könnte die Gemeinde-Sekretärin Mary O´Shea sein, die für die Organisation jeder Messe verantwortlich ist. Dann ist da noch der Organist Liam O´Flaherty, der auch in jede Messe eingebunden ist. Verdächtige gibt es also, doch das Motiv ist weiter offen.

In diesem Krimi kommt ganz schön was zusammen. Der Autorin gelingt es aber, alles gut sortiert darzustellen, sodass der Leser, wenn er gut aufpasst, nicht den Faden verliert. Grace O’Malley und Rory Coyne ergänzen sich perfekt. Für neue Impulse sorgt der Privatdetektiv Peter Burke, mit dem Grace zusammen ist.
Father Duffy ist, so scheint es, die Schlüsselfigur. Glaubenskonflikte kristallisieren sich immer mehr heraus. Es ist interessant zu sehen, wie scheinbare Zufälle, dann doch eher bewusste Arrangements sind, um das Motiv zu verschleiern. Die Zeugen halten sich zurück mit ihren Aussagen, können sich nicht erinnern oder verstricken sich in Lügen. Jeder hat offensichtlich etwas zu verschweigen. Der Fall ist kompliziert und scheint fast unlösbar. Aber Grace O’Malley zieht irgendwann die richtigen Schlüsse. So kommt der Krimi, zu einem überraschend spannenden Ende!

Rezension von Heike Rau

Hannah O’Brien
Irisches Erbe
432 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423217200
ISBN-13: 978-3423217200
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Leif Davidsen: Der Tod des Patriarchen

Leif Davidsen: Der Tod des Patriarchen

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Der Däne Adam Lassen hält sich weit entfernt von Moskau auf, als er vom gewaltsamen Tod seines Bruders Gabriel erfährt. Auf Grönland wird ein Dokumentarfilm über Klimaveränderungen gedreht, bei dem er als Meteorologe die Hauptrolle spielt.

Adam reist, so schnell es geht, zusammen mit seiner Mutter Anastasia, einer gebürtigen Russin, nach Moskau. Hier war Gabriel enger Vertrauter des russischen Patriarchen gewesen, der, es kann kaum ein Zufall sein, kurz vor dem Tod Gabriels starb, angeblich auf friedliche Weise.

Man hält sich vor Ort sehr bedeckt, was die Umstände des grausamen Todes Gabriels angeht. Als Adam mit Nachforschungen beginnen will, wird er von allen Seiten gewarnt. Auch von seiner Mutter. Die Macht der Kirche, politische Umstände und wirtschaftliche Interessen sind kaum zu durchschauen. Adam wird belogen und hingehalten. Und seine eigene Familiengeschichte spielt, wie er bald erkennen muss, eine wesentliche Rolle. So wagt er es, mit Menschen zu sprechen, die ihm Erkenntnisse verschaffen, ihm aber auch schaden könnten.

Das Buch ist äußerst spannend und liest sich sehr flüssig. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte langsam und mit viel Sinn für Details aufgebaut ist. Betrachtungsweisen werden stets ausgebaut. Dem liegt ein sehr strukturierter Plot zugrunde, sodass man sehr gut folgen kann. Der Autor gibt sich kenntnisreich zu den Hintergründen. Im Autorenporträt kann man nachlesen, dass er unter anderem als Korrespondent in Moskau arbeitete.

Adam ist kein Held. Er empfindet Angst, beim Gedanken an die Aufgabe, die sich ihm stellt. Nicht zu Unrecht, denn bald muss er um sein Leben fürchten. Adam Lassen ist als Figur also sehr gut gezeichnet. Er agiert glaubwürdig, nachvollziehbar und auf eine sehr sympathische Art und Weise.

Das Buch gefällt bis zum sehr überraschenden und überaus gut aufgelöstem Ende.

Rezension von Heike Rau

Leif Davidsen
Der Tod des Patriarchen
Aus dem Dänischen von Anne-Bitt Gerecke
464 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423260637
ISBN-13: 978-3423260633
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Liv Winterberg: Sehet die Sünder

Liv Winterberg: Sehet die Sünder

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Sehr flüssig zu lesender, historischer Roman. Er spielt im Nordwesten Frankreichs, in der Bretagne, im Jahre des Herrn 1440. In dem kleinen Dorf Saint Mourelles verschwinden Menschen. Zunächst wird den Einwohnern nicht klar, ob diese Menschen getötet oder ob sie einfach nur verschwunden sind. Misstrauen gegenüber den Nachbarn und Angst schleichen sich unter die Bewohner des Dorfes, die zuvor eine unverbrüchliche Dorfgemeinschaft bildeten. Es wird von Gottesstrafe gesprochen, es wird eine Heimsuchung des Teufels vermutet oder es wird angenommen, dass es vielleicht doch das Werk eines Wahnsinnigen ist. Protagonisten dieses Romans, wenn man sie als solche bezeichnen möchte, sind Catheline, die Haushälterin des Dorfpfarrers, und der junge Bauer Mathis, der vor kurzem erst ein Krüppel geworden ist, weil er dem Lehnsherren das Leben gerettet hatte. Beide versuchen auf ihre Art Licht in das Dunkel der verschwundenen Menschen zu bringen. Jeder von ihnen hat eine eigene Theorie, die er zu beweisen versucht. Während für Catheline die Spuren ganz eindeutig zum nahe gelegenen Schloss und dessen Herrn führen, versucht Mathis loyal gegenüber dem Baron zu sein, dem er vor kurzem das Leben gerettet hat, und der ihm deshalb in besonderer Weise verbunden ist.

Eine grundlegende Spannung des Romans basiert also auf einer kriminellen Geschichte. Der Leser wird stets bemüht sein, mit dem Protagonisten zu ermitteln und zu rätseln, um zu erfahren, wer hinter den Morden steckt, wie sich herausgestellt hat. Eine weitere Spannung bezieht der Roman aus der Liebesgeschichte zwischen Catheline und Mathis. Mathis weist Catheline ab, weil er nicht möchte, dass sie sich mit einem Krüppel abgibt. Neben den Spannungsbögen hat das Buch einen angenehmen Schreibstil, der sehr gut zu lesen ist. Die historischen Hintergründe und Abenteuer machen Spaß zu lesen.

Winterberg hat außerdem sehr viel Wert darauf gelegt, dass sich der Leser in diesem Roman nicht so verloren vorkommt. So gibt es zu Beginn eine detaillierte Personenübersicht über die Figuren in den einzelnen Abschnitten, zum Ende des Romans gibt es darüber hinaus ein Glossar, in welchem die ausgefallenen Begriffe und auch einige real existierende Figuren beschrieben wurden. In weiteren Notizen beleuchtet die Autorin den geschichtlichen Hintergrund sowohl des Landstrichs der Bretagne als auch konkret den Hintergrund des Inquisitionsprozesses, den es in ähnlicher Weise in der Vergangenheit tatsächlich so gegeben hat.

Ein angenehm zu lesender und spannender historischer Roman mit allem Drum und Dran, was ein solcher Roman bieten sollte. Von meiner Seite gibt es dafür fünf von fünf Punkten.

Winterberg, Liv
432 Seiten, gebunden
Sehet die Sünder
Taschenbuch
DTV, München
ISBN-10: 3423249404
ISBN-13: 978-3423249409

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Lea Korte: Das Geheimnis der Maurin

Lea Korte: Das Geheimnis der Maurin

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Mit diesem Roman schließt die Autoren unmittelbar an den vorhergehenden Roman „Die Maurin“ an. Erneut entführt Sie uns in die Welt von 1001 Nacht. Es geht nicht weniger abenteuerlich als in den originalen Märchen zu. Im Gegenteil, „Das Geheimnis der Maurin“ ist ein klassischer Abenteuerroman durch und durch. Er enthält romantische Passagen genauso wie Schlachten und Gemetzel, so wie es in diesem Genre üblich ist.

Doch zunächst zum Inhalt: Wir befinden uns in Andalusien auf der iberischen Halbinsel im Jahre 1491. Zahra, die Protagonistin aus dem ersten Band, und ihre Familie müssen vor den christlichen Eroberern nach Portugal fliehen. Wir erinnern uns, dass die Mauren durch die christlichen Könige Isabel und Fernando besiegt worden sind. Die Familie Zahras hat die Seidenfarm verkauft und sucht jetzt nach einem neuen Fleckchen Erde, auf dem sie sich niederlassen kann. Sie wird jedoch auf ihrer Flucht von Soldaten überfallen, Zahras Tochter Chalida wird entführt. Die Familie bricht die Flucht nach Portugal ab und Jaime, der christliche Liebhaber der Muslima Zahra, außerdem ist er der Vater all ihrer Kinder, macht sich auf die Suche nach seiner jüngsten Tochter. Anfangs noch optimistisch, das kleine Mädchen schnell wieder zu seiner Mutter zurückzubringen, kehrt er immer wieder mit leeren Händen von seinen Suche zurück. In letzter Verzweiflung wendet er sich an seinen Bruder Gonzalo. Doch Gonzalo war vor Jaime der Verlobte der wunderschönen Zahra. Die beiden Brüder haben jahrelang nicht miteinander gesprochen, weil Gonzalo es nicht verwunden hat, dass sich Zahra in seinen Bruder verliebte.

Mit viel Gespür für Abenteuer und Liebe beschreibt Lea Korte in diesem fiktiven Roman das Aufeinandertreffen dreier Religionen auf der iberischen Halbinsel. Während zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Gläubigen der Religionen des Judentums, der Christen und des Islam friedfertig und sich gegenseitig Kraft gebend zusammengelebt hatten, so brach mit der Machtübernahme der katholischen Kirche ein großes Morden auf der iberischen Halbinsel aus. Der Roman erzählt von den Gräueltaten der katholischen Kirche und ihrer Handlanger. Er erzählt von der Verfolgung der Juden, die als erstes nach der Machtübernahme durch die Christen dran glauben mussten. Und das, obwohl den Machthabern bekannt war, dass die Juden das Geld geliefert hatten, mit denen sie die Mauren besiegen konnten. Der Roman erzählt von der Verfolgung der Moslems, nachdem die Juden zwangsgetauft oder aus dem Land getrieben worden waren. Er erzählt davon, dass es den Moslems letztendlich nicht anders ergehen sollte als den Juden. Als allein gültigen Glauben wollten die Herrscher nur das Christentum sehen. Dieser historische Konflikt wurde von der Autorin hervorragend mit der Familie Zahras in ein fiktives Abenteuer umgewandelt. Denn wie kann ein solcher Konflikt besser dargestellt werden als in diesem Roman. Die starke, und aus heutiger Sicht sehr emanzipierte, Protagonistin ist islamischen Glaubens, ihr Mann hingegen, mit dem sie nicht verheiratet sein darf, gehört dem christlichen Glauben an. Er ist christlich getauft und erzogen worden ist. Während der großen Kämpfe gegen das Christentum (im ersten Roman) kämpfte Jaime auf der Seite der Mauren gegen die christlichen Herrscher. Im vorliegenden Roman ist er von Strafen verschont geblieben und dient als Leibwächter eines den Mauren tolerant gegenüberstehenden Erzbischofs. Der Konflikt zwischen Christentum und Islam besteht also unmittelbar innerhalb der Familie der Protagonistin. Dies ist Konfliktstoff pur, der die Höhen und Tiefen, das Auf und Ab der Gefühle des Lesers erzeugt. Es stellt sich immer wieder aufs Neue die Frage, ob die Liebe zwischen Zahra und Jaime daran zerbricht.

Der Roman lässt den Leser eintauchen in eine Welt voller Exotik, in eine Welt voller orientalischer Gerüche und Düfte, voller orientalischer Geräusche, und dennoch bleibt er gefangen in einer Handlung, bei der er ständig wissen möchte, wie es weitergeht. Lea Kortes Schreibstil ist vergleichbar dem orientalischer Märchenerzähler. Alle Sinne werden mit passenden Vergleichen oder Metaphern bedient, so dass die Gefühlswelt des Lesers freien Lauf nehmen kann. Gleichzeitig werden dabei die notwendigen Genreelemente der Romantik und Spannung so perfekt bedient, dass dem Leser kaum etwas anderes bleibt, als das Buch schnell und zügig bis ans Ende zu lesen. Dabei hat sie mit der Familie der as-Sulamis das Thema des Buches, Toleranz für ein friedliches Zusammenleben aller Religionen, hervorragend übertragen.

Für Liebhaber historischer Abenteuerromane, die einmal über das Rittertum des mitteleuropäischen Raums hinausschauen möchten, ist „Das Geheimnis der Mauren“ ein unbedingtes Muss.

Korte, Lea
Das Geheimnis der Maurin
Knaur Taschenbuchverlag
ISBN-10: 3426509385
ISBN-13: 9783426509388

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Majella Lenzen: Fürchte Dich nicht

Majella Lenzen: Fürchte Dich nicht

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Katholische Kirche kontra Armut und Not.

Majella Lenzen kehrte 1997 zwei Jahre nach ihrem Austritt aus einem deutschen Kloster nach Afrika zurück. Sie hatte bis 1995 vierzig Jahre als Nonne für die katholische Kirche in Afrika missioniert. Auseinandersetzungen mit dem Orden über die Arbeit in der Aidshilfe hatten sie mehr oder weniger unfreiwillig aus dem Kloster ausscheiden lassen. Jetzt beginnt sie ihre Arbeit für eine weltliche Organisation in dem unterentwickelten Land Tansania.

Mit Sensibilität und ständigem Hinterfragen ihrer Arbeit unter den strengen Regeln des Ordens hatte sie zunächst vorsichtig doch dann immer standfester erkannt, dass die katholische Kirche mit ihrem allgemeingültigen Anspruch auf die richtige Moral und Lebensführung dem alltäglichen Leben in Afrika nicht gerecht zu werden versteht.

Aids ist eine Krankheit, die eng mit sexuellen Verhaltensweisen in Zusammenhang gesehen wird. Sie ist in Afrika weit verbreitet. Einzige Hilfe ist Vorsicht. Kondome als probates Mittel zur Verhütung von Schwangerschaft und dem Schutz vor dieser Krankheit werden von der Kirche abgelehnt. Majella Lenzens Handeln orientierte sich jedoch an der täglich erlebten Realität und nicht an abstrakten Dogmen.

Sie schildert ausführlich die Zustände in den Slums von Tansania oder Simbabwe, wo sie zeitweilig gearbeitet hat. Die Widersprüche in der moralischen Haltung der katholischen Kirche gegenüber den Armen und Kranken dieser jenseits jeder zivilisatorischer und hygienischer Standards existierenden Länder waren für die ehemalige Nonne nicht auszuhalten. In einem langen, inneren Kampf beschließt sie ihren Weg zurück in die bürgerliche Gesellschaft. Wie schwer dieser Weg war, erzählt sie mit bemerkenswerter Offenheit und Klugheit. Ihre Geschichte ist ein Lehrstück über Doppelmoral, Intrige, Gruppenzwang und Selbstfindung. Man staunt darüber, wie weltfremd die katholische Kirche in der dritten Welt agiert und mit ihren dogmatischen Vorstellungen an der Realität vorbei geht. Doch Majellas Austritt aus dem Kloster lässt ahnen, wie schwer ein solcher Schritt ist, da er ihr auch die soziale Absicherung nimmt. Sie kämpft später für die Rechte „Ehemaliger“, tut sich mit Gleichgesinnten zusammen und rechtfertigt anhand von Beispielen ihren Austritt aus dem Orden immer von Neuem.

Mit ihrem eigenen Schicksal zeigt uns Majella Lenzen, wo es der Kirche an Einsicht und Toleranz im gesamten hierarchischen System mangelt.

Aufschlussreich und wichtig ist Majella Lenzens Beitrag, in dem zahlreiche Themenkomplexe wie Armut oder die Mentalitätsunterschiede zwischen schwarz und weiß und arm und reich aufgezeigt werden. Die Krankheit Aids ist ihr Thema ebenso wie die ungute Machtstellung der katholischen Kirche mit ihrem machohaften Gebaren gegenüber Andersdenkenden und Abtrünnigen.

Majella Lenzen hat offensichtlich mit diesen Aufzeichnungen ihrem Herzen Luft gemacht, um endlich ihr Selbstwertgefühl zu dokumentieren und ihren Frieden zu finden.

Majella Lenzen
Fürchte Dich nicht
253 Seiten, gebunden
Dumont Buchverlag, Oktober 2012
ISBN-10: 3832196897
ISBN-13: 978-3832196899
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Jussi Adler-Olsen: Erlösung

Jussi Adler-Olsen: Erlösung

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Zugegeben, zunächst hatte ich Schwierigkeiten, in den Stoff einzusteigen. War mir anfangs etwas zu lahm. Das dritte Buch dieses Autors ist mein erstes. Ich kannte die Figuren noch nicht und musste mich zunächst an die bunt zusammengesetzte Mannschaft, bestehend aus dem Chef Carl Mørck, dem Assistenten Assad aus Syrien und der Hardcore-Punkerin Rose, gewöhnen. Der stets grantelnde Mørck macht es einem nicht leicht. Doch dann wurde es immer fesselnder.

In Schottland wurde von Jahren eine Flaschenpost gefunden. Nach Strömungslage konnte sie nur aus Dänemark kommen. Doch dann wird die Flasche noch auf dem Fensterbrett bei der Polizei vergessen, bis sie einige Jahre später jemandem auffällt. Da stellt man fest, dass der Brief in der Flaschenpost mit Blut geschrieben wurde. Nun wird das Fundstück an die Kopenhagener Polizei weitergeleitet. Es ist ein Fall für das Sonderdezernat Q von Carl Mørck.

Das fesselnde an diesem Buch sind die zeitlich nicht genau parallel laufenden Erzählperspektiven aus verschiedenen Ansichten. So gibt es den Strang um die Polizeiermittlungen, den Strang aus der Sicht des Serientäters, den Strang aus der Sicht der Ehefrau des Serientäters. Das Schicksal des Mörders, der in einer extrem-religiösen Familie aufgewachsen ist, wird dabei so präzise geschildert, dass man geneigt ist, Mitleid mit ihm zu haben und zu verstehen, warum er die Kinder religiöser Familien entführt und umbringt. Infolge der Asynchronität der parallelen Handlungen wird der Leser in die Lage versetzt, bereits zu wissen, was demnächst geschieht. Er ist den handelnden Figuren immer einen Schritt voraus, wird aber auch über das Geschehen in den Handlungssprüngen aufgeklärt, falls es welche gab. So beginnt eine rasante Jagd auf einen perfiden Serienmörder, der so ganz nebenbei noch seine Ehefrau aus dem Weg räumt.

Bei all dem stressigen Ermitteln lässt Adler-Olsen den Humor nicht außen vor. Im Gegenteil, die Dialoge zwischen Carl und seinen Kollegen weisen sich als höchst humorvoll und satirisch aus. Assad, der aufgeweckte Assistent erweist sich als cleverer Gesprächspartner und ermittelt mit hervorragenden Ergebnissen, obwohl er kein Polizist ist. Den “Profis” in den oberen Etagen, denn das Sonderdezernat Q hat seine Räume im Keller des Polizeipräsidiums, kann er beweisen, wer ein ebenbürtiger Ermittler ist. Selbst Rose birgt so ihre eigenen Geheimnisse. Und wenn der Chef gar mit der Polizeipsychologin turtelt, bekommt die Szenerie etwas vom “letzten Bullen”.

Wenn gerne mit süffisantem Humor und einer gehörigen Portion Thrill ins Bett geht, der kommt um dieses Buch nicht herum.

Jussi Adler-Olsen
Erlösung
Der dritte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q
Thriller
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
592 Seiten, Klappenbroschur
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423248521
ISBN-13: 978-3423248525

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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Ursula Meyer: … brenne auf mein Licht

Ursula Meyer: … brenne auf mein Licht

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Der sechste Fall für Kommissarin Züricher in Münster ist ein spannender und unterhaltender Roman von Ursula Meyer. Die Kriminalschriftstellerin überzeugt mit detailreicher Milieukenntnis, sowohl was Münster und dessen Umgebung als auch die kirchlichen, regionalen Zusammenhänge angeht. An manch einer Stelle hätte eine Beschreibung nicht so umfangreich sein müssen, weil die Nerven des Lesers ohnehin wegen der kriminellen Spannung strapaziert wurden.

In einem Kindergarten wurde die anonyme Ankündigung eines Entführung entgegengenommen. Dieser Brief erweckt Besorgnis, denn bereits vor sechs Jahren waren Kinder aus demselben Kindergarten entführt und später tot aufgefunden worden. Es hat den Anschein, als würde es sich erneut um einen solchen Vorfall handeln und die Polizei hätte es jetzt definitiv mit einer Serientat zu tun. Das Verbrechen soll wie zuvor am Martinstag geschehen. Zwei Wochen bleiben der Ermittlerin und ihrem Team vom KK12 (vermisste Personen), dem Täter auf die Spur zu kommen, bevor das Verbrechen geschehen kann. Fieberhaft wird ermittelt, werden Fragen zu den vorangegangenen Entführungen gestellt, Akten gewälzt. Den Spuren, die ins Bistum führen, muss ebenso nachgegangen werden wie denen, die nach Italien führen. Züricher möchte verzweifeln. Diesen Luxus kann sie sich jedoch nicht leisten, denn im Hafen wird eine Leiche gefunden.

Die Autorin bringt eine große Anzahl Personen in die Handlung. Personen, die zwar nicht unwichtig für den Fortgang der Handlung sind, die aber andererseits nicht so detailliert ausgearbeitet sind, dass sich der Leser mit ihnen identifizieren kann. Eher nüchtern werden die Kommissare, das Personal des Kindergartens und die anderen Personen vorgestellt. Ihre Handlungen und Denkweisen sind nachvollziehbar und plausibel, aber in die Haut von Sieglinde Züricher und ihren Kollegen Max Lückmann kann man nicht schlüpfen.

Alles in allem ein sehr unterhaltsamer und gerne zu empfehlender Krimi aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Kollegen Wilsberg, Börne und Thiel, der nicht lange auf dem Nachttisch liegenbleiben wird, wenn man einmal auf der ersten Seite zu lesen begonnen hat.

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Meyer, Ursula
… brenne auf mein Licht
Sieglinde Zürichers sechster Fall
304 Seiten, broschiert
Waxmann Verlag
ISBN-10: 3830914148
ISBN-13: 978-3830914143
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2011
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